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Maßnahmeplan
(Gera, den 14. September 1968)
Es ist sofort ein Funk (Blitz) an die Hauptabteilung XX... [zuständig für Bekämpfung politischer Untergrundtätigkeit und politisch-ideologischer Diversion, Zentrale] zu senden, in welchem die Möglichkeit der Republikflucht des K. mitgeteilt wird...[Es] ... ist zu vereinbaren, daß alle ankommenden und abgehenden Telegramme des K. unter Kontrolle gebracht werden...
Mit dem Referat -O- ist abzusprechen, daß die Ergebnisse ihrer Arbeit in kürzesten Zeitabständen ausgewertet werden.
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Gera, den 24. September 1968
Die Haltung des K. zu den konterrevolutionären Ereignissen in der CSSR wird durch einen an Dr. Bernt Richter, Rowohlt Verlag, Reinbek, gerichteten Brief vom 28.8.1968 charakterisiert. In diesem Brief schreibt K. u.a.: »Ich höre nahezu ununterbrochen den tschechischen Rundfunk. Ich bin in dieser Woche zehn Jahre älter geworden.« An anderer Stelle schreibt er: »Aufgrund der neuesten Entwicklung muß ich die Widmung nochmals korrigieren.« [Widmung des Gedichtbandes »Sensible Wege«] Die [dem Brief] beiliegende Widmung
[Neufassung] hat folgenden Inhalt: »Dem tschechischen Volk,
dem slowakischen Volk. 21.8.1968«...
Beweismittel:
a)offiziell: keine...
b)inoffiziell: M-Material [M = Postüberwachung]...
c) Beweisgegenstände: M-Material...
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Berlin, 24.10.68
... Am 11.10.68 suchte Kunze die Redaktion der Zeitschrift »Sibylle« auf und berichtete einer ihm vertrauenswürdigen Person, daß er... in der CSSR-Botschaft war und dort ein längeres Gespräch mit dem Botschafter hatte. Der Botschafter habe ihm gesagt, daß jetzt alles aus sei. Die CSSR sei wie im Kriege, vollständig militärisch besetzt. Die Sowjetunion habe damit ihr aggressives, militantes Verhalten unter Beweis gestellt. Dubcek, Smrkovsky u.a. seien nach dem Einmarsch gefesselt auf Lkws abtransportiert worden. Erst nachdem Präsident Svoboda in Moskau gedroht habe, sich zu erschießen, um so die Welt... aufmerksam zu machen, hätten die Sowjets nachgegeben und Dubcek zu den Verhandlungen hinzugezogen. Mit dem Einmarsch in die CSSR sei die Periode der Koexistenz zu Ende gegangen... Kunze zeigte sich... äußerst erregt und erweckte den Eindruck, als ob seit dem 21.8. auch bei ihm aller Lebensoptimismus zusammengebrochen wäre. Auf die Frage, ob er die Tage in Berlin im Hotel übernachtet habe, antwortete Kunze, daß er niemals im Hotel übernachten würde, sondern nur privat. Einer nicht überprüfbaren Mitteilung zur Folge hat Kunze bei dem Berliner Schriftsteller Günter de Bruyn übernachtet. Eine offizielle Auswertung dieser Information kann aus Gründen der Quellengefährdung nicht erfolgen.
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Berlin, den 11. Oktober 1968
... Freundschaftstreffen im Haus der Tschechoslowakischen Kultur... Der Einladung gefolgt waren folgende Persönlichkeiten aus der DDR:
Günter Kunert und Frau
Reiner Kunze (der eigens aus Greiz angereist war)
Franz Fühmann... Dr. Väpenik kam... auf den Film zu sprechen, der... gezeigt werden sollte. Er bemerkte..., daß dem Haus eine große Anzahl neuer tschechoslowakischer Filme zur Verfügung stehe. Aber man habe sich angesichts der allen bekannten Ereignisse entschlossen, den Film »Maraton« von... Jan Prochdzka zu zeigen. Dieser Film spreche für sich. Was Dr. Väpenik damit meinte, kam tatsächlich erst so recht bei diesem Film heraus. Sein Gegenstand ist der Prager Aufstand vom 8.19. Mai 1945 und die Befreiung durch die... Rote Armee. Ein übrigens vorzüglich gemachter Film... und politisch ungemein aussagekräftig im Sinne der Freundschaft zur Sowjetunion... Aber mir scheint, daß gerade darin die Provokation liegt. Es sollte... dargestellt werden, wie abwegig die Behauptungen in unserer Presse über... den Antisowjetismus und die... antisozialistische Haltung Jan Prochäzkas sei... Mit diesem Film sollte unsere Behauptung ad absurdum geführt werden, daß Jan Prochdzka ein... potentieller Konterrevolutionär sei... Es war, auf einen Nenner gebracht, eine offizielle Veranstaltung mit einem... konspirativen »Stachel«... (R.)
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Greiz, den Ol. 11.68
Am 27.10... hielt ich mich gegen 17.30 Uhr in der Gaststätte
»Kyffhäuser« in Reichenbach... auf und unterhielt mich
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dort... Im Laufe des Gesprächs setzte sich ein junger Mann... dazu und... stellte sich vor [es folgen Name, Anschrift und Telefonnummer]... Wir kamen auch auf das Problem CSSR zu sprechen, und dabei sagte er mir: Er habe gute Beziehungen zu einem jungen Schriftsteller... in Greiz, den Namen konnte ich mir leider nicht merken, und notieren war... unmöglich..., und er sagte..., daß dieser..'. Schriftsteller gegen die Maßnahmen in der CSSR ganz klare Stellung bezogen... und deshalb in Greiz sehr viele Schwierigkeiten hätte. Er sagte auch, ... daß dieser... Schriftsteller eine... Schar von Studenten und Oberschülern um sich hätte, die mit ihm... sympathisieren, und er ließ... durchblicken, daß diese jungen Leute nicht gewillt sind, diese Dinge in der CSSR widerspruchslos hinzunehmen... (M...)
