Anmerkungen zur aktuellen Situation der Primärtherapie
Von F. Wagner (2004)
Wenn Sie heutzutage im Internet gezielt nach Primärtherapie suchen, finden Sie in Deutschland und weltweit eine Vielzahl von „Zentren" und Einzelpersonen, die diese Methode der Psychotherapie anbieten. Es gab einmal eine Zeit, da war “Primal Therapy” ein eingetragenes Markenzeichen, das ausschließlich von Dr. Janov und den von ihm geleiteten Instituten bzw. den von ihm lizensierten Therapeuten benutzt werden durfte. Andere klagten gegen dieses Monopol und bekamen vor Gericht Recht, und in der Folge kam es weltweit zur wundersamen Vermehrung der Primärtherapie. Viele boten und bieten diese Dienstleistung wesentlich günstiger an als ihr Urheber Dr. Janov, und so könnte man/frau meinen, hier habe sich im marktwirtschaftlichen Sinn eine positive Entwicklung aufgetan.
Die Sache hat aber einen größeren Haken: Wo “Primärtherapie” draufsteht, ist noch lange keine Primärtherapie drin, oder anders gesagt, finden wir heute ein verwässertes Produkt, das mit dem Original oft nur noch den Namen gemein hat und die von Janov definierten Zielsetzungen nicht erfüllen kann. Per Definition ist Primärtherapie ein System, das den Zugriff auf Schmerzen ermöglicht, die tief ins Gehirn eingegraben sind, und das es somit den Patienten ermöglicht, diese frühen Einprägungen nach und nach aufzulösen.
Es ist ein unverwechselbares Kennzeichen richtiger Primärtherapie, dass die Patienten im Lauf der Zeit zunehmend unabhängiger vom Therapeuten werden. Wenn sie in der Anfangsphase auf den richtigen Weg gebracht werden, können sie nach geraumer Zeit – Janovs Institut spricht von einem bis eineinhalb Jahren – das “Werkzeug” Primärtherapie ziemlich selbstständig benutzen und in ihr Leben integrieren. Im Artikel „WAS IST GUTE PRIMÄRTHERAPIE?" findet sich auf Janovs Webseite folgende Aussage: “Das Ziel des Prozesses ist es, Patienten Zugang zu schmerzvollen Gefühlen der Vergangenheit zu verschaffen, sodass sie die formale Therapie verlassen können und in der Lage sind, unter eigener Regie zu fühlen.”
Und auch in diesem Sinn ist Primärtherapie tatsächlich eine Revolution. Der Therapeut führt den Patienten in den Gebrauch des “Werkzeugs Primärtherapie” ein und übergibt schließlich die Macht an ihn. In der konventionellen Psychotherapie ändern sich die Machtverhältnisse nie.
Wieviele der weltweit praktizierenden Primärtherapeuten waren in den letzten 15 Jahren, in denen sich Janov und seine Primärtherapie weiterentwickelten, am Primärinstitut in Venice, Kalifornien? Kaum einer. Wieviele kennen den Primärprozess aus eigener Erfahrung? Kaum einer. Wie soll ich einem Patienten den Weg zu seinen tiefsten Schmerzen ebnen, wenn ich keine Vorstellung habe, welche Kräfte in meinem eigenen Limbischen System und Hirnstamm eingekapselt sind? Ich muss sagen, dass mir diese Leute nicht geheuer sind. Sie therapieren munter drauflos, bringen ihre Patienten zum Weinen und Schreien, ohne den Unterschied zwischen Abreaktion und verknüpftem Wiedererleben zu kennen und ohne sich mit den physiologischen Parametern zu befassen, die deutliche Auskünfte über Fortschritt oder Stagnation in der Therapie geben könnten.
Janov betreibt an seinem Institut einen enormen Forschungsaufwand. Alle möglichen Werte werden gemessen, in ihrer Entwicklung verfolgt und dokumentiert. Hormon, Hirnstrom, Blutstrom, nichts entgeht dem geschulten Forscherauge, und siehe da, es ändert sich was. Stresshormonspiegel sinken, der Blutdruck normalisiert sich und die Hirnströme deuten auf ein ausgeglicheneres, ruhigeres Gehirn hin. „Primärtherapie ist kein Wunder, sondern angewandte Wissenschaft", sagt Dr. Janov.
