Dr. Martin Böttger

  • Volkskammerabgeordneter 1990

  • Wendeaktivist, Bürgerrechtler

  • Opposition und Widerstand in DDR

  • Stadtrat, Kreisrat, Martin-Luther-King-Zentrum

  • Gründungsmitglied 1985
    der "Initiative für Frieden und Menschenrechte" - IFM

  • Gründungsmitglied "Neues Forum"

  • Mitglied sächsischer Landtag

  • BStU-Leiter in Chemnitz (Birthler-Gauck-Behörde)

wikipe Autor  *1947
südlich Leipzig

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An der 1. Mai-Demonstration 1976 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
beteiligt sich Martin Böttger wieder mit einem eigenen Plakat und
demonstriert für Abrüstung. Die Staatssicherheit fotografiert ihn
beim Verlassen seinen Wohnhauses. =>>

Dr. Martin Böttger, Physiker, 1976 mit Plakat

 

 

Bücher und Medien von und mit Martin Böttger:

 

 

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Über Martin Böttger  von REINHARD WEIßHUHN   aus Kowalczuk-2006, S. 318-320

 

Christen - ob Theologen oder Laien - spielten für die Entwicklung, die Aktivitäten und das Selbstverständnis der Opposition in der DDR eine herausragende Rolle.

Zu den christlichen Laien, die in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben werden müssen, gehört der Physiker Martin Böttger, der von 1972 an in der kirchlichen Friedensbewegung, seit 1985 in der „Initiative Frieden und Menschenrechte" und im Herbst 1989 im „Neuen Forum" aktiv war. Er gehörte zu den frühesten und aktivsten Mitgliedern der Friedens- und Menschenrechtsbewegung und steht für jene christlichen Laien, die sich um eine Kirche bemühten.

Martin Böttger wurde am 14. Mai 1947 in Frankenhain (Sachsen) geboren. Sein Vater, ein Pfarrer, der während der Zeit des Faschismus der Bekennenden Kirche angehört hatte, überließ ihm die Entscheidung, den staatlichen Jugendorganisationen beizutreten. Er trat 1961 in die FDJ ein. Nach dem Abitur 1965 studierte Martin Böttger in Dresden Physik.

Während des Studiums verließ er die FDJ und engagierte sich in der Evangelischen Studentengemeinde. Die danach angestrebte Promotion wurde ihm deshalb verweigert. Stattdessen wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Den Dienst mit der Waffe verweigerte er und wurde von 1970 bis 1972 als Bausoldat verpflichtet. Diese seit 1964 rechtlich bestehende Möglichkeit nahmen zu dieser Zeit etwas mehr als 200 von über 100.000 jährlich Einberufenen in Anspruch.

Unmittelbar nach dem Wehrdienst ohne Waffe beteiligte sich Martin Böttger an der Initiative ehemaliger Bausoldaten für regelmäßige Treffen. Sie sollten zum Austausch über politische und weltanschauliche Probleme dienen und zur Beratung über praktische Möglichkeiten von Pazifisten in der schon damals sehr militarisierten DDR. Diese „Friedensseminare" finden seit 1973 bis heute in der Regel zweimal jährlich in kirchlichen Räumen in Königswalde in Sachsen statt. 

Seit Ende der 1970er Jahre erreichte die Teilnehmerzahl mehr als hundert aus dem Süden der DDR. An den Seminaren beteiligten sich neben ehemaligen Bausoldaten junge Männer, denen die Entscheidung über ihren Wehrdienst bevorstand und insgesamt an diesen Themen interessierte junge Menschen. Der pazifistische Impuls der Initiatoren führte zunächst zu Themen wie der Wehrdienstverweigerung und der Militarisierung der Gesellschaft. Mit der Entwicklung der Friedensbewegung im Zusammenhang mit der Nachrüstungsdebatte und entstehenden Kontakten zu westlichen Aktivisten kamen Fragen der internationalen Abrüstung, der Blockkonfrontation und der Umweltbelastung hinzu. Die Seminare hatten kulturelle Rahmen - Programme mit verbotenen oder halblegalen Schriftstellern und Liedermachern.

Auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung zu Beginn der 1980er Jahre nahmen mehrere hundert Menschen an den Seminaren teil, und es hatten sich eine Reihe ähnlicher Seminare nach dem Vorbild Königswalde gebildet, vornehmlich im Süden der DDR, aber auch in Mecklenburg und Berlin.

Mehrfach unternahm Martin Böttger den Versuch, sich mit eigenen Transparenten an den staatlichen Demonstrationen zum 1. Mai in Karl-Marx Stadt zu beteiligen. Nachdem ihm dies 1975 gelungen war, wurde er 1976 bei dem gleichen Versuch festgenommen. Dasselbe geschah 1980 in Berlin.

Nachdem er seit 1972 als Physiker in Karl-Marx-Stadt gearbeitet hatte, lebte Martin Böttger seit 1976 in Berlin, heiratete 1978 und bekam zwischen 1979 und 1987 fünf Kinder. Er promovierte 1982 und arbeitete als Physiker und Informatiker. Zwischen 1983 und 1985 unterbrach er seine Berufstätigkeit, um die Kleinkinder zu versorgen.

In Berlin gehörte Martin Böttger bald zu den aktivsten Mitgliedern der Friedensbewegung. So beteiligte er sich an den regelmäßig stattfindenden kirchlichen Friedenswerkstätten und Friedensgebeten. Bei einer Demonstration vor den Botschaften der USA und der Sowjetunion während der Phase der stärksten Mobilisierung der Friedensbewegung unmittelbar vor dem Nachrüstungsbeschluß des Bundestages wurde er am 1. September 1983, dem Weltfriedenstag, verhaftet. Nach Interventionen von Grünen, SPD- und CDU-Mitgliedern aus der Bundesrepublik wurde er jedoch nach zwei Wochen freigelassen.

Als einer der ersten baute Martin Böttger auch in Berlin Kontakte zu westdeutschen Grünen und anderen westlichen Mitgliedern der Friedensbewegung auf. Diese basierten auf dem ausdrücklich blockübergreifenden Verständnis der Friedensbewegungen in Ost und West, die sich miteinander gegen die jeweiligen regierenden Aufrüstungsbefürworter zu verbünden suchten. Die Beziehungen zu den Grünen und anderen westlichen Verbündeten der DDR-Opposition wie auch das Engagement für blockübergreifende Initiativen blieben auch nach dem Abflauen der Friedensbewegung seine Anliegen. Von Ende 1983 bis zu seinem Umzug nach Sachsen im Sommer 1989 hielt er besonders den Kontakt mit Petra Kelly und Gert Bastian aufrecht.

Als aktiver christlicher Laie engagierte sich Martin Böttger auch im Rahmen der offiziellen Kirche. In den 1980er Jahren gehörte er sechs Jahre lang dem Kirchenrat seiner Gemeinde an und engagierte sich auch bei den Landessynoden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Er versuchte, dort eine weltlich orientierte Sichtweise zu propagieren und auch dem Kirchenparlament die „Einmischung in die eigenen Angelegenheiten" nahezubringen. In der weiteren Entwicklung und Ausdifferenzierung der Opposition gehörte er Ende 1985 zu den Mitbegründern der Initiative Frieden und Menschenrechte, die aus der Kritik an den kirchlichen Friedenswerkstätten entstand, und war eines ihrer aktivsten Mitglieder bis 1989. Neben der Publikation Offener Briefe und Memoranden sowie der Mitherausgabe von Samisdat-Veröffentlichungen beschäftigte er sich vor allem mit dem Strafrecht der DDR und beriet von Strafverfolgung Bedrohte juristisch.