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Berlin, 23.5.69
Inoffiziell wurde bekannt: Der soeben erschienene Gedichtband »Sensible Wege« von Reiner Kunze stellt eine politische Provokation gegenüber unserem Staat und seiner Politik dar. Die in diesen Gedichten bezogene Position des Autors muß als weit negativer als die bisher bekannte Position eingeschätzt werden. Aus den Gedichten werden im Wesentlichen drei Thesen sichtbar, die der Verfasser vertritt: 1. Die DDR ist ein großes Gefängnis, worunter nicht nur die Beschränkung der Bewegungsfreiheit, sondern auch eine Einengung des geistigen Lebens und der Entwicklung der Persönlichkeit und des Talents verstanden wird.
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Charakteristisch sind dafür die Verse aus dem Gedicht mit dem bezeichnenden Titel »Kurzer Lehrgang«:
Dialektik
Unwissende damit ihr unwissend bleibt
werden wir euch schulen
Ethik
Im mittelpunkt steht der mensch
Nicht
der einzelne
Solche Auffassungen finden sich in den meisten Gedichten des Bandes wieder. 2. Die Kulturpolitik der DDR ist eng und dogmatisch. Sie ist gegen die Entwicklung der Kunst gerichtet. Beispiel »Lied vom Biermann«:
Biermann sei ihrmann? Achwas!
Mann ist mann bier ist bier
Biermann kam von dort nach hier...
3. Sympathie für revisionistische und konterrevolutionäre Auffassungen. Beispiel »Rückkehr aus Prag - Dresden früh-jahr 1968«:
Eine lehre liegt mir auf der zunge, doch zwischen den zahnen sucht der zoll
Selbst scheinbar eindeutige und harmlose Gedichte wie »Puschkins Michailowskoje« werden umgebogen. Beim Betrachten von Puschkins Garten heißt es:
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Wer immer
die angreif er wären hier jetzt zum gegner hätten sie
mich
Wer immer einfallen wird
in die offenen gärten der dichter
Im genannten Gedichtband finden sich nur vereinzelt und ganz allgemein gehaltene Zeilen gegen den Imperialismus, und selbst diese enthalten Bezüge gegen die DDR... Der IM teilte mit, daß Kunze mit vorliegendem Band... eindeutig gegen die Statuten des Deutschen Schriftstellerverbandes verstoßen habe und sein Ausschluß aus dem Schriftstellerverband gerechtfertigt sei... Erste Maßnahmen: ... Beschaffung von 2 Exemplaren des Gedichtbandes durch IM in Westberlin.
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Werdau, den 5.6.1969
Inoffiziell wurde bekannt, daß in Greiz ein sogenannter Englisch-Club existiert. In diesem Club trägt der Lyriker Reiner Kunze seine Gedichte vor... Dieser Club wird von einer... Dame, ca. 75 Jahre alt, geleitet... Zu diesem Club gehören etwa 15 Personen, darunter die Studentin W... Die W. brachte... zum Ausdruck, daß man dort sich endlich einmal ... richtig unterhalten... und auch politische Gespräche führen kann, ohne Gefahr zu laufen, gehört zu werden, weil diese in der englischen Sprache geführt werden... Bei der Auswertung des Berichtes bitten wir zu beachten, daß die W. nur gegenüber unserem IM diese Äußerung gemacht hat.
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Berlin, den 14.11.1969
Nach dem Schriftstellerkongreß wurde durch den Schriftstellerverband eine längere Diskussion mit Reiner Kunze über seinen Gedichtband »Sensible Wege«... geführt. Die Diskussion zeigte, daß Reiner Kunze nicht bereit ist, die Kritik des DSV anzunehmen. In dieser Situation versucht besonders der Schriftsteller Paul Wiens sich mit Reiner Kunze zu solidarisieren - zwar nicht in öffentlichen Erklärungen, er hat aber Kunze besucht in Greiz.
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Magdeburg, den 19. Mai 1970
Literarische Veranstaltung am 12.05.1970... auf der Podiumsbühne des Großen Hauses der Bühnen der Stadt Magdeburg ... Da bekannt ist, daß der K. eine sehr seichte Einstellung zu den Problemen der Kunst hat und diese sich auch in seinen Werken ausdrückt, war vonseiten der Bezirksleitung der SED... erst vorgesehen, diese Veranstaltung zu sperren. Von dieser Absicht wurde aber Abstand genommen. Die Karten [wurden] aufgekauft und nach einem bestimmten Schlüssel... verteilt.
Der Personenkreis setzte sich zusammen aus Genossen
der Bezirksleitung der SED,
des Rates des Bezirkes,
der Bezirksleitung der FDJ... Anwesend waren ca. 40 Personen. Nach der Vorstellung [des Autors] war anhand der einleitenden Worte des K. zu vermuten, daß ihm bewußt war, aus welchen Personenkreisen sich die Gäste... zusammensetzten... Eine eindeutige Stellungnahme zur realistischen Kunst... in unserem sozialistischen Gesellschaftssystem fehlt[e] gänzlich... Um das Neue und Moderne der Musik zu begreifen, hat er extra mit einem Leipziger Musiker Bekanntschaft geschlossen. [Letzter Satz ist
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von Hand unterstrichen. Daneben handschriftlich:] Wer ist das?