Ich habe keine Zweifel an der Wirksamkeit der Primärtherapie. Ich habe den Primärprozess am eigenen Leib erfahren und brauche deshalb keine Beweise aus zweiter Hand. In den siebziger Jahren war es mir unter eigener Regie gelungen, zu traumatischen Szenen meiner Kindheit zurückzukehren und schließlich auf die eingekapselte Geburtserfahrung zuzugreifen. Ich war jung und verspürte die hundertprozentige Sicherheit, dass ich es schaffen konnte. Vielleicht war es auch mein Glück, das ich mich auch ohne Primärtherapie noch schwach an ein Trauma von hoher Valenz (ein hochwertiges Trauma, sozusagen) erinnern konnte, das geschah, als ich acht oder neun Jahre alt war. Ich wusste, dort musste ich hin, und im Lauf der Monate war ich erfolgreich. Als ich in der Agonie dieser Szene angelangt war, hatte ich „das Spiel gewonnen", das heißt, ich hatte einen Punkt erreicht, ab dem der Primärprozess gleichsam „automatisch" weiterläuft. Schon bald darauf und nahezu nahtlos glitt ich in mein Geburtstrauma, erlebte den ungeheuerlichen Druck wieder, dem ich damals ausgesetzt war, die Sauerstoffnot und die Art und Weise, wie ich wiederbelebt wurde (heftiges Schütteln). Es schien, dass zwischen beiden eingeprägten Erinnerungen eine neurologische Verbindung bestand, sodass der Schrecken des späteren Traumas die heftigen Konvulsionen und Kontraktionen des früheren Traumas nach sich zog.
Heute noch staune ich über die überdimensionale Kraft dieses Geburtstraumas. Diese gigantische Energie war mehr als zwei Jahrzehnte lang in den Nervennetzwerken meines Hirnstamms eingespeichert, eine hochenergetische Erinnerung, die sich in reverbierenden, sich selbst wiederauslösenden Schaltkreisen bewegte? Nichts deutete auf dieses Kraftwerk in meinem Gehirn hin, ich war eher ruhig und introvertiert, und mein frontaler Kortex staunt noch immer, wie der „antike" Hirnstamm auf so engem Raum solche Kräfte aufbewahren konnte. Geburts-Wiedererlebnisse sind gefilmt worden, und Profis in den helfenden Berufen sollten sich diese Videos in Janovs Institut anschauen, um einen Eindruck zu bekommen, was bei einem Geburtsprimal in Gehirn und Körper abläuft.
Nach dem Geburtstrauma herrschte lange Zeit Ruhe. Das Gehirn wollte keine Erinnerungen mehr freigeben. Das menschliche System ist weise. Es weiß, wann es „die Katze im Sack lassen muss", es würde nie zulassen, dass sich ein Trauma im Gehirn und Körper ausbreitet, das die Person zum aktuellen Zeitpunkt überlasten und fragmentieren würde. Primärtherapie ist ein natürlicher Prozess, in dem einer „vernichtenden" Erfahrung eine lange Ruhe- und Erholungsphase folgt, sodass die Person sich gut stabilisieren kann und nicht überlastet wird. Häufige Überlastung in der Therapie ist ein Anzeichen dafür, dass der Primärprozess nicht in Gang gekommen ist und dass sich an seiner Stelle Abreaktion breit macht. Es kann schon passieren, dass man/frau eine Sitzung einmal „fragmentiert, gerädert und zerstückelt" verlässt, aber es ist nicht der Normalfall, und wenn es öfters geschieht, stimmt etwas nicht mit der Therapie. Wer wie die Rebirther gewaltsam direkt auf sehr frühe Einprägungen zugreift, provoziert die zu frühe Freisetzung eines schweren Traumas mit gefährlichen Folgen und ohne Chance, dass es zur Auflösung der Einprägung kommt.
