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Nachbemerkung 1979

 

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Dankbar erinnert sich der Autor derer, die ihm zu einer Zeit, als ein Teil der hier gesammelten Beiträge noch unzeitgemäß war, nicht nur Gelegenheit gaben, seine Gedanken zu veröffentlichen, sondern die ihn auch immer wieder ermutigten, sich diese Gedanken zu machen - allen voran Gustava Mösler vom Sonderprogramm des Bayerischen Rundfunks, ohne deren produktive Herausforderung vieles von dem, was hier mitgeteilt wurde, nie entstanden wäre. 

(Für die Buchausgabe wurden einige Beiträge, da speziell für den Rundfunk geschrieben, überarbeitet, jedoch nicht ihrem Sinn und Gehalt nach verändert.) 

Die Beschäftigung mit dem Thema der anthropologischen Folgen einer Kulturkatastrophe reicht selbstverständlich weiter zurück als die Erscheinungsdaten der Texte ausweisen; sie erfüllt das seitherige geistige Dasein des Autors, und sie war und ist bestimmt durch eine immerwährende Auseinandersetzung mit dem, was der Weltgeist seit einem Jahrzehntausend zur Diskussion stellt. 

Diese Auseinandersetzung fand vorwiegend in Form von Lektüre statt, die bis in die Schulzeit zurückreicht und zu der das humanistische Gymnasium entscheidende Anregungen gab. 

Es widerspräche dem Charakter des Buches, diese beträchtliche Lektüre, die zur geistigen Lebenserfahrung zählt, im einzelnen bibliographisch vollständig zu rekapitulieren. Dementsprechend beschränkt sich die Bibliographie vornehmlich auf den Nachweis der unmittelbar zitierten Schriften, sowie auf eine Auswahl wichtiger Titel zum Thema. 

Die Hauptzeugen für die vorgebrachten Thesen werden ohnehin in den Beiträgen deutlich akzentuiert. Es sind, um nur einige Namen zu nennen, Heraklit und die Vorsokratiker, Goethe, Novalis, Schopenhauer und Nietzsche; es sind die französischen Moralisten ebenso wie Tocqueville, Hippolyte Taine oder Egon Friedell, Jean Gebser, Gottfried Benn oder Werner Heisenberg. Und, wie schon im Vorwort ausgewiesen, Konrad Lorenz, dessen Schriften der Verfasser die grundsätzliche Einsicht verdankt, daß man, um Humanität herzustellen, erst wissen muß, was der Mensch, bio-anthropologisch gesehen, überhaupt wollen kann.

Scheitern doch die meisten Entwürfe eines menschengemäßen Daseins eben just daran, daß sie nicht menschengemäß sind, sondern menschliches Maß überfordern.

Kultur stiftet menschlichen Frieden, zumindest zeitweise, indem sie die ungeheure täterische Dynamik des homo sapiens in schöpferische Gestaltung verwandelt. Sie kann diese Umwandlung nur leisten, wenn sie ihrem anthropologischen Sinn treu bleibt und menschliche Realität in höchster Verdichtung vorführt, statt sich zum intellektuellen Hampelmann des Zeitgeistes zu erniedrigen oder zur sentimentalen Gefühlsschwelgerei (die scheinheiligste Form des Selbstgenusses durch Selbstmitleid) abzusinken. 

Sollte es den Beiträgen dieses Buches gelungen sein, zum Nachdenken über dieses Fazit anzuregen, dann hätten sie ihre Aufgabe erfüllt.

München, im Februar 1979, Heinz Friedrich 

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Quellenverzeichnis     der Erstveröffentlichungen aller in diesem Buch enthaltenen Beiträge

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Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt
Sendung 1974 Bayerischer Rundfunk, München. Druck: Die Presse, Wien. 9./10. März 1974.

Adam malte abstrakt 
Erstsendung in drei Teilen (»Biologie der Kunst«) im März 1967 im Bayerischen Rundfunk, München. Druck: Gehört - Gelesen. Hörer-Zeitschrift des Bayerischen Rundfunks Nr. 5/Mai 1967.

Jenseits von Schön und Häßlich
Erstsendung in drei Teilen unter dem gleichen Titel im Bayerischen Rundfunk, München. Februar/März 1974. Druck: Gehört - Gelesen. Ausgaben April/Mai/Juni 1974-

Ein Votum für die schwarzen Kutten
Vortrag in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München, November 1975. Druck: Merkur. Zeitschrift für europäisches Denken, München. Heft 7/30. Jahrgang, 1976. Sendung im Bayerischen Rundfunk 1976.

Die Menschheit ist eine humoristische Rolle
Druck: »Im Narrenschiff des Zeitgeistes« (Marginalien), München 1972.

Faust oder nicht Faust — das ist hier die Frage 
Vortrag vor der Jahreshauptversammlung der Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV) 16.4.1978 m Prien/Chiemsee.
Sendung im Bayerischen Rundfunk, München. Sommer 1978.
Druck: Jahresbericht der LEV, München. Juli 1978. Außerdem in »Perspektiven«. Festschrift zum 50jähri-gen Bestehen des Rotary-Clubs München. (»Über die Zukunft des Deutschunterrichts an unseren Bildungsanstalten«) München 1978.

Bücher - ein geistiges Umweltproblem 
Druck: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Frankfurt/Main, Ausgabe vom 10. 9. 1978. Beilage zum 65. Geburtstag von Herbert Grundmann.

Der Fortschritt als Kulturkatastrophe
Erstsendung Bayerischer Rundfunk, München. Februar/März 1978 (»Katzenjammer am Ende der Neuzeit«). Teilabdruck: ensemble 9. Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München 1978.

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