Start 45 Dritter Weg
44 Einsichten und Aussichten: Letzte Jahre im Weltumbruch
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Das Jahr 1989 brachte für Ossip Flechtheim zunächst eine Ehrung: Die Freie Universität Berlin verlieh ihm am Vorabend seines 80. Geburtstages, wie kurz zuvor auch Richard Löwenthal, ein Ehrendoktorat. Der Laudator Robert Jungk stellte klar, dass Flechtheim die Aufgabe der Futurologie nie in der „möglichst präzisen Vorhersage einer bestimmten Zukunft, sondern im Verstehen des Menschen in seinen vielfältigen Möglichkeiten als Grundlage für verschiedene künftige Entwicklungen“ gesehen habe.207 Mit explizitem Bezug auf Flechtheim hatte die Futurologie auch in der späten DDR eine deutliche Aufwertung erfahren.208
Flechtheims Name wurde nun in einem Atemzug mit dem der andern wichtigsten Fachvertreter wie Dennis Meadows, Aurelio Peccei, Alvin Toffler, Lester Brown oder John Naisbitt genannt, wenngleich das Fach im Westen zunehmend kritischen Einwänden begegnete. Die Planungseuphorie war dort seit langem zu Ende gegangen.209 Robert Jungk schrieb indes unbeirrt zu Flechtheims 80. Geburtstag: „Ossip K. Flechtheim ist ein Entdeckungsreisender, der als einer der ersten in eine neue Dimension aufgebrochen ist. Wie Columbus und Vasco da Gama hat er bisher unbekannte Regionen geöffnet. Die großen Seefahrer zu Beginn der Neuzeit erweiterten unseren Raum, der große Denker OKF erweiterte unsere Zeit, die wir nicht den Ereignissen des Schreckens und den Katastrophen überlassen dürfen, sondern mit humanen Mitteln füllen sollten.“210
Auch aus dem offiziellen Bonn gab es Anerkennung und Glückwünsche, die freilich mehr dem Impulsgeber als dem Analytiker Flechtheim galten: „Indem Sie die Zukunftsforschung wissenschaftlich gefordert haben, lenken Sie unser aller Augenmerk auf die brennenden Aufgaben, die sich uns heute schon stellen und bei deren Bewältigung sich die Reformfähigkeit unserer Gesellschaft zeigen und bewähren muß“, schrieb Bundespräsident Richard von Weizsäcker dem Jubilar.211
Im gleichen Jahr 1989 erkrankte Flechtheim an Diabetes. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens war von seinem sich ständig verschlimmernden Gesundheitszustand überschattet. Noch bis 1995 sollte Ossip Flechtheim in der Öffentlichkeit auftreten, freilich immer seltener. Bis 1994 schrieb er noch, obgleich auch das Schreiben immer schwieriger und langwieriger wurde. In den letzten Lebensjahren verschlechterte sich seine Sehfähigkeit rapide.
1997 zogen die Flechtheims dann aus der Rohlfsstraße in eine Seniorenresidenz für betreutes Wohnen nach Kleinmachnow am südlichen Stadtrand von Berlin.
Marion und Detlev Thimm, natürlich auch die Enkel Julia und Johannes, besuchten Ossip und Lili Flechtheim, wann immer es möglich war.
Das Wetterleuchten der Ereignisse des Herbstes 1989 kündigte sich für Flechtheim in sehr persönlicher Weise an: Für den 5. April hatte sein alter Freund Ernst Engelberg ihn und Lili zu einer privaten Geburtstagsfeier eingeladen. Damit erwiderte der DDR-Historiker die Einladung zu Flechtheims achtzigstem Geburtstag nach Westberlin.212 Auf der nachfolgenden Festveranstaltung der Akademie der Wissenschaften übte Ernst Engelberg, ein lebenslanger Kommunist, der das DDR-System im Guten wie im Schlechten mitgetragen hatte, an der engstirnigen Politik der SED-Führung offene und scharfe Kritik. Mutig erinnerte er an den gleichfalls anwesenden Nathan Steinberger, an dessen Leidenszeit im sowjetischen Straflager und an die Politik „des Vernichtungsfeldzugs, den Stalin angeblich gegen die Kulakenklasse, tatsächlich aber [...] gegen die überwältigende Mehrheit der arbeitenden Bauern“ vom Zaun brach.213
207 Nach dem Bericht im Tagesspiegel vom 4. März 1989, zit. nach Ossip K. Flechtheim/Egbert Joos, Ausschau halten nach einer besseren Welt. Biographie, Interview, Artikel, Berlin 1991, S. 63. Vgl. auch Theodor Ebert. Laudatio, in: Gewaltfreie Aktion, 21, 1989, Nr. 80/81. S. 3ff. und Pioneer Futurist Honored in Berlin, in: The Futurist, 23, 1998, Nr. 4, S. 43.
