Almost everybody knows the legend of Robinson, who stranded on an island as the only survivor when his ship sunk in a storm. Now, what if Robinson would not have been an adult, but a baby whose parents died in the catastrophe, and who was saved by the islanders? Assume they were not cannibals in search of an exotic dish, but raised him as one of themselves. He would then live a completely other life than his parents, of course. But he would also have completely different beliefs, a different language, a different way to think, know different things and so on. | Fast jeder kennt die Legende von Robinson, der als einziger Überlebender auf einer Insel strandete, nachdem sein Schiff in einem Sturm sank. Was wäre nun aber gewesen, wenn Robinson kein Erwachsener, sondern noch ein Baby gewesen wäre, dessen Eltern bei dem Unglück ums Leben kamen, und das von den Insulanern gerettet wurde? Nehmen wir mal an, diese wären keine Kannibalen auf der Suche nach einer exotischen Mahlzeit gewesen, sondern sie hätten ihn wie einen Stammesangehörigen großgezogen. Er würde dann natürlich ein ganz anders Leben als seine Eltern leben. Aber er würde auch an komplett andere Dinge glauben, eine andere Sprache sprechen, anders denken, andere Dinge wissen und so weiter. |
And yet, he might be happy there. Perhaps, if he would have the choice, he might decide for his parents´ way of living, but then, maybe he wouldn´t (remember the mutiny on the Bounty?). | Und doch wäre er vielleicht glücklich so. Eventuell, wenn er wählen könnte, würde er sich doch lieber für ein Leben nach dem Vorbild seiner Eltern entscheiden, vielleicht aber auch nicht (man denke nur an die Meuterei auf der Bounty). |
What we believe, how we speak, how we think, what we know and much more is almost all a product of our education, of culture. The islanders may have the strangest ideas and beliefs and rituals. Maybe they even use to die young because of bad hygiene — but because all of them do, they don´t even suspect that it could be different. They might be quite happy, anyway. They would most likely be even happier if they´d know our hygiene and live longer with it. But then, as said before, they don´t even suspect that it might be possible; they may not even understand the problem as long as they never meet one of us. | Was wir glauben, wie wir sprechen, wie wir denken, was wir wissen und vieles mehr ist fast komplett das Produkt unserer Erziehung, von Kultur. Die Insulaner könnten die seltsamsten Vorstellungen und Rituale haben. Vielleicht sterben sie sogar jung aufgrund schlechter Hygiene — aber weil das bei ihnen alle betrifft, kommen sie nicht einmal auf die Idee, daß es anders sein könnte. Sie sind vielleicht trotzdem ganz glücklich. Sie wären höchstwahrscheinlich noch sehr viel glücklicher, wenn sie unsere Hygiene hätten und dadurch länger lebten. Aber, wie schon gesagt, sie ahnen nicht einmal etwas von derlei Möglichkeiten; sie würden wahrscheinlich noch nicht mal das Problem sehen, bis sie einen von uns träfen. |
If the islanders are lucky, one of us tells them about hygiene. But — where do we know it from? Well, every knowledge needs to start somewhere. We usually refer to this process using the term ´science´. If nobody of us teaches the islanders about hygiene, maybe some day in the future a bored islander simply invents it by himself. The islanders have both options: learn from someone else, or invent yourself. The modern civilization partly is in the same situation. Also we might learn, certain things probably even from islanders. | Wenn die Insulaner Glück haben, erzählt ihnen einer von uns mal etwas über Hygiene. Aber — woher wissen wir das eigentlich? Nun, jedes Wissen muß mal irgendwo seinen Anfang haben. Für gewöhnlich bezeichnen wir diesen Prozeß mit dem Terminus "Wissenschaft". Wenn keiner von uns den Insulanern die Hygiene erklärt, erfindet vielleicht eines schönen Tages in der Zukunft ein gelangweilter Insulaner diese selbst. Die Insulaner haben beide Möglichkeiten: von anderen lernen, oder selbst herausfinden. Die moderne Zivilisation ist teilweise in der gleichen Situation. Auch wir können lernen, bestimmte Dinge wohl sogar von Insulanern. |
Theoretically our whole planet could be seen as an island — and who knows if somewhere in outer space there is a stunningly more advanced race heading towards our planet to tell us more or less self-satisfied islanders about better things than hygiene? Back to earth, leave science fiction to the entertainment sector! But one thing we might keep in mind: it is possible that even we are just ´primitive islanders´ without being aware of it. The islanders might be happy — and maybe some of our early ancestors considered themselves pretty happy, too. Time-travel back to them and they would say: "What hygiene forr? Liff longorr dan 20 years? Hahaha." — Perhaps a time-traveller from the future visiting us would see us as dumb. | Theoretisch könnte man unseren ganzen Planet als Insel auffassen — und wer weiß, ob irgendwo in den Tiefen des Alls nicht gerade eine frappierend höherentwickelte Rasse im Anflug auf unseren Planeten ist, um uns mehr oder weniger selbstzufriedene Insulaner über bessere Dinge als Hygiene aufzuklären? Kommen wir wieder auf die Erde und lassen wir die Science-fiction dem Unterhaltungssektor! Aber eine Sache könnten wir im Hinterkopf behalten: es ist möglich, daß sogar wir nur ´primitive Insulaner´ sind, ohne das freilich zu erkennen. Die Insulaner mögen glücklich sein — und vielleicht waren auch manche unserer frühen Vorfahren ganz glücklich. Mache eine Zeitreise zu ihnen und sie sagen möglicherweise: "Nha? Wofürr Hügjena? Längrr leben als 20 Jaawre? Hahaha." — Einem Zeitreisenden aus der Zukunft, der uns besuchen käme, würden wir aber vielleicht ähnlich beschränkt vorkommen. |
