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Glossar

Gizycki-1983 

 

159-163

Abulie (S. 41), Willenlosigkeit. Aspekt oder Symptom der Pyramidenkrankheit. Freiheit als Selbstbestimmung setzt Willenskompetenzen voraus, die in der hierarchisch (pyramidenförmig) strukturierten Gesellschaft bei der Mehrzahl der Menschen unentwickelt bleiben. Das ist einer der Gründe, warum sogar die bereits (gesetzlich zugestandenen Mitbestimmungsrechte im allgemeinen nur unzulänglich ^eeautzt iVCrden^Öte 'm'etsten Menschen wollen gar nicht frei sein, sie wünschen es Sich nur.

Anarchie (S. 47), Herrschaftslosigkeit, Herrschaftsfreiheit. Nach Kant ist >Anarchie<, entgegen einem heute vollständig auf den Kopf gestellten Wortgebrauch, >Gesetz und Freiheit, ohne Gewalt<, also eine frei verabredete Ordnung des Zusammenlebens. Da der Ausdruck >Anarchie< (wie so viele andere) inzwischen im Bewußtsein der meisten Menschen mit zahllosen irreführenden Vorstellungen verknüpft ist, verwende ich ihn in diesem Buch nur selten. Ich plädiere hier zwar für herrschaftsfreie (nicht etwa: führungslose) Formen des Zusammenlebens, lege dabei aber eine erneuerte Konzeption von >Anarchismus< zugrunde. Zu ihrer Bezeichnung schlage ich daher auch einen neugeprägten Ausdruck vor: —> Domismus (domistisch).

Aneignung (S. 74). Der Begriff >Aneignung< (Leontjew, Holzkamp) bezeichnet den Lernvorgang, in dem wir unsere Fertigkeiten und Qualifikationen, aber auch unsere Interessen, Bedürfnisse und Einstellungen in unserer jeweiligen Kultur ausbilden, die historisch entstanden ist und weiterem Wandel unterliegt. Geschichtlich veränderbare Aneignungsgelegenheiten bestimmen also darüber mit, welche Lernvorgänge (in Verbindung mit genetisch bedingten Reifungsprozessen) unsere individuelle Entwicklung und Identität ausmachen. Wir eignen uns zum Beispiel unsere Muttersprache an, wir eignen uns Fremdsprachen an, die Fähigkeit, Auto zu fahren oder ein sozialpsychologisches Verständnis unserer Situation (je nach Lehrmeister orientiert an Freud, Jung, Reich, Marcuse, Fromm usw.). Um uns die Fähigkeiten für herrschaftsfreies Zusammenleben aneignen zu können, müssen Gelegenheiten dazu (—> >Modelle<) erfahrbar sein.

Atavistische Regression (S. 21), atavus = Urahne; regressio = das Zurückschreiten. Vor jeder Erneuerung (zum Beispiel unserer Lebensformen) kommt es zu einem vorübergehenden Rückschritt. Die atavistische Regression besteht im Zurückfallen und Liegenbleiben. Die bloß abschlaffende, atavistische Regression und die —» >kreative Regression< sind zwei grundverschiedene Spielarten des Zurückgehens auf archaische, ursprüngliche oder wie immer bezeichnete Bewußtseins- und Verhaltensformen. ,(li|Kii(teailpK4 für atavistische Regression sind Rückzugsalternativen, die geschichtsvergessen und reflexionsunlustig in den Schoß von Mutter Erde flüchten und ein unvermitteltes >Zurück zur Natur< zu praktizieren versuchen.

