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 Die <elektrische Aufrüstung> des Haushalts oder Wohin mit dem Überschuß?

  Rieseberg-1988

 

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Die Einzelhaushalte in der Bundesrepublik Deutschland verbrauchen heute ca. 44% der Primärenergie, die Industrie 38% und der Verkehr ca. 18%. Wir können dieses Problem aber auch anders betrachten: Geht man davon aus, daß die Rüstung als nichtproduktiver Bereich ca. 10% (geschätzt) der Gesamtenergie ver­schwendet, dann werden von den Einzelhaushalten — auch wenn die Bundesrepublik 1986 einen erheb­lichen Export­überschuß aufweist — 90% direkt oder indirekt verbraucht. Wendet man sich dem statist­ischen Einzelhaushalt mit vier Personen (Eltern und zwei Kinder) zu, so verteilen sich die einzelnen Verbrauchs­bereiche folgendermaßen: auf Heizung entfallen 56%, auf Warmwasser 6%, auf elektrische Geräte 6,4%, auf das Auto 31% und auf Licht ca. 0,6%.

Offenkundig ist demnach, daß große Sparpotentiale im Heizungs- und Automobilbereich liegen. Da die elektrischen Geräte im Haushalt, die den größten Strombedarf haben - Waschmaschinen, Geschirrspüler u.ä. -, zur Wärme­erzeugung benutzt werden, kann man sie gemeinsam mit der Warm­wasser­bereitung betrachten und kommt so immerhin auf einen Anteil von 12% — auch hier sind Sparreserven vorhanden.

Eine der Ursachen für den hohen Energieverbrauch der Haushalte liegt in den schlechten Wirkungsgraden, die hier erreicht werden. Der Gesamt­wirkungs­grad unseres Energie­verbrauchs liegt bei 25%, d. h., 25% der Primärenergie kommt in den Einzelhaushalten an. Dort wird sie aber von Geräten verbraucht, die konstruktions­bedingt einen Wirkungsgrad haben, der zwischen 10 und 30% schlechter ist als der vergleichbarer Profigeräte. Dies ist leicht an Einzelbeispielen feststellbar. Eine beliebige Elektrobohrmaschine für Profis hat beispielsweise eine Leistungsaufnahme von 740 Watt und eine Abgabe von 460 Watt. Die Heim­werkerausführung dagegen nimmt 600 Watt auf und gibt 300 Watt ab, d.h., ihr Wirkungsgrad beträgt 50%, während der der Profi­maschine mindestens 60 % ausmacht.

Kaum ein Haushaltsgerät - Spülmaschine, Waschmaschine - erreicht Wirkungsgrade, die höher als 50% sind, d.h., der Einzelhaushalt nutzt effektiv nur die Hälfte der Energie, wodurch die Gesamt­energienutzung auf 12,5% absinkt. Wenn wir jetzt noch hinzurechnen, daß die Mehrzahl der heutigen Konsumartikel mit einem unsinnigen Aufwand hergestellt bzw. vertrieben wird, beispielsweise dadurch, daß Verpackungen, Einwegprodukte etc. gekauft werden, so ist evident, daß die Industriegesellschaften die Energie nur noch zu 5% ausnutzen, mit dem Rest den Boden, die Flüsse, die Meere und die Atmosphäre aufheizen sowie die Umwelt mit Schadstoffen, Schwermetallen und vielem anderen belasten.

Wie ist es nun dahin gekommen, daß sich der Energieverbrauch so zu Lasten des Haushalts verschieben konnte, daß er schließlich die Industrie überflügelte?

Bis zur Anwendung der Dampfmaschine und der kohlebefeuerten Raumheizung waren alle Haushalte sonnen­energetische Kreislauf­organismen. Die Antriebsenergie war in der Regel Muskelkraft, die Nahrungsenergie kam aus einer sonnen­energetischen Landwirtschaft, und die Reste wurden entweder in den Kreislauf zurückgegeben oder als Dünger der Natur wieder zugeführt. Die Körperpflege wurde ausschließlich sonnen­energetisch betrieben, und auch die kulturelle Unterhaltung verbrauchte keine fossile Energie.