208 Vgl. Joos, Futurologie, und Eberhard Fromm/Egbert Joos, Um die Zukunft. Ein Begriff wird 45 Jahre alt, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 36, 1988, S. 1116ff.
209 Vgl. u.a. W. Warren Wagar, Tomorrow and Tomorrow and Tomorrow, in: Technology Review, 96, 1993, S. 50ff.
210 Robert Jungk, Kurzer Gruß an einen Entdeckungsreisenden, in: europäische ideen, Nr. 69/1989, S. 8.
211 SUNY Albany, John H. Herz Papers, Box 6: Bundesspräsident v. Weizsäcker an Flechtheim, offizielles Glückwunschschreiben vom 2. März 1989.
212 NL Flechtheim, unbezeichnete Mappe: Brief Ernst Engelbergs an Flechtheim vom 7. März 1989.
213 Ernst Engelberg, Bemerkungen zu Männern, die Geschichte machten, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Berlin, Nr. 17/1991, S. 90f.
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Das zeigte Flechtheim den wachsenden Unmut sogar der Altkommunisten über die SED-Spitze, die ihr Land in eine Sackgasse geführt hatte. Anfang Mai vollzogen die DDR-Oberen, eingeleitet mit einer scharfen Attacke von Flechtheims einstiger Kommilitonin Hanna Wolf im <Neuen Deutschland>, den faktischen Bruch mit der Sowjetunion.214
Die weiteren Ereignisse sind Teil der inzwischen nachzulesenden Geschichte. Ohne wirkliche Verbündete in Ost und West brach die DDR im Herbst 1989 zusammen. Der Druck der Demonstranten, von denen nur eine Minderheit noch die Erneuerung des Sozialismus erhoffte, stellte die Weichen auf dem Weg in die deutsche Einheit. Eine sehr geschickt agierende Bundesregierung um Kanzler Helmut Kohl konnte sich zum Dirigenten der Entwicklung aufschwingen. Fünf Tage nach dem Fall der Berliner Mauer erhielt Ossip Flechtheim im Schöneberger Rathaus die Ernst-Reuter-Plakette verliehen.215 Der einstige OSI-Student und nunmehr Regierende Bürgermeister Westberlins, der Sozialdemokrat Walter Momper, sagte zu Flechtheim, diese Entwicklung habe er als Futurologe wohl nicht vorausgesehen.216
Flechtheim gestand dies zu, obgleich er, wie wir wissen, die Krisen im Sowjetblock und auch die - wenngleich vage - Möglichkeit eines Scheiterns dieses Entwicklungsmodells erkannt hatte. Im September 1989 hielt er auf einem Forum der Grünen Partei der damaligen Mehrheitsmeinung seiner Parteifreunde entgegen, dass das deutsche Volk trotz des getrennten Lebens in zwei Staaten "immer noch irgendwie, wenn auch sehr unterschiedlich und zum Teil sehr vage, sich auch als Einheit empfindet."217 Auch hatte Flechtheim stets an der Möglichkeit der gewaltlosen und kontrollierten Massenaktion als Mittel einer erfolgreichen Revolution festgehalten. Genau dies geschah jetzt in Prag, Budapest, Berlin und Leipzig.
Vom Tempo der Entwicklung aber wurde Flechtheim so überrascht wie alle Zeitgenossen. Die Währungsunion, das Verschwinden der DDR, aber auch der Sieg der Bundesrepublik bei der Fußballweltmeisterschaft 1990 führten zu einem Aufwallen des Nationalismus. Zwar blieb dieser wie rechtsextreme Tendenzen unter orientierungslosen ostdeutschen Jugendlichen ein begrenztes Phänomen. Doch erfuhren besonders ostdeutsche Intellektuelle die negativen Seiten des Vereinigungsprozesses. Diese zeigten sich in der fast völligen Beseitigung von Einrichtungen der Kultur und Wissenschaft der DDR. Flechtheims Westberliner Universitätskollege, der Historiker Arnulf Baring, schmähte mit besonders lautstarker Stimme die Ostdeutschen pauschal als „verhunzt“ und „verzwergt“ und für das Leben in einer zivilen Gesellschaft als vollkommen unbrauchbar.218
214) Hanna Wolf / Wolfgang Schneider, Zur Geschichte der Komintern, in: Neues Deutschland vom 6./7. Mai 1989. -- Hanna Wolf war die frühere Rektorin, Wolfgang Schneider Professor an der Parteihochschule der SED. -- Der zweiseitige Artikel, der der sowjetischen Politik und Geschichtsschreibung Verrat am Sozialismus vorwarf, erschien auf Veranlassung von SED-Generalsekretär Erich Honecker.
215) Vgl. Emst-Reuter-Plakette für Professor Flechtheim, in: Landespressedienst Berlin, Nr. 221 vom 13. November 1989, S. 1-5.
216) Marion Thimm im Interview mit Wolfgang Herzberg, Manuskript vom 21. September 2004, S. 38.
