Wolfgang Gast, taz, 17.2.98
Es ist offenbar nicht zusammengewachsen, was vielleicht zusammengehört hätte. 
Achteinhalb Jahre nach dem Sonder­parteitag der SED, der im Dezember 1989 zu 
deren Umbenennung in SED-PDS und zum erklärten Bruch mit dem Stalinismus führte, 
resümiert der Autor Christian von Ditfurth: "So wie sie ist, ist die PDS keine 
Partei für Menschen, die in der Bundesrepublik linke Politik machen wollen. Aber 
die PDS ist die einzige linkssozialistische Partei in Deutschland." Das Projekt 
PDS, fährt Ditfurth in seinem jetzt erschienen Buch "Ostalgie oder linke 
Alternative – meine Reise durch die PDS" fort, "ist gescheitert."
Das Projekt also gescheitert, die Partei dennoch die stärkste im Osten 
Deutschlands? Ditfurth treibt den Widerspruch noch weiter: "Die PDS wird nicht 
zerbrechen: Sie wird statt dessen weitere Wahlerfolge erzielen. Und sie wird 
über kurz oder lang auch in einer ostdeutschen Landesregierung sitzen." (S.270) 
Freuen will sich der Autor, der seit Wendezeiten immer wieder durch die 
verschiedenen PDS-Parteigliederungen, PDS-nahen Verbände und die diversen 
Plattformen in der PDS getingelt ist, darüber aber nicht. Zwar gebe es 
mittlerweile in der PDS "demokratische Sozialisten, aber sie sind ideologisch in 
der Minderzahl. Sie geben zwar politisch nach außen den Ton an, aber dies nur, 
weil die Traditionalisten keine Strategie haben und auch wissen, daß die Partei 
und damit sie auch schlagartig an Bedeutung verlören, wenn sie die Reformer aus 
der Führung vertrieben." (S.270)
Die Aufarbeitung der SED-Geschichte - für Christian von Ditfurth ist sie 
schlicht gescheitert. Unter den verbliebenen rund 100.000 Mitglieder dominiert 
ihm zufolge der Blick zurück im Zorn, der "antistalinistische Grundkonsens" ist 
demnach zwischenzeitlich wieder aufgeweicht und das moderne Erscheinungsbild 
nicht mehr als eine trügerische Fassade. Die Partei, so die fast schon bittere 
Aussage, "hat sich nicht erneuert, sie leistet sich Erneuerer in der Führung. 
Sie leistet sich einen demokratischen Sozialismus, den an der Basis kaum einer 
kennt oder kennen will." 
Zur Haltung der überwiegenden Mehrheit in der PDS 
zitiert Ditfurth den Göttinger Politologen Tobias Dürr: "Die DDR als 
Lebensgefühl ist ihr Hort, die PDS ihre Wärmestube." (S.273)
Wer einem Unrechtsstaat gedient habe, "steht schlechter da als einer, der im 
Geiste der Geschichte handelte. Außerdem empfinden viele PDS-Mitglieder 
inklusive des Parteivorstandes die Prozesse gegen Mauerschützen, DDR-Richter und 
Polit­bürokraten als Herabsetzung aller DDR-Bürger." (S.80) – Faktor Heimat 
nennt Ditfurth das.
Den Stalinismus verortet Ditfurth im Grunde genommen nur bei einem Bruchteil der 
Parteimitglieder. Ausgemacht hat er ihn vor allem in der Kommunistischen 
Plattform und im Marxistischen Forum: "Was der KPF nicht gelungen ist, hat das 
Forum binnen kürzester Zeit geschafft: Themen in der Partei zu besetzen und 
deren Interpretation für die PDS verbindlich zu machen. Das gilt besonders für 
die juristische Rechtfertigung der DDR. Was die historische Legitimität des 
SED-Staats angeht, gibt es in der PDS schon seit ihrer Gründung eine umfassende 
Übereinstimmung aller politischen Flügel." (S.81)
An der Basis habe sich die Argumentation durchgesetzt, "daß man von nichts 
gewußt habe (erstens), daß die Diktatur – ja, auch Stalin – nicht nur Schlechtes 
geschaffen habe (zweitens), daß man früher unbehelligt auf der Straße gehen 
konnte (drittens), daß die 'anderen' auch Verbrechen begangen hätten (viertens) 
und daß endlich Schluß sein müsse mit der Erinnerung an die Vergangenheit 
(fünftens)." (S.148)
Beispielhaft führt Ditfurth zum Beleg seiner Aussagen die parteiinterne 
Auseinandersetzung um die inhaltliche Erneuerung der PDS an. "Zehn Thesen zum 
weiteren Weg der PDS" hatte der Vorstand im Januar 1995 als Diskussionsgrundlage 
für den 4. Parteitag unterbreitet. Unter anderem hieß es darin: "Da es um das 
Überleben der Menschheit geht, lassen sich die Probleme der Gegenwart und 
Zukunft nicht mit einem vereinfachten und reduzierten Denken in den Kategorien 
von Klassenkampf oder Sozialpartnerschaft erreichen." 
In der Partei brach ein 
Sturm der Entrüstung los, dem angedachten Konzept eines neuen und notwendigen 
Gesellschaftsvertrags mochte die Mehrheit nicht folgen. Der Parteivorstand zog 
daraufhin seine Thesen zurück, verabschiedet wurde ein Papier zu den "fünf 
wichtigsten Punkten in der gegenwärtigen Debatte". Diese fünf Punkte richten 
sich vor allem an die Partei. 
Insofern, schreibt Ditfurth, "endete der Versuch, 
die PDS programmatisch und strategisch vorwärts­zubringen, weitgehend in der 
Bekräftigung bereits erzielter Erneuerungsfortschritte gegen eine stärker 
werdende Front des Traditionalismus. Statt die Partei weiterzu­entwickeln, 
mußten Bisky, Gysi und Andre Brie retten, was zu retten war, gegen die 
erstarkenden restaurativen Kräfte." (S.246)
Anzumerken bleibt, daß sich der Autor mit der pragmatischen Politik der PDS in 
den neuen Bundesländern allenfalls am Rand beschäftigt. Er hat ein Sittengemälde 
der Milieupartei gezeichnet. Und dieses dürfte den GenossInnen – mit wenigen 
Ausnahmen unter den "Erneuerern" – kaum gefallen. 
Wolfgang Gast, taz, 17.2.98
 
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Die Welt, 28.2.98   
Die PDS hat eigentlich kein Geheimnis mehr. Geradezu dankbar haben sich 
verschiedene Gruppen der SED-Nachfolger angenommen: die Journalisten, weil die 
anderen Parteien vergleichsweise langweilig sind, der Verfassungsschutz, weil er 
sonst nicht mehr so viel zu tun hat, und ostdeutsche Bürgerrechtler, weil der 
alte Feind auch der neue ist. Jetzt weiß die Öffentlichkeit nahezu alles – und 
doch eigentlich nichts. Denn das Phänomen PDS hat weniger mit der Partei selbst, 
als mit der ostdeutschen Wirklichkeit zu tun.
Deshalb ist es nur zu begrüßen, daß der westdeutsche Publizist Christian von 
Ditfurth gleich ein Wohnmobil für seine "Reise durch die PDS" gemietet hat. 
Schließlich läßt sich aus solch einem Fahrzeug rund um die Uhr das Leben in den 
Plattenbau­siedlungen – Nährboden des PDS-Erfolgs – studieren. Doch leider hat 
Ditfurth fast nur Parteistützpunkte angesteuert. Und mußte dort eine für den 
investigativen Journalisten geradezu niederschmetternde Erfahrung machen: "Bei 
keiner anderen Recherche hatte ich so wenig Widerstand zu überwinden, um 
Informationen und Informationsquellen aufzutun."
Schade. Denn so ist es nichts geworden mit der "spannenden großen Reportage" 
(Verlagstext). Wenigstens der Autor hat sich von dem Schrecken erholt und bietet 
ein Ersatzprogramm: Auf 300 Seiten redet er den Ex-Genossen tüchtig ins 
Gewissen. Ditfurth ist nämlich Renegat. Zehn Jahre war er in der DKP und hat für 
die linke Sache gekämpft – bis zur Relegierung von der Uni Heidelberg und nicht 
näher bezeichneter strafrechtlicher Verfolgung. Dann trat er aus, weil "ich mich 
davon überzeugt hatte, daß linke Politik und SED-Hörigkeit sich gegenseitig 
ausschlossen". Übrig blieb ein ungebrochenes Verhältnis zu "linker Politik" und 
ein Sendungs­bewußtsein, das nur Abtrünnige gegenüber Gesinnungsgenossen von 
einst entwickeln. Christian von Ditfurth propagiert die linke 
Entmythologisierung – Antifaschismus, Stalinismus, Sozialfaschismus – und 
schüttelt den Kopf über die Engstirnigkeit von PDS-Hardlinern. Das alles dient 
einem guten Zweck: der "Renaissance der Linken in Deutschland", einem möglichen 
Bündnis aus SPD und PDS. Denn der wahre Feind steht für Ditfurth rechts. Und 
dafür bedient er gerne die Vorurteile kommunistischer Betonköpfe: "Welchen Haß 
können deutsche Politiker an den Tag legen, wenn es um ehemalige Kommunisten 
geht. Nicht wenigen konservativen Politikern und Publizisten sind die Nazis 
geistig näher als die PDS", schimpft er und lobt letztere als pluralistischste 
Partei Deutschlands.
Vergeblich. Denn "das Projekt PDS ist gescheitert". Stalinistische 
"Traditionalisten" geben den Ton an, haben aber kein Konzept, während die 
"demokratischen Sozialisten" um Gysi und Brie ein Programm haben, aber keine 
Mehrheit. Ein Dilemma? Eine "Tragödie"! 
Die Welt, 28.2.98   
 
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Hannes Schwenger, Tagesspiegel-Berlin, 9.3.98
"Deutschlands interessanteste Partei" sei die PDS, meint Christian von Ditfurth. 
Für Berlin, wo diese Partei in den Bezirken mitregiert, mag das zutreffen. Und 
für Christian von Ditfurth, der einige Jahre Mitglied der DKP war ("die meiste 
Zeit davon in Leitungen tätig") und die Parteischule in Biesdorf/DDR besucht 
hat, mag sie den Reiz des déja vu haben. Ansonsten kann man darüber trefflich 
streiten. Berliner Studenten finden die FDP zur Zeit viel interessanter. Und 
wenn es um den Machtwechsel im Herbst geht, sind vermutlich die Grünen die 
interessanteste Partei. Christian von Ditfurth hat sich gleichwohl für die PDS 
interessiert und eine interessante Studie verfaßt.
Seine "Reise durch die PDS" (Untertitel) fußt auf einer mehrjährigen Recherche, 
für die ihm die PDS zumindest die Türen, wenn auch nicht immer die Akten 
geöffnet hat. Während ihm etwa Lothar Bisky gestatten wollte, seine 
Korrespondenz als Partei­vorsitzender zu lesen, wurde ihm eben dies von Lutz 
Bertram – als Biskys Medienberater – verweigert: "Bertram kräht empört los ... 
Kurz und schlecht, das Gezerre geht mehrere Tage, und am Ende wird mir 
angeboten, ich könne in Biskys Beisein ausgewählte Korrespondenzvorgänge lesen. 
Darauf kann ich verzichten."
Kann er wirklich, denn er hat auch so Material genug, und genügend alte Bekannte 
in "Neufünfland", wie er etwas salopp für die neuen (und ebenso ausdauernd wie 
"Altelfland" für die alten) Bundesländer schreibt. Da ist Herbert Brehmer, 
ehedem Offizier in der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung, mit dem er einst "eine 
gute Zusammenarbeit" gepflegt habe. Er ist - wie Ditfurth 1983 aus der DKP - 
inzwischen aus der PDS ausgetreten, aber noch immer mindestens sosehr "Insider" 
wie die Mitglieder jenes ominösen "Insiderkomitees" ehemaliger Stasileute, das 
Christian von Ditfurth in der Nähe der PDS als einen ihr "ideologisch und 
personell verbundenen Zusammenschluß" ausfindig gemacht hat.
Oder da ist Günter Görlich, der Ditfurth "in der DKP-Parteischule als 
Paradebeispiel des realsozialistischen, parteilichen Schriftstellers 
präsentiert" wurde. Heute gehört er zum Kreis der "38er", achtunddreißig einst 
prominente PDS-Mitglieder, die 1995 Gysis und Biskys Reformkurs mit der 
Erklärung "In ernster Sorge" angriffen, ihm "Aufweichung", "Anpassung" 
vorwarfen, sowie "Verabschiedung vom Klassenkampf".
Ditfurth hält dies für die geheime oder, wie bei dieser Gelegenheit, auch offen 
ausgesprochene Mehrheitsmeinung in der PDS. Für ihn ist die Partei, jedenfalls 
in ihren ostdeutschen Hochburgen, noch immer auf die DDR-Vergangenheit fixiert 
und noch nicht in der Bundesrepublik angekommen. Er bezieht das ausdrücklich 
auch auf die "Kommunistische Plattform" der jungen Linken um Sarah Wagenknecht 
und den Sohn der einstigen Justizministerin Hilde Benjamin, Michael Benjamin. 
Diese zitiert er mit wahrhaft haarsträubenden neostalinistischen Bekenntnissen, 
für die die Parteibasis immer wieder rauschenden Beifall spende. Auf dem 
Parteitag 1995, so ruft uns Ditfurth ins Gedächtnis, als Lothar Bisky "die 
Abwahl Wagenknechts forderte und Gysi in keinem Vorstand sitzen wollte, dem auch 
die Plattformkommunistin angehöre, fehlten dieser am Ende gerade mal dreißig 
Stimmen bei den Parteiwahlen".
Nicht viel besser sehe es für die reformwillige Parteiführung bei der schmalen 
Parteibasis im Westen, in "Altelfland" aus, die sich aus den Restbeständen 
linker Parteisekten vom KBW bis zur DKP rekrutiert: "Viele Genossen dort haben 
mit dem Parteivorstand nichts am Hut." Während sich Gregor Gysi mit seinem 
"Ingolstädter Manifest" und den "10 Thesen zum weiteren Weg der PDS", die der 
Parteitag auf "fünf Diskussionspunkte" reduzierte, um ein Zukunftsprogramm für 
die Berliner Republik bemüht habe, zeigten sie sich vielfach "entsetzt 
angesichts der Behauptung, die PDS sei im Westen 'angekommen'". 
Ditfurth zitiert 
einen West-Genossen der PDS mit dem trotzig-zornigen Bekenntnis: "Wir sind in 
dieser Republik nie angekommen ... Wenn die PDS den Kapitalismus lieber 
Marktwirtschaft nennt und nicht mehr vom Imperialismus, sondern euphemisch à la 
Willy Brandt vom 'Nord-Süd-Konflikt' spricht, dann darf sie sich nicht darüber 
wundern, daß sie im Westen keinen Fuß auf den Boden kriegt." 
Daß weder DKP noch 
KBW mit ihrem Antikapitalismus und Antiimperialismus je einen Fuß auf den Boden 
gekriegt haben, scheint dem Sprecher nicht aufgefallen zu sein.
Desto mehr Christian von Ditfurth, der es immerhin zehn Jahre in der DKP 
ausgehalten hat. Dabei ist ihm offenbar einiges so gründlich aufgefallen, daß er 
bei aller Sympathie für Gysis und Biskys Reformbemühungen bekennt: "Ich werde 
die PDS wohl nie wählen. Die Gründe stehen in diesem Buch."
Und er faßt sie so zusammen: "Betrachtet man die Mitgliedschaft, dann ist die 
PDS im Osten nicht entstalinisiert und im Westen eine Sekte. Auf diesem 
Fundament stehen die Genossen Bisky, Gysi und Brie und führen dem staunenden 
Publikum den demokratischen Sozialismus vor. Bei aller guten Absicht, das grenzt 
an Roßtäuscherei."
Hannes Schwenger, Tagesspiegel-Berlin, 9.3.98

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Wolfgang Hübner, ND, 23.3.98
Ist die PDS ostalgisch oder linksalternativ - diese Frage stellt der Publizist 
Christian von Ditfurth in seinem soeben erschienenen Buch. Auf dem Podium in der 
Berliner Volksbühne löste die Frage dieser Tage eine heftige Diskussion aus.
Einerseits ist die PDS eine linke Partei, wenn man ihren programmatischen 
Anspruch zum Maßstab macht. Andererseits ist sie keine linke Partei, weil sie 
ein gebrochenes Verhältnis zur Demokratie hat. Möglicherweise aber ist sie 
überhaupt keine Partei, sondern eher eine Art geistiger 
Heimatvertriebenenverein. Das meint jedenfalls Christian von Ditfurth, der nach 
langen Recherchen auf allen Ebenen der PDS sowie nach den 316 Seiten seines 
neuen Buches "Ostalgie oder linke Alternative. Meine Reise durch die PDS" zu 
keiner klaren Einschätzung gelangt zu sein scheint.
Ditfurth, der in den 70er Jahren der DKP angehörte und sich noch immer als 
Linker versteht, sah sich trotz seiner distanzierten Sicht bei der Debatte in 
der Volksbühne nicht selten in die Rolle des PDS-Verteidigers gedrängt. Denn was 
vor allem Günther Nooke (CDU) von der PDS hält, spiegelt nur einen kleinen Teil 
des widersprüchlichen Bildes wider, das Ditfurth zeichnet. Der frühere 
Bürgerrechtler, der inzwischen das gängige CDU-Repertoire blindlings beherrscht 
und zumindest in Sachen innere Sicherheit schnell zum rechten Flügel der Union 
gefunden hat, sieht in der PDS ein erhebliches demokratiegefährdendes Potential, 
denn "die meisten PDS-Mitglieder sind nicht durch und durch Demokraten". Nooke 
glaubt beispielsweise, daß die Kommunistische Plattform immensen Einfluß auf die 
PDS hat, weshalb er Ditfurths Wort vom Sumpf in der PDS gern aufgriff. Solches 
Vokabular fand PDS-Vorstandsmitglied Michael Schumann indessen "höchst suspekt", 
denn es komme genau aus jenem stalinistischen Umfeld, das Ditfurth so heftig 
ablehne.
Nach dessen Ansicht dient die Kommunistische Plattform vorzugsweise als 
Prügelknabe, auf den Gegner der PDS einschlagen, um sich einer ernsthaften 
Auseinandersetzung mit der Partei zu entziehen. Nooke bestätigte dies glatt mit 
seiner Frage, was die Linke sagen würde, wenn sich die CDU eine NSDAP-Plattform 
hielte. Das Rühe-Bekenntnis zu den "tapfer kämpfenden Wehrmachtsoldaten", 
entgegnete Ditfurth, offenbare einen ideologischen Bodensatz, der viel 
gefährlicher sei als die ganze Kommunistische Plattform.
Auch Steffen Reiche, Brandenburger SPD-Landesvorsitzender, fand eine 
argumentative Abkürzung mit seiner These, die PDS werde nicht durch ein 
originäres politisches Thema zusammengehalten, sondern lediglich durch 
Ressentiments und die Absicht, ostdeutsche Biographien zu verteidigen. Der 
Versuch von Michael Schumann, zu erklären, warum die Rechtfertigung von 
Biographien keine Flucht aus der Verantwortung bedeutet, stieß auf geballten 
Unwillen. Nicht nur Wolfgang Templin, bekennende Karteileiche bei den 
Bündnisgrünen, bezweifelte die Demokratiefähigkeit der PDS.
Gleichwohl, so Ditfurth, dürfe man die PDS nicht ausgrenzen. Man müsse sie ernst 
nehmen, und es sei auch keine Katastrophe, sollte demnächst irgendwo ein 
PDS-Minister amtieren, denn solche Herausforderungen könnten nur zur Läuterung 
der Partei beitragen. Das war freilich starker Tobak für CDU-Mann Nooke, der um 
das Bundestagsdirektmandat in Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg kämpft – es wäre "der 
größte Fehler", so Nooke, die PDS in Machtspiele einzubinden. Ein 
Wahlkampf-Seitenhieb, den der Sozialdemokrat Reiche nicht nötig hatte. Schon 
zuvor hatte er Ditfurth dessen Zustimmung zur Erfurter Erklärung "als Rückfall 
in alte Zeiten" unter die Nase gehalten und im übrigen kühn erklärt, eine 
Fortsetzung des Magdeburger Modells werde es nicht geben. Und bundespolitisch 
stehe sich die PDS selbst im Weg, indem sie durch ihre Existenz eine rot-grüne 
Regierung womöglich verhindere.
Wolfgang Hübner, ND, 23.3.98
 