Die Haushalte blieben in der ersten Phase der industriellen Entwicklung von dem fossilen Energieverbrauch weitgehend verschont. Lediglich die Raumheizung wurde durch die Entwicklung der Eisen­bahntransport­systeme von Holz und anderen regenerierbaren Energie­quellen auf Steinkohle und Braunkohle umgestellt Diese Umstellung erfolgte vor allem für die großen Städte in nicht einmal 100 Jahren.

Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verlor der private Haushalt mehr und mehr seine autonome Funktion durch die Entwicklung der großen Versorgungs­systeme wie Gas, Wasser, Strom, Telefon, Straßen, Eisenbahn, Rundfunk, Fernsehen, Zentral­heizung und durch die großen Entsorgungs­systeme wie Kanalisation, Müllabfuhr, Straßenreinigung. Die Privathaushalte wurden schrittweise in diese Organisations­systeme integriert. 

Die dabei ausgegliederten Teilarbeitsbereiche unterlagen fortan nicht mehr den eigenen Dispositionen der Familien. Die Möglichkeit einer Mitbestimmung bei Fragen der Gasherstellung, Stromerzeugung oder Wasserversorgung war ihnen genommen; sie waren zum Konsumenten degradiert worden, der die Produkte der großen Versorger abnehmen mußte. Die Familienhaushalte lieferten sich der Politik der Großversorger nicht zuletzt deshalb aus, weil diese ihnen die Abhängigkeit mit einem scheinbaren Anstieg an Komfort versüßten.

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Hierzu einige Zahlen für die Berliner Entwicklung:

Stromabnehmer der Bewag:10  

1885:             28 Abnehmer
1903:       10.573 Abnehmer
1920:       94.899 Abnehmer
1925:     369.205 Abnehmer
1933:  1.128.728 Abnehmer

Trotz der 1933 erreichten Anschlußdichte war der Stromverbrauch in den Haushalten noch sehr gering, handelte es sich doch um reinen Lichtverbrauch, wenn man mal von einigen Bügeleisen oder von Luxusausstattungen in einzelnen Haushalten absieht. Strom war schließlich sehr teuer.

Parallel zur skizzierten Elektrifizierung der Haushalte bildete sich in den 20er Jahren eine neue Küchenidee heraus. Taylor hatte in den USA Messungen der Arbeitsleistungen von Hausfrauen durchgeführt und eine neue Arbeits­organisation für die Speise­wagenküche - die Pullmann-Küche - der amerikanischen Eisenbahn­gesellschaften entwickelt. Hier konnten auf kleinstem Raum Mahlzeiten bereitet werden. Diese Spezialküche wurde fortan zum Modell für die Küchenorganisation insgesamt, wobei andere Funktionen der Küche — z.B. familiärer Kommunikationsraum zu sein — außer acht gelassen wurden. Ein Antrieb für die organisations­technische Neubesinnung bestand darin, daß es nicht mehr genug Küchenpersonal für die bürgerlichen Haushalte gab.

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In Deutschland entstand die ›Reformküche‹, die sich im Zusammenhang mit der funktionellen Architektur und der Bauhaus-Bewegung ausbreitete. Ihr klassisches Konstruktionsprinzip war die L-Form, mit der der Hausfrau die Befreiung von langjähriger Mühsal versprochen wurde. Diese neue Freiheit bedurfte natürlich auch des Einsatzes arbeitssparender elektrischer Geräte.

Ein Zusammenhang, der hier gar nicht denunziert werden soll, denn daß es für die heutigen Frauen die Möglichkeit gibt, Beruf und Hausarbeit zu verbinden, hängt zum großen Teil auch davon ab, daß sie Arbeit an Geräte — z.B. die Waschmaschine — abgeben können. Die Hauswirt­schaftslehrerin Erna Meyer betonte bereits 1928 in ihrem Werk <Der neue Haushalt>: 

"Die Hausfrauen selbst sollten in ihrem eigensten Interesse, soweit es ihre Geldmittel irgend gestatten, allmählich aber stetig immer mehr elektrische Apparate verwenden, einmal um die Anschaffungen über einen möglichst großen Zeitraum zu verteilen und sich dadurch zu entlasten, andererseits um doch zu einem ständigen Steigen der Stromabnahme und damit zu seiner Verbilligung gerade für die erst später nachfolgenden breiteren Volksschichten gebührend beizutragen." 