Selbst wer nur rudimentäre Kenntnisse von der Struktur und Funktion des Gehirns hat, müsste sich darüber im Klaren sein, dass das menschliche System ein tief vergrabenes Trauma nicht adhoc freigeben kann, nur weil der Wille danach besteht. Es lässt den Hirnstamm zuerst einmal völlig kalt, was der frontale Kortex weiter oben will. Hätte er Worte, würde er zum Kortex sagen: „Schaufle mir erst zuerst den Weg frei. Mein Nachbar, das limbische System, hat soviel Erinnerungsmüll abgelagert, dass ich mein eigenes Haus noch nicht entrümpeln kann." Wenn die Zeit reif ist und der Weg frei, steigt das ganz frühe Trauma aus eigener Kraft nach oben.
Es dauerte bei mir viele Jahre, bis die nächste Erinnerung zum Vorschein kam. Ich war innerlich bereit, ich wusste, es musste noch einiges folgen, aber ich hatte nicht mit diesen überwältigenden Todesgefühlen gerechnet, die mir keine Chance ließen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. Ich war tausendprozentig davon überzeugt, dass jetzt meine letzten Stündlein geschlagen hätten, und so begab ich mich freiwillig in die Psychiatrie. Nach sechs Wochen, als ich die Klinik wieder verließ, war der Höhepunkt der Höllenqual überstanden, und mir wurde zunehmend klar, dass der Tod tatsächlich in meiner Vergangenheit verwurzelt war und keinesfalls zu meiner gegenwärtigen Realität gehörte. Es war wirklich ein Urerlebnis: Sterben nach der Geburt aufgrund von Liebesmangel, Ablehnung, Alleinsein, und auch aufgrund der Nachwirkungen des Geburtstraumas. Wie fühlt sich der Tod eines Babys an? Ich kann mir keine schlimmere Art zu sterben vorstellen.
Darf es noch ein Trauma sein? Mir hätte es eigentlich gereicht, aber viele Jahre nach dieser Todeserfahrung erreichte mein Traumazug die nächste und letzte Station: die Einprägungen im Mutterleib. Von dem Augenblick an, da sie von meiner Existenz in ihr wusste, bestand meine Mutter nur noch aus Angst, Ablehnung und Verkrampfung. Kinder waren wirklich das Allerletzte, was sie zu dem Zeitpunkt wollte, und so bekam ich schon in utero zu spüren, was es heißt, unerwünscht zu sein. Ich spürte, dass mir Mami schon im Mutterleib ihre Liebe entzog: kein Oxytozin, kein Serotonin, nichts von all den Lebenselixieren, die der Minimensch so dringend braucht, stattdessen Angst und Spannung, die vom System meiner Mutter ausstrahlten und meinen kleinen Organismus vergifteten. An diesem vermeintlich sicheren Ort im Bauch meiner Mutter nisteten sich Angst, Spannung und Leere in mein System ein und es entstand eine unüberbrückbare Distanz zu anderen Lebewesen. Eine klassische frühe Prägung, verstärkt durch die postnatalen Erfahrungen. Ich war alleine.
Heute noch muss ich mich mit den (merklich nachlassenden) Auswirkungen dieses Traumas herumschlagen. Noch immer Phasen von Angst, Unbehagen, Spannung – Ausläufer des „big bangs" im System, wie Janov es in der Biology of Love nennt, des Urknalls, des persönlichen Supertraumas. Für mich sind die Zeit im Mutterleib und der Geburtsvorgang die Phasen, die mein Selbst am nachhaltigsten geprägt haben. Hätte ich gleich nach der Geburt einen verbalen Kommentar abgeben können, so hätte ich in allgemeiner Richtung auf meine Mitmenschen gesagt: „Ihr gottverdammten Arschlöcher, bleibt mir bloß möglichst weit vom Leib!" Und in Bezug auf Frauen: „Das müssen ja wirklich ganz besonders blöde Geschöpfe sein!" Nicht sonderlich freundlich, aber durchaus verständlich nach dem Supergemetzel im Mutterleib.
