Theodor Plievier 

 

Bemerkungen über
die Bedeutung der Freiheit
Rede in Frankfurt
 (1948)

 

 

Weitere Werke: 

Des Kaisers Kulis (Roman der deutschen Kriegsflotte)

Stalingrad, Moskau, Berlin (Romane)

Generale unter sich

 

wikipedia.Autor  *1892 in Berlin bis 1955 (63)

DNB.Autor 

Bing.Autor   Goog.Autor

 

detopia:

Umweltbuch  Kommbuch 

Utopiebuch   Sterbejahr   P.htm 

E.Remarque   Max Hoelz  Gregor Gog  

Franz.Werfel   F.Dürrenmatt  

G.Orwell   Ernst.Toller 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

deutschlandfunk  erste-lesung-vor-75-jahren-stalingrad-ein-roman-ueber  2020


wikipedia  Frankfurter Nationalversammlung 

wikipedia  Paulskirchen verfassung 

Unruh:

wikipedia  Fritz_von_Unruh  (1885-1970)

1948  Rede von Fritz von Unruh in der Paulskirche  mp3  

deutschlandfunk.de/vor-70-jahren-fritz-von-unruh-hielt-die-rede-an-die.871.de.html?dram:article_id=417831  2018

youtube.com/watch?v=bn8rs5HIkSs  Kalenderblatt Unruh

Nest-Verlag / Anders

wikipedia  Karl_Anders 

 


 

aus wikipedia 2015:

 

 

Theodor Otto Richard Plievier * 12./17. Februar 1892 in Berlin; † 12. März 1955 in Avegno, Schweiz

war ein deutscher Schriftsteller.

Bekannt wurde er vor allem durch seine Romantrilogie über die Kämpfe an der Ostfront des Zweiten Weltkriegs, bestehend aus den Werken Stalingrad, Moskau und Berlin.

 

Plievier war der Sohn des Feilenhauers Theodor R. Plivier und dessen Ehefrau Albertine L. Thing.

Die Familie lebte im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen, wo Plievier auch aufwuchs und die Volksschule besuchte.

Am Neubau an der Stelle seines Geburtshauses an der Wiesenstraße 29 erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Er interessierte sich schon als Schüler sehr für Literatur und konnte bereits mit 17 Jahren in einer Arbeiterzeitung erste Aufsätze veröffentlichen.[2]

Frühe Jahre bis zum Durchbruch als Autor (1908–1928)

Bereits nach wenigen Wochen gab Plievier im Alter von 16 Jahren eine Lehrstelle als Stuckateur auf und verließ nach einem Streit darüber sein Elternhaus. Er wanderte durch Deutschland, Österreich-Ungarn und die Niederlande. Zurück in der Heimat, meldete er sich als Matrose zur deutschen Handelsflotte. 1910 musterte er in Südamerika ab und arbeitete bis 1913 in Salpeterminen in Chile.

Als er 1914 nach Hamburg zurückkam, wurde er von der Polizei nach einer Schlägerei in einer Hafenkneipe festgenommen und für die Kaiserliche Marine zwangsrekrutiert, wo er die Zeit des Ersten Weltkriegs verbrachte.

Die überwiegende Zeit verrichtete er seinen Dienst auf dem Hilfskreuzer Wolf. Die schlechte Behandlung der Schiffsmannschaft und der Umstand, dass dieses Schiff über 400 Tage keinen Hafen anlief, ließ Plievier – nach eigenem Bekunden – endgültig zum Revolutionär werden.

Im November 1918 beteiligte sich Plievier in Wilhelmshaven an revolutionären Unruhen, die sich schon bald zum bekannten Kieler Matrosenaufstand auswuchsen. Er fungierte dabei als Agitator, verfasste Flugblätter und redigierte Pamphlete der Revolutionäre. 

An der daraus entstandenen Novemberrevolution war Plievier dann nur noch am Rande beteiligt.

Nach Kriegsende verließ Plievier die kaiserliche Marine und begründete zusammen mit Karl Raichle und Gregor Gog die lebensreformerisch gerichtete „Kommune am Grünen Weg“ bei Bad Urach. Es entstand der anarchistische „Verlag der Zwölf“.

