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12  Kindliche Sexualität 

 

 

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Sigmund Freud glaubte, Kinder hätten ein aktives Sexualleben, und war der Ansicht, der Grund dafür, warum das nicht vor ihm entdeckt worden sei, hänge mit der Sexualunterdrückung der Gesellschaft zusammen. Doch ungeachtet der Freudschen Ansichten ist es unmöglich, daß Kinder ein Sexualleben haben, solange ihre Sexualität nicht entfaltet ist, das heißt, ehe sie nicht die Pubertät erreicht haben, ehe die Geschlechtsdrüsen nicht aktiviert worden sind. Bis dahin erforschen Kinder Lustzonen, die nach Meinung von Erwachsenen »sexuell« sind. Bei Kindern schleifen sich Hemmungen ein und werden Schuldgefühle geweckt, weil Erwachsene naiven, kindlichen Berührungsspielen einen sexuellen Charakter zuschreiben.

Wir müssen zwischen Handlungen und inneren Erfahrungen unterscheiden. Ein Kind, das seine Genitalien berührt, empfindet ein lustvolles Gefühl. Um sich wohl zu fühlen, muß es sich nicht zwanghaft und immer wieder berühren, solange es sich nicht beständig unglücklich fühlt, weil lieblose Eltern nicht dafür sorgen, daß es sich wohl fühlt. Seine zwanghafte Masturbation ist kein sexueller Akt. Es ist ein Versuch, Spannungen zu lösen. 

Neurotische Eltern geraten in Aufregung über ein solches Verhalten (anstatt sich Sorge über die offensichtlichen Ängste des Kindes zu machen) und ächten gleichsam bestimmte Körperzonen, die so zu »entmilitarisierten Zonen« werden, die nicht einmal das Kind betreten darf. Der Körper des Kindes wird auf diese Weise in einzelne Abschnitte aufgeteilt, und die Abschnitte werden gewissermaßen gegen den Körper abgezäunt; den Händen wird verboten, die Genitalien zu berühren, das Bewußtsein wird gegen Gedanken abgeschirmt, die um bestimmte Körperbereiche kreisen. So kann es geschehen, daß ein Kind, das ständig getadelt wird, weil es sich selbst berührt, sich als innerlich gespalten und schließlich seinen Körper als etwas Fremdes, von ihm Abgetrenntes erlebt.

Wenn ein Kind sich selbst entfremdet, von sich selbst getrennt wird, dann muß es seine Zuflucht zur Phantasie nehmen. Da ihm nicht erlaubt ist, seinen Körper zu erfahren (Gefühle sind körperliche Fakten, sie sind sozusagen der Körper), muß es später zu merkwürdigen Vorstellungen über Sexualität greifen, um überhaupt etwas zu fühlen. So verwandelt sich Normalität in Perversion, weil das Kind von seinem Körper getrennt und in die Welt pervertierter Vorstellungen gezwungen wurde.

Was geschieht nun, wenn verhindert wird, daß ein Kind sich selbst berührt? 

Das hängt von anderen Erfahrungen ab. Es kann zu einer Fixierung kommen, die ihrerseits zur Folge hat, daß das Kind sich dem Zwang ausgesetzt fühlt, irgend etwas zu berühren, mit seinen Händen praktisch nach allem zu greifen (weil es das eine nicht berühren kann). Wenn es dann später sexuelle Regungen verspürt, kann es unter Umständen Mädchen oder seine Geschwister dazu bringen, seinen Körper zu berühren, in der unbewußten Hoffnung, daß genügend Körperkontakt in ihm Gefühle wecken wird, daß Kontakte von außen irgendwie die Betäubung seines Körpers aufheben werden. Auch das Gegenteil kann eintreten. Wenn das Kind an die Billigung der Eltern gebunden bleibt, wenn sie ihm gerade so viel gegeben haben, daß es sich veranlaßt fühlt, ihnen zu gefallen, dann kann es jene frühen Verbote vollständig internalisieren und in seinem späteren Leben überhaupt nicht auf den Gedanken kommen, Sexualverkehr zu haben. Es kann auch gefühlskalt, abweisend und kontaktscheu werden. Dann wird es nicht einmal den Wunsch verspüren, sich und andere zu berühren.

