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10   Das Prof - Ein voreiliger Lexikoneintrag

11-Philologe   12-Erhabenheit   13-Ökoko 

 

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Prof, n.* — ausgestorbene, sich am Ende des 20. Jahrhunderts explosionsartig vermehrende Unterart der Gattung Neunmalklug, zu der auch die dickfelligen Apparatschiks und agilen Experten gezählt werden, die in der freien Wildbahn noch hier und da vorkommen, aber aufgrund konsequenter Bejagung keine größeren Schäden mehr anrichten. *(d-2005:)  n. = neutrum 

Obwohl das Prof in jeder kleineren Universitätsstadt in Scharen auftrat, sind Skelettfunde selten, weil die meisten Exemplare über kein Rückgrat verfügten. Ein solcher anatomischer Rigorismus war nämlich jener Geschmeidigkeit und Anpassungsbereitschaft im Wege, die es dem Prof erlaubten, seinen Wissensdurst immer dort zu stillen, wo die Finanzquellen sprudelten. Und falls sich beim Nachwuchs Verhärtungen auszubilden begannen oder gar eine unselige Anlage zum aufrechten Gang durchschlug, zögerte man nicht lange mit einschneidenden Maßnahmen.

Üblicherweise standorttreu und an dem Genüge findend, was Lichtenberg die »gelehrte Stallfütterung« nennt, wurde das Prof weltläufig, sobald es der Fortpflanzungs- und Vermehrungstrieb überfiel. Zur Balz kamen die Gattungsvertreter zu Hunderten und Aberhunderten in sogenannten Kongreßzentren zusammen, wo sie sich durch Vorträge und Referate gegenseitig befruchteten. Als ernsthafter Forscher galt dabei nur der, der schon seit Jahren nicht mehr wußte, ob er Männlein oder Weiblein war, und folglich waren auf solchen Veranstaltungen Jungfernzeugung und die auf eine funktionierende Klimaanlage angewiesene geistige Fernbestäubung die Regel.

 wikipedia  Georg_Christoph_Lichtenberg 

Um die sexuelle Verwirrung vollkommen zu machen, erklommen eines Tages auch noch vollbärtige Feministen das Podium, die im Brustton der Überzeugung ein ihnen lange vorenthaltenes akademisches Mutterrecht einklagten. Das Prof änderte daraufhin freudig erregt die Ausschreibungstexte, denn der Konfusion und Verkomplizierung galt seine geheime Leidenschaft. Und wenn das eigene Fach in dieser Beziehung zu wünschen übrig ließ, wurde die Forschung interdisziplinär und deckte auf diese Weise den Unübersichtlichkeitsbedarf ihrer Betreiber.

 

Gewöhnlich lebte das Prof von dem Glauben an die eigene Bedeutung, verschmähte aber in mageren Jahren auch das Wohl der Menschheit nicht, von dem es lange zu zehren wußten. Seinen Daseinszweck erblickte es in der Analyse, d.h. der Atomisierung und Verhackstückelung von Wirklichkeit in all ihren Erscheinungsformen. Und da sich in der Beschränktheit der Meister zeigt, zerteilte und untergliederte das Prof zunächst einmal sein eigenes Tätigkeitsfeld derart, daß jedes immer mehr über immer weniger herausfand, bis die Koryphäen schließlich alles über nichts wußten.

Der Erfolg dieser Methode war durchschlagend. Die Theologie hatte im Handumdrehen den letzten Gott, der es noch mit ihr aushielt, vergrault und fiel vom Glauben ab. Die Literaturwissenschaft erkannte in der Lust am Lesen ihren erbittertsten Widersacher und zwang ihn so nachdrücklich in die Knie, daß ein freiwillig zu einem schöngeistigen Buch greifendes Drittsemester nicht einmal mehr in schöngeistigen Büchern vorkam. Die Liebe zur Weisheit galt in der Philosophie als sicherer Ausweis des Dilettantismus und Banausentums. Die Psychologie war stolz auf ihre Seelenlosigkeit, die Chemie auf ihre Gifte, die Physik auf den Nebel in ihren Kammern, die Informatik auf ihre Ausschaltung von Sinn, die Genetik auf das durchgebrachte Erbgut. Kurz, Heere von Profs arbeiteten, sofern sie nicht aus Gewissensgründen und im kargen Solde der Rüstungsindustrie den Frieden sicherten, selbstlos daran, die Geistes­wissen­schaften vom Geist und die Naturwissenschaften von der Natur zu erlösen.