217) Ossip K. Flechtheim, Diskussionsbeitrag in: Osteuropäische Erfahrungen mit Deutschland 1939-1989. Dokumentation eines Altemativ-Forums zu 40 Jahren Bundesrepublik Deutschland am 21. und 22. September 1989, S. 45, in: Archiv Grünes Gedächtnis, Berlin, Bestand B 1.1, Akte 5175. Die Beschaffung dieser Quelle verdanke ich Herrn Uwe Sonnenberg.
218) Arnulf Baring, Deutschland, was nun? Ein Gespräch mit Dirk Rumberg und Wolf Jobst Siedler, Berlin 1991, S. 58. Das Zitat lautet: „Das Regime hat fast ein halbes Jahrhundert die Menschen verzwergt, ihre Erziehung, ihre Ausbildung verhunzt. Jeder sollte nur noch ein hirnloses Rädchen im Getriebe sein, ein willenloser Gehilfe.“ Wolf Jobst Siedler meinte, Baring zustimmend (ebenda, S. 57), im Unterschied zur DDR habe man „nach 1945 im Westen nur Hiüer und seine Herrschaftsinstrumente, die Spitzen der Partei und der SS beiseite räumen [müssen], und hinter all den Zerstörungen des Krieges kam eine wesentlich intakte Gesellschaft zum Vorschein“ - freilich eine Gesellschaft fast ohne Juden und linkskritische Intelligenz, muss hinzugefügt werden. Der unter dem Nazismus vollzogene soziale, politische und mentale Wandel der deutschen Gesellschaft, der schon 1991 in einer umfangreichen Forschungsliteratur nachlesbar war, scheint Baring (immerhin Vertreter des Faches an der FU) wie Siedler entgangen zu sein.
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Dies war keine Einzelmeinung, wenngleich dazu auch deutlicher Widerspruch angemeldet wurde, so von Flechtheim. Dieser stellte fest, zwar habe es im Westen in den letzten Jahren durchaus positive Entwicklungen gegeben. Dem stehe aber „der Typ des deutschen Spießers gegenüber, der heute vielleicht nicht einmal mehr so sehr von einer Militäruniform begeistert ist, sondern eher von einem Mercedes samt einer Reise nach Guayana oder sonstwohin. Aber vielleicht sollte man die Vereinigung der beiden deutschen Staaten nicht so sehr als den Endpunkt dieser Entwicklung betrachten.“219
Noch vor dem Beitritt der neu geschaffenen ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik bemühte sich Flechtheim um Kontakte zu einer sich erneuernden Linken in Ostdeutschland. Diese kam zum Teil aus der Opposition zur SED, zum Teil bestand sie aus Sozialisten der ehemaligen Staatspartei, deren neuer Name PDS (Partei des demokratischen Sozialismus) zunächst eher Absichtserklärung denn Wirklichkeit war. Die Verständigung zwischen Sozialisten mit sehr unterschiedlichen Biographien war und blieb noch lange ein Problem innerhalb der deutschen Linken - nicht aber unter den alt gewordenen Berliner Studenten von einst: Im Haus des Ostberliner Theologen Heinrich Fink fand sich ein von Nathan Steinberger initiierter alter Freundeskreis zusammen: Hans Mottek, Ernst Engelberg und Ossip Flechtheim. Noch immer und nun wieder diskutierten die Freunde das Problem, wie eine menschliche Zukunft aussehen könnte.
Wie andere Hitlergegner, die das „Dritte Reich“ erlebt hatten, wies Flechtheim den Vergleich der DDR mit diesem zurück. Zuerst tat er dies in einem Leserbrief, den die Frankfurter Rundschau am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls in Berlin, abdruckte.220 Genau ein Jahr später hielt er in der Berliner Urania einen Vortrag zur Frage, ob der Sozialismus gestorben sei - und verneinte dies.221 Er warnte zugleich davor, bei der Beurteilung des Verhaltens der Ostdeutschen nur die Maßstäbe der Bundesrepublik anzulegen.
219 Ossip K. Flechtheim, Vom demokratischen Sozialismus zur kritischen Futurologie, in: Flechtheim/Joos, Ausschau halten nach einer besseren Welt, S. 95.
220 Vgl. Frankfurter Rundschau vom 9. November 1989, auch in: NL Flechtheim, Mappe Gedrucktes, Leserbriefe.
221 In einem Rundbrief vom 4. November 1990 kündigte Lili Flechtheim diesen Vortrag über „the troublesome subject“ an. NL Lili Flechtheim, Mappe Jahresrundbriefe 1953-1995.
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Seine aus dem Exil zurückgekehrten Freunde hätten wie er selbst 1945 genau gewusst, dass Menschen in einer Diktatur zu Verhaltensweisen gezwungen würden, die eine Demokratie nie (oder seltener, wie angemerkt sei) von ihnen abfordere. Doch habe die DDR keine Rassenpolitik wie das „Dritte Reich“ praktiziert.