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Gera, den 26.06.70
--"? ... Zur Präzisierung des Maßnahmeplanes... sowie zur Bestätigung der... operativen Version werden folgende Informationen benötigt:
-•) — Angaben über [die] finanzielle[n] Verhältnisse [des K.],
... Kontostand und Kontenbewegung -"> — Hinweise auf eventuelle Kurierwege nach Westdeutschland "> — Alles, was über die Familie bekannt wird, Verhalten seiner
Ehefrau und Tochter -■> — Informationen über sämtliche, auch geringfügige Gesetzesverletzungen durch K...
-) — Äußerungen, die irgendeine Person über K. macht
—-) — Einschätzung der charakterlichen und moralischen Seite von K. unter eventueller Zuhilfenahme inoffizieller Kräfte
-■? — Informationen über jede einzelne offiziell oder inoffiziell bekanntgewordene politische Äußerung des Kunze... JJ
— Aufklärung der Person Paul Celan, Schriftsteller, unlängst in Paris durch Selbstmord gestorben...
— Alles, was über Versuche Kunzes bekannt wird, durch die Anwendung kirchlicher Motive und Ausdrucksweisen in seinen Werken unseren Staat anzugreifen
— Nach Einleitung der Maßnahme A [Abhören des Telefons] sämtliche anfallende Berichte [Die erste Niederschrift eines abgehörten Telefongesprächs trägt jedoch bereits das Datum 10.9.68]
— Nach Erweiterung der M [Post]-Kontrolle Anfertigung von Kopien sämtlicher an Kunze gerichteter und von ihm verschickter Post...
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Ergänzung: KK Juni 1970
... Anfang 1970 unternahm K. einen Versuch, durch die Zusendung von in Westdeutschland verlegten Gedichtbänden die Leitung des Deutschen Schriftstellerverbandes zu beeinflussen.
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Merseburg, den 27.07.70
... Am 18.07.1970 wurde... bekannt, daß ein gewisser Schriftsteller Kunze in Ihrem Verantwortungsbereich feindlich in Erscheinung getreten sein soll. Der K. soll u.a. den westdeutschen Literaturpreis erhalten haben. Da ein Angehöriger der evangelischen Studentengemeinde in Merseburg... operativ bearbeitet wird und... beabsichtigt, den Kunze nach Merseburg zu holen, bitten wir um... Einschätzung des Schriftstellers.
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Kreisverwaltung SNB - Verwaltung Staatliche Sicherheit Üstf nad Labem [Aussig an der Elbe, Tschechoslowakische Sozialistische Republik], 11. November 1970 Kunze, Reiner, Staatszugehörigkeit DDR - Einschätzung: .. .Anfangs, bei der Eröffnung des Abends [5.11.1970], sprach Kunze immer tschechisch... Später in Deutsch, was seine Frau... übersetzte... [In Aussig vorgelesener Text: Forstarbeiter »Herr Doktor?« »Ich bin nicht der Herr Doktor.«
»Ach so.« Der Mann, der im Dunkeln über den Zaun gerufen hatte, ging in die Laube nebenan zurück, wo man bei
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Harmonikamusik saß und ab und zu schallend lachte. Obwohl ich kaum noch etwas sah, mähte ich weiter. Ich war hier, um ein Buch zu Ende zu schreiben, und da der Arzt, dem das Wochenendhaus gehört, den Besuch seiner Frau und zweier Enkel angekündigt hatte, wollte ich die Wiese geräumt haben. Wenn das Sensenblatt einen Stein streifte, schlug es Funken.
»Herr Doktor?« Wieder stand der Mann am Zaun. »Ich bin nicht der Herr Doktor.«
»Na, da komm doch du mal rüber, verdammich!« - Ich trug Sense und Wetzfaß unter das Vordach und ging hinüber. Die Anzahl der leeren Flaschen auf dem Tisch ließ den Promillegehalt des Blutes erahnen, das hier kreiste. Man rückte noch enger zusammen, und die Frauen kreischten. »Nun sag mir nur mal, was machst denn du da drüben?« fragte der Mann, der an den Zaun gekommen war und den ich unlängst mit einem Gespann hatte Holz schleppen sehen. »Ackerst du oder mähst du?« Alle lachten.
»Gib's zu, du hast geackert! Das war doch ein Krachen und Blitzen!«
Er solle mich in Ruhe lassen, sagte der Hausnachbar. Das sei stellenweise Schuttgrund, er selbst habe damals den Bruch mit hingekippt... Außerdem sei ich Schriftsteller.
»Was bist du - Schriftsteller?« fragte der Gespannführer. Und unvermittelt laut: »Hast du Hunger?« Mit soviel Schlüssigkeit hatte sich noch nie jemand nach meinen leiblichen Bedürfnissen erkundigt. »Trautel« - er drehte sich nach der Frau um, die den Konsum leitete - »Trautel, hol ein Glas Wurst rüber, eins von den großen, der kriegt von mir ein Glas Wurst, der hat Hunger!«
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Die Frau nahm die Aufforderung nicht ernst und lachte mir zu.