"First: Forget everything you ever learned!" starts the sensei his instructions, triggering an avalanche of thoughts in his new student. They might go as follows: "What? He wants me to forget everything I ever learned? Wouldn´t I be helpless like a baby then? And why does he want it, anyway? To seize control over me? But then, he cannot be that stupid — maybe it´s a trick! Obviously one cannot forget everything one has ever learned. I can be sure that he knows that. So why is he demanding it anyway? Shall I pretend to have forgotten everything? But why?" | "Zunächst: Vergiß alles, was Du bisher gelernt hast!" beginnt der Sensei mit seinen Anweisungen, und löst damit bei seinem neuen Schüler eine Lawine von Gedanken aus. Diese könnten etwa folgendermaßen verlaufen: "Was? Er will, daß ich alles vergesse, was ich bisher gelernt habe? Wäre ich dann nicht so hilflos wie ein Baby? Und warum will er das überhaupt? Um Macht über mich zu bekommen? Aber, so dumm kann er doch gar nicht sein — vielleicht ist es ein Trick! Niemand kann einfach alles vergessen, was er je gelernt hat. Ich kann sicher sein, daß er das weiß. Also warum fordert er es trotzdem? Soll ich so tun, als ob ich alles vergessen hätte? Aber warum?" |
Well, the answer is, as the student will find out after some months, years, or decades, that if he would not ´pretend to have forgotten´ he would make learning very hard sometimes. He shall indeed not really forget what he has learned before the sensei´s instructions, but he shall not let this older knowledge permanently interfere with his sensei´s teachings. By ´pretending to have forgotten´, the student is open-minded and ready to learn new things, even to accept concepts that he would object automatically based on his older knowledge. Later in his learning process, however, he will not only be ´allowed´, but in fact urged to ´remember´ his previous knowledge — to compare the old and the new, and to combine them in the best possible way. | Nun, die Antwort ist, wie der Schüler nach ein paar Monaten, Jahren oder Jahrzehnten herausfinden wird, daß er, wenn er nicht ´so tun würde, als hätte er vergessen´, das Lernen komplizierter machen würde. Er soll in der Tat nicht wirklich vergessen, was er vor der Lehre des Senseis gelernt hatte, aber er soll die Worte des Senseis nicht ständig mit diesem älteren Wissen stören. Indem er ´so tut, als hätte er vergessen´, ist der Schüler offenen Geistes und bereit, neue Dinge zu lernen, ja sogar Konzepte zu akzeptieren, die er auf der Grundlage seines älteren Wissens automatisch abgewiesen hätte. Später in seinem Lernprozeß allerdings wird ihm nicht nur ´erlaubt´, sondern vielmehr aufgetragen, sich seines alten Wissens zu ´erinnern´ — um das alte mit dem neuen zu vergleichen, und beide bestmöglich zu kombinieren. |
Another point is that the student should develop a critical attitude to the sensei and his teachings. After all, a ´terrible´ sensei asking impossible things should make the student at least a little bit skeptical. This might seem paradox, but in fact it is only in accordance with the sensei´s task to free the student from dependencies, improve his abilities and help him build his individual personality. | Ein anderer Punkt ist, daß der Schüler eine kritische Einstellung dem Sensei und seiner Lehre gegenüber einnehmen soll. Schließlich sollte ein ´schrecklicher´ Sensei, der Unmögliches fordert, eine gewisse Skepsis erzeugen. Das mag paradox scheinen, folgt aber nur konsequent dem Bemühen des Senseis, den Schüler von Abhängigkeiten zu befreien und seine Fähigkeiten zu verbessern, sowie ihm zu helfen, seine individuelle Persönlichkeit zu entwickeln. |
In my writings I will not work with such ´subversive´ methods, or other hidden information. In fact, I try to write very clear and directly understandable. (I am lucky that I have the chance to — in many cultures and states of history and today it would not be possible. Unlike writers from there I don´t need codified metaphors.) But I would still recommend you to be not only curious, but also a little bit skeptical about my conclusions and what I write. Make notes, where you think I am wrong, and try to find a better solution. Still in this case you should read all of my concepts, because they might give you additional hints. What I am asking is that people who are motivated to do so, first read my writings on constructive utopism, and then scrutinize them closely. Try if you can find (even) better solutions, and publish them as well! So don´t mistake me for a dictator of theory, but see me as just one who is involved in an open discussion. | In meinen Darlegungen werde ich nicht mit solchen ´subversiven´ Methoden arbeiten, oder anderen versteckten Informationen. Ich werde vielmehr versuchen, so klar und verständlich wie möglich zu schreiben. (Zum Glück habe ich die Möglichkeit dazu — in vielen Kulturen und Staaten der Vergangenheit und Gegenwart wäre dies nicht möglich. Anders als dortige Schreiber kann ich auf kodifizierte Metaphern verzichten.) Aber ich würde dir dennoch empfehlen, meine Schlüsse und was ich schreibe nicht nur neugierig, sondern auch ein wenig skeptisch zu betrachten. Mach dir Notizen, wo du meinst, daß ich falsch liege, und versuche, eine bessere Lösung zu finden. Doch auch in diesem Fall solltest du alle meiner Konzepte durchlesen, da sie dir zusätzliche Hinweise geben könnten. Was ich also möchte, ist daß Menschen, die sich dazu motiviert fühlen, zunächst meine Herleitungen zum konstruktiven Utopismus durchlesen, um sie sodann kritisch zu hinterfragen. Versuche, ob du (noch) bessere Lösungen finden kannst, und veröffentliche sie auch! Mißverstehe mich also nicht als Theorie-Diktator, sondern sieh mich einfach als jemanden, der an einer offenen Diskussion teilnimmt. |