Beeinflusst durch die Ideen und Theorien von Michael Bakunin und Friedrich Nietzsche befürwortete Plievier den Anarchismus des Einzelnen und schloss sich konsequenterweise keiner politischen Partei an.

Im Gefolge einer persönlichen Krise, nach dem Vorbild des Dichters und Naturpropheten Gusto Gräser wandelte er sich zum bärtigen „Propheten“ und Inflationsheiligen in Kutte und Sandalen. In Schriften verkündete er eine „Weltwende“, warb um Jünger und wandte sich an die „Brüder, Ahasvernaturen, die ihr suchet im Reiche der Seele“.

An dem von Gräser inspirierten „Zug der Neuen Schar“ um Friedrich Muck-Lamberty nahm er besuchsweise teil.

1920 heiratete er in Berlin die Schauspielerin Maria Stoz. Mit ihr hatte er eine Tochter und zwei Söhne. Plievier gehörte zum Bekanntenkreis von Käthe Kollwitz und wurde von ihr gezeichnet.[4] Außerdem fertigte sie für ihn das Vorblatt (Titel: Hunger) für ein vierseitiges Flugblatt, das er auf seinen Reisen durch Deutschland verteilte.

Er warb damit Geld für Hungerzentren in Russland ein. 

1923, während der Hungersnot in der Inflationszeit, starben seine Tochter Thora und sein Sohn Peter.

Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Plievier bis 1924 als Gelegenheitsarbeiter und erneut als Matrose; später aber auch als Journalist, Übersetzer und Schriftsteller. In diesen Jahren war er wiederum für einige Zeit in Südamerika tätig; u. a. Viehtreiber und als Sekretär des deutschen Vizekonsuls in Pisagua.

 

Erster Erfolg, Emigration und Rückkehr (1929–1947)

Zurück in Deutschland und nach einer einvernehmlichen Scheidung heiratete Plievier 1931 die Schauspielerin Hildegard Piscator; diese Ehe blieb kinderlos. 1929 konnte Plievier mit seinem ersten Roman „Des Kaisers Kulis“ debütieren und wurde damit über Nacht über die Grenzen Deutschlands bekannt.[6] Mit der Schilderung der Kriegsumstände und seiner scharfen Anklage gegen den Krieg sprach Plievier seinen Zeitgenossen aus der Seele – ein Beispiel: Die Eroberungsziele sind unser Verderben, ohne sie wäre Frieden. Wir könnten wieder arbeiten und hätten zu fressen. Und die anderen sind doch auch Menschen. Die Völker müssen zusammenkommen und sich verständigen. Das Morden ist sinnlos. (…) Der Krieg ist ein riesengroßes Geschäft. (…) Nieder mit den Krieg![7] 

Der Regisseur Erwin Piscator inszenierte diesen Roman als Drama (mit Plievier als Darsteller) – Uraufführung am 30. August 1930 im Berliner Lessingtheater.

Roman und Theaterstück waren eine einzige Anklage der Zustände der deutschen Kriegsmarine und der Lebensumstände ihrer Matrosen. Inhalt und Bekanntheit führten nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten dazu, dass dieser Titel auf der Liste der verbrannten Bücher zu finden war.

1933 änderte Plievier die Schreibweise seines Namens von „Plivier“ auf „Plievier“. Nach der NS-Machtübernahme emigrierte Plievier mit seiner Ehefrau in die Sowjetunion. Nach einer Odyssee über Prag, Zürich, Paris und Oslo gelangten sie nach Moskau. Um keine Schwierigkeiten mit der stalinistischen Zensur zu bekommen, verlegte sich Plievier auf reine Abenteuererzählungen und enthielt sich jeglichen politischen Kommentars.  

Wegen des deutschen Angriffs auf Moskau im Herbst 1941 wurde Plievier zusammen mit anderen Immigranten und Ausländern nach Taschkent evakuiert. Während dieser Zeit machte er die Bekanntschaft mit dem Schriftsteller Johannes R. Becher, mit dem er später nach Deutschland zurückkehrte. 

Das Nationalkomitee Freies Deutschland nahm Plievier im September 1943 als ordentliches Mitglied auf.

