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Einführung

Warum keine Anleitungen

 

 

 

In diesem Buch geht es um Depression und ihre Heilung. Es enthält keine Anleitungen, keine "Wie-man’s", keine Regeln, die es zu befolgen gilt, und nichts zum Auswendiglernen. Die Frage lautet: Warum gibt es keine Anleitungen? Warum behaupte ich nicht, dass man glückliche Gedanken haben, sich im Freien ertüchtigen, eine Glückspille nehmen oder versuchen muss, Freunde zu treffen? Weil nichts davon funktioniert, oder vielmehr, nichts davon heilt. Aber Heilung ist möglich! Wir werden lernen, dass die Wurzeln der Depression außerordentlich tief liegen und dass diese zugrunde liegenden Wurzeln ungeachtet der Fassade, die wir unserer Depression aufsetzen, unberührt bleiben. 

Nachdem ich Hunderte Depressiver behandelt habe — die meisten erfolgreich — finde ich einen allen gemeinsamen Zusammenhang: die Geburtssequenz. 

Allein das mag viele Leser und die meisten Psychotherapeuten abschrecken. Aber lassen Sie mich ausreden. 

Es ist keine Laune oder Grille, worüber ich diskutiere, sondern es sind biologische Wahrheiten. Jede Anleitung, die in der Verhaltenstherapie gegeben wird, dient nur dazu, die Wahrheit zu überdecken. Wenn man nie gesehen hat, wie die Geburt wiedererlebt wird, dann übersieht man leicht ihre große Wirkung. Wir haben lange genug geforscht, um zu wissen, wie wichtig frühe Erfahrung für späteres Leiden ist.

Wenn man zur Behandlung Anleitungen verwendet, dann muss man gezwungenermaßen mechanische Maßnahmen ergreifen und in statistischen Erhebungen nach Beweisen oder Bestätigungen suchen. Eine Anleitung von einem Therapeuten bedeutet, dass es "Sollte"- und "Sollte-nicht"-Regeln gibt. Im Grunde ist es eine Moralposition des Arztes, der dem Patienten sagt, wie er leben soll — so und so oft die Pillen abzusetzen, wenn man arbeiten gehen kann. Wenn wir uns mit Gefühlen befassen, dann können wir die Therapie in Qualitätsbegriffen messen — Lebensqualität und Gefühlsqualität. Ich glaube, dass keine "Sollte"-Regeln nötig sind, wenn der Patient fühlt und Zugang zu seinen tief vergrabenen Gefühlen hat, und niemand muss einem anderen sagen, wie er oder sie leben soll.

Das übliche Arrangement der konventionellen Psychotherapie wendet sich gegen die Aufdeckung tiefer Realitäten. Aufrecht sitzen und die Angelegenheit diskutieren bringt uns nie dorthin. Zu Gefühlen zu gelangen ist das Gegenteil von Anleitungen, weil uns der intellektuelle Ansatz weiter von unserem verborgenen Selbst entfernt. Man muss auf intellektuelles Verstehen und Verhaltensratschläge verzichten und der Spur der Gefühle folgen, denn es sind vergrabene Gefühle ganz früh vom Lebensanfang, die bei späterer Depression eine große Rolle spielen.

Die Vorstellung, dass mechanische Übungen, wie etwa mehr lachen, ausgehen und Freunde besuchen, die Tiefe der Depression ungeschehen machen kann, ist reine Candide- (schau’ auf die helle Seite) Pollyanna-Lösung für Probleme, die von alten historischen Kräften verursacht werden. Regeln helfen dabei, tiefem Schmerz eine andere Fassade aufzusetzen. Und den finden wir bei unseren Depressiven. Wenn man sieht, wie andere glücklich sind, macht es einen manchmal umso deprimierter. Übungen? Die kanalisieren die Schmerzenergie für kurze Zeit. Das Problem mit all den "Wie-man’s" und mechanischen Übungen ist, dass man sie immer wieder machen muss, weil sie alle flüchtige Notbehelfe sind. 

