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7. Kreis

Der Einbruch der Technik in die Natur  

Sophokles — Mose — Hiob — Dschuang Dsi — Liä Dsi — Leonardo da Vinci 
— Goethe — Kerner — Spengler Churchill — Toynbee — Schweitzer — Jünger — Hesse 

 

138-164

Die Vermessenheit des Menschen, die sehr bald den Zorn der Götter erregt, ist ein durchgehendes Thema der Weltliteratur, im griechischen Daseins­gefühl sogar ein beherrschendes Motiv.

In der Bibel beginnen die Verstöße gegen die Weltordnung mit dem Sündenfall, sie finden ihre Strafe in der Sintflut, später mit der Auslöschung von Sodom und Gommorha, und sie scheitern beim Turmbau zu Babel.

Die Kulturen in Mittel- und Ostasien, in Amerika und Afrika haben den expansiven Weg der technischen Welteroberung nicht beschritten.!

So tiefgründig hat nur ein europäischer Weiser den Fortschritt mit all seinen Folgen vorausgesehen: Leonardo da Vinci. Hellsichtig beschrieb er die heutige Lage vor fünf Jahrhunderten! Da er selbst ein genialer Erfinder und Ingenieur war, hätten die folgenden Generationen sein Urteil viel stärker beachten sollen! Aber sie taten das Gegenteil.

Der radikale Umbruch der Welt drang erst nach dem Eintritt fataler Folgen ins Bewußtsein und löste zunächst nur eine Welle von intellektuellen Diskussionen aus, die ohne Einfluß auf den Gang der Dinge blieben. Seit Jean Jacques Rousseau wurden die geistigen und kulturellen Folgen und auch die religiösen Auswirkungen, die Ablösung der Kultur durch die Zivilisation, wie das Oswald Spengler und andere darlegten, beklagt. Es war eine kritische Strömung, die von so unterschiedlichen Köpfen wie Winston Churchill und Albert Schweitzer getragen wurde.

Der Übergang vom 6. zum 7. Kreis bezeichnet eine Bruchstelle der Weltgeschichte und damit auch eine Änderung des Schwerpunkts der Texte in diesem Buch. In den folgenden Kreisen bekommen die wissenschaftlichen und ökonomischen Untersuchungen und damit auch die Klagen über die Zerstörung der organischen Welt das Übergewicht. Die katastrophale Zuspitzung wird in den letzten Kreisen immer deutlicher werden, so daß sie keine beruhigende Prognose mehr zuläßt. 


139

Worte des Chors in der <Antigone>

Ungeheuer ist viel, und nichts

Ungeheurer als der Mensch.

Er überschreitet auch das graue Meer

Im Notossturm

Unter tosenden Wogen hindurch.

Erde, der Götter höchste,

Die unerschöpfliche, unermüdliche,

Bedrängt sein Pflug. Auf und ab

Ackern die Rosse ihm

Jahr um Jahr.

Leichtgesinnter Vögel Volk

Fängt er im Garn,

Wilder Tiere Geschlechter

Und Kinder des Meers

In verschlungenem Netzgeflecht,

Der kluge Mensch.

Mit List bezwingt er,

Was haust auf Höhen

Und schweift im Freien.

Dem Pferd mit der mächtigen Mähne,

Dem unbändigen Bergstier

Zähmt er den Nacken

Unter das Joch.

Und die Sprache

Und luftgewirkte Gedanken

Lehrte er sich

Und den Trieb zum Staat

Und Obdach

Gegen ungastlichen Reif vom Himmel

Und Regengeschosse,

Allberaten.

Ratlos tritt er

Vor nichts, was kommt,

Nur dem Tod entrinnt er nicht.

Aber aus heillosen Leiden

Ersann er sich Rettung.


164

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