Auf diese Weise bekommt selbst Stromverbrauch einen sozial­revolutionären Touch!

Beim Einsatz der elektrischen Geräte war Amerika bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs führend. Dort gab es schon Spülmaschinen, Waschmaschinen, Kühlgeräte, Elektrokocher und Elektroherde und fast vollständig elektrisch ausgerüstete Automatikküchen, die wir teilweise noch in älteren Filmen sehen können. Das Ziel der Entwicklung war der vollautomatische Haushalt, in dem Geräte die Versorgung der Familie übernahmen.

Erst in der Zeit nach 1945, als die großen Energieerzeugungsunternehmen einen Ersatzbedarf für den großen Verbrauch der Rüstungsbetriebe finden mußten, entdeckten die Stromerzeuger den privaten Haushalt als Kunden. Die Anschlußwerte wurden laufend erhöht, die Kapazitäten ausgebaut, dem Kunden wurde der Strom zu billigen Einstiegspreisen frei Haus geliefert. Die Haushalts­geräteindustrie zog nach und bot sehr schnell den "Wirtschafts­wunder­aufbau­menschen" die Kopien der amerikanischen Vorbilder an.

Der Kühlschrank zog als erstes in die Haushalte ein und verdrängte die Speisekammern, so daß der Küchenbereich erneut verkleinert und rationalisiert werden konnte.

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Die Waschmaschine wurde nach und nach zum Standard und ersetzte jetzt nicht nur die schwere Arbeit, die früher beim Waschen geleistet werden mußte, sondern erzeugte das "weißeste Weiß" und das schlechte Gewissen der Hausfrau, die den Gilb noch nicht vertrieben oder ihre Wäsche zwar sauber, aber nicht rein gewaschen hatte. Mit der Waschmaschine wurde der Wahn von Sauberkeit, Reinheit und strahlendem Weiß erkauft.

Nach der Waschmaschine kam die Spülmaschine und schließlich der Trockner, der suggerierte, daß man durch seinen Einsatz unabhängig von der Luftver­schmutzung werde. So wirbt z.B. eine große bundesdeutsche Firma:

"Keine Verschmutzung durch unsaubere Luft. Mit einem Miele-Wäschetrockner kann man für die Wäsche die Luft­verschmutzung vergessen. Denn er hat das, was die ›frische‹ Luft längst nicht mehr hat: Trockene, saubere Luft, frei von Ruß, Vogeldreck, Insekten und anderen Dingen (...)."

Dem Trockner folgte der Bügelautomat und parallel zu all diesen großen Geräten das nicht mehr zählbare Heer der Kleingeräte, die in der Regel mehr Aufwand für die Energieerzeugung und die Reinigung brauchen, als sie letztendlich Zeitersparnis für die Hausfrau bringen. Ich will hierzu nur ein paar Kuriositäten aufzählen, wie z.B. den elektrischen Messerschärfer, den elektrischen Dosenöffner, den elektrischen Tischgrill oder den Eierkocher.

Nachdem der Energieverbrauchsmarkt Haushalt entdeckt worden war, suchten die Elektrizitäts­erzeugungs­unternehmen in periodischen Studien nach noch vorhandenen Verbrauchslücken im Strombereich. Dabei sind in erster Linie Sättigungstendenzen interessant, denn wenn 90% aller Haushalte mit Spülmaschinen bzw. Waschmaschinen versorgt sind, gibt es noch zwei Möglichkeiten, den Absatz zu steigern: Entweder man muß in den Markt anderer Energieerzeuger eintreten — beispielsweise in den Gasmarkt —, oder ein neuer Luxusenergieverbrauch muß geschaffen werden.

Beispiele für die erste Möglichkeit sind das elektrische Kochen, das sich auf Kosten des wesentlich besser regelbaren und energiepolitisch vernünftigeren Gaskochens ausbreitete, oder die Nachtstromspeicherheizung, die mit sehr geringem Wirkungs­grad in den Zentralheizungs- und Gasheizungs­bereich eindrang. Beispiele für die zweite Möglichkeit sind die diversen Bräunungs­geräte, die extrem hautschädlich sind, die Fitnessgeräte, Heimsaunen, Whirlpools und was die Elektrogeräte­industrie sonst noch alles auf den Markt bringt.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, einen Vergleich zwischen der Bundesrepublik und den USA anzustellen, denn fast alle Tendenzen im Konsumgüterbereich, die es in den USA gab, gibt es früher oder später auch in der Bundesrepublik.