Er aber bestand darauf, daß sie mir ein Glas Wurst bringe, und so zuckte sie mit den Schultern und zwängte sich an den Knien der anderen vorbei. Sie war bereits an der Tür, als er plötzlich sagte: »Das heißt - wart mal, ich will ihn erst noch was fragen.« Die anderen lärmten, und er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Seid nur mal ruhig!« Dann blickte er mich von der Seite an. »Schreibst du's, wie's in der Zeitung steht, oder wie's im Leben ist?«] Er erzählte... auf poetische Art: Es waren ein paar Arbeiter und mähten Gras. Näher betrachtet war das ein Trümmerhaufen, und die Sensen klirrten, weil dort lauter Steine waren. Kommt man näher, sieht man einen Zaun, und dahinter einen Kopf. Man vermutet einen Doktor, [der]... aber keiner ist. Nach mehrmaligem Anrufen kommt die Frage zurück, ob er die Wiese umpflügen soll. Bei der Unterhaltung beim Tanz wird er in die Gartenlaube eingeladen. Dort ist eine Arbeiterin und fragt ebenfalls, ob er ein Doktor ist, was er verneint... Es kommt die Frage, ob er Hunger hat. Da kommt zurück: Haben Schriftsteller auch Hunger? Nachdem nun Schriftsteller auch Hunger haben, wird einer ins Gasthaus gerufen, und für ihn [wird] Wurst bestellt. Plötzlich jedoch sagt der [Dazugekommene: Was schreibt die Zeitung, schreibt sie die Wahrheit?
Und wieder gab es unter den Teilnehmern ein höhnisches Lächeln... Kunze ist... gegen die Partei tätig und hegt feindliche Absichten.
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Kultur- und Informationszentrum der DDR in der CSSR
Prag, den 14.12.1970
... Mitte November nahm Gen. J... an einer Veranstaltung
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teil. Auf dieser Veranstaltung sprach der Lyriker Reiner Kunze. Die Veranstaltung fand im Kulturhaus Üsti statt. Kunze führte die Veranstaltung in tschechischer Sprache durch und erzählte u.a. folgende... Geschichte...: Kunze geht im Wald spazieren und trifft Waldarbeiter. Auf die Frage, was er macht, antwortet er, erdichte. Die Waldarbeiter fragen ihn, ob er die Wahrheit schreibt, [und er] antwortet... mit ja. Auf diese Antwort hin wird er eingeladen, an einem Frühstück teilzunehmen. Dabei kommt es zu einem Gespräch, in dessen Verlauf er gefragt wird, ob... die Zensur herrscht. Er antwortet mit nein. [Gemeint ist vermutlich: »Er antwortet mit ja.«] Daraufhin wird er von den Waldarbeitern gefragt, wieso er dann die Wahrheit schreiben könne. Er antwortet darauf, wir schreiben alle so, daß man unsere Sachen herausgibt. Auf die Frage, ob er Rezensionen seiner Werke aus dem Westen bekommt, antwortet er nein, wir dürfen keine Verbindung mit dem Westen haben, nur der Verlag schickt ihm solche Rezensionen.
Von Gen. J. wurde die Frage aufgeworfen, wie es möglich... [ist], daß Kunze so eine Veranstaltung durchführen konnte...
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Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik Politische Abteilung Prag, den 14.12.1970
Zentralkomitee der SED Leiter der Kulturabteilung Gen. Dr. Arno Hochmuth Berlin
... Wie... ersichtlich ist, trat der Lyriker Reiner Kunze... in Usti n.L. in einer öffentlichen Veranstaltung auf, in der er politisch sehr fragwürdige Texte vortrug... Das Auftreten
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Reiner Kunzes ist dem von der KPTsch geführten Kampf um die politische Konsolidierung in der CSSR abträglich... Ich empfehle, diesen Vorgang mit der Leitung des Schriftstellerverbandes auszuwerten, um geeignete Maßnahmen zu treffen, daß ähnliche Privatinitiativen künftig verhindert werden.
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[Handschriftlich]
Beratung Hauptabteilung XX..., 20.1.71
— K. in DDR Schwerpunktvorgang
— konzentriert daran arbeiten...
Methode: Getippte Leute werden operieren!...
— Einschreiben aus der Schweiz nicht konfiszieren, alle anderen ja!...
— Kirche!
— prüfen, ob es nicht möglich wäre, so zu täuschen, daß es ein Auffangbecken für negative Kräfte...
— Welche christlichen Kulturschaffenden gibt es im Bezirk, die auch als IM... in Frage kämen
— Isolieren von Kirche Wie! bestimmte] Sachen ihr in die Schuhe schieben
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Gera, den 10. Februar 1971
Durch... operative Maßnahmen über die Abt. M wurde bekannt, daß ein gewisser
Harijs Skuja
SSSR Riga-56
Tirzas iela 3 dz 245 eine Poesieauswahl der DDR in lettischer Sprache herausgeben will. In dieser Poesieauswahl sollen auch Gedichte des
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Kunze veröffentlicht werden. Wir bitten, über die Diensteinheit der Freunde [Sicherheitsorgane der Sowjetunion] zu veranlassen, daß:
1. die Person Harijs Skuja... aufgeklärt, der Charakter der Verbindungen zu Kunze und eventuelle Hintergründe ermittelt und das Ergebnis uns übersandt wird;
2. verhindert wird, daß die Gedichte des Kunze aufgrund ihres staatsverleumderischen und antisozialistischen Charakters... in der UdSSR veröffentlicht werden...
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Operativer Maßnahmeplan (Gera, den 25. Februar 1971) ... Ziel der Bearbeitung:
— zu verhindern, daß der Einfluß des K. auf Personenkreise in der DDR und der CSSR zunimmt...;
— daß... zersetzende Maßnahmen im Wirkungskreis des K. durchgeführt werden;
— in das Verbindungssystem des K. einzudringen und dieses zu entlarven;
— den Vertrieb und die Verbreitung feindlicher Literatur, die Kunze schreibt, in der DDR und im Ausland zu unterbinden und... zu dokumentieren.
... Da es die gegenwärtige politische Situation nicht ermöglicht, den K. wegen seiner schrifstellerischen Tätigkeit strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, ist... zu prüfen, inwieweit Kunze nach den §§97 [Spionage], 98 [Sammlung von Nachrichten] und 100 [Staatsfeindliche Verbindungen] bzw. nach kriminellen Delikten zur Verantwortung gezogen werden kann.