Entschieden wandte sich Flechtheim gegen den nun modischen Antikommunismus vieler ehemaliger so genannter Linksradikaler im Westen und früherer, nun nach rechts gewendeter SED-Mitglieder. Er, der so viele Jahre die Politik der Sowjetunion und der DDR kritisch beurteilt hatte, trat nun dafür ein, einer vom Stalinismus befreiten Nachfolgepartei der SED ihre faire politische Chance zu geben. Eine nicht nur programmatische, sondern innere Demokratisierung dieser Partei sah er jedoch als unerlässliche Voraussetzung ihrer Akzeptanz durch westdeutsche Linke. Flechtheim blieb Mitglied der Alternativen Liste, die in der neuen Parteiverbindung Bündnis ’90/Die Grünen aufging.222 Doch wurde er 1990 Gründungsmitglied der Stiftung <Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung>, aus der die PDS-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung hervorging. Er publizierte in Zusammenarbeit mit Egbert Joos zwei Textsammlungen - <Vergangenheit im Zeugenstand der Zukunft> und <Ausschau halten nach einer besseren Welt> - im Ostberliner Dietz-Verlag, einst das Markenzeichen parteitreuer Literatur.
Für viele frühere DDR-Bürger waren diese beiden Bücher die erste Begegnung mit Flechtheims Denken.
Er machte sich keine Illusionen über die aktuell sehr geringen Chancen einer am Dritten Weg orientierten Politik. <Ist der Sozialismus am Ende?>, fragte er im Dezember 1991 die zu Ehren des am 9. August verstorbenen Richard Löwenthal versammelte prominente Zuhörerschaft, darunter die beiden früheren Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt.
Flechtheim erinnerte an gemeinsame Zeiten mit seinem alten Weggefährten, aber auch an Kontroversen mit Löwenthal. „Und vielleicht, ich stelle das nur als Frage, betrachtete sich Richard Löwenthal als, wenn auch vielleicht sozialistischer, Realpolitiker, der eben auch die Politik als die Kunst des Möglichen betrachtete und praktizierte. Ich bin dagegen sehr bald dazu gekommen, daß für mich die Politik vor allen Dingen auch die Kunst des Unmöglichen war. [...] Der Sozialismus, an dem ich festhielt, nahm für mich sehr bald Züge an, die sich nicht nur von dem reformerischen oder reformistischen Kurs der SPD unterschieden, sondern auch von dem wissenschaftlich orthodoxen Marxismus. Ich kam zu der Überzeugung, daß der Sozialismus nicht nur als marxistischer Sozialismus von Bedeutung sei, sondern vor allen Dingen auch als utopischer Sozialismus.“ Am Sozialismus halte er fest, zumal das Ende des Sowjetkommunismus nicht das Ende der Krise des Kapitalismus bedeute.223
222 Da die Statuten der Grünen Partei eine Doppelmitgliedschaft ausschlossen und Flechtheim der Alternativen Liste Berlin angehörte, war er 1983 zeitweilig formell aus der Grünen Partei ausgetreten. Vgl. seinen Brief an den Vorstand der Grünen Partei vom 15. Juni 1983, enthalten in: NL Flechtheim, unbezeichnete Mappe.
223 Ossip K. Flechtheim, Ende des Sozialismus?, in: Gesine Schwan (Hg.), Wissenschaft und Politik in öffentlicher Verantwortung. Problemdiagnosen in einer Zeit des Umbruchs. Zum Gedenken an Richard Löwenthal, Baden-Baden 1995, S. 119f.
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Der Historiker Jürgen Kocka wandte kritisch ein, dass zum Sozialismus doch wohl ein Element zentraler Wirtschaftsplanung gehöre und gerade dies in den westlichen Industriegesellschaften kaum funktioniere. Denn „die Lenkbarkeit, die zentrale Steuerbarkeit der immer differenzierter werdenden und immer schneller sich entwickelnden ökonomischen und sozialen Prozesse scheint mir eben nicht gegeben zu sein, das konnte man lernen in den letzten Jahren. Wenn man Sozialismus so scharf fasst, dann muss man hinsichtlich seiner Realisierungschancen auf absehbare Zukunft skeptischer sein als Herr Flechtheim“, so Kocka.224
Flechtheim entgegnete, gerade weil der Kapitalismus die Geschwindigkeit sozialer, auch selbstzerstörerischer Prozesse nicht bremse, weil dazu auch die parlamentarischen Institutionen immer weniger geeignet seien, müsse man an neue Formen der Gesellschaft denken.225
Wichtig sei gerade deshalb schon jetzt ein möglichst konkretes Bild zukünftiger sozialistischer Entwürfe. „Was wir brauchen“, so Flechtheim im Juli 1992, „ist eine Kombination von Planwirtschaft und Planung auf der einen Seite, die heute schon in einem bestimmten Umfang existiert, aber zum größten Teil im Interesse der Multis, der Rüstung, also einiger weniger. Und auf der anderen Seite wäre nötig eine gewisse freie Konkurrenz, aber vor allem Zusammenarbeit im Sinne von kooperativem Genossenschaftswesen. Ich glaube, daß der Genossenschaftssozialismus - um diesen alten Begriff mal wieder zu verwenden - schon von Bedeutung ist.“226
Einer der letzten öffentlichen Auftritte führte Flechtheim am 23. Oktober 1993 zum <Luisenstädtischen Bildungsverein>, einer Initiative von Forschern der früheren DDR, die ihre bisherigen Arbeitsplätze verloren hatten. Ossip und Lili Flechtheim zeigten sich erschüttert über die Massenentlassungen ostdeutscher Intellektueller.