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Die USA haben heute immer noch pro Kopf einen fast doppelt so hohen Energie­verbrauch wie die Bundesrepublik, und sie führen damit noch immer unangefochten die Weltspitze an. Dabei dürfte heute der durchschnittliche US-Haushalt die Küche noch weniger nutzen als die Haushalte in der Bundesrepublik. Es wird dort nämlich wesentlich weniger zuhause gekocht, und es sind schon viel mehr Versorgungsprobleme in den sog. Dienst­leistungsbereich ausgelagert. Dennoch existiert ein hoher Energieverbrauch, denn die Wohnungen sind durchschnittlich größer als in der Bundes­republik, die Anschlußwerte der Einzelgeräte sind höher und die Einzelgeräte selbst, vor allem im Kühlbereich, zum Teil größer.

Dazu kommen höhere Sättigungswerte der Einzelhaushalte beim Gerätepark und niedrige Strompreise, die geradezu die Stromvergeudung fördern. Ganz entscheidend aber ist die Ausstattung mit Klimaanlagen. Mehr als 50% der US-Haushalte sind heute damit ausgerüstet. Diese Klimaanlagen haben einen Anschlußwert von 5 kW und eine hohe Verbrauchskonstanz, da sie im Sommer und Winter gleichermaßen in Betrieb sind. Hier dürfte der entscheidende Grund des Mehrverbrauchs an Energie — im Vergleich zur Bundesrepublik — zu finden sein.

In der 30.000-Mark-Geräteküche, in der es für jeden Handgriff ein Elektrogerät gibt, das die Arbeit erleichtern soll, wird jedoch immer weniger gekocht. Die Hausfrauen/männer bevorzugen aus Zeitersparnis veredelte landwirtschaftliche Produkte. Man greift zur Tiefkühlkost, die im nur für diesen Zweck konstruierten Mikrowellenherd sekundenschnell auftaut, wärmt Dosengerichte auf oder ißt Toast. 

Gerade beim Toastbrot zeigt sich ein Problem der Industrieländer: Der Energieeinsatz gegenüber dem Ergebnis verschlechtert sich exponential. 8 Energieeinheiten werden aufgewendet, um 1 Einheit ungetoastetes Brot zu erzeugen, d.h. 0,5 Liter Erdöl für 1 kg Brot.

Ein anderes Beispiel für Energieverschwendung und Umweltzerstörung ist die Aludose, die, wie bereits erwähnt, während des Zweiten Weltkriegs als Friedensprodukt der Flugzeugindustrie konzipiert wurde. Für zwei Aluminiumdosen von 75 g Gewicht benötigt man zunächst etwa 300 g Bauxit, ein meist aus Entwicklungs­ländern stammender Rohstoff. Das Bauxit muß mit Natronlauge aufgeschlossen werden. Diese wird durch Elektrolyse, also unter hohem Stromverbrauch, aus Kochsalz gewonnen. Dabei entsteht als weiteres Produkt Chlor, dessen Verwendung wir eine Unzahl von Umweltproblemen — bis hin zum Dioxin — zu verdanken haben. Aus dem Bauxit wird mit Hilfe der Natronlauge Aluminiumoxyd erzeugt, das durch Schmelzflußelektrolyse in Aluminium und Sauerstoff zerlegt wird.

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Für die Erzeugung des hierzu benötigten Stroms sind etwa 500 g Kohle oder entsprechende Mengen anderer Energieträger, d.h. 2 kWh, erforderlich. Bei der Aufbereitung des Bauxits bleiben etwa 150 g Rotschlamm zurück, in dem die Verunreinigungen des Rohstoffs und Natronlauge enthalten sind. Der größte Teil dieses Rotschlamms wird in Deutschland auf Deponien gebracht bzw. im Bützflether Moor abgekippt.

