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22.   Zivilisation: Mit einem Wimmern vorbei?    Flannery-2005

/ Der Kern der globalen Gesellschaft. / Städte sind wie Regenwälder. / Eine wie große Klimawelle kann eine Stadt hinwegfegen? / Nahrungsmittelproduktion – so spezialisiert wie ein Säbelzahntiger. /
/ Schlechte Ernten in einer Welt voll CO2. / »Anpassung« als Genozid und Gaiazid. / Das Überleben des Dorfes – und warum es magere finstere Zeiten sein werden. / Man hätte es wissen können. /

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Wenn wir nicht sofort aufhören, werden wir das Leben unserer Nachkommen wirklich ruinieren. Selbst wenn wir bloß noch weitere 40 oder 50 Jahre herum pfuschen, werden sie absolut keine Chance mehr haben und in die Steinzeit zurückgeworfen. Menschen wird es noch geben, aber die Zivilisation wird verschwunden sein. (James Lovelock, Independent, 24. Mai 2004)

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Unsere Zivilisation baut auf zwei Grundlagen auf: unserer Fähigkeit, genügend Nahrungsmittel zu produzieren, um eine große Anzahl Menschen zu ernähren, die sich anderen Aufgaben widmen, und unserer Fähigkeit, in Gruppen zu leben, die für große Institutionen tragfähig genug sind. Wir sind in Städten organisiert, und vom lateinischen civis, »Mitbürger«, leitet sich der Begriff der Zivilisation ab.

Heute bilden sehr große Städte den Kern unserer globalen Gesellschaft, und in ihnen finden sich unsere wertvollsten Institutionen. Solange sie nicht von außen versorgt werden, sind Bevölkerungszentren mit weniger als 10.000 Einwohnern wahrscheinlich nicht in der Lage, das gesamte Spektrum der Gesundheits­dienste bereit zu stellen, und jene mit nur 100.000 verfügen im Allgemeinen nicht über akademische Bildungseinrichtungen und ein Orchester. Selbst Städten mit rund einer Million Menschen fehlt möglicherweise noch eine Oper, ein Museum von Weltrang oder eine bestimmte Spezialklinik. Und der Arbeitsmarkt — besonders für hoch spezialisierte Berufe — unterscheidet sich in Städten mit fünf Millionen Einwohnern drastisch von denen mit einer Million.

Städte sind für die Zivilisation von entscheidender Bedeutung, und doch sind es fragile Einrichtungen, die durch den Stress des Klimawandels leicht verwundbar sind. Daher ist es wichtig, Städte im Hinblick auf ihre Grund­versorgung - Essen, Wasser und Energie - zu betrachten.

Die einzigen anderen Wesen, die so etwas wie eine Stadt hervorgebracht haben, sind in sozialen Verbänden lebende Insekten, aber sie sind so klein und ihr Ressourcen­bedarf ist so gering, dass ein paar Hektar Habitat alles ist, was sie zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse brauchen. Im Gegensatz dazu halten wir ganze Kontinente besetzt, und unsere Städte gleichen in ihrer Komplexität einem Regenwald. In Städten ist so gut wie jeder Beruf spezialisiert: Bloß »Sekretärin« zu sein reicht nicht mehr — man muss schon Notariatssekretärin oder Chefarztsekretärin oder etwas in der Art sein. 

Und ein Mediziner bringt es weiter, wenn er kein einfacher praktischer Arzt ist, sondern Sportorthopäde, Proktologe oder Spezialist für Geriatrie. Das ist das menschliche Äquivalent zu einem Leben als matanim-Kuskus oder Goldkröte — und in der Natur sieht man solche Arten nur in Regenwäldern, weil nur da der Nachschub an Energie und Feuchtigkeit groß und regelmäßig genug ist, um solche komplexen und großen Ansammlungen von Lebensformen gedeihen zu lassen.

Wenn wir einem Regenwald auch nur für kurze Zeit das Wasser oder das Sonnenlicht wegnehmen, wird er, wie wir gesehen haben, aller Wahrscheinlichkeit nach kollabieren, und seine hoch spezialisierten Bewohner werden aussterben. In Teilen Costa Ricas und Papua-Neuguineas hat der Klimawandel das bereits zuwege gebracht, und für Regionen wie beispielsweise das Amazonasbecken wird es vorausgesagt.