Bereits 1991 hatte Lili Flechtheim ihren Freunden geschrieben: „Wie Ihr vielleicht gehört habt, hat diese 'Revolution' ihre dunklen Seiten. Die Menschen aus der früheren DDR fühlen sich im Stich gelassen und von ihren westdeutschen Brüdern und Schwestern ausgenutzt. Sie fühlen sich ausgebeutet gleich den Bewohnen von Kolonien, und daran ist viel Wahres. Sie empfinden immer mehr die Massenarbeitslosigkeit, den Anstieg der Mieten, die kaum noch jemand bezahlen kann, und viele andere schlimme Dinge als unerträglich.“227
Vor dem Luisenstädtischen Bildungsverein sagte Ossip Flechtheim seinen zumeist ostdeutschen Hörern die unbequeme Wahrheit, dass, mit sozialistischen Maßstäben gemessen, die DDR eben "kein echter sozialistischer Staat oder eine sozialistische Gesellschaft [war], ebensowenig wie das die anderen Gesellschaftssysteme des Ostens waren, vor allen Dingen auch die Sowjetunion nicht. Andererseits möchte ich betonen, daß es durchaus in der DDR sozialistische Elemente gegeben hat und daß m. E. von diesen sozialistischen Elementen so gut wie nichts von der Bundesrepublik bei dem Beitritt der DDR übernommen worden ist; insofern kann man wirklich von einem Beitritt im Gegensatz zu einer Synthese sprechen. Eine Synthese hätte nicht unbedingt ein Verhältnis zu 50 Prozent bedeuten müssen. [...] Bei dem Beitritt sind aber leider die in der DDR sicherlich vorhanden gewesenen positiven sozialistischen Elemente nicht übernommen worden.“228
224 Jürgen Kocka, [Zur] Diskussion, ebenda, S. 141.
225 Ossip K. Flechtheim, [Zur] Diskussion, ebenda, S. 143.
226 Gespräch Ossip K. Flcchtheim / Elviera Tiedemann (Juli 1992), in: europäische ideen, Nr. 110/1998, S. 13.
227 NL Lili Flechtheim, Mappe Jahresrundbriefe: Brief (in Englisch) vom 7. Dezember 1991.
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1994 wurde Flechtheims Lehrstuhl-Nachfolger Fritz Vilmar emeritiert. Damit schied ein Hochschullehrer aus dem Universitätsverbund, der sich nach 1989 wie wenige andere, wenngleich vergeblich, um die Integration ostdeutscher Kollegen in die Hochschulen bemüht hatte.229 Der Lehrstuhl wurde nicht wieder besetzt und die Stelle gestrichen; Flechtheim musste noch den beginnenden Niedergang des Otto-Suhr-Instituts infolge massiven Stellenabbaus erleben.
Der körperlich immer schwächer werdende Gelehrte konnte sich jedoch dazu, wie zu anderen Fragen, nicht mehr so äußern, wie er es hoffte und wollte.230 Es kostete ihn Monate, um 1995 seinen Text für die Festschrift für Johannes Agnoli, seinen ersten Assistenten, zu schreiben, "aber am Ende schaffte er es", konnte seine Frau berichten.231
Seine dort geäußerten Überlegungen zur "Feminisierung des Mannes" und zur "Maskulinisierung der Frau"232 sind indes nicht überzeugend, anders als seine abschließenden Gedanken über Futurologie und Utopie in der Festschrift für Fritz Vilmar ein Jahr zuvor.
"Eine futurologisch orientierte Politik und Politologie", so Flechtheim dort, "sieht also in der radikal-utopischen Haltung ein stets bedrohtes, nur hier und da zum Durchbruch kommendes Kulturprodukt, in dem konservativ-ideologischen Verhalten dagegen ein ursprünglich-natürliches Moment, das sich stets von neuem ohne unser Zutun automatisch und instinktiv restauriert, so wie sich Herrschaft, autoritäre Führung und Gewaltsamkeit immer wieder 'naturnotwendig' gegenüber Genossenschaft, funktionaler Leitung und Gewaltfreiheit durchgesetzt haben und wohl noch auf lange Zeit durchsetzen werden."233
Ist die Zukunft im Sinne einer Futurologie planbar oder ist der Blick auf die Zukunft im Sinne eines Dritten Weges zwischen Profitwirtschaft und Dirigismus eher als moralischer Appell zu verstehen, bleibt dessen analytische Reichweite begrenzt? Flechtheim musste die Antwort schuldig bleiben.
