James H. Hatfield 

Das Bush-Imperium

Fortunate Sun 

Wie George W. Bush
zum Präsidenten gemacht wurde

 

detopia:

Beachte die kritische Rezension der NZZ unten.

Das Bush-Imperium  (1999)  Wie George W. Bush zum Präsidenten gemacht wurde  --  Von James H. Hatfield   

     

1999  

( -2001, Freitod)

Google.Buch   Amazon.Buch  

Wikipedia Bush  

 

detopia:  H.htm   

T.Roszak   H.Pinter   G.Butler   L.deMause    A.Gore  

 

Ist es die Macht des Öls, sind es die Seilschaften in Großkonzernen, der US-Armee und der CIA, die aus dem Ölspekulanten George W. Bush erst den Gouverneur von Texas und dann den 43. Präsidenten der USA gemacht haben? Der Autor zeigt auf, wie dieser Präsident "gemacht" wurde, der sich besonders durch Liberalisierung des Waffengesetzes, Ausweitung der Todessstrafe, Missachtung des Umweltschutzes und weltweite Kriegsführung hervortut. "Fortunate Sun" (Originaltitel) erschien 1999 in New York. Wegen persönlichen Rechtsstreits des Autors wurde das Buch vom Markt genommen; die 2. Veröffentlichung im Februar 2000 wurde ebenfalls eingezogen wegen eines neuen Vorwortes; 2001 erschien das Buch zum 3. Mal - Bush und sein Umfeld haben zwar nie Klage geführt betr. unrichtiger Fakten: das ganze Buch gefiel nicht. Der Fall "Hatfield / Fortunate Sun" zeigt, mit welchen Methoden ein Kritiker mundtot gemacht werden kann; der beruflich und wirtschaftlich ruinierte Autor nahm sich im Juli 2001 das Leben.


 

Der Terror und das Imperium    

Vorwort 2002 von Jean Ziegler

 

I.

Der Zusammenbruch der Sowjetunion im August 1991 und das Verschwinden der Bipolarität der internat­ionalen Staaten­gesellschaft weckten überall in der zivilisierten Welt unbändige Hoffnungen. Zum ersten Mal seit 1945 bestand eine reelle Chance, die Welt neu zu ordnen nach den Prinzipien der UNO-Charta und der universellen Menschenrechtsdeklaration.

Das amerikanische Imperium entschied anders: Anstatt die Hand zu bieten zu einem System der kollektiven Sicherheit, weigerte es sich, die ungeheuerliche, während des Kalten Krieges aufgebaute Militärmaschine abzubauen. Gegen das Prinzip der friedlichen Konfliktlösung wählte es den Weg des imperialen Diktates. Gegen die Schiedsgerichtsbarkeit und die multilaterale Diplomatie optierte es für die autistische, unilaterale Weltmachtpolitik. Anstatt normativer Ökonomie und der Verteilung der - vor allem für die Dritte Welt - lebenswichtigen Güter durch multilaterale Konventionen errichtete es den vom amerikanischen Finanzkapital total beherrschten, globalisierten Weltmarkt.

II.

Die amerikanische Kapitaloligarchie, von der die Regierung Bush weitestgehend beherrscht wird, funktioniert gemäß einem Kodex, den man den »Consensus of Washington« nennt. Seine vier heiligen Regeln sind: totale Liberalisierung der Kapital-, Waren-, Dienstleistungs- und Patentströme; Privatisierung des öffentlichen Sektors; Deregulierung und Flexibilisierung aller Sozial- (insbesondere der Arbeits-) Beziehungen.

Dieser »Consensus« wird weltweit durchgesetzt von den Söldnerorganisationen des internationalen, meist amerikanischen Finanzkapitals: der Welthandelsorganisation, des Weltwährungsfonds und der Weltbank. Thomas Friedman, früherer Assistent von Staatssekretärin Madelaine Albright, schreibt: »Damit die Globalisierung funktioniert, dürfen die Vereinigten Staaten nicht zögern, als die unbesiegbare Weltsupermacht zu agieren, die sie sind. Die unsichtbare Hand des Marktes funktioniert nicht ohne die sichtbare Faust. McDonalds kann nicht prosperieren ohne McDonnel-Douglas, dem Fabrikanten der Kampfflieger F-15. Die sichtbare Faust sichert auf der ganzen Welt den Sieg der Technologieprodukte aus dem Silicon Valley. Diese Faust sind die Landstreitkräfte, die Marine, die Luftwaffe und das Marine-Corps der Vereinigten Staaten.«1

