Karl Kollmann

Die neuen Biedermenschen

Von der 68er-Rebellion
zum linksliberalen Establishment

 

2020 im Verlag Promedia, Wien, 200 Seiten

2020 Gespräch zum Buch:
youtube.com/watch?v=4vpuLC4abj4 
mit Tochter Kollmann

 

2020 (200 Seiten)

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https://www.deutschlandfunkkultur.de/karl-kollmann-die-neuen-biedermenschen-linke-selbstkritik-100.html

Audio 2020 dlf 8min

Kleiner Veriss im dlf 2020, jedoch:

detopia-2023

Die Kritik von Frau "Pieke" zählt für mich nichts. Hinsichtlich des Gesamtautors Kollmann. Vermutlich ist alles richtig, was sie sagt!

Nur: Es ist von der Bedeutung her klein bis winzig bis nicht - in der Beziehung zu allen Texten von 2009 bis 2019 -
UND: was ich detopisch bedeutend finde; also Frau Pieke Werte kenne ich nicht.

Ja: Mich ärgert auch schon seit 10 Jahren des Kollmanns stellenweiser schlampig-läppischer Ausdrucksstil. ABER:
Das geht vl nicht anders, wenn man kurz für Zeitschriften formulieren will, damit man gedruckt wird und wenn einem die hoffnungslose sache mit der Aufklärung zum halse raushängt.

 

 


Ein überaus lesenswertes Sachbuch, das wichtige historische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte erhellend ins Gedächtnis ruft und interessanten soziologische und psychologische Deutungen bietet. Dass er dabei nicht ganz emotionslos an die Sache herangeht, macht seine Analyse angreifbar - aber nicht weniger diskussionswürdig. --  Tiroler Bildungsservice, 12.11.2020


https://lesen.tibs.at/node/6341   

„Es geht in diesem Buch um eine Beschreibung der neuen Biedermenschen, der Postmaterialisten, jenes neuen »Juste Milieu«, das sich als fortschrittliche, weltoffene und vor allem tonangebende Großgruppe der gegenwärtigen Gesellschaft versteht.“ (S. 7)

Der Soziologe Karl Kollmann beschäftigt sich in seinem durchaus emotional verfassten und mit wenig verstecktem Ressentiment durchzogenen Sachbuch mit dem „linksliberalen Milieu“ das sich von der rebellischen „68er-Bewegung“ zur moralisierenden und tonangebenden identitätspolitischen Linken gewandelt hat.

Um die Gegenwart zu verstehen, ist es wichtig, seinen Blick zurück in die Vergangenheit richten und so setzt sich Kollmann zunächst mit den Verhältnissen in den 1960er Jahren auseinander, als die Jugendbewegung den Aufstand gegen verkrustete Strukturen und Konventionen plant. Er beschreibt die gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit des Wirtschaftswunders, als Vollbeschäftigung, technischer Fortschritt und materieller Aufstieg für breite Schichten der Gesellschaft in Aussicht standen und politisches Aufbegehren Erfolge zeigte. Die jugendliche linke Protestkultur wird vor allem als städtisches Phänomen verstanden, während die Landjugend weitgehend konservativ verblieben ist.

Mit dem Eintritt dieser Generation in die Berufsarbeit, der Ölpreiskrisen in den 1970er und 1980er Jahren und der beginnenden Ökologiebewegung entwickelt sich eine postmaterialistische Haltung, für die nicht mehr einzig der materielle Wohlstand im Mittelpunkt stand, sondern ein erfülltes Leben, Freiheit und Meinungsfreiheit sowie Individualität, Umweltverträglichkeit und Harmonie mit Natur.

Mit dem Ende des kalten Krieges und dem Niedergang des Kommunismus geht der Kapitalismus als Sieger und alleiniges Denk- und Lebensmodell hervor, was vor allem für die Linke zur Folge hatte, dass sie sich wirtschaftspolitischen und sozialen Themen abzuwenden begann und gesellschaftspolitischen Fragen zuwandte. Die neue linksliberale Mittelschicht ist von durchaus widersprüchlichen Vorstellungswelten der „68er-Zeit“ geprägt wie Individualität, Diversität, Multikulturalität und Freiheit vom Staat. Sie sieht sich antinationalistisch, friedlich, europäisch, globalistisch aber gegen globalen Handel, ökologisch, tierschützend, regional, vegetarisch, antideutsch, zeigt aber trotzdem ein paternalistisches Staatsverständnis und legt besonderen Wert auf politisch korrekte Sprache.

