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12 - Prinzipien der Vernunft

"Liebe und nicht Haß, Zusammenarbeit und nicht Konkurrenz, Friede und nicht Krieg sind das Erstrebenswertere." (Bertrand Russell)  

"Das Ende des Lebens und der Beginn des Überlebens."  (Seattle) 

 

 

   Vernunft als Leitmotiv   

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Unsere Welt - ohne lenkenden Gott sich selbst überlassen - hat bisher eine gewaltige Entwicklung durch­gemacht, bei der schließlich auf der Erde ein Lebe­wesen entstand, das nicht nur mit den nötigen Instinkten ausgerüstet ist, um sein Dasein zu behaupten. Vielmehr hat in uns Menschen das Bewußtsein eine Ausbildung erfahren, die es uns ermöglicht, unsere Welt sowohl wahrzunehmen als auch sie zu verstehen.

Unser Verstand erlaubt uns, die Natur zu begreifen und ihr ein Geheimnis nach dem anderen zu entreißen. Der heutige Stand der Naturwissenschaften und deren Realisierung in der Technik zeugen von den überragenden Fähigkeiten unseres Geistes. Damit hat sich in der Natur etwas entwickelt, das erkennend Einfluß auf sie zu nehmen sucht, um sich in ihr besser behaupten zu können. Diese Einfluß­nahme hat inzwischen beängstigende Ausmaße angenommen. Wir vermögen zwar nicht die Naturgesetze außer Kraft zu setzen, das Naturgeschehen jedoch wesentlich zu steuern. Wir ersetzen gleichsam den natürlichen Zufall durch die menschliche Absicht und sind so zu den Herren der Welt geworden, deren weitere Entwicklung wir bestimmen.

Der Verantwortung für das Schicksal dieser unserer Welt genügt aber Verstand alleine nicht. Um unheilvolle Entwicklungen, die unsere Existenz gefährden können, zu verhindern, muß zum Verstand die Vernunft kommen. Es gilt, all unser Handeln nicht nur in seinen Beweggründen zu verstehen, sondern auch in seinen Auswirkungen zu bewerten. 

Letztendlich geht es um die grundsätzliche Frage: Dürfen wir uns unser Leben auf Kosten zukünftiger Generationen gestalten? Oder genauer: Dürfen wir aus Egoismus, Habgier und Bequemlichkeit in einer Welt begrenzter Ressourcen ein Leben in Überfluß und Verschwendung führen und dabei den Fortbestand der Menschheit aufs Spiel setzen? 

Es kann uns nicht erlaubt sein, dem naturgegebenen Trieb zur Arterhaltung entgegen zu handeln. Auch sollten wir uns als Kulturvölker unseres großartigen kulturellen Erbes der letzten Jahrtausende verpflichtet fühlen, das schnöder Gewinnsucht zu opfern verbrecherisch wäre. 

Vielmehr müssen wir bestrebt sein, unsere künftige Existenz in einer voll funktionierenden, "heilen" Umwelt sicher zu stellen. Wir sind daher aufgerufen, Vernunft walten zu lassen auf der Basis von Grundsätzen, nach denen zu leben und zu handeln die Zukunft dieser unserer Welt garantiert.

Solche Prinzipien, die allein vernünftiges Verhalten des Menschen der Natur und damit sich selbst gegenüber bestimmen und deren Befolgung notwendig ist, um unser aller Überleben sicher zu stellen, sollen sich schon aus den bisherigen Erörterungen abgezeichnet haben. Sie sollen hier noch einmal zusammenfassend dargestellt werden, gruppiert nach vier verschiedenen Gesichtspunkten.

 

   Natürliche Prinzipien 

 

Die folgenden Grundsätze lassen sich ganz allgemein aus den Gesetzmäßigkeiten ökologischer Systeme ableiten und begründet deren Funktionieren. Sie müssen notwendig erfüllt werden, wenn die irdische Biosphäre weiterbestehen soll.

