Editorische
Notiz des
Autors zur Auflage 2017
Von mehreren Seiten bin ich gebeten worden, dafür Sorge zu tragen, dass dieses 1993 erschienene Buch wieder aufgelegt wird: Es sei, sagt man mir, nach wie vor aktuell. Der Felix-Meiner-Verlag hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, fast 25 Jahre nach dem ersten Erscheinen diese zweite Auflage herauszubringen.
Jedes sachorientierte Buch veraltet jedoch nach 25 Jahren. Den ursprünglichen Text daher ohne Änderungen wieder abzudrucken: das schien mir nicht sinnvoll. Der Verlag und ich waren uns deswegen einig, aus der Erstauflage von 1993 nun eine erweiterte und aktualisierte zweite Auflage zu machen.
Da 'Das Ende' ein literarischer Essay in der Montaigne-Tradition ist und in einem Fluss geschrieben wurde, den man nicht unterbrechen sollte, haben der Verlag und ich entschieden, den Textkorpus von 1993 unberührt zu lassen und ohne den geringsten Eingriff (außer der Rechtschreibangleichung) hier wieder abzudrucken. Das betrifft alle Kapitel vom »Vorspiel zum Finale« bis einschließlich »Untergang und Ungehorsam« (S. 11-72).
Mit den Jahren wurde ich immer unzufriedener mit dem Abschluss meines Essays. Im Angesicht der ökologischen Katastrophe wurden die Leserinnen und Leser mit wenig Positivem in die unwirtliche Welt der sich abzeichnenden Zerstörung entlassen. Ich habe mich daher bemüht, dem Buch nun eine neue, positivere Perspektive zu schenken. Das neue Kapitel »Heitere Hoffnungslosigkeit« führt, so hoffe ich sehr, aus der tragischen Akzeptanz der vorangegangenen Kapitel hinaus, denn man lebt sein kurzes Leben nur einmal. Juan Carlos Onettis La vida breve (Das kurze Leben) lässt grüßen.
Im darauf folgenden Kapitel »Nachspiel zum Finale: Zur Aktualität« aktualisiere ich veraltete Stellen in der Erstauflage. Ich frage dabei, welche ökologischen Verbesserungen es seit 1993 gibt, welche Verschlechterungen und ob das von mir so genannte Super-Paradigma noch Gültigkeit besitzt.
Zur Wissenschaftlichkeit: Da 'Das Ende' in seiner ursprünglichen Gestalt als ein rein literarischer Essay konzipiert wurde, waren der Ammann-Verlag und ich damals der Meinung, dass ein wissenschaftlicher Apparat unnötig sei. Um dem berechtigten wissenschaftlichen Anspruch der »Blauen Reihe« des Felix-Meiner- Verlags jedoch zu genügen, habe ich mich bemüht, unter der Rubrik »Literatur« die Anmerkungen der Erstauflage so weit zu rekonstruieren, wie das nach all diesen Jahren möglich ist.
So gut wie alle Zitatquellen, ein paar Bücher sowie die ökologischen Faktenbelege vermochte ich leider nicht mehr aufzufinden. Bei den beiden neuen Kapiteln dieser zweiten Auflage hingegen, »Heitere Hoffnungslosigkeit« und »Nachspiel zum Finale: Zur Aktualität«, konnte ich die üblichen wissenschaftlichen Verweise anführen.
(2017)
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wikipedia La_vida_breve_(Onetti)
La vida breve - Das kurze Leben - ist ein Roman von Juan Carlos Onetti aus dem Jahr 1950.
Das Werk gilt allgemein als wichtigster Wegbereiter des modernen lateinamerikanischen Romans.