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Manfred Wilke, SZ, 25.3.98
Über die PDS gibt es noch keinen Reiseführer durch ihr Innenleben, der ihre 
Geschichtsbilder, ihre Glaubensvorstellungen und die politischen 
Befindlichkeiten ihrer Mitglieder Außenstehenden erklärt. Christian von Ditfurth 
schließt diese Lücke. Es erinnert an die politischen Reiseberichte von Egon 
Erwin Kisch oder George Orwell. Es ist auch ein "Erklär' mir die DDR" -Buch für 
Leser in den elf "Altländern".
Die Reiserouten wählt der Historiker von Ditfurth aufgrund individueller und 
kollektiver Generationserfahrungen: Seine Lebens­abschnitts­heimat war zehn 
Jahre lang die DKP. Er hat auch in diesem Fall keine Gedächtnislücke: Wäre den 
westdeutschen Kommunisten auf irgendeine Weise die Macht zugefallen, "sie hätten 
sich nicht die Mühe langwieriger Gerichts­verfahren gemacht. Sie hätten auch 
keine parlamentarische Kommission zur Aufarbeitung der BRD-Geschichte 
installiert. Sie hätten alles ausgelöscht, was anders war als sie selbst." Die 
persönliche Erinnerung an die Zweifel, den Schmerz und die Trauer über den 
Verlust der eigenen politischen Heimat sind die Voraussetzung seiner kritischen 
Empathie, mit der Ditfurth die PDS als Gemeinschaft von Heimatvertriebenen 
beschreibt.
Die Grundfrage für Heimatvertriebene ist, ob die sie aufnehmende Gemeinschaft 
willens und in der Lage ist, sie zu integrieren, oder ob sie es vorzieht, die 
Neuankömmlinge außen vor zu halten. Der Autor will die Integration der PDS in 
das Parteienspektrum – unter einer Voraussetzung: Sie muß den Bruch mit der 
diktatorischen Vergangenheit des deutschen Kommunismus vollziehen.
Der Autor untersucht den Schmerz und die Trauer der PDS-Mitglieder um die 
verlorengegangene DDR, wenn er die Bedeutung von ideologischen Welt- und 
Geschichtsbildern analysiert, die in der PDS vorherrschen. Mit zwei Leitfragen 
betrachtet er das Selbstverständnis der Partei: Wie hält sie es, erstens, mit 
der Demokratie, und ist sie, zweitens, als linke Partei in der Bundesrepublik 
angekommen? Es sind Fragen, in denen die Erfahrungen der westdeutschen Debatte 
um Täter und Opfer in der national­sozialistischen Diktatur stecken.
In den siebziger Jahren stand der Begriff "Filbingern" für fehlendes 
Unrechtsbewußtsein von ehemaligen Nationalsozialisten. Ditfurth charakterisiert 
mit diesem Wort das Lavieren des PDS-Parteivorstandes, wenn dieser wieder einmal 
die "politische Strafverfolgung" der Mauerschützen, Volksrichter oder 
Politbürokraten durch die bundesdeutsche Justiz geißelt. Chefideologe in solchen 
Angelegenheiten ist der rechtspolitische Sprecher der PDS im Bundestag, Uwe-Jens 
Heuer, zu DDR-Zeiten Direktor des Instituts für Staatsrecht an der Berliner 
Humboldt-Universität. Er hat den Satz des früheren Marinerichters Hans Filbinger 
für die DDR übernommen: Was früher Recht war, kann heute kein Unrecht sein, und 
schließlich war die DDR ein souveräner Staat. Diese Argumentationskette 
konfrontiert Ditfurth mit einer Frage: Wie kann man einen Staat und "eine 
Gesellschaft für moralisch, politisch oder historisch legitim halten, die ihre 
Existenz vor allem der Gewalt verdankt? Keine Entscheidung in der DDR ist 
demokratisch gefällt worden. Keine."
Lebt Stalin?
Das ist die Grundsatzfrage; aus ihr erklärt sich der hohe Stellenwert der 
Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Im Selbstverständnis der PDS ist sie 
noch gegenwärtig. Es geht immer um Geschichte, wenn die Genossen der 
Kommunistischen Plattform (KPF) in der PDS Fragen der Art ergründen, welchen 
Anteil der "Verrat" von KPdSU-Generalsekretär Gorbatschow am Ende der DDR habe 
oder wie Stalin zu bewerten sei.
Ditfurths kritischer Realismus läßt keine Mißverständnisse aufkommen. Es geht 
ihm um die Differenzierungen, um die Grautöne in der Innenwelt der PDS, die bei 
politikwissenschaftlichen Abhandlungen gern der begrifflichen Klarheit geopfert 
werden. Ditfurth läßt keinen Zweifel daran, daß die 
Kommunistische-Plattform-Anhänger in der PDS glauben, "daß Sozialismus ohne 
Unterdrückung nicht möglich sei". Ihre eigentliche Bedeutung liegt für ihn 
jedoch in ihrer inneren Funktion als "Linienpolizei" der PDS. Ihre Positionen 
bedienen die Gefühlswelt vieler älterer Mitglieder, die nicht umsonst gelebt 
haben wollen". Am Ende der Auseinandersetzung um das Jahrhundertverbrechen 
Auschwitz stand in der Bundesrepublik die strafrechtliche Ahndung all 
derjenigen, die versuchen, die Verbrechen in Auschwitz zu leugnen.
Mit Blick auf die Verharmlosung von Stalins Untaten durch die KPF fragt 
Ditfurth, ob die Gulag-Lüge nicht ebenso verwerflich sei, "wie Auschwitz zu 
leugnen?" Ist die Stalin-Frage für die DDR-Apologetik der PDS-Geschichtsbilder 
von existentieller Bedeutung, wenn es um ihr "Ankommen" in der Bundesrepublik 
geht, so ist für die Koalitionsfähigkeit der PDS ihre Haltung zur SED-Gründung 
von 1946 zentral. Damals, im April 1946, schlossen sich KPD und SPD in der 
Sowjetischen Besatzungszone zur Sozialistischen Einheitspartei zusammen, womit 
die kommunistische Machtpolitik die SPD in der SBZ ausschaltete. Ob dieser 
Vorgang als "Zwangsvereinigung" zu bezeichnen ist, das steht heute noch zwischen 
SPD und PDS.
Keine linke Sammlung
Als 1989 die PDS aus der SED heraus entstand, haben viele ihre politische 
Selbstbehauptungskraft unterschätzt. Als Anwalt der "Ostinteressen" im 
Vereinigungsprozeß wird die PDS gewählt, und sie hat in "Neufünfland" und der 
früheren Hauptstadt der DDR von allen Parteien immer noch die meisten 
Mitglieder.
Als linke Partei neben SPD und Grünen konnte sich die PDS im Westen nicht 
etablieren; nur linksradikale Sektierer sammelten sich unter ihrer Fahne. "Die 
PDS ist die Partei der einstigen Träger des SED-Systems, der Militärs, 
Ideologen, Wissenschaftler, Lehrer oder Künstler." Damit werden die sozialen 
Interessen deutlich, die sie vertritt; es geht um das Ansehen der einstigen 
DDR-Staatsdiener, um die Abwehr der Einsicht in den illegitimen Charakter der 
SED-Diktatur, und schließlich um die Renten für Parteifunktionäre und 
MfS-Offiziere.
Dieser Wirklichkeit der sozialen Interessen der ehemaligen Nomenklaturkader der 
SED entsprechen die "ostdeutschen Verbände", die mit der PDS verbunden sind, und 
die Wirkung der durch das "Marxistische Forum" Heuers oder die KPF-organisierten 
"restaurativen Kräfte" in der Partei. Da verwundert es nicht, daß die PDS 
bislang nichts für die Opfer des SED-Regimes getan hat und immer noch in der 
"Welt der Täter" lebt.
Ditfurths Bestandsaufnahme ist auch die Neubewertung der Rolle der "Reformer" 
wie Gregor Gysi, Lothar Bisky und André Brie, die in den Augen der 
Öffentlichkeit die PDS zu führen scheinen. Ditfurth zeichnet ein anderes Bild 
von ihnen. Innerparteilich lavierten sie, beschreibt er, sie vermieden den 
klaren Bruch mit der Diktaturgeschichte des deutschen Kommunismus und könnten 
auf der politischen Bühne nur deshalb brillieren, weil die restaurativen Kräfte 
der PDS, die nicht in unserer Zeit leben, über keine plausible politische 
Strategie verfügten: "Die Partei hat sich nicht erneuert, sie leistet sich 
Erneuerer in der Führung. Sie leistet sich einen demokratischen Sozialismus, den 
an der Basis kaum einer kennt oder kennen will."
Ditfurths Befunde sind ernüchternd: SED-Ostalgie unter den Mitgliedern im Osten, 
im Westen linksradikale Sektierer - seiner Ansicht nach haben die 
"SED-Erneuerer" von 1989 kräftig dazu beigetragen. Damals haben sie versucht, 
die Macht und das Vermögen der SED zu behalten. An dieser Stelle verläßt den 
Autor sein Blick für die Interessenlagen im Herbst 1989. Die PDS-Gründer wollten 
ihre Partei und ihren Staat gegen die Einheitsbewegung in der DDR behaupten.
Das Buch erscheint zum Bundestagswahlkampf. Ditfurth will die Integration der 
Sozialismusvertriebenen in die Bundesrepublik, er will den Machtwechsel: "Ich 
bin dagegen, daß jene verächtlich gemacht werden, die mit der PDS 
zusammenarbeiten wollen. Auch deshalb habe ich die 'Erfurter Erklärung' 
unterschrieben. Ich gebe zu, mit Bauchschmerzen." Die Tolerierung der rot-grünen 
Minderheits­regierung in Sachsen-Anhalt und die von den Reformern in der PDS 
nachhaltig geförderte "Erfurter Erklärung" sind für Ditfurth Stationen auf dem 
Weg zu einer Integration der PDS in das demokratische Parteiengefüge. Dabei 
setzt er auf die Sozialdemokraten, die nur in Kooperation mit der PDS die 
Hegemonie der Union brechen können.
Das Plädoyer zur Integration der PDS entspricht den Erfahrungen der 
Bundesrepublik mit den Tätern der NS-Diktatur und der Aufnahme von Vertriebenen 
und Flüchtlingen. Ditfurths Buch über die PDS kann als Beitrag zur 
demokratischen Erinnerungskultur der Deutschen gewertet werden. In Deutschland 
leben ja viele "Ehemalige", die einer der beiden Diktaturen oder gar beiden 
gedient haben. Die Deutschen könnten am Ende des Jahrhunderts der Weltkriege und 
Diktaturen mehr solcher Reiseführer in die vielfältigen Gruppen von "Ehemaligen" 
gebrauchen, damit die Nachgeborenen die Geschichte kennen, die sie zu überwinden 
haben.
Manfred Wilke, SüdZ, 25.3.98
 
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Uwe Backes, FAZ 30.3.98
Im Januar 1997 wurde vor dem Schweriner Parteitag der PDS eine von einem 
"Bündnis linker Schriftsteller, Theologen, Wissenschaftler und Gewerkschafter" 
gemeinsam erarbeitete "Erfurter Erklärung" veröffentlicht, in der für ein 
breites "Bündnis für soziale Demokratie" unter Einschluß von SPD, Bündnisgrünen 
und PDS geworben wird. Christian Ditfurth gehört zu den Unterzeichnern des 
Manifests und wirbt in seinem Buch für dessen Einlösung. Koalitionen würden zur 
Erhaltung der "linkssozialistischen Alternative" PDS beitragen und ihr den Weg 
ebnen, "sich ganz von Stalin zu befreien".
Wie die verquere Formulierung zeigt, steht der Verfasser der PDS keineswegs 
vorbehaltlos gegenüber. Der Leser entnimmt dem mit persönlichen 
Erlebnisschilderungen unterhaltsam angereicherten Erfahrungsbericht, daß 
Ditfurth viele Jahre lang der DKP angehörte, dabei die DDR kennenlernte und an 
der Ost-Berliner SED-Parteischule "Franz Mehring" als Kader weitergebildet 
wurde. Später hat er der DDR und der DKP den Rücken gekehrt und sich als 
Journalist mit den ehemaligen Blockparteien und der PDS kritisch 
auseinandergesetzt. Nun kamen ihm seine persönlichen Kontakte zu 
DKP-"Erneuerern", die zur PDS übergelaufen waren, seine Kenntnis der DDR und der 
dort verbreiteten Mentalitäten zugute.
Ditfurths Reise durch die verschiedenen Strömungen und Ebenen der PDS ähnelt 
einer Fahrt mit der Geisterbahn. In den mitgliederstarken Landesverbänden 
"Neufünflands" grassiere nicht nur DDR-"Ostalgie", sondern spuke gar das 
Gespenst Stalins. In dem Bestreben, die eigene Biographie zu retten, flüchte man 
sich nicht selten in abstruse Legitimationskonstrukte. Als Beispiel zitiert 
Ditfurth in einem der über den Band verstreuten Dokumenten­einschübe die 
"ökologische" Rechtfertigung der Mauer und der mit Minen, Selbstschußanlagen und 
Stacheldraht bewehrten Grenzstreifen aus der Feder eines ND-Lesers: "Weil ja 
keiner raus und rein kam, konnte sich die Natur völlig geschützt entwickeln." 
Sahra Wagenknecht, die junge Pasionaria der Kommunistischen Plattform (KPF), 
beschreibt Ditfurth als "die hübsche Frau mit den häßlichen Gedanken". Ihre 
Anhänger unterhielten ein "taktisches Verhältnis zur Wahrheit". Die PDS-Führung 
trenne sich nicht von der KPF, weil deren Meinungen "in der gesamten PDS 
verbreitet sind" und "ideologische Mehrheiten finden". Auch das gegenüber der 
KPF stärker gewordene Marxistische Forum bleibt nicht verschont. Dessen Aufruf 
"In großer Sorge" charakterisiert der Autor als das Produkt all jener, "die als 
Parteiintelligenz jeden Winkelzug des Politbüros mit akademischen Weihen 
versehen hatten". Hart geht er mit dem K-Gruppen-Sektierertum der schwächlichen 
westlichen PDS-Verbände ins Gericht. Und am Beispiel eng mit der PDS 
verflochtener Interessenvereinigungen wie ISOR, GRH und GBM wird gezeigt, daß 
sich die Partei in der Masse ihrer Mitglieder als "Rächerin der entmachteten 
DDR-Eliten" versteht.
Zu diesem ungeschminkten Bild von den Stimmungen, Anschauungen und Mentalitäten 
der "Basis" steht das der Parteiführung in grellem Kontrast: Der Mannschaft um 
Gysi, Bisky, Brie und Bartsch bescheinigt Ditfurth großzügig, sie habe sich "aus 
der geistigen Sklaverei des Stalinismus" befreit, sei – mit vielen anderen in 
den Vorständen der Partei – inzwischen "in der Bundesrepublik angekommen" und 
stehe auf dem Boden des Grundgesetzes. Sie habe mit dem demokratischen 
Zentralismus gebrochen und erscheine "pluralistischer als alle anderen 
Parteien". Von der "Diktatur des Proletariats" habe man sich ebenso 
verabschiedet wie von der "historischen Mission der Arbeiterklasse".
Ditfurth bringt es auf folgende Formel: "Die Partei hat sich nicht erneuert, sie 
leistet sich Erneuerer in der Führung. Sie leistet sich einen demokratischen 
Sozialismus, den an der Basis kaum einer kennt oder kennen will." Eine weithin 
"stalinistische" Basis und eine demokratisch-reformistische Führung: Wie reimt 
sich das zusammen?
Ditfurths Buch ist offenbar das Produkt eines schmerzhaften Lernprozesses, den 
der Leser über die Kapitel hinweg rekonstruieren kann. Das ehemalige 
DKP-Mitglied ist sich inzwischen des diktatorischen Charakters des DDR-Regimes 
bewußt, er würdigt demokratische Errungenschaften der Bundesrepublik. Er 
streicht Parallelen zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus heraus und geht 
in seiner Würdigung der Verbrechen des Kommunismus so weit, deren Negation mit 
der Auschwitzlüge auf eine Stufe zu stellen. Offengelegt wird auch der 
Mißbrauch, den Kommunisten mit dem Begriff des "Antifaschismus" getrieben haben. 
Doch so manches Versatzstück des Marxismus-Leninismus hat die ideologische 
Entrümpelung überlebt. Die "Enteignung des Finanzkapitals", meint Ditfurth, sei 
nach 1945 versäumt worden, und man habe die "alten Eliten weitgehend 
ungeschoren" davonkommen lassen. Die "Organisierung des praktischen Widerstandes 
gegen die bestehenden kapitalistischen Verhältnisse" gilt ihm auch heute als 
Gebot der Stunde.
Ob er die Vergangenheit seiner ehemaligen politischen Freunde ausreichend 
aufgearbeitet hat, erscheint bei allen unleugbaren Fortschritten zweifelhaft. 
Der "demokratische Impetus der Partei Rosa Luxemburgs" erstrahlt nur in hellem 
Sonnenschein', wenn man ihn mit dem unter Thälmann vergleicht. Daß der 
großzügige Umgang mit dem Stalinismusbegriff die Zustände in den ersten Jahren 
nach der Oktoberrevolution ausblendet und die Verantwortung Lenins und Trotzkis 
verkleinert, schiebt der Autor beiseite. Auch wer ihm zustimmt, wenn er Marx und 
Engels gegen die völlige Vereinnahmung durch den "realen Sozialismus" in Schutz 
nimmt, muß die Nichtbeachtung aller totalitären Elemente in deren Lehren 
monieren.
So entgeht Ditfurth auch die für das Selbstverständnis der PDS-Führung 
entscheidende Rolle des Gramscismus und der Lehre von der "kulturellen 
Hegemonie". Darüber hinaus wird vieles ausgespart, was die PDS-Führung in 
anderem Licht erscheinen lassen könnte (wie die Bündnispolitik mit 
kommunistischen Parteien aus aller Welt). Doch mindern all diese Einwände nicht 
den Wert des Buches in seiner Eigenschaft als ehrlicher, kurzweiliger und in 
seinen Beobachtungen vielfach treffsicherer Erfahrungsbericht über die 
"Strömungen", "Arbeitsgemeinschaften" und "Plattformen" an der Basis der PDS.
Uwe Backes, FAZ 30.3.98
 
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Katholische Nachrichtenagentur (KNA), Korrespondentenbericht, 21. März 1998
PDS sollte eigentlich für "Partei Der Sozialismusvertriebenen" stehen, spottet 
der Historiker und Journalist Christian von Ditfurth. Denn derzeit gleiche sie 
eher einem Heimatvertriebenen-Verband als einer linken Partei. Die Aussage ist 
keineswegs blanke Polemik, sondern das Ergebnis einer Analyse, für die das 
frühere DKP-Mitglied zwei Monate durch die Landes- und Ortsverbände reiste, 
Diskussionen besuchte und in Archiven recherchierte. Er traf dabei auf eifrige 
Verteidiger des Stalinismus, alte Männer, die den "Versuch" DDR verteidigten, 
und Reaktionäre. In der Berliner Volksbühne, direkt neben der PDS-Zentrale, 
stellte der Autor sein Buch "Ostalgie oder linke Alternative" vor und 
diskutierte mit dem PDS-Vorstandsmitglied Michael Schumann sowie den 
Ex-Bürgerrechtlern Wolfgang Templin, Steffen Reiche und Günter Nooke.
Von Ditfurth konzentriert sich auf den Umgang der PDS mit der Vergangenheit - 
sowohl auf der politischen als auch auf der persönlichen Ebene der Mitglieder. 
"Ich kann doch nicht umsonst gelebt haben", diese Sätze hörte der Autor bei 
Gesprächen. Seine Antwort ist schonunglos: "Doch, man kann umsonst gelebt haben. 
Nämlich dann, wenn man einer schlechten Sache gedient hat, auch wenn man dafür 
die besten Gründe nennt." Reiche, heute SPD-Landesvorsitzender und 
Kultusminister in Brandenburg, sieht in der Verteidigung der Biographien das 
"einzig Originäre" der PDS. Die Partei werde nicht von einem Thema, sondern von 
einem Ressentiment zusammengehalten. PDS-Politiker Schumann hingegen nannte es 
"menschlich legitim", wenn etwa SED-Bürgermeister auf ihre Leistungen und 
Errungenschaften für die Gemeinde stolz seien. Auch die Gründung der DDR sei 
nach dem Versagen der bürgerlichen Herrschaftsschichten legitim gewesen. 
Allerdings habe es nie die Freiheit gegeben, in der Sowjetischen Besatzungszone 
(SBZ) eine parlamentarische Demokratie einzuführen. Schließlich seien die 
Sowjets und Stalin infolge der Weltkriegs-Verbrechen "über uns gekommen".
Ditfurth ließ dies nicht gelten. Dabei werde vergessen, daß bei dem "Versuch" 
viele Menschen unter die Räder gekommen seien. Verantwortliche einer Partei, 
"die die Menschenrechte mit Füßen getreten hat", könnten nicht ihre Biographie 
verteidigen. Statt dessen sollten sie ihre Biographien offenlegen, Die PDS lasse 
zudem bei der juristischen Aufarbeitung der DDR-Verbrechen, "jede Nähe zur Welt 
der Opfer" vermissen. Prozesse gegen Genossen würden pauschal als "Siegerjustiz" 
abgetan. Die Partei kenne noch immer nur die Perspektive der Unterdrücker. Auch 
der Bruch mit dem Stalinismus ist nach Ansicht des Historikers nicht völlig 
vollzogen. Dazu zitiert er in seinem Buch seitenweise Papiere und haarsträubende 
Thesen der "Kommunistischen Plattform" und des "Marxistischen Forums". Auch 
Interessengruppen wie die "Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte 
ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR" 
(ISOR), die "Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung" (GRH) 
und die "Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde" (GBM) 
untersuchte von Ditfurth. Die enge Verflechtung der PDS mit diesem "Sumpf der 
Täter" - "Antidemokraten" wie "unverbesserlichen Stalinisten" - sei 
bemerkenswert.
 
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Peter Wagner, Stadtmagazin Mönchengladbach, Nr. 4/98
PDS: Partei der Stasispitzel? Partei der übriggebliebenen Honecker-Veteranen, 
die unter dem Deckmantel der Demokratie eine deutsche sozialistische Revolution 
vorbereiten? 
Christian v. Ditfurth durchleuchtet gekonnt eine Partei, die mannigfaltige 
Facetten hat, aber, so Ditfurth, eine Parteispitze besitzt, die meilenweit vom 
Gros der Mitglieder entfernt ist; die den Spagat üben muß zwischen den 
ostalgischen Genossen, die teils dem Stalinismus noch hinterhertrauern, und 
einer jungen Linken, die eine Idee mit neuer Prägung ins nächste Jahrtausend zu 
retten versucht. 
Um es vorwegzunehmen, Ditfurth, der in Mönchengladbach lebt und am 8. Mai im BIS 
liest, gehört nicht zu der ImmerDraufAufDieGenossen-Fraktion, die von dem 
Gedanken beseelt ist, Deutschland von den Sozialisten zu befreien. Er ist selber 
Sozialist und war lange Jahre Mitglied der DKP. Um so heftiger trifft seine 
Kritik. Gnadenlos schreibt er der PDS ins Poesiealbum, daß sie noch lange nicht 
mit der Vergangenheit abgeschlossen hat und daß sie auf dem Weg ist, 
auszusterben: Zwar ist sie im Osten tief verwurzelt, aber die Mitglieder sterben 
ihr wortwörtlich weg, und im Westen hat sie es bislang nicht geschafft, eine 
passable Zahl von jungen Leuten anzusprechen. Schlimmer noch: Die linke 
Sektiererei, die schon vor 1989 die westdeutsche Linke hemmte, blüht innerhalb 
der PDS weiter. 
Der gelernte Historiker transportiert neben der Analyse ein Stück Lebensgefühl 
der PDS und setzt sich umfangreich mit ihren Wurzeln auseinander. Er prophezeit 
der PDS weitere Wahlerfolge, da "sie die einzige ostdeutsche Partei ist, die 
anderen werden als Filialen der Westparteien betrachtet, und dies zu recht". 
Aber er sagt auch: "Das Projekt PDS ist gescheitert." Die Partei trat 1989 an, 
um sich vom Stalinismus zu befreien. "Mittlerweile gibt es in der PDS 
demokratische Sozialisten, aber sie sind ideologisch in der Minderzahl." Von der 
"linken Alternative" läßt Ditfurth kaum etwas übrig. Die reformistische 
Führungsspitze um Gysi und Bisky hält er für eine Art Lebensversicherung, die 
sich die PDS leistet, um die Partei vor dem Untergang zu bewahren. Früher oder 
später, meint er, werden sie ihre Schuldigkeit getan haben und der 
innerparteilichen Mehrheit weichen müssen.
 