Am 28.10.2001 erklärte George W. Bush anläßlich der Kongreßdebatte betreffend das neue Ermächtigungsgesetz in Sachen Außenhandel (»Trade Promotion Authority Act«): »Die Terroristen haben das World Trade Center angegriffen. Wir werden sie besiegen, indem wir den Welthandel noch energischer liberalisieren.«2

Und vor der Welthandelskonferenz in Doha, November 2001, sagte sein Außenhandelsminister Robert Zoellnik: »Die befreiten Kapitalflüsse sind nicht nur ökonomisch äußerst effizient. Sie befördern in der ganzen Welt auch die ethischen Werte der Freiheit.«3

III.

Globalisierung ist täglicher Terror. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Alle vier Minuten verliert ein Mensch das Augenlicht wegen Mangel an Vitamin A. Über 100.000 Menschen sterben jeden Tag am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. 828 Millionen Kinder, Männer und Frauen waren letztes Jahr permanent schwerstens unterernährt. Die FAO errechnet: Die Weltlandwirtschaft könnte heute ohne Probleme zwölf Milliarden Menschen ernähren. Ohne Probleme heißt, jedem Menschen jeden Tag 2.700 Kalorien Nahrung geben.4 Die gegenwärtige Erdbevölkerung beträgt 6,2 Milliarden. Es gibt keine Fatalität, nur imperiale Vernichtung und Arroganz. Wer heute am Hunger stirbt, wird ermordet. Wer Geld hat, ißt und lebt; wer keines hat, hungert, wird invalid und/oder stirbt.

IV.

Vor über 2000 Jahren schon schrieb Marc Aurel: Imperium superat regnum. Das Imperium unterwirft sich alle anderen Mächte. Die Oligarchie des amerikanischen Finanzkapitals beherzigt diese Lektion aufs Trefflichste. Die amerikanische Präsidentschaft hat den Vertrag, das Verbot der Fabrikation und des Verkaufs von Anti-Personen-Minen betreffend, abgelehnt. Sie hat das Kyoto-Protokoll zur Kontrolle der Vergiftung der Luft durch CO2-Ausstoß sowie den Kontrollvertrag betreffend die interkontinentalen, ballistischen, mit Atomsprengkörpern bestückten Flugkörper widerrufen. Sie weigert sich, das Protokoll betreffend der Kontrolle der biologischen Waffen zu unterzeichnen. Sie bekämpft die OECD-Konvention zur Kontrolle der weitgehend kriminellen Offshore-Märkte. Den internationalen Strafgerichtshof (Römer-Konvention, 1998) verwirft sie. Jede Art militärischer Abrüstung ist ihr ein Greuel. Das Imperium tätigt im Jahr 2002 allein 42 Prozent aller Militärausgaben der Welt.

V.

Nichts und niemand kann den fürchterlichen Angriff auf die New Yorker Zivilbevölkerung vom 11. September 2001 erklären, geschweige denn rechtfertigen. Über 3.000 Menschen aus 62 Nationen sind innerhalb dreier Stunden ermordet worden. Aber auch das schlimmste Verbrechen darf die rechtsstaatlichen Grundsätze einer zivilisierten Gemeinschaft, wie es die amerikanische ist, nicht außer Kraft setzen.

Die Terrorbombardements der amerikanischen Luftwaffe auf die afghanischen Städte und Dörfer von Oktober bis Dezember 2001, die menschenunwürdige Behandlung der Kriegsgefangenen sowie die Weigerung, die Genfer Konvention in Afghanistan zu respektieren, sind die Markenzeichen imperialer, menschenverwüstender Arroganz. Bush und seine Akkoliten aus Texas definieren autonom - jenseits aller Völkerrechtsgrundsätze -, wer ein Terrorist ist und wer nicht. 

