Kunert-2018

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Um mal etwas im Stile der frühen siebziger Jahre zu sagen: Die instrumentelle Vernunft ist kompatibel mit jeder Ideologie.

Ich bin ein Frivolitäter.

Alle Freundschaftsdienste werden mit Lügen bezahlt.

Anschreiben gegen die Zeit, sinnloses Unterfangen. Doch siehe: Man wird im Alter nicht weiser, sondern hilfloser. Und gleichgültiger.

Das Jiddische kennt viele treffende Bezeichnungen wie zum Beispiel »Chuzpe«. Und was ist Chuzpe? Ein Pole meldete sich bei der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel mit der Erklärung, er habe während der deutschen Besetzung Polens Juden versteckt und erwarte nun dafür eine Belohnung. Die Überprüfung des Falles ergab jedoch die triste Wahrheit, dass der Pole besagte Juden nicht versteckt, sondern der Gestapo übergeben hatte. Das ist Chuzpe, und zwar eine ganz außerordentliche.

Befinden wir uns in einer ähnlichen historischen Endphase wie das alte Rom ? Manche Leute sind davon überzeugt und führen, außer dem kulturellen Verfall innerhalb der europäischen Zivilisation, den ständigen Machtverlust des amerikanischen Imperiums an. Die Flüchtlingswellen, die über Europa zusammenschlagen, gelten vielen als die neue Völkerwanderung, welche die Analogie bestätigt. Und ist nicht auch und gerade der Aufstieg Chinas zur Großmacht, was das fernöstliche Kaiserreich schon damals im »finsteren Mittelalter« gewesen war, ein Beweis für den Vergleich? Verläuft Weltgeschichte wellenartig mit wechselnden Höhen und Tiefen, jedoch ansonsten gleichförmig, nur mit jeweils anderer Ausstattung und anderen Mitwirkenden? Bleibt die Reprise als solche unentdeckt, weil stets das Publikum wechselt? So viele Fragen und keine Antworten.

Seit Anfang Mai kaum eine Zeile geschrieben. Ist das Feuer erloschen? Folgt nur noch ein Wühlen in Asche? Die Betrachtungen und Reflexionen des Systems BIG BOOK wollen sich nicht einstellen. Ich sehe mich von der zunehmenden Fülle des realen Wahnsinns in der

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Welt überwältigt. Man kommt sich vor wie jemand, der hinter der abfahrenden Straßenbahn, die immer schneller davonrollt, keuchend herrennt, ohne sie noch erreichen zu können. Der alltägliche Obskurantismus meiner Zeitgenossen, die grausige Gewalt gegen Menschen, zugleich das krankhafte Wuchern der Bevölkerungen - all das verschlägt mir die Schrift. Im alten Kakanien hieß es, die Lage sei hoffnungslos, aber nicht ernst. Nun jedoch ist sie bitterernst geworden. Trostreiche Perspektiven zeigen sich nirgendwo. Verständlich wird der grassierende Amüsiertrieb, die zeitweilige Flucht vor der bedrohlichen Wahrheit, keine wirkliche Chance mehr zu haben, sein Leben zu planen und einzurichten. Man lebt auf Abruf, ohne es sich einzugestehen. Die Medien verteilen Betäubungsmittel, die Öffentlichkeit tut so, als wären die folgenschweren Vorgänge in den Gesellschaften und in der Natur zeitweilige Pannen, deren Reparatur nur einiger Bemühungen bedürfte. So leben wir dahin, als wäre nicht das Existenzrecht des Menschen längst gekündigt worden. Aber er hat das Kündigungsschreiben ungeöffnet in den Papierkorb geworfen und muss nun mit dem Schlimmsten rechnen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Der kranke Mensch wird geduldiger. Ihn sediert die geheime Hoffnung, es werde so schlimm schon nicht werden, und er tröstet sich mit den Erfahrungen anderer, von denen er gehört hat und die ein Happy End, eine schlussendliche Gesundung in Aussicht stellen. Und wird der Kranke dann tatsächlich gesund, mag als wirksame Medizin die Autosuggestion dabei geholfen haben.

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Ändern wir einen Vokal, sind wir unversehens im Heute, vor dem sich zu schützen man viele Gegenworte benötigte. Aber die Abwehr durch Worte ist schwach, die Realität immer stärker. Gäbe es eine Geschichte der Proteste, wäre man wohl ziemlich enttäuscht über die mangelnden Folgen bzw. Ergebnisse. Unser Gegenwort, Unrecht und Not und Terror betreffend, trifft auf meist taube Ohren. Oder auf mangelndes Interesse. Oder auf Resignation: Wer hört schon auf unser Wort? Appelle an die Vernunft machen einen rührenden Eindruck, denn diejenigen, an die sie gerichtet sind, verstehen unter Vernunft etwas ganz anderes als die von Sorgen um die Menschlichkeit Bewegten. Die Vernunft von Herrschern verlangt, alles zu tun, um die eigene Macht zu schützen, und zwar mit allen Mitteln. Insofern, um ein Beispiel zu nennen, handelt der neue Sultan Erdogan durchaus vernünftig, wenn er seine Kontrahenten einsperren lässt - unvernünftig wäre es, ihnen die Möglichkeit der Auflehnung, des Gegenwortes zu lassen.

Es ist eine bittere Erfahrung von Schriftstellern, dass sie ihren Glauben an die Macht des Wortes einbüßen; ihre »flammenden« Aufrufe gegen die Diktatur und Unterdrückung erweisen sich oft genug als Selbstanzeigen, sich der Staatsgewalt als Feind offenbarend. Unsere eigene Geschichte, die Jahre von 1933 bis 1945, bieten das beste, weil fürchterlichste Beispiel für die Ohnmacht des Wortes, des Gegenwortes. Die Deutschen in ihrer Mehrheit hörten gar nicht hin und lasen nicht die Warnungen vor dem drohenden Unheil. Wer dann doch ein Gegenwort wagte, musste mit dem Schlimmsten, nämlich seinem Tod, rechnen.

In unseren Tagen und in den mehr oder weniger de-

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mokratischen Gesellschaften ist etwas entstanden, das kritische Worte, eben das Gegenwort, neutralisiert. Alles kann geschrieben, gesagt, geschrien und behauptet werden, weil es im Brei der Informationen, in den Belustigungen des »Entertainments«, im Sammelsurium individueller Interessen untergeht. Das notwendige Gegenwort findet sofort ein Gegenwort von gleicher oder ähnlicher Überzeugungskraft, was jedoch bedeutet, dass der Empfänger guten Gewissens eine falsche Entscheidung treffen darf.

Anfrage: Wohin trägt eigentlich Atlas seine Last? Antwort: auf die nächstliegende Deponie.

