Dr. Gregory FullerMammutRoman der Eiszeit
Für Michi
1988 im
Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1992 bei Serie Piper, München
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1988 206 Seiten detopia: detopia und Dr. Fuller standen im Kontakt.
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Im Buch "Mammut"
handeln - natürlich - hauptsächlich die Menschen bzw. von jenen wird
hauptsächlich 'berichtet',
auch wenn sie nur Getriebene und Flüchtende sind. Aber keine Angst: Ein Mammut
rennt auch weg bzw. durch das Buch. (detopia-2020)
Inhalt Der Bär (19) Das Bild (33) Der Berg (53) Das Ren (79) Der Löwe (95) Der Pfeil (107) Der Pferde-Mensch (121) Der Alt-Mensch (147) Der Hunger (167) Das Mammut (185) Der Hase (199-206) |
"Mammut" ist eine zart-bittere Liebesgeschichte, voller Poesie, in einer unwirtlichen Zeit, als der Mensch ums nackte Überleben kämpfen mußte, bedroht von Hunger, Kälte, Erfrieren und von wilden Tieren. Voller Abenteuer und Spannung schildert dieser Roman das tägliche Leben, die Kultur und die Riten der Cromagnon-Menschen bei ihrer Wanderung über die Pyrenäen am Ende der letzten Eiszeit. Somit liegt mit diesem Roman nicht nur eine Beschreibung des menschlichen Zusammenlebens von vor 15.000 Jahren vor, sondern auch eine fundierte Darstellung über eine Zeit, in der die Jagd das Leben bestimmte. Der Verfasser ist Kulturhistoriker, der sich viele Jahre lang mit der Kunst der Eiszeit (Höhlenmalerei) wissenschaftlich beschäftigt hat. |
Gelungen, lesenswert 2011 Von Daniel Braun bei Amazon
Gregory Fullers Roman "Mammut" ist in der Reichweite seiner Schilderungen zwar ebenso zeitverhaftet wie in vielerlei Details, doch ist die Darstellung insgesamt durchaus gelungen. Die erzählte Geschichte ist fein gezeichnet, spannend, unterhaltsam, berührend.
Insbesondere aber gelingt es dem Autor, die Welt der steinzeitlichen Menschen als Kontinuum, in sich widerspruchslos und stringent darzustellen, schafft er den Spagat zwischen Mythos, Tradition und Vernunft, ohne je den Standpunkt des modernen Betrachters einzunehmen oder zu belehren.
Dass seine Deutung der Höhlenmalerei nicht über den Blickwinkel der Magie hinauskommt, dass er seine Steinzeitjäger Mammuts mit Fallgruben jagen lässt, seine Schamanen ("Alt-Menschen") kaum mehr als ein paar blasse Zukunftsvisionen haben - was solls. Wieso sollte der Romanautor es besser machen als die Gelehrten seiner Zeit?
Bedenkenswert: die Rolle der Frau und Fullers Ideen zum "Gesetz" und zum zwischenmenschlichen Umgang.
Lesenswert!
Spannend und begründet 2013 Von Ulf Turlach
Ab dem zweiten Drittel wird es spannend wie in einem echten Roman. Die Rekonstruktion der äußeren Welt und Menschenwelt von 15.000- in Südwesteuropa finde ich gelungen. Man muss hierbei nicht päpstlicher als der Papst sein. In den 25 Jahren seit dem Buch hat die Forschung sicher neue Details angesammelt, samt Computerdokus.