Der Grad der am Ende des zweiten Jahrtausends erreichten Hirnlosigkeit und Unnatur war denn auch höchst ermutigend, zumal das Prof einen neuen Verbündeten gefunden hatte, dem es sich mit der gewohnten Eilfertigkeit kompatibel machte, den Computer. Dieses erstaunliche Gerät kannte nur Ja-nein-Entscheidungen und räumte ein für allemal mit jenem unberechenbaren Womöglich auf, das die glasklare Logik des Prof schon viel zu lange mit seinen unliebsamen Überraschungen zum Narren gehalten hatte.

Endlich brauchte sich niemand mehr mit einer widersprüchlichen Realität herumzuschlagen, weil die saubere empirische Basis jetzt vom Datenspeicher geliefert wurde. Das Prof war am Ziel seiner Wünsche. Und während es darauf wartete, daß die künstliche Intelligenz die Lösung der Restprobleme ausdruckte, konnte es sich sogar eingestehen, daß es eigentlich nie besonders gern nachgedacht hatte und vernünftig gewesen war. Warum das Prof ausgerechnet auf dem Gipfel seines Erfolgs ausstarb, bleibt ein Rätsel. Vielleicht aber hat sein Verschwinden eben damit zu tun, daß es das Vielleicht zum Verschwinden bringen wollte.

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11  Vom Philologen, der auszog, ein Büchernarr zu werden

 

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Man stelle sich vor, ein Philologe war verlorengegangen, hatte die Fronten gewechselt, sich abgesetzt aus dem Lager der Textbegutachter, Textverwerter und Textverarbeiter ins Niemandsland der Geschichten. Er erlag, so das kollegiale Gerücht, den Verlockungen der freien Wildbahn, konnte der Unbändigkeit seiner Natur und dem Raunen und Rauschen nicht länger widerstehen.

Hinter dem Dornengestrüpp der Paradoxa, tief im Dickicht der Phantasie döse er jetzt in der Sonne, während er früher, wie es sich gehörte, die bleiche Haut zu Markte trug, um Referate, Festschriftbeiträge und Projektskizzen darauf feilzubieten. Oder es treibe ihn zum Strand, den er bei Ebbe mit ungehörigen Legenden bedecke:

»Ich und meinesgleichen, wir wollen Amphibien sein. Mit allen Wassern gewaschen, tummeln wir uns in den Fluten eines Ozeans, der Literatur heißt. Wir besitzen verschließbare Ohren und Nasen, damit uns beim Auftauchen die Expertenschelte und der stechende Geruch der Wissenschaftsmeiler nicht anfechten. Im Erzählspeck fließen wir über die Hindernisse, und selbst die Felsen der Abstraktion schrecken uns nicht.

Vielleicht bewegen wir uns dort etwas behäbiger als das Kleingetier, das durch die Spalten und Ritzen wieselt und hast-du-nicht-gesehen wieder in den Tiefen seiner Materie verschwunden ist. Dafür aber kommen wir auch nicht staub- und knochentrocken daher, sondern tropfnaß und glitzern im Licht.

Es ist hohe Zeit, daß die Herumnörgelei scholastischer Landratten aufhört, die uns vorhalten, daß wir das Wasser trüben, wenn wir vom Ufer aus hineingleiten, und daß wir beim Anlanden Pfützen hinterlassen. Diese Opfer analytischer Lobotomie, die vergessen haben, was Literatur ausmacht, gehören nämlich selbst in Scharen in die Brandung getrieben — zwecks gründlicher Kopfwäsche. Vielleicht sickert dann endlich wieder in die Hirne, daß es eine Lust ist zu lesen und kein Joch und daß die Geschichten unendlich viel kostbarer sind als alle Auslassungen ihrer Exegeten.

