Weltweite Naturzerstörung - was mache ich?

Von Dieter Bauer (1999)  -  tarantelzeitschrift

 

Das ist eine kurze Rede, die ich beinahe auf einer PDS-Tagung der "Ökologischen Plattform der PDS", die am 30. und 31.10.1999 unter der Losung "Für eine ökologisch-soziale Zeitenwende" in Berlin stattfand, gehalten hätte. Aber ich hatte zu lange zugehört und außerdem paßte mein Beitrag nicht zu den meist inländischen Themen wie Abfallwirtschaft, Atomausstieg, ökologischer Umbau im ländlichen Raum ...

"Global denken, lokal handeln!" könnte auch als Motto über diesem Artikel stehen. Nur man kommt sich oftmals schrecklich ohnmächtig vor.

In Indonesien und Amazonien brennen die Wälder, in Kanada und Sibirien wird geholzt, der Ruf der Lemuren ist nur noch in entfernten Gegenden Madagaskars zu hören. Berggorillas und Waldelefanten werden in Ruanda und Nordkongo von "Rebellen" hingeschlachtet. Japanische Konzerne fangen unsere Brüder, die Wale zu "wissenschaftlichen Forschungszwecken", holzen die Küsten-Krüppelholzvegetation Patagonien zur Zellulosegewinnung ab. In den Schleppnetzen der Großfangflotten verenden auch Albatrosse und Delphine. Tiger, Nashörner und Robben sind durch die "traditionelle asiatische Medizin" vom Aussterben bedroht.

Ich aber, Naturschützer von klein auf, schreibe Artikel zu Naturschutzproblemen – zum Schutz von Streuobstwiesen, gegen Autowahn und Autobahn – die dann trotzdem kommt. Nur drei "grüne" PDS-Abgeordnete hatten damals im Landtag von Sachsen-Anhalt gegen die A 38 votiert. Ich sammle Müll aus der Gegend, darunter Flaschen und Dosen, in denen zigtausende Insekten und hunderte Spitzfüßler umkamen.

Ich habe eine kleine Naturschutzstation am Kelbraer Stausee über die "W" gebracht und betreue sie noch heute. Ich entbusche im NSG mit Freunden Gipstrockenhänge, um Adonisröschen, Bitterem Enzian und anderen botanischen Schönheiten wieder Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Ich unternehme mit Schulklassen Wanderungen, nehme an Naturschutzforen teil, zähle Alleebäume, kartiere Biotope, spende für den WWF, gebe meine Unterschrift gegen Tierversuche und Tiertransporte, gegen Staudämme in Indien und anderswo, gegen Wal- und Tigermord, schreibe an Fidel Castro, den Weiterbau des Atomkraftwerkes bei Cienfuegos abzulehnen. In Bangladesh aber ersaufen Menschen in den Fluten der Flüsse, weil man die Bergwälder des Himalaja vernichtet hat.

Die Fischfanggründe werden von Großfangflotten ausgeräumt. Seevögel und Robben verrecken an der Ölpest. Versteppung und Wüsten nehmen zu, Trinkwasser wird rar. Auf Malta werden alljährlich Zugvögel millionenfach abgeschossen. Ich weiß, wie vorsichtig die Tiere am Kelbraer Stausee von den Ornithologen den Fangnetzen entnommen, bestimmt, gewogen, vermessen und beringt werden.

Durch die neoliberale Globalisierung werden die Profite der Großunternehmen weiter steigen, wird der Raubbau an Naturressourcen vorangetrieben. Und wieder werden Wälder, Tiere und Menschen sterben.

Ich aber mache weiter, resigniere nicht!

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