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Matthias Meisner, Sächsische Zeitung, 25.3.98
Es ist nicht eben bequem für die PDS, was der Historiker Christian von Ditfurth 
da auf 352 Seiten notiert. Besonders schmerzen dürfte die Partei, daß die 
umfangreiche Kritik diesmal nicht aus dem rechten Lager kommt, sondern von 
links. Zumal sie mit viel Detailkenntnis begründet wird. Es ist das zweite Mal, 
daß sich der aus Mönchengladbach stammende Autor eine ostdeutsche Partei 
vornimmt. Schon 1991 erschien "Blockflöten. Wie die CDU ihre realsozialistische 
Vergangenheit verdrängt" - eine Analyse über die Ost-CDU, die das Bonner 
Konrad-Adenauer-Haus am liebsten zur Bückware erklärt hätte. Diesmal verspricht 
von Ditfurth "neue Wahrheiten" über die Nachfolgerin der ehemaligen 
DDR-Staatspartei. Sein Fazit: Zwar würden Lothar Bisky, Gregor Gysi und André 
Brie glauben, sie könnten Mitglieder und Möglichkeiten einer ostdeutschen 
Volkspartei mit unbewältigter SED-Vergangenheit nutzen, um moderne 
sozialistische Politik zu machen. "In Wahrheit benutzt die Partei ihre 
Aushängeschilder längst, um zu übertünchen, daß im Inneren das Rad zurückgedreht 
wird. Die Reformer laufen über einen Sumpf. So etwas ist noch nie gutgegangen." 
Eindeutig ergreift von Ditfurth Partei für die Reformkräfte in der PDS - um 
ihnen zugleich zu bescheinigen, daß sie praktisch längst gescheitert sind. Er 
begründet das nicht nur mit Splittergruppen in der PDS wie der Kommunistischen 
Plattform (KPF), in der "Stalins Ideen eine Renaissance feiern".
Abenteuerliche Reise durch die Partei
Entscheidender ist nach Ansicht des Autors die folgende Erscheinung: Obwohl die 
KPF nur schätzungsweise 500 Mitglieder in der Partei habe, reiche das 
Gedankengut in die ganze PDS hinein. So führt seine "abenteuerliche Reise" durch 
die Partei zum Marxistischen Forum des Bundestagsabgeordneten Uwe-Jens Heuer 
über die "Ostalgie inklusive Ministerium für Staatssicherheit" und die 
gescheiterte West-Ausdehnung hin zu einer Haltung zur DDR, die von Ditfurth 
immer wieder an der Basis angetroffen hat: "Ich stehe dazu."
Ich stehe dazu: Diese Position wird von einem weißhaarigen Herrn mit Brille 
verkörpert, der im Buch immer wieder auftaucht - ein Hinweis auf die gefährliche 
Überalterung der PDS. Der Herr sagt: "Ich stehe moralisch über dem 
Scherbenhaufen des SED-Staats. Ich habe Jahrzehnte meines Lebens geopfert für 
ein besseres, antifaschistisches, humanistisches Deutschland. Aber ich bin 
betrogen worden. Ich trage keine Schuld." Der Buchautor setzt dagegen: "Man gibt 
seinem Leben keinen Sinn, wenn man einer schlechten Sache gedient hat und sich 
darüber nicht bewußt werden will."
Wie bei einem Treffen der Heimatvertriebenen
Für Ditfurth personifiziert solche Kontinuität der Ideale auch der ehemalige 
Dresdner SED-Bezirkschef und heutige PDS-Ehrenvorsitzende Hans Modrow. Immer 
wieder vollbringe er das Kunststück, die Konzepte der Reformsozialisten mit zu 
unterzeichnen, ohne selbst Vorwärtsweisendes in die Debatte zu bringen. 
Gleichzeitig betone Modrow stets die guten Seiten des realen Sozialismus. "In 
dieser Wirklichkeit steht er zwischen Erneuerung und Ostalgie." 
Nicht nur einmal kommt sich der Autor auf einer PDS-Versammlung so vor wie auf 
einer Kundgebung von Heimatvertriebenen. So unterstreicht er Gysis Fazit aus dem 
Jahre 1990, als der die PDS als "reaktionäre Partei" beschrieb. Die Denk- und 
Verhaltensmuster der SED seien nicht überwunden - und wenn das Buch für die 
Genossen-Partei einen deutlichen Makel hat, dann den, daß es keinen schlüssigen 
Ratschlag enthält, wie dem Dilemma zu entfliehen ist. Ditfurth schwant es: Der 
Anreiz, reinen Tisch zu machen, fehlt. Viele, wohl zu viele Stammwähler würden 
der Partei verloren gehen. Und doch: Für ein Machwerk des Klassenfeindes wiegt 
das Buch zu schwer.
Matthias Meisner, Sächsische Zeitung, 25. März 1998
 
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Rainer Jung, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 3. April 1998
Im deutschen Osten gehört er zu den zeitgemäßen Physiognomien: der bebrillte 
Rentner, der sich bei jeder beliebigen Diskussion einschaltet. Lächelnd stimmt 
er "im Prinzip" zu, doch müsse er "Ergänzungen anbringen".
Und zwar die immer gleichen: In der DDR war nicht alles schlecht, man wollte nur 
das Beste, der Kapitalismus hat auch schlimme Härten. Voilà, die PDS, wie sie 
Christian von Ditfurth während der Recherchen für sein Buch "Ostalgie oder linke 
Alternative" unzählige Male erlebt hat. Und doch nennt der Publizist die 
Linkssozialisten im nächsten Atemzug "Deutschlands pluralistischste Partei". Wie 
paßt das zusammen?
Es paßt nicht, und das anschaulich herauszuarbeiten ist das Verdienstvolle an 
Ditfurths gutgeschriebener Analyse. Jenseits der gängigen Vereinfachungen 
("Verschwörung der Roten Socken" versus "Gysis bunte Truppe") zeigt sie die PDS, 
wie sie ist - hoffnungslos gespalten.
Da gibt es die überalterte Basis, die ihre Partei primär als "Wärmestube" nutzt. 
In ihr bestätigt man sich gegenseitig, daß die eigene DDR-Biographie doch noch 
einen Wert hat und früher nicht alles schlecht war. Dabei hängen die alten 
Herren politischen Orientierungen nach, die Ditfurth wegen ihrer Geringschätzung 
der Demokratie als eindeutig "stalinistisch" brandmarkt.
Doch weil die Basis mit sich selbst beschäftigt ist, kann bislang eine dünne 
Schicht von Reformern Programm und parlamentarische Praxis der Partei bestimmen. 
Nach außen engagiert sich die PDS deshalb für direkte Demokratie, soziale 
Gerechtigkeit und ökologische Reform.
Der Führungsspitze nimmt Ditfurth solche Bekenntnisse auch durchaus ab. Nur 
zweifelt er, ob sie sich künftig durchsetzen kann: In den letzten Jahren habe 
der Einfluß der Unbelehrbaren wieder zugenommen, die Reformer laufen über einen 
Sumpf - und wie recht der Autor hat, zeigt die augenblickliche Krise der PDS 
mitten im Wahljahr.
 Sollten die Reformer verschluckt werden, wäre das nach Ditfurth allerdings auch 
das Ende der PDS.
 Übrig bliebe ein Verein von nörgelnden DDR-Nostalgikern. Zweifellos 
unsympathisch, aber keine Gefahr für die gesamtdeutsche Demokratie.
Rainer Jung, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 3. April 1998
 
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Klaus Schroeder, Berliner Morgenpost, 18.4.98
Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Wahlerfolge in Ostdeutschland bleibt 
die PDS westlichen Beobachtern ein Rätsel. Christian von Ditfurths interessantes 
und anregendes Buch über die PDS schafft etwas Abhilfe. Der Autor, der schon mit 
seiner Studie über die "CDU-Blockflöten" einiges Aufsehen erregt hat, weiß, 
worüber er schreibt, schließlich war er selber zehn Jahre Mitglied in der DKP, 
dem SED-Westableger. Das räumt er selbstkritisch ein, wie er auch keine Zweifel 
über die Absichten dieser von der SED gesteuerten Partei läßt, die "die 
demokratischen Grundrechte des Grundgesetzes mit einem Federstrich ausgelöscht 
hätte, wenn sie nur die Macht dazu gehabt hätte. Sie wollte eine deutsche 
Vereinigung unter dem Vorzeichen der SED."
Die PDS ist für den Autor keine kommunistische Partei im klassischen Sinn, 
sondern ein Konglomerat verschiedener Einzelgruppen. Am rechten Rand finden sich 
die Kommunistische Plattform, das Marxistische Forum und verschiedene 
Interessenorganisationen ehemaliger Verantwortungsträger, die darin wetteifern, 
die stalinistischen Verbrechen zu verharmlosen und die DDR seligzusprechen.
Rechtfertigung des DDR-Unrechts
Während erstere weniger mit ihren schlichten stalinistischen Parolen als mit 
ihrer "Medienfigur" Sahra Wagenknecht Schlagzeilen machen, versammeln sich im 
Marxistischen Forum die ehemaligen Ideologie­produzenten der SED. Ihre 
Anstrengungen gelten der wissenschaftlichen Legitimation des Sozialismus und der 
Rechtfertigung des DDR-Unrechts als staatliche Notwendigkeit. Sie behaupten, 
"was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein", und sprechen von 
"Siegerjustiz"; sie bereuen nichts - sind Unbelehrbare.
Zwar stellen diese Gruppen innerhalb der PDS nur eine kleine Minderheit dar, 
artikulieren jedoch Meinungen, "die in der gesamten PDS verbreitet sind". Indem 
sie an die gelebte Vergangenheit und den gemeinsamen geschichtlichen Auftrag und 
damit an Erfahrungen und Erinnerungen appellieren, vermitteln sie ihren 
Sympathisanten und Wählern das Gefühl, "nicht umsonst gelebt zu haben". Es ist 
die gleiche Gefühlslage wie nach 1945. Dagegen spricht von Ditfurth aus, was 
sich leider nur wenige Politiker trauen: "Doch, man kann umsonst gelebt haben. 
Nämlich dann, wenn man einer schlechten Sache gedient hat, auch wenn man dafür 
die besten Gründe nennt."
Die "Reformkräfte" in der PDS macht er um Gysi, Bisky und Brie aus. Die seien 
schon in der Bundesrepublik angekommen und strebten für das vereinte Deutschland 
ein sozialistisches Modernisierungsprojekt an. Auch wenn sie sich mit ihren 
programmatischen Vorstellungen in der PDS bisher nicht durchsetzen konnten, sind 
sie gerade für politisch Heimatlose in Ost und West Hoffnungsträger. Aber auch 
sie konzentrieren sich bisher vor allem auf die Vertretung ostdeutscher 
Interessen und die Weichzeichnung der DDR.
In der Einschätzung dieser Gruppe verläßt den Autor leider seine ansonsten 
reichlich ausgeprägte Kritikfähigkeit. Schließlich handelt es sich zumindest bei 
ihren prominenten Sprechern auch um ehemalige Nomenklaturkader der SED, wenn 
auch nur aus der dritten Reihe, die ebenfalls ihren Anteil an der 
Aufrechterhaltung der SED-Diktatur hatten und nicht gerade selbstkritisch mit 
ihrer persönlichen Vergangenheit umgehen, wie der Fall Gysi offenbart.
Dagegen räumt der gelernte Historiker mit den in der PDS weitverbreiteten Mythen 
zur DDR-Geschichte auf: Sie war nicht demokratisch legitimiert und basierte auf 
Gewalt und Zwang. Für die in die Hunderttausende gehenden Verurteilungen 
politisch Andersdenkender und die Opfer an der Grenze gibt es keine 
Rechtfertigung. Selbst der identitäts­stiftende Antifaschismus wurde von der 
SED-Führung instrumentell genutzt: "Der Antifaschismus der SED war genauso 
demokratie- und menschenverachtend wie der Antifaschismus von Thälmanns Partei."
Die PDS speist ihre Kraft als ostdeutsche Milieupartei aus dem geistigen und 
seelischen Zustand ehemaliger Staats- und Parteifunktionäre, die nicht nur ihren 
Status, sondern auch ihre Heimat verloren haben. Sie sind noch nicht im 
vereinten Deutschland angekommen, ja, viele wollen es gar nicht. Von daher 
plädiert der Autor unvermittelt für eine Integrationstherapie und schlägt eine 
Regierungsbeteiligung der PDS im Rahmen eines linken Projekts vor. Aus diesem 
Grund hat er auch die "Erfurter Erklärung" unterschrieben, in der SPD, 
Bündnisgrüne und PDS zu einer gemeinsamen Regierungsbildung aufgefordert werden.
Die Ablösung der "konservativen Hegemonie", d. h. der jetzigen Bundesregierung, 
ist für den Autor wichtiger als die demokratischen Defizite der PDS. So 
relativiert sich leider sein geradezu vernichtendes Gesamturteil über die PDS. 
"Betrachtet man die Mitgliedschaft, dann ist die PDS im Osten nicht 
entstalinisiert und im Westen eine Sekte. Auf diesem Fundament stehen die 
Genossen Bisky, Gysi und Brie und führen dem staunenden Publikum demokratischen 
Sozialismus vor. Bei aller guten Absicht, das grenzt an Roßtäuscherei."
Linke Sektierer und Obskuranten
Das eigentliche Dilemma der PDS liegt in ihrem Spagat zwischen Ost und West. 
Während sie im Osten als strukturkonservative, um nicht zu sagen reaktionäre 
Partei agiert und damit Wählerstimmen einfängt, "positioniert" sie sich in 
Westdeutschland als Forum für linke Sektierer und Obskuranten. Aus diesem 
Widerspruch wird sie sich nur lösen können, wenn ihr bei einer möglichen 
rot-grünen Koalition in Bonn die linken Flügel von Bündnisgrünen und SPD 
zulaufen sollten.
Das Buch hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Eine radikale und gleichzeitig 
aufklärerische Kritik an der PDS und eine aufmerksame und feinfühlige 
Beschreibung ihrer Basis gehen einher mit einer gewünschten politischen 
Aufwertung der PDS als möglichem Regierungspartner und einer überzogenen Kritik 
am eingeschlagenen Vereinigungsweg. Doch noch ist die Bundesrepublik keine 
psychologische Selbsthilfeeinrichtung und die Bundesregierung - gottlob - keine 
Therapiegemeinschaft, auch wenn es manchmal so scheinen mag.
Klaus Schroeder, Berliner Morgenpost, 18. April 1998
 
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Dieter Braeg, Stadtmagazin Mönchengladbach, Nr. 5/98
"Ich habe überhaupt nichts zu meckern!"
Eher zufällig entdeckten wir, daß es in Mönchengladbach einen gebildeten, Bücher 
schreibenden und links denkenden Intellektuellen gibt, der unsere so oft, auch 
von uns selbst, gescholtene Heimatstadt auch noch toll findet. Er residiert in 
einem schmucken Altbau in der Nähe des Rheydter Fischerturms, und wenn er seinem 
Computer nicht gerade Worte diktiert, nutzt er den Rheydter Hbf als Tor zur 
Welt.
 
Zufall war es für den Autor der Bücher "Internet für Journalisten", 
"Blockflöten. Wie die CDU ihre realsozialistische Vergangenheit verdrängt" 
(1991), "Wachstumswahn. Wie wir uns selbst vernichten" (1995) und "Ostalgie oder 
linke Alternative. Meine Reise durch die PDS", das jüngst im Kiepenheuer & 
Witsch Verlag erschienen ist, daß er in Rheydt lebt.
Ditfurth, Historiker und Publizist, war stellvertretender Verlagsleiter bei der 
ECON-Verlagsgruppe und zog vor zehn Jahren von Hamburg an den Niederrhein. 
Zuerst wohnte er in Viersen, um seit 1992 in Mönchengladbach in der Taubenstraße 
zu leben und zu arbeiten. Als überzeugter Kommunist diente er bei der 
Bundeswehr, um dann in Heidelberg von 1973 bis 1980 Geschichte und Germanistik 
zu studieren, letzteres nur zwangsweise, weil das die Prüfungsordnung 
vorschrieb. Unterbrochen durch eineinhalb Jahre DKP-Parteischule in Ostberlin, 
hat er 1980 sein Examen gemacht.
Einen Kindheitstraum erfüllte er sich: "Büchernarren", so erzählt er in seiner 
gemütlichen Küche bei starkem Espresso, "müssen Lektoren werden." So redigierte 
er beim Hoffmann und Campe Verlag in Hamburg, wechselte nach kurzem freien 
Intermezzo nach München zu Bertelsmann, von dort zurück nach Hamburg, um 
beruflich schließlich in Düsseldorf zu landen.
"Die Träume von einer unabhängigen sozialistischen Partei sind im Jahre 1922 
ausgeträumt gewesen. Seitdem gibt's die Partei nicht mehr. Es gibt für Linke nur 
zwei Möglichkeiten: entweder versucht man autonom irgend etwas hinzukriegen, 
oder man versucht in den bestehenden Strukturen etwas hinzukriegen. Wir sind 
heute nicht in der Situation, um über Machtfragen zu diskutieren - wir brauchen 
erst mal eine Verständigung." 
Ditfurth macht sich keine Illusionen. Die bisherigen Rezepte der Linken sind 
gescheitert. Das ist nicht nur für ihn bitter. Und wie wenig die PDS seine 
großartige Arbeit "Ostalgie oder linke Alternative"  verstanden hat, wird 
deutlich, wenn man im "Neuen Deutschland" vom 23. 3. 1998 lesen kann: "Mit 
seinem Buch über die PDS setzte sich Christian von Ditfurth zwischen alle 
Stühle." Dort sitzt die PDS, bezogen auf ihre Politik, schon lange, und anstatt 
ein Diskussionsangebot anzunehmen, bleibt, man erlebte es kürzlich bei ihrem 
Rostocker Parteitag, alles möglichst wackelfrei unbeweglich.
Ditfurths Buch ist vor den Bundestagswahlen ein ernstzunehmendes Angebot, mal 
wieder über die entgangenen Chancen, Möglichkeiten einer sozialistischen 
Alternative links der SPD nachzudenken, und das ist am Freitag, den 8. Mai 1998 
um 20 Uhr im BIS möglich. Ditfurth hat sich bis zum heutigen Tage nicht mit den 
politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Deutschland abgefunden, und 
die Gefahr, daß es so bleiben wird, freut ihn wenig. Das kann man in seinem Buch 
"Wachstumswahn. Wie wir uns selbst vernichten" nachlesen.
Was aber hält Christian v. Ditfurth von Mönchengladbach? Suche man Liebreiz, 
meint er, müsse man nach Neuschwanstein gehen oder sich in München in manchen 
Ecken umsehen. Mönchengladbach ist für jemanden, der kein Schickimicki mag, eine 
gute Stadt. Sie ist überschaubar, sie hat einen guten, ganz ordentlichen 
Nahverkehr: "... mein Rheydter Hauptbahnhof ist für mich das Tor zur Welt, und 
ich kann alles zu Fuß erreichen. Hier in Rheydt wohne ich ruhig und mitten in 
der Stadt. Ich finde die Stadt prima, ich habe überhaupt nichts zu meckern!"
Schade ist eigentlich nur, daß Christian v. Ditfurth in nächster Zeit nach 
Lübeck übersiedeln wird.
Dieter Braeg, Stadtmagazin Mönchengladbach, Nr. 5/98
 
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Gerlinde Sommer, Thüringische Landeszeitung, 4. April 1998
Mit den "Blockflöten" ist sein Name in Thüringen verbunden. Christian von 
Ditfurth hat bereits 1991 in einem Buch aufgearbeitet, "wie die CDU ihre 
realsozialistische Vergangenheit verdrängt". Das kam seinerzeit je nach 
politischem Standpunkt (gar nicht) gut an. Der Gothaer Landrat gar "adelte" eine 
Lesung Ditfurths mit seinem Erscheinen.
Nach den "Blockflöten" ist jetzt das einstige Gesamtorchester und sein 
vielstimmiger Nachfolge-Klangkörper PDS dran! Ditfurth hat eine "Reise durch die 
PDS" unternommen - das Ergebnis läßt er im Titel offen: "Ostalgie oder linke 
Alternative" nennt er das 310seitige Werk. Die Reise zu den Spielstätten neuer 
und alter Polit-Partituren, die sich Ditfurth da auferlegt hat, führt bisweilen 
in seine eigene Vergangenheit.
Zwischentöne
Der Autor weiß, wovon er spricht, wenn er sich mit Kommunistischer Plattform und 
real existierendem Sozialismus, mit Stalin und mit Thälmann auseinandersetzt. 
Ditfurth hat eine DKP-Vergangenheit: Von 1979 bis 1983 war er aktives und 
führendes Mitglied des SED-Westablegers und nahm an einem Einjahreslehrgang an 
der DKP-Parteischule in Ostberlin teil.
Wurde Ditfurth wegen seines Blockflötenbuches von interessierter Seite 
vorgeworfen, er höre nur auf einem Ohr, widerlegt er dies jetzt mit dem erneuten 
Aufspüren zahlreicher Zwischentöne.
Viele, die er trifft auf seiner Gastspielreise, scheinen aber von ideologischer 
Taubheit geschlagen - eine Krankheit, die mit offenkundig unkontrolliertem 
Redefluß einhergeht. Sahra Wagenknecht - ständig die verrüschte Rolle Rosa 
Luxemburgs geben wollend und die erste Geige beanspruchend - wird am besten 
einfach nur zitiert: "Eigentlich gibt es nichts, von dem ich sagen würde, das 
hatte ich in der DDR nicht, das fehlte mir in der DDR." Auch nicht Südfrüchte, 
Infrastruktur, Informationsmöglichkeiten? fragt sich der Autor. Wagenknecht: 
"Nein, auf eine so alltägliche Diskussion lasse ich mich ungern ein. Und Äpfel 
esse ich lieber als Bananen."
Nun kann es mit dem Obst jeder halten, wie er will. Wie aber steht es um den 
Freiheitsbegriff der Andersdenkenden? Ditfurth nimmt Note um Note auf. Bald wird 
hörbar, daß noch nicht einmal die Kommunistischen Plattformen in Thüringen und 
Berlin ähnliche Töne von sich geben. Die PDS ist viel mehr als diese - wie 
Ditfurth meint - überschätzte Wagenknecht-Gruppe.
Keine Melodie
Klangliche Geschlossenheit - und das ist nach der Vergangenheit auch schon ein 
Verdienst - hat die PDS, die so gerne Nachfolgepartei genannt wird, heutzutage 
nicht vorzuweisen.
Am Ende des trotz allen Parteichinesisch interessant geschriebenen Werkes bleibt 
der Eindruck: Der Töne viele haben wir gehört, eine Melodie, auf die es sich 
einstellen ließe, bekam Ditfurth nicht zu Gehör. Ungeklärt bleibt nach dieser 
Innenansicht allerdings das Erfolgsgeheimnis bei Wahlen.
Gerlinde Sommer, Thüringische Landeszeitung, 4. April 1998
 
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Dieter Braeg, Westdeutsche Zeitung, 6. April 1998
Politisch Lied, ein garstig Lied? Der in Gladbach lebende Historiker, Lektor und 
freie Autor Christian von Ditfurth hat ein wichtiges politisches Sachbuch 
geschrieben: "Ostalgie oder linke Alternative". Es ist "Ein Reisebericht", auch 
als Untertitel, ... durch die PDS".
Es gibt Sachbücher, die langweilen, und ihre Autoren stellen ihr Besserwissen so 
unverständlich und kompliziert dar, daß dem Leser die Leselust vergeht. So ist 
dieses politische Sachbuch kein "garstiges Buch", sondern ein wirklich 
notwendiges, um einige Illusionen und Wunschvorstellungen, die man - vor allem 
in den alten Bundesländern zur PDS entwickelte - endlich abzulegen. Wie sehr 
Stalin noch in manchen Köpfen herumgeistert, kleine grauhaarige Brillenmänner 
einen eigenartig undemokratischen Antifaschismus betreiben oder Thälmanns 
Lebenslauf weiterhin falsch kolportiert wird, kann man in diesem Buch mit seinen 
insgesamt 311 Anmerkungen und einem reichhaltigen Personenverzeichnis nachlesen.
Von Ditfurth beschreibt diese Tatsachen ohne Häme, eher mit engagiertem 
Bedauern. Er hat seit 1990 an vielen Sitzungen teilgenommen, Kreisvorstände und 
Landtagsfraktionen besucht und befragt. Für mich, als Sohn eines Vaters, der dem 
Naziregime in einem hohen Amt diente, während mein Stiefgroßvater noch im Jahr 
1935 in Siebenbürgen mehr als 80 Lehrer entließ, weil sie Nazi-Anhänger waren, 
war das Buch von Ditfurths wichtig und notwendig, und es spricht nicht für den 
Neubeginn nach 1945, der solche Arbeiten nicht zuließ.
Sicher hätte auch die PDS eine Chance, zu einer linken demokratischen Partei zu 
werden. In der Spitze, dies bestätigt der Autor, bemühen sich Gysi, Bisky und 
Brie, aber der Einfluß altgedienter Ideologien und Kader aus SED-Zeiten ist 
groß. Daß dann noch ein Trotzkist im Schafspelz, Winfried Wolf, im alten Land 
für Druck sorgt, wundert mich nicht. So ist Ditfurths Meinung: "Eine linke 
Partei hat die Pflicht, Programme und Strategien zu erarbeiten, um zu 
verhindern, daß Gesellschaft und Wirtschaft zu Spielbällen des internationalen 
Finanzkapitals werden", zu unterstreichen.
Dieter Braeg, Westdeutsche Zeitung, 6. April 1998
 