1945 erschien sein dokumentarischer Roman <Stalingrad> beim Aufbau Verlag in Berlin und gleichzeitig in Mexiko. Für diesen Roman durfte Plievier monatelang gefangene deutsche Soldaten in Lagern bei Moskau befragen und erhielt Zugang zu sowjetischen Akten. Die Erstfassung von <Stalingrad> erschien 1943/44 in der Zeitschrift <Internationale Literatur> in Fortsetzungen (s. editor. Anm. zu "Stalingrad" in: Plievier, Stalingrad, Kiepenheuer & Witsch 1983).

Es war das erste Buch, welches das deutsche Volk über die Einzelheiten des Untergangs der 6. Armee in Stalingrad informierte. Das Buch wurde in 14 Sprachen übersetzt und war das erfolgreichste Buch Plieviers. Dieses Werk wurde später erfolgreich als Fernsehfilm und Theaterstück dramatisiert. Seine Trilogie über den großen Krieg im Osten während des Zweiten Weltkriegs umfasst die Romane Stalingrad (1945), Moskau (1952) und Berlin (1954).

1945 kam er mit der Roten Armee – in amtlicher Funktion – in die Sowjetische Besatzungszone und bezog ein Büro in Weimar. Dort arbeitete Plievier zwei Jahre lang als Landtagsabgeordneter, Verlagsleiter und Vertreter des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Als solcher avancierte er auch bald zum Teilhaber des Gustav Kiepenheuer Verlags.

 

Abkehr vom Kommunismus, Neuanfang in Hamburg, letzte Jahre (1948–1955)

Da Plievier sich mit den sich ändernden politischen Verhältnissen und einem dogmatischen Kommunismus nicht anfreunden konnte, verließ er Anfang 1948 den sowjetischen Einflussbereich und siedelte sich in der britischen Zone an, d.h. nach einer Vortragsreise durch Westdeutschland kehrte er nicht mehr zurück.

Seine Abkehr vom Kommunismus fasste Plievier eindrucksvoll in seiner Rede <Einige Bemerkungen über die Bedeutung der Freiheit>, die er auf dem Schriftstellerkongress in Frankfurt am Main 1948 hielt, zusammen.

Er ließ sich in Hamburg als freier Schriftsteller nieder und heiratete 1950 dort die nur halb so alte Margarete Grote als seine dritte Ehefrau. Danach zog er nach Wallhausen bei Konstanz. 

1953 kehrte Plievier zusammen mit ihr für immer Westdeutschland den Rücken und siedelte sich in Avegno (Tessin) an. Dort starb er am 12. März 1955 im Alter von 63 Jahren an einem Herzinfarkt.

 

Werke:

Aufbruch. Verlag der Zwölf, Berlin 1923 Weltwende. Verlag der Zwölf, Berlin 1923 

Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Kriegsflotte, Malik Verlag, 1930  

Zwölf Mann und ein Kapitän. Novellen, Verlag Weller, Leipzig 1930 

Über seine Arbeit, Malik-Verlag, Berlin 1932 

Der Kaiser ging, die Generäle blieben, Malik-Verlag, Berlin 1932, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M.

Der 10. November 1918. Ein Kapitel aus dem gleichnamigen Roman, Verlag der ausländischen Arbeiter i. d. UdSSR, Moskau 1935 (bearbeitet von A. Wenediktow) 

Im Wald von Compiegne. Iskra revoljucii, Moskau 1939 (Deutsch) Das Tor der Welt. Tudapa, Meshdunarodnaja Kniga, Moskau 1940 (Deutsch) Im letzten Winkel der Erde", Meshdunarodnaja Kniga, Moskau 1941 (Deutsch) Der Igel. Erzählungen, Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1942 Stalingrad, Parkland-Verlag, Köln 2003 (Erstveröffentlichung El libro libre, Mexico 1945), ISBN 3-89340-074-5 Generale unter sich, Ehglücksfurtner Verlag, Mainz 1946 (Auszug aus dem Roman Stalingrad) 

Haifische. Roman, Kiepenheuer, Weimar, 1946 

Einige Bemerkungen über die Bedeutung der Freiheit, Rede zur deutschen Schriftstellertagung in Frankfurt am Main am 20. Mai 1948, Nest Verlag, Nürnberg 1948 