Gleichgewicht statt Ungleichgewicht

Der Erhalt der Natur basiert auf dem Gleichgewicht aller in ihr auftretenden Kräfte. Es ist das Fließgleich­gewicht eines Ökosystems, das sich aus den Populationen der verschiedensten Lebewesen und den von ihnen benötigten Ressourcen ihrer Umwelt zusammensetzt. Im wesentlichen wird es durch die in der Zeiteinheit zur Verfügung stehende Energie bestimmt. Ändert sich diese Energiemenge wesentlich, treten aber auch drastische Veränderungen in den Populationsstärken der Lebewesen auf oder werden die natürlichen Ressourcen merkbar verbraucht, so wird das Gleichgewicht empfindlich gestört und treten chaotische Verhältnisse auf. So hat sich heute auf unserer Erde ein gefährliches Ungleichgewicht eingestellt. Ganz allgemein ist daher darauf zu achten, daß Systeme stets im Gleichgewicht verharren.

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Begrenzung statt Schrankenlosigkeit

Zur Erhaltung des irdischen Gleichgewichts sind dem schrankenlosen Wachstum insbesondere der Menschheit und ihres Energieverbrauchs Grenzen zu setzen. Da heute das Gleichgewicht bereits wesentlich gestört ist, ist sogar für eine bestimmte Zeitdauer an ein Schrumpfen zu denken, bis wieder verträgliche Verhältnisse erreicht sind. Energie darf eben nur soviel verbraucht werden, wie an Sonnenenergie natürlich zur Verfügung steht. Auch wenn andere Energiequellen noch reichlich zur Verfügung stehen, ist zum Erhalt der irdischen Biosphäre Begrenzung unerläßlich. Ganz allgemein sind den menschlichen Aktionen Grenzen zu setzen und ist die Natur vor seinem Ausdehnungsdrang zu schützen.

Kreislauf statt Durchfluß

Die Begrenztheit unserer Erde angesichts einer Bevölkerung von mehreren Milliarden Menschen macht es notwendig, daß ihre natürlichen Ressourcen wie Wasser und Luft sowie der Boden mit all seinen Schätzen uns und künftigen Generationen erhalten bleiben. Sie dürfen nicht von unserer Zivilisation in unbrauchbare Abwässer, Abgase und Abfälle überführt werden, an denen die Natur schließlich erstickt. Vielmehr sind alle Stoffe in Kreisläufe einzubinden, die sicher stellen, daß jene, nachdem sie ausgedient haben, wieder voll zur Verfügung stehen.

Vielfalt statt Monotonie

Die Natur kann nur in der Vielfalt ihrer Arten bestehen, die gegenseitig voneinander abhängen. Monokulturen und Artentod bedeuten das Zerreißen komplizierter Wirkungsnetze, die zum Gleichgewicht in der Natur beitragen. Ein einmal verloren gegangenes natürliches Gleichgewicht infolge der Ausrottung von Pflanzen- oder Tierarten kann nur durch den Einsatz großer Mengen chemischer Mittel als künstliches Gleichgewicht aufrecht erhalten werden. Wirtschaftliche Vorteile schlagen so langfristig in ihr Gegenteil um.

Evolution statt Revolution

Unsere Welt hat in den zurückliegenden Jahrmilliarden ihrer Entwicklung eine Komplexität erreicht, die es uns unmöglich macht, sie in all ihren Abhängigkeiten und ihrer gesamten Funktionsweise jemals völlig zu verstehen. Unsere Erkenntnisse werden stets begrenzt bleiben. Daher dürfen Veränderungen an ihr immer nur evolutionär, d.h. in kleinen, umkehrbaren Schritten erfolgen, deren Folgen jeweils abzuwarten und in ihren Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Welt sowohl im Großen wie auch im Kleinen genau zu verstehen sind. 