Den Autor interessieren viel mehr die "Sozialformen der Paläolithiker" (G.Fuller, <Das Ende>, S. 26). Und über die wissen wir ohnehin wenig oder nichts. Man kann nicht einfach Schimpansenforschung und Naturvölkerforschung pi mal Daumen übertragen. Auch Gräber mit Pfeilspitzen sind wenig. Richtig ist, dass uns Bilder in Höhlen die größten Informationen zur Hand reichen. Daher können wir über genau jene Orte und jene konkreten Zeiten erweiterte Aussagen zur Psyche und zum Sozialleben treffen. - Die Sozialformen bleiben zwar nicht im Ganzdunkeln, aber Genaues können wir nicht wissen, wahrscheinlich auch dann nicht, wenn eine ideale Fundstelle gefunden würde; also wie in Hercanulum, nur Jahrzehntausende früher - oder die Siedlung Gönnersdorf am Mittelrhein, die seit 10.400- existierte und 9080- beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans unter Bimsstein konserviert wurde.
Kultur gab es damals auch. Höhlenmalerei samt Tanz, Trommeln, Singen (andere Instrumente eher nicht; musste ja auch alles mitgeschleppt werden), Freundschaftstreffen mit den Pferdemenschen (Drogen wohl eher nicht; zuwenig Pflanzen in der Eiszeit); dafür haben die sich viel gestreichelt; da stimme ich zu, aus der Schimpansenforschung.
Haustiere gab es noch nicht bzw. der Hund wurde dann zwar bald erfunden (17.000-, aber woanders), aber es ist ja interessant, wie man Jahrhunderttausende ohne Hund überlebte. Ebenso ohne Pferd oder anderes Tragegetier (als Reittier nicht). Fuller schreibt leider nicht, ob die Pferde bejagt wurde oder warum sie ausblieben und warum das Sorgen bereitete, wenn doch genügend andere Tiere, einschließlich Fische, vorhanden waren. Aber wie gesagt: Sein und mein Hauptinteresse waren die "Sozialformen", also die Organisation der menschlichen Gesellschaft und der "zwischenmenschlichen Beziehungen". - Dass es damals schon LIEBE gab ("Das Große Gefühl"), das ist eine gewagte Hypothese des Meisters. Glaubhafter ist, dass es schon GESETZE gab, und zwar solche, die dann zu den Zehn Geboten führten. - Das ist richtig. Es ist richtig, dass Moses seine Gebote nicht aus dem Hut zauberte, sondern, dass die Menschheit sie sich lange erarbeitet hat.
So ist nun alles geklärt. Menschen im heutigen Sinne gibt es seit 2 Millionen Jahren. Seit 1 Million Jahren haben sie das Feuer und seit 500.000 unser heutiges Gehirn. Also haben sie auch seitdem eine jeweils ausreichende Sprache. Und dann tat sich 450.000 Jahre gar nichts. Alles blieb beim Alten. Dann kamen die Werkzeuge aus Stein. Die Steinwerkzeuge waren so scharf, dass sie auch Mammutpelz durchdrangen. Und vor 15.000 Jahren setzte der Show down ein. Fuller deutet das an mit der Erfindung vom Flitzebogen; der dann 12.000-, also auch die Eiszeit endgültig vorüber war, voll funktionsfähig war.
Ab 10.000- bzw. 8000 v. Chr. begann dann das Zeitalter der (technischen) Erfindungen, also des permanenten und täglichen (technischen) "Fortschritts".. Und dieser erzwang dann auch "soziale Erfindungen", wie das Eigentum, Krieg, Sklaverei, Unterdrückung. -- Insofern ist uns Fuller/Aiyuk ein (letzter) Zeitgenosse des Goldenen Zeitalters, als alle Menschen in Freundschaft lebten. Und - eigentlich - auch genug zu essen hatten. Und bei Fuller wurden sie sogar "60 Sommer" alt, also durchaus alt genug, und älter als die meisten Menschen der Zivilisation.
Zur zeitlichen Einordnung gebe ich aus einer anderen Quelle (H. Gruhl, 1992) einige Erfindungen an: Vor: 50.000: Steinwerkzeuge, 45.000: Speer, 40.000: Beil, 30.000: Schiff, 20.000: Säge, 18.000: Knochennadel, 12.000: Pfeilbogen, 10.000: Brücken, Fischernetz, Korbflechten.