In der operativen Bearbeitung [sind]... der subjektive Tatbestand und die Zielstellung nachzuweisen und evtl. Verbindungen zu Zentren der politisch-ideologischen Diversion herauszuarbeiten ...
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Operativ-technische Maßnahmen:
... Postzollfahndung, Paketkontrolle und Erweiterung der M-Kontrolle...
Fahndungsmaßnahmen zur Kontrolle der Reisetätigkeit des Kunze sowie einreisender Personen aus der CSSR... Registrierung der operativ interessantesten Personen im Operativ-Vorgang, die innerhalb der DDR zu Kunze Verbindung haben...
Überprüfung und Erfassung aller Personen des kapitalistischen Auslandes, besonders Westdeutschlands und Westberlins, die zu Kunze Verbindungen unterhalten... Politisch-operative Maßnahmen:
... Analysierung der Verbindungen Kunzes und der Ehefrau in die CSSR und Herausarbeitung der Auftraggeber Kunzes zur Übersetzung von literarischen Werken. Einleitung von Maßnahmen... zur Aufklärung der Verbindungen durch die Sicherheitsorgane der CSSR. Einflußnahme durch die staatlichen bzw. Sicherheitsorgane der CSSR zum Abbruch dieser Verbindungen bzw. der Verträge...
Umfassende Aufklärung der... Ehefrau, Elisabeth Kunze... Schaffung von IM-Möglichkeiten im Wohngebiet des K. zur Beobachtung und Aufklärung der Besucher bei Kunze...
Analysierung der Verbindungen zu den Verlagsangestellten in Westdeutschland und Westberlin... mit dem Ziel der operativen Kontrolle, inwieweit diese beim Ministerium für Staatssicherheit bekannt bzw. [ob] operative Hinweise vorhanden sind...
Einleitung der Reisesperre des Kunze für alle Länder, nachdem die Maßnahmen über die Sicherheitsorgane der CSSR... realisiert wurden...
Komplexauftrag... für die Bezirksverwaltungen, in deren Verantwortungsbereich Kunze auftrat,.. .Nachermittlungen
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zur Person Kunze zu führen und sein Auftreten in diesen Bezirken zu verhindern...
In Koordinierung mit der Diensteinheit Freunde ist zu veranlassen, daß die Gedichte Kunzes nicht zur Veröffentlichung in der UdSSR gelangen...
In Koordinierung mit... Jena ist zu prüfen, inwieweit durch eine offizielle Person der Universität Jena Gutachten über die Werke... des Kunze angefertigt werden können. Diese Gutachten sind im Vorgang zu dokumentieren... Alle Hinweise, die über das Auftreten des Kunze bekannt werden, sind zu dokumentieren, um zielgerichtete Maßnahmen der Zersetzung einzuleiten. Diese... sind zur Erhöhung ihrer Wirksamkeit schwerpunktmäßig aufeinander abzustimmen.
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Greiz, den 02.02.1971
Reiner Kunze verwies darauf, daß es zu einem Gespräch im Februar kommen könnte, ... weil im Februar der von Dr. H... eingeladene Dichter... Volker Braun... nach Greiz kommt und im Club Alexander von Humboldt eine Lesung... durchführt. Es ist zu erwarten,... daß sich dort Kreise zusammenfinden werden, die die Querverbindung Kunze - Braun zu ihren Gunsten auslegen werden. Es ist bekannt, daß Volker Braun mit Reiner Kunze eng befreundet ist, und daß sie sich auch in der Vergangenheit besucht haben. (»D.«)
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Greiz, den 1.4.1971
... Die ... Deutschlehrerin... sagte mir..., sie wäre schok-kiert darüber, daß ihre Schule die Genehmigung gegeben hätte für einen Besuch von Volker Braun, .. .der am 25. Februar im kleinen Theatersaal eine Lesung durchgeführt hat...
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Sie hätte im Unterricht gemerkt, daß der ganze Abend Volker Braun die Schüler nur in größere ideologische Unklarheiten gestürzt hätte, und daß sie... große Diskussionen... wegen der schlechten (nach meiner Auffassung allerdings gezielten) Auswahl der Gedichte zu klären hatte... Es wurde mir weiterhin gesagt..., daß Volker Braun... anschließend mit Reiner Kunze... nach Kottenheide (Klingenthal) fahren würde und Interesse hätte, sich dort auch mit mir zu unterhalten. Ich werde nicht abgeneigt sein, ... um... zu erfahren, wer in diesem internen Kreis der Literaten vertreten ist. (»D.«)
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Berlin, den 5.4.1971
... Entsprechend Ihrer Anfrage wurden von den sowjetischen Sicherheitsbehörden Ermittlungen zu Skuja... geführt. Aus diesen Ermittlungen geht hervor, daß Skuja 1927 geboren und als Schriftsteller tätig ist. Er... wurde in der Vergangenheit wegen antisowjetischer Hetze verurteilt... Eine Veröffentlichung der Gedichte von Kunze in der LSSR ist nicht vorgesehen ... Es wird um Mitteilung gebeten, wenn Ihrerseits erneut Aktivitäten des Kunze festgestellt werden, um Gedichte in der UdSSR oder in anderen Ländern zu veröffentlichen.