Wie kann man eine solche Entwicklung korrigieren? Durch Körperkontakt? Wenn Körperkontakt im späteren Leben tatsächlich Änderungen herbeiführen könnte, dann wären zur Promiskuität neigende Menschen, die ständigen Körperkontakt und immer neue sexuelle Erlebnisse suchen, um körperliche Berührungen zu erfahren, sicherlich in der Lage, ihre Probleme zu lösen. Um sexuelle Freiheit zu erlangen, muß man die frühen nicht-sexuellen Szenen wiedererleben und sie innerlich bewältigen, indem man die richtigen Reaktionen darauf fühlt.

Das Wiedererleben jener Szenen löst automatisch die richtigen Reaktionen aus, weil diese Reaktionen die richtigen Gefühle sind, die zwar seinerzeit flüchtig empfunden, aber sofort verdrängt worden sind. Einer unserer Patienten kehrte während eines Urerlebnisses zu einer Szene zurück, in der er seiner Mutter unter lautem Weinen erklärt hatte: »Er ist nicht schmutzig. Überhaupt nicht. Er gehört mir, Mama, mir. Mein Körper gehört mir. Ich habe ein Recht, ihn zu fühlen.« An diesem Punkt während des Urerlebnisses begann der Patient unbewußt mit sich zu spielen, seinen Körper spielerisch zu berühren und zu streicheln. Das währte eine Stunde. Der Patient hatte bis dahin nie eine Erektion gehabt, weil er seinerzeit keinerlei sexuelle Regungen verspürt hatte.

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Später erklärte mir der Patient, wenn er heute eine Stunde lang mit seinem Körper spiele, ohne ein Urerlebnis zu haben, dann bekomme er ganz sicher eine Erektion. Das gefühlsmäßige Erleben der richtigen Reaktion führte zur Rückkehr von Gefühlen in der betreffenden Körperzone. Fortan war der Patient nicht mehr impotent, wenn Frauen seinen Penis zu berühren suchten. Ist dies eine Erklärung für die meisten Fälle von Impotenz? Handelt es sich dabei um die Unfähigkeit, im Genitalbereich zu fühlen und stimuliert zu werden?

Das ist ein entscheidender Punkt, an dem ich noch einen Augenblick verweilen möchte. Die frühe Szene, in der eine Mutter zu ihrem dreijährigen Sohn »Nein« sagt, wenn er mit seiner Hand zum Penis greift, wird zum Inhalt eines in sich geschlossenen Erinnerungskreises, der nicht mehr aufgebrochen werden kann, so daß jede Berührung des Penis diese Erinnerungshemmung wieder aktiviert. Die einzige Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu beheben, liegt darin, diesen Erinnerungskreis zu sprengen, das heißt, den Kreis zu aktivieren und eine neue richtige Gefühlsreaktion zu empfinden; damit kann die unbewußte Kraft der alten Reaktion beseitigt werden.

Sonst vermag das Kind, wenn es in der Pubertät sexuelle Regungen verspürt, sich niemals vollständig frei fühlen, wenn es masturbiert. Es mag dann glauben, es fühle sich schuldig, doch tatsächlich werden die alten Hemmungsgefühle wieder aktiviert und durchkreuzen den Wunsch nach sexueller Lust. Man beachte die sich darin äußernde Entwicklung! Hemmung nicht-sexueller Lust in sehr frühem Alter beeinträchtigt die Erfahrung sexueller Lust in einem späteren Alter, das heißt, sexuelle Störungen wie Frigidität und Impotenz haben ihren Ursprung in nicht-sexuellen Erlebnissen und Entwicklungsphasen. Ratschläge über Sexualtechniken und Beschäftigung mit Sexualhemmungen werden die den sexuellen Funktionsstörungen zugrunde liegenden psychischen Mechanismen niemals erreichen.