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Steffen Bach, Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 25. April 1998
Christian von Ditfurths Bericht über seine "Reise durch die PDS" ist nach dem 
Buch über die "Blockflöten"-CDU der DDR der zweite Versuch des Autors und 
Historikers, sich einer ostdeutschen Partei anzunähern. In "Ostalgie oder linke 
Alternative" fragt Ditfurth, was die PDS ist und in Zukunft sein könnte. Das 
Fazit fällt ernüchternd aus. Er beschreibt die mitgliederstärkste Partei in den 
neuen Bundesländern als Gemeinschaft Heimatvertriebener Menschen, die in der 
Vergangenheit leben und die vor allem damit beschäftigt sind, sich ihre 
"Biografien nicht nehmen zu lassen".
Daß "Gysis bunte Truppe" im Bundestag, Punks im Bundesvorstand, die geschickte 
Öffentlichkeitsarbeit und die oft witzigen Wahlkämpfe nur wenig über das wahre 
Seelenleben der Partei aussagen, wir haben es schon immer geahnt. Wie sehr der 
mediale Schein und das Bewußtsein an der Parteibasis auseinanderklaffen, faßt 
Ditfurth am Ende des Buches zusammen: "In Wahrheit benutzt die Partei ihre 
Aushängeschilder längst, um zu übertünchen, daß im Inneren das Rad zurückgedreht 
wird. Die Reformer laufen über einen Sumpf. So etwas ist noch nie gutgegangen."
Diese Einschätzung ist vermutlich das Ergebnis eines eigenen Lernprozesses. 
Ditfurth, in den Siebzigern selbst Mitglied der DKP, nähert sich der PDS von 
links. Jahrelang hat er Quellen ausgewertet, in Archiven recherchiert, 
Veranstaltungen besucht und Mitglieder interviewt. Er trifft Menschen, die mit 
dem Untergang der DDR "einen Glauben verloren, aber keinen neuen gefunden 
haben", Menschen, die sagen: "Ich kann doch nicht umsonst gelebt haben." 
Ditfurths Antwort ist schonungslos: "Doch man kann umsonst gelebt haben. Nämlich 
dann, wenn man einer schlechten Sache gedient hat, auch wenn man dafür die 
besten Gründe nennt."
Marxisten geben Ton an
Trotz dieses harten Urteils ist Ditfurth weit davon entfernt, in eine 
Rote-Socken-Rhetorik zu verfallen. Bei aller Kritik und Distanz nähert er sich 
seinen Gesprächspartnern mit Respekt, oft auch mit Verständnis und Sympathie. 
Nicht mit Häme, sondern eher mit Verzweiflung sieht Ditfurth, wie sich die PDS 
immer mehr von den anfänglich vorhandenen Bemühungen, mit dem Stalinismus zu 
brechen, entfernte. Gruppen wie das Marxistische Forum und die Kommunistische 
Plattform hätten die Meinungsführerschaft in der Partei übernommen. Eng 
verflochten sei die PDS darüber hinaus mit den Organisationen der Täter des 
SED-Regimes wie der "Initiativgemeinschaft zum Schutze der Sozialen Rechte 
ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR" oder 
der "Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung".
Was ist die PDS wirklich? Eine "Vereinigung von Heimatvertriebenen", ein 
"gescheitertes Projekt", die "einzige linkssozialistische Partei in Deutschland" 
oder eine "therapeutische Selbsthilfegruppe"? Ditfurth überläßt die Antwort dem 
Leser. 
 
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Holger Hintzen, Rheinische Post, 7. Mai 1998   
"Für die PDS gibt's mit dem Buch ein paar Probleme", sagt Christian von 
Ditfurth. Und das ist wohl vorsichtig formuliert. Denn in dem Buch stehen viele 
Sätze wie diese: "Ist die PDS überhaupt eine Partei? Für viele Genossen, wenn 
nicht für die meisten, ist sie eher eine therapeutische Selbsthilfegruppe, in 
der die Verlierer von 1989 sich gegenseitig darin bestärken, doch immer nur das 
Beste gewollt zu haben. Sie ist eine Vereinigung von Menschen mit gebrochenen 
Biographien, die sich für nichts mehr interessieren als dafür, sich 
reinzuwaschen. Insofern ist die PDS eine Vereinigung von Heimatvertriebenen." - 
Sätze, für die Autor Ditfurth bei Lesungen in Ostdeutschland "knüppelharten" 
Widerspruch geerntet hat. 
Den einen oder anderen PDS-Anhänger mag besonders schmerzen, daß solche 
Wertungen nicht von der rechten Seite kommen. Ditfurth, Jahrgang 1953, 
Historiker, derzeit als freier Autor und Lektor tätig und in Mönchengladbach 
wohnhaft, ist ein "Wessi". Noch dazu einer, der von 1973 bis 1983 der DKP 
angehörte und in seinem Buch "Ostalgie oder linke Alternative. Meine Reise durch 
die PDS" auch schreibt: "Dem politischen Spektrum in Deutschland fehlen seit 
1989 linke Alternativen - und sei es nur als Korrektiv."
Hübsche Frau, häßliches Denken
Nichtsdestotrotz fällt seine Abrechnung mit der DDR, dem Stalinismus und seinen 
unbelehrbaren Anhängern gnadenlos aus. Sarah Wagenknecht, Galionsfigur der 
"Kommunistischen Plattform" in der PDS, nennt er "die hübsche Frau mit den 
häßlichen Gedanken", die Millionen Opfer der kommunistischen Diktatur in der 
Sowjetunion als bedauerliche, aber notwendige Begleiterscheinung des 
sozialistischen Aufbaus zu rechtfertigen, ist ihm ebenso verwerflich, wie 
Auschwitz zu leugnen. "Wie kann man eine Gesellschaft für moralisch, politisch 
oder historisch legitim halten, die ihre Existenz vor allem der Gewalt 
verdankt", fragt Ditfurth und fügt hinzu: "Keine Entscheidung in der DDR ist 
demokratisch gefällt worden. Keine."
Ein Konglomerat
Erstaunlicher werden im Westen Deutschlands wohl viele Ditfurths Diagnose 
finden, die PDS sei keine kommunistische Partei und mit dem Begriff 
"SED-Nachfolgepartei" nicht zutreffend beschrieben. Für Ditfurth, der jahrelang 
in Archiven forschte und viele Parteiveranstaltungen - von Vorstandssitzungen 
bis hin zu Treffen der Basis besuchte -, ist die PDS ein "Konglomerat", eine 
geradezu absurd bunte Mischung: im Westen ein Sammelbecken linker Sektierer mit 
verschwindend geringer Mitgliederzahl; im Osten ein Konglomerat, das unter 
anderem aus unbelehrbaren Stalinisten, einer dünnen Schicht um die Definition 
eines demokratischen Sozialismus ringender Funktionäre (etwa Gregor Gysi) und 
eben jenen Mitgliedern besteht, die Ditfurth "Heimatvertriebene" nennt: 
Menschen, die sich seit dem Zusammenbruch der DDR ihrer geistigen Heimat und 
ihrer Identität beraubt fühlen, die "noch nicht in der Bundesrepublik angekommen 
sind", die in der PDS gegenseitige Rechtfertigung ihrer Biographien suchen. 
Motto: "Ich kann doch nicht umsonst gelebt haben." "Kann man doch" antwortet 
ihnen Ditfurth. Und zwar, wenn man einer schlechten Sache gedient habe und sich 
weigere, sich dies bewußt zu machen.
Viel Ostalgie also - und wie steht's mit der "linken Alternative"? Miserabel. 
"Linke Politik ist unmöglich ohne vollständigen Bruch mit der SED-Diktatur", 
befindet Ditfurth. Und den habe die PDS bisher nicht vollzogen.
 
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Ulf Maaßen, Westdeutsche Zeitung, 7. Mai 1998
Mit seinem Namen geht er nicht gerne hausieren, obwohl dieser auf den Buchtiteln 
einiger renommierter deutscher Verlage prangt: Christian von Ditfurth, 
Historiker, Autor und Wahl-Mönchengladbacher, ist natürlich der Sohn von Hoimar 
von Ditfurth und der Bruder von Jutta von Ditfurth.
Doch während bei Vater und Schwester die Ökologie im Vordergrund stand und 
steht, hatte sich der 44jährige "schon in der Schulzeit neben Lesen für 
Geschichte" interessiert. Ein entsprechendes Studium folgte, wobei Christian von 
Ditfurth die Zeit-Geschichte besonders aktiv auch selbst verfolgte. Er macht 
heute keinen Hehl daraus, daß er in den 70er Jahren Mitglied in der DKP war und 
sogar über ein Jahr lang Marxismus an einer Ost-Berliner Kaderschule studiert 
hat. Doch das Kapitel DKP beendete er schon 1983, ohne aber die Politik im 
Allgemeinen aus den Augen zu lassen.
Doch erst einmal stand ein Beruf im Vordergrund, und was liegt für einen 
Literatur-begeisterten Menschen näher als die Ausbildung zum Lektor. In den 
folgenden Jahren pendelte von Ditfurth zwischen großen Verlagshäusern in Hamburg 
und München, um dann schließlich 1990 doch am Niederrhein – zuerst in Viersen, 
dann in Rheydt – zu landen.
Den Entschluß, seine Position als stellvertretender Verlagsleiter bei Econ in 
Düsseldorf aufzugeben und als freier Autor zu arbeiten, bereut er nicht. "Ich 
schreibe Bücher, um selbst auch etwas zu lernen!" Einen Themenschwerpunkt ("Da 
herrscht bei mir Chaos") hat er nicht, obwohl er sich immer wieder mit der 
deutschen Einheit und ihre Folgen beschäftigt. Neben zahlreichen Aufsätzen und 
Zeitungsbeiträgen entstanden so seit 1991 zwei Internet-Fachbücher, ein Buch 
über den "Wachstumswahn" sowie ein Buch über die ehemalige DDR-CDU mit dem 
bezeichnenden Titel "Blockflöten".
Parallel dazu beschäftigte sich von Ditfurth seit 1990 mit der PDS. Sein 
aktuelles Buch "Ostalgie oder linke Alternative - Meine Reise durch die PDS" 
nimmt diese Partei unter eine kritische Lupe. "Doch es war mehr eine 
Abenteuerfahrt als eine Reise", beschreibt von Ditfurth seine langjährigen 
Recherchen. Einen Auszug seiner aktuellen Arbeit stellt Christian von Ditfurth 
am Freitag, 8. Mai, um 20 Uhr im Kulturzentrum "Bis", Bismarckstraße, auf einer 
Lesung vor.
Ulf Maaßen, Westdeutsche Zeitung, 7. Mai 1998
 
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Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 14. Mai 1998
"In Wahrheit benutzt die Partei ihre Aushängeschilder längst, um zu übertünchen, 
daß im Inneren das Rad zurückgedreht wird. Die Reformer laufen über einen Sumpf 
So etwas ist noch nie gutgegangen." Das Urteil des Autors über die PDS fällt 
hart aus. Und es kommt in dieser Härte überraschend, denn die Seiten zuvor 
zeitigten ein sorgsames Abwägen, wobei einstweilen unklar war, zu welcher Seite 
sich die Waage senken würde.
Wer gibt bei den Postkommunisten, die im Westen als Sammelbecken frustrierter 
Linkssektierer ein Schattendasein führen und im Osten den Status einer 
Volkspartei haben, tatsächlich den Ton an? Ist es die Gruppe der Erneuerer um 
Gysi, Bisky und Brie, die den Bruch mit der stalinistischen Vergangenheit 
radikal vollziehen wollen, oder sind es die Traditionalisten, die die 
untergegangene DDR verklären und die parlamentarische Demokratie, in der sie 
jetzt notgedrungen leben müssen, letztlich ablehnen?
Dies ist die Frage, die der Historiker Christian von Ditfurth in seinem neuen 
Buch "Ostalgie oder linke Alternative. Meine Reise durch die PDS" zu beantworten 
sich vorgenommen hat. "Reise durch die PDS" ist dabei einigermaßen wörtlich zu 
nehmen: Immer wieder hat Ditfurth in den vergangenen Jahren Parteiversammlungen 
besucht, Prominente und "einfache" Mitglieder gesprochen, im parteieigenen 
Archiv recherchiert. Der Anschaulichkeit wie der Glaubwürdigkeit der 
Argumentation sind diese Vorarbeiten zweifellos zugute gekommen. Die 
reportagehaften Schilderungen legen ein haltbares Fundament für das Gebäude der 
politischen Analyse, das sich auf ihm erhebt.
Das Ergebnis: Gysi und Genossen ist es laut Ditfurth nach 1989 gelungen, die 
gesamte Partei auf einen antistalinistischen Kurs einzuschwören. Inzwischen aber 
ist - dies der aus vielen Einzelbeobachtungen gewonnene Eindruck des Autors - 
ihre Position in der PDS nicht mehr mehrheitsfähig: Die Tabus fallen - Ditfurth 
belegt es - wie Dominosteine: Wer die Bezeichnung Unrechtsstaat für das 
SED-Regime empört zurückweist, für wen Gorbatschow ein Verräter ist und die 
ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Feinde sind, ist wieder hoffähig, kann mit 
herzlichem Beifall rechnen.
Dies ist, so Ditfurth, auch der Grund dafür, daß Figuren wie Sahra Wagenknecht - 
die "schöne Frau mit den häßlichen Gedanken" - und der Historiker Kurt 
Gossweiler, der Stalin verherrlichende Brandreden hält, nicht aus der Partei 
geworfen werden. Sie sind zu einflußreich und verfügen über zuviel Rückhalt an 
der Basis.
Man muß nicht alle Schlußfolgerungen und Wertungen Ditfurths teilen, manches 
bleibt dem bloßen Mutmaßen verhaftet. Trotzdem sollte das Buch all denen zu 
denken geben, die in der PDS immer noch eine seriöse demokratische Alternative 
sehen. 
 
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André Brie, Neues Deutschland, 16./17. Mai 1998
Eindrücke von einer "Reise durch die PDS" legt Christian v. Ditfurth vor. Sein 
Buch liest sich gut und schnell und kann den Leser geradezu fesseln. Aber die 
Spannung wird nicht selten durch Kolportage hergestellt, die sich eigentlich in 
einem politischen Sachbuch verbietet. Da muß beispielsweise ein "würdiger 
älterer Herr mit Brille, den es auf fast jeder PDS-Veranstaltung gibt" (S. 94) 
als Kronzeuge für die Meinung der PDS-Basis herhalten.
Ditfurth hat Versammlungen der PDS besucht, mit Mitgliedern lange Gespräche 
geführt, viel Material studiert. Das alles führt ihn zu sehr widersprüchlichen 
Urteilen, die - so scheint's mir - nicht allein in der zweifellos 
widersprüchlichen Situation innerhalb der PDS ihre Ursache haben, sondern ebenso 
in widersprüchlichen Positionen des Autor selbst. Anders ist schwer zu erklären, 
daß Ditfurth auf der einen Seite findet, die PDS sei die interessanteste Partei 
Deutschlands, ihr auf der anderen Seite als bundesweite linke sozialistische 
Partei keinerlei Perspektive gibt. In der Kommunistischen Plattform macht er 
einige hartgesottene Stalinisten aus und fragt: "Aber warum schmeißt die PDS die 
paar Dutzend KPF-Sektierer nicht einfach raus?". (S. 43) An anderer Stelle 
schreibt er jedoch: "Betrachtet man die Mitgliedschaft, dann ist die PDS im 
Osten nicht entstalinisiert und im Westen eine Sekte." (S. 272) Er fragt weiter: 
"Ist die PDS überhaupt eine Partei?" Stellt dann jedoch fest: "Aber die PDS ist 
die einzige linkssozialistische Partei in Deutschland." (S. 275)
Es gibt keinen Grund, die Defizite, Schwierigkeiten, ungelösten Probleme der PDS 
zu beschönigen. Im Gegenteil, nicht durch Selbstgerechtigkeit und Abschottung, 
sondern nur durch öffentliche Auseinandersetzung und entschiedene Selbstkritik, 
die nicht abgerungen, sondern als Chance begriffen und praktiziert wird, kann 
die PDS die widerständige, konsequent demokratische sozialistische Partei 
werden, die Stoiber, Waigel und Hintze, aber auch Schröder und Fischer dauerhaft 
und wirkungsvoll von links herausfordern kann. Ditfurth spricht der PDS diese 
Fähigkeit und Bereitschaft ab. Doch die Quellen, mit denen er seine Einschätzung 
beweisen will, widersprechen ihm eindeutig. Nahezu ausschließlich beruft er sich 
auf PDS-Politiker und -erklärungen. Offensichtlich steckt in dieser Partei doch 
ein ungebändigtes selbstkritisches Potential. Ditfurth leugnet dieses zwar, 
nutzt es aber kräftig für sein Buch. Und wenn er - durchaus zu Recht - 
PDS-Politikern Ungenauigkeiten beim Zitieren nachweist, so muß er sich doch auch 
die Frage gefallen lassen, warum ähnliche Oberflächlichkeit auch bei ihm zu 
registrieren ist. Die Möglichkeiten, dieses Buch für den notwendigen Disput in 
der PDS heranzuziehen, werden dadurch jedenfalls erheblich beeinträchtigt.
Andere Mängel sind schwerwiegender, aber hier nur anzudeuten. Der Autor 
widerspricht entschieden der konservativen Gleichsetzung von Naziherrschaft und 
SED-Staat, aber wenn PDS-Mitglieder davon reden, daß es in der DDR sichere 
Arbeitsplätze, Kindergärten, niedrige Mieten usw. gegeben habe, dann sagt er: 
"Das klingt mir zu sehr nach Autobahnen." Womit auch bei ihm der Unterschied von 
Naziregime und DDR unter der Hand verschwindet.
Einigen von Ditfurths Thesen kann auch nicht unter dem Gesichtspunkt dringender 
Veränderungen unserer Geschichtssicht zugestimmt werden, so wenn er schreibt: 
"Die NS-Diktatur war kein Instrument des großen Kapitals, sondern stützte sich 
auf die breite Zustimmung des deutschen Volkes ... " (S. 83) So richtig - leider 
- der zweite Teil dieser Feststellung ist, so offenkundig unrichtig der erste. 
Da ist selbst ein Teil der konservativen Geschichtsschreibung weiter. Und Günter 
Wallraff stellt noch für die 70er Jahre hinsichtlich der Chefetagen deutscher 
Konzerne fest: "70 Prozent der über 50jährigen Führungskräfte stammten aus den 
Elitegruppen des Dritten Reiches." (Stern-Beilage, 26. März 1998)
Der Autor bekennt sich nicht zu der Kinkelschen Forderung, "das SED-Regime zu 
delegitimieren" (S. 100), aber er verlangt genau das. Er fordert von Menschen, 
die in der DDR gelebt und für die DDR gearbeitet haben, sie dürften nicht sagen, 
"ich kann doch nicht umsonst gelebt haben". Erbarmungslos hält er ihnen vor: 
"Doch, man kann umsonst gelebt haben. Nämlich dann, wenn man einer schlechten 
Sache gedient hat, auch wenn man dafür die besten Gründe nennt. ... Das ist viel 
verlangt. Aber anders geht es nicht" (S. 97f.) Offenbar kann auch Ditfurth nur 
in den Kategorien "richtig oder falsch", "nützlich oder umsonst" denken, ganz in 
der Tradition des Marxismus-Leninismus, der auch Christian von Ditfurth einmal 
gefolgt war.
Mir wirft er die These vor, "daß die konsequente und praktische Kritik des 
stalinistischen und poststalinistischen Sozialismus ... nicht die historische 
Legitimität der Oktoberrevolution oder des Versuchs, ein anderes, ein 
antifaschistisches Deutschland zu errichten, in Frage" stellt. Er ernennt diese 
These zum "ideologischen Kitt, der die widerstreitenden Flügel zusammenhält". 
Und auch deretwegen werde die PDS kaum eine gesamtdeutsche sozialistische Partei 
werden (S. 81). Zu der entscheidenden Frage, ob die Legitimität eines 
historischen Aufbruchsversuchs generell und post festum bestritten werden muß, 
wenn der Versuch gescheitert ist, nimmt er nicht Stellung. Darüber hinaus kann 
die erforderliche Kritik der Oktoberrevolution nicht in ahistorischer Weise von 
der barbarischen Illegitimität jener Zustände abstrahiert werden, die ihre 
Ursachen waren - dem (bis dahin) beispiellosen Verbrechen des Ersten Weltkrieges 
und der allgemeinen Zerrüttung Rußlands, auf die jedoch die Februarrevolution 
eben noch keine Antwort gab.
Ich unterstütze Ditfurths Auffassung, nicht die Mängel und Verbrechen des einen 
Systems gegen die des anderen aufzurechnen. So kann man weder zu einer 
realistischen und nachhaltigen Kritik des zusammengebrochenen "realen 
Sozialismus" sowie einer Erneuerung der sozialistischen Politik, noch zu 
wirkungsvoller Kritik der kapitalistischen Gesellschaft kommen. Um dies zu 
erreichen, muß die Ganzheitlichkeit der Geschichte herangezogen werden, kann 
z.B. die zivilisatorische Wirkung der Oktoberrevolution für den Zusammenbruch 
des Kolonialismus und die Analyse dieser bis in die Gegenwart reichenden 
mörderischen und sozial und kulturell zerstörerischen Seite kapitalistischer 
Weltherrschaft nicht ausgeblendet werden. Umgekehrt - und in dieser Hinsicht ist 
Ditfurths Kritik oft zutreffend - kann und darf die PDS die zivilisatorischen 
Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft nicht verleugnen, wenn sie deren 
Realisierungsstand glaubwürdig kritisieren, die Defizite der DDR-Gesellschaft 
bestimmen und in erneuerten Sozialismusvorstellungen überwinden will.
Ditfurths Bild ist letztlich ebenso differenzierungslos wie das von ihm 
kritisierte. Wenn ich einen Moment notwendiger Veränderung in der Linken 
hervorheben müßte, so wäre es die Lehre, daß jedes Lager- und 
Schwarz-Weiß-Denken unweigerlich zu Realitätsverlust führen muß. Differenzierung 
und Ganzheitlichkeit des Denkens ist in der heutigen Mediengesellschaft 
unbequemer und schwieriger denn je. Aber für die Wiedergewinnung sozialistischer 
Politik unerläßlich.
Ich darf mich zu denen rechnen, die gewiß noch mehr "durch die PDS gereist" sind 
als Christian v. Ditfurth. Und ich bekenne, daß ich viele der Symptome für 
Hemmnisse und Schwierigkeiten in der Entwicklung der PDS, die er erkannt hat, 
nicht anders sehe. Aber ich widerspreche Ditfurth, wenn er immer wieder von "den 
meisten PDS-Genossen" spricht, die "unbelehrbar" seien.
Ich weiß, wie schwer es vielen Genossinnen und Genossen gefallen ist - ich nehme 
mich da nicht aus - und noch fällt, die DDR so kritisch zu sehen, wie es eine 
tiefgründige historische Analyse verlangt, die für eine linkssozialistische 
Partei in der Tat lebensnotwendig ist. Ich erlebe aber auch fast täglich, wie um 
diese notwendigen Erkenntnisse buchstäblich gerungen wird. Nach meinen 
Eindrücken in und von der PDS behaupte ich, Ditfurths Diagnose ist verfehlt. Er 
meint, behaupten zu können: Das Projekt PDS ist gescheitert. (S. 271) Den Beweis 
dafür bleibt er allerdings schuldig. Da findet sich nichts auf den über 300 
Seiten seines Buches. 
 