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Fehlentwicklungen können so leicht wieder rückgängig gemacht werden, ohne größere, bleibende Schäden zu hinter­lassen. Die Dauer der Wartezeit richtet sich dabei selbstverständlich nach der Größe des betreffenden Ein­griffs und seiner Reichweite. Dagegen geben revolutionäre Veränderungen einen Ausgangszustand unwieder­bringlich auf, ohne sicher stellen zu können, daß der neue Zustand besser funktionieren wird. Unsere beschränkten Kenntnisse können immer nur vage Hoffnungen für das Gelingen solcher Veränderungen bereiten und keinen Erfolg garantieren.

 

  Praktische Prinzipien  

Aus den geschilderten natürlichen Prinzipien lassen sich für die Praxis unseres alltäglichen Verhaltens und Handelns eine Reihe von Grundsätzen ableiten, die dazu dienen, die Natur und ihre Ressourcen zu schonen.

Umweltschutz statt Umweltnutz

Diese Formulierung will nicht ausschließen, daß wir die Umwelt nutzen. Sie stellt aber den Schutz unserer Umwelt vor ihren Nutzen und verlangt, daß jeglicher Umweltnutz immer Umweltschutz beinhaltet. Die Natur darf nur derart genutzt werden, daß sie nicht darunter leidet, und ihre Ressourcen dürfen nur soweit verbraucht werden, wie sie regenerierbar sind. Das bedeutet beispielsweise, daß das Kühlwasser technischer Prozesse nicht überhitzt an die Umgebung abgegeben werden darf. Vielmehr muß sein Wärmegehalt etwa als Fernwärme zur Heizung von Wohn- und Arbeitsstätten weiterverwendet werden, so daß geschlossene Kreisläufe bestehen. Das verbietet selbstverständlich große Anlagen, deren Wärmemengen keine nahen Abnehmer finden, so daß unerwünschte Transportverluste entstehen.

Gebrauch statt Verbrauch

Das meint mit anderen Worten auch "Wiederverwendung statt Wegwerfen". Wir müssen unsere Wegwerf­mentalität aufgeben und bewußter mit den Gütern dieser Erde umgehen. Das beginnt mit der Herstellung von Erzeugnissen, die lange Lebensdauer haben. Es verbietet Überzeugungswerbung, die zu suggerieren versucht, daß wieder einmal das Auto, die Möbeleinrichtung oder Kleidung zu ersetzen wären. Und es verlangt die Aufgabe einer Steuerpolitik, die mit der heutigen Subventions- und Abschreibungs­praxis nur so zu Verbrauch und Wegwerfen auffordert.

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Vorbeugen statt Reparieren

Indem man schonend mit der Natur umgeht, sie nicht in ihrem Gleichgewicht stört, kommt man nicht in die Zwangslage, mit teueren Reparaturmaßnahmen die entstandenen Schäden wieder beheben zu müssen. Dabei verursachen solche Reparaturen im allgemeinen an anderer Stelle neue Schäden. In dem man die Umwelt und sich selbst nicht dauernd strapaziert, muß man nicht immer wieder nur reagieren. Heute besteht unser Bruttosozialprodukt ja aus einem stetig wachsenden Anteil von Ausgaben zur Beseitigung zivilisationsbedingter Sach- und Körperschäden. Die Kosten der Krankenversorgung machen das ja in drastischer Weise deutlich.

Optimum statt Maximum

Unsere Wachstumsideologie hat uns in eine unheilvolle Sackgasse geführt. Statt der Quantität der Waren sollten wir aber die Qualität des Lebens suchen. Das mag vielfach sogar "Schrumpfen statt Wachsen" bedeuten. Auf alle Fälle sollten wir uns an das Prinzip natürlicher Rückkopplungskreise erinnern, die allgemein mit "Dämpfung statt Aufschaukelung" arbeiten.

 

   Individuelle Prinzipien  

Für den einzelnen Menschen bedeutet Vernunft die Abwendung von gewohnten Gesinnungspraktiken und das Zurücktreten in die Natur.