Als Resümee macht Kollmann eine tiefe gesellschaftliche Kluft zwischen zwei großen, unversöhnlichen gesellschaftlichen Gruppen aus, von denen eine weltoffen sein will, mit einem „mitunter ans Hysterische grenzenden Gerechtigkeitsempfinden“ und „zugleich einem marktradikalen (neoliberalen) Leistungsverständnis“ (S. 199).

Alles, was außerhalb dieses Verständnisse liegt, gilt als rechts, als Erbe des Faschismus. (S. 199)

Auf der anderen Seite steht die Gruppe der „kulturell Abgehängten“, die sich aus der alten und kleiner werdenden Mittelschicht und der alten Unterschicht zusammensetzt und die sich von der Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Veränderungen bedroht sehen und die neue linksliberale Sichtweise als aufgezwungen erleben.

Karl Kollmann porträtiert in einem launig geschriebenen Sachbuch das linksliberale Milieu, das zunehmend die kulturelle Hegemonie und den politischen Diskurs bestimmt, und das er mitverantwortlich für die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Spannungen macht.

Ein überaus lesenswertes Sachbuch, das wichtige historische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte erhellend ins Gedächtnis ruft und interessanten soziologische und psychologische Deutungen bietet. Dass er dabei nicht ganz emotionslos an die Sache herangeht, macht seine Analyse angreifbar aber nicht weniger diskussionswürdig. #

 


Alles in allem zeigt Kollmann einen düsteren Ausblick auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Das linksliberale Establishment, dass seine Kinder auf Privatschulen und zum Privatarzt schickt und eine Eigentumswohnung im Zentrum besitzt, hat kein Verständnis für jene, die sich etwa durch Migration am Arbeits- und Wohnungsmarkt bedrängt fühlen. „Durch unsere Gesellschaften geht ein großer Riss, eine kaum zu überwindende Kluft“, konstatiert Kollmann. Ein Blick in die soziale Medien zeigt, wie Recht er damit hat. Wer am Zusammenleben in unserer Gesellschaft und der Entwicklung einer Bewegung von Revolutionären zu Dogmatikern interessiert ist, muss also unbedingt dieses Buch lesen. -- APA-Presseagentur, 07.10.2020


Kollmann porträtiert das linksliberale Milieu sehr gut. Das ist seine Stärke, und das macht das Lesevergnügen an seinem Buch aus. Es enthält aber auch, wie schon ausgeführt, einige seltsame Passagen, die man eher bei einem traditionellen CDU-Politiker vermutet hätte oder einem Autor wie dem ehemaligen ZDF-Redakteur Peter Hahne. Ich kann sein Buch deshalb nicht uneingeschränkt für jeden empfehlen.  --  Udo Brandes, www.nachdenkseiten.de, 28.08.2020

https://www.nachdenkseiten.de/?p=64196 


https://mediashop.at/buecher/die-neuen-biedermenschen/ 

Ein halbes Jahrhundert nach dem Aufbruch, der im Jahre 1968 weite Teile der Jugend Europas erfasst hatte, sind aus den Versatzstücken einer Kultur des Aufbegehrens Eckpfeiler einer hegemonialen Biedermeierlichkeit geworden. Die Rebellion gegen den verstockten Nachkriegskonservativismus ist zu einem neuen Establishment erstarrt.

Der Soziologe Karl Kollmann zeichnet nach, wie es dazu kommen konnte, dass aus dem Wunsch nach Befreiung in nur zwei Generationen wiederum ein gesellschaftliches Korsett geschnürt wurde, das enge Lebensmuster vorgibt. Diese folgen nun nicht mehr rechtskonservativen, sondern linksliberalen Verhaltensregeln, die allerdings ebenso peinlich eingehalten werden (müssen) wie einst jene der Elterngeneration.