Die Morgenzeitung wird mit Unlust empfangen, als wäre sie ein ungebetener Gast, noch dazu einer, für dessen Eintreffen man auch noch zahlen muss. Ich merke, wie ich mit wachsendem Tempo die Seiten überfliege, hier und da einen Satz lese, lange Artikel überschlage, mich an den kleinen Nachrichten aus der enggewordenen weiten Welt festhalte und dann das Machwerk dem Abfall überantworte. Was hindert mich am Lesen? Was nimmt mir die Neugier auf ein neues Buch, eine gepriesene Neuerscheinung? Meine Mutter, wenn ich ihr in meinem jugendlichen Lesewahn beispielsweise Marcel Proust empfahl, pflegte abzuwinken: Sie kenne das Buch, wobei ich ja genau wusste, dass sie es gar nicht gelesen haben konnte, da die beiden ersten Bände der »Suche nach der verlorenen Zeit« just kurze Zeit vor 1933 erschienen waren. Sie hatte einfach keine Lust, etwas aufzunehmen, was gegen

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Krieg, Mord und Elend keinen Bestand haben konnte. Der Schrecken war zu nahe gewesen, da bot sich als Sedativum die Ablenkung durch Rundfunk und Fernsehen an, der akustische und optische Ausflug in Märchenwelten, deren stundenweise akzeptierte Existenz beruhigend wirkte. Die wirkliche Wirklichkeit hatte draußen vor der Tür zu bleiben. Nun frage ich mich, ob meine Abstinenz von dem unaufhörlichen Elend (eben vor der Tür) dem Widerwillen meiner Mutter glich, sich mit besagtem Elend zu befassen. Und wenn ich es doch tue und andere damit behellige, erfahre ich doch nur Gleichgültigkeit und Achselzucken und den jahrtausendealten Satz: Ja, was soll man denn dagegen machen?

Am Arm meiner Betreuerin, die mir der Staat zugestanden hat, wanderte ich unsere Straße entlang, hin, und wieder Autos ausweichend, gegen einen immer stärker werdenden Wind kämpfend. Rechterhand die sich in Aufbau befindende Solaranlage, Abfallcontainer, Schlammspuren, ein völlig verdreckter Arbeiter freundlich grüßend. Hier wird, so nimmt man an, die Zukunft errichtet oder eingerichtet. Die Vergangenheit ist unter den rechteckigen Glasplatten verschwunden, meint man. Doch wenige Meter unter der Anlage ruht das, was im Jargon der Mahner und Warner eine »Zeitbombe« heißt. Hier war einst eine Deponie. Alte Fotos zeigen eine umfängliche Grube, in der funktionslose Kühlschränke liegen, Möbelstücke, ein ziemlich demoliertes Auto (Volkswagen »Käfer«) und was an derlei »Kulturgut« überflüssig geworden ist. Bald wird niemand mehr wissen, dass hier eine archäologisch auszuwertende Begräbnisstätte vorhanden ist.

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Irgendwann werden ja, wie gewöhnlich, die Akten mit den Angaben über das eingelagerte Unheil verschwunden sein, nicht mehr auffindbar, während die giftigen Substanzen unter den Stromerzeugern weiter das Grundwasser verunreinigen. Es fing an zu regnen, und meine Betreuerin war froh, dass ich ihr den Rückweg vorschlug. Ihr Interesse an jener Erbschaft, an der wir eben vorbeigekommen waren, reflektierte das Allgemeine, das schon längst auf Hinnahme des Unabänderlichen trainiert war.

Merkwürdig, wie sich der Beginn einer neuen Epoche einem Erdbeben gleich ankündigt. Etwas liegt in der Luft. Etwas hat sich verändert. Etwas beunruhigt die Menschen nach einer Zeit politischer und gesellschaftlicher Ruhe. Eingeläutet wurde die Zeitenwende wohl durch den Zusammenbruch der vorderorientalischen Regierungssysteme, den Beginn der Bürgerkriege, den Eingriff der beiden Großmächte in das teilweise recht undurchsichtige Geschehen, die Gefechte, die Auseinandersetzungen im Innern Afrikas zwischen dem IS der islamistischen Mörderbande und den hilflosen und korrupten Regierungen, den Aufruhr allerorten, die Zunahme an kriegerischen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen -der beängstigende Eindruck, die alten Demokratien, die europäischen Industrienationen seien unfähig, mit dieser unerwarteten Situation umgehen zu können und fertig-zuwerden. In den noch relativ stillen Randgebieten, den ländlichen Regionen, kommen sich die Leute wie auf einer Insel im aufgewühlten Meer vor, das bedrohlich an die Ufer schlägt. Nun kann sich alles wandeln.

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China wird Großmacht, Amerika zieht sich, so scheint es, in sein seltsames Schneckenhaus zurück, und Russland versucht, erneut in dem Spiel mitzumachen. Wir gehen auf schwankendem Boden, auf dünnem Eis, und wissen nicht, ob wir unbeschadet an einer friedlichen Küste landen. Alle spüren die Bedrohlichkeit der internationalen Lage und tun so, als liefen die Geschäfte wie bisher, und das in alle Ewigkeit.

»Das Schlimmste«, sagte die Stimme am Telefon, »ist der Bruch des Vertrauens.« Ja, wir sind seit dem Anschlag auf die Zwillingstürme in New York misstrauisch geworden. Und alle folgenden Terroranschläge haben diese Haltung vertieft. Die Methode der Terroristen, die an den Auseinandersetzungen politischer oder religiöser Art völlig Unbeteiligten umzubringen, als Drohung und Warnung für alle, die ihrem Gott (oder ihren Absichten) widersprechen, hat im Lager ihrer Feinde zu einer Wagenburgpolitik geführt, die vielleicht just das erreicht hat, was die Terroristen möglicherweise bezweckt haben -das rasante Umsichgreifen von Verdächtigungen. Ich muss gestehen, auch ich bin graduell dem Wahn verfallen und sehe heute meine orientalischen Mitbürger anders als früher. Plötzlich sind sie fremder als vorgestern. Schon sucht man in ihren Mienen Auskunft über ihr Verhalten uns »Eingeborenen« gegenüber. Wem können wir noch trauen? Ist nicht möglicherweise der arabische Gemüsehändler an der Ecke ein Spion jener geheimen islamischen Armee, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Europa zum »wahren« Glauben zu bekehren? Dass in unseren Großstädten bereits das entstanden ist, was in Amerika »No-

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go-areas« heißt, und in die sich kein alteingesessener Bürger traut; in denen nicht einmal mehr die Polizisten aus ihren Streifenwagen auszusteigen den Mut haben - das alles schafft eine Atmosphäre von Angst und Hass und eben von Misstrauen. Zu befürchten ist, dass die bei uns lebenden Orientalen, seien sie hier geboren oder eingewandert, unter diesem Misstrauen leiden werden, ja, nicht nur unter Misstrauen, auch unter Ablehnung, unter Gewalt. Steht uns nicht so etwas wie eine religiös gefärbte Militanz ins Haus, eine Art »Rassenkrieg«, bei dem selbstverständlich als erstes die Minderheit zum Opfer wird? Die Zukunft zeigt uns das Antlitz der Medusa, und wir werden versteinern, vor allem in unseren Seelen, sobald wir sie erblicken.