Ein Patient, der sich während eines Primais eine Stunde lang oder länger streichelt, ist in der gleichen Lage wie jemand, der während eines mit der Kindheit zusammenhängenden Primais heftige Saugebewegungen ausführt — beide erleben verdichtete, zusammengedrängte Erfahrungen wieder, die sich über Jahre hin erstreckt haben können. Der Patient berührt sich nicht aufgrund einer einzelnen erinnerten Episode. Er berührt sich wegen all der Augenblicke, da er es wünschte und nicht konnte. Anschließend kann sein zwanghafter Drang zu masturbieren erheblich an Kraft verlieren, genauso wie jemand, der ein Urerlebnis hatte, in dessen Mittelpunkt der Wunsch zu saugen stand, nachher nicht mehr den Drang zu rauchen verspüren mag.

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Das Verbot, den eigenen Körper zu berühren, tritt nicht isoliert auf. Neurotische Eltern scheinen ihre Kinder ständig daran zu hindern, überhaupt etwas zu berühren. Sie unterdrücken und hemmen die kindliche Neugier, so daß das Kind später keine Neugier mehr zeigt; dann wird es dafür bestraft, weil es ein apathischer Schüler ist und kein sonderliches Interesse an den Lehrveranstaltungen aufzubringen vermag. In einem solchen Falle reagiert das Kind lediglich auf sein frühes Leben, in dem es erfahren mußte, daß es bestraft wurde, wenn es seine Hände nach irgend etwas ausstreckte, wenn es lebhaftes Interesse und Aufgewecktheit zeigte. Das Verbot, neugierig zu sein und sich für seinen eigenen Körper zu interessieren, hat unter anderem eine spätere übermäßige Neugier auf Körper zur Folge — eine neurotische Reaktion, die Nachtbars mit Striptease-Vorstellungen zu einem blühenden Geschäft macht.

 

   Inzest  

 

Es gehört zu den Standardvorstellungen der Psychologie, vor allem der Freudschen Richtung, daß Kinder in einem bestimmten Alter inzestuöse Gefühle gegenüber dem Elternteil des anderen Geschlechts entwickeln und verdrängen müssen. Nach meiner Ansicht handelt es sich dabei um eine irrige Vorstellung. Inzestuöse Gefühle sind neurotisch. 

In ihren Untersuchungen an Schimpansen hat Jane Goodall festgestellt, daß Inzest selten, wenn überhaupt vorkommt. Sie ist der Auffassung, daß die enge und langdauernde Beziehung des kleinen Schimpansen zu seiner Mutter die mütterliche Rolle ganz genau festlegt. Der junge Schimpanse betrachtet die Mutter bei Eintritt in die Adoleszenz nicht als ein Sexualobjekt. Wenn die Mutter tatsächlich eine Mutter ist, die beständig für ihr Kind sorgt, es schützt und wärmt, dann entwickelt ein Kind, so scheint es jedenfalls, keine Inzestgefühle. Wenn eine Mutter eine andere, nicht notwendigerweise verführerische Rolle spielt, wenn sie sich ablehnend und unmütterlich verhält, dann mag das in einem Kind inzestuöse Wünsche auslösen.

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Wenn ein Kind vernachlässigt wird, ein verzweifeltes Bedürfnis nach Wärme verspürt, kann es dieses Bedürfnis erotisieren, weil es nicht in der Lage ist, dieses Bedürfnis auf direkte und offene Weise mit seinen Eltern zu befriedigen. Dann vermischen sich Liebesbedürfnis und Sexualität, und mit dem Liebesbedürfnis können Inzestwünsche auftauchen. Doch nach meiner Meinung sind inzestuöse Gefühle nicht unvermeidlich. Aus den Untersuchungen von Jane Goodall können wir unter anderem lernen, daß Jungtiere lange mit ihren Müttern zusammenleben; daß die Mütter mit ihren Kindern viel Körperkontakt und Zärtlichkeit austauschen und daß sie ihren Jungen viel Schutz gewähren. Die Affenmütter gehen nicht zur Arbeit oder einkaufen. Sie sind für ihre Kinder da.