Jetzt lassen Sie uns ein Gedankenexperiment machen. 

Denken Sie an eine Großstadt, mit der sie vertraut sind, und stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn ihre Bewohner eines Morgens aufwachten und feststellten, dass kein Wasser mehr aus den Hähnen kommt. Keine Kleidung könnte gewaschen werden, keine Toilettenspülung würde funktionieren, Dreck würde sich ansammeln, und die Menschen würden sehr schnell unter Durst leiden. Und stellen Sie sich die Folgen vor, wenn der Benzin- und Dieselnachschub ausbliebe: Lebensmittel könnten nicht mehr geliefert, Müll nicht entsorgt werden und die Menschen könnten nicht an ihre Arbeits­plätze kommen.

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Könnte der Klimawandel die Ressourcen bedrohen, die Städte zum Überleben brauchen? 

Der Physiker Stephen Hawking hat gesagt, dass ein tausendjähriger CO2-Anstieg die Oberfläche unseres Planeten zum Kochen bringen würde und die Menschen dann woanders Zuflucht suchen müssten. Das ist ein extremer Standpunkt. Eher im Mittelfeld liegen die Ansichten von Jared Diamond, der den Zusammenbruch untergegangener Zivilisationen untersucht hat.65 Er stellte fest, dass die Erschöpfung der Ressourcen ein Hauptgrund war, warum große, komplexe, sogar des Schreibens kundige Gesellschaften wie die der Maya scheiterten. Faktisch könnte ein rapider Klimaumschwung unsere globale Gesellschaft einem vergleichbaren Stress aussetzen, denn dabei würden die Nachschubquellen für Wasser und Lebensmittel verlagert und auch deren Menge verändert.

Menschen scheinen ewige Optimisten zu sein, wenn es um ihre Anpassungsfähigkeit geht, und angesichts einer derartigen Möglichkeit haben die, mit denen ich gesprochen habe, vorgeschlagen, das Wasser in Wasserstoffkraftwerken zu erzeugen, Eisberge abzutauen oder Getreide in Hydrokultur anzubauen.

Solche Maßnahmen könnten wenigen Privilegierten weiterhelfen, aber die Problematik ist so gigantisch und es würde so lange dauern, bis solche technischen Lösungen in globalem Maßstab umgesetzt wären, dass bei einem raschen Klimawandel für die große Mehrheit von uns keine Chance bliebe.

Die Bedrohung durch zunehmende Klimaschwankungen ist sehr real. 

Ein gutes Beispiel für den Zusammen­hang von Klimaschwankungen und menschlicher Bevölkerung bietet Australien. Unter den größeren Ländern ist dieser Staat einzigartig, denn hier gibt es nur sehr kleine Siedlungen und sehr große Städte; Ortschaften mittlerer Größe, die anderenorts auf der Welt dominieren, fehlen fast völlig.

Das ist eine Folge des Zyklus von Dürrezeiten und Überschwemmungen, der für das Land seit der ersten Besiedlung charakteristisch ist. Kleine regionale Bevölkerungszentren haben überlebt, weil sie die Luken dicht machen und Dürreperioden über sich ergehen lassen können. Und Großstädte haben überlebt, weil sie in die Weltwirtschaft integriert sind. Das Ressourcennetzwerk einer mittleren Stadt ist jedoch kleiner als die von einer Klima­schwankung betroffene Region, was sie empfindlich auf Geldmangel reagieren lässt. 

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Typischerweise passiert bei anhaltender Dürre Folgendes: 

Zuerst machen die Landwirtschaftsmaschinen- und Automobilvertretungen ihre Läden dicht. Wenn dann alle knapp bei Kasse sind, gehen der Apotheker, der Buchhändler und die Banken weg. Wenn die Dürre schließlich vorbei ist und die Menschen wieder Geld haben, kehren diese Geschäfte nicht zurück, und die Menschen fahren stattdessen zum Einkaufen in größere Zentren, und mit der Zeit ziehen sie schließlich selbst dorthin.