In einem alten Folianten aus jener unvorstellbar gewordenen Epoche vor dem Ersten Weltkrieg las ich, die wahre Unterwelt sei oberirdisch, voller einander quälender Verdammter, die rasch hinschwinden, nachdem sie die ihnen zugewiesene Aufgabe, Unheil anzurichten, ausgeführt hätten. Den Buchtitel habe ich vergessen, auch den Autor, wohl weil der in keinem Literaturlexikon auftauchte.

Der Boden war wüstenähnlich, doch mit Steinsplittern oder kleinen Steinen durchsetzt. Neben mir ging jemand. Dann gelangten wir an das Haus, mein Haus, das ich gerade gekauft hatte, einstöckig, aus Holz, den durchschnittlichen amerikanischen Einfamilienhäusern ähnlich. Heller, lichter Tag. Ich befand mich in Israel. Neben meinem

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Haus ein ähnliches, der Bewohner kam mir entgegen, seine kleine Tochter, zwölf- oder vierzehnjährig, war mir eindeutig nicht gewogen, indessen ihr Vater, ein jüngerer, etwas kränklich wirkender Mann mir herzlich die Hand schüttelte und mich in Erez Israel als Heimkehrer begrüßte. Ein Gefühl großer Leichtigkeit, was ich empfand, fast Fröhlichkeit, trotz des sich von mir abwendenden Kindes. Der Vater hingegen ließ meine Hand nicht los, er redete herzlich auf mich ein, begrüßte den Umstand, dass ich endlich den Weg heim gefunden hätte. Ich fühlte mich so leicht wie kaum in meinem realen Leben und war nun überzeugt, dass alles (was immer das sein mochte) gut werde. Das Haus selber ähnelte jenen, die ich abends im Fernsehen auf Nantucket Island hatte stehen sehen und die mich ebenfalls angeheimelt hatten: Nun hatte ich sie (oder eines von ihnen) mit dem endlichen Ruhepol verbunden, den ich ein Leben lang vermisst hatte.

Wie ein Wasserfall kam es mir entgegen, wie eine Lawine, Menschenleiber, einander quetschend, drängelnd, rücksichtslos, panisch die Treppe hinunter, von Furcht getrieben, den Luftschutzkeller nicht mehr zu erreichen. Vor der Haustür der gleichartige Vorgang, von oben gesehen eine graue Masse, sich in den scheinbaren Schutz des Hauses pressend. Dazu der unaufhörliche Fall von Bomben, kenntlich durch das Aufflammen von Explosionen, ohne dass ich ein Geräusch vernahm. Im Treppenhaus zur Straße hin klafften große Lücken in den Wänden, durch die man die flackernden Feuer sehen konnte. Mühsam gelangte ich Schritt für Schritt im Kampf gegen die zahllosen Körper aufwärts, erreichte den vierten Stock

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und endlich den Dachboden; das Dach war bereits zum Teil abgedeckt, draußen das blitzlichtartige Leuchten der Treffer. Da stand eine festlich gedeckte Tafel, beidseits von Speisenden umgeben. Aufgeregt rief ich den Schlemmern zu, sie müssten das Haus, das jeden Moment zerstört werden könne, sofort verlassen. Die Reaktion war enttäuschend, manche aßen unbeirrt weiter, andere blickten mich desinteressiert an, obwohl sie durch die Lücken in der Fassade und die fehlenden Ziegel über die Situation Bescheid wissen mussten. Ich konnte es nicht fassen, wie diese Leute ihren gewissen Untergang ignorierten. Wütend und enttäuscht überließ ich sie ihrem zu erwartenden Ende und brachte mich selber durch Erwachen in Sicherheit.

Mir war klar, ich käme auch bald dran. Ein junger Bursche, verängstigt, wartete schon vor dem Saal, in dem ihm sein Urteil bevorstand. Hinter ihm erschien ein älterer, grauhaariger Mann, gezwungen, den gleichen Weg zu gehen. Nach seinem Verschwinden hörte ich eine Stimme wie eine Lautsprecheransage dreimal meinen Namen aufrufen: »Günter Kunert, Schriftsteller ...« Ich erhob mich, gefasst und merkwürdig furchtlos, obwohl ich doch wusste, ich würde von diesem DDR-Gericht verurteilt werden, irgendwelcher schwerer ideologischer Vergehen wegen, an die ich mich nicht erinnern konnte, zu denen ich jedoch stand, überzeugt, mich richtig verhalten zu haben. Dann betrat ich den vorgeahnten riesigen Raum, mit Bankreihen bis zu dem kaum erkennbaren Hintergrund bestückt, von zahllosen Leuten besetzt, die als Teil des Gerichts fungieren sollten. Auch ohne Kafka-Lektüre

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hätte ich mir den Vorgang, den bevorstehenden Prozess erklären können, da ich einstmals vor über dreißig Jahren in einer kaum erträglichen Realität vor einer Parteijury gestanden hatte: als Protestler gegen die Ausbürgerung des Dichters Wolf Biermann, ergo als ein Agent des westlichen Imperialismus - was ich im Übrigen anschließend mit meiner Unterschrift bestätigen musste. Im Gegensatz zu meinen damaligen Befürchtungen fühlte ich mich im Traum dem Vorgang und den gesichtslosen Figuren überlegen. Die Vergangenheit hatte mich eingeholt, mir jedoch dabei eine angenehmere Variante zugestanden. Damals wurde mir klar, dass dieser, »meine Genossen« beschämende, Vorgang zugleich meinen Abgang aus dem Land der unhaltbaren Fiktionen bedeutete.