Anleitungsbücher gibt es endlos viele, weil sie sich nicht mit Ursachen befassen können und es nicht tun. Stattdessen bieten sie eine unendliche Aufmachung kesselflickender Mechanismen. Das machen sie, weil man, um sich mit Ursachen zu befassen, zu den genauen Gegenpolen des verbalen/expressiven Geistes vordringen muss, um die Ereignisse und dazugehörigen Gefühle ausfindig zu machen, die verankert wurden, bevor wir das Tageslicht auf diesem Planeten sahen und bevor wir ein Wort sprechen konnten. Wir können nicht mit etwas sprechen, das keine Sprache spricht.

Es gibt keine 10 Schritte zur Gesundheit; wir können keiner "yellow brick road" ins Nirwana folgen. Wie wir sehen werden, ist Depression ein Zustand massiver Verdrängung vieler Gefühle und Einprägungen. Sie müssen in zeitlicher Reihenfolge von den jüngsten zu den am weitesten zurückliegenden wiedererlebt werden. Meine Depressiven haben viele Gefühle gemeinsam, und diese stammen aus ähnlichen Geburtsgeschichten. Ich habe diese Idee nicht ausgeheckt und dann auf Patienten angewandt. Ich habe einfach aufgeschrieben, was sie sagten und durchgemacht hatten. Aus meinen Beobachtungen habe ich eine Theorie aufgestellt. 

Der Grund, dass wir vorher nicht dorthin gegangen sind, besteht darin, dass die Tiefen des Unbewussten niemals erforscht worden sind. Wenn wir nichts über die Tiefen wissen, die es zu ergründen gilt, werden wir keinen Weg finden, um dorthin zu gelangen. Wenn wir auf der verbalen Ebene bleiben, werden wir die Erinnerungen, die tief im Gehirn aufgezeichnet sind, nie erreichen. Wenn zum Beispiel depressive Patienten in die Therapie kommen, kann ihre Körpertemperatur im Zustand tiefer Depression auf 94,5 oder 95 Grad (F) [= 34,7°(C) oder 35°(C)] absinken. Nachdem jemand eine tiefe Hoffnungslosigkeit wiedererlebt, kann sich seine Körpertemperatur auf 98,6 (F) [= 37°C] normalisieren. Das ist nur eine von vielen Kontrollen, die wir haben. Die Gehirnstrukturen, welche die Temperatur im Körper kontrollieren, befinden sich tief im Gehirn. Die Tatsache, dass die Therapie die Sollwerte der Körpertemperatur ändert, zeigt mir an, dass wir tiefliegende Teile des Zentralnervensystems beeinflusst haben.

Der Depressive ist im Großen und Ganzen ein Parasympath — jemand, dessen Gesamtsystem zu diesem Teil des Nervensystems (dem parasympathischen) verschoben ist. Dieser Unterabschnitt des Nervensystems wird vom Hypothalamus kontrolliert. Es ist ein Ruhe-, Entspannungs- und Reparatursystem, ein System, das gewöhnlich Untersekretion erzeugt. Es ist das System, das sich aus der "Gefrier"- Reaktion bei Tieren entwickelt hat, die sich mit der Zeit herausbildete, um die Fähigkeit zu hemmen, auf Gefahr eine unmittelbare und aggressive Reaktion erfolgen zu lassen. 

Manchmal besteht die beste Abwehr darin, nichts zu tun oder wenigstens einen Augenblick nachzudenken und zu überlegen, bevor man reagiert. Ein Schlüssel­merkmal dafür ist die Körpertemperatur, die fast immer universell niedrig bei diesen Patienten ist und vom parasympathischen Nervensystem kontrolliert wird. Sie erzählt von einem Geburts- oder Vorgeburtstrauma, welches das System in Richtung Passivität, Verzweiflung, Niederlage und Reaktionsunfähigkeit verschoben hat. Danach kontrolliert es unser Verhalten und unsere Symptome. Migräne ist zum Beispiel oft Reaktionsbestandteil dieses Systems: ein Verschließen (Zusammenziehen) der vaskulären Blutzirkulation, dem massive Erweiterung folgt.