Und wie siehts bei mir aktuell aus? Ich bin 48 Jahre alt, gesundheitlich stabil und funktioniere ganz gut. Ich habe soeben eine zweijährige Umschulung im kaufmännischen Bereich mit sehr gutem Ergebnis abgeschlossen, ich bin konzentrationsfähig, kann neues Wissen aufnehmen, komme mit meinen Mitmenschen ganz gut zurecht und sehe recht optimistisch in die Zukunft. Ich verspüre kaum Wut und blicke nicht im Zorn zurück. In den langen Phasen der Stabilisierung zwischen den einzelnen aufsteigenden Traumen des Lebensanfangs konnte ich mein Leben genießen. Ich kann mich auf mein System verlassen, ich weiß, es wird keine rätselhaften Symptome produzieren, und es wird mich im Alter nicht im Stich lassen. Phasenweise spüre ich intensiv, dass ich ein fühlendes System bin. Die Ekstase ist mir vertraut. Wenn das Gehirn sich nicht mehr „wehren" muss (gegen eingeprägten Schmerz), kann es Gefühlszustände erzeugen, die das Leben wirklich bereichern. Ansonsten bin ich einigermaßen wach, nicht schläfrig, nicht deprimiert, und ich laufe auch nicht ständig gehetzt herum in dem unbewussten Versuch, ein frustriertes Kindheitsbedürfnis in der Gegenwart erfüllt zu bekommen, wie es zum Beispiel bei den vielen ewig hastenden freudlosen Gestalten in unseren Innenstädten zu beobachten ist. Mein Bindungsverhalten ist noch ziemlich mangelhaft, aber ich agiere nicht mehr so individualistisch wie früher. Meine Oxytozin- und Serotoninspiegel müssten noch etwas ansteigen. Alles in allem kann ich dem Leben etwas abgewinnen. Ich bin zufrieden.
Sie sehen, ich habe die Primärtherapie erfolgreich in mein Leben integriert. Es geht hier nicht um Rituale, die man regelmäßig vollzieht. Wiedererleben ist keine Zeremonie. In der Pseudo-Primärtherapie praktizieren die Leute regelmäßige Gefühlsrituale, schreien, weinen oder zürnen über etwas und stellen kaum jemals eine echte Verknüpfung mit Szenen der Kindheit her. Sie kommen nicht vorwärts. Nach der 250sten Sitzung ist das Gefühlserlebnis immer noch das gleiche wie zu Beginn. Es ist tagein, tagaus dieselbe stagnative Suppe. Es ist Abreaktion, und die alte Wut und der alte Schmerz sind noch immer in voller Stärke im System eingespeichert.
Um diese Verirrungsgefahr zu vermeiden, die letztlich vielleicht dazu führt, dass das Individuum eher kränker als gesünder wird, ist es ungemein wichtig, sich in der Startphase der Therapie in einer therapeutischen Situation zu befinden, die den Primärprozess korrekt in Gang setzt. Therapeuten müssen einen Blick dafür haben, ob Patienten im Kontext fühlen oder nur abreagieren, ob sie Fortschritte machen, ob sich vielleicht Empfindungen aus dem Hirnstamm einmischen, für die der Patient noch nicht bereit ist, und so fort. Die Janovsche Primärtherapie ist eine wissenschaftliche Methode, die zu erlernen viele Jahre erfordert. Sie lässt sich nicht einfach improvisieren. Vielleicht hat Janov das selbst einmal gedacht. In seinem Buch „Der Neue Urschrei" schreibt er sinngemäß: „Wir können nicht warten, bis die Wissenschaft aufholt, also müssen wir improvisieren." Vielleicht war das der Startschuss für die expandierende Pseudoprimärtherapie. Janov weiß inzwischen, dass improvisierte Primärtherapie die Arbeit seines Therapeutenteams erschwert. Jeder Patient, der lange Zeit selbst geprimalt hat oder von anderen „Primal Centers" kommt, muss zuerst einmal wieder auf den „Nullpunkt" gebracht werden, das heißt, die eingeschliffenen Abreaktionsmuster müssen entfernt werden, bevor die Reise in die Vergangenheit beginnen kann.
Warum biete ich keine Primärtherapie an? Weil ich es nicht kann. Es mangelt mir am nötigen Fachwissen, an den nötigen Techniken. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie man in einer anderen Person den Primärprozess auslöst. Es mangelt mir an Menschlichkeit. Warum soll ich mich mit dem Schmerz anderer Leute auseinandersetzen? Mein eigener hätte gereicht, um mehrere Leute zu traumatisieren. Das Leben hat auch noch andere Aspekte. Das ist meine gegenwärtige Einstellung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich ändert.