Artemidoros aus Daldis (2. Jahrhundert nach Christi) weiß aus Erfahrung, dass von der Kunst des Traum-deutens keiner wieder loskommt, der sich einmal auf sie eingelassen hat. Und er weiß auch, dass es guttun kann zu träumen - ganz besonders, wenn einer arm ist. Zum Beispiel, wenn ein Armer träumt, er liege nachts wach im Bett, dann kündigt sich ihm Gutes an. Ein Reicher muss in diesem Fall mit übermäßigen Sorgen rechnen. Wenn gar einer träumt, ein reicher Freund kacke ihm auf den Kopf, dann wird er schon bald ein großes Vermögen erben. Widerfährt ihm das gleiche jedoch von einem, der nichts zu vererben hat, dann wird er sicher Schimpf und Schande ernten. Auf diese Weise bleibt im Traum die Welt im Lot: Die Großen - Männer ebenso wie Frauen - träumen von den großen, und die Kleinen, besonders wenn es sich um Glückverheißung handelt, träumen von

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den kleinen Dingen. Zum Trost behält das unvergessene Dichterwort auch weiter recht: »Die Traumkunst träumt, und alle Zeichen trügen.«

Dass Träume Schäume seien, gehört zu dem Spruchbestand späterer Jahrhunderte und bedeutet, was einem Schläfer nachts erscheine, hätte keinen Sinn. Galt der Traum in vorgeschichtlichen Zeiten noch als Verbindung zu der anderen Welt, in der man, obwohl tot, auf diffuse Art doch weiterexistierte und zu den Lebenden Kontakt aufnehmen konnte, so verlor der Film im Kopf die ihm einst zugeschriebenen Funktionen. Was blieb, waren Signale einer unterdrückten Sexualität, die, wie auch sonstige Komplexe, therapierbar sein sollte. Kurz gesagt: Der Traum wurde aus dem alltäglichen Dasein verbannt. Das aber scheint mir ein Verlust zu sein, ähnlich anderen mentalen Verlusten, die der Aufklärung und der Hingabe an den Technizismus zum Opfer fielen. Mit der Verachtung des Traumes schädigte sich der Träumende selber, indem er einen Teil von sich in den Orkus verbannte, obwohl das Traumerleben zur Ganzheit eines Menschen gehört, nicht als Bestätigung seiner sozialen Position, nicht als Warnung oder Bekenntnis unterdrückten Verlangens, sondern als ein Geschehen, das einem zustößt und in das man nicht eingreifen kann. Der Traum als Spiegel der eigenen Person und ihrer Empfindungen. Insofern bietet der Traum dem jeweils träumenden Ich ein gewisses Maß an Selbsterkenntnis an, das der Erwachte rasch verdrängt oder erst gar nicht in sein Bewusstsein überführt hat. Es gilt, den Traum zu rehabilitieren. Als ich vor langer Zeit in einer amerikanischen Universität las, entwickelte sich nach der Lesung ein Gespräch mit einigen der Professo-

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ren, wobei wir auch auf das Traum-Thema kamen. Ich merkte, wie ich immer schwungvoller und offensichtlich überzeugend für den Traum als Verlängerung unseres Wirklichkeitserlebens plädierte. Weiter redend, las ich an den Mienen meiner Zuhörer Zustimmung ab, als spräche endlich jemand aus, was man bisher unbeachtet gelassen hat oder gar verdrängt. Ganz unbewusst hatte ich, wie eine Phrase will, »eine Seite angeschlagen«, die nun auf meine Worte d'accord reagierte. Während ich mir selber zuhörte, befand ich mich im Einklang mit dem, was ich zu vermitteln suchte und was selber erst jetzt deutlich und bedeutsam wurde.

Merkwürdigerweise oder doch selbstverständlich, erzählt mir niemand seine Träume. Ich erfahre aus Schilderungen oder aus Erzähltem Vorgänge in der Realität, Neuigkeiten über Unfälle, Krankheiten, Reiseabenteuer, Geburtstage, Feste, Geburten und Todesfälle. Kein Mensch redet davon, was er nachts in seinem Hirn erlebt, vielleicht hat er es vergessen, unwillentlich oder beabsichtigt, weil eine derartige Offenheit einem Geständnis gleichkäme, ja einer Entblößung der je eigenen Psyche oder Seele. Also bleiben wir beim Wetter oder der Politik, dahinter wir unser immer gefährdetes Ich verbergen.

Auf einem hohen Felsvorsprung über dem Tal, durch das die Vezere fließt, macht sich eine umfängliche Ruine breit: grau und schütter, in einem bedauernswerten Zustand, den zu korrigieren eine Gesellschaft auf einer Tafel um Spenden bittet. Es handelt sich um das Schloss

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des Marquis de Sade, wobei die bettelnde Gesellschaft vermutlich nicht zur Gänze aus Sadisten sich zusammensetzt. Der Blick geht weit in die Provence, eine friedliche, keineswegs dämonische, geschweige denn bedrohliche Landschaft. Der rudimentäre Bau besteht aus großen, grauen Steinbrocken und macht einen eher archaischen Eindruck. Ein breiter Weg führt in die Trümmerwelt und zwischen die restlichen Mauern, zwischen denen ich umhergehe, durch keine Touristen oder sonstige Neugierige gestört, durch eine Stille nach den längst verklungenen Seufzern und dem Gestöhn der lustvoll Gepeinigten. »Ju-liette und Justine« habe ich vor langer Zeit gelesen, auch die »120 Tage von Sodom«, ebenso habe ich das Theaterstück über den Autor der mühsam zu lesenden Werke gesehen, eine Fernsehfassung des Dramas von Peter Weiss. Aber der Geist des Marquis ließ sich nicht beschwören, er verbarg sich stumm in den Trümmern, bis er mir doch ein Zeichen seiner Anwesenheit gab. In einer fensterähnlichen Aussparung einer Mauer, vor Witterungsunbilden geschützt, stand ein kleiner, beschädigter Sonnenschirm billigster Machart. Statt Seide und Bambusrohr brüchiges Papier und simples, grob bemaltes Holz der Stange und des Griffes. Mir war sofort sicher, dass es sich hierbei um die Hinterlassenschaft entweder von Juliette oder von Justine handelte, dieser beiden dem körperlichen Leiden wehrloser Leiber gierig zugetanen Frauen. Mein Diebstahl, es war eigentlich kein echter gewesen, erfüllte mich mit einer merkwürdigen Befriedigung, keiner sexuell grundierten, sondern eher wie die eines Archäologen, der durch den Fund eines antiken Objektes sich der vergangenen, verlorenen, gewesenen Zeit unerwartet verbunden weiß. Beim Verlassen der Ruine entdeckte ich rechter-

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hand einen Steinbruch, der vermutlich das Material für den Bau geliefert hatte, eine unterirdische Anlage, als seien da unten lauter Säle, von steinernen Stützen getragen, die man im Fels hatte stehen lassen, um die mächtigen Hohlräume zu erhalten, Räume, deren sonstige Zwecke der haltlosen Fantasie sich auszumalen überlassen blieb. Das Schirmchen hängt in meinem Arbeitszimmer an der Wand, wo es hin und wieder Gespenster anlockt.

