Dirk Maxeiner 

Hurra, wir retten die Welt 

Wie Politik und Medien

mit der Klimaforschung umspringen

 

2007   230 Seiten 

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Schade um das Geld, 2008 Von Ehrenreich

Ein empfehlenswertes Buch für alle die, die bei Begriffen wie 'Umwelt-Klimaschutz', 'Nachhaltigkeit', 'Generationsvertrag', 'Bevölkerungs­explosion' im Lexikon nachschlagen müssen. [...] Unser Planet ist mit diesem Buch jedenfalls nicht zu retten.


 

Wie Dirk Maxeiner mit der Klimaforschung umspringt 

 2008 Von Dr. Roland Puntigam 

 

Dieses Buch ist, gelinde gesagt, eine Zumutung. Im Klappentext heißt es, Maxeiner "nimmt die Wissenschaft gegen ihren Missbrauch in Schutz". Das Gegenteil hätte man der Wissenschaft gewünscht. Denn bei der Lektüre wird bald offenbar, dass Maxeiner mit Wissenschaft so seine Probleme hat.

"Wer sich intensiver mit der Klimamaterie beschäftigt, kommt immer wieder zu der Erkenntnis: Nichts ist so klar, wie es auf dem ersten Blick scheint." (S.23). Wer würde ernsthaft behaupten, dass das Klima auf den ersten Blick klar scheint? Es handelt sich hier um eine der komplexesten wissenschaftlichen Fragestellungen der Gegenwart.

Aber wenn Maxeiner schon an den einfachsten wissenschaftlichen Fragestellungen scheitert, kann man sich darüber und den ganzen Rest schon nicht mehr richtig wundern. Dass er es trotzdem versucht, liegt vielleicht an einem Kindheitstrauma: "Ich weiß es nicht. Dieser Satz fällt mir schwer, seit er in der Schule meine Versetzung gefährdete." (S.10)

Zum Beispiel: Warum ist der Himmel blau? Maxeiner: "Der irdische Sauerstoff absorbiert das weiße Licht dergestalt, dass die blauen Wellenlängen übrig bleiben." (S.29). Falsch, Maxeiner, nicht versetzt. Die Moleküle des Atmosphäre (nicht nur der Sauerstoff) _streuen_ den höherfrequenten Anteil des Lichts wesentlich stärker (nämlich proportional zur vierten Potenz der Frequenz) als den niederfrequenten.

Wäre die Physik tatsächlich so, wie sie Maxeiner sich vorstellt, dann sähen wir eine blaue Sonne an einem schwarzen Himmel. Das Beispiel ist prototypisch für Maxeiners Darstellung von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Hört sich vielleicht zunächst irgendwie nicht unplausibel an (es kommen Sonnenlicht, die Atmosphäre und die Farbe Blau vor), beim näheren Hinsehen ist die Darstellung aber grundlegend falsch und hat mit der beobachteten Natur nur noch sehr wenig zu schaffen.

Aber na ja, Streuung, Absorption, ist ja auch alles nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint. Oder, um noch mal zu zitieren, "Zu kurz ist die Lebensspanne unserer Art, um die großen Zahlen der Erdgeschichte wirklich fassen zu können" (S. 51). Eine Einstellung, die Bände spricht, gerade für jemanden, der sich den Schutz der Wissenschaft gegen Missbrauch auf die Fahnen schreibt.

Auch Computer machen alles nur noch schlimmer: "Nachdem sich die Fehlbarkeit der menschlichen Geistes herumgesprochen hatte, wurden Computer mit dieser schwierigen Aufgabe betraut. Die Gefahr dabei: Wir irren weiterhin, aber auf viel höherem Niveau."

Und so weiter, und so weiter.

  Wer sich ernsthaft mit dem Thema Klimawandel auseinander setzen will, sollte um dieses Machwerk einen weiten Bogen machen. Und wer es doch liest, sollte sich die Zeit nehmen, die vielen halbwahren oder falschen Aussagen Maxeiners zu hinterfragen. Das ist vielleicht nicht immer ganz einfach, gerade wenn man keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund hat. Aber wenn man wirklich wissen möchte, wer wie mit der Wissenschaft umspringt, dann ist es jedenfalls der Mühe Wert.