 

Wenn man tiefe Gefühle, eingekapselte und ferne Einprägungen, ignoriert, dann übersieht man sie leicht bei der Behandlung von Depression. Dann hat man keine andere Wahl, als Anleitungen oder Vorschriften anzubieten. Dann kann man nur versuchen, die aufwallende Kraft des Schmerzes zurückzudrängen, da Verdrängung von frühem Schmerz zu keiner anderen Alternative führt. "Auf die helle Seite zu schauen" ist eine religiöse Idee, die man ins Reich der Psychotherapie befördert hat. Die "Kraft des positiven Denkens" überlässt man am besten der Kirche, weil unser inneres System, so sehr wir auch auf die helle Seite schauen wollen, auf die dunkle Seite schaut. Warum? Weil die eingeprägte Erinnerung dunkel und schmerzvoll ist. Man kann jedoch zu ihr gelangen und sie auslöschen. Ich habe meine Patienten so tief und weit wie möglich in ihre Vergangenheit gebracht, und ich habe nie einen Dämon gefunden oder eine dunkle, teuflische Kraft. Alles, was ich je gesehen habe, ist abgesonderter Schmerz. Alles, was es dort gibt, ist ein reines Bedürfnis, das aus der Kleinkindzeit übriggeblieben ist, als diese Bedürfnisse hätten erfüllt werden sollen.

 

David Laplante und Michael Meaney von der McGill Universität in Kanada schreiben Folgendes: "Wir vermuten, dass ein hohes pränatales Stressniveau, dem der Fetus ausgesetzt ist, insbesondere in der frühen Schwangerschaftszeit seine Gehirnentwicklung beeinträchtigen kann." ("Stress During Pregnancy Affects General Intellectual and Language Functioning in Human Toddlers." David Laplante, Michael Meaney, et al., Pediatric Research, Vol. 56, No. 3, 2004.) Sie untersuchten schwangere Frauen während eines schweren Eissturms in Kanada im Jahr 1998. In dieser Studie vermerken sie: "Prägung bei der Geburt kann Individuen für gewisse Verhaltensmuster prädisponieren, die den größten Teil des Erwachsenenlebens maskiert bestehen bleiben." 

K.J.S Anand und seine Kollegen stellen fest, dass bei einer Reihe von gewaltsamen Selbstmorden "die signifikanten Risikofaktoren jene perinatalen Ereignisse waren, die wahrscheinlich Schmerz beim Neugeborenen verursacht haben." (Seite 70). Sie zeigen auch auf, dass die schwangeren Frauen, die schwer rauchten, Babys hatten, die später mehr zu Kriminalität neigten. Und Mütter, die während der Schwangerschaft Drogen nahmen, hatten Kinder, die weit mehr zum Drogenkonsum neigten, sowohl zu schweren Opiaten (Morphin) als auch zu Speed (Amphetamin). Es gibt jetzt buchstäblich Hunderte von Studien, welche die Hypothese über frühe Prägungen/Einprägungen untermauern, wie sie andauern und unsere Systeme verändern.

Das ist neues Material. Vor etwa 20 Jahren hatte man an solche Forschung größtenteils nicht gedacht. Die meisten klinischen Studien bestätigen, was wir seit beinahe 40 Jahren sagen. Die Beweise dafür werden jetzt von Wissenschaftlern nicht in Frage gestellt. In Frage gestellt wird die Notwendigkeit, das alles wiederzuerleben. Unter uns gibt es kaum einen Psychotherapeuten, der an die absolute Notwendigkeit glaubt, alte Ereignisse wiederzuerleben und ihre Prägungen zu ändern, und dennoch ist es genau dieser Prozess, der heilsam ist. Könnte ich sagen, dass der einzige heilsame Prozess einer ist, der sich mit Geschichte und Erinnerung befasst?

Wenn ich behaupte, dass sich der Patient an seine Zeit im Mutterleib "erinnert", müssen wir daran denken, dass Erinnerung etwas sein kann, das jenseits verbalen Abrufens liegt. Der Körper erinnert sich an seinen Sauerstoffmangel, seine fehlende Bewegungsfreiheit in körperlichem und anatomischem Sinn, an die Strangulierung durch die Nabelschnur oder sein Empfinden, überwältigt zu werden und von Betäubungsmitteln gelähmt zu werden. Am Anfang gibt es zweifellos keine intellektuelle Erinnerung, sondern es gibt ein tieferes Gehirnsystem, das die Erfahrung aufgezeichnet hat.