Anruf von Wolfram Benda. Er hat das Typoskript des Romans gelesen, den ich 1973 geschrieben und »auf Eis« gelegt habe: »Die zweite Frau. Historischer Roman aus dem Jahre 1973.« Jetzt, nach über vierzig Jahren, habe ich den Text wiedergelesen und gefunden, dass er eigentlich nicht gealtert ist. Die Geschichte bewegt sich in der DDR, die als Mitakteur unentwegt dabei ist. Was mich damals angeregt haben mochte, diese Geschichte zu schreiben, weiß ich heute nicht mehr; etwas hat mich jedoch so stark bewegt, dass ich mich in dieses Abenteuer wagte. Alle Tristesse, alles Unglückselige des untergegangenen Staates taucht hier mehr oder weniger beiläufig auf. Ich vermute, dass die Sache aus einer gewissen Verzweiflung entstanden ist. Mein Status in der DDR schwankte zwischen gewähren lassen und zur Rechenschaft ziehen. Diese die Kulturpolitik bestimmenden Leute waren selber unsicher in ihrem Urteilsvermögen, selber von einer deutlichen Angst imprägniert, teils jener vorm »großen Bruder« Sowjetunion, teils vor der eigenen Bevölkerung, sodass sie ihren ohnehin dürftigen Kenntnissen von Literatur und Kunst nicht vertrauen mochten. Diese Unsicherheit prägte die gesamte Kulturpolitik der DDR,

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in der es mal hüh, mal hott zu Wege ging. Zwischen Verdammung von Werken und ihrer Rehabilitierung bestand der Abstand aus wenigen Zentimetern. Im Grunde handelte es sich bei den »führenden Genossen« um arme Tröpfe, die sich ihrer Position selber nie ganz sicher waren. Eines ihrer letzten Signale in der DDR-Spätzeit war das Gesetz, das die »Herabwürdigung führender Repräsentanten des Staates« unter Strafe stellte. Ein Witz über einen der Oberen führte stracks ins Zuchthaus. In dieser Atmosphäre also schrieb ich meine Gedichte, meine Texte, und eben dieses merkwürdige Buch, dessen Anlass mir nicht mehr erinnerlich ist. Dass es in der »Heimat der Werktätigen« nie würde erscheinen können, war mir klar. Und es wäre zu gewagt gewesen, es dennoch im Westen zu publizieren. Also lag es »auf Eis«, bis ich es wieder ans Licht zog. Nun erschien es mir tatsächlich nahezu dokumentarisch, was die Atmosphäre, was die beschriebenen Umstände angeht. Als Dokument sollte es nun auch erscheinen.

Betritt man die Wohnung eines Verstorbenen, den man kannte und den man des Öfteren besucht hatte, so erscheint einem die Einrichtung, die Stühle, Schränke, die Bilder, Sessel, Stühle, Kissen, noch mit dem körperhaften Eindruck dessen, der hier eben noch saß, auf merkwürdige Weise fremd, gar abweisend. Die Dinge wollen mit einem nichts mehr zu tun haben, als kennten sie den vordem häufigen Gast nicht mehr. Der Besucher kommt sich wie ein Eindringling vor, den das Mobiliar nur bis zum Tode des Wohnungsinhabers geduldet hat und ihn nun als ungehörigen Fremden seinen uner-

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wünschten Besuch spüren lässt. Nimmt er gar ein Buch, zufällig aufgeschlagen, irgendwo abgelegt, um darin zu blättern, verweigert sich die Schrift dem Besucher dieses zum Sanktuarium gewordenen Gehäuses und schweigt ihn an. Ringsum sogenannte tote Gegenstände, die vordem in einem menschlichen Leben durchaus an diesem Leben ihren Anteil hatten. Nun wirken sie, als wären sie mit dem Toten aus Solidarität oder in Erkenntnis künftiger Einsamkeit mitverstorben. Man kommt sich in solcher Wohnung wie ein Störenfried vor, als hätte man die Trauer der Dinge in ihrer heimlichen Versun-kenheit gestört. Die Botschaft der Dinge ist eindeutig: Du hast hier nichts mehr zu suchen. Der hier gewesen war, gehört jetzt ganz uns, indem sein irdisches Wesen in unsere Materialität eingezogen ist. Du lebst ja noch, offen für neue Eindrücke, für Erleben, während wir nur noch Erinnerungsträger sind. Diese deutliche Vereinsamung der Dinge, ihre Nichtmehrzugehörigkeit, ihr Ausgestoßensein treibt den Besucher davon. Sie stehen einfach nur noch herum, ungewiss ihres künftigen Schicksals, bedroht von einer Zukunft auf dem Trödelmarkt oder in einem Ofen.

Wer nicht an den Teufel glaubt, kann kein echter Atheist sein.

Die Augen streifen über die Zeilen dahin, der Kopf entnimmt Sätzen fremdes Geschehen, eine eigentümliche Kumpanei (um nicht Symbiose zu sagen) entsteht zwischen dem Lesenden und dem Gelesenen. Ereignet sich

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ihm diese Unio mystica, gilt er als belesen. Als hätten sich die Schriftzeichen physisch eingeprägt, tattooartig ihm imprägniert wie ein unsichtbares Ehrenzeichen, etwa wie ein fiktiver Orden, der seinen Träger zu einer gesellschaftlichen Vorzugsstellung befähigt. Warum aber hat es bloß derart lange gedauert, bis aus den plumpen Zeichen, Runen, Ritzen auf dem Fels oder im Ton Worte hervortraten und von sich aus Mitteilungen machten? Das stumpfe Gehirn, diese feucht-quallige Masse, benötigte eine erschreckend lange Zeit, bis in diesem Gebräu ein Wort das andere gab. Wie unsinnig die Zeile »Es werde Licht«, als bliebe es ansonsten dunkel, wiederholte man nicht gebetsmühlenartig diesen nichtssagenden Satz. Ein Zeichen geistiger Armut. Oder es war ein Aufruf, ein Ruf, aus der Not schmerzhaft empfundener psychischer Finsternis, darinnen die Ungeheuer sich tummelten, die gestaltlosen Bestien, uns terrorisierenden Monster, derer wir nicht Herr zu werden vermögen, und darum um Hilfe rufen: »Es werde Licht!«, aber das Licht, von dem wir Erleuchtung erwarten könnten, ist nur ein hilfloses Glimmen unter den Gebirgen von Asche.

Tag für Tag habe ich das zweifelhafte Vergnügen, von einer Pflegerin bearbeitet zu werden. Dabei erfährt man manches. Die eine beklagte sich jetzt zu Jahresbeginn über den Trubel, die Knallerei, über den Rummel und den Lärm und beendete ihr Lamento mit dem Satz über die fröhlich Feiernden: »Die gehören in die Gaskammer.« Die Oberfläche unserer gegenwärtigen Zivilisation ist dünn; darunter lebt immer noch die ungeheuerliche Vergangenheit, in diesem Fall mit der mörderischen Un-

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schuld des Tätervolkes ausgesprochen. Ich habe darauf nicht reagiert, wissend, dass ich nur Verlegenheit und unglaubwürdige Ausreden geerntet haben würde. Immerhin wurde mir wieder bewusst gemacht, wo ich lebe und was ich gegebenenfalls von meinen Mitbürgern zu erwarten hätte.