228 Der Diskussionsbeitrag ist abgedruckt in: Eberhard Fromm/Hans-Jürgen Mende (Hg.), Vom Beitritt zur Vereinigung. Schwierigkeiten beim Umgang mit deutsch-deutscher Geschichte, Berlin 1994, S. 212f.
229 Vgl. Stefan Bollinger/Ulrich van der Heyden (Hg.), Deutsche Einheit und Elitenwechsel in Ostdeutschland, Berlin 2002, vor allem den Beitrag: Autonome Erneuerung der Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität. Ein gescheiterter Versuch. Fritz Vilmar im Gespräch mit Heinz Niemann (S. 155ff).
230 Vgl. John H. Herz, Ossip K. Flechtheim (1909-1998). Wissenschaftler und Aktivist, in: Kurt Düwell u.a. (Hg.), Vertreibung jüdischer Künstler und Wissenschaftler aus Düsseldorf 1933-1945, Düsseldorf 1998, S. 159.
231 NL Lili Flechtheim, Mappe Jahresrundbriefe 1953-1995: Brief vom 10. Dezember 1994. Flechtheim und Emst Fraenkel hatten Agnoli 1962 bei dessen Suche nach einer Assistentenstelle an der FU geholfen. 1972 wurde er mittels einer Überleitungsprofessur Hochschullehrer, was in der Zeit der Expansion des Universitätswesens manchen linken Wissenschaftlern die Integration in die Academia sicherte. Vgl. Barbara Görres Agnoli, Johannes Agnoli. Eine biographische Skizze, Hamburg 2004, S. 50f., 56.
232 Ossip K. Flechtheim, Gedanken eines Futurologen zu einem femininen, gewaltfreien und ökologischen Sozialismus, in: Joachim Bruhn u.a. (Hg.), Geduld und Ironie. Johannes Agnoli zum 70. Geburtstag, Freiburg 1995, S. 27.
233 Ossip K. Flechtheim, Politikwissenschaft als Utopie, in: Klaus-Jürgen Scherer/Ulrike C. Wasmuht (Hg.) Mut zur Utopie! Festschrift für Fritz Vilmar, Münster 1994, S. 17.
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Doch wiederholte er die Forderung nach einer futurologisch orientierten Politik am 19. April 1995 auf einer Veranstaltung der Berliner <Freunde der Völker Rußlands>, in der er zusammen mit dem Potsdamer Historiker Wolfgang Ruge, einst ein Häftling Stalins, und der Luxemburg-Biographin Annelies Laschitza wohl letztmals als Redner auftrat.234
Solange seine Kräfte reichten, verfolgte Flechtheim die Entwicklungen in einer sich neu formierenden Linken des zerfallenen Sowjetblocks. Neu gegründete Zeitschriften wie <Utopie kreativ> in Berlin oder <Alternativy> in Moskau suchten und fanden rasch den Anschluss an die Diskussionen undogmatischer Sozialisten des Westens, und schließlich profitierten auch westliche Linke von den sehr spezifischen Erfahrungen der neu gewonnenen östlichen Partner, von denen manche bereits vor 1989 zu kritischen Positionen gefunden hatten.235
Im Jahre 1995 durfte Ossip Flechtheim die Neuauflage seines Spätwerkes <Ist die Zukunft noch zu retten?> erleben, das um zwei Abschnitte über Probleme des Weltföderalismus erweitert war. Er betonte: "Die Arbeit für eine demokratische Einheit der Welt - auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Toleranz - ist die einzigartig größte geistige, moralische und politische Aufgabe unserer Zeit. Das verlangt ein Umdenken von unserem heutigen nationalzentrierten zu einem erdzentrierten Ziel. Das verlangt von uns, daß wir unsere Politiker und die Öffentlichkeit darauf hinweisen, daß unsere wichtigsten Eigeninteressen untrennbar sind von den gemeinsamen universalen Interessen. Es verlangt ebenfalls eine Reform unserer globalen Strukturen, genauso wie die der Vereinten Nationen."236
Seit 1992 Ehrenpräsident des <World Federalist Movement in Germany>, mahnte Ossip Flechtheim die Einrichtung „demokratischer Weltkörperschaften mit begrenzter Machtbefugnis in Schlüsselgebieten“ an.237 Die 1947 in Montreux gegründete moderne Weltföderations-Bewegung zählte um 1990 etwa 35.000 Mitglieder in über vierzig Ländern. Als Nichtregierungsorganisation hat sie einen konsultativen Status bei den Vereinten Nationen und sucht Staatsmänner, aber auch Verantwortliche in Wirtschaft und Gesellschaft zu übernationalem Handeln zu bewegen.
