WAS IST GUTE PRIMÄRTHERAPIE ? (nach Dr. Janovs Definition)
Auf Primaltherapy.com seit 13. Juni 2002 Übersetzt von F. Wagner
Im Lauf der Jahre hat Dr. Janov die besten Bedingungen für richtige Primärtherapie definiert. Die Erfahrungen vieler Jahre haben uns die Bedürfnisse unserer Patienten aufgezeigt und uns erlaubt, den optimalen Therapieverlauf zu bestimmen, um diesen Bedürfnissen nachzukommen.
FORMALES TRAINING
Es liegt auf der Hand, dass es die wichtigste Voraussetzung für einen Primärtherapeuten ist, in Dr. Janovs Trainingsprogramm unter seiner Leitung und ständigen Intervention ausgebildet worden zu sein. Dr. Janov betreibt kontinuierliche Forschung auf den verschiedenen Fachgebieten, die für die Primärtherapie relevant sind. Seine Forschung fördert neue Erkenntnisse auf theoretischer und praktischer Ebene, neue Techniken und führt zu einem laufend verbesserten Verständnis des Primärprozesses.
Unser Trainingsprogramm erstreckt sich über 5 Jahre, in denen die Praktikanten in Primärtheorie ausgebildet und auch in anderen psychologischen Theorien geschult werden. Sie nehmen auch an Lehrgängen über Gehirnstrukturen, Neurologie, verschiedene Formen der Medikation, usw. teil. Ihr klinisches Training in der Primärtherapie ist sehr intensiv und gestattet ihnen, ihr Wissen und ihre praktische Erfahrung auszubauen. Nicht alle Bewerber für das Trainingsprogramm werden akzeptiert, und nicht alle kommen zu einem Abschluss. Manchmal entlässt das Primal Center den Auszubildenden aus diesem oder jenem Grund, aber meistens, weil er/sie nicht den Kriterien eines Primärtherapeuten entspricht.
Einige dieser Kriterien beinhalten insbesonders:
Ausreichende eigene primärtherapeutische Behandlung, sodass guter Zugang zu Gefühlen besteht. Bereitschaft, sich selbst regelmäßig und erforderlichenfalls dem Gefühlsprozess zu überlassen.
Die nötige Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit, Irrtümer zu erkennen und Fehler einzugestehen.
Kein Rauchen oder Trinken, keine Drogen.
Der aufrichtige Wunsch, anderen zu helfen.
Fortgeschrittene Kenntnisse in der Primärtheorie
Ein Gespür für die klinische Praxis und geschärfte Wahrnehmung.
Dieselben Qualitäten sind natürlich für einen Therapeuten erforderlich. Am Primal Center sind alle Therapeuten immer noch in die klinische Überwachung und in theoretische Diskussionen einbezogen, die von Dr. Arthur Janov und Dr. France Janov geleitet werden. Training und Überwachung hören niemals auf.
OFFENHEIT
Primärtherapeuten müssen von eigenem Schmerz „gesäubert" sein, sodass die Beziehung zu ihren Patienten nicht beeinträchtigt und die Art, wie sie ihre Patienten wahrnehmen, nicht entstellt wird.
Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit sind wesentlich. Therapeuten müssen akzeptieren, dass ihre Patienten sie auf jede erdenkliche Art herausfordern, konfrontieren oder befragen. Zum Beispiel könnte ein Therapeut, der Kritik nicht hinnehmen kann, seine/ihre Macht benutzen, berechtigte Kritik zurückzuweisen und das Problem auf den Patienten zu verlagern.
Therapeuten dürfen keine Angst vor Wut haben. Sie müssen in der Lage sein, den Zorn der Patienten auf sich zu nehmen, ohne sich provoziert zu fühlen. Gefühle werden leicht dazu verwendet, Leute zu manipulieren, und das ist in der Primärtherapie völlig inakzeptabel.
Wir empfehlen niemanden, Primärtherapie ganz alleine zu praktizieren. Wir glauben, das Feedback anderer Primärtherapeuten ist wichtig, um Fehler oder Fehlwahrnehmungen aufzuzeigen und um über einen Fall oder einen Eingriff usw. diskutieren zu können.
Es besteht auch definitiv die Notwendigkeit für einen Co-Therapeuten, der/die den Patienten mit Beginn der zweiten individuellen Therapiewoche sieht. Mit einem zweiten „primären Therapeuten" hat der Patient einen weitereren Therapeuten zur Hand, sollte der Haupttherapeut nicht zur Verfügung stehen.
Des weiteren gibt eine Anzahl von kooperierenden Therapeuten dem Patienten die Möglichkeit, einen anderen als den ursprünglich zugewiesenen Therapeuten zu wählen. Es kann geschehen, dass der Patient auf den Therapeuten schwer symbolisch reagiert und nicht fähig ist, die Symbolisierung zu durchbrechen. Diese Situation kann zu einem endlosen Kampf mit dem Therapeuten und der Therapie führen. Dann ist es gut, wenn man den Therapeuten wechseln kann, und sei es nur momentan.