Am Lietzensee in Berlin habe ich seltsame Abenteuer erlebt. Ich wohnte einige Tage bei einem Freund, während er anderswo nächtigte. Meine Nachtgefährtin war seine Katze, die mich nach dem Aufwachen biss, wohl weil ihr entgangen war, dass sie mich doch bis zum frühen Morgen akzeptiert hatte. Außer mit der Katze schlief ich im gleichen Bett mit einer Frau, die sich glücklicherweise nach dem Erwachen noch erinnern konnte, wer ich denn war. Manchmal setzte ich mich auf eine Bank an dem liliputanerhaften See, der von alten Damen mal mit, mal ohne Hund umrundet wurde. In dem Minigewässer sollen Leute ertrunken sein, was sich angesichts der Kleinheit des Gewässers bezweifeln ließ. Wer hier als Anwohner bei schönem Wetter ausblieb, weil er gerade gestorben war, durfte sicher sein, nicht erinnert zu werden. Von solchen Plätzen finden sich in dieser Stadt diverse, bei denen das Vergessen sozusagen »handgreiflich« ist, obwohl sie den täuschenden Eindruck erwecken, sie hätten einmal Einsamkeit suchenden Menschen gedient. Ihr Merkmal war eine gewisse Naturnähe, eine freundliche Einladung, die Welt und vor allem sich selber zu vergessen. Denn an solchen solitären Flecken werden die globalen Katastrophen zu banalen und leicht zu überlesenden Zeitungsmeldungen, während der sacht wan-

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dernde Schatten dir zu Füßen bedeutend wirklicher zu sein scheint. Man weiß ja all das Ungeheuerliche, das in diesem Moment sich vollzieht, und wird doch überdeckt von dem Moment, von jedem Moment des Atmens, des Sehens, des Hörens, des Lebens, das, solange es ungestört währt, der Kapsel gleicht, in welcher der Astronaut seiner selbst durch die Tage fliegt.

Die Fülle der kleinen Merkzeichen, man sei sterblich, ist unzählbar. Den ganzen Tag über wird man permanent von diesen seelischen Nadelstichen belästigt, schon wenn man bei Grün die Straße betritt, in der sinnlosen Erwartung, ein unbekannter, betrunkener, gerade von seiner Frau geschiedener Autofahrer übersähe durch den Tränenschleier, der seine Augen fast verschließt, das richtige Signal und führe munter drauflos, weil ihm sowieso alles egal ist und er diese Frau eigentlich gar nicht erst hätte heiraten sollen, und die Bremsen müssten auch erneuert werden, die offizielle Prüfung steht bevor, man ist eben auch nur ein Mensch, und schließlich kann man nicht mit der Unaufmerksamkeit anderer Menschen rechnen, und so kommt irgendwann für jeden der Tag, da er vor seinen Schöpfer treten muss: Da gibt es kein rotes Signal, da muss man Farbe bekennen, da gibt es kein Zurück.

Aber wenn man die Fahrbahn heil überquerte, darf man sich bis zur nächsten Kreuzung der rasch verblassenden Illusion hingeben, man sei unsterblich.

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In den Gedichtbänden meiner Epoche suche ich ein bestimmtes Wort. Ich blättere und blättere, und es scheint, jemand habe es vor mir ausgelöscht. Ein neidischer Vorleser.

Gebe Gott, dass wir auf einem erloschenen Vulkan tanzen.

Die simplen Seelen nehmen Rache an den verstorbenen Unterdrückern. Jetzt dürfen sie ihn anspucken, den sie vorher verbal geliebkost haben. Wer wissen will, wie vertrauenswürdig Menschen sind, betrachte ihre Reaktion vor und nach dem Ende des Diktators, dem sie gehorcht haben. Immer wieder die fragwürdige Anekdote von Brechts Herrn Keuner über den Tod seines Herrschers. Die Unzuverlässigkeit unserer und aller vorhergehenden Zeitgenossen ist just das Element, das alle Hoffnung auf Besserung zersetzt.

Woher der Reiz, sich in ungewöhnliche Räume zu begeben? Obwohl mich fremde Keller ängstigten, zogen sie mich auch an. An der Wehlauer Straße in Berlin stand der Rohbau eines Wohnblocks oder war bereits fertig und nach einem Luftangriff ausgebrannt, jedenfalls konnte man in den Keller hinabsteigen, wo milchiges Licht herrschte. An den Wänden kindlich unbeholfene Szenen von sexuellen Vorgängen, Frauen mit weit gespreizten Schenkeln, erigierte Schwänze, aus denen mächtige Tropfen fielen, geöffnete Münder, Genitalien

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saugend, hockende, sich fäkalisch betätigende Figuren, alles in weißer Schulkreide auf dem brüchigen Putz der Wände verewigt, wobei hier von Ewigkeit kaum die Rede sein konnte. Nur mein Gefühl, in diesem abstrusen unterirdischen Raum vor den in sexueller Lust hingemalten Emanationen zu stehen, war etwas ganz Außerordentliches, wie ich es immer wieder empfand, sobald ich in unterirdische Räumlichkeiten, in die Gemächer der Geister hinabgestiegen war. Unter den Trümmern der Kirche am »Grauen Kloster« lagen metallene Särge, teilweise aufgebrochen, übereinandergeschichtet, in einem Tohuwabohu des Totentanzes. Oftmals suchte ich Höhlen auf, auf die sich in meinen Reiseführern oder Landkarten Hinweise fanden. Ein Schauder besonderer Art ward mit dabei zuteil. Insbesondere Höhlen, die einst als Begräbnisstätten gedient hatten, boten eine besondere Anziehungskraft. Spekulativ, ob solche Erkundungen nicht etwas Archaisches in einem anrührten, ein unpersönliches, in psychischen Tiefen verstecktes Erinnern der ahnungsvollen Körperlichkeit, die undefinierbar auf den Besuch der Unterwelt reagierte. Etwas nicht Geheures meldete sich. Und als ich einst in Cerveteri, dem etruskischen Cere, zu den Schatten unserer Vorgänger hinabstieg, und unerlaubt einen Tonziegel aus dem Hades entführte, um ihn später geängstigt wieder an Ort und Stelle zurückzubringen, konnte ich mir über diesen Vorgang nicht klarwerden. Über den der Öffentlichkeit zugänglichen Gräbern und Grabkammern hügelan unbesuchte, einsame Ausschachtungen für die Vorläufer, wassergefüllt und von pausenlos miteinander kommunizierenden Fröschen bewohnt, den Stellvertretern jener, von denen wir uns immer wieder

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Bilder machen, jedoch ohne ihrer wirklich habhaft zu werden.