Die kollektive Kampfkraft der 68er-Generation gegen Krieg und Militarisierung und für Gleichberechtigung ist weitgehend verpufft. An ihre Stelle ist eine Individualisierung getreten, die Gesellschaft oft als Dienstleistung für den Einzelnen/die Einzelne betrachtet. Als Treibmittel für diesen Übergang zum neuen Biedermenschen ortet der Autor Konsumismus und Kommerzialisierung so gut wie aller Lebensbereiche. Diese Kapitalkraft sei von den 68ern schlicht übersehen oder zumindest unterschätzt worden.

Dem neuen linksliberalen Establishment ist es gelungen, kulturelle Hegemonie und mediale Meinungsführerschaft zu erlangen. Gepaart mit entsprechendem Arbeitsethos lässt es sich in den oft engen städtischen Zirkeln als Mittelschicht gut leben.

Die soziale Frage spielt folgerichtig eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird das Hohelied auf Diversität und Multikulturalität gesungen, wobei man die eigenen Kinder doch lieber in den privaten Kindergarten und die bessere Schule fernab von den sozialen Brennpunkten der Ausländerviertel schickt, die so nicht genannt werden. Die verordnete sprachliche Korrektheit hilft dabei mit, die gesellschaftliche Realität zu verdecken.

Karl Kollmanns gesellschaftlicher Befund rüttelt auf. Er demaskiert eine sich selbst als postmateriell darstellende neue Mittelschicht, die ihr 68er-Erbe dazu verwendet, sich wohlig in städtischen Gesellschaftsblasen einzurichten.



Der Autor

Karl Kollmann, geboren 1952 in Heidenreichstein, Niederösterreich, war promovierter Soziologe und habilitierter Ökonom. Als Autor erschienen seine Beiträge zuletzt unter anderem in Die Presse, telepolis und Streifzüge. Karl Kollmann starb im September 2019 in Baden bei Wien.

 


 

https://www.streifzuege.org/2020/karl-kollmann-die-neuen-biedermenschen/ 

Buchpräsentation

Aktionsradius Wien

Mittwoch 30. September 2020
19:30 Uhr

Gaußplatz 11, 1200 Wien

Gespräch mit

Kathrin Kollmann, Alfred Pfabigan und Franz Schandl

Ein halbes Jahrhundert nach dem Aufbruch, der im Jahre 1968 weite Teile der Jugend Europas erfasst hatte, sind aus den Versatzstücken einer Kultur des Aufbegehrens Eckpfeiler einer hegemonialen Biedermeierlichkeit geworden. Die Rebellion gegen den verstockten Nachkriegskonservativismus ist zu einem neuen Establishment erstarrt.

Der Soziologe Karl Kollmann zeichnet nach, wie es dazu kommen konnte, dass aus dem Wunsch nach Befreiung in nur zwei Generationen wiederum ein gesellschaftliches Korsett geschnürt wurde, das enge Lebensmuster vorgibt.

Diese folgen nun nicht mehr rechtskonservativen, sondern linksliberalen Verhaltensregeln, die allerdings ebenso peinlich eingehalten werden (müssen) wie einst jene der Elterngeneration. Die kollektive Kampfkraft der 68er-Generation ist weitgehend verpufft. An ihre Stelle ist eine Individualisierung getreten, die Gesellschaft oft als Dienstleistung für den Einzelnen bzw. die Einzelne betrachtet. Als Treibmittel für diesen Übergang zum neuen Biedermenschen ortet der Autor Konsumismus und Kommerzialisierung so gut wie aller Lebensbereiche.

 

 

Der Promedia Verlag gibt eine kurze Einführung und lädt den Philosophen Alfred Pfabigan, den Historiker Franz Schandl und Kathrin Kollmann, die Tochter des 2019 verstorbenen Autors, zum Gespräch.

Eintritt: Spenden erbeten!

Anmeldung erforderlich unter office@aktionsradius.at –

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