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Halle/Saale, den 03.05.1971 Evangelische Studentengemeinde am 28.04.1971 Den Lyrikabend gestaltete Herr Kunze, ein Lyriker. Anwesend waren 400-500 Studenten (der große Saal der Stadtmission reichte nicht aus, es waren zusätzlich Stühle erforderlich) ... Nach [der] Einführung las der Dichter... aus dem Zyklus »Einundzwanzig Variationen über das Thema >Die Post<«. Diese Verse waren einigen Anwesenden schon von
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früheren Veranstaltungen her bekannt, so daß die Ankündigung mit lautem Beifall begrüßt wurde... Den Abschluß dieses Teiles bildete ein Vers folgenden Inhaltes: Eines Tages wird jemand bei mir klingeln und sagen: Ich bin der Briefträger ... Ich werde jedoch die Verkleidung durchschauen und sagen: Warte, bis der richtige Briefträger... vorbei ist... Den Inhalt dieses Verses verstand ich nicht, und [ich] sprach deshalb nach Beendigung der Veranstaltung noch im Puschkin-Haus mit einigen Studenten darüber und erhielt folgende Antwort: Jemand, der solche Sachen schreibt, weiß, daß es eines Tages klingelt und heißt: mitkommen! Das meint er. - Im nun folgenden Teil... las der Autor unveröffentlichte Werke... Bei diesem Teil gab es nach einigen Gedichten Extrabeifall... Abschließend wurde der Dichter gebeten, einige Gedichte zu wiederholen, was er... tat... Im Puschkin-Haus war die Meinung der Studenten: ... Viel zu wenig haben das gehört.
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20.05.71
IMS »A.« wäre in der Lage,... den Lyriker Kunze über seinen Sohn [es folgen Vorname und Name, Greiz] zu sich einzuladen. In diesem Gespräch äußerte... der IMS auch, daß der Volker Braun mit ihm verwandt sei.
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Bemerkungen zu dem Gedichtband »Sensible Wege« von Reiner Kunze [Gutachten eines Germanisten der Friedrich-Schiller-Universität Jena]
Schon der Klappentext offenbart, daß es sich um Gedichte handelt, die in der BRD (in bestimmten Kreisen) auf ein großes Interesse stoßen, weil sie aus der sozialistischen Literatur der DDR herausfallen und nach neuen Außenwelt-Erfahrungen suchen... R. Kunze verzichtet in vielen seiner Gedichte
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auf einen historisch konkreten Bezug, so daß sich der Leser aussuchen kann, was gemeint ist, worauf angespielt wird und für welche Zeit es zutreffen soll, beispielsweise in... »Hymnus auf eine Frau beim Verhör«. Letzteres kann auf jede beliebige Zeit angewendet werden, auch und eben auf ein Verhör in der DDR. In dem Gedicht »Kurzer Lehrgang« ist unter dem Zwischentitel »Ethik« das persönliche Dilemma des Autors ... ausgesprochen. Der Mensch stehe zwar im Mittelpunkt, aber nicht der einzelne... Welch ein Unsinn!... »Das Negativ... in uns« sei nicht retuschierbar..., meint R.K. und will damit sagen, daß viele DDR-Bürger im Innern ihres Herzens, ihrer Gefühle und Gedanken Vorbehalte, Zweifel und Antipathie gegen die sozialistische Entwicklung der DDR hegen... Untermauert wird diese meine Interpretation durch das Gedicht »Die Antenne«..., wo beschrieben wird, wie die Westantenne in den Kopf flüchtet, weil sie dort vorerst in Sicherheit ist. In den Gedichten zeigt sich insgesamt eine Lebensfremdheit, das Nichtbegreifen oder NichtbegreifenwoUen unserer gesellschaftlichen Entwicklung,... der CSSR-Ereig-nisse und der internationalen Hilfe der verbündeten sozialistischen Länder, zeigt sich die Vereinzelung und das Abgeschiedensein des Autors von der Arbeit und dem Kampf um Frieden und Glück.
Jena, den 25.5.1971 (Unterschrift)
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[Handschriftlich]
Für die Anfertigung eines Gutachtens über den Gedichtband
»Sensible Wege«..., Operativ-Vorgang »Lyrik«, Reg. Nr.
X/514/68, wurden 50.- M verausgabt.
Quittung
MDN50.-
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für Gutachten Kunze... erhalten zu haben, bescheinigt hiermit
Jena, den 28.5.1971 (Unterschrift)
Greiz, den 11.10.1971
Reiner Kunze befindet sich nach wie vor... wenig zu Hause und ist meist in Kottenheide im »Landsitz« von Stadtmanns, um dort zu schreiben... Kunze fühlt sich diesen Kräften wie der Frau Stadtmann und Schadwill [Kirchenmusikdirektor in Greiz] gegenüber dankbar, weil sie ihn 1968 moralisch sehr unterstützt haben. Frau Stadtmann hat dabei nicht nur auf Kunze großen Einfluß, sondern... auch... auf Jugendliche... Beispielsweise ermöglichte sie dem jungen Ehepaar Ullmann [es folgt die Anschrift] mehrfach eine Woche Urlaub in Kottenheide. (»D.«)
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Gera, den 21.10.1971
[An die] Kreisverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt
... Inoffiziell wurde bekannt, daß sich Kunze des öfteren in der Ortschaft Kottenheide im Kreis Klingenthal aufhält... Als Aufenthalt benutzt er... [das] Wochenendhaus einer Familie Stadtmann... Stadtmann ist Arzt und besitzt eine Praxis in Greiz... Es wird vermutet, daß Kunze auch Zusammenkünfte mit... »gleichgesinnten« Schriftstellern... in einer Art »Freundeskreis« vorbereitet und durchführt. Kunzes Werke... tragen ausschließlich - teils offen und teils versteckt - antisozialistischen Charakter... Aus vorgenannten Gründen bitten wir um... Unterstützung bei der Aufklärung nachstehender Fragen: 1. Wo befindet sich das Wochenendhaus des Greizer Arztes Stadtmann in Kottenheide? (Örtliche Lage,
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Bewohner, Nachbarn u.a.) 2. Was ist über den Schriftsteller Reiner Kunze in Kottenheide bekannt? 3. Überprüfung und Einsatz von IM zur Beobachtung und Aufklärung des Aufenthaltes von Kunze in Kottenheide. Dabei interessieren besonders:
— Ort und Zeit des Aufenthaltes bzw. der Zusammenkünfte desK.
