Nachwort zu diesem und Vorwort zum nächsten Roman
von Eric Bihl und Volker Freystedt
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Als Dirk C. Fleck die Idee zum Roman GO! im Laufe der 80er Jahre entwickelte, ging es ihm nicht darum, einen originellen »Plot« zu finden, auf den noch kein anderer Autor gekommen war. Er wollte mit dieser fiktiven Geschichte vielmehr eine Art Extrapolation der sich real abspielenden Entwicklungen vollziehen — so wie man auf Grund der bereits zurückgelegten Strecke eines Schiffes seine weitere Route voraus berechnen kann.
Auch wenn Dirk C. Fleck von Natur aus nicht besonders zu Pessimismus neigt, konnte er aufgrund der ihm (und damit auch allen anderen!) zur Verfügung stehenden Daten nur zu dem Ergebnis kommen: Wenn es doch noch gelingen sollte, »kurz vor Zwölf« das Steuer herumzureißen, bevor die Lebensbedingungen auf diesem Planeten den Point of no return erreichen, dann mit großer Wahrscheinlichkeit nur, indem eine entschlossene Minderheit zu radikalen Methoden greift. Wie das vonstatten gehen und welche Auswirkungen es haben könnte — all dies ist in GO! ausgeführt.
Wie gesagt: das Szenario einer Ökodiktatur war für Dirk C. Fleck zum damaligen Zeitpunkt der wahrscheinlichste »Notausgang«, ohne dass damit gesagt sein sollte (was viele ihm missverstehend unterstellten), dass es der für ihn wünschenswerte sei.
Einige Jahre nach Veröffentlichung des Romans nahm Eric Bihl Kontakt zu ihm auf und versuchte, ihm eine andere Möglichkeit zur Vermeidung des globalen Kollaps vorzustellen. Das Konzept, »Equilibrismus« genannt, will Wege zu einem gleichberechtigten Miteinander von Natur und Kultur, von Ökologie und Ökonomie aufzeigen. Auch wenn hier ein ebenfalls radikales Umsteuern beschrieben wird, mündet es jedoch nicht in eine Diktatur. Der Equilibrismus geht davon aus, dass der Anstoß zwar auch von einer Minderheit kommen muss, die jedoch nicht die Entscheidungsgewalt an sich reißt und die Mehrheit unterdrückt und manipuliert, sondern durch ihr besseres Bespiel ansteckend wirkt.
Jeder kennt den Spruch, dass es uns zwar nicht an Erkenntnissen fehle, sondern es an der Umsetzung hapere. Für Politiker gehört es zum Tagesgeschäft: Sobald man etwas ändern will, gibt es (oft nur auf den ersten Blick) Benachteiligte, die lautstark protestieren. So bleibt es meist bei verwaschenen Reformen, deren negative Nebenwirkungen oft stärker sind als das, was sie im Positiven bewirken sollten. Doch wie ein Ertrinkender nur dann noch eine Chance hat, wenn er statt wild im Wasser herum zu planschen seine letzten Kräfte in koordinierte Schwimmbewegungen umsetzt, so braucht es statt alles immer unübersichtlicher machender »Reformen« ein übergreifendes Konzept, dessen Ziele jedem klar sind.
Dieses Konzept bietet der Equilibrismus. Was in GO! recht brutal als »Erst die Erde, dann der Mensch« daher kommt, formuliert der Equilibrismus als vom Verstand akzeptierbare Einsicht: So wie wir vor Jahrhunderten (wenn auch unter starken Wehen) das geozentrische zugunsten des heliozentrischen Weltbilds aufgaben, so steht jetzt die Aufgabe des anthropozentrischen Weltbildes zugunsten eines biozentrischen an. Nicht der Mensch ist der Mittelpunkt des Lebens, sondern das Leben selbst. Der Mensch kann nicht alles andere Leben nach seinen Launen umgestalten, sondern seine Einsicht, dass er nur ein Glied in der Kette des Lebens ist, muss die Grundlage aller seiner Eingriffe bilden. Nur so vermeidet er es, den Ast abzusägen, auf dem er sitzt.
Wie will nun der Equilibrismus die Menschen dazu bringen, ihr Weltbild zu ändern? Indem er ihnen einerseits zeigt, dass eine andere Lebensweise möglich ist — und dass sie nur vordergründigen Verzicht auf oberflächliche Vergnügungen bedeutet, während die wahren Bedürfnisse erst dann zum Zuge kommen können, wenn wir uns nicht mehr als getrennt vom übrigen Leben erfahren. Dieses Aufzeigen soll in mehreren Schritten erfolgen; der erste ist bereits getan: In dem als Sachbuch erschienenen »Equilibrismus — Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht« (Signum-Verlag 2005) wird das Konzept leicht verständlich dargelegt.
Der nächste Schritt wird sein, in einem Roman die Geschichte der regionalen Umsetzung dieses Konzeptes und alle ihre konkreten Auswirkungen zu schildern — um einmal in einem abgerundeten Bild zu zeigen, wie »eine bessere Welt« aussehen könnte. Dann soll im entscheidenden Schritt dieses Bild Realität werden — in einer Modellregion, die sich freiwillig und mit weltweiter Unterstützung für dieses Experiment zur Verfügung stellt. Denn Konzept und Roman sind für uns kein Selbstzweck — sie sollen den ganz realen Versuch vorbereiten, eine andere Lösung zu finden als sie in GO! bedrohlich an die Wand gemalt wurde.
Wozu diese Information an dieser Stelle? Weil sich nach anfänglicher Skepsis Dirk C. Fleck für das Projekt begeistert hat und an ihm mitwirken will. Er wird es sein, der diesen Roman schreibt, mit dem ein Anstoß zu einer Wende gegeben werden soll, die die Vision, wie sie in GO! entwickelt wurde, in der Realität verhindern soll. Denn heute noch stärker als bei Erscheinen von GO! steht die Möglichkeit im Raum, dass die Zukunft unserer Kinder dieser negativen Vision verdammt nahe kommen könnte — wenn wir nicht mit einer positiven, in die Realität übertragbaren Vision dagegen halten.
Wer dieses Projekt verfolgen und unterstützen möchte, kann mit uns über die Homepage www.equilibrismus.org oder direkt per E-mail info @ equilibrismus.de Kontakt aufnehmen. Wir halten Euch dann auf dem Laufenden!
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Für den Equilibrismus e.V.
Eric Bihl und Volker Freystedt