 

Einprägungen stehen gewöhnlich nicht im Lexikon des Therapeuten; wenn neun Monate fetalen Lebens übersehen werden, dann gibt es keine Wahl: Regeln und noch mehr Regeln, 10 oder12 Schritte ins Nirwana, etc. Gefühle sind das Gegenteil von Regeln. Regeln sind ein ursächlicher Faktor bei Depression. Zu oft wuchs der Depressive mit Regeln und Vorschriften auf anstatt mit Wärme, Freundlichkeit und Zärtlichkeit. Zu oft gehen sie in eine Therapie, die Regeln hat — bekannt als Verhaltens- oder kognitive Therapie, ein Versuch, das Verhalten zu ändern, welcher Benimmregeln einbezieht. Der Ansatz lautet im Grunde: "Mach’ etwas mit mir." Unglücklicherweise macht man in den meisten konventionellen Therapien etwas mit dem Patienten. Es ist, was die Eltern getan haben und was jetzt großgeschrieben wird. Die Person ist Empfänger einer Vielzahl von Manipulationen. Wenn wir Gefühle ignorieren, muss "etwas mit uns gemacht werden." Das geschah mit vielen von uns, als wir aufwuchsen — herumkommandiert werden ohne Rücksicht, wie wir uns fühlen. Das kann so subtil sein wie zum Beispiel ein Kind nie zu fragen, was es zum Essen haben will. Unterschwellig aber lernt es, dass seine Bedürfnisse und Gefühle nicht zählen. Wir wollen diesen Fehler bestimmt nicht verschlimmern.

 

Wenn sich die Auffassung über Depression von der Biologie löst, wird sie flüchtig und vage und eignet sich nur für Verhaltenserklärungen. Diagnose in der Psychotherapie ist zu oft eine Sache der Nomenklatur — eine Diagnose, welche die Neurologie übersieht und den Körper, der das alles beherbergt. Sie wird zu Therapeutenworten, die andere Worte des Patienten beschreiben. Patient: "Ich fühle mich oft niedergeschlagen." Therapeut: Er sagt, er fühlt sich niedergeschlagen. Hört sich für mich wie Depression an." Fragt er: "Was ist in den tieferen Bereichen des Gehirns und im Unbewussten los?" Nicht wirklich. Wenn er darüber nachdenkt, antwortet er wahrscheinlich: "Nun, lassen wir das jetzt beiseite." Das, was ein Patient sagt, in psychologischem Fachchinesisch wiederzugeben, bringt die Wissenschaft nicht voran noch macht es sie verständlicher. Es übersetzt einfach etwas ziemlich Einfaches in etwas schrecklich Kompliziertes. Es ist, um einen französischen Ausdruck zu gebrauchen, als wolle man das Haar vierteilen. Wenn wir diese Aussage in neurobiologische Realitäten übersetzen können und sie uns zu den Ursprüngen führen lassen, wird sie zur Wissenschaft und wir haben Fortschritte gemacht.

 

In der Primärtherapie wird der Patient zum Therapeut, indem er lernt, wie er Zugang zu sich selbst findet und wie er fühlt. Er hat alle Einsichten und braucht keinen Anstoß oder Anfeuerung von außen. Das ist nicht unsere Rolle. Der Therapeut ist lediglich der Katalysator, der ermöglicht, dass die Heilkräfte in Gang kommen. Der Therapeut "heilt" den Patienten nicht. Der hat die Macht, es selbst zu tun. Wir entfernen die Barrieren (die Abwehr) gegen das Fühlen, und danach nimmt die Natur ihren Lauf. Ein Primal zu haben ist ein völlig natürlicher Prozess, der in der frühen Kindheit irgendwie Wegelagerern zum Opfer fiel. Ein Primal ist nur der Prozess, in dem man den Schmerz fühlt, der bereits in unser System eingeprägt ist. Andererseits gibt es für den Therapeuten ein spezielles Verfahren, mit dem er die Abwehr entfernt, ohne den Patienten zu schädigen. Keine Formel. Das Wesen der "Wie-man"-Methode besteht immer darin, das Biest zeitweise zu zähmen. Das Problem ist, dass wir das "Biest" sind, unsere Neurologie und Biochemie. Es gibt keine bekannte Methode, Depression zu besiegen, es sei denn, man findet einen Weg, den zu besiegen, der wir sind. Depression ist nicht irgendein Monster, ein Teil von uns, den wir herausreißen müssen. Sie ist darin eingebunden, wie unsere Biologie funktioniert — wie Nervenzellen zusammenwirken, wie sich Schlüsselhormone verhalten, und wie viel zirkulierendes Serotonin es gibt. Außerdem können wir niemandem sagen, wie oder was er oder sie zu fühlen hat.