— Welcher Personenkreis trifft sich mit K. in Kottenheide? (.. .PKW-Kennzeichen, Personenbeschreibung u.a.)
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Gera, 17.4.1972
Im Westberliner »Tagesspiegel«... wird ein Interview des
stellv. DDR-Kulturministers Bruno Haid ausgenutzt, um am
Beispiel des R. Kunze zu beweisen, daß die Kulturpolitik der
SED gegenwärtig »schwankend« ist... Genannte Beispiele
zeigen die Komplikation in der operativen Bearbeitung des
K.
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[Handschriftlich] Gera, den 2.6.72
Bei einem Anleitungsgespräch... wurde mit dem... Referat »Universität« folgendes festgelegt:
.. .alle der Evangelischen Studentengemeinde / Sektion Theologie angehörenden IM [werden] beauftragt.. .festzustellen, wie und auf welchem Wege Kunze zum... »Jenaer Frühling« eingeladen wurde;
... einen IM aus genanntem Kreis zur weiteren Bearbeitung des Kunze einzuführen.
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Gera, 02. August 1972
Nach Durcharbeitung des Operativ-Vorganges »Lyrik« und der anderen dazugehörigen Materialien gelangt die Abteilung IX [Untersuchungsabteilung, Vernehmungen] zu der Feststellung, daß keine strafrechtlich relevanten Handlungen sowohl staatsfeindlichen Charakters als auch auf dem Gebiet der allgemeinen Kriminalität durch den Verdächtigten vorliegen. Diese Feststellung steht nicht im Widerspruch zur völlig übereinstimmenden Meinung der Abteilung IX mit der vorgangsbearbeitenden Fachabteilung, daß der Verdächtigte seit Jahren mit zunehmender Tendenz eine ablehnende Haltung zur gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR und anderen sozialistischen Ländern bezog und seine literarischen Werke objektiv geeignet sind, auf bestimmte Personenkreise einen negativen, der Sache des Sozialismus abträglichen Einfluß auszuüben.
Die Erfüllung der Tatbestände der staatsfeindlichen Hetze (§ 106 StGB) erfordert unter anderem auch den Nachweis, daß der Verdächtigte mit der Herstellung und Verbreitung seiner dichterischen und schriftstellerischen Arbeit das Ziel verfolgt, die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der Deutschen Demokratischen Republik zu schädigen oder gegen sie aufzuwiegeln. Diese Nachweisführung konnte in der bisherigen Vorgangsbearbeitung weder offiziell noch inoffiziell erbracht werden.
Eine solche Zielstellung läßt sich auch nicht aus den vorliegenden Arbeiten des Verdächtigten entnehmen, weil diese keinen Bezug auf eine bestimmte Gesellschaftsordnung oder auf einen konkreten historischen Zeitabschnitt nehmen und dadurch mehrdeutige Auslegungen zulassen...
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Gera, den 6.10.1972
Im Ergebnis der Absprache wurde festgestellt, ... daß alle Maßnahmen im »Falle Kunze« von staatlicher Seite »zentral« durchgeführt werden... Dieser Sachverhalt erschwert eine zielgerichtete politisch-operative Vorgangsbearbeitung, da die Linie der Parteiführung im Prozeß der Auseinandersetzung mit Kunze nicht bekannt ist...
In Westdeutschland wurde Kunze... in breiterem Maße publiziert. Sein Gedichtband... »Zimmerlautstärke«... charakterisiert erneut die antisozialistische Haltung des Kunze zur DDR und zur Sowjetunion.
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Ermittlungsergebnis (Greiz, den 10.12.1972) Zur Person H... wäre zu sagen, daß man ihn zu einer operativen Aufgabe in Leiningen verwenden könnte... Ich... habe diesen schon öfters als Quelle benutzt... H. kann das Grundstück des K. voll u. ganz übersehen, weil es von seinem Grundstück... ca. 80 m entfernt ist... H. könnte auch seine Ehefrau verwenden, wenn er zur Arbeit ist... Die Quelle teilte mir noch mit, daß die elektrische Anlage in dem Grundstück des Kunze ein gewisser M... mitgemacht hätte. Der M. ist bei einem privaten Elektrikermeister in... Greiz tätig. Diesen könnte man über dritte Person auch ausnutzen, wenn man wissen will, was in diesem Haus alles drin ist. Die Schwester des... M. ist mit dem Genossen von der Wache der Diensteinheit Greiz... verheiratet.
Zur Kontrolle des Kunze im Wohngebiet könnte man... noch ausnutzen: Genossen R..., wohnt einen Hauseingang vor Kunze u. kann beim Öffnen des Fensters den Hauseingang Nr. 10 genau übersehen. Genossen H..., 68 Jahre alt, Rentner, wohnt schräg gegenüber und hat in meinem Beisein den Kunze... verurteilt. H. ist viel zu Hause u. abends immer und
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kann den Hauseingang von Kunze zu jeder Zeit beobachten ... Genossen und Genossin F..., ca. 65-70 Jahre alt, ... genau gegenüber. Bei der Ehefrau handelt es sich um die Schwester von H. F., der beim Ministerium für Staatssicherheit in Gera eine Diensteinheit leitet.