Sein statt Haben 

Grundsätzlich gilt es, sich mehr ideellen als materiellen Dingen zuzuwenden. Das heißt beispielsweise, an den geistigen Strömungen unserer Zeit teil zu haben und sich weniger um Modewellen zu kümmern, seine schöpferischen Fähigkeiten zu pflegen und nicht alle Konsumtorheiten mitzumachen. So sollte man sich mehr Zeit gönnen, um als Mensch zu sich selbst zu finden, individuelle Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln, seinen Gedanken nachzugehen oder sich Träumen hinzugeben, und weniger Zeit, um eingespannt in einen eintönigen oder aufreibenden Arbeitsprozeß habgierig einem Einkommen nachzujagen, das dann nur dazu dient, sich am Konsumverhalten zu beteiligen. 

Sein bedeutet auch Individualismus, die Selbstverwirklichung der spezifischen eigenen Persönlichkeit an Stelle der sklavischen Unterordnung unter eine Massengesellschaft mit gleichmachendem Konsumgebaren. Vor allem aber kann Sein nicht die Selbstdarstellung in luxuriösen Statussymbolen sein, wie etwa in "protzigen" Automobilen mit hohen PS-Zahlen, sind solche doch nur krasseste Auswüchse materiellen Denkens. Die Menschlichkeit gegenüber den Mitmenschen ist ausschlaggebend, nicht irgendwelche Besitzvorteile.

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Demut statt Hochmut

Im Verhältnis des Menschen zur Umwelt, zu der ihn umgebenden Natur wie auch zu seinen Mitmenschen gilt es die Rolle des hochmütigen Herrenmenschen aufzugeben, sich Zurückhaltung bzw. Selbstbeherrschung aufzuerlegen und seine Herrschsucht abzulegen. Die Welt kann nur zum Frieden kommen, wenn wir unsere Machtsucht zügeln. Und die Natur erfährt wieder ihre Harmonie, wenn wir uns bemühen, sie nicht zu vergewaltigen und auszubeuten, sondern uns ihr einzuordnen, sind wir ja auch nur ein Teil der Natur, wenn auch der am höchsten entwickelte. Unsere Sonderstellung in der Natur mag uns Grund zu besonderen Rechten geben, sie verpflichtet uns aber insbesondere zu einer Verantwortung ihr gegenüber.

Verzicht statt Verschwendung

Das heißt Genügsamkeit und Selbstbeschränkung statt Maßlosigkeit oder auch Sparen statt Vergeuden. Brauchen wir den wirklich all die Dinge die uns verlogene Reklame glaubt aufschwätzen zu müssen? Brauchen wir all den technischen Firlefanz, der uns nur bequem macht und letztendlich unserer Gesundheit schadet? Brauchen wir beispielsweise ein Zweitauto, brauchen wir überhaupt, ein Auto? Brauchen wir einen Zweitanschluß fürs Telefon? Müssen wir unbedingt unseren Urlaub an den Stränden ferner Kontinente verbringen? Und müssen wir jeden Modewechsel mitmachen? Muß es zu jeder Mahlzeit ein Steak sein? Wenn wir uns des Luxus bewußt werden, an den wir uns gewähnt haben, und der Verschwendung, die wir gedankenlos, ja unverantwortlich angesichts der Not auf dieser Welt, treiben, sollte es uns nicht schwer fallen, einen vernünftigeren Lebensstil zu pflegen. Auf diese Weise könnten viel Energie und viele Rohstoffe gespart und die Natur mehr geschont werden. Die meisten Menschen mögen früher in ihrer Armut unglücklich gewesen sein und für viele gilt das auch heute noch. Sind sie aber mit den Errungenschaften unserer Technik und deren Folgen wirklich glücklicher?