Eine deutsche Novelle, Hertz-Verlag, Bremen 1949 (früherer Titel: Nichts als Episode…) Das große Abenteuer, (Amsterdam, Allert de Lange, 1936, 1. Exilveröffentlichung) Kiepenheuer & Witsch, Köln 1984

Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Kriegsflotte, Verlag der Nation, Berlin 1988

Das gefrorene Herz. Erzählungen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1988

Moskau. Roman, Parkland-Verlag, Köln 2003

Berlin. Roman, Parkland-Verlag, Köln 2003 

 

 

Spiegel 38 / 17.09.1952    spiegel.de  d-21977787.html  1952 über <Moskau> 

 

Noch bevor Theodor Plieviers "Moskau" die Buchläden erreichte, waren die ersten 50.000 Exemplare vergriffen und auch der erste Streit um das Buch entbrannt. Kaum hatte Verleger Kurt Desch vor der Wochenschaukamera seinen Autor begrüßt und das von ihm verlegte Werk vor dreißig Journalisten mit Vorschuß-Lorbeer bedacht, da begannen zwei Vertreter der amerikanischen "Neuen Zeitung" sich über eine Aussage des Buches zu ereifern, die ein mit Sperrfrist herausgegebener dpa-Bericht schon beleuchtet hatte: "Theodor Plievier", meldete dpa, "widerlegt in seinem Buch u. a. die offizielle russische These, daß die Sowjet-Union von dem deutschen Angriff völlig überrascht worden sei und berichtet von geheimen sowjetischen Mobilisierungsmaßnahmen, die durch den deutschen Einmarsch durchkreuzt wurden". Erregten sich die NZ-Leute: "Das ist ja Hitlers These."

Der weißhaarige Plievier, 60, behauptet, es zu wissen. Er zitiert in seinem Buch einen russischen Generalstabs-Obersten, von dessen "absoluter Glaubwürdigkeit" er sich überzeugt habe. Dieser Mann - "er lebt heute im Westen" - hatte, so heißt es im Buch, "so großes Vertrauen besessen, daß ihm eröffnet worden war, was kein Armeeführer ... erfahren hatte: Schon zehn Tage vor Beginn war er über den bevorstehenden Krieg unterrichtet worden".

Theodor Plievier berichtet weiter über eine ihm von dem Zeugen rekonstruierte Unterhaltung, die jener Oberst mit dem Generalquartiermeister des westlichen Militär-Rayons, Klimowski, führte. Generalquartiermeister Klimowski wurde wenige Tage nach dem deutschen Einmarsch zusammen mit seinem Chef, dem General Pawlow, erschossen.

Die Unterhaltung: "Er hat zum Beispiel gesagt: Weißt Du, was Deine Mission bedeutet? Und ich erwiderte: Ja, Woina. Klimowski war sehr niedergeschlagen, denn sein ganzer Stab war abkommandiert zu Lehrgängen, und da offiziell nichts über den nahe bevorstehenden Krieg verlautbart werden durfte, hatte er keine Erlaubnis, den Stab zurückzurufen. Im Gegenteil, er hatte noch weitere Mitglieder des Stabes für Übungen abzukommandieren."

Plievier berichtet weiter von zwei Telegrammen, die alle Truppen des Ural-Wehrkreises auf einen Marsch nach dem Westen vorbereiteten und die Kommandierung zweier Stabsoffiziere zur "Übernahme einer besonderen Aufgabe" nach Moskau befahlen.

Schreibt Plievier: "Beim Generalstab in Moskau erhielt Rewjewkin (so nennt Plievier seinen Kronzeugen im Buch) die Order, nach Witebsk zu gehen als Quartiermacher für die Truppen des Ural. Der zweite nach Moskau kommandierte Offizier, der Chef der Artillerie des Wehrkreises, erhielt die Order nach Riga zu gehen, um dort für den anderen Teil der Truppen Quartier zu machen."