Das australische Beispiel zeigt, dass Klimaschwankungen faktisch die Bildung von Städten gefördert haben: Das Land ist heute der am stärksten urbanisierte Staat der Welt. Der einzige Grund aber, warum Australiens Städte Zufluchtsorte vor Klimaschwankungen sind, ist, dass sie ihre Ressourcen aus einer Region beziehen, die umfassender ist als der von Dürreperioden und Überschwemmungen geplagte Kontinent. Geht es aber um den Klimawandel, sprechen wir von einem globalen Phänomen: Die gesamte Erde wird von Klimaänderungen und extremen Wetterbedingungen von immer größerer Schwankungsbreite betroffen sein.

Das Wasser wird die erste lebenswichtige Ressource sein, bei der sich die Folgen zeigen, denn es ist schwer, muss aber billig sein, und so ist es nicht profitabel, es über große Entfernungen zu transportieren. Das bedeutet, dass die meisten Städte sich ihren Wasservorrat lokal besorgen, und ihre Einzugsgebiete sind klein genug, dass selbst ein gering ausgeprägter Klimawandel schon Wirkung zeigen kann.

Wir haben bereits gesehen, dass Perth und Sydney auf des Messers Schneide stehen, was ihre Wasservorräte angeht, und zweifellos werden sich mehr Großstädte auf dieser Liste wiederfinden, wenn das Wasser weltweit knapper wird. Lebensmittel wie Getreide lassen sich im Gegensatz dazu leicht transportieren und werden oft von weit her herbeigeschafft, was bedeutet, dass nur wirklich globale Ernteausfälle zu einer Verknappung in den Großstädten der Welt führen würden.

Bis jetzt hat der Klimawandel nur relativ geringe Auswirkungen gezeigt. In den letzten acht Jahren haben Trockenheit und ungewöhnlich heiße Sommer die weltweiten Getreideerträge sinken oder stagnieren lassen, und in derselben Zeit hat sich die Zahl der Münder, die die Menschheit füttern muss, um 600 Millionen erhöht. 

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Der Spitzenwert an Getreidereserven — nämlich für rund 100 Tage — wurde 1986 erreicht; er fiel bis 1995 auf sehr niedrige 55 Tage. Zwar wurden in den Jahren 1999 und 2004 substanzielle Weizenüberschüsse verzeichnet, insgesamt aber weist der Trend bei den Nahrungsreserven der Welt nach unten.

Im Fall des Klimawandels gleichen Städte eher Pflanzen als Tieren, denn sie sind ortsfest und brauchen ein komplexes Netzwerk, das die Versorgung mit den notwendigen Mengen Wasser, Lebensmittel und Energie sichert. Wir sollten wirklich besorgt sein, dass bereits ganze Wälder infolge des Klimawandels sterben, denn die Städte werden gleichermaßen zu sterben beginnen, wenn dieses Phänomen die Kapazität ihrer Grundversorgungsnetze übersteigt. Dazu kann es durch wiederholte Wetterextreme kommen, durch den steigenden Meeresspiegel und schwere Stürme, extreme Kälte oder Hitze, Trockenheit oder Überschwemmungen und sogar Seuchen. 

Es lohnt sich, an dieser Stelle die Diskussion zur Situation der Städte im Allgemeinen zu unterbrechen und die von der amerikanischen Kohleindustrie aufgebrachte Idee zu prüfen, dass steigende CO2-Pegel die Nutzpflanzen der Welt »düngen« werden und somit eine Lösung für den weltweiten Hunger darstellen. Zahlreiche Experimente, bei denen Pflanzen künstlich hohen CO2-Niveaus ausgesetzt wurden, sind mittlerweile zum Abschluss gebracht, und die Botaniker Elizabeth Tansley und Stephen Long haben die Ergebnisse analysiert.66)

Wie sich gezeigt hat, profitieren Bäume viel mehr als Sträucher oder Gräser von einer CO2-Zunahme, und die Arten, die am wenigsten Nutzen daraus ziehen, sind die Gräser, zu denen auch unsere wichtigsten Getreidearten zählen. Reis beispielsweise wies bei einer Verdopplung des CO2 eine Ertragssteigerung von bloß sechs Prozent auf, bei Weizen waren es lediglich acht Prozent. In Zukunft werden die Getreidearten aber von höheren Temperaturen, mehr Ozon nahe der Erdoberfläche und Veränderungen der Bodenfeuchtigkeit gestresst, und das alles wird den Ertrag mindern. Statt eines landwirtschaftlichen Paradieses verspricht die mit CO2 angereicherte Welt eine zu werden, in der weniger Getreide produziert wird als heute.