Diese Tendenz, die Möglichkeiten der Küche nur wenig zu nutzen, indem man Vorgefertigtes konsumiert, findet ihre Entsprechung in folgender Entwicklung: Immer weniger Menschen essen zuhause. Das war eine Marktchance, die die Fast-food-Industrie nutzte, die inzwischen jährlich 100 Milliarden DM in weltweit 38.000 Imbißhallen umsetzt. Die Zielgruppen für die Manager sind Leute unter 35 Jahren, die noch bereit sind, den Hamburger aus der Styroporpackung als gastronomische Spezialität zu akzeptieren. Ein großer Fast-food-Anbieter verkauft heute pro Sekunde 140 Hamburger — unter Arbeits- und Verzehrverhältnissen, die Wallraff in seinem Buch <Ganz unten> eindrucksvoll beschrieben hat. 

Um allein den deutschen Bedarf zu decken, wird bei der Firma L&O in Günzburg täglich das Fleisch von 500 Rindern, die mit Futter aus der Dritten Welt schnell zur Schlachtreife hochgemästet worden sind, durch den Wolf gedreht. Dabei entsteht folgender verhängnisvoller Kreislauf: Anstelle von Nahrungs­mitteln für den eigenen Bedarf wird in den Ländern der Dritten Welt Viehfutter (Soja) angebaut, und die Anbauflächen werden durch Rodung der tropischen Regenwälder vergrößert.

Allein zwischen Mexiko und Panama sind 60 % der Wälder diesem Zerstörungsprogramm zum Opfer gefallen. Das so erhaltene Futter wird beispielsweise in die EG-Länder transportiert und dort zur Aufzucht von Rindern verwendet, die nach der Schlachtung als Fleischberge mit hohem Energieaufwand in Kühlhäusern gelagert werden müssen. Obwohl es aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive bedenklich ist, so viel Fleisch zu verzehren, sind noch Steigerungsraten denkbar: Schließlich ist der Fleischverbrauch in den USA von 38 kg pro Kopf im Jahre 1960 auf 61 kg 1976 angestiegen. Der Anspruch der Fast-food-Konzerne, industriegerechte landwirtschaftliche Produkte zu verarbeiten, wird vom Agrobusiness aufgenommen: Forschungslabors arbeiten an Gemüsen, die zu den Verarbeitungsmaschinen passen, zum Beispiel an gentechnisch manipulierten Großkartoffeln.

Bisher wurde gezeigt, wie sich die Haushalte zu großen Energieverbrauchern entwickeln konnten, wobei die verarbeiteten Nahrungsmittel in keinem Verhältnis mehr zum Energieeinsatz stehen. Dabei verkommt auch der Geschmack, über den George Orwell in <Kreativität und Lebensqualität> vor über 40 Jahren ausführte:

"In den hochtechnisierten Ländern ist der Gaumen, dank Büchsennahrung, Kaltlagerung, künstlichen Aromastoffen usw., fast ein totes Organ. Wie Sie an jedem Obst- und Gemüseladen sehen können, versteht die Mehrheit unter einem Apfel ein Stück stark gefärbter Watte aus Amerika oder Australien; sie verschlingen diese Dinger, scheinbar mit Genuß, und lassen die einheimischen Äpfel unter den Bäumen verfaulen. 

Es ist das glänzende, stereotype Fabrik-Aussehen des amerikanischen Apfels, das ihnen gefällt; der bessere Geschmack des eigenen Apfels ist etwas, das sie einfach nicht bemerken. Oder schauen Sie sich den in Fabriken hergestellten, in Folien verpackten Käse und die Butter in einem beliebigen Lebensmittelgeschäft an; schauen Sie sich die scheußlichen Reihen von Konserven an, die mehr und mehr Platz in den Lebensmittelläden, ja sogar in Molkereien, für sich beanspruchen; schauen Sie sich eine billige Biskuitroulade oder ein Eis für zwei Pence an; schauen Sie sich das schmutzige chemische Abfallprodukt an, das sich die Leute unter dem Namen Bier die Kehle hinunterschütten. Wo immer man auch hinschaut, überall sieht man irgendeinen schicken, maschinell hergestellten Artikel über den altmodischen Artikel, der immer noch nach was anderem als Sägemehl schmeckt, triumphieren."

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 Hans Joachim Rieseberg 1988