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Larissa Schippel, Disput, Nr. 5/1998
Christian von Ditfurths Buch trägt den Untertitel »Meine Reise durch die PDS«; 
der Verlag verspricht eine »abenteuerliche Reise durch Politik, Geschichte und 
Ideologie von Deutschlands interessantester Partei«.
Das Fazit dieser Studie lautet, die PDS habe »durch die Ausstrahlungskraft 
vieler programmatischer Aussagen und von Persönlichkeiten wie Gysi, Bisky oder 
Brie viele Linke ( ... ) an sich herangezogen. Und erstickt so Keime einer 
antistalinistischen, sozialistischen Entwicklung. ( ... ) Die PDS greift linke 
Ideen auf, schreibt sie in ihre Programme und Erklärungen und kompromittiert sie 
schon dadurch. Das ist der bislang letzte Akt der Tragödie der deutschen 
Linken.« (S. 276) Die Sympathie des Autors gilt - das ist ja durchaus 
nachvollziehbar - Personen wie Gysi, Bisky und Brie. Dieses »Erneuerertrio« 
stehe allerdings ziemlich allein auf weiter Flur und nutze den nostalgischen 
Rest und nähre so die Illusion, man könnte auf dieser Basis sozialistische 
Politik machen.
Wie diese Basis aussieht, hat der Verfasser in den Jahren 1989 bis 1997 
analysiert und nennt die Stationen seiner Reise: die Kommunistische Plattform, 
das Marxistische Forum, Zusammenschlüsse wie ISOR (Initiativgemeinschaft zum 
Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der 
Zollverwaltung der DDR e.V.), GRH (Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären 
Unterstützung) und GBM (Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und 
Menschenwürde), »die dritte im Bund der dubiosen Vereinigungen« (S. 127).
Der ernst zu nehmende Teil des Buches, in dem Ditfurth den Stalinisierungsprozeß 
der KPD unter Thälmann nachverfolgt und auch die Frage nach der Legitimität von 
SED- und DDR-Gründung diskutiert, den Vereinigungsprozeß von KPD und SPD 
differenziert ausleuchtet, ist, wenngleich nicht neu, so doch lesenswert.
Widerspruch provoziert dennoch die Wertung, wonach der Versuch einer 
gesellschaftlichen Alternative in Form der DDR nach Ditfurth nicht legitimierbar 
sei, weil es sich dabei
1. um Okkupationssozialismus (von der SU aus macht- und sicherheitspolitischen 
Gründen unter Stalin veranlaßt);
 2. um eine nicht demokratisch gerechtfertigte Staatsgründung handelte;
 3. es kein Rechtsstaat und
 4. aufgrund des Ausschlusses der Bevölkerung von der realen Machtausübung es 
auch keine moralisch legitimierte Gesellschaft war.
Nun sind das alles keine DDR-Spezifika. DDR-spezifisch war lediglich eins: Die 
Behauptung einer gesellschaftlichen Alternative zu einem anderen deutschen 
Staat. Die DDR hatte nur dann eine Berechtigung, wenn sie grundsätzlich anders 
war als die alte Bundesrepublik. Und das war sie weiß Gott! Im Guten wie im 
Bösen. Das heißt, sie definierte sich von Anfang an gegen die Bundesrepublik. 
Nur das erklärt eine Vielzahl ihrer Grundzüge und der Verhaltensweisen ihrer 
Bürgerinnen und Bürger - teilweise bis heute. Es erklärt auch den Druck auf 
Veränderungen innerhalb der Entwicklungsgeschichte der DDR (die bei Ditfurth 
kaum eine Rolle spielen) und auch sture Beharrungen, die sich aus dieser 
Konfrontation ergeben. Die oben genannten Kriterien zur Beschreibung der DDR 
stimmen zweifelsohne, erklären aber nichts, vor allem sagen sie nichts über das 
Verhältnis der DDR-Bürgerinnen und -Bürger zu diesem Staat.
Auch Ditfurth - und das ist das Bedauerliche an diesem Buch - zeichnet mit an 
einem rückblickenden DDR-Bild, das m. E. zwei Ziele verfolgt:
 1. Einen offiziösen Darstellungsrahmen zu liefern zur Beurteilung der DDR, 
innerhalb dessen sich zu bewegen hat, was anerkannt sein will, political 
correctness also.
 2. Aus der Umkehrung dieser Defizite der DDR ergibt sich dann folgerichtig die 
Überlegenheit des demokratischen Rechtsstaates BRD mit Teilhabe der Bevölkerung 
an der Machtausübung.(!) Das aber ist genau die Legitimierung einer 
westdeutschen Führungsschicht im Osten, des nahezu kompletten Elitenwechsels, 
der im Osten stattgefunden hat.
 Die Delegitimierung des (gescheiterten) Versuchs DDR von Anfang an ist eine 
Rechtfertigung, ob man will oder nicht, dieser Art des Anschlusses von 108 000 
qkm Grund und Boden, die leider bewohnt sind.
Ebenso folgerichtig wird dann die PDS ein ostdeutscher Heimatverein zur 
Verteidigung falsch gelebten Lebens. Unverständlicherweise haben sich einige 
(wenige) kluge Köpfe (immer die drei mehrfach Genannten) in diesen Nostalgieclub 
vernarrt und versuchen nun, daraus - zum Leidwesen der deutschen Linken - 
moderne sozialistische Politik zu machen: »Die Reformer laufen über Sumpf. So 
etwas ist noch nie gut gegangen.« (278)
Der Zustand der PDS ist nicht schön zu reden. Und von einem Durchreisenden ist 
auch kein Wohlwollen einzuklagen. Vom Historiker kann wohl aber auch im Hinblick 
auf eine politische Bewegung das Benennen von Ursachen und Wirkungen erwartet 
werden. Trotziges Bestehen auf dem Recht auf gerechte Bewertung des eigenen 
Lebens entsteht nur, wenn dieses bestritten wird. Wer an sich selbst, an Kindern 
und Enkeln erlebt hat, daß nichts zählt, was im Osten galt, wird unter Umständen 
auch ungerecht, vor allem aber unproduktiv.
Wer das aber nicht einbezieht in die Beurteilung derer, die nicht ankommen 
wollen in dieser Bundesrepublik, übersieht die Ursache von Trotz und Widerstand. 
Denn er reflektiert nicht, daß ein Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner von 
Neufünfland nicht ankommen durfte in dieser heilen Welt der besseren Deutschen. 
Die Hürden standen hoch für diejenigen mit der Ungnade der falschen Geburtsorte. 
Aber Demütigung schafft nicht Demut. Freilich, mit Trotz kann man dauerhaft 
keine Politik machen.
Keine Antwort hat Christian von Ditfurth darauf, wieso der beschriebene 
Nostalgieverein PDS mit reformerischer Spitze im Osten Wahlergebnisse einfährt, 
die um die 20 % liegen. Die Mischung aus Milieuverbundenheit und geschickter 
Wahlkampagne kann ja nicht ernsthaft als Erklärung gemeint sein. Seriöse 
WählerInnen-Analysen zeigen, daß es bei weitem nicht die sogenannten 
Wendeverlierer sind, die die PDS im Osten stark machen, sondern diejenigen, die 
»angekommen« sind in der Bundesrepublik. Aber gerade sie sind es, die auf 
Kritikwürdiges stoßen in diesem »Paradies, in das sie vertrieben« wurden. Sie 
haben den Anspruch, Kritikwürdiges kritisieren, Veränderungswürdiges verändern, 
Notwendiges im Sinne einer Zukunftsfähigkeit entwickeln zu dürfen - auch wenn 
man aus dem Osten kommt. Das ist schwer angesichts der Verführung, vor allem 
Unrecht zu thematisieren, das zuhauf geschehen ist beim Basteln an den 
»blühenden Landschaften«. Und mancher bleibt mit der Lebens­erfahrung aus einer 
bipolaren Welt bei der Kritik des gegenwärtigen Unrechts stecken, wohl wahr. 
Nur, dies nicht zu benennen und den alten weißhaarigen freundlichen Herrn zu 
zitieren, der immer nur das Unrecht »der anderen Seite« auflistet, ist auch eine 
Form der Unredlichkeit. Dann bleibt eben außerhalb der Beschreibung ein Umgang 
mit einer Armee, deren Angehörigen vom jetzigen Oberaufarbeiter des SED-Unrechts 
zumindest ein Abgang in Würde versprochen wurde, von dem wenig blieb - auch das 
ein Grund für die Existenz von ISOR. Es gibt eben nicht nur einen Faktor 0,7 
(Rentenberechnung für ehemalige MfS-Angehörige), über den Ditfurth sich äußert. 
Es gibt auch noch einen Faktor 1,8. Und der gilt für alle Hochschul­absolventen 
aus der DDR. Ein Grund für die Existenz der GBM.
Der Anschluß der DDR hat so und nicht anders stattgefunden, ohne nennenswerten 
Protest der demokratischen, entstalinisierten Westlinken. In Erinnerung bleibt 
der Protest eines Günter Grass (»Ein Schnäppchen namens DDR«) und einiger 
weniger anderer. Und dieser Anschluß ist gleichzeitig auch der Fonds, vor dem 
die Erneuerung der PDS stattfinden mußte. Daß sie nur unvollständig, punktuell 
und vor allem konferenzmäßig ablief, ist leider wahr; daß gegenwärtig eine Phase 
von Restauration und gerade in bestimmten Strukturen wie eben in vielen 
Basisgruppen Stagnation eingetreten ist, kann nicht bestritten werden. Kritik 
von außen kann hilfreich sein, vor allem wenn sie eigenes Tun impliziert. Aber 
hier war wohl von der Linken der alten Bundesrepublik auch nicht so viel zu 
erwarten wie anfangs erhofft. Die hatte sich nach ihrem 68-er Aufruhr schnell 
von ihren Protagonisten verabschiedet und lieber die angebotenen Lehrstühle an 
den Universitäten besetzt. Nun analysiert sie die Beliebigkeit der Postmoderne 
und ist kritisch distanziert gegenüber einem Staatswesen, mit dem sie sich als 
unveränderbar abgefunden hat.
Christian von Ditfurth erklärt, die PDS nicht zu wählen. Das steht ihm frei. Für 
die Feststellung, das Experiment PDS sei gescheitert, scheint seine Datenbasis 
freilich ein wenig schmal, wenn er genüßlich davon spricht, »künftigen 
Junggenossen (dürfte) ein Besuch in einer PDS-Basisgruppe in Pirna, 
Friedrichroda oder Malchin genügen, um ein für allemal Reißaus zu nehmen«. (274) 
Denn Prognosen, um einen Meterologen zu zitieren, sind bekanntlich immer 
schwierig, vor allem aber, wenn es um die Zukunft geht.
Larissa Schippel, Disput, Nr. 5/1998
 
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Joachim Pohl, Märkische Allgemeine, 21. März 1998
Selten präsentiert sich die Junge Union vor der Berliner Volksbühne. Heute 
dagegen verteilt dort eine Gruppe adrett gekleideter Mitglieder der 
CDU-Nachwuchsorganisation sogar Flugblätter. Unkommentiert sind darauf Zitate 
aus einem jetzt erschienenen Buch von Christian von Ditfurth aneinandergereiht. 
Unter dem Titel "Ostalgie oder linke Alternative" hat der Autor, selbst zehn 
Jahre lang DKP-Mitglied, nach einer zweijährigen "Reise" durch die PDS versucht, 
den Charakter der Partei zu ergründen.
In der Volksbühne haben auf dem Podium vier Politiker Platz genommen, die mit 
dem Autor über das Buch diskutieren wollen: Steffen Reiche, Brandenburgs 
SPD-Landeschef, PDS-Vorstandsmitglied Michael Schumann, der Bürgerrechtler 
Wolfgang Templin und Günter Nooke. Nooke, kürzlich vom Bündnis 90 in die CDU 
übergetreten, kandidiert hier, in Berlins Mitte, als Bundestags-Direktkandidat 
für die Christdemokraten.
Autor von Ditfurth läßt die PDS von Anfang an nicht als Partei durchgehen. Sie 
sei vielmehr Mitbringsel des Ostens, eine kleine sozialistische Oase. Die PDS 
diene lediglich dazu, mit "Schlußstrichmentalität" Biographien zu legitimieren. 
Woraus der Autor schlußfolgert, die PDS sei nicht links, sondern reaktionär.
Schumann räumt ein, daß die Partei viele ältere Mitglieder habe, die in der SED 
großgeworden sind. Es sei aber legitim, so der PDS-Spitzenmann, daß sie ihre 
eigene Lebensleistung verteidigten. Der DDR habe es nicht freigestanden, eine 
parlamentarische Demokratie einzuführen.
Steffen Reiche spricht wenig. Er bewundere die Leidensfähigkeit Ditfurths, der 
sich erst in einem Buch mit den Blockparteien auseinandergesetzt und jetzt auch 
noch "das Original" erlebt habe. Es sei das Schicksal der PDS, daß sie selbst 
dem Ziel im Weg stehe, das sie zu vertreten vorgebe: linker Politik. Das 
Magdeburger Modell kennzeichnet für den Sozialdemokraten Reiche jedenfalls die 
Grenze denkbarer Zusammenarbeit von SPD und PDS.
Günter Nooke lobt von Ditfurths Buch. Mit erhobener Stimme gibt er sich sichtbar 
Mühe, die PDS als eine Gefahr für die Bundesrepublik darzustellen. Nooke bezieht 
sich dabei auf das vorliegende Buch, doch der Autor weist diese Interpretation 
weit von sich. Publikum und Podium zeigen wenig Sympathie für Nookes Wahlkampf, 
allein die Junge Union applaudiert dem CDU-Mann.
Christian von Ditfurth läßt in der Runde an diesem Abend keine Gelegenheit aus, 
sich selbst als einen "objektiven Beobachter" der PDS-Szene darzustellen. In 
seinem Schlußwort bricht er jedoch noch einmal den Stab über die Partei: "Die 
PDS absorbiert in Deutschland alle linken Gruppen und diskreditiert sie dadurch. 
Das ist ein echtes Dilemma."
Joachim Pohl, Märkische Allgemeine, 21. März 1998
 
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Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, Monatsbericht, Mai 1998
Christian von Ditfurths Reise durch die PDS
Zwei Lesarten
 
(1)
 An Büchern über die PDS herrscht kein Mangel. Da sind Schriften aus dem Umfeld 
des PDS-Gegners Patrick Moreau und die Jubelschriften aus dem Dunstkreis der 
Partei selbst. Auf einem Schlingerkurs dazwischen findet die Reise von Ditfurth 
statt.
Das Buch widmet den Schwerpunkt seiner Beschreibungen den Innen-Ansichten der 
Partei, d. h. den Meinungen von PDS-Mitgliedern über sich und die Welt. Das ist 
ein Ausflug durch Mythen und Lebenslügen. Der Autor nennt die Dinge schonungslos 
beim Namen: den Antifaschismus, die Errungenschaften, das Unrechtssystem, den 
Mauermythos und die Legenden von den Biographien, die man sich nicht 
kaputtmachen lasse. Scheingefechte mit umgewidmeten Begriffen; Ditfurth läßt 
nichts aus; mit kalter Argumentation räumt er auf - ein wenig 
Betroffenheitsgedusel blickt aber auch durch, wenn er auf seinen schmerzhaften 
Abschied von der DKP zu sprechen kommt. Das ist natürlich auch 
Argumentationsersatz für den, der es nötig hat: Schaut her, ich habe mich auch 
befreit.
Doch dann, auf Seite 241, man beginnt bereits darüber nachzudenken, daß nichts 
neues mehr kommen kann, kommt die Wende: Ist die PDS eine kommunistische Partei? 
Nein, sagt Ditfurth, und zählt auf, was der Parteivorstand ("die Reformer") 
alles an Unkommunistischem zum besten gegeben hat: Man müsse in der 
Bundesrepublik ankommen, Abschied von der Weltrevolution, das Ende des 
Klassenkampfes. Was will man mehr. Doch die wortreichen Ausführungen 
einschließlich der Begründung, daß es in Deutschland einer echten linken Partei 
bedürfe, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Autor einen 
Argumentationsbruch vorführt. Oder wie soll das zusammenpassen, wenn auf 200 
Seiten erzählt wird, daß die Masse der PDS-Mitglieder dumpf den Rezepten von 
einst verhaftet sei, daß sie den jetzigen Vorstand mit seinen demokratischen 
Eskapaden nur aus Not duldeten. Hier sind also Fragezeichen angebracht: Entweder 
der Vorstand führt eine Partei nach nicht-kommunistischen Grundsätzen, oder er 
verkündet Weisheiten, die von einer Mitgliedschaft, die im übrigen anderer 
Meinung ist, aus taktischen Erwägungen geduldet wird. Stimmt letzteres, dann ist 
Ditfurths Folgerung sehr fraglich, da er selbst den Mitgliedern einen anderen 
Bewußtseinsstand attestiert.
Fazit: gut lesbar, interessantes Material, zwiespältige Folgerungen.
+++
(2)
 Spiegel-Autor Christian von Ditfurth hat ein sehr persönliches, gründlich 
recherchiertes Buch über die PDS geschrieben. In den siebziger Jahren war von 
Ditfurth Kommunist, besuchte die Parteischule in Ostberlin und ist bis heute 
nicht bereit, sich von linken Idealen zu trennen. Daher mißt er die Partei PDS 
an ihren Programmen und Ideen, vor allem aber an ihren Personen. Sein Fazit ist: 
"Das Projekt PDS ist gescheitert."
Von Ditfurth geht unter verschiedenen Blickwinkeln an das Phänomen PDS heran. Er 
untersucht Programmatik, Organisation, Strategie und Geschichte der PDS. Dabei 
folgt er nicht der strikten linearen wissenschaftlichen Methode, sondern geht 
vielmehr von Personen und ihren Ideen aus. Dieses Vorgehen erweist sich als 
ausgesprochen glücklicher Ansatz, zumal von Ditfurth über intime Kenntnisse der 
Geschichte der kommunistischen Bewegung verfügt. Außerdem bemüht er sich, jedem 
seiner vielen Gesprächspartner gerecht zu werden. In einer gelungenen Mischung 
aus akribischer Analyse und subjektiver Schilderung entsteht ein Porträt der 
PDS, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und zugleich lesbar und spannend 
ist.
In der PDS gibt es eine moderne reformsozialistische Führung und eine "graue 
Realität an der Basis", stellt von Ditfurth fest. So zieht sich die Schilderung 
des Konfliktes von Modernisierern und der vorherrschenden ostalgischen 
Grundströmung als Grundthema durch das Buch. Gleich welche Aspekte der Autor 
beleuchtet, immer wieder stößt er auf diesen Widerspruch, den die PDS-Führung 
nur mittels eines Spagates beherrscht. Ein großer Teil des Buches ist den 
rückwärts gewandten Kräften in der PDS gewidmet. Die Kommunistische Plattform, 
das Marxistische Forum, Verteidiger der Stasi und die "filbingernden" Freunde 
der verurteilten Parteiführung betrachtet von Ditfurth mit sachlicher Distanz 
und setzt sich ausführlich mit ihren Argumenten auseinander. Dabei schont er 
beim Thema "Rentenstrafrecht" und bei der Erörterung der Ziele der ISOR auch die 
herrschende Politik nicht (S. 121 ff.). Die MfS-Angehörigen würden "doppelt 
diskriminiert" meint er, wendet sich dann aber dagegen, daß jene sich "als Opfer 
aufspielen". Immer wieder den Bogen zur PDS-Führung spannend, macht er so vor 
allem dem westdeutschen Leser die Aktionsfelder der Politik in Ostdeutschland 
transparent. Das Bemühen, den Politikern der PDS gerecht zu werden, führt jedoch 
auch gelegentlich zu merkwürdigen Argumentationslinien. So macht sich von 
Ditfurth die Märtyrerlegende des Gerhard Riege zu eigen. Riege erhängte sich 
wegen seiner Stasi-Vergangenheit, von Ditfurth macht - wie die PDS - Haß und 
Ausgrenzung für Rieges Tod verantwortlich.
Deutlich distanzierter geht von Ditfurth an den Streit um die Geschichte der 
Arbeiterbewegung heran. Als ausgewiesener Fachhistoriker folgt er den Mythen und 
Legenden der Parteihistoriker von SED und PDS selbstverständlich nicht. Immer 
wieder legt er den Finger auf die Wunden, die sich die Kommunisten durch 
permanentes Säubern und Ausmerzen selbst zufügten. Auch den Antifaschismus und 
die Mythen um Thälmann unterzieht von Ditfurth einer gnadenlosen Prüfung. Er 
mißt sie an den selbstverkündeten Idealen und kommt zu dem Schluß, daß weder der 
Antifaschismus noch die Person Thälmanns positive Ansätze verkörperten. Denn von 
Ditfurth meint, daß im Antifaschismus "nicht nur das Gegen, sondern auch das 
Für" stecke. Antifaschismus hieße, "sich dafür einzusetzen, daß die 
Lebensverhältnisse der Menschen human und demokratisch sind". (S. 187 f.) Diese 
Feststellung mag als Postulat des linken Idealisten von Ditfurth und 
pädagogischer Hinweis an die PDS durchgehen, ist jedoch fragwürdig. Ebensowenig 
vermag sich von Ditfurth zu der Erkenntnis durchzuringen, daß revolutionäre 
Praxis in Konsequenz stets zu diktatorischen Erscheinungen führt. Von Ditfurth 
bleibt bei den Postulaten Rosa Luxemburgs stehen, die zwar für die PDS 
wegweisend sein müßten, aber keineswegs zur Analyse diktatorischer Bewegungen 
taugen.
Kapitel zur Strategie der PDS, insbesondere zur Zusammenarbeit mit der SPD 
(Koalition, Erfurter Erklärung) und zur Westausdehnung, beschließen das Buch. 
Das Urteil von Ditfurths ist vernichtend. Den Konzepten der Modernisierer 
bescheinigt er Chancen für eine Renaissance der Linken in Deutschland. Doch er 
stellt fest, daß im "Inneren das Rad zurückgedreht wird". "Die PDS", so meint 
er, greift linke Ideen auf, schreibt sie in ihre Programme und Erklärungen und 
kompromittiert sie schon dadurch. Das ist der bislang letzte Akt der Tragödie 
der deutschen Linken." In Anbetracht dessen, daß der Autor mit den Ideen der PDS 
sympathisiert, sollten bei all jenen die Alarmglocken schrillen, die die PDS in 
einem demokratischen System für regierungsfähig halten.
Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, Monatsbericht, Mai 1998
 