 

"Das Biest zähmen" ist buchstäblich das, was man in einem Krankenhaus im Osten der USA macht. Wenn sie glauben, dass eine tiefe Depression nicht auf schwere Medikation ansprechen wird, entscheiden sie sich für Gehirnchirurgie — tiefe Gehirnstimulierung, um genau zu sein. Gelinde gesagt ist es ein äußerst drastischer Lösungsversuch. Er involviert, dass man vier Löcher ins Gehirn bohrt (vier Schrauben werden in den Schädel eingesetzt), Elektroden in die Nähe einer Gehirnstelle implantiert, die als Areal 25 (Mittellinie des Gehirns) bezeichnet wird, und ihr einen ständigen Strom elektrischer Impulse zuführt. Sie glauben, dass die für Depression verantwortlichen Schlüsselareale der oberste Hirnstamm und einige alten limbischen Strukturen sind. 

Die Überlegung geht dahin, dieses vermeintlich in Depression verwickelte Areal zu stimulieren und zu entspannen. Doch stellen Sie sich vor, wir könnten dieses Areal ohne Medikamente oder Operation erreichen und Veränderungen im Schaltkreis zustande bringen (ihn vielleicht neu verdrahten). Es ist möglich, weil wir Wege gefunden haben, um Zugang zu tiefen Gehirnzentren zu erlangen. Bestimmt sollte man natürliche Gefühlsmethoden einer ernsten Gehirnoperation vorziehen. Nach Angaben eines Berichts in der N.Y.Times vom 2. April 2006 ("Ein Depressionsschalter?", von David Dobbs) erbrachte die durchgeführte Operation einen Durchschnittssatz von 80 Prozent aller Patienten, die eine Besserung ihrer Depression spürten. Um das klarzustellen, solange wir keine Wege gefunden haben, die Tiefen des Gehirns ohne Operation oder Medikamente zu sondieren, können wir nicht sagen, es gebe keine Heilung für bestimmte Depressionen. Ich glaube, wir haben das Gegenmittel.

Der Grund, warum wir zu solch drastischen und gefährlichen Maßnahmen Zuflucht nehmen müssen, besteht darin, dass alle bisherigen Behandlungen dem obersten Teil des Gehirns — dem Neokortex — galten, eigentlich der vorderen linken Spitze des Neokortex (präfrontales Areal genannt). Weil wir einen Weg gefunden haben, auf tiefe Gehirnzentren zuzugreifen (dieselben Strukturen, die durch Chirurgie und/oder Tranquilizer beeinflusst werden), können wir bei der Therapie der Depression erfolgreich sein und einen fehlgeleiteten Ansatz vermeiden. Der Beweis: Wir haben viele tiefe Depressionen erfolgreich behandelt und haben unsere Ergebnisse anhand von Gehirnwellen und biochemischen Werten gemessen (siehe mein "Primal Healing" für eine vollständige Erörterung). Man bezeichnet sie als "tief", weil sie oft tief unten im Gehirn entspringen. Solange wir keinen Zugang zu diesen Tiefen haben, können wir niemals von Heilung sprechen, oder, um es anders auszudrücken, wenn wir zu diesen Tiefen Zugang haben, dann können wir von Heilung sprechen. Es scheint eine Zwickmühle zu sein. Wir verwenden Therapien, die Depressive nicht heilen können, und schauen dann diejenigen schief an, die behaupten, über eine Heilmethode zu verfügen. 

"Heilung" ist kein schändlicher Begriff. Schändlich (-ein Grund zur Schande-) ist es, dass wir sie aufgegeben und zu einem "schmutzigen" Wort gemacht haben. Denken Sie daran, erst wenn wir Zugang zu diesen Tiefen haben, dann können wir von einer Heilung sprechen, und nicht vorher. "Heilung" ist kein Begriff, den man im Interesse reiner Wissenschaft vermeiden sollte; es ist ein Zustand, den man eifrig begehren sollte.

 

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