James H. Hatfields akribisch recherchiertes Buch zeigt den Direkteinfluß der texanischen Ölmilliardäre auf die Familie Bush. Der weltweite Krieg gegen den Terror hat einiges zu tun mit der Profitmaximierung der Investitionen im internationalen, insbesondere mittelöstlichen und zentralasiatischen Erdölgeschäft. Unheimlich ist mir auch die Doppelzüngigkeit des Imperiums. Bush pachtet für sich die menschliche Zivilisation, ihre Moral und deren Verteidigung. Gleichzeitig duldet er die schrecklichen Kriegsverbrechen der Regierung Sharon in Palästina, insbesondere das Massaker an Hunderten von Frauen, Männern und Kindern im Flüchtlingslager von Dschenin, in Ramallah und Nablus im April 2002. Mit großzügigem Schuldenerlaß beschenkt er Vladimir Putin, der in Tschetschenien die Zivilbevölkerung massakriert. Den türkischen Folterschergen läßt er Waffen und Kredite in Milliardenhöhe zukommen.

Traurig als Europäer und Sozialdemokrat stimmt mich die unterwürfige Lakaienmentalität, die so viele meiner Genossen und Genossinnen aus der Sozialistischen Internationale gegenüber den stumpfsinnigen Weltherrscher-Aspiranten in Washington an den Tag legen. Gerhard Schröder und Anthony Blair sind nicht die einzigen.

VI.

Am Nachmittag des 9. November 2001 präsentierte ich meinen Bericht über das Recht auf Nahrung vor der UNO-Generalversammlung in New York. Am Vormittag wurde ich vom Editorial-Board der New York Times zu einem Gedankenaustausch in den Hauptsitz der Zeitung, ins Haus No. 229 West 43. Straße eingeladen. Ich stand Rede und Antwort. Am Gesprächsende stellte ich meinerseits eine Frage: »Wie soll man als Europäer die gegenwärtige Strategie der Administration Bush in Zentralasien verstehen?« Roger Normand vom Center for Social and Economic Rights, der ebenfalls am großen, runden Holztisch saß, antwortete: »It’s oil and the military.«5 Alle Anwesenden nickten zustimmend.

VII.

Ich kenne kaum ein faszinierenderes, vielfältigeres und kreativeres Volk als die Amerikaner. In Greenwich-Village und an der Columbia-University habe ich während vier Jahren mehr über die Menschen und die Welt gelernt als während irgendeiner anderen Zeit meines Lebens. Amerikanische Gastfreundschaft und Warmherzigkeit sind mir unvergeßlich.

Die amerikanische basisdemokratische Opposition gegen die Rassengesetze in den frühen sechziger, die Opposition gegen den Mörderkrieg in Vietnam in den frühen siebziger Jahren sind Sternstunden der Menschheit. Amerikanische Studentinnen und Studenten, Gewerkschafter, Priester, Schriftsteller, Journalisten, einfache Bürgerinnen und Bürger haben leuchtende Seiten in das Buch der Geschichte geschrieben. Michael Harrington, der Freund von Willy Brandt, ist mir unvergeßlich.

Hatfield und sein großartiges Buch gehören in die lange Reihe dieses für alle Völker der Welt beispielhaften Widerstandes. Er hat diesen Widerstand mit seinem Leben bezahlt. Wir schulden ihm Bewunderung, Dankbarkeit und Solidarität.

Jean Ziegler, 
Genf im April 2002

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Neue Zürcher Zeitung:  https://www.nzz.ch 

Dubioses über Bush und das System 

James H. Hatfields Biographie des Präsidenten 

 

Seit je eignet sich der Präsident der USA zum Gegenstand von Diskussionen und Publikationen. Das liegt nicht zuletzt an der Machtfülle, die der Mann im Oval Office geniesst: Laut Gesetz ist er Staatsoberhaupt und Regierungschef, kombiniert also zwei Rollen, die in parlamentarischen Herrschaftsformen meist getrennt sind. 

Bringen Nachforschungen eines hartnäckigen Reporters den Exponenten in Misskredit, verfolgt die globale Zuschauergemeinde, durch Watergate sensibilisiert, das Drama wie den möglichen Niedergang eines Helden Shakespeares – und genüssliches Schaudern dominiert. Heikel wird es aber, wenn die Glaubwürdigkeit des Rechercheurs in Zweifel zu ziehen ist. Denn dann geraten mehr als nur Einzelheiten ins Zwielicht. Dies gilt auch für James H. Hatfields Buch über George W. Bush. 