Domismus, domistisch (S. 8). Neuartiger Ausdruck zur handlichen Kennzeichnung des Neuansatzes, um den es in diesem Buch geht, und der auf herrschaftsfreie Lebensformen einer erneuerten Friedenskultur und eines praktischen Humanismus zielt, wie sie in fraternitären Gemeinwesen oder Kommunitäten verkörpert sind. Das Wort >domistisch< leitet sich ab vom lateinischen >domus< = Haus, dessen Bedeutungsumkreis weit ist: er umschließt Haus, Wohnung, Aufenthalt, Heimat und sogar auch Frieden (>domi bellique< oder >militiae et domi< heißt >im Krieg und Frieden<). Der domistische Neuansatz betrachtet unsere Welt als heimatlichen Aufenthalt (Bloch) für alle Menschen, die ihre Probleme in Frieden regeln, also in >Gesetz und Freiheit, ohne Gewalt< zusammenleben (—> Anarchie). Auf diesem Hintergrund 'läßt sich >domistisch< näherungsweise mit >gut-nachbarlich< verdeutschen.

Eros  (S. 57(1), Liebe, verstehe ich hier als umfassendes dynamisches Prinzip, dessen Ziel darin besteht, >immer größere Einheiten herzustellen und so zu erhalten, also Bindung< (S. Freud). Unsere Liebesfähigkeit kann sich in verschiedenen Wertrichtungen (zum Beispiel religiös, sozial, vital usw.) verwirklichen und immer wieder neue Gestalten annehmen (=> >erotische Farbenlehre<). Diese Offenheit für Veränderungen und Erneuerungen ist begründet in der geschichtlichen Natur des Eros. Die Liebe läßt sich daher nicht ein für allemal festlegen im Sinne einer endgültigen Definition. Ihr Wesen ist, wie das des Menschen selbst, zur Zukunft hin geöffnet.

Erotische Farbenlehre (S. 74 f). Das auf Vereinigung oder Verbindung zielende Grundpotential des Eros kann sich in verschiedenen Bedeutungs- oder Wertrichtungen verwirklichen, die sich bildlich als Regenbogenfarben der Liebe auffassen lassen. Versuchsweise charakterisiere ich in der erotischen Farbenlehre sieben Spektralfarben oder Wertrichtungen des Eros: die theoretische, die religiöse, die soziale, die ästhetische, die politische, die ökonomische und die vitale. Die Gestalten oder >Farbmischungen< des Eros sind historisch veränderlich und von den Strukturen unseres Zusammenlebens mit abhängig. Eine wichtige Konkretion unserer Liebesfähigkeit ist beispielsweise die —> >Fraternität<; soziale, ökonomische und politische (sowie noch weitere) Aspekte der Liebe können zu dieser Erosgestalt verschmelzen, wenn herrschaftsfreie Lebensformen eingerichtet werden.

Georg-Forster-Methode  (S. 17f). Ganzheitlicher Verbund von Reise- und Erfahrungsbericht, wissenschaftlicher Studie (—> >Handlungsforschung<) und philosophischem Essay; gerichtet gegen zunehmendes Spezialistentum und seine Lochstickereien. Georg Forster (1754-1794) hat in Deutschland als erster das Spezialistenunwesen angeprangert. Er selbst war Weltumsegler (in Begleitung von James Cook), Wissenschaftler, Schriftsteller und einer der bedeutendsten Verfechter des demokratischen Humanismus zwischen Aufklärung und Klassik. Er war Kosmopolit und Republikaner und hat vermutlich mit aus diesem Grunde in deutschen Schul- und Lehrbüchern nie den ihm gebührenden Platz gefunden.

Fraternität  (S. 106), Brüderlichkeit (besser: Geschwisterlichkeit), neben Freiheit und Gleichheit die dritte Forderung der noch nicht beendeten Französischen Revolution. Die Verwirklichung von Fraternität ist nach'meiner in diesem Buch begründeten Überzeugung der aussichtsreichste Ansatzpunkt für eine Erneuerung unserer Gesellschaft. >Gelebte Utopien< (—> domistische Gemeinwesen) sind Modelle fraternitärer Lebensformen. Fraternitäres Verhalten läßt sich als Konkretion unserer Liebesfähigkeit auffassen (—* >erotische Farbenlehre<), an der hauptsächlich eine Identifikation mit unseren Brüdern und Schwestern (soziale Wertfacette des Eros), Fürsorge, gegenseitige Hilfe und gleichberechtigtes Teilen (ökonomische Wertdimension) sowie herrschaftsfreie Beziehungen (politische Eros-Dimension) beteiligt sind. Auf der Ebene sozialer Strukturen erweist sich die Fraternität als ein dritter Typus von Assoziation neben Verwandtschalt und Arbeitsteilung.