 
PDS - Grau in Grau
So wie sie ist, ist die PDS keine Partei für Menschen, die linke Politik machen 
wollen. Dieses Fazit zieht der Publizist Christian von Ditfurth in seinem neuen 
Buch "Ostalgie oder linke Alternative" (erschienen bei Kiepenheuer und Witsch, 
314 Seiten, 39.80 DM). Unter der weiter rapide schrumpfenden Mitgliedschaft 
dominiere der Blick zurück im Zorn, das moderne Erscheinungsbild sei nicht mehr 
als eine trügerische Fassade. Die Partei, so die bittere Analyse, "hat sich 
nicht erneuert". An der Basis habe sich die Argumentation durchgesetzt, "man 
habe erstens von nichts gewußt, zweitens habe man früher unbehelligt auf die 
Straße gehen können und drittens müsse endlich Schluß sein mit der 
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit". 
Gegen das von einigen angedachte Konzept eines neuen Gesellschaftsvertrages 
brach ein Sturm der Entrüstung los. Stalinistische Positionen erkennt Ditfurth 
nur bei einer kleinen Minderheit der PDS, insofern ist der pragmatische Kurs im 
Alltag der Landes- und Kommunalparlamente nicht verwunderlich. Das eigentliche 
Problem der PDS ist eine spezifische Mischung aus geistiger Unbeweglichkeit, 
dumpfen Ressentiments und starrer Rückwärtsgewandtheit.
SPD-Intern, Nr. 3/1998 (http://www.spd.de/partei/intern/0398/p37.htm
 
Christoph Jünke, analyse & kritik, Nr. 416/1998
 
Hilfloser Antistalinismus
Christian v. Ditfurths PDS-Kritik ist engagiert, aber widersprüchlich
Das jüngst erschienene Buch des politischen, sich selbst links verstehenden 
Journalisten Christian von Ditfurth ist eine gleichermaßen engagierte und 
zutiefst bittere Abrechnung mit der PDS. Vor allem zeigt es exemplarisch Stärken 
und Schwächen einer bestimmten westlinken Kritik an der PDS auf, mit der sich 
auseinanderzusetzen gerade für jene lohnt, die der Partei in westlinker, 
kritischer Sympathie mehr oder weniger nahe stehen.
Für Ditfurth ist das Projekt einer linksalternativen, 
demokratisch-sozialistischen Partei gescheitert - im Osten an ihrer mangelnden 
Entstalinisierung, im Westen an den die Parteistrukturen dominierenden Sekten. 
Spätestens der Beschluß des Parteivorstandes zum Krenz-Urteil ist ihm das 
Zeichen, daß die Neostalinisten und sogenannten Ostalgiker um die Kommunistische 
Plattform (KPF) und das" Marxistische Forum" die Partei mittlerweile fest im 
Griff haben. Doch nicht die glänzenden, mal mehr, mal weniger gelungenen 
Charakterisierungen einzelner Akteure und Strömungen machen die Substanz des 
Buches aus. Seine Stärken und Schwächen liegen in der Analyse der politischen 
Stagnation der PDS und in der argumentativen Auseinandersetzung mit den nach 
Ansicht Ditfurths mittlerweile dominierenden Ostalgikern.
Ostalgie: Relativierung des Stalinismus
Im Zentrum des alles beherrschenden Roll-Back steht (nicht nur) für ihn die 
Stalinismusdiskussion: "Den Gegenreformern um das Marxistische Forum und die KPF 
ist es gelungen, den Stalinismusbegriff auszuhöhlen. Gewissermaßen weiß die 
Partei gar nicht mehr, was Stalinismus überhaupt ist. ( ... ) Gibt man zu, daß 
die DDR stalinistisch war, stellt man sie in die Linie eines Verbrecherregimes. 
Dann aber kann man den Vorwurf nicht mehr zurückweisen, daß die DDR ein 
Unrechtsstaat war. Und wenn die DDR ein Unrechtsregime war, dann wirft das 
zumindest ein schlechtes Licht auf jene, die in der DDR Partei- und 
Staatsfunktionen innehatten oder auch akademische Titel erwarben." Und so wich 
die Orientierungslosigkeit der beharrenden Kräfte anfangs der 90er Jahre einer 
"War doch alles nicht so schlimm"-Haltung, in deren Mittelpunkt eine zuerst 
historische, schließlich auch juristische Relativierung der alten DDR-Zustände 
fröhliche Urständ feiert.
Ditfurths Stärke liegt darin, die innerparteilichen Debatten auf ihren harten, 
in der Regel verklausulierten Kern zurückzuführen und diese inhaltlich 
bestimmten Positionen ausführlich anzugreifen. Handelte es sich beim Stalinschen 
Terror lediglich um Exzesse und Fehler? Aber der Terror hatte nicht nur System, 
auf ihm beruhte das ganze System - läßt sich also nicht davon loslösen: "Die 
Vernichtung eines beträchtlichen Teils der eigenen Bevölkerung war keine 
bedauerliche Begleiterscheinung des sozialistischen Aufbaus, sondern seine 
Bedingung." Jede Diskussion über das Aufbewahrenswerte der ehemaligen 
Gesellschaftsordnung, die nicht zuallererst hierauf rekurriert, darauf beharrt 
Ditfurth mit Eloquenz, ist Apologie von Herrschaft und Unterdrückung, Apologie 
eines Okkupationssozialismus, und kann folglich als vermeintlich demokratischer 
Sozialismus kaum ernst genommen werden.
Ditfurth beharrt zu Recht darauf, daß die DDR samt und sonders undemokratisch 
gewesen ist. Es gab keinerlei demokratische Partizipation, keinerlei aktive 
Zustimmung der Bevölkerung in demokratischen Verfahrensweisen. "Ein 
demokratischer Sozialist fragt nicht danach, ob ein Politbüro sich an die von 
ihm selbst gesetzten Regularien hält. Sondern danach, ob es demokratisch 
zugeht." Eine interpretationsbedürftige Aussage (ich komme darauf zurück), aber 
als solche vollkommen korrekt. 
Sicherlich war die DDR völkerrechtlich legitimiert, doch daraus folgt nicht 
notwendigerweise schon demokratische, moralische oder historische Legitimität. 
Doch was ist mit den antifaschistischen Grundlagen der Ex-DDR? Ditfurth legt die 
Finger in die Wunde, wenn er auf die Zeit des Hitler-Stalin-Paktes, die damit 
verbundene praktisch-politische Stillhaltepolitik der damaligen Kommunisten und 
ihre ideologische Verwirrung als Beispiel mangelnden Antifaschismus verweist. 
Auch die Entnazifizierung war ihm Ausfluß weniger von echtem Antifaschismus als 
vielmehr nacktes Herrschaftsinstrument, Mittel zur Schaffung einer sozialen 
Basis für die neue bürokratische Schicht: "Die Tragödie des kommunistischen 
Antifaschismus besteht darin, daß er am Ende dazu diente, eine Diktatur zu 
rechtfertigen." Solche Worte mögen weh tun, sind aber eine Wahrheit, die in 
linken Kreisen viel zu selten betont wird.
Fragt Ditfurth auf seiner Reise nach den Gründen dieser oftmals sehr subtilen 
Form von Legitimationsideologie, so läßt sich von den Betreffenden vernehmen: 
"Ich kann doch nicht umsonst gelebt haben". Doch er bleibt in seinem moralischen 
Rigorismus unerbittlich und spricht von selbstverschuldeter Blindheit: "Man gibt 
seinem Leben keinen Sinn, wenn man einer schlechten Sache gedient hat und sich 
darüber nicht bewußt werden will."
Grenzen der moralischen Kritik
Die Grenzen des Ditfurthschen Ansatzes werden allerdings deutlich, sobald wir 
fragen, welche Konsequenzen er aus seiner Analyse zieht. Für ihn wäre es ein 
Zeichen erneuerten demokratischen Sozialismus, solche Leute auszuschließen. Hier 
haben wir dann jenes argumentative Zentrum betreten, in dem eine verkürzte, 
materialistisch nicht gesättigte Moral in ihr notwendiges Gegenteil, in 
Repression umschlägt.
Moralische Kritik gibt es nicht unabhängig von politisch-theoretischen 
Grundlagen. Und eine moralische PDS-Kritik, wie sie Ditfurth präsentiert, ist 
nur glaubwürdig und konsistent, wenn sie von einem demokratisch-sozialistischen 
Standpunkt aus vorgetragen wird und sich nicht auf Moral allein begrenzt. Bei 
beidem muß Ditfurth passen.
Fangen wir mit dem letzteren an, mit der Moral. Eine politische Bewertung der 
Ostalgie, die über die rein moralische Kritik hinausgehen möchte, muß sich über 
deren gesellschaftliche Grundlage und Dynamik Rechenschaft ablegen. Ditfurth 
kennt sie, er führt sie am Anfang seines Buches an: Der Neostalinismus von KPF 
und schweigender Parteimehrheit war nicht ursprünglich, er hat sich erst langsam 
entwickelt, als Reaktion auf die gescheiterten Hoffnungen nach 1990, auf 
wirtschaftliche und soziale Zerrüttung und als Reaktion auf den vermeintlichen 
Anpassungs- und Integrationskurs der Parteiführung an und in den Westen, von dem 
sich viele im Osten an den Rand gedrängt fühlen.
Ditfurth kann jedoch mit dieser Erkenntnis nicht viel anfangen, wenn er 
gleichzeitig suggeriert, daß es sich bei dieser Entwicklung vor allem um 
geschickte Tarnung der Neostalinisten handele. Das Problem ist eben nicht nur 
der entlarvte Neostalinismus, es sind auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, 
die ihn blühen lassen. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand 
aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion 
bedarf, hat einmal ein schlauer demokratischer Sozialist geschrieben. Das heißt 
eben auch, daß man solche Mentalitäten nicht durch Ausschluß oder 
gesellschaftliche Ächtung auflöst, sondern durch "Aufklärung und Aktion" (Rudi 
Dutschke), durch Freilegung jenes harten rationellen Kerns, der in solcher 
Ideologie sich versteckt, sowie durch dessen Aufhebung in einer wirklich 
demokratisch-sozialistischen Weltsicht.
Kommen wir also zum zweiten, dem demokratisch-sozialistischen Standpunkt. 
Ditfurth entwickelt ihn lediglich in Ablehnung der "restaurativen Kräfte". Denen 
sei, so sein Vorwurf, "der anzustrebende Sozialismus keine Fortentwicklung der 
Demokratie und ihrer Institutionen, sondern ein scharfer Bruch mit der 
bürgerlichen Gesellschaft". Statt dessen sieht er in den Konzepten der 
PDS-Modernisierer "Chancen für eine Renaissance der Linken in Deutschland. 
Sozialistische Politik im 21. Jahrhundert müßte zurückgreifen auf ihre Ideen der 
Demokratisierung, der Eigentumsvielfalt, der Zivilisierung und des ökologischen 
Umbaus." Vor allem heiße dies jedoch, daß man sich vom Klassenkampfdenken als 
solchem verabschiede, betont er des öfteren.
Deutlich wird hier, daß das ehemalige DKP-Mitglied Christian von Ditfurth über 
keinen eigenen Begriff von Sozialismus verfügt. Sozialismus ist ihm schlicht 
Demokratisierung bürgerlicher Gesellschaftsstruktur, die Modernisierer sind ihm 
"dort angekommen, wo Eduard Bernstein vor hundert Jahren schon war" - ohne daß 
ihn dies irgendwie stutzig machen würde. "Ich halte die politischen und 
wirtschaftlichen Verhältnisse im neuen Deutschland für veränderungswürdig", 
schreibt er in entlarvender Unbestimmtheit und denkt offensichtlich nicht über 
den gesellschaftlichen Konsens von Kohl, Schröder und Fischer hinaus. Wo bleibt 
hier, muß gefragt werden, das Sozialistische im demokratischen Sozialismus? Und 
wo bleibt der Zorn gegen eine neoliberal verkommene Gesellschaftspolitik - noch 
immer notwendiges Minimum eines wie auch immer verstandenen demokratischen 
Sozialisten? Ein demokratischer Sozialist fragt eben nicht nur danach, ob es 
demokratisch zugeht, sondern auch, wohin es denn gehen soll.
Daß eine solche moralische Stalinismuskritik nicht genügt, um dem Gespenst des 
Neostalinismus mit Argumenten ernsthaft und konkret zu begegnen, das sei 
zumindest an einem zentralen Beispiel verdeutlicht - am Beispiel der von 
Ditfurth angeführten Kritik Sarah Wagenknechts an der Entspannungspolitik.
Wagenknecht sieht in der Chruschtschowschen Entspannungspolitik die "Einführung 
des Opportunismus in die Politik". Verursacht durch die wirtschaftlichen 
Kriegsfolgen und die dadurch ermöglichte erpresserische Drohung mit der 
Atombombe, sei es schließlich zur Selbstauslieferung der Sowjetunion durch 
Verräter, allen voran natürlich Gorbatschow, gekommen.
Was hat nun Ditfurth diesem gängigen neostalinistischen Klischee zu entgegnen? 
Erstens, daß Materialisten Geschichte bekanntlich nicht mit Fehlern von 
Subjekten erklären dürfen; zweitens, daß der Kommunismus eben einfach am 
Zusammenbrechen gewesen ist. Welch eine schillernde Widerlegung! Was fehlt, ist 
der Hinweis, daß die dem Chruschtschowschen und Gorbatschowschen Denken 
zugrundeliegende Theorie eben jene Theorie des Sozialismus in einem Lande und 
die daraus abgeleitete Politik friedlicher Koexistenz ist, die auf niemand 
geringeren zurückgeht als eben jenen Stalin, für den die Neostalinisten nicht 
müde werden, so viel Verständnis aufzubringen. 
"Der Revisionismus ist seinem Ursprung nach stalinistischer", schrieb schon 
Isaac Deutscher vor vielen Jahrzehnten. Eine demokratisch-sozialistische 
Sichtweise, die Geschichte im Herrschaftsinteresse nicht umbiegen und 
verfälschen will, wird deswegen an der Frage nach den gesellschaftlichen 
Interessen, an der Frage nach den materialistischen Grundlagen bürokratischer 
Politik nicht vorbei können. Jede Stalinismuskritik, die nicht vor allem und 
zuerst auf das Problem der Bürokratie als herrschender Kaste eingeht, verliert 
sich im Subjektivismus vermeintlich individueller Fehler bzw. individuellen 
Verrats oder im fatalistischen Objektivismus der vermeintlich unreifen 
Verhältnisse. Solcherart verbleibt sie notwendig in hilfloser Moral stecken.
Dies ist beileibe keine Geschichtsfrage, denn zu einer Einschätzung des 
zeitgenössischen, Ditfurth so am Herzen liegenden Neostalinismus, vor allem 
unter dem Blickwinkel seiner Bekämpfung, gehört eben die Frage nach dessen 
aktuellen materiellen Grundlagen. So gesehen ist der Neostalinismus einer Sarah 
Wagenknecht und anderer vor allem ein mentales Problem, denn es gibt keine 
Institutionen organisierter Arbeiterbewegung, auf die er sich stützen kann. 
Mentalitäten können und müssen jedoch auf rein argumentativem Wege bekämpft 
werden, nicht auf administrativem.
Neostalinismus im Parteiapparat
Der teils mehr, teils weniger verkappte Neostalinismus ist eines der zentralen 
Probleme in der Linken. Und Ditfurth verdient Lob dafür, mit vielen der 
neostalinistischen Argumente tabula rasa zu spielen. Doch zum innerparteilichen 
Strukturproblem wird der Neostalinismus nicht dadurch, daß große 
Bevölkerungsteile einer Region aus "Ostalgie" Versatzstücke des Neostalinismus 
adaptieren. (Haben wir ihnen denn Besseres zu bieten? Ditfurth jedenfalls 
nicht!) Zum Problem wird er, wenn er sich mit einer institutionellen Strategie 
verbindet. Hier verlassen wir dann die Hinterzimmer und müssen den Blick auf 
diejenigen Teile der Partei richten, die in den staatlichen Institutionen 
vorwiegend des deutschen Ostens sitzen.
Ditfurth weiß und betont dankenswerterweise, daß die PDS keine Arbeiterpartei 
ist, keine Kommunistische Partei, und er gibt auch unumwunden zu, daß ihre 
Zusammenarbeit mit der SPD "unsere Gesellschaft nicht grundlegend ändern 
(würde)", er weiß sogar, daß die Reformer nicht um der Sache wegen in die 
Regierungsverantwortung treiben, sondern um "endlich aus dem Getto der 
SED-Vergangenheit herauszukommen. Nur so gibt es eine Chance, die Partei zu 
verändern, die Ostalgiker zurückzudrängen, die Genossen auf Ziele einzuschwören, 
die in der Zukunft liegen, statt mit dem Blick zurück zu leben." Doch er fragt 
nicht nach jener problematischen Verbindung von institutioneller Integration in 
die bürgerliche Gesellschaft mit traditionskommunistischer, neostalinistischer 
Mentalität, wie sie bspw. ein Dietmar Bartsch verkörpert, seines Zeichens 
Bundesgeschäftsführer der PDS und neuerdings auch medial entdeckter vierter Mann 
in der Führungsriege der Partei. Bartsch - ein Prototyp jener neuen im Osten 
Deutschlands verwurzelten Garde von Parteitechnokraten, die hinter dem oftmals 
durchaus ehrenwerten André Brie bereits Gewehr bei Fuß stehen - hat keine 
Probleme, die vollständige soziokulturelle Integration in die Institutionen des 
bürgerlichen Staates zu kombinieren mit heimlich gepflegter Sympathie für die 
chinesischen Marktstalinisten. Konsequent intrigiert er auf administrativem Wege 
gegen mißliebige westlinke PDS-Abgeordnete oder kanzelt seine Hamburger Basis 
via Fernsehen in geradezu parteischädigender Weise ab. Für Ditfurth dagegen ist 
Bartsch ein Gewährsmann der Reformer, auf dessen Worte er sich ungeprüft 
verläßt.
Wenn solche Leute Beteiligung an bürgerlicher Regierungspolitik anstreben, nur 
um ihre anders nicht in den Griff zu bekommenden Nostalgiker parteilich zu 
isolieren, dann sollte ein demokratischer Sozialist hellhörig werden. In seinem 
(individualpsychologisch erklärbaren) Haß auf Ostalgiker und Westlinke 
("Ladenhüter" ist noch eine der harmloseren Entgleisungen) schließt Ditfurth die 
Augen vor solchen Konflikten innerhalb der PDS, die ja nicht nur etwas über den 
demokratischen und sozialistischen Charakter einer solchen Partei aussagen, 
sondern auch etwas über die strukturelle Dynamik derselben.
In Ditfurths Buch erfahren wir zwar manches über einzelne Teile der Partei und 
lesen viele gute Argumente gegen die Ostalgie. Aber eine Analyse der Partei als 
Ganzem, ihrer Konstitution, Programmatik und Dynamik, wie auch der Gesellschaft, 
innerhalb der sie agiert, suchen wir vergebens. Schade ist vor allem, daß es 
dadurch vielen erleichtert wird, sich um die Diskussion der richtigen Argumente 
herumzudrücken.
Christoph Jünke, analyse & kritik, Nr. 416/1998
 