Arbeiten um zu leben statt Leben um zu arbeiten

Schließlich bedarf es in unserer Industriegesellschaft einer wesentlichen Korrektur in der Werteskala. Das Leben muß unbedingt höher eingestuft werden als die Arbeit. Wie viele rackern sich an ihrem Arbeitsplatz ab, machen überstunden, um schließlich feststellen zu müssen, daß sie die besten Jahre ihres Lebens verpaßt haben. Sie müssen sich fragen, ob Verdienst und Karriere all den Aufwand an Nervenkraft, all den Ärger und Streß aufwiegen. Es kann daher nicht darum gehen, immer mehr Arbeit zu schaffen, um alle voll zu beschäftigen. Zwar gebührt jedem ein Anspruch auf einen Arbeitplatz. Aber gearbeitet sollte nicht viel mehr werden, als zur Deckung unserer Grundbedürfnisse nötig ist. Mit viel weniger kommen wir nämlich aus, wenn wir uns von der Sklaverei unnötiger Wünsche befreien können.

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   Zwischenmenschliche Prinzipien  

Die zwischenmenschlichen Beziehungen müssen geprägt sein durch uneigennütziges Verhalten. Nur so wird man "Gleichheit" unter den Menschen erreichen und den Weltfrieden sichern können.

Teilen statt Horten 

Da die Erde endlich und ihre Güter begrenzt sind, kann nicht jeder beliebig viel davon erhalten. Selbst die lebensnotwendigen Dinge müssen unter alle verteilt werden. Keiner darf sich auf Kosten anderer bereichern. Ja, wegen der Notlage der unterentwickelten Länder ist Opfern ein Gebot der Stunde. Gemeinnutz muß an die Stelle von Eigennutz treten. Statt andere auszubeuten ist mit ihnen zu kooperieren, Solidarität an Stelle von Selbstsucht zu üben.

Nachgeben statt Beharren 

Schon das Sprichwort sagt: "Der Klügere gibt nach". Es meint damit nichts anderes, als der Vernunft zu gehorchen, wenn sich in Konfliktsituationen die Fronten verhärten. Das Beharren auf Standpunkten führt stets zur Eskalation der Kräfte und zur Verschärfung der Situation. Es handelt sich um das typische Beispiel von verstärkender Rückkopplung, die schließlich in einer gewaltsamen Lösung, einer Katastrophe enden muß, sofern sie nicht durch das Nachgeben einer der widerstreitenden Parteien überwunden wird.

Gewaltlosigkeit statt Gewalt 

Niemand darf sich zum Herrn über andere machen, sie beherrschen und auszunutzen versuchen. Das schließt selbstverständlich psychische Nötigungen und Zwänge ein, meint dann aber auch physischen Druck. Polizeiliche und militärische Unterdrückung sind nur Zeichen dafür, das Führungsansprüche nicht überzeugend formuliert werden können, bzw. sogar ungerechtfertigt bestehen. Politik, die nur mit Waffen durchgesetzt werden kann, ist gegen die Bürger gerichtet. Das gilt nicht nur für die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse in Ländern, die diktatorisch von Ausnahmezustand zu Ausnahmezustand regiert werden, sondern auch für die Durchsetzung von beispielsweise Kernenergieanlagen mit Waffengewalt in Staaten, die sich Demokratien nennen. Schließlich müssen sich auch die zwischenstaatlichen Beziehungen dieses Grundsatzes annehmen. Indem wir endlich abrüsten statt immer weiter aufzurüsten, wird Krieg unmöglich und Frieden wahrscheinlich.

Liebe statt Haß  

Kein Mensch darf auf Grund seiner Rassen- oder Glaubenszugehörigkeit verdammt werden oder Verachtung finden, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse es ihm verwehrten, eine bessere Erziehung zu genießen und sich einen entsprechenden Lebensstandard anzueignen. Er ist unser Mitmensch und als solcher trotz aller Andersartigkeiten zu tolerieren. 

Auch wenn das christliche Gebot der Nächstenliebe sich in 2000 Jahren kaum durchsetzen konnte, so hat es immer noch Gültigkeit, ja erhöhte Aktualität. Nur wenn wir allen Menschen die nötige Achtung entgegen­bringen, sie vor allem höher als alle anderen Güter auf dieser Welt bewerten und wenn wir auch zukünftige Menschengenerationen einschließen, wird es uns gelingen, uns vor dem Untergang zu retten.

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 Max Albert  1987  Kritik an der vermeintlichen Vernunft