Ich behaupte, dass es zur Zeit auf dem gesamten Planeten genau ein einziges Institut gibt, das in der Lage ist, den Primärprozess korrekt in Gang zu setzen, zu stabilisieren und den Patienten in die Lage zu versetzen, nach ein bis zwei Jahren mit dem System „Primärtherapie" selbstständig umzugehen. Dieses Institut ist Dr. Janovs Primal Center in Venice, Kalifornien. Nahezu alle anderen Zentren, Einzeltherapeuten und Selbsthilfegruppen begünstigen meiner Überzeugung nach Katharsis (Abreaktion). Sie betreiben eine Art Gefühlstherapie oder Körpertherapie, bei der aber kein Prozess eingeleitet wird, keine Entwicklung und keine Fortschritte zu erkennen sind.
Warum ist es so schwierig, gute Primärtherapie zu finden und zu praktizieren? Organismen waren zwar in der Evolution schon sehr früh fähig, mit eindringenden schmerzhaften Reizen umzugehen, indem sie sie in einer Art neuraler Kreisprozess einfingen und ins System integrierten, aber mit zunehmender Komplexität der Nervensysteme wurde es immer schwieriger, den Schmerz wieder aus dem Organismus hinauszubefördern. Evolution beruht zum Teil auf der Permanenz des „gefangenen" Schmerzes und dessen stimulierender Wirkung. Primärtherapie ist also eine völlig neue Errungenschaft des menschlichen Neokortex, die sich erst einmal etablieren muss.
Es hatte in der Geschichte der Menschheit nie einen natürlichen Primärprozess gegeben, in dem der eingekapselte Schmerz das System wieder verlassen hätte. Das war zwar potentiell möglich, ist aber nie passiert, weil der Neokortex nicht genug entwickelt war, um diesen Prozess zu steuern. Aber es gab schon immer ein Abwehrsystem, das seine Fähigkeit mit Schmerz umzugehen ständig verbesserte. Und diese Abwehr mit ihrer „Erfahrung" aus vielen Millionen Jahren dominiert. Sie lässt den Schmerz nicht so leicht „vorbei", und deshalb tun die schlecht ausgebildeten Therapeuten und die Selbstprimaler sich so schwer, jenseits dieser Abwehr zu gelangen.
Andererseits ist Primärtherapie auch nicht sonderlich kompliziert. Sie brauchen einen sicheren Ort, der zum Fühlen ermutigt, einen Therapeuten/eine Therapeutin, die Ihnen einerseits nicht vorschreiben, was Sie zu fühlen haben ( „Sag deiner Mami, dass du wütend bist/dass du sie brauchst"), und andererseits wichtige Fingerzeige zur Forcierung des Prozesses erkennen. Sie müssen die Regie an Ihre unteren Gehirnebenen übergeben und die dort eingeprägten Erinnerungen an die Oberfläche kommen lassen. Es geht einfach darum, den Kontakt mit den Szenen und Gefühlen der eigenen Kindheit wiederzufinden. Die Vergangenheit muss zur Gegenwart werden. Im Alltagsleben sind wir viel zu beschäftigt und abgelenkt, als dass dies gelingen könnte. In einem Therapiezentrum, an dem Therapeuten tätig sind, die den Primärprozess aus eigener Erfahrung kennen und die über die notwendigen Techniken verfügen, geschieht das viel leichter. Nach einigen Monaten wissen Sie in der Regel selber, wie Sie an Ihre Gefühle gelangen können, und niemand kann Sie in die Irre leiten. Schließlich ist es Ihr Gehirn und Ihre Vergangenheit, und kein anderer Mensch kann mit Ihrem System so gut vertraut sein wie Sie selbst.
Zum Schluss möchte ich noch einmal meine felsenfeste Überzeugung bekunden: Echte Primärtherapie gibt es nur bei Dr. Janov! Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Sollte jemand hier in Deutschland voll überzeugt sein, bei irgendjemandem richtige Primärtherapie gemacht zu haben, so möge er/sie das kundtun.
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