Im Sommer 1989 zog Martin Böttger mit seiner Familie nach Cainsdorf bei Zwickau. Von dort aus beteiligte er sich an der Initiative zur Gründung des Neuen Forums und gehörte im September 1989 zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs des Neuen Forums „Aufbruch 89". Im Herbst 1989 war er Koordinator des Neuen Forums im Bezirk Karl-Marx-Stadt.

Nachdem er im März 1990 für Bündnis 90 in die Volkskammer gewählt worden war, gab er sein Mandat an Werner Schulz weiter, den er für geeigneter für diese Funktion hielt.

Anschließend beteiligte er sich an der Ausarbeitung einer sächsischen Landesverfassung und war schließlich von 1990 bis 1994 Landtagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen.

Eine weitere politische Karriere im vereinigten Deutschland strebte Martin Böttger nicht an. Nach längerer Arbeitslosigkeit ist er seit Dezember 2001 Leiter der Außenstelle Chemnitz der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. #

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Foto: 
1987 in Ostberlin 
aus Kowalczuk-2006, S. 231 

 

 

Der Verrat saß immer mit am Tisch

Martin Böttger gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums.

Im Mai 1989 zeigte der Bürgerrechtler die DDR-Oberen wegen Wahlbetruges an

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Von Hartmut Petersohn, Freie Presse am 05.05.2009  

 

Cainsdorf/Zwickau. Eine der spektakulärsten Aktionen des DDR-Widerstandes, die Anzeige gegen das SED-Regime wegen Fälschung der Kommunalwahlen am 7. Mai 1989, hat Martin Böttger mit organisiert. Monate später gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der DDR-Bürgerbewegung Neues Forum. 20 Jahre danach erinnert er sich an die Zeit, die nicht nur sein Leben so nachhaltig veränderte.

Das Rollenspiel war abgesprochen. Statt einer üblichen Podiumsdiskussion hatten sich die Teilnehmer bereiterklärt, bei einer politischen Abenddiskussion im vorigen Jahr ein Verhör nachzustellen. Martin Böttger übernahm den Part des Stasi-Verhörers. Die Verhörten waren ehemalige DDR-Oppositionelle. Böttger: "Das war interessant: Keiner hat sich gewagt, eine Gegenfrage zu stellen oder die Aussage zu verweigern, was nach der DDR-Strafprozess-Ordnung möglich gewesen wäre." Darum ginge es heute immer noch, sagt der Chemnitzer Behördenchef des Stasi-Unterlagenarchivs: "Die Angst loszuwerden."

Böttger hat das geübt und 1983 hat er es auch gebraucht. Da war es kein Spiel, sondern ein bitterernstes Stasi-Verhör in seiner Untersuchungshaft. Der Diplomphysiker hatte zum DDR-Weltfriedenstag Kerzen vor der Botschaft der USA angezündet. "Ich wollte nie in den Knast", sagt Böttger. Aber er hatte sich darauf vorbereitet, sich vorsorglich mit der DDR-Strafprozessordnung beschäftigt.

Er ist heute der einzige Birthler-Behörden-Chef, der selbst in Stasi-Haft saß. Er ist einer der wenigen, die heimliche und offizielle Mitarbeiter des früheren Spitzelapparates zu Veranstaltungen seiner Behörde einlädt. Ihm geht es darum, "zu erforschen, was sie bewogen hat, Unschuldigen nachzuspüren und einzusperren". Er weiß, dass viele andere, die eingesperrt waren und unter dem Geheimdienst-Apparat gelitten haben, es nicht über sich bringen, "ihren Verhörern gegenüber zu treten". Böttger bekennt: "Ich bin nicht verbittert."