Nicht unwesentlich ist, daß Jane Goodall festgestellt hat, daß unter Schimpansen selten, wenn überhaupt Homosexualität anzutreffen ist. Ich erwähne diesen Punkt, weil einige Fälle von Homosexualität, die wir behandelt haben, sich auf das verführerische Verhalten von Müttern zurückführen ließen, von Müttern, die ihre Kinder unbewußt an sich fesseln und von allen Frauen fernhalten, um zu verhindern, daß in den Kindern Inzestwünsche aufkommen.

Einer der Gründe für die Wirksamkeit der Primärtherapie besteht darin, daß die Patienten über ihre sexuellen Schwierigkeiten mit dem Therapeuten nicht nur reden, sondern sich selbst berühren, ihren Körper fühlen und tun, was sie nie haben tun dürfen. Die konventionelle Therapie konzentriert sich für gewöhnlich nur auf das Aussprechen von Problemen, über die der Patient niemals hat sprechen können. Als wenn es dabei nur um Worte und Gedanken ginge! Solche gleichsam aufspaltenden Methoden nehmen auf den Körper des Patienten keine Rücksicht. Ein Exhibitionist kann beispielsweise während eines Urerlebnisses in der Therapiegruppe seinen Penis zur Schau stellen und den Grund für seinen Exhibitionismus gefühlsmäßig erfassen (»Ein großer Penis ist nicht widerlich und abstoßend, Mamma«). Er sitzt nicht in einem Sessel und redet nur über seinen Exhibitionismus.

Die normale Entwicklung der Sexualfunktionen ist mithin keine Frage sexueller Erziehung. Sie ist vielmehr eine Frage von Erziehung im weitesten Sinne des Wortes — von Erziehung, die deutlich macht, daß Gefühle wünschenswert sind. Ein so erzogenes Kind wird bei Eintritt in die Pubertät ein fühlender Mensch sein, der unter dem Eindruck sexueller Aktivierung, die mit der Pubertät einhergeht, obendrein sexuelle Gefühle hat.

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Sexualerziehung heißt, daß Eltern ihren Kindern die Möglichkeit geben, ausdrucks- und reaktionsfreudige Menschenwesen zu werden, die später auch in der Lage sind, in ihrem Sexualverhalten ausdrucks- und reaktionsfreudig zu sein. Sexualerziehung heißt ferner, daß den Kindern gestattet wird, sich ohne Einschränkung körperlich zu entfalten, ständig ihre Bewegungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen, daß ihnen nicht fortwährend vorgehalten wird: »Sitz endlich still!«; nur so können sie in ihrem späteren Sexualleben den Körper ungehemmt und frei einsetzen.

Schließlich heißt Sexualerziehung, daß das Kind nicht gezwungen wird, irgendein entscheidendes Gefühl zu verdrängen, denn durch diese Verdrängung wesentlicher Persönlichkeitsanteile wird das Kind daran gehindert, ein Mensch mit Gefühlen zu werden. Im Grunde genommen, das heißt im eigentlichen Sinne des Wortes, gibt es keine Sexualerziehung. Es kann lediglich darum gehen, einem Kind zu erlauben, es selbst zu sein, so daß es sich zu einem Menschen mit sexuellen Empfindungen entwickeln kann.

 

   nancy 

 

Nach drei Tagen primärtherapeutischer Behandlung begann ich zu fühlen, als ich mich an eine Szene erinnerte, die bereits zuvor viele Male blitzartig in meinem Bewußtsein aufgetaucht war, ohne daß ich irgend etwas damit hätte verbinden können. Meine Mutter und ich brachten die Zimmer im oberen Stockwerk unseres Hauses in Ordnung. Da rief meine Mutter nach mir. »Schau dir dies an«, sagte sie und schwenkte einen blutigen Schlüpfer meiner Schwester vor meinem Gesicht hin und her. »Das wird dir auch passieren!« 

Mein Gott, so weihte sie mich in das Geheimnis des Lebens ein.