Willi Schulz, Deutschland Archiv, Nr. 5/1998
 
Keine linke Alternative
Die Ebenen und Abgründe der PDS
Christian von Ditfurth hat sie bereist. Sein Buch ist keine wissenschaftliche 
Abhandlung, sondern ein flüssig geschriebener Führer durch die 
SED-Nachfolgepartei. Der Autor, Jahrgang 1953, studierter Historiker, einst zehn 
Jahre lang DKP-Mitglied und Jahreslehrgangsteilnehmer 1977 an der 
DKP-Parteischule in Ost-Berlin, weiß, wovon er spricht. Er hat von 1989 bis 1997 
in "Neufünfland", im alten DDR-Gebiet, Gespräche mit PDS-Spitzenfunktionären und 
Mitgliedern an der Basis geführt, an PDS-Veranstaltungen teilgenommen, Archive 
gesichtet und Parteidokumente analysiert und seinen lebendigen Schilderungen 28 
Seiten mit Anmerkungen und Quellennachweisen sowie ein Personenverzeichnis 
beigefügt.
V. Ditfurth schreibt aus einer linken Position: Er hält die politischen und 
wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland für veränderungswürdig, und von 
diesem Standpunkt die PDS zunächst für "Deutschlands interessanteste Partei", 
die sie aber nach seinen Erfahrungen schließlich selbst für linke 
Alternativsucher nicht ist: "Die Erneuerung der PDS hat nur in wenigen Köpfen 
begonnen und bis heute die Parteimehrheit nicht erreicht. Ihre Ansätze werden 
immer wieder zerrieben zwischen dem Beharrungsvermögen der Parteibasis und den 
Schulterschlußbemühungen der Führung, die es sich nicht gänzlich verderben will 
und kann mit der Mitgliedschaft."
Enttäuscht stellt er am Ende seines Buches fest: 
"Auf dem geistigen Niveau der Kritik Rosa Luxemburgs" ("Zur Russischen 
Revolution") "sind die meisten PDS-Genossen nicht angekommen. Es ist auch zu 
bezweifeln, daß sie es jemals tun werden. Sie wollen es nicht. ( ... ) Für sie 
gilt nur die DDR, vorzugsweise der eigene biographische Ausschnitt. Sie haben 
gewiß einiges zu kritisieren an der DDR - vor allem, daß sie untergegangen ist. 
Aber sie halten doch tatsächlich die vierzig Jahre unter Walter Ulbricht und 
Erich Honecker für das Maß aller Dinge. In den Konzepten der Modernisierer 
dagegen steckten Chancen für eine Renaissance der Linken in Deutschland. 
Sozialistische Politik im 21. Jahrhundert müßte zurückgreifen auf ihre Ideen der 
Demokratisierung, der Eigentums­vielfalt, der Zivilisierung und des ökologischen 
Umbaus. Doch leider glauben Bisky, Gysi und Brie, sie könnten die Mitglieder und 
Möglichkeiten einer ostdeutschen Volkspartei mit unbewältigter SED-Vergangenheit 
nutzen, um moderne sozialistische Politik zu machen. In Wahrheit benutzt die 
Partei ihre Aushängeschilder längst, um zu übertünchen, daß im Inneren das Rad 
zurückgedreht wird."
Kann man die PDS so sehen? Man kann. Die Belege, nicht nur v. Ditfurths, sind zu 
vielfältig, als daß man sie negieren könnte. Zur Mitgliedschaft - über 67 
Prozent sind heute über 60 Jahre alt - schrieb Hans Modrow, vormals Erster 
Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden und kurzfristig erster 
DDR-Nachwende-Ministerpräsident, heute Ehrenvorsitzender der PDS, im Herbst 
vergangenen Jahres: 
"Als wir uns entschlossen, zusammen mit all jenen SED-Mitgliedern, die nicht nur 
aus Karrieregründen jener Partei angehörten, die nicht vor dem politischen Druck 
der Diskriminierung und der antikommunistischen Hetze der Nachwendezeit 
zurückwichen, die PDS aufzubauen, ging es in erster Linie um all jene, die mehr 
oder weniger Opfer der Anschlußpolitik wurden und deren Interessenvertreter wir 
sein wollten" ("DispLit" 10/1997). 
V. Ditfurth dazu: "Die PDS ist die Partei der einstigen Träger des SED-Systems, 
der Militärs, Ideologen, Wissenschaftler, Lehrer oder Künstler. ( ... ) Sie 
empfanden den fundamentalen Mangel an Demokratie nicht als Verlust. Sie haben 
die autoritären Strukturen der SED und des DDR-Staats als richtig empfunden."
Von einer PDS-Versammlung mit Gysi und Bisky im riesigen Kultursaal des 
Eisenhüttenkombinats Ost an der Oder 1991 berichtet er: "Kampfesstimmung gegen 
den 'Anschluß' und seine sozialen Folgen. Kein Sterbenswörtchen über die SED vom 
Podium, keines aus dem Kreis der vielleicht knapp tausend Anwesenden. Mir kam es 
vor, als wäre ich auf einer Kundgebung von Heimatvertriebenen gelandet." Die PDS 
als Auffangbecken - wie Anfang der fünfziger Jahre der BHE, der Block der 
Heimatvertriebenen und Entrechteten in Westdeutschland, mit ähnlichen 
Wahlergebnissen. Die PDS, so v. Ditfurth, werde das Schicksal der 
Heimatvertriebenenparteien teilen (sie verschwanden eines Tages wegen Mangel an 
Wählern von der politischen Bühne), wenn die PDS so bleibe, wie sie ist.
Ausführlich beschäftigt er sich mit der ständigen Relativierung oder gar 
Leugnung der stalinistischen Vergangenheit von SED und DDR. Differenziert 
verweist er nicht nur auf den stalinistischen Positivismus der Kommunistischen 
Plattform in der PDS, die er für weniger gefährlich hält, sondern vor allem auf 
die Verdrängungs­mechanismen gerade auch unter Wissenschaftlern, wie in Uwe-Jens 
Heuers "Marxistischem Forum". Gäbe man zu, so v. Ditfurth, daß die DDR 
stalinistisch war, stellte man sie in die Linie eines Verbrecherregimes, dann 
aber könnte man den Vorwurf nicht mehr zurückweisen, daß die DDR ein 
Unrechtsstaat war. Und das würde zumindest ein schlechtes Licht auf jene werfen, 
die in der DDR Partei- und Staatsfunktionen innehatten oder aber auch 
akademische Titel erwarben. Den Genossen gehe es um die Rettung des 
"sozialistischen Versuchs" in der DDR, sie klammerten sich an eine Legende, weil 
sie die Wahrheit nicht ertragen würden: "Die Machtfrage stand über allem - das 
hatte auch der Genosse an der Basis begriffen. Nieder also mit dem 
Sozialdemokratismus! Stalin hatte in den Köpfen der Genossen gesiegt. Stalin 
regierte ihre Ideale. Der 'sozialistische Versuch' ist auch in dieser Hinsicht 
eine Schimäre."
Der Autor verweist darauf, daß das heute noch gültige PDS-Programm von 1993 
schon geprägt gewesen ist vom Lavieren der Führung zwischen den 
innerparteilichen Lagern und den Eindruck erwecke, Stalinismus habe es nur in 
der Sowjetunion gegeben. Das im Januar 1997 verabschiedete Parteistatut kenne 
schließlich den Begriff "Stalinismus" nicht mehr, und auch keinen 
"antistalinistischen Gründungskonsens". "Aber noch und auf absehbare Zeit" habe 
die PDS eine Führung, die sich mehrheitlich diesem Konsens des 
Gründungsparteitages verpflichtet fühle. Doch habe sie inzwischen die 
Definitionshoheit für Schlüsselbegriffe verloren; in dieser Hinsicht sei das 
PDS-Projekt bereits heute gescheitert.
Ich entsinne mich einer Äußerung Biskys über seine Besuche örtlicher 
Parteiversammlungen, daß er es satt habe, sich jedesmal dafür zu entschuldigen, 
daß die PDS keine kommunistische Partei sei. Eine kommunistische Partei ist die 
PDS sicher nicht, wie v. Ditfurth im Vergleich mit den alten kommunistischen 
Parteien nachweist. Ihr Problem sind die noch vorhandenen alten Denkschablonen 
ihrer Mitglieder (vgl. DA 2/1996, S. 257 ff.). Zu Recht erinnert v. Ditfurth an 
die persönlichen Schmähungen, die die Rede des PDS-Bundestagsabgeordneten 
Dietmar Keller 1993 vor der Bonner Enquetekommission über die SED-Diktatur in 
der PDS auslöste (vgl. DA 1/94, S. 94 ff).
Über die PDS im Westen - Ende 1997 2527 Mitglieder (im Osten 96000) - zeichnet 
v. Ditfurth mit dem Erfahrungsschatz und den Kontakten seiner DKP-Aktivitäten 
ein sicher zutreffendes Bild. Sie sei überwiegend ein Konglomerat aus Sekten, 
aus Verlierern, die sich jahrelang "ewige Wahrheiten um die Ohren gehauen" 
hätten. Der Versuch der PDS, die West-Linken zusammenzuführen, habe viele kleine 
Sekten zu einer etwas größeren vereinigt. Die Streitereien jedoch gingen weiter, 
so zwischen einstigen DKP-Mitgliedern und rund 300 Ex-Maoisten vom Bund 
Westdeutscher Kommunisten, die als eigene Arbeitsgemeinschaft auftreten, sowie 
ehemaligen Trotzkisten und Erz-Stalinisten der KPD/ML. Erneuerungsschübe aus dem 
Westen seien ausgeblieben. Nicht nur die Lage, auch die Perspektiven der PDS im 
Westen seien trübe. V. Ditfurths Resümee: "Betrachtet man die Mitgliedschaft, 
dann ist die PDS im Osten nicht entstalinisiert und im Westen eine Sekte."
Auch der Versuch, der PDS ein neues Programm und eine klare Strategie zu geben, 
ist nach Ansicht v. Ditfurths gescheitert. Auf dem Schweriner Parteitag 1997 
habe man vor allem altbekannte Formeln gehört, die vielfältige 
Interpretationsmöglichkeiten offenlassen: "den Klassenkampf genauso wie einen 
Gesellschaftsvertrag, die Vergesellschaftung" (im PDS-Statut steht: "die die 
Ausbeutung des Menschen abschafft", nach Marx die Abschaffung des 
Privateigentums an Produktionsmitteln) "genauso wie die soziale 
Marktwirtschaft". Es hapert an Glaubwürdigkeit, meint v. Ditfurth: "Das liegt 
allein schon daran, daß nur eine verschwindende Minderheit, vor allem in Berlin, 
über Programm und Strategie debattiert, höchstens ein paar hundert Genossen. Dem 
Rest der Partei ist dieser Streit eher zuwider. In den meisten stecken noch die 
Appelle der SED nach 'Einheit und Geschlossenheit'. ( ... ) Für sie ist allein 
wichtig, daß immer mal wieder vom Sozialismus die Rede ist."
Von v. Ditfurths Analyse hatte sich die PDS-Führung offenbar mehr versprochen. 
Die Enttäuschung war in den ersten Reaktionen offensichtlich: "Zweifel am 
Demokratiewillen. Mit einem Buch über die PDS setzte sich Christian von Ditfurth 
zwischen alle Stühle", überschrieb das "Neue Deutschland" (23. März 1998) den 
Bericht über eine Podiumsdiskussion in der Volksbühne. Einige allzu saloppe 
Formulierungen in seinem Buch, so seine Schlußsätze: "Die Reformer laufen über 
einen Sumpf. So etwas ist noch nie gutgegangen", sind dabei bequeme, weil 
ablenkende Angriffspunkte. So empfand PDS-Vorstandsmitglied Michael Schumann 
diese Formulierungen als "höchst suspekt" und aus dem "stalinistischen Umfeld" 
kommend.
André Brie, theoretischer Kopf der PDS-Reformer und Wahlkampfleiter, widmete v. 
Ditfurths Buch im "Neuen Deutschland" (16./17. Mai 1998) fast eine ganze Seite, 
betitelt "Symptome erkannt, Diagnose verfehlt". Brie bekennt, daß das Buch sich 
gut und schnell lese, daß es geradezu fesseln könne, daß er gar "viele der 
Symptome für Hemmnisse und Schwierigkeiten in der Entwicklung der PDS, die er 
[v. Ditfurth] erkannt hat, nicht anders sehe". Doch widerspreche er ihm, wenn 
dieser die "meisten PDS-Genossen" für "unbelehrbar" halte. Brie sieht die 
Möglichkeiten erheblich beeinträchtigt, "dieses Buch für den notwendigen Disput 
in der PDS heranzuziehen".
Er selbst ist offenbar auch dem Delegitimierungssyndrom erlegen, das anscheinend 
eine Kinkel-Äußerung in der PDS hervorgerufen hat, denn er reagiert äußerst 
empfindlich auf eine Anmerkung von v. Ditfurth zu seiner These, nach der "die 
konsequente und praktische Kritik des stalinistischen und poststalinistischen 
Sozialismus nicht die historische Legitimität der Oktoberrevolution oder des 
Versuchs, ein anderes, ein antifaschistisches Deutschland zu errichten, in Frage 
(stelle)". Das sei, so v. Ditfurth, der "ideologische Kitt", der die 
widerstreitenden PDS-Flügel zusammenhalte. Wegen dieses "fundamentalen 
Glaubenskonstrukts" werde die PDS kaum eine gesamtdeutsche sozialistische Partei 
werden. 
In seiner ND-Replik wirft Brie ihm vor, er nehme nicht Stellung "zu der 
entscheidenden Frage, ob die Legitimität eines historischen Aufbruchsversuchs 
generell und post festum bestritten werden muß, wenn der Versuch gescheitert 
ist". Muß er auch nicht. Geschichtliche Aufbrüche haben ihre Ursachen, sie 
geschehen wie die Russische Oktoberrevolution oder der Faschismus oder eben der 
Versuch, "ein anderes, antifaschistisches Deutschland" zu errichten. 
Legitimierungen sind, historisch gesehen, nachträgliche Rechtfertigungen, oder 
gar Berufung auf höhere Weihen der jeweiligen Machthaber: Mit der Legitimation 
"von Gottes Gnaden" rechtfertigten Kaiser, Könige und Zaren ihre absoluten 
Herrschaftsansprüche, Hitler berief sich auf die "Vorsehung", und die SED 
rechtfertigte ihre "Diktatur des Proletariats", ihre "führende Rolle" als Partei 
der Arbeiterklasse damit, "von der Geschichte berufen" worden zu sein.
Der Versuch, ein anderes, ein antifaschistisches Deutschland zu errichten, war 
nach all dem, was von Deutschen in Europa angerichtet worden war, zwingend 
notwendig, das ist unbestreitbar. Doch was im sowjetischen Besatzungsgebiet von 
deutschen Kommunisten und der Besatzungsmacht als DDR geschaffen wurde, war 
antifaschistisch/sozialistisch auf stalinistische Art, war antidemokratisch, 
antisozialdemokratisch und auch noch antizionistisch mit antisemitischen 
Tendenzen (vgl. auch DA 4/1994 S. 408 ff.) - ein beklemmender Antifaschismus. V. 
Ditfurth benennt "auffällige Gemeinsamkeiten zwischen beiden deutschen 
Diktaturen: Einparteienherrschaft, Überwachungsstaat, Unterdrückung 
Andersdenkender und Verweigerung demokratischer Grundrechte, ideologische 
Durchdringung der gesamten Gesellschaft, Militarisierung des Alltagslebens. ( 
... ) Ein entscheidendes Kennzeichen war die Abwesenheit von Demokratie."
Die Realitäten verschleiernd (v. Ditfurth: "wenig glücklich") scheint auch nur 
Bries Unterscheidung zwischen "stalinistischem" und "poststalinistischem 
Sozialismus" zu sein: letzteren hat es in Europa gar nicht gegeben. V. Ditfurth: 
"Das Ausschlaggebende am Stalinismus ist nicht Stalin, sondern das System, das 
er schuf. ( . ) Sein Tod hat am System nichts geändert (wohl aber die Exzesse 
beendet)."
Sicher kann man über v. Ditfurths Ansichten, historischen Rückblicke und 
Schlußfolgerungen diskutieren – erfreulich ist, daß er keine "ewigen Wahrheiten" 
verkündet, daß er auch zweifelt –, aber dazu muß man ihn erst gelesen haben, was 
nicht nur allen PDS-Mitgliedern empfohlen sei.
Willi Schulz, Deutschland Archiv, Nr. 5/1998
 
Zeitschrift für Politikwissenschaft, Nr. 2/1998
 
Ditfurths "Reise durch die PDS" basiert auf intensiven Recherchen, die der Autor 
seit 1989 durchgeführt hat. Er besuchte eine Vielzahl von Parteiveranstaltungen 
und führte zahlreiche Gespräche mit Funktionären der PDS bis zum Schweriner 
Parteitag im Januar 1997. Ditfurth setzt sich zunächst intensiv mit der 
Ideologie der PDS, insbesondere ihren extremen Strömungen, der kommunistischen 
Plattform und dem marxistischen Forum auseinander. Der Autor führt die PDS als 
eine in Ost und West gespaltene Partei vor. Die tiefe Kluft manifestiere sich 
insbesondere in der Frage des Umgangs mit der DDR-Vergangenheit. Die 
Aufarbeitung der Geschichte ist laut Ditfurth gescheitert. Weiteres Thema seiner 
Gespräche waren die Perspektiven einer politischen Zusammenarbeit mit der SPD in 
den ostdeutschen Bundesländern. Die kommunalpolitische Ebene bleibt dabei 
allerdings weitgehend außen vor, auch wenn hier zahlreiche parteiübergreifende 
Kooperationen auch mit der CDU zu beobachten sind. Das Fazit Ditfurths fällt 
vernichtend aus: "Betrachtet man die Mitgliedschaft, dann ist die PDS im Osten 
nicht entstalinisiert und im Westen eine Sekte. Auf diesem Fundament stehen die 
Genossen Bisky, Gysi und Brie und führen dem staunenden Publikum den 
demokratischen Sozialismus vor." (272) In das Buch eingestreute Dokumente von 
Rosa Luxemburg über das Versprechen der Thälmann-Pioniere von 1971 bis hin zu 
Szenen aus dem Deutschen Bundestag verdeutlichen die Aussagen Ditfurths.
Zeitschrift für Politikwissenschaft, Nr. 2/1998
 
Katharina Schuler, Badische Zeitung, 29. 10. 1998
 
Die PDS - Partei der "ostalgischen" Heimatvertriebenen?
Christian von Ditfurths Reise durch die "Partei des Demokratischen Sozialismus": 
Zwischen linker Alternative und altem Stalinismus
Die PDS ist mit 100.000 Mitgliedern die größte Partei in Ostdeutschland. Im 
Westen ist offenbar über die Realität dieser Partei wenig bekannt - und man 
wundert sich über ihren Erfolg bei den Bundestags-wahlen. Während die 
Konservativen sich bisher abweisend und mitunter diffamierend verhalten, ist bei 
manchen Linken eine zuweilen leichtfertige Bereitschaft anzutreffen, der Partei 
ihre Herkunft aus der SED zu verzeihen und sie als Neugründung zu akzeptieren. 
Deshalb lohnt es, sich mit dem Historiker Christian Ditfurth auf eine "Reise 
durch die PDS" zu begeben.
Besonders interessiert hat den Autor, wie die Partei mit der eigenen 
Vergangenheit umgeht und wie sich ihr Verhältnis zur parlamentarischen 
Demokratie entwickelt hat. Hatte es unter dem Schock des Zusammenbruchs 1989 
einen antistalinistischen Konsens gegeben, so gerät dieser mehr und mehr unter 
innerparteilichen Druck. In den Medien besonders präsent ist die Gruppierung 
"Kommunistische Plattform" (KPF). Im Unterschied zum "Marxistischen Forum" 
(ebenfalls ein parteiinterner Zusammenschluß) geht es der KPF nicht darum, die 
DDR vor dem Vorwurf, sie sei stalinistisch gewesen, zu schützen, sie hat am 
Stalinismus vielmehr gar nichts auszusetzen. In diesen Kreisen heißt die 
Berliner Mauer immer noch "antifaschistischer Schutzwall".
Da die KPF im Verhältnis zur Gesamtpartei nur wenige Mitglieder hat, bräuchte 
man sie nicht weiter zu beachten, wenn sie nicht, so Ditfurth, in vielem das 
träfe, was auch viele andere Parteimitglieder denken.
Der Parteivorstand dagegen, den Ditfurth den reformorientierten Kräften 
zuordnet, ist noch am ehesten zu grundsätzlicher Kritik am DDR-Sozialismus 
bereit. Er bekennt sich zu – in der DDR verfemten – revisionistischen 
Positionen, d.h. der stetigen Weiterentwicklung der Institutionen der 
bürgerlichen Demokratie mit dem Ziel einer umfassenden Demokratisierung des 
wirtschaftlichen und politischen Lebens. Doch der Abstand der Führung zur Basis, 
die in der PDS nicht zuletzt ein Stück Heimat sieht, ist groß. Indem viele 
altgediente GenossInnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte 
verweigern, versuchen sie, ihre Biographie, ihren Lebenssinn zu retten. "Ich 
kann doch nicht umsonst gelebt haben", hat Ditfurth immer wieder zu hören 
bekommen.
Sein Buch ist nicht nur eine Bestandsaufnahme der Befindlichkeiten und 
Strömungen in der PDS, es handelt sich vielmehr um eine kritische 
Auseinandersetzung mit den in der Partei gängigen Argumenten und Denkmustern. 
Dabei schießt er, selbst ehemaliges DKP-Mitged, also "Konvertit", manchmal etwas 
über das Ziel hinaus. So ist es einer differenzierten Diskussion kaum 
zuträglich, wenn er als Antwort auf die Stalinismus-Leugner nun die gesamte 
Geschichte der DDR ohne Unterschied unter das Stalinismus-Verdikt stellt.
Gern hätte man auch etwas genauer gewußt, welche Positionen die PDS zu aktuellen 
Fragen bezieht oder welche konkrete Politik sie auf lokaler Ebene macht (wo ja 
auch die CDU mit ihr zusammenarbeitet). Ditfurths Urteil fällt nicht 
optimistisch aus: Wenn die PDS es nicht schafft, in der Bundesrepublik 
anzukommen, wenn Demokratie nicht auch an der Basis zu einem anerkannten 
Grundwert wird, wird sie den Platz links von SPD und Bündnis-Grünen nicht 
ausfüllen können. Ihre Rolle als Ostalgie- und Protestpartei kann sie zwar noch 
eine Weile spielen, wenn auch stets durch Überalterung bedroht (67% der 
Mitglieder sind älter als 60 Jahre). Um ein spezifisch "linkes" Politikkonzept 
handelt es sich dabei aber nicht.
Katharina Schuler, Badische Zeitung, 29. 10. 1998
 
Presseblick, Schwerpunkte der energiewirtschaftlichen und energiepolitischen 
Berichterstattung, Jahresband 1998
 