Die Philologie muß schwimmen lernen, wenn sie ihrem Namen wieder Ehre machen will. Wir Amphibien könnten und sollten die Zunft zu Kopfsprüngen bewegen. Und wenn wir dabei auch noch die eine oder andere Seejungfrau auf unsere Seite ziehen, dann wird die Liquidierung und Undinisierung schon in Gang kommen.

Und wenn nicht? Dann spielen wir, die wir auf- und abzutauchen verstehen nach Herzenslust, bei Landgängen eben unseren letzten Trumpf aus: das dicke Fell. Und um der Literatur das über die Ohren zu ziehen, braucht es weiß Gott mehr als die aller hochschulorten angebotenen Diplomstudiengänge für Transieder.«

Man stelle sich vor! Genau das schriebe der Narr. Dort im Sand. Versunken. Mit dem Rücken zu seinem wieder aufbrausenden einzigen Leser.

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12  Neue Erhabenheit?

 

 

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Die postmodernen Abstauber, allen voran Maître Lyotard, wienern seit kurzem an dem letzten Monument herum, das die Philosophie des 18. Jahrhunderts der unberührten Natur errichtet hat, dem Erhabenen. Der Grund für den frischen Hochglanz, den sie diesem Begriffsdenkmal verpassen möchten, ist aber keineswegs Pietät, Trauer um etwas unwiederbringlich Verlorenes. Vielmehr steckt eine putzmuntere Eitelkeit dahinter. Die Dezentrierten sind darauf aus, ihre eigenen Züge im Erhabenen zu spiegeln, sich selbst mittels Berührungszauber philosophisch zu sublimieren.

Dabei hat die Großmannssucht die Spezialisten in Sachen Dekonstruktion so verblendet, daß ihnen das Offensichtlichste verborgen bleibt: Das, was sie aufpolieren, ging schon längst in tausend Stücke.

Auf diesem vergewaltigten Planeten gibt es nichts Unberührtes, nichts Überwältigendes, nichts Erhabenes mehr. Weder in der Natur noch unter der Schädeldecke. Das Erhabene hat sich vor dem allgegenwärtigen gnomenhaften Gewiesel, der myriadenfachen Ausbeutung, Abnutzung, Zivilisierung, Humanisierung, dem touristischen und massenmedialen Vampirismus zurückgezogen in die grandiosen Wüsteneien des Mars, auf die Monde des Saturn, hinter die kosmischen Dunkelwolken in den Tiefen des Alls, wo es die High-Tech-Spannerei unserer Raumsonden bis zum Ende der Tage nicht mehr aufspüren wird.

Die hienieden so fleißig bearbeiteten Scherben werfen deshalb ein reichlich gespenstisches Bild zurück. Halbwahrheiten und wirre Assoziationen huschen darüber hin, das Wiederkäuen und Nachäffen begrinst seine Virtuosität, ein verbohrtes Spezialistentum, gegen das die Spätscholastik der Inbegriff der Weltoffenheit war, treibt Schindluder mit eigenen und mit fremden Köpfen.

Gewiß, auch Harakiri ist eine Kunst, wer wollte das leugnen. Und vielleicht sind die denkerischen Selbst­verstümmelungen und Ausweidungen notwendig, an der Zeit, unverzichtbar. Vielleicht muß sich die Philosophie abschinden und häuten, um sich wieder wohl fühlen zu können. Alles möglich — aber erhaben? Nein! Von den Poststrukturalisten wäre genau die Gegenkategorie unserer Jämmerlichkeit wiederzuentdecken, eine Auslotung unserer Niedertracht vorzunehmen gewesen.

Die Chance ist vertan. Selbstüberhebung bleibt die Karikatur des Sublimen. Was nun? Warum versuchen wir es nicht mit dem mühelosen, mit dem kleinen Schritt vom Erhabenen zu jener Lächerlichkeit, die es immerhin noch mit uns aushält?