Ich hatte das Gefühl, eine dumme, gemeine Mutter zu haben, und unmittelbar darauf kam ein Gefühl des Abscheus vor meinem Körper auf. Dieses Gefühl war so stark, daß sich mit ihm sofort der Gedanke an Geschlechtsverkehr mit meinem Mann verband. Auch dabei fühlte ich Abscheu. Wenn ich versuche, mit meinem Mann Verkehr zu haben, dann steht meine Mutter hinter mir und sagt:  »Welch ein erniedrigendes Schauspiel deiner tierischen Natur. Wir sollten uns solchen Gefühlen nicht hingeben, denn sie sind Teil unserer sündhaften Begierden!« Und so verkrampfte sich mein Körper immer wieder, wurde starr, gefror zu Eis. Dann fiel mir ein weiterer Zusammenhang ein: mein Vater gab niemals zu erkennen, daß er meinen Körper wahrnahm. Er existierte nicht für ihn.

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Er gab niemals Bemerkungen dazu ab, wie ich aussah, wie ich tanzte und wie meine Figur sich zu ihrem Vorteil entwickelte — und was am schlimmsten war, er berührte mich niemals!! So war es. Ich hatte keinen Körper!

Nachdem ich diesen Zusammenhang erkannt hatte, geschah alles so schnell, daß ich es kaum behalten konnte. Meine Beine fuhren plötzlich in die Höhe. Ich fing an, sie zu berühren und zu reiben, so heftig ich konnte. SIE SCHMERZTEN NICHT! Zuvor hatte meine Haut bei der leichtesten Berührung entsetzlich geschmerzt. Selbst als Dr. Michael mich untersuchte, als er meinen Unterschenkel abtastete. Das tat so weh (ich habe es ihm nicht gesagt).

Als nächstes berührte ich meine Oberschenkel und mein Gesäß und meinen Magen und den Brustkorb und dann, OH — meine Brüste! Sie fühlten sich so rund und weich und warm an. Dann, und es durchfuhr mich wie ein Blitz, streichelte ich meine Brustwarzen. Ich fühlte sofort, wie meine Genitalien vor Erregung zu zittern anfingen. Helen sagte zu mir: »Meinst du nicht, daß es ein bißchen schwierig ist, einen neuen Körper zu fühlen, wenn man all diese Kleider anhat?«

Zuerst zögerte ich, doch dann konnte ich dem Gefühl nicht widerstehen. Ängstlich legte ich meine Kleider ab und dann fühlte ich begierig alles an mir. Ich spielte mit meinen Daumen, als ich meine Hände spürte. Ich spreizte die Finger mal so, mal so, und sie fühlten sich so geschmeidig an. Dann durchzuckte es mich — KEIN SCHMERZ! Die Arthritis in meinen Händen war verschwunden! Im Motel setzte ich meine Entdeckungen fort. Nachdem ich mir praktisch die Kleider vom Leib gerissen hatte, legte ich mich aufs Bett und dachte, ich könne hundert Männer verführen und Gefallen daran finden! Ich, die gute frigide Nancy! Ich fühlte meine Genitalien. Sie waren weich und warm, naß und schlüpfrig. Ich schlief ein, mit vollständig ausgebreitetem Körper — die Beine gespreizt, die Arme sorglos über dem Kopf verschränkt — mein Gott! Ich kann es immer noch nicht glauben. Vorher mußte ich immer zusammengekrümmt wie eine Kugel schlafen.

Jetzt leuchteten Farben vor mir auf, als hätte ein grauer Nebelschleier sich verzogen. Meine Oberschenkel kribbelten, als würden sie zum erstenmal von Blut durchströmt.

Nach einem meiner Geburtsprimals verspürte ich einen Ruck, als hätten sich meine Beine plötzlich von Tausenden von Stricken befreit. Am meisten beglückte mich, daß meine Fußgelenke, Beine und Hüften nicht mehr so entsetzlich schmerzten. Ich konnte tatsächlich den halben Lotus-Sitz (eine Yoga-Stellung) einnehmen, ohne daß meine Knie in die Luft ragten.

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