So kann der NKWD-Inquisitor den Rewjewkin fragen: "Krieg, das war Ihnen also zehn Tage vor Kriegsbeginn bereits klar?" - "Nein, zwölf Tage vor Kriegsausbruch." - "Das war schon in Ihrer Kommandierung enthalten?" - "Der Charakter der Kommandierung ließ nicht daran zweifeln."

Erbittert argumentierten die Vertreter der "Neuen Zeitung" gegen den im dpa-Interview enthaltenen Satz - offensichtlich ohne das Buch zu kennen. Sie fürchteten "eine neue Legende".

Buchbesprecher Dr. Hupka vom Bayrischen Rundfunk sah die gleiche Gefahr in der Verlags- und Illustrierten-Schlagzeile: "Noch eine Division - und Moskau wäre gefallen."

Autor Plievier blieb unberührt. Auf seinen Wunsch wurde zwar der Interview-Satz dahingehend präzisiert, daß nicht "die Sowjet-Union", sondern "die Sowjet-Führung am Tage des Kriegsausbruchs" nicht völlig überrascht wurde. Aber im übrigen blieb Plievier fest: "Alles, was ich in bezug auf historische Figuren geschrieben habe, ist xmal geprüft und nach bestem Wissen verbürgt."

Seine dichterische Arbeit habe lediglich darin bestanden, die Masse des vorhandenen Materials auf bestimmte, aus der Wirklichkeit entwickelte Buchfiguren und deren Erlebnisse zusammenzudrängen. "Eine Reportage über dieses Thema hätte 6000 Seiten gefressen."

Der Verlag Kurt Desch jedenfalls kündigte Plieviers "Moskau" an als "einen grandiosen Bericht, in dem jede Zeile von der Aufrichtigkeit des Autors zeugt, der unermüdlich die Wahrheit gesucht und sie dann in ihrem hochdramatischen Ablauf als Roman gestaltet hat". Plieviers Buch sei "... die gültige Aussage über die Schicksalsstunden Deutschlands und Rußlands".

Verbürgt ist demnach, daß der damalige Außenminister Molotow in der entscheidenden Sitzung des Polit-Büros, in der es um die Räumung Moskaus ging, den Vorschlag gemacht hat, mit Hitler zu verhandeln. Dieser Vorschlag wurde mit einfacher Mehrheit niedergestimmt. Plievier, der damals als Emigrant in einem Holzhaus dreißig Kilometer vor Moskau lebte und zusammen mit anderen russischen und Exil-Schriftstellern evakuiert wurde, behauptet, auch über diese internsten Interna zuverlässige Informationen bekommen zu haben. Und zwar von einem Teilnehmer dieser Sitzung.

Der Osten wird Plievier dieses Buch nie verzeihen können: nicht nur wegen der zwei vielleicht historischen Enthüllungen und einer ebenso knappen wie klaren Bloßlegung des Staats-Terrors - sondern auch wegen all dem, was Plievier zu dem Buch sagte. So etwa: "Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich schon 1936 aus der Sowjet-Union abgereist." Oder: "Dieses Buch konnte nur dort entstehen, wo die absolute Freiheit des Schaffens gesichert ist."

Als Plievier sein sehr viel eindrucksvolleres Buch "Stalingrad" schrieb, genoß er noch nicht die "absolute Freiheit". Demzufolge wurden die deutschen Chargen in "Stalingrad" eher ungünstig abgemalt, wohingegen "Moskau" stellenweise geradezu ein Heldenepos auf den deutschen Offizier darstellt. 

Die Wandlung des Revolutions-Barden ist eklatant, und sie scheint dem Autor von "Des Kaisers Kuli" nicht übertrieben gut bekommen zu sein.

Die Sowjets freilich werden Plievier vor allem die Schlußfolgerung verübeln, die er selbst zum Erscheinen seines Buches gezogen hat: "Auf den Seiten des Buches ist noch etwas anderes zu finden, nämlich das Ende einer Legende - der Legende der Unbesiegbarkeit. Ich spreche nur eine geschichtliche Wahrheit aus, wenn ich sage: Es gibt keine unbesiegbare Armee. Die Grande Armée von Napoleon war es nicht. Die Wehrmacht unter Hitler war es nicht. Die Rote Armee ist es nicht."

 

 

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 Theodor Plievier