Peter Wohlleben

Der Wald 

Ein Nachruf

Wie der Wald funktioniert,
warum wir ihn brauchen
und wie wir ihn retten können -
ein Förster erklärt

Audio 2013 dradio 

Ludwig Verlag, München

wikipedia  Wohlleben *1964 in Bonn

256 Seiten

Amazon.Buch  
mit Leseprobe 

 W.htm

   dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/2049997/    23.03.2013   Besprochen von Monika Seynsche

 

 

 

Ein Förster rebelliert und greift zur Feder

 

Der Forstwirt Peter Wohleben zeigt, wie Erntemaschinen den Waldboden zerstören und wie Chemikalien Wasser und Tiere vergiften. Er schildert das faszinierende Sozialgefüge zwischen alten und jungen Bäumen in Buchenwäldern, und er geht wütend mit der Jagdlobby ins Gericht.

Ein Waldspaziergang verspricht Natur, Frieden und Erholung, doch der Spaziergang, auf den uns der Förster Peter Wohleben in seinem jetzt erschienenen Buch "Der Wald - Ein Nachruf" mitnimmt, hat nichts mit friedlich, unberührter Natur zu tun.

Wohleben zeigt, wie Erntemaschinen den Waldboden unwiederbringlich zerstören, wie Chemikalien Wasser und Tiere im Wald vergiften, wie immer mehr Fichtenplantagen gepflanzt werden, obwohl heimische Tiere in ihnen kein Zuhause finden und wie kleinen Buchenpflänzchen durch Kahlschlag das lebensnotwendigen Schatten spendende Blätterdach ihrer Elternbäume genommen wird.

Peter Wohlleben weiß, wovon er spricht. Er hat Forstwirtschaft studiert und leitet seit Jahrzehnten ein Revier in der Eifel. Zu Beginn seines Buches beschreibt er seinen Werdegang vom Studenten zum frischgebackenen Förster, dem im Laufe der Jahre die konventionellen Forstpraktiken immer mehr gegen den Strich gehen. Er beginnt, sich für ökologischen Waldbau zu interessieren und seinen Vorgesetzten zu widersprechen. Am Schluss kündigt er, um gemeinsam mit der Gemeinde Hümmel seinen Traum von einem umweltfreundlichen Waldbetrieb zu verwirklichen.

Wohleben schildert seine Liebe und Faszination zu alten Buchenwäldern und beschreibt, welche komplizierten Sozialstrukturen zwischen alten und jungen Bäumen einen gesunden Wald auszeichnen, wie die Bäume den Frühling sehen und spüren können und sogar, wie sie kränkelnden Nachbarn zu Hilfe eilen. Darüber hinaus erklärt Wohlleben, warum seine alten Buchenwälder nicht nur naturnäher, sondern auch wirtschaftlicher sind als die für schnelle und billige Holzproduktion angepflanzte Fichten- und Kiefernwälder.

Peter Wohllebens Buch "Der Wald - Ein Nachruf" ist eine zum Teil faszinierende, zum Teil wütende Abrechnung mit der konventionellen Forstwirtschaft, mit dem Klüngel zwischen Förstern und Jagdlobby und mit ihren perfiden PR-Strategien, die uns alle im Glauben einlullen, Förster und Jäger seien Naturschützer. 

Wie weit das aber von der Wahrheit entfernt ist, verdeutlich Wohlleben glaubwürdig an unzähligen Beispielen aus der forstwirtschaftlichen Praxis. Er prangert nicht einzelne schwarze Schafe an, sondern ein System, das den Wald als pflegebedürftiges und auf den menschlichen Eingriff angewiesenes Kunstprodukt behandelt. Ein ganzes Kapitel ist der Jagd gewidmet, und zeigt, wie Jäger die Wildbestände künstlich hoch halten, nur um genügend prächtige Geweihe vor die Flinte zu bekommen.

Aber Wohleben beschränkt sich nicht auf Kritik, sondern benennt auch die Alternativen: Eine umweltfreundliche Forstwirtschaft kann zu einer Rückkehr der Buchenurwälder Mitteleuropas beitragen. Ein Friedwald oder auch Survivaltrainings für Stadtbewohner helfen Gewinne abzuwerfen, so dass kein einziger Baum geschlagen werden muss.

Peter Wohllebens Buch ist ein Warnruf. Laut, deutlich und sehr persönlich macht der Förster klar, was sich ändern muss, damit Urwälder - im wahrsten Sinne des Wortes - erhalten bleiben.

 

 

 

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