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13  Das Ökoko

Rückblick auf eine verwilderte Epoche

 

 

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Wie so häufig in der Geschichte von Epochenbegriffen ist die Bezeichnung <Ökoko> als Sieger aus einem semantischen Verdrängungswettbewerb hervorgegangen, in dessen Verlauf es seine zeitgenössischen Konkurrenten wie <Postmoderne> oder <Abklärung> nach und nach ausschaltete. Diese Tatsache entbehrt im vorliegenden Fall nicht einer gewissen Pikanterie, weil das das Ökoko auszeichnende — also ökologische — Denken gerade durch seine entschiedene Abkehr vom darwinistischen Prinzip des sich durchsetzenden Stärkeren geprägt ist. Wie dem auch sei, für die Jahrzehnte um die Jahrtausendwende gilt der Terminus Ökoko inzwischen ebenso ausschließlich wie Renaissance oder die Analogiebildung Rokoko für die ihnen zugeordneten Zeitabschnitte.

Trotz der immensen Forschungsanstrengungen, welche die mit dieser Epoche befaßte Disziplin, die sogenannte Ökokologie, auf die Erhellung des Ursprungs ökologischen Denkens verwendet hat, ist die ideengeschichtliche Genese dieser Geisteshaltung aufgrund der prekären Quellenlage nur noch ansatzweise und bruchstückhaft rekonstruierbar. Fest steht lediglich, daß Bücher wie Der stumme Frühling, Grenzen des Wachstums oder Global 2000 — sämtlich Werke, von denen nur die Titel auf uns gekommen sind — als Menetekel erlebt und gelesen wurden und eine kaum zu überschätzende Breitenwirkung entfalteten, die einen ursprünglich in der Biologie beheimateten Denkansatz zur Weltdeutungsformel dehnte. Dieses Paradigma trat alsdann seinen Siegeszug durch nahezu alle Sphären des gesellschaftlichen Lebens an, um schließlich in einer neuen Religion, dem Evangelium Öko-Ökologs, des Allesbegrüners, zu gipfeln.

Ihrem intellektuellen Habitus gemäß ökologisierten sich die Geisteswissenschaften mit einer sie vom Vorwurf des Modischen befreienden Phasenverschiebung erst kurz vor der Jahrtausendwende, obwohl in den teilweise noch erhaltenen Annalen der Gesellschaft für Amerikastudien eine Arbeitsgruppe zum Thema »Ökologie und Narrativik am Beispiel des jüngeren amerikanischen Erzählens« bereits für das Frühjahr 1983 bezeugt ist.


Der Grund für den anschließenden Siegeszug ökologischer Erklärungsmodelle in den mitgliederstarken akademischen Verwertungsgesellschaften für Literatur, bildende Kunst und Philosophie liegt allerdings im Gegensatz zu den uns verborgenen ideengeschichtlichen Wurzeln offen zutage.

Wie die Industrie- und Gebrauchsgüterproduktion des frühen Ökoko war nämlich auch der universitäre Deutungs- und Sinngebungskomplex an die Grenzen des Machbaren gelangt und befand sich in einer Phase der Stagnation und Rezession. Unter diesen Umständen mußte das neue ökologische Paradigma als Gottesgeschenk erscheinen, bot es doch zweierlei: die ideologische Aussöhnung mit Nullwachstum und Rückschritt als der natürlichen Ordnung der Dinge und unter der Hand das gegenläufige Versprechen, selbst von dieser Naturregel ausgenommen zu sein. 

Andere Kultursektoren demonstrierten schließlich längst die erstaunliche Wirksamkeit dieser Doppelstrategie, denn nichts erwies sich als marktgängiger als die neuen Ideale der Biokybernetik, der sanften Technologie und der Reintegration in die Regelkreise der Natur, und das einzige, was allen Widerständen zum Trotz weiter exponentiell wuchs, war die Kritik exponentiellen Wachstums.