Gestern zu Besuch bei Bekannten in Kiel. Ein Abend der guten Laune, entspannter Gespräche, fern dem politischen Chaos des Planeten. Kein Missklang. Doch heute Vormittag fiel mir ein, dass der Hausherr aufgestanden und ins Nebenzimmer gegangen war, um einen gewaltigen Dragonersäbel zu holen, der wohl einem Vorfahren gedient hatte. Ich zog die blitzblanke Klinge aus der Scheide, prüfte mit dem Daumen ihre Schärfe, bestaunte das Instrument gebührend und reichte es zurück. Kurze Zeit später machte ich mir klar, einem Irrtum erlegen zu sein. Mir war gar kein Säbel gezeigt worden, obwohl die Erinnerung von solcher Intensität war, dass ich sie nicht für eine Einbildung, für ein Fantasma halten mochte. Ich spürte doch noch den metallenen Griff in meiner Hand, das Blinken des polierten Stahls der Schneide vor Augen. Es konnte nicht wahr gewesen sein. Es folgte auch kein Gespräch über Waffen oder Militärisches, nichts in dieser Richtung. Aber ich hatte das Ding in der Hand gehalten. Es wieder in die Scheide gesteckt. Unterhalb des Griffes hatten Bommeln aus gedrehten silbernen Fäden gehangen. Wir aßen genüsslich, tranken unseren Wein und parlierten über Literatur, bis der Moment zum Aufbruch gekommen war. Wir verließen die »gastliche Stätte«, und erst just zwanzig Stunden danach sehe ich mich dort am Tisch sitzen, langsam den Säbel drehend und bewegend. Sollte ich den Gastgeber von gestern anrufen und ihn nach dem Vorgang befragen? Ich hatte nicht den Mut. Bei aller mir gegenüber gezeigten Sympathie würde doch

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ein seltsames Licht auf mich fallen, falls ich meine Frage gestellt hätte. Besser es sollte Wirklichkeit gewesen sein wie erinnert, aber keiner Bemerkung wert, anstatt als einer dazustehen, dessen Gehirn nicht mehr ganz in Takt war. Vielleicht würde ich dem Gastgeber später einmal den Vorfall, existent oder nicht, erzählen, doch ich wuss-te während dieser Überlegung jetzt schon, dass ich die Sache natürlich verschweigen würde.

Die Statistik, trotz all ihrer Zweifelhaftigkeit, meldet, dass im vorigen Jahr 83 Millionen Menschen auf die schönste aller Welten gekommen seien. Also die Gesamtbevölkerung Deutschlands. Durch diese wildwuchs-artige Vermehrung hat sich der Boden, auf dem diese Millionen ihr Leben fristen sollen, nicht vermehrt. Ein Quadratkilometer bleibt trotz aller Einwände ein Quadratkilometer. Und wird es auch in Zukunft bleiben. Nur die Leute, die sich darauf tummeln, werden immer mehr. Sorgfältig durchblättere ich die Zeitungen, um eine Meldung zu finden, die für den Platzmangel eine Lösung ankündigt. Keine Rede davon. Es geht munter und chaotisch und fürchterlich weiter wie bisher, wie immer, wie demnächst und wie fürderhin. Nur ist dem Fürderhin ein Limit gesetzt. Eines nicht allzu fernen Tages findet der Erdenbürger keinen Platz, auf dem er sein müdes Gebein platzieren kann. Ich werde diesen Tag nicht mehr erleben. Die daran Beteiligten werden Zeter und Mordio schreien, weil sie sich für an dem Desaster unschuldig halten und es verdammenswerter Weise auch sind.

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Zeitgenossen ungenießbarer Art. Großmächte, des eigenen Schwundes uneingedenk. y6,y Prozent der Insekten sind im wahrsten Wortsinne verflogen. Exitus. Wie soll man sich kratzen, fehlt der Mückenstich? Es geht den Kopfläusen an den Kragen und den Bandwürmern ans Gebinde. Die Zeit drängt und verhilft zum Salto mortale, die Mortalitätsrate zu steigern, dem künftigen Geziefer Raum zu schaffen. Der Papst hat deswegen bereits beim Herrn interveniert, auf dass es öde, wüst und leer werde, entsprechend dem Anfang.

Es fehlt eine Bibliothek der vergessenen Bücher. Da würde an erster Stelle wohl »Das Reich der niederen Dämonen« von Ernst Niekisch stehen. Der Autor, einst unter Hitler zum Tode verurteilt und dann doch nicht hingerichtet, gehörte durch seine Klarsicht gesellschaftlicher Verhältnisse zu jenen Leuten, die stets unzeitgemäß mit einem Werk in eine Welt kommen, der es an aller Einsicht mangelt, und das ist stets der Fall. Niekisch hatte das Manuskript seines großen Essays über den totalen Krieg und den totalen Irrsinn hinweggerettet. Nun wurde er 1945 als Mahner und Warner gewürdigt: Er erhielt eine Professur an der Ostberliner Humboldt-Universität, jedenfalls bis zu dem Moment, da irgendein des Lesens mächtiger führender Funktionär der SED Niekisch gelesen hatte, und mit dem Aufschrei »Wir sind keine niederen Dämonen« (der Aufschrei wurde natürlich nur unter der Hand kolportiert) wurde das grandiose Werk in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus den Buchhandlungen entfernt, der Autor selber seines Amtes enthoben und durfte - zumindest das durfte er - unbehelligt seine restlichen Lebensjahre in seiner Westberliner Wohnung absitzen. Mögen die anderen von ihrer Schande reden, ich rede von der meinen. (Aber das Buch steht immer noch bei mir im Regal, als ein Memento: Gedenke der niederen Dämonen!)

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Von wem ich das bekommen hatte, dieses Maschinchen zum Schärfen von Rasierklingen, ahne ich nicht einmal. Möglicherweise von einem zur Deportation befohlenen Verwandten, dem gewiss war, er würde das Gerät nie mehr benötigen. Es war etwa handgroß und besaß zwei mit Gummi (oder Leder?) bezogene Rollen, die man mittels einer kleinen Kurbel in drehende Bewegung versetzte. Zwischen ihnen war eine metallene Strebe angebracht, auf die man die vernutzte Rasierklinge schraubte. Drehte man nun die Kurbel, drehte sich das Mittelteil mit der Klinge, ebenso drehten sich die beiden Rollen, auf denen nun durch die dreifache Rotation die Klingen neu geschärft wurden, um sozusagen eine ewig währende Schärfe zu erhalten. Für mich (und die Erwachsenen) war der Apparat schon gestrig, weil der Preis für Rasierklingen unbedeutend geworden war. Niemand hatte mehr Lust, sich der (geringen) Mühe zu unterziehen, um auf diese Weise die Schärfe zu erneuern. Mir war das Ding zum Spielzeug geworden. Ich saß davor, drehte die Kurbel und sah zu, wie sich die Walzen drehten. Einmal probierte ich es auch mit einer Rasierklinge, konnte jedoch nicht feststellen, ob der Schliff erneuert worden war; mein Vater benutzte neue Klingen und warf die gebrauchten in den Müll. Doch dieser sinn- und nutzlos gewordene Apparat fesselte mich, weil er nichts bewirk-

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te, als die eigenen Drehungen vorzuführen. Die Faszination, damals mir unerklärlich, ich wollte sie auch gar nicht erklärt haben, erschien mir zu einem viel späteren Zeitpunkt verständlicher, als ich in einer Ausstellung die »Kunstwerke« von Jean Tinguely sah, ihre Bewegungen, nichts produzierend, nichts bedeutend, waren doch fesselnd, weil sie auf die letztlich sinnlose Existenz alles Maschinellen, ebenso sterblich wie wir, heimlich hinwiesen.