Akten helfen erinnern

Der Chemnitzer Stasi-Unterlagenbewahrer hat nie Tagebuch geführt. Ihm helfe seine eigene Akte, sich zu erinnern. Böttger sagt oft das Wort Freiräume. Darum sei es bei ihm immer gegangen. Dabei habe er sich als Jugendlicher nicht sehr für Politik interessiert. Nur so gelebt, wie es seiner christlichen Erziehung entsprach. Das Gebot, du sollst nicht töten - das war der Anfang. Es führte ihn im Pflichtwehrdienst zu den Bausoldaten, eine offizielle Kriegsdienstverweigerung gab es in der DDR nicht. Nach dem Wehrdienst haben wir uns heimlich zu Ehemaligen-Treffen verabredet."

Durch diese Kontakte zu anderen Ex-Bausoldaten sei er zu Kirchgemeinden gekommen, die gesellschaftliche, aktuelle Fragen diskutierten - zum Beispiel: Was würde Jesus heute tun? Erst später hätten die DDR-Militärs erkannt, dass 100 gemeinsam an einem Ort Dienst tuende Bausoldaten sich zu einem Hort der Konterrevolution ausweiten können. Den Stasi-Akten habe Böttger entnommen, dass von 360 Bausoldaten eines Jahrgangs nur drei für die Stasi spitzelten - das Soll in anderen NVA-Einheiten war ein Verhältnis 1:20 oder 1:10. Als sich der Geheimdienst des Fehlers bewusst wurde, verkleinerte man die Gruppenstärke bei den widerborstigen Spatensoldaten auf zehn Mann.

Freiräume zu schaffen, meint Böttger, sei auch eines der Ziele für die Wahl-Kontrollaktion im Mai 1989 gewesen. In einer spektakulären Aktion hatten sich am Abend des 7. Mai zur Auszählung der Stimmen für die DDR-Kommunalwahlen Mitglieder überwiegend kirchlicher Basisgruppen vor den Abstimmungslokalen eingefunden. Sie bestanden darauf, an der Stimmenzählung teilzunehmen. In Berlin-Weißensee, Böttgers "Einsatzort", beobachteten in 65 der 67 Wahllokale die für die DDR-Behörden unerwarteten wie unwillkommenen Kontrolleure die Auszählung der Ja- und Nein-Stimmen und notierten auch die Anzahl der ungültigen Stimmen.

Wahlparty in der Kirche

Diese bis dahin in der DDR einmalige Aktion wurde in den Berliner Kirchgemeinden als Erfolg gefeiert: Es war niemand verhaftet worden. Für die Wahlbeobachter gab es den obligatorischen selbst gemachten Kartoffel- oder Nudelsalat und Bier. Nach der offiziellen Veröffentlichung des Abstimmungsergebnisses am Tag danach, mit den gewohnten knapp 100 Prozent Ja-Stimmen für die Kandidaten der Nationalen Front aus der SED und den Blockparteien CDU, NDPD und LDPD sowie DBD stand fest: Hier lag ein klarer Fall von Wahlfälschung vor.

Als Vertreter der Arbeitsgruppe "Menschenrechte und Justiz" und der "Initiative Frieden und Menschenrechte" erstatteten Böttger und seine Freunde daraufhin Strafanzeige wegen des Verdachts einer Straftat - der Wahlfälschung - nach Paragraf 211 DDR-Strafgesetzbuch. "Jeder wusste, dass niemals 99 Prozent der Wähler mit Ja gestimmt haben konnten, auch wenn es keine Wahl mit konkurrierenden Kandidaten sondern eine Ja-Nein-Abstimmung war."

Der Mut zur Tat

Vor der Geschichte zählt der Mut der Tat. Aber Böttger räumt ein: "Wir wollten den Staat auch ärgern." Der nahm das krumm und die Staatsanwaltschaft bestellte den Physiker ein. Strafrechtliche Folgen hatte das in diesem Fall jedoch nicht. Es gab nur eine einzige Verhaftung. Ein Freund Böttgers hatte sich auf den Berliner Alexanderplatz gestellt, mit einem Plakat. Darauf stand zu lesen: Zu dumm zu addieren, aber ein Volk regieren. Böttger: "Dass die Aktion im wesentlichen straffrei blieb, machte uns Mut." In den Basisgruppen wurde beschlossen, an jedem folgenden siebenten des Monats gegen die Wahlfälschung zu demonstrieren.