Flechtheim suchte auf Probleme hinzuweisen, die nur jenseits nationaler Schranken lösbar seien, doch unmittelbar eingreifen konnte der Sechsundachtzigjährige nicht mehr. So gab er den nächsten Generationen zu bedenken, dass sich die Welt bereits heute in Richtung eines Weltföderalismus entwickle; Flechtheim vermied den neu aufgekommenen Begriff der Globalisierung.238
234 Prof. Horst Schützler, der Organisator der Veranstaltung, übermittelte mir dankenswerterweise diese Information zusammen mit einer Kopie des Programms.
235 Die Monatsschrift Utopie kreativ berichtet regelmäßig über die Debatten russischer Linker. Eine Einführung in den sozialistischen Kreis um die Zeitschrift Al'ternativy bietet M. I. Voejkov, Spory o socializme: o Cem piiet russkaja intelligencija, Moskau 2001. Der Philosoph Wadim Semjonow nahm in dieser Zeitschrift, ohne Flechtheim zu zitieren, auf desen „challenges“ Bezug: Semjonow nannte die ökonomische Krise, die unausgewogenen Nord-Süd-Beziehungen, die Gesellschaftskrise und die Probleme der Ökologie als weltweit vordringlich zu lösende Aufgaben. „Es gibt keine Krise des Sozialismus, sondern eine allgemeine Weltkrise“, formulierte er pointiert. V. Semenov, Sovremennyj krizis i put’ v buduSCee: diagnoz i prognoz, in: Al’ternativy, Nr. 1/1996, S. 41.
236 Flechtheim, Ist die Zukunft noch zu retten?, Neuausgabe von 1995, S. 320f.
237 Ebenda, S. 321.
238 Den Begriff der Globalisierung gebrauchte wohl erstmals 1983 der (aus Nazi-Deutschland 1935 vertriebene) Ökonom und Harvard-Professor Theodore Levitt.
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"Die Frage ist nur, ist unser Fortschritt schnell genug? Wir befinden uns im Wettlauf mit der Zeit, die Ozonschicht zu retten, die Regenwälder, die Luft, die wir atmen und das Wasser, das wir trinken. Wir sind im Wettlauf, Kriege zu verhindern, die Bevölkerung zu stabilisieren, Millionen Menschen aus Armut und Verzweiflung zu befreien. Um die Frage noch einmal zu stellen: wieviel mehr Zerstörung muß die Menschheit hinnehmen, bevor sie die nächsten Schritte unternimmt?“239
Angesichts des Scheiterns linker Zukunftsentwürfe, angesichts des Vormarsches rechter Kräfte könne man keineswegs einfach einen unkritischen Optimismus vertreten, sagte Flechtheim im März 1990, "dazu ist die Situation wohl zu ernst. Deshalb zitiere ich in dieser Frage gern einen sehr negativ klingenden Ausspruch des Physikers Leo Szilard, der einmal gesagt hat: Wenn ich mir das alles auf dem Papier ausrechne, muß ich dahin kommen, daß die Chancen für einen gewaltsamen Untergang der Menschheit bei 85 Prozent liegen. Ich lebe und kämpfe aber für die verbleibenden 15 Prozent."240
1985 hatte die Frankfurter Allgemeine Flechtheim einen Fragebogen vorgelegt.241 Einige der Fragen und Antworten lauteten:
Was ist für Sie das vollkommenste irdische Glück?
Friede, Brot für alle, freie Entfaltung der Persönlichkeit.Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Die Aufhebung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten durch Lincoln, in der Sowjetunion durch Chruschtschow.Wie möchten Sie sterben?
Schmerzlos, im Schlaf.Das wurde ihm gewährt: Nach langer Krankheit, zuletzt fast erblindet, starb Ossip Kurt Flechtheim am 4. März 1998 in seinem letzten Heim in Kleinmachnow bei Berlin. Es war der Vorabend seines 89. Geburtstages. Zahlreiche Nachrufe würdigten die Lebensleistung des Politikwissenschaftlers und Futurologen, des Lehrers und Freundes.242
"Was er wollte, nannten er und seine Genossen den <Dritten Weg>", schrieb Elisabeth Endres in der Süddeutschen Zeitung. "Er stand für das Offene. Und er hatte sehr viel Humor in seinen Schriften wie im persönlichen Gespräch."
Flechtheims Kollege Hartmut Jäckel unterstrich in der Zeit, "Flechtheim war Sozialist in jenem liberalen, gewaltfreien und skeptischen Sinn, der den im Namen des Sozialismus Regierenden bis in die Stunde ihres Untergangs abging."