Fröhliche Wissenschaft  (S. Uff). Ein Erneuerungsversuch, bei dem in —> >kreativer Regression< eine Rückverbindung zur sinnlichen Wirklichkeit und zur Praxis hergestellt wird; Spielerisches, Humor, Kunst und Moral erhalten wieder Mitspracherechte in den Wissenschalten. Es gibt ein Wort von Karl Marx, das diese fröhliche Wissenschaft anschaulich umschreibt. Er sagt einmal sinngemäß, man müsse den versteinerten Verhältnissen ihre eigene Melodie vorspielen, um sie zum Tanzen zu bringen. Daß Marx eine auf Praxis und Veränderung drängende Wissenschalt mit einer Aufforderung zum Tanz vergleicht, trifft genau den Kern der Sache: diese Wissenschaft muß verführerisch sein, das Leben steigern helfen und befreien, statt es totzuschlagen und in die staubigen Museumsschränke bloßer Theorie zu sperren.

Geschichtlichkeit (S. 39). Ein Grundzug unserer Existenz, der uns von den Tieren unterscheidet. Auch bei Tieren gibt es kompliziert aufgebaute Gesellschaftssysteme; sie können die Formen ihres Zusammenlebens aber nicht verändern und erneuern. Geschichtlichkeit bedeutet in erster Linie: offen zu sein für Innovationen. Auf der Ebene des Individuums korrespondiert den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, die wir >Geschichte< nennen, unsere Kreativität. Starr herrschende Traditionen sind daher, indem sie Innovationen verhindern, geschichtsfeindlich. Auch Entwicklungsmodelle der Gattungsgeschichte, nach denen die Zukunft gegenüber der Gegenwart überprivilegiert wird, können unsere lebensgeschichtlichen Entwicklungschancen blockieren, behindern also ebenfalls unsere Kreativität.

Handlungsforschung (S. 15): Die Erkundung von Neuansätzen (etwa zur Veränderung unserer Lebensformen) wird an die Mitbeteiligung bei ihrer Herstellung und Verbreitung gebunden. Das traditionelle Verhältnis von Theorie und Empirie erweitert sich dabei zum Verhältnis von Theorie und Praxis: Handlungsforschung sucht sich dem erforschten Wirklichkeitsbereich selbst — in dessen Interesse — nützlict} zu machen.

Herrschaftsfreie Führung (S. 133). Führung wird meist mit Herrschaft verwechselt, ist aber auch und gerade in herrschaftsfreien sozialen Prozessen eine lebensnotwendige Regulationseinrichtung. Herrschaftsfreie Führung akzeptiert keine Privilegien für die zeitweiligen Inhaber ihrer Rollen. Sie bietet Aneignungsgelegenheiten für den aufrechten Gang, also zur Selbstbestimmung. Sie leitet zur Dialogfähigkeit und zur voll entwickelten Willenskompetenz an. Herrschaftsfreie Führungsprozesse sind in domistischen Gemeinwesen und Gruppen Bestandteil ihrer Selbstverwaltung. Führungspositionen sind dort nicht länger — wie in der bestehenden Pyramidengesellschaft — mit Vorteilen oder Vorrechten irgendwelcher Art gekoppelt. Leitungs- und Führungsfunktionen werden in herrschaftsfreien Gruppen immer nur mit Zustimmung der am jeweiligen Vorhaben Beteiligten wahrgenommen.