Am Ende habe ich mich nur noch gefragt, warum jemand so ein Buch schreibt. Ist gar der bekennende Autoliebhaber Maxeiner 

"Mein Leben in sieben Autos" —  maxeiner-miersch.de/maxeiner_leben.htm ) ein bezahlter Lobbyist der Autoindustrie? 

Wahrscheinlich ist die Antwort noch banaler, nämlich: 

"Ich gebe bei jedem political-correctness-Thema möglichst frontal Kontra, lache mich über alle schlapp, die mein Buch kaufen und medienrelevant kontrovers darüber diskutieren, und verdiene damit das Geld fürs nächste Auto und die nächste Kiste Wein".

In dem Sinne: 

Prost und lasst das Gummi glühen! 

Die kosmische Strahlung wird's schon richten!

 


Hurra, Dirk Maxeiner ignoriert und verdreht die Fakten     2008 Von Babelsguy aus Potsdam 

Das Buch ist gut gemacht und fällt durch einen angenehmen Ton auf. Tatsächlich werden sogar einige der wissenschaftlichen Hintergründe leidlich korrekt wiedergegeben. 

Und natürlich übertreiben die Medien alles und jeden — nur nicht der Medienprofi Dirk Maxeiner, der das Buch aus lauter Besorgnis um die Welt geschrieben hat.

Insgesamt verdreht sich Herr Maxeiner die Welt aber auch wieder so, wie er sie für das Buch haben will - nach meiner ersten Schätzung sind mindestens die Hälfte seiner "wissenschaftlichen" Aussagen fehlinterpretiert, aus dem Kontext gerissen, von vielfach diskreditierten Wissenschaftlern wie Lindzen zitiert, über- oder untertrieben und vor allem kaum jemals mit dem Stand der Erkenntnis abgeglichen, den sich jedermann in wenigen Minuten z.B. auf < realclimate.org > und ähnlichen Seiten abholen kann.

Und so finden sich längst widerlegte alte Märchen und Verdrehungen wie die von den kosmischen Strahlen, die die Wolkenbildung stärker beeinflussen sollen als irdische Ursachen, von angeblich die ganze Welt über einen Löffel balbierenden Computermodellen, der Übermacht des Wassers als Klimatreiber einerseits, des andererseits aber angeblich nur vermuteten Treibhausgaseffekts von Wasserdampf, dem Rückgang der globalen Temperatur zwischen 1940 und 1976, dem Nachlaufen des CO2-Signals gegenüber dem Temperatursignal usw. und so fort.

Es fehlt nicht einmal der Hinweis auf die Schwierigkeiten, das Wetter für ein paar Tage vorherzusagen, mit der Implikation, das Klima könne doch deshalb schon gar nicht für Jahrzehnte vorhergesagt werden. Dass das Wetter ein kurzfristiges, kleinräumiges und chaotisches System ist, das Klima dagegen ein großräumiges Trendsystem, erwähnt der Autor nicht. Spätestens hier wird deutlich, dass Maxeiner zwar eine gute Schreibe hat, das Thema aber nicht wirklich beherrscht. 

Da fällt seine Rundungsschwäche (2x3=4,5 auf Seite 34) schon kaum noch ins Gewicht.

Von einem seriösen Journalisten, der sich selbst die Skepsis als Orden an die Brust heftet, hätte ich erwartet, dass er seine (oder oft genug: anderer Leute) Positionen mit wirklichen Klimaforschern diskutiert und schaut, wie viel davon noch übrig bleibt.

Tatsächlich gibt es in der Klimaforschung jede Menge Unsicherheiten im Detail, und die beteiligten Wissenschaftler sind die letzten, die das nicht jederzeit offen einräumen. Was "Skeptiker" wie Maxeiner aber regelmäßig vergessen: Unsicherheiten können in beide Richtungen wirken. Und der allgemeine Trend, um den herum es bei fortschreitender Klärung der Unsicherheiten Ausschläge geben kann, scheint derzeit klar: Der Klimawandel findet statt und der Mensch ist der Hauptfaktor.

Den zweiten Stern meiner Bewertung verdient sich Maxeiner mit der Beobachtung des Medienrummels um das Thema mit all seinen Übertreibungen, die es Autoren wie ihm erst möglich machen, mit über weite Strecken unqualifiziertem Skeptizismus weiter Unsicherheit über Ursachen und Folgen der größten Herausforderung der Menschheit zu streuen und damit ein hübsches Sümmchen Geld zu verdienen. 

 

 

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