Die Vergegenwärtigung, auf wie wenigen Getreidearten unsere Ernährung basiert, brachte den Philosophen Ronald Wright zu der Bemerkung: »Wir haben uns im Lauf der Zeit so sehr spezialisiert, dass wir so verwundbar wie ein Säbelzahntiger geworden sind.«67

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Oft hört man, dass die Bauern eben neue Getreidearten anbauen werden, die besser an das neue Klima angepasst sind — wenn solche denn gefunden werden können.

Doch einer der Besorgnis erregenden Aspekte des Klimawandels ist, dass die biologische Produktivität unseres Planeten insgesamt abnimmt — anders ausgedrückt: Es gibt weniger Kuchen zu verteilen.

Wegen der unterschiedlichen Anpassungsfähigkeiten der Reichen und der Armen und der menschlichen Systeme im Vergleich zu den natürlichen, haben Mitglieder der Umweltbewegung dem Begriff »Anpassung« eine mittlerweile »genozidhafte Bedeutung« attestiert.68) Damit ist gemeint, dass ein paar verhätschelte, reiche Menschen den Klimawandel vielleicht überleben, indem sie sich in irgendwelche Refugien zurückziehen, die große Mehrheit aber unausweichlich umkommen wird — wie ein Großteil der Arten und Ökosysteme der Erde auch.

Der englische Umweltpolitiker Aubrey Meyer hat beschrieben, wie diese Angelegenheit auf höchster Ebene diskutiert wird. Wirtschaftswissenschaftler stellten bei den IPCC-Debatten fest, ernsthaft etwas gegen den Klimawandel zu tun sei zu teuer, um sich zu lohnen. Das läuft in Meyers Augen auf »die faktische Ermordung von Teilen der ärmeren Weltbevölkerung« hinaus, deren Leben nach Schätzungen der Wirtschaftswissenschaftler nur ein Fünfzehntel so wertvoll sind wie die reicher Personen.69 Ich stimme Meyer zu, dass eine »Anpassung« in diesem Sinn Völkermord ist und zugleich versuchter Mord an Gaia. Aus diesem Grund bin ich der Überzeugung, dass unsere Anstrengungen vor allem darauf hinauslaufen müssen, den Klimawandel selbst zu verhindern.

Könnte also der Tag kommen, an dem in den Großstädten der Welt kein Wasser mehr aus den Hähnen läuft, keine Energie, keine Lebensmittel und keine Brennstoffe mehr zur Verfügung stehen? Das hängt davon ab, wie umfangreich der Klimawandel wird, den die vermehrten Treibhausgase mit sich bringen: Übersteigt dieser die Leistungsfähigkeit des Versorgungsnetzwerkes einer Stadt, wird der Kollaps unausweichlich. 

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Wir haben keine Zahlen, wie viel Erwärmung solch einen Zusammenbruch auslösen könnte, aber schon 0,63°C haben sich als ausreichend erwiesen, um so große Gebiete wie den Sahel, die Arktis oder die subantarktischen Gewässer erheblich zu schädigen. 

Drei Grad Erwärmung — fünfmal mehr, als bislang erlebt — werden erheblichere Folgen zeitigen: Vielleicht reichen sie aus, um Regionen von der Größe eines Kontinents zu destabilisieren.

Beim Wert am obersten Ende der Skala — 11°C Erwärmung — sind die Auswirkungen unvorstellbar, und sie würden unsere Spezies insgesamt bedrohen.