Inmvativn (S. 20), Erneuerung. Den Ausdruck >Innovation< schlage ich vor als Ersatz für die allmählich unbrauchbar werdenden, überlieferten Prozeßbegriffe >Revolution< und >Evolution< mit ihrem jeweiligen theoretischen Hinterland. Ein wichtiges Teilmoment jeder Innovation ist die —> >kreative Regression<: Zielbewußter, vorübergehender Rückschritt ist ein Teilgeschehen jeder Erneuerung unserer Lebensyerhältnisse. Beispiel: Erneuerung der Gesellschalt durch Rückgriff auf —» fraternitäre Lebensformen. In Innovationsprozessen entsteht das Neue aus einer Vereinigung des bis dahin Getrennten; im sozialen Bereich geschieht dies jedoch nicht >flächendeckend<, sondern zunächst in bewußter Begrenzung auf Modelle.

Kreative Regression  (S. 21), regressio = das Zurückschreiten. Die kreative Form der Regression besteht im Unterschied zur —> >atavistischen Regression< darin, sich zeitweilig bewußt zurückfallen zu lassen auf ursprüngliche oder >primitive< Bewußtseins- und Verhaltensformen und dabei etwas Lebensfähig-Neues zu entdecken oder hervorzubringen. Kreative Regression ist ^^u^^^^^i^l^ze^^lU^J^Rü^^_ schritt ein Teilmoment jeder —> ^'»''''''^""•iHRH^^^^^^^^^^^^HHI gehören gelebte Utopien mit Schrittmacherfunktion zu deninkreativerKegression entstehenden gesellschaftlichen Innovationen.

Meso-soziale Bezugsebene  (S. 105f), meso = Zwischen- oder Mittel-. Gelebte Utopien sind selbständig lebensfähige Gemeinwesen einer >mittleren< Größenordnung, die zwischen den mikro-sozialen Gebilden (etwa der Kleinfamilie) und der makrosozialen Wirklichkeit (etwa der Bundesrepublik Deutschland oder der USA) einen eigenen Realitätsbereich mit wichtigen Funktionen, zum Beispiel für unsere Identitätsentstehung, darstellen. Die religiösen Gemeinden, die Lebensformen vieler ethnischer Minderheiten auf Dorf- oder Stammesebene, vor allem aber die kibbuz-artigen Kommunen der gelebten Utopien legen die Konzeption einer >meso-sozialen< Bezugsebene für Analysen und Aktionen im sozialen Realitätsfeld nahe.

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Modell  (S. 109), Muster, Vorbild, Entwurf. Gelegenheit zur —> Aneignung von Verhaltensweisen. Gelebte Utopien sind solche Aneignungs-Gelegenheiten, in denen herrschaftsfreie Formen des Zusammenlebens beispielhaft vorgeführt werden. Modelle sind wichtige Hilfsmittel der sozialen Innovation: sie sind Schrittmacher der gesellschaftlichen Erneuerung, in denen demonstriert wird (biblisch gesprochen: in denen >Zeugnis dafür abgelegt wird<), welche verborgenen Möglichkeiten in uns freigesetzt werden können, sobald wir unsere Lebensverhältnisse ändern.

Netzwerk  (S. 98). Herrschaftsfreie, dezentrale Organisationsform, bei der alle Beteiligten (Kleingruppen, Einrichtungen oder auch Einzelmitglieder) gleichberechtigt sind. Zur Koordinierung gemeinsamer Vorhaben dient —> >herrschaftsfreie Füh-rung< in vielgestaltigen Formen. Netzwerke oder netzartige Strukturen sind die charakteristische Organisationsform —> >domistischer< Einrichtungen oder Gruppen, die sich als Schrittmacher einer freien, egalitären, brüderlich-schwesterlichen Gesellschaft verstehen.

Pyramidenkrankheit  (S. 32ff) Polemisch-anschaulicher Begriff zur Kennzeichnung eines sozial begründeten und daher heilbaren Leidens, das den hierarchischen, also pyramidenartig aufgebauten Sozialstrukturen im Bewußtsein ihrer Angehörigen korrespondiert. Als Fixierung auf Herrschaft nimmt die Pyramidenkrankheit vielfältige Formen an, darunter: Wissenschaftsaberglaube, Verfügungswahn und Abu-lie (Willensverzicht), hierarchisches Geschichtsverständnis (Überprivilegierung von Zukunft), Entwertung der individuellen Lebensgeschichte, Subalternität und Kreativitätsbehinderung. Herrschaft begründet in meinen Augen eine zerstörerische Ordnung unserer Lebensverhältnisse, die uns zu selbstentfremdeten, konkurrierenden Individuen und Kollektiven macht und vor allem die Verwirklichung unserer Liebesfähigkeit blockiert.