In der alten Jugendstilvilla hoch über Cainsdorf bei Zwickau, an dem alten Eichentisch, an dem mindestens 20 Gäste Platz finden, wenn er ausgezogen wird, und draußen in dem wilden Garten unter dem stämmigen Nussbaum, hatten sich 1989 die sächsischen Gründungsmitglieder des Neuen Forums versammelt. Die Angst hat nie an solchen Tischen gesessen, der Verrat schon. Böttger wurde gleich mit zwei Stasi-internen Spitzelaufträgen verfolgt.

Am 9. September 1989 war er nach Grünheide bei Berlin gefahren, um im Haus der Witwe des SED-Kritikers Robert Havemann den Gründungsaufruf der Bürgerbewegung Neues Forum mit zu unterschreiben. Ehefrau Antje Böttger erinnert sich an die Tage danach im September 1989 an das veränderte Leben in ihrem Haus am Berg: "Menschen über Menschen. Martin war weit und breit in der Region die einzige Kontaktadresse des Neuen Forums, die nächsten waren in Dresden und Leipzig."

Böttger und andere haben nach einer Möglichkeit gesucht - und sie auch gefunden - noch größere Freiräume zu schaffen. Sie wussten nicht, wohin das führte, und am Ende hat sie das Ergebnis überfordert. "Wir entdeckten eine Möglichkeit im Vereinsrecht der DDR, das Neue Forum legal anzumelden. Und ich war für den Versuch, es zu tun. Als Physiker liegt die Lust Versuche zu starten, sozusagen in meiner Natur." 

Wie Bärbel Bohley und Katja Havemann in Berlin beim Innenministerium der DDR, meldeten Böttger und seine Freunde in Karl-Marx-Stadt mit dem gleichen "Aufbruch 89"-Text das Neue Forum im Süden der Republik an. Böttger wurde einer der Sprecher. "Meine Schwiegereltern hatten ein Telefon, das war in der DDR nicht selbstverständlich, aber für den organisatorischen Aufbau unserer Bürgerbewegung unerlässlich."

24 Stunden Doppelkopf

Zur Familie von Antje und Martin Böttger gehörten, wie bei vielen ihrer Freunde um die dreißig oder vierzig kleine Kinder. Bei Böttgers waren es fünf. Und wie in allen anderen Familien hatten die Eltern vereinbart: Einer kann an den Aktionen oder Protesten teilnehmen, einer bleibt bei den Kindern. Böttgers bauten noch eine zusätzliche Schranke ein, die verhindern sollte, dass der DDR-Staat die Kinder in ein Heim steckte. Sie schrieben eine Vollmacht, dass im Falle einer Verhaftung eine Freundin die Kinder an sich nehmen dürfe.

Als die Stasi Martin Böttger verhaftete, hatte Antje mit Freunden 24 Stunden Doppelkopf gespielt, um sich wach zuhalten, um bereit zu sein - für irgendwas. Dann hatte sie sich krankschreiben lassen und dem ältesten der Kinder über die Verhaftung wie über ein Märchen erzählt.

Der Junge sei bei der Haftentlassung an seinem Vater hochgesprungen und habe gefragt: "Na, wie war es im Kerker." Er war damals drei Jahre alt. Heute krönt er sein Studium mit einer Promotion, ein anderer Sohn promoviert in Oslo im Fach seines Vaters - zum Doktor der Physik. Böttger freut sich: Keines der Kinder hat sich irgendein Trauma oder so was durch unser nicht ganz einfaches Leben in der DDR zugezogen. Sie studieren und sind in der Welt unterwegs. #

     

 

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Doktor Martin Böttger, *1947