Ein Buch mit Geschichte 

Der Band, eine unautorisierte Biographie, konzentriert sich auf die Jahre Bushs in Texas, wo der 1946 geborene Patriziersohn 1994 Gouverneur wurde, ehe er 1998 die Wiederwahl gewann, um bald darauf den höchsten Posten der Vereinigten Staaten anzustreben. Hatfield nennt eine Reihe pikanter Details. Während jedoch zum Beispiel bekannt ist, dass Bush bis zum 40. Lebensjahr dem Alkohol sehr zusprach, will der Verfasser von drei anonym bleibenden Quellen erfahren haben, der Texaner sei 1972 wegen Kokainbesitzes verhaftet worden. Damit nicht genug: Vater Bush habe Seilschaften genutzt, um den Vorgang aus den Akten zu tilgen. 

1999, kurz nach Auslieferung der Studie, kam heraus, dass Hatfield wegen Anstiftung zum Mord fünf Jahre in Haft gewesen war. Der Journalist beteuerte, man bringe ihn mit einem Namensvetter durcheinander – einen Beweis blieb er schuldig. Und folglich beseitigte die New Yorker St. Martin's Press die 90.000 Exemplare des Titels. Ärger gab es ferner mit der andernorts herausgegebenen Neuauflage im Jahr 2000, wegen der von zwei Publizisten formulierten Einleitung. Ein weiteres Mal erschien die Arbeit – mit renoviertem Prolog – im Juni 2001, was wohl trotz allem eine Genugtuung für den Urheber war. 

Das Druckhaus der jetzt erhältlichen deutschen Ausgabe, der Bremer Atlantik-Verlag, teilt indes mit: Hatfield, «beruflich ins Aus gesetzt und wirtschaftlich ruiniert», hat sich am 18. Juli 2001 umgebracht. 

Kritik an Protektion 

Der Vorwurf des Drogenmissbrauchs, der auf breite Resonanz stiess, ist krass, und manche andere Anschuldigung klingt fadenscheinig – unter anderem weil selbst Zitate nirgends genau belegt sind; stattdessen gibt es eine inkomplette Bibliographie, die extra zu bestellen oder online zu betrachten ist. Mithin wirken ellenlange Ausführungen darüber, wie Bush von Kindesbeinen an protegiert worden sei, eher von Sozialneid motiviert denn vom Wunsch, in nachvollziehbarer Weise Unredliches zu offenbaren.

Dabei befasst sich die Veröffentlichung gewiss mit Bereichen der Neuen Welt, die kritikwürdig sind. Kaum jemand leugnet etwa, dass es jungen Leuten möglich war, kraft connections dem Vietnamkrieg zu entgehen. Man weiss: Die Absolventen der Elitehochschulen placieren ihren Nachwuchs gern ebendort. Niemand heisst es gut, wenn sich in einem Staat Konzerne über Spenden politischen Einfluss sichern. Und wer in diesen Breiten hätte gedacht, dass noch im Jahr 2000 im Hightechland USA archaische Wahlzettel zum Einsatz kommen (darauf rekurriert der Autor David Cogswell im Postskriptum)? 

Die Angriffe auf Einzelne – das gesamte Umfeld der Bushs gerät schliesslich unter Beschuss – sind freilich letztlich Unterstellungen; deshalb verpufft die damit oft verbundene Systemkritik. 

Jean Zieglers Lob 

Gänzlich ärgerlich wird es, wenn simple Angaben falsch sind: So ist die Courage des bewunderten Vietnamveteranen und Senators John McCain umstritten; so zählte das renommierte Internat Andover nie zu den Universitäten der Ivy League; und so ist Ewan McGregor kein amerikanischer, vielmehr ein schottischer Schauspieler. Ausserdem missfallen neben etlichen spröden Sprachgefügen die Kreationen blumiger Schülerpoesie, spürbar beispielsweise im Satz: «Der anhaltende Applaus der Menge schien die kalte, feuchte Luft zu erwärmen, die die Zeremonie der Amtseinführung einhüllte.» 

Derlei hielt Jean Ziegler, UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, nicht davon ab, die mit zahllosen Schmähungen versehene Schrift in einer kämpferischen Vorbemerkung als «akribisch recherchiert» und «grossartig» zu bezeichnen. Keine Frage: Der Atlantik-Verlag hat sich mit ungewöhnlichen Texten, etwa mit vergessenen Romanen Schwarzamerikas, einen Namen gemacht. Diesen setzen die Verantwortlichen allerdings mit dem «Bush-Imperium» nun aufs Spiel. 

Thomas Leuchtenmüller 

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