Die Gefährdung unserer Zivilisation durch zurückgehende Niederschläge und durch Mangel an Nahrungs­mitteln kann sich allein schon aus der Fortsetzung der gegenwärtigen Trends ergeben. Sollten wir einen abrupten Klimawechsel erleben, wäre es möglich, dass sich ein nahezu ewiger, trostloser Winter auf die Städte Europas und im Osten Nordamerikas legt, der das Getreide umbringt und Häfen, Straßen und menschliche Körper gleichermaßen tiefgefriert. Vielleicht würde auch extreme Hitze aufgrund eines gigantischen CO2- oder Methanausstoßes die Produktivität der Meere wie des Landes zerstören. 

So groß sind die Veränderungen, mit denen wir konfrontiert sind, dass ich glaube, es gibt ausreichend Beweise, um Lovelocks Gedanken zu unterstützen, dass der Klimawandel, indem er unsere Städte zerstört, durchaus das Ende unserer Zivilisation bedeuten kann.

Die Menschheit als solche würde einen solchen Zusammenbruch natürlich überleben, denn die Leute würden in kleineren, robusteren Gemeinschaften wie Dörfern oder Farmen weitermachen — also in Situationen, die eher an Laubwälder gemäßigter Zonen erinnern als an Regenwälder. In Kleinstädten leben relativ wenig Menschen, genau wie in gemäßigten Wäldern relativ wenig Arten gedeihen, und die Bewohner beider sind zäh und vielseitig. Denken Sie nur an den Ahorn mit seiner skeletthaften Winterform und seiner saftig grünen sommerlichen Erscheinung oder an das Bauernhaus mit eigener Zisterne und einem Gemüsegarten. Diese Charakteristika bedeuten, dass sowohl der Ahorn als auch die Bauernfamilie Zeiten des Mangels überstehen können, die eine Stadt oder einen Regenwald vernichten würden. 

Auch eine Kleinstadt muss sich wegen Dürre sorgen, aber wenn noch das kleinste bisschen Regen von dichten Dächern aufgefangen und in Zisternen gespeichert wird, nützt ihr selbst noch der kürzeste Schauer etwas.

Im Gegensatz dazu brauchen Stauseen eine Menge Niederschläge, damit das Wasser fließt, weil viel davon im Boden versickert. Ähnlich ist eine verspätete Brenn­stoff­lieferung oder ein Stromausfall für eine kleine Gemeinschaft lästig, aber die Auswirkungen auf sie sind nichts im Vergleich zu dem Dilemma, vor dem Hochhaus­bewohner einer Großstadt stünden. Auf lange Sicht wüssten jedoch auch mittelgroße Städte nicht, wie sie ihre komplexe Infrastruktur — beispiels­weise medizinische Versorgung und Fuhrpark — aufrechterhalten sollen. Letztlich hängen sie genauso von unserer Zivilisation ab wie die Großstadt­bewohner, was bedeutet, dass die von einem Klimawandel herbeigeführten harten Zeiten auch sie treffen würden.

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Wir haben gesehen, dass die sichere Versorgung der Menschen mit Wasser, Lebensmitteln und medizinischen Dienstleistungen bereits von dem bescheid­enen Klima­wandel bedroht wird, zu dem es schon gekommen ist. 

Wenn wir in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts so weitermachen wie bisher, wird - meiner Über­zeugung nach - der Zusammen­bruch der Zivilisation aufgrund des Klimawandels unausweichlich.

Seit einigen Jahrzehnten wissen wir, dass der Klimawandel, den wir dem 21. Jahrhundert bescheren, von vergleichbarer Größen­ordnung ist wie der am Ende der letzten Eiszeit, nur dass er dreißigmal schneller erfolgt. 

Wir wissen, dass der Golfstrom mindestens dreimal am Ende der letzten Eiszeit versiegte, dass der Meeresspiegel um mindestens 100 Meter stieg und die Biosphäre der Erde gründlich umorganisiert wurde; und wir wissen, dass vor dem langen Sommer, der vor 10.000 Jahren begann, Landwirtschaft unmöglich war. 

Es gibt also wenig Grund dafür, dass wir die Augen verschließen, außer vielleicht, dass wir nicht bereit sind, solchem Horror ins Gesicht zu blicken und zu sagen: »Du bist meine Schöpfung.« 

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Zivilisation:  Mit einem Wimmern vorbei? - Prof. Tim Flannery