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Nachbemerkung

 

 

156-157

Dieses Buch trug ursprünglich den Titel <Kulturkatastrophe>. Er gab — auch dies ein Symptom — zu Mißverständnissen Anlaß. Der Verfasser ist kein Kulturpessimist — eher das Gegenteil, denn er glaubt an die Erneuerungskraft der Kultur. Daß die vorgefundenen Sachverhalte zur Kritik herausfordern, liegt nicht an dem, der dies feststellt, sondern an den Sachverhalten

Ein Pessimist ist, wer es bei dieser Feststellung resignierend bewenden läßt, vielleicht sogar mit einer gewissen Lust am Untergang. Bücher dieser Art gibt es inzwischen viele, und sie vermehren sich jährlich. Der Verfasser hatte nicht die Absicht, zu dieser Vermehrung beizutragen; wer seine Texte aufmerksam und ohne Vorurteil liest, wird ihm beipflichten.

Dennoch gab er dem Buch einen anderen Titel, um erneuten Mißverständnissen und Vorurteilen, auch vorschnellen Etikettierungen vorzubeugen. Und er konzentrierte den Inhalt der Originalausgabe (1979) auf die thematisch unmittelbar zusammengehörenden Beiträge, um seine Absichten eindeutiger hervortreten zu lassen. Dafür mußte auf die mehr marginalen Texte der ursprünglichen Edition, wenn auch mit Bedauern, verzichtet werden; hatten sie doch immerhin erläuternde Funktion, indem sie wichtige Seitenthemen aufgriffen, die sich der zentralen Thematik nicht unmittelbar einfügen ließen. 

Aber der Vorteil der Konzentration überwiegt unserer Meinung nach das Bedauern. Er erleichtert den Zugang zu einer Fragestellung, die zweifellos die brennendste unserer Tage ist. Allerdings wird sie oft falsch formuliert; denn hier geht es nicht darum, ob wir überleben können, sondern ob wir überleben wollen.

Die Texte wurden bis auf die Einleitung unverändert der Originalausgabe entnommen. Die Bibliographie wurde bis in das Jahr 1981 fortgeführt.

Kultur stiftet menschlichen Frieden, zumindest zeitweise, indem sie die ungeheure täterische Dynamik des homo sapiens in schöpferische Gestaltung verwandelt. Sie kann diese Umwandlung nur leisten, wenn sie ihrem anthropologischen Sinn treu bleibt und menschliche Realität in höchster Verdichtung vorführt, statt sich zum intellektuellen Hampelmann des Zeitgeistes zu erniedrigen oder zur sentimentalen Gefühlsschwelgerei (die scheinheiligste Form des Selbstgenusses durch Selbstmitleid) abzusinken. 

Sollte es den Beiträgen dieses Buches gelungen sein, zum Nachdenken über dieses Fazit anzuregen, dann hätten sie ihre Aufgabe erfüllt.

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 München, im November 1981, 
Heinz Friedrich 

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