Mein Vater verfertigte Schreibblocks, indem er auf die eine Seite eines quadratischen Blocks von hundert oder zweihundert Blatt eine zähe, dunkelbraune Masse strich, um die Seiten zusammenzuhalten. Dieser Klebstoff wurde aus brettähnlichen Tafeln in einem Wasserbad gekocht und damit erweicht und gebrauchsfähig gemacht. Es stank durchdringend. Man dachte sich nichts dabei, denn zu dieser Zeit in den Vorkriegsjahren lebte man noch im Stande der Unschuld, nichts ahnend, was möglich sein würde. Heute kann ich das Wort »Knochenleim« nicht mehr als harmlose Bezeichnung für ein Klebemittel lesen, ohne die schlimmsten Assoziationen.

Oh Fallada, da du hangest. Da keine Straßenbahn nach dem Luftangriff im Februar 1944 fuhr, liefen wir, meine Eltern und ich, zu Fuß ins Zentrum der Zerstörung. Die alten Mietshäuser rechts und links unseres Weges waren ausgebrannt, manche in sich zusammengefallen, von anderen standen noch die Fassaden. Man ging auf dem Fahrdamm, weil die Bürgersteige von Schutt belegt waren. Aus einem dieser Ziegelhaufen, grauweiß über-

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pudert wie die anderen Trümmer, ragte der Kopf eines Pferdes wie schlafend, die Augen geschlossen, den Hals leicht zur Seite geneigt. Ein schuldloses Opfer inmitten der sinnlosen Vernichtung, ein Geschöpf, das einen solchen Tod nicht verdient hatte, die Haltung eine anrührende Pose des Sich-Dreinschickens ins Unabänderliche.

Im Fernsehen die Berichte über den Krieg im vorderen Orient, Blick auf die zerstörten Städte, ausgebrannte Autos, klaffende Wohnzimmer mit wenigen Möbeln, von Ziegeln übersäte Straßen, Balken, Bruchholz, Stoffbahnen, insgesamt das chaotische Stillleben nach dem (vorerst) letzten Schuss. Wären nicht hier und da Schilder mit arabischen Aufschriften, ich käme mir vor wie im Berlin meiner Jugend. Wie in dem Einst so auch hier die spürbare Lautlosigkeit nach dem Lärm des Krieges. Vor dem Bildschirm erstand mein Damals in der Berliner Trümmerwelt, die auf weiten Strecken so still und verstorben dalag wie die fernen Städte und Straßen, menschenleer, eine von Menschen geschaffene Wüstenei. So stand ich auf den Trümmern von Gordion im einstigen Hellas, in Rom auf dem Forum Romanum zwischen touristisch vermarkteten Relikten und fragte mich, was denn mit diesen Menschen wohl los sei, dass sie nie aufhörten mit den Zerstörungen, mit Mord und Totschlag? Wie kleinlich, ja wie lächerlich wirkten dagegen die Beschwörungen von Frieden und Friedfertigkeit. Nichts als leere Behauptungen, Feiertagsreden, Alibigeschwätz. Wenn die Trompete ertönt, eilen sie wieder zu den Fahnen, mehr oder weniger freiwillig, aber unaufhaltsam bis zum letzten Mann. Auf diese Gattung Homo sapiens ist kein Verlass. Sie warten immer auf ein Wunder, darauf, dass irgendwie doch alles gut ausginge und dass man nie wieder, nie, nie mehr einander an die Gurgel gehen wolle. Oder wenigstens nur noch ein letztes Mal...

Ein Passagierflugzeug ist am internationalen Flughafen von Quebec mit einer Drohne kollidiert. Kanadas Verkehrsminister Marc Garneau sprach von der ersten Kollision eines Passagierflugzeugs mit einer Drohne in seinem Land. Er sei »extrem erleichtert«, dass das Flugzeug sicher habe landen können. Die Kollision verursachte nur kleinere Schäden am Flugzeug der Fluggesellschaft Skyjet, teilte das Verkehrsministerium mit.

Wer bei dieser Meldung nicht sofort an Krieg denkt, hat keine Fantasie. Den anfliegenden Bombern oder Raketen schicken die Angegriffenen explosive Drohnen entgegen, die das heranrauschende Unheil, bevor es eintrifft, verhindern sollen. Die altertümliche Flak, die Flugzeugabwehrkanone (echtes deutsches Wort), verliert ihre Bedeutung und wird durch Drohnen, die außerdem viel billiger in der Anschaffung sind, ersatzlos ersetzt. Gegenwärtig bieten die entsprechenden Firmen bereits Drohnen für 1700 Euro an, was, hält man den Wert einer Rakete dagegen, ein akzeptabler Preis ist.

Wir stehen erst am Anfang des Einsatzes dieser fliegenden Alleskönner, die positiv wie auch negativ eingesetzt werden können. Zum Aufspüren Verunglückter sind die Geräte brauchbar, zur landwirtschaftlichen Kontrolle, zu Geschehensaufnahmen nach Katastrophen, zur Überwachung von Baumaßnahmen. So weit die friedliche Seite. Die militärische kann sich jeder selber ausmalen. Man hat zu diesem Thema schon Spielfilme gesehen, so den, da von einer Zentrale in den USA »Gefährder« in Afghanistan überwacht und schließlich getötet werden. Überhaupt eignen sich kleine Drohnen vorzüglich zu Attentaten oder zumindest zu Morden, Brandstiftungen und anderen tödlichen Unternehmungen. Zu der allgemeinen Unsicherheit der Bürger trägt als neueste Bedrohung die Drohne sicherlich bei. Niemand ist im Freien mehr sicher vor Beobachtung oder gar Angriff. Die Industrie, reaktionsschnell wie immer, wird ein Drohnenstörgerät auf den Markt bringen, das die Bedrohung abwendet, indem es die Drohnen entweder zerstört oder ablenkt - ein großes Geschäft zeichnet sich am Horizont der Zukunft ab. Die schöne, neue Welt hält noch einige Überraschungen für unsere Nachkommen bereit.

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