Der Spiegel bezeichnte den Verstorbenen fälschlicherweise als "Lenin-Verächter" und glaubte zu wissen: "Mit zunehmendem Alter hat sich Flechtheims Hoffnung auf eine bessere Welt erkennbar verflüchtigt." Davon konnte indes keine Rede sein.
239 Flechtheim, Ist die Zukunft noch zu retten?, Neuausgabe von 1995, S. 321.
240 Miteinander Ausschau halten nach einer besseren Welt. Ossip K. Flechtheim im Gespräch mit Egbert Joos, in: Neues Deutschland vom 3./4. März 1990. Flechtheim hatte diesen Ausspruch Szilards in mehreren vorherigen Publikationen zitiert.
241 Fragebogen: Ossip K. Flechtheim, in: FAZ-Magazin vom 9. August 1985.
242 Die Nachrufe finden sich im bibliographischen Anhang dieses Buches aufgelistet.
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In ihren Totenreden erinnerten Theodor Ebert und der Journalist Manfred Rexin am 13. März an Flechtheims außerordentliche Fähigkeit, zwischen den politischen Lagern zu vermitteln.243 Theodor Ebert las den wichtigsten Satz aus dem Brief von John Herz vor, der selbst gesundheitlich zu schwach war, um nach Berlin zu kommen. „Ossips Freundschaft mit mir war wohl die längste und engste in unser beider Leben.“244 Wenig später porträtierte Herz den Freund als einen „skeptischen Optimisten“, der allen klar erkannten Gefahren sein „trotzdem“ oder „trotz allem“ entgegenhielt. Doch nicht nur darin, so John Herz, sei Ossip Flechtheim ein Geistesverwandter von Rosa Luxemburg.245 Der Humanistische Verband Deutschlands stiftete den Ossip-K.-Flechtheim-Preis für besonderen Einsatz um Humanität und Menschenwürde.246
Lili Flechtheim überlebte ihren Mann um sechs, von einer Krankheit überschatteten Jahre: 1997 begann ihre Demenz. Klaus Täubert, Maria von Bredow, Antje Weitmann, Gretel und Harold Hurwitz gehörten zu den Freunden, die sich um sie sorgten. Carola Stern berichtet über Lilis letzte Jahre im Augustinum von Kleinmachnow: "Sie kommt morgens zwischen 10 und 11 Uhr, setzt sich in ihren Sessel, legt die Beine hoch und beginnt zu lesen: Erich Fried und Erich Kästner, Tucholsky, die Sagen des klassischen Altertums, Balladen und Gedichte, die sie zum Teil noch aus dem Gedächtnis rezitieren kann. Aber auch an Gesprächen über Bücher, die Brücke-Maler, Botanik nimmt sie teil. Das gefällt ihr und das regt sie an. Die Mitbewohner beneiden sie: Sie hat immer Menschen um sich, auf die sie sich verlassen kann. Und das tut ihr gut."
Doch litt sie sehr darunter, dass "die Welt um sie herum immer dunkler, undurchsichtiger wird. <Ich verstehe nichts mehr! Ich kann nicht mehr!> Lili, die so oft anderen geholfen hat, wird nun selber immer hilfsbedürftiger."247
Im November 2003 zog sie in ein Altenheim der Adventisten nach Berlin-Steglitz um, ganz in die Nähe ihres früheren Hauses. Noch an ihrem letzten Lebenstag half ihr Klaus Täubert, der Biograph ihres Vaters, beim Lösen des Kreuzworträtsels.248 Am 2. Mai 2004 starb Lili Flechtheim im Alter von 87 Jahren. In der Todesanzeige ließ die Familie ein Gedicht von Erich Fried, des Freundes von Ossip und Lili Flechtheim, abdrucken:
Sie ist unsere einzige Zeit
Unsere Lebenszeit.
Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos
gegen diese unsere Zeit sein.
Wir müssen sie ja nicht genau so
lassen, wie sie uns traf.Begraben sind Ossip und Lili Flechtheim auf dem Dahlemer Friedhof im Süden Berlins. Dort ruhen sie - ein herausragender Wissenschaftler - zwei bedeutende Menschen.
243 Vgl. europäische ideen, Nr. 110/1998.
244 Der Brief befindet sich in: SUNY Albany, John H. Herz Papers, Box 34, Folder: Ossip.
245 Herz, Ossip K. Flechtheim, S. 163.
246 Flechtheim hatte den Preis in einem Schreiben an die Humanistische Union vom 20. Juni 1983 angeregt (siche deren Unterlagen, Haus der Demokratie, Berlin). Verliehen wird er seit 2000 alle zwei Jahre aber von einer anderen Organisation, dem Humanistischen Verband, der in der Tradition der Freidenker steht.
247 Carola Stern, Zum Tod Lili Flechtheims, Manuskript vom 21. Mai 2004, S. 4f.
248 Mitteilung Marion Thimms vom 24. Oktober 2006.
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