In der kurzen, aber rasanten Entwicklungsgeschichte ökologischer Spekulation feierte so die von diesem Denken anathematisierte Ideologie unbegrenzten Wucherns heimliche und unheimliche Urständ, und keine der etablierten Wissenschaften war willens oder in der Lage, sich dauerhaft den vom neuen Paradigma ausgehenden Impulsen und Rückkoppelungen zu verschließen.

Entsprechend erkannten endlich auch die Literaturwissenschaften die Zeichen der Zeit und lancierten — wie um die eingetretene Verzögerung wettzumachen — ihre Klassiker jetzt um so nachdrücklicher und selbst­verständlicher als die geistigen Zieh- und Gründungsväter des Ökoko. Und eben die Literaten, die früher schon je nach interpretatorischem Tagesbedarf die besten Psychologen, die besten Soziologen, die besten Kommunikationstheoretiker und die besten Dekonstruktivisten abzugeben hatten, bat man nunmehr energisch auf das neue Piedestal* der Ökophilie und feierte das feinsinnige Fließgleichgewicht ihres Erzählens.

*(d-2005:)  Piedestal?

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Da aufgrund der verheerenden Entsorgungsschäden aus dem frühen Ökoko so gut wie keine persönlichen Dokumente überliefert sind, können wir über die Reaktionen der betroffenen Autoren auf die ihnen zugemutete erneute Verpuppung nur Vermutungen anstellen. Begeisterte Zustimmung aber war, wie üblich, wohl nicht die Regel:

»Früher war ich Umweltschützer. Habe über die Leute geheult und lamentiert, die aus Hubschraubern und mit automatischen Waffen die Weißkopfadler abschossen und so weiter. Aber damit ist es aus. Mir ist nämlich aufgefallen«, sagte Trout, »daß Gott kein Umweltschützer ist. Und also ist das auch für alle anderen Frevel und Zeitvergeudung. Schon mal einen von Gottes Vulkanen oder Tornados in Aktion gesehen oder eine Flutwelle? Haben Sie von den Eiszeiten gehört, die er alle fünfhunderttausend Jahre anzettelt? Oder wie steht's mit der Ulmenseuche? Das ist mal eine prima Umweltschutzmaßnahme. Und ich rede von Gott, nicht von den Menschen. Gerade wenn wir die Flüsse wieder sauber haben, wird er wahrscheinlich unsere ganze Milchstraße hochgehen lassen wie eine Zelluloidrolle. Das war nämlich der Stern von Bethlehem, müssen Sie wissen.«  

»Was war der Stern von Bethlehem?« fragte der Fahrer.

»Eine ganze Galaxie, die hochging wie eine Zelluloidrolle«, sagte Trout.

Der Fahrer war beeindruckt. »Wenn ich so drüber nachdenke«, meinte er, »steht wohl nichts über Umweltschutz in der Bibel.«   

»Außer man läßt die Geschichte von der Sintflut gelten«, sagte Trout.  

 

Kilgore Trout ist eine der Lieblingsfiguren Kurt Vonneguts und fungiert hier wie an anderen Stellen als Sprachrohr seines Schöpfers. Vonneguts Werk, das durch einen einzigartigen Zufall überlebt hat, dokumentiert denn auch eine bemerkenswerte Immunität gegen immergrüne Sinnzuweisungen. Das Ökoko wäre gut beraten gewesen, der Skepsis seiner Literaten Gehör zu schenken und sich mit den planetarischen Ausweglosigkeiten einzurichten, statt erneut den Versuch zu unternehmen, sie — koste es, was es wolle — aus der Welt zu schaffen.

Wir wissen heute um die tiefe Aporie im Denken des vergangenen Zeitalters und um die Folgekosten einer heuchlerischen <Sanftheit>, die den Dingen ebensowenig ihren Willen lassen konnte wie die Ausbeuter­generationen zuvor. Wir bedauern den Irrtum; wir beklagen die Tragik der besseren Welten, den Wolfsrachen des Heils, die Verwüstungen der Renaturierer; wir gedenken der Opfer.

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 wikipedia  Kurt_Vonnegut  1922-2007

 wikipedia  Die_Sirenen_des_Titan  1959 

 

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 Ansichten vom Großen Umsonst Essays 1984-1990