Sozialcharakter  (S. 100f). Erich Fromm nennt >Sozialcharakter< den >Kern der Charakterstruktur, der von den meisten Angehörigen einer Gesellschaft geteilt wird, im Gegensatz zum individuellen Charakter, in dem die Menschen derselben Gesellschaft sich voneinander unterscheidem. Im Sozialcharakter nimmt unsere Persönlichkeitsstruktur über eine Vielzahl von Vermittlungsschritten in —> >Aneig-nungs<-Prozessen diejenige Grundgestalt an, die der jeweiligen Gesellschaftsform gemäß ist und ihre (zumindest zeitweilige) Stabilität verbürgt. Anders gesagt:

Unsere sozialen Existenzformen (unser >Sein<) und unser Bewußtsein beeinflussen sich wechselseitig. Gesellschaftliche Systeme lassen sich verändern und mit ihnen unsere grundlegenden Persönlichkeitsstrukturen: eben darin besteht ihre —> Geschichtlichkeit. Auf meso-sozialer Ebene sind gelebte Utopien ein Beleg für diese Veränderbarkeit.;i^iBdem wir uns herrschaftsfreie, domistische Lebensformen ein-fcl richten, können wir Voraussetzungen für die Entstehung eines fraternitären Sozialcharakters schaffen.

Tugendbock (S. 61). In Analogie zum >Sündenbock<, auf den wir unsere häßlichen (oft vor uns selbst nicht eingestandenen) Eigenschaften projizieren, gibt es in unserem seelischen Haushalt auch eine Abwehrmethode, mit der wir uns vor unseren besten Eigenschaften schützen (die wir ebenfalls oft vor uns selbst verbergen). Indem wir diese Eigenschaften, zum Beispiel den vollen Gestaltenreichtum unserer Liebesfähigkeit, aus Angst vor ihren Zumutungen an uns auf ein paar anerkannte Tugendböcke abschieben, müssen wir nicht selbst die beschwerlichen Taten der Liebe vollbringen. Tugendböcke, wie z. B. Heilige, >Genies des Herzens< und ähnliche Heilandsgestalten, sind also Zielscheiben für die Projektion unserer >guten< Eigenschaften, deren alltägliche Verwirklichung für das bestehende Pyramidensystem lebensgefährlich wäre. Auch durch den Tugendbock-Mechanismus (den ich als ein weiteres Symptom der Pyramidenkrankheit aufzufassen vorschlage) versucht dieses System sich in unserem —> Sozialcharakter Halt zu verschaffen.

Zoon erotikon  (S. 85) = liebesfähiges Wesen. Mein Buch zielt letztlich auf eine Akzentverschiebung in der Aurfassung vom Menschen, der nach dem noch vorherrschenden Verständnis der Sozialwissenschaften >zoon politikon< ist, und den ich zutreffender als >zoon erotikon< beschrieben finde. Der Mensch ist danach das liebesfähige Wesen mit Geschichte. Mit —> >Eros< ist dabei die umfassende Assoziationsdynamik gemeint, die beim späten Sigmund Freud anklingt und die politischen (ursprünglich aus Verwandtschaftsverbänden entstehenden) und ökonomischen (aus der Arbeitsteilung resultierenden) Assoziationen einschließt. Da unsere Liebesfähigkeit immer auch das Eingehen von Verbindungen (Assoziationen) ermöglicht, umgreift der Ausdruck >zoon erotikon< die gesellschaftliche Natur unserer Existenz, legt sie aber nicht auf eine bestimmte Gestalt und schon gar nicht auf herrschaftsorientierte (pyramidenförmige) Staatenbildung fest.

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