Für Sie gelesen
Die "Partei des demokratischen Sozialismus" (PDS) überwand bei der letzten 
Bundestagswahl erstmals die Fünf-Prozent-Hürde und ist nunmehr als Fraktion mit 
36 Sitzen erneut im Parlament vertreten. In Mecklenburg-Vorpommern hat sie 
soeben eine Koalition mit der SPD vereinbart und wird zum ersten Mal an einer 
Landesregierung beteiligt. In Sachsen-Anhalt regierte schon seit längerem ein 
rot-grünes Bündnis mit Tolerierung durch die PDS. Die Nachfolgepartei der SED 
ist nicht nur in den neuen Bundesländern ein wichtiger politischer Faktor, 
sondern kann aufgrund ihrer starken Bastionen im Osten auch auf Bundesebene eine 
gewisse Rolle spielen. - Wird es so bleiben? Wird die PDS ihren Einfluß sogar 
noch vergrößern können? Könnte es ihr gelingen, auch in den alten Bundesländern 
Fuß zu fassen?
Christian von Ditfurth geht nicht ganz unbefangen an diese Fragen heran. Wie 
seine Schwester Jutta versteht sich der Sohn des Wissenschaftspublizisten Hoimar 
von Ditfurth als Linker. Im Unterschied zu seiner Schwester, die in den 
achtziger Jahren eine der bekanntesten Politikerinnen der Grünen war, trat er 
jedoch 1973 der DKP bei, die als westdeutsche "Bruderpartei" von der SED 
finanziert und dirigiert wurde. In den zehn Jahren seiner Zugehörigkeit war er 
nicht nur einfaches Mitglied, sondern zählte zum "Kader", wie man im 
Parteijargon die niederen bis hohen Weihen der Funktionärs-Priesterschaft 
nannte. Zum Beispiel absolvierte er einen einjährigen Lehrgang an der 
DKP-Parteischule in Ostberlin, als er wegen seiner politischen Aktivitäten für 
eineinhalb Jahre von der Universität Heidelberg relegiert wurde. Noch höhere 
Weihen hatte die Partei nur durch eine Ausbildung in Moskau zu vergeben. Aber 
dazu kam es nicht mehr: Wie so mancher andere versprengte Linke aus der 
Achtundsechziger-Bewegung erkannte auch Christian von Ditfurth eines Tages, "daß 
linke Politik und SED-Hörigkeit sich ausschlossen".
Trotz der engen politisch-ideologischen Verflechtung zwischen den beiden 
kommunistischen Parteien war es ein riesiger Unterschied, ob man im Westen der 
DKP oder im Osten der SED beitrat: Im Westen verdankte die DKP ihre zeitweilige 
Attraktivität, der sogar ein heute eher konservativer Geist wie Martin Walser 
erlag, dem Zerfall der antiautoritären Studenten­bewegung. Die meisten dieser 
enttäuschten Idealisten, die ihr Heil in einer neuen Orthodoxie suchten, hatten 
davon nur empfindliche Nachteile, bis hin zum "Berufsverbot" im öffentlichen 
Dienst. Ganz anders im Osten: Hier war der Bonbon im Knopfloch, wie man das 
Parteiabzeichen der SED nannte, die Vorbedingung des beruflichen Aufstiegs und 
der Zugehörigkeit zur politischen Elite. Die SED war die bevorzugte Partei von 
Karrieristen und Anpassern. Einem westdeutschen Genossen wie Ditfurth, der sich 
seine Denkfähigkeit bewahrt hatte, mußte in dieser Umgebung schnell klar werden, 
daß er mit seiner Achtundsechziger-Mentalität vom Regen in die Traufe geraten 
war und daß er im real existierenden Sozialismus für jede Art von Ketzerei noch 
weit gnadenloser verfolgt würde als dies zu Hause durch die vergleichsweise 
harmlose Inquisition des Radikalenerlasses geschah.
Nun legt die PDS ja großen Wert darauf, nicht die geradlinige Fortsetzung der 
SED zu sein, sondern eine geläuterte, von den stalinistischen Eierschalen 
befreite Nachfolgepartei. Sie bekennt sich sogar zum "demokratischen 
Sozialismus", was für die SED ein ideologischer Kampfbegriff des Klassenfeinds 
war, um den "real existierenden Sozialismus" zu diffamieren. Aber wie weit geht 
diese Wandlung wirklich? Wieweit sind solche Galionsfiguren wie Gregor Gysi, 
Lothar Bisky oder Andre Brie typisch für die Masse der Mitglieder? Wie sicher 
sind die Vorstandsstühle, auf denen sie sitzen? Welche Rolle spielt die 
"Kommunistische Plattform" mit Sahra Wagenknecht und den anderen Unbelehrbaren? 
Wie groß ist das intellektuelle Potential der Partei, um ihren Fortbestand im 
Osten zu sichern und sich neue Wählerkreise im Westen zu erschließen?
Ditfurths Blick auf die PDS ist zur Beantwortung solcher Fragen besonders 
aufschlußreich, da er aus eigener Anschauung vergleichen kann: Zum einen kennt 
er die Ideologie und Praxis der stalinistischen Vorläuferpartei aus der intimen 
Sicht des Renegaten. Zum anderen hat er sich die Mühe gemacht, der heutigen PDS 
politisch-ideologisch auf den Zahn zu fühlen, indem er zahlreiche interne 
Veranstaltungen der Partei besuchte, Gespräche mit Funktionären führte und 
sonstige Quellen erschloß. So entstand bei aller subjektiven Involviertheit doch 
ein recht überzeugendes Bild vom gegenwärtigen Zustand und den Perspektiven 
dieser eigenartigen Partei, die mit ihrer ausgeprägten regionalen Verwurzelung 
an die CSU erinnert, von der Programmatik her aber eher mit Grünen und SPD 
konkurriert.
PDS als "sozialtherapeutische Selbsthilfegruppe"
Ditfurth bescheinigt der PDS, daß sie in ihrer Gesamtheit weder zurück zur alten 
DDR möchte noch die alten stalinistischen Methoden des politischen Spiels 
betreibt. Im Gegensatz zur SED sei die PDS im Osten Deutschlands durch freie 
Wahlen demokratisch legitimiert und habe sogar den Charakter einer Volkspartei. 
Ihren führenden Vertretern wie Gysi und Bisky könne das Bekenntnis zum 
"demokratischen Sozialismus" durchaus abgenommen werden. Freilich dürfe man sich 
durch die clevere Führungsmannschaft, die geschickte Öffentlichkeitsarbeit oder 
die klugen, witzigen Wahlkämpfe nicht über die graue Realität an der Basis der 
Partei hinwegtäuschen lassen, wo die "Traditionalisten" noch immer den geistigen 
Strukturen von gestern verhaftet seien. Gewiß wollten auch diese 
Traditionalisten kaum zurück zu Verhältnissen, wie sie unter Honecker oder 
Ulbricht herrschten. Aber sie seien einfach unfähig zur geistig-emotionalen 
Aufarbeitung dessen, was ihnen erst durch das repressive System der DDR und dann 
durch den freien Fall in die westliche Gesellschaft zugefügt wurde. Man merke 
dies beispielsweise an der Häme, die dem ehemaligen Politbüromitglied Günter 
Schabowski entgegenschlug, als dieser tatsächlich schonungslos mit sich und 
seiner Partei ins Gericht ging.
Nach Ditfurths Beobachtungen ist die PDS für viele Genossen "eine Art 
therapeutische Selbsthilfegruppe. in der die Verlierer von 1989 sich gegenseitig 
darin bestärken, nur das Beste gewollt zu haben". Sie erinnert ihn insofern an 
die Heimat­vertriebenen­parteien, die in den Anfangsjahren der Bundesrepublik 
eine gewisse Bedeutung als Mehrheitsbeschaffer hatten, bevor sie sich in anderen 
Parteien auflösten. Und sie werde deren Schicksal teilen, wenn sie so bleibe, 
wie sie ist, prophezeit er.
Allerdings gebe es auch sehr handfeste, materielle Interessen, die der PDS 
vorläufig eine treue Wählerschaft sicherten. Ditfurth nennt hier vor allem die 
Rentenkürzung, die ursprünglich etwa 100.000 frühere Funktionsträger des Regimes 
betraf, seit Anfang 1997 aber nur noch für hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter gilt. 
Dieses "Rentenstrafrecht", wie es die PDS-Anhänger bezeichnen, sei in der Tat 
ein Skandal und werde selbst in seiner Beschränkung auf Stasi-Angehörige vor dem 
Bundesverfassungsgericht keinen Bestand haben können. Außerdem seien diese 
Rentenkürzungen völlig unverhältnismäßig, wenn man an die ungeschmälerten Renten 
denke, die sogar Schergen des Nazi-Regimes gewährt wurden.
Die PDS profitiere so zum guten Teil von der Arroganz und Blindheit westlicher 
Politiker, die nicht fähig oder bereit seien, die andersgeartete Entwicklung in 
der ehemaligen DDR zu begreifen und die daraus resultierenden Biographien zu 
respektieren. Typisch seien die undifferenzierte Stasi-Debatte oder der Versuch, 
in der PDS nichts weiter als die Fortsetzung der SED zu sehen. Die großen 
Vereinfacher hätten es auf diese Weise sogar geschafft, ehemalige Stasi-Leute 
ins Recht zu setzen, in der Bevölkerung den Eindruck von Sieger-Willkür zu 
erwecken und der PDS zu einer Legitimation zu verhelfen, von der die frühere SED 
nur träumen konnte.
Parteiführung strebt Regierungsbeteiligung an
Dennoch werde dies alles kaum ausreichen, um der PDS eine dauerhafte Existenz zu 
sichern. Die Partei vergreise. Um junge Wähler zu gewinnen, müsse sie mehr als 
"Ostalgie" oder ein paar Punk-Frisuren auf ihren Wahlplakaten bieten. Die 
erhofften Erneuerungsschübe aus dem Westen seien ausgeblieben. Statt dessen 
schlage sich die Parteiführung in den alten Bundesländern mit einem "dubiosen 
Konglomerat von Sekten" herum, die mindestens ebenso verbiestert seien wie die 
Alt- und Jungstalinisten von der Kommunistischen Plattform.
Die Mannschaft um Gysi sei letzten Endes nicht typisch für die Masse der 
Mitglieder und Anhänger. Sie benötige die Zusammenarbeit mit der SPD und die 
Beteiligung an Regierungen, um sich gegen die Altlasten und Widerstände in den 
eigenen Reihen weiterhin behaupten und die Partei in das politische System der 
Bundesrepublik integrieren zu können.
Die jetzige Koalition mit der SPD in Mecklenburg-Vorpommern darf demnach auch 
als Erfolg der Parteiführung gewertet werden, denn die "Traditionalisten" und 
"Ostalgiker", wie Ditfurth sie nennt, wollten lieber in der Opposition bleiben 
und schienen zwischendurch sogar Oberwasser zu bekommen. Die Schweriner 
Koalition markiert jedenfalls einen wichtigen Wendepunkt: Der Versuch, die PDS 
als Schmuddelkind in die parlamentarische Ecke zu stellen, kann als gescheitert 
gelten. Die feine Art war es sowieso nicht, wie etwa die Unionsabgeordneten bei 
der Eröffnung des vorherigen Bundestags dem Alterspräsidenten Stefan Heym ihre 
Mißachtung demonstrierten, nur weil Heym auf der Liste der PDS kandidiert hatte. 
Und klug war es auch nicht, weil gerade Heym die bessere Seite der ehemaligen 
DDR repräsentierte und eine durchaus beachtliche Rede hielt.
Sobald aber die PDS politische Mitverantwortung trägt, kann sie sich billigen 
Populismus, mit dem sie bisher in der Opposition oft auf Stimmenfang geht, nicht 
mehr leisten. Sie wird mehr als bisher klarstellen müssen, wie sie 
wirtschaftliche oder soziale Fragen lösen will oder wie sie es mit essentiellen 
liberalen Grundsätzen wie der Gewaltenteilung hält. Letztendlich würde sie damit 
zu einer sozialdemokratischen Partei. Als "linkes Gewissen" der SPD könnte sie 
vielleicht sogar im Westen Fuß fassen und auch bei den Grünen erben, die bereits 
deutliche Symptome einer Identitätskrise zeigen, während sie politisch auf dem 
Höhepunkt ihrer Macht angelangt sind.
Vielleicht teilt die PDS aber auch das Schicksal der ehemaligen 
Heimatvertriebenenparteien, mit denen Ditfurth sie so treffend vergleicht. Schon 
jetzt wird das Wegsterben der Älteren nicht durch Neuzugänge bei den Jüngeren 
wettgemacht. Im Westen ist noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Und die 
anderen Parteien bleiben sicher nicht untätig. Nachdem die CDU ihre 
Rote-Socken-Kampagne abgeblasen hat und eher versöhnliche Töne gegenüber 
ehemaligen SED-Mitgliedern anschlägt, könnte es sogar sein, daß der PDS auch von 
dieser Seite die Klientel abspenstig gemacht wird.
Presseblick, Schwerpunkte der energiewirtschaftlichen und energiepolitischen 
Berichterstattung, Jahresband 1998
 
Nordseezeitung, 26. Februar 1999
Keine Partei - ein Lebensgefühl
Christian von Ditfurth fällt ein harsches Urteil über die PDS
 
Ob in Rostock oder Dresden, Görlitz oder Gotha, der weißhaarige, ältere Herr mit 
Brille ist auf jeder PDS-Veranstaltung dabei. Geduldig hört er den 
Parteikritikern zu, notiert das eine oder andere – um dann am Ende zu einem 
großen Rundumschlag über die Missetaten des Imperialismus auszuholen. Damit ist 
in seinen Augen dann auch die staatssozialistische Diktatur in der DDR 
gerechtfertigt. Und – was für ihn und viele andere ehemalige Diener des real 
existierenden Sozialismus heute viel wichtiger ist – sein Leben hat einen Sinn 
gehabt.
Auf subtile Art ist Christian von Ditfurth in seinem brillant geschriebenen Buch 
dem Wesen der SED-Nachfolgepartei und ihrer Anhänger auf den Grund gegangen. 
Seit 1990 hat er an Sitzungen von Parteigremien teilgenommen, mit Mitgliedern 
und Funktionären gesprochen und unzählige Quellen ausgewertet. Sein Fazit: Die 
PDS ist eigentlich gar keine Partei, sie ist eher ein Lebensgefühl. In ihr 
sammeln sich die "Heimatvertriebenen" der DDR, diejenigen, deren Biographie 
durch die Wende Schiffbruch erlitten hat und die sich jetzt in der Wärmstube der 
SED-Nachfolgepartei ihre Streicheleinheiten abholen. Und die medienwirksamen 
Genossen Lothar Bisky, André Brie und Gregor Gysi sind nur ein reformerisches 
Feigenblatt, das sich die ostdeutsche Regionalpartei leistet. Ein harsches 
Urteil des Historikers, der immerhin über zehn Jahre lang Mitglied der DKP, der 
westdeutschen Schwester-Partei der SED, war. Doch gerade diese Nähe zum 
Untersuchungsgegenstand schärft seinen Blick für die Defizite der Partei. Für 
von Ditfurth ist es klar, daß die PDS erst vollständig mit der SED-Diktatur 
brechen muß, bevor sie eine wirkliche politische Alternative darstellen kann. 
Doch dazu ist sie weder bereit noch in der Lage, da das Selbstverständnis vieler 
Mitglieder auf einer ostalgischen Schwärmerei für den untergegangen Ost-Staat 
beruht. Die jüngsten Ereignisse wie die PDS-Forderung nach einer Amnestie für 
DDR-Funktionäre oder der Honorarvertrag der PDS-Bundestagsfraktion für den 
ehemaligen Topspion Rainer Rupp bestätigen von Ditfurths Analyse nur.
Nordseezeitung, 26. Februar 1999
 
Kölner Stadtanzeiger, 9. März 1999
Warnung vor dem "Druck von links"
Kanzler-Äußerung zur PDS irritiert Ost-SPD-Abgeordnete
 
Im Kreis der 65 SPD-Bundestagsabgeordneten aus den neuen Ländern gibt es 
Verwirrung und Verdruß über die jüngste Äußerung von Kanzler Gerhard Schröder 
zur PDS. Schröder sagte, "daß man im Bundesrat nicht mit Parteien 
zusammenarbeitet, sondern mit Ländern". Damit spielte der Regierungschef die 
Bedeutung von SPD/ PDS-Koalitionen für das Abstimmungsverhalten in der 
Länderkammer auf eine Weise herunter, die viele Sozialdemokraten nicht mehr 
nachvollziehen können.
Das Schröder-Zitat wird als Freibrief für die thüringischen Sozialdemokraten 
verstanden, gegebenenfalls nach der Landtagswahl vom 12. September mit der 
SED-Nachfolgepartei eine Koalition einzugehen. In diesem Sinn hatte sich vor 
einer Woche bereits SPD-Chef Oskar Lafontaine geäußert. Käme es so, hätte 
Rot-Grün im Bundesrat die Scharte der Hessen-Wahl ausgewetzt und würde 37 von 69 
Stimmen in der Länderkammer mobilisieren können - immer vorausgesetzt 
allerdings, PDS-Landesminister würden dieses Spiel mitspielen.
Viele aus der Ost-SPD befürchten dagegen Erpressungsmanöver durch die PDS. 
Theoretisch kann bereits jetzt die PDS in Mecklenburg-Vorpommern - aufgrund der 
ersten rot-roten Koalition - im Bundesrat eine Stimm­enthaltung erzwingen. Von 
dieser Möglichkeit, absolute Mehrheiten im Bundesrat zu vereiteln und damit 
wichtige Gesetze zumindest auf die lange Bank zu schieben, hat die PDS in 
Schwerin allerdings bislang nicht Gebrauch gemacht. Die Neigung, "Druck von 
links" auf die SPD auszuüben, würde aber vermutlich wachsen, wenn es eine zweite 
SPD/PDS-Koalition gäbe.
Nach Ansicht des Bonner SPD-Fraktionsgeschäftsführers Uwe Küster (Magdeburg) 
haben viele westdeutsche Sozialdemokraten ein "Wahrnehmungsdefizit" gegenüber 
der PDS. Sie beschmunzeln Gregor Gysis flotte Sprüche. Sie stoßen sich kaum an 
der Biederkeit des Parteichefs Bisky. Aufgrund solcher Eindrücke glauben sie, 
die PDS genügend zu kennen.
Wie rückwärtsgewandt die PDS tatsächlich ist, argumentiert Küster, erschließt 
sich aber erst durch ständiges Beobachten ihrer Basis. "Würden Lafontaine und 
Schröder in einer PDS-Mitgliederversammlung einmal Mäuschen spielen, würde ihnen 
ein Licht aufgehen, wie sehr immer noch DDR-Altkader die Richtung bestimmen", 
heißt es vorwurfsvoll im - antikommunistischen - SPD-Arbeitskreis "Neue Mitte".
Vielleicht würde ja auch schon die Lektüre des Buches von Christian Ditfurth 
"Ostalgie oder linke Alternative" weiterhelfen. Ditfurth hat Hunderte 
PDS-Versammlungen besucht und zieht das Fazit: Wenn es um das 
PDS-Selbstverständnis geht, dann erhebt sich im Saal ein Dogmatiker - vom Typ 
"weißhaariger Herr mit Brille" - und verklärt die DDR nach dem Motto: "Ich kann 
doch nicht umsonst gelebt haben."
Ditfurth diagnostiziert eine "kollektive Schuldabwehr", wie sie auch aus 
Stammtisch-Diskussionen über die NS-Zeit bekannt sei: Von besonders fragwürdigen 
SED-Handlungen habe man "nichts gewußt", es sei "nicht alles schlecht gewesen", 
die "anderen" hätten auch schwere Versäumnisse aufzuweisen, früher habe es 
weniger Verbrechen gegeben und schließlich müsse "endlich einmal Schluß sein" 
mit der Debatte über die Vergangenheit.
Jede Aufwertung der PDS, sagen Anhänger der "Neuen Mitte", schadet der SPD 
sowohl im Osten als auch im Westen. Massiv gefährdet seien dann auch die 
SPD-Direktmandate in den neuen Ländern. Immerhin haben 60 der 65 
SPD-Bundestags­abgeordneten aus dem Osten ein Direktmandat errungen - häufig nur 
wegen ihrer Distanzierung von der PDS.
Kölner Stadtanzeiger, 9. März 1999
 
Conrad Lay, Frankfurter Rundschau, 20. Mai 1999
Auf dünnem Eis
Christian von Ditfurth und Christoph Dieckmann ergründen die Ost-Identität
 
Die künftige Berliner Republik unterscheidet sich von ihrer Bonner Vorgängerin 
auch darin, daß in den Neuen Bundesländern die Parteienlandschaft anders 
aussieht: FDP und Bündnis 90/Die Grünen spielen nahezu keine Rolle, dagegen 
konnte die PDS bei den Bundestagswahlen '98 ihre starke Position sogar noch 
ausbauen. 
Ist die PDS eine Partei, die der DDR-Vergangenheit hinterhertrauert? Oder könnte 
sie künftig die Rolle einer "linken Alternative" spielen? Um solche Fragen zu 
beantworten, hat von Ditfurth ausgedehnte Reisen durch den Osten Deutschlands 
unternommen, hat Mitgliederversammlungen und Ortsvereine der PDS besucht und so 
ein differenziertes Bild des Milieus erhalten. 
Ihren besonderen Reiz erhalten die Recherchen dadurch, daß der Autor von 1973 
bis '83 selbst der westdeutschen DKP angehörte, die damals bekanntlich von 
Ostberlin finanziert wurde. Da er später mit seiner politischen Heimat brach, 
bringt er ein gutes Gespür dafür mit, wie wohl die SED-Nachfolgerin PDS mit 
ihrer Vergangenheit zurechtkomme. Von Ditfurth fällt jedoch erfreulicherweise 
nicht mit der Furie eines Abtrünnigen über die PDS her. Seinen Beobachtungen 
nach zeichnet sich die SED-Nachfolgepartei durch eine ausgeprägte Kluft zwischen 
den Reformsozialisten an der Spitze der Partei und der großen Mehrheit der meist 
älteren Mitglieder aus. Diesen geht es nicht um Zukunftsstrategien, sondern um 
eine Rettung ihrer Vergangenheit. Von Ditfurth schließt daraus, die PDS sei 
eigentlich als ein Traditionsverband von "Heimatvertriebenen" zu verstehen. In 
erster Linie seien diese darum besorgt, daß das eigene Leben im Rückblick nicht 
vergebens gewesen sei. 
Im Unterschied zum Westautor von Ditfurth haben die älteren PDS-Mitglieder nicht 
nur ihre politische Heimat zu verlieren, sondern all die Traditionen, in denen 
sie von klein auf groß geworden sind. Während es in der Generation des 1953 
geborenen von Ditfurth beinahe zum guten Ton gehört, das Recht des politischen 
Irrtums in Anspruch zu nehmen, ist dies in der Tradition, in der die PDS steht, 
völlig unbekannt: man hat - wie ein "Parteisoldat" - auf der richtigen Seite zu 
stehen, auch wenn das - wie es dann passenderweise heißt - "Bauchschmerzen" 
bereitet; Kritik am eigenen Lager würde nur dem politischen Gegner in die Hände 
spielen. Es sind diese ideologischen Versatzstücke des Kalten Krieges, ja des 
Stalinismus, die von Ditfurth sehr differenziert herausarbeitet. 
Man spürt förmlich, wie leid es dem Autor tut, die Partei, der er einen 
erheblichen Vertrauensvorschuß entgegenbringt, letztlich doch hart kritisieren 
zu müssen: Die Reformspitze der PDS um Bisky und Gysi habe die Partei nicht im 
Griff; aus diesem Grunde sei es allerdings auch absurd, die PDS als 
"kommunistische Kaderpartei" zu kritisieren. Die Partei zerfalle aufgrund ihres 
Pluralismus in verschiedene Strömungen und Flügel; die reformorientierte 
Parteispitze würde vielfach an der Basis außerhalb Berlins, weit draußen in 
Thüringen oder Mecklenburg, nicht ernst genommen. Der Autor hält das Projekt PDS 
jetzt schon für gescheitert. Zwar sieht er in den Konzepten der 
PDS-Modernisierer um Gysi und Bisky Chancen für eine Renaissance der Linken in 
Deutschland. Doch leider glaubten die Reformer, so von Ditfurth, "sie könnten 
die Mitglieder einer ostdeutschen Volkspartei mit unbewältigter 
SED-Vergangenheit nutzen, um moderne sozialistische Politik zu machen". In 
Wahrheit verhalte es sich genau umgekehrt: Die Partei benutze ihre 
Aushängeschilder. (...)
Conrad Lay, Frankfurter Rundschau, 20. Mai 1999
 
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Meike Wulf   ddr-im-www.de 
Dieses Buch ist unbequem. Aber eigentlich ist es besser, mit dem anzufangen, was 
dieses Buch nicht ist: Es ist nicht anschmiegsam; es ist nicht schnell zu lesen; 
es ist nicht leicht zu verdauen, es läßt sich nicht verbiegen. Es hat tausend 
Ecken und Kanten, es fordert viel vom Leser. Aber vor allem ist es ein Buch über 
die PDS - und in diesem Maße auch über die SED, die DDR (und was davon blieb) 
sowie die Bundesrepublik.
Es ist gründlich recherchiert, gut lesbar geschrieben und verlangt, daß man über 
die Thesen nachdenkt. Deswegen hat es mir gut gefallen, auch wenn es ganz sicher 
keine locker konsumierbare Kost ist. Nichts, um es mit in die Badewanne zu 
nehmen nach einem anstrengenden Tag - aber etwas, das unbedingt gelesen gehört, 
wenn man sich mit der DDR, ihrer Geschichte und den Folgen beschäftigt.
Christian von Ditfurth ist mit diesem Buch angeeckt, das verwundert nach der 
Lektüre kaum. Alle politischen Farben bekommen ihr Fett weg, und das heißt, daß 
hier nicht die PDS demontiert wird, sondern es wird vielmehr der Umgang der SPD, 
CDU, der Grünen und aller Intellektuellen mit diesem Phänomen durchleuchtet. Was 
vermutlich die Kritiker besonders erbost, ist die schlüssige Argumentation. Die 
alten Kader aus den Reihen der SED dürfte z.B. auf die Palme bringen, wie der 
Autor Anwandlungen in Richtung Ostalgie niederschmettert.
Wer bisher unter "PDS" vor allem Gysi, Wagenknecht oder Bisky verstanden hat, 
wird gründlich aufgeklärt. Die Basis der Partei wird analysiert, ihr Verhältnis 
zu Programm und personellen "Aushängeschildern", zu "Kommunistischer Plattform" 
(kurz KPF, dem "Hardliner"-Zusammenschluß), Ideologie, Stalinismus und eben zur 
realsozialistischen Vergangenheit. Besonders interessant: Auch, wie PDS (West) 
zu PDS (Ost) steht, kommt nicht zu kurz.
Worauf gründet sich der Erfolg der PDS, wird sie am Ende gar aussterben, weil 
die biologische Lösung durch Überalterung der Mitglieder eintritt?
Christian von Ditfurth war von 1989 bis 1997 unterwegs für sein Buch, auf 
Basis-, Gemeinde-, Stadt- und Landesebene der Partei, auf Versammlungen, bei 
Gesprächen war er dabei. Er hat Archivmaterial gesichtet und mit Zeitzeugen 
gesprochen. Wie heißt es im Klappentext so schön? "Eine abenteuerliche Reise 
durch Politik, Geschichte und Ideologie" der PDS. Es ist ein Buch über die PDS, 
aber es eröffnet viele der Gedanken und Argumente, die eine Rolle bei der 
Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR und dem jetzigen Neufünfland 
spielen.
Wie auch immer man im einzelnen zu den Argumenten stehen mag, man kann sich an 
dem Buch reiben, scheuern und schubbern. Wer allerdings in der Schule beim Thema 
Marxismus/Leninismus gerade krank war, wird sich an mancher Stelle überfordert 
fühlen. 
Meike Wulf  bei DDR im WWW -  ddr-im-www.de 
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