Im Verlauf der Therapie können Patienten herausfinden, dass sie aus verschiedensten Gründen besser mit dem einen oder anderen Therapeuten arbeiten können oder dass sie plötzlich speziell einen männlichen oder weiblichen Therapeuten, eine sanfte oder strenge Person brauchen, usw.
Wir wollen unsere Patienten dahin bringen, dass sie von keinem Therapeuten abhängig sind. Das Ziel des Prozesses ist es, den Patienten Zugang zu ihrer Vergangenheit und ihren schmervollen Gefühlen zu ermöglichen, sodass sie die formale therapeutische Situation verlassen und unter eigener Regie fühlen können. Primärtherapie ist ein Werkzeug, und wir wollen, dass unsere Patienten es anwenden können, wann immer es zu einer auslösenden Situation kommt, sodass sie ihre Vergangenheitsgefühle anhand gegenwärtiger Auslöser auflösen können, zu ihrem Leben zurückkehren, von uns – ziemlich schnell - unabhängig werden und weiterhin vom Primärprozess im Sinne ihrer Gesundheit profitieren.
GRUPPEN
Die Teilnahme an Gruppen ist wesentlich. Einige unserer Patienten besuchen nach Ablauf der drei Wochen Einzeltherapie nur Gruppen. Sie werden im Verlauf der zweiten Woche ihrer Einzeltherapie in die Gruppe eingeführt. Wir bieten 2 Gruppen in der Woche an. Gruppen sind aus folgenden Gründen von wesentlicher Bedeutung:
In der Gruppensituation erkennen Patienten, dass sie mit ihrem Schmerz nicht allein sind, dass jeder hier in der gleichen Lage ist.
Wenn sie das erkennen und wenn sie sehen, was andere Patienten tun, um an ihre Gefühle zu gelangen, hilft es ihnen, den Mut aufzubringen, dasselbe zu tun.
In der Gruppensituation lernen sie, wie sie an ihre Gefühle gelangen können, indem sie die anderen Patienten beobachten.
Ein Patient löst die Gefühle des anderen aus, was für die Therapie sehr hilfreich ist.
Patienten können die Gruppe auch nutzen, um einander zu konfrontieren, um in einer sicheren Umgebung Gefühle auszuprobieren, die sie nie ausdrücken konnten, und Verhalten, das sie nie zeigen konnten (zum Beispiel Reden, Singen, Wütendwerden, Leute Umarmen). Es ist eine sichere Umwelt, weil ein Therapeut anwesend ist, der den Patienten in allem hilft, was sich abspielt, und weil es keine Bewertung gibt, ganz gleich, welche Gefühle ausgedrückt werden oder welches Ausagieren zum Vorschein kommt. Jegliches neurotisches Verhalten stammt von Schmerz, und alle Anwesenden verstehen und wissen das.
Aber nicht alle Patienten sind für die Gruppe bereit, und es unterliegt der Entscheidung der Angestellten, die Teilnahme an der Gruppe zu unterstützen oder von ihr nicht zuzustimmen. Das geschieht nur in wenigen Fällen, da die meisten Leute von der Gruppe profitieren.
NOTFALL
Das Primal Center bietet einen Notdienst an. Sieben Tage in der Woche ist rund um die Uhr ein Therapeut telefonisch erreichbar, falls Bedarf besteht.
TEILNAHME VON PATIENTEN AN PERSONALSITZUNGEN
Wann immer wir mit unseren Patienten gewisses Aspekte ihrer Therapie zu erörtern haben, rufen wir sie in unsere Personalsitzungen. Es kann sein, dass die Patientin/der Patient in ihrem/seinem Leben gerade besonders schwierige Phasen durchmacht, und wir wollen ihnen Gelegenheit geben, darüber zu reden. Es kann sein, dass wir grundsätzlich über ihre Therapie reden müssen, wenn wir erkennen, dass es ein Problem gibt. Die Teilnahme kann auf Wunsch der Patienten erfolgen, wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen mit dem gesamten Personal treffen wollen.
Bevor Patienten zum Meeting der Angestellten kommen, wird das vorliegende Problem unter den Mitgliedern des Personals eingehend besprochen. Wenn Entscheidungen über die Therapie der Patienten zu treffen sind, werden sie zusammen mit den Patienten erörtert, bevor ihnen zugestimmt wird. Die Patienten müssen den Grund für die Entscheidung verstehen und damit einverstanden sein.
BETREUUNGSGRUPPEN
Weil einige unserer Patienten sich schwer tun, in ihrem Leben zu funktionieren, haben wir eine „Betreuungsgruppe" geschaffen, die Unterstützung bei der gesamten Organisation in der Welt außerhalb des Instituts anbietet. Wir haben herausgefunden, dass sie sehr hilfreich ist. Patienten können nicht nur praktische Angelegenheiten ansprechen und die nötige Unterstützung erhalten, sondern sie können auch die Gefühle fühlen, die mit ihren Problemen in Verbindung stehen.