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Karl-Marx-Stadt, 7.2.1973
Inoffiziell wurde bekannt, daß der Fuchs, Jürgen,... weiterhin Gedichte des... Reiner Kunze verbreitet... Fuchs übersandte der Quelle eine Sammlung von Gedichten des Kunze. Er schreibt dazu, Kunze dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Er verweist auf eine Veröffentlichung des Lyrikers Paul Wiens im »Sonntag« über Kunze: »Der Dichter bedarf keiner Vorstellung, doch vielleicht die folgendeji Gedichte. Nehmt sie bei jedem ihrer Worte, nehmt sie aufmerksam auf, sie verdienen es.« Dem habe Fuchs nichts hinzuzufügen.
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Karl-Marx-Stadt, 7.2.1973
Inoffiziell wurde bekannt, daß die Studentin Rita P..., TH Karl-Marx-Stadt, im Besitz von Gedichten des Schriftstellers Reiner Kunze ist und diese an Interessenten weitergibt.
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21.02.1973
Uwe K... kam im Laufe des [Lesebühnen-JAbends mit [der] Mitteilung, daß Kunze lt... Deutschlandfunk demnächst bei Reclam in der DDR erscheinen wird... Er sagte, daß es keinen Zweck mehr habe vorzubestellen... Die Leute würden alle Kunze vorbestellen.
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Gera, den 18. April 1973
Im Zusammenhang mit dem Lyrikband [»Brief mit blauem Siegel«] und seiner Herausgabe durch Reclam konnte eine bestimmte Hektik festgestellt werden. Auch hier konnte durch die Abt. 26 [u.a. Telefon- u. akustische Überwachung] ermittelt werden, daß... die Veröffentlichung »doch noch auf Messers Spitze« stand, und daß dies mit dem »Stellungswechsel« in der Führung [Wechsel Ulbricht-Honecker] zusammenhängt ... Abschließend kann eingeschätzt werden, daß... keine Wandlung des Kunze... zu erkennen ist.
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Protokoll (Gera, den 23.4.73)
... die IM sind in die... Bereiche und Institutionen zu orientieren, von wo aus die Kontakte mit Kunze hergestellt und aufrechterhalten werden (z.B. Deutscher Schriftstellerverband, Ministerium für Kultur, Verlage... usw.). ... über dessen Staatssekretär und stellv. Minister für Kultur, L..., wird laufend über den Stand der Gespräche mit Kunze informiert... Unsere Diensteinheit wird von geplanten Maßnahmen in Kenntnis gesetzt.
... über den Leiter des Reclam-Verlages Leipzig, M..., wird der Informationsbedarf unserer Diensteinheit hinsichtlich des Engagements Kunzes... mit dem Reclam-Verlag gedeckt.
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Greiz, den 23.04.73
Kunze war vom 27.02. bis 09.03.73 allein im Wochenendhaus und hat dort scheinbar gearbeitet. An den Abenden soll er sich in dem Zimmer im ersten Stock aufgehalten haben, denn bis gegen 22.00 Uhr, an einigen Tagen auch bis gegen
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22.30 Uhr, brannte dort... Licht... Von dem H. und seiner Ehefrau wurden... keine fremden Personen festgestellt... Koll. H. hat bei Abwesenheit [Kunzes] das am Haus befindliche Kabel untersucht und dabei festgestellt, daß es sich um ein 8 cm starkes Gummikabel handelt und es sich.. .um eine Erdleitung handeln kann.
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Gera, den 08.05.1973
Mit der Hauptabteilung XX... und der Volkspolizei wird die Entscheidung über die Genehmigung einer eventuell von Kunze beantragten Reise ins kapitalistische Ausland abgestimmt. Dabei ist zu prüfen, ob Möglichkeiten der operativen Kontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit während des Auslandsaufenthaltes bestehen.
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Information 563/73
Während einer Lyrikertagung in der Volksrepublik Ungarn im April 1973 unterhielt Kunze folgende Kontakte:.. .Frischmuth, Barbara,.. .Artmann, Hans, .. .Jandl, Ernst.
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Erfurt, am 24. Juli 1973
Inoffiziell wurde bekannt, daß der Schriftsteller R. Kunze Anfang Juli 1973... mit dem Bayerischen Kunst- und Staatspreis [richtig: Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste] ausgezeichnet wurde... Über die Auszeichnung. .. brachten [die Schriftsteller des Bezirksverbandes Weimar/Erfurt] H...,M...,B... und B... ihre Empörung zum Ausdruck. H. T... äußerte sich dahingehend, daß K. aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen werden sollte.
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Gera, den 30.10.1973
Während der... Wahlberichtsversammlung des Bezirksverbandes Erfurt/Gera des Deutschen Schriftstellerverbandes mieden nahezu alle Schriftsteller das Gespräch mit Kunze.
Greiz, den 30.10.1973
... Allgemein ist zu sagen, daß der Lyrikband »Brief mit blauem Siegel« fast mit dem Tag des Erscheinens vergriffen gewesen ist, daß also die etwas sehr kolportierende Hetze westlicher Rundfunk- und Fernsehstationen im Grund genommen Reklame für diesen Band... gemacht hatte. (»D.«)
Gera, 16.02.1974
Durch inoffizielle Quellen konnte... erarbeitet werden, daß... Reiner Kunze die Verhaftung und Ausweisung Solschenizyns sehr beunruhigt.
Operativplan (Gera, den 19.02.1974) ... Aufklärung der Verbindungen des Kunze zu den Personen
Jürgen P. Wallmann - Journalist, BRD,
Andreas Mytze - Redakteur, BRD,
Karl Corino - Redakteur, BRD,... mit dem Ziel des Nachweises einer... strafrechtlich relevanten Tätigkeit nach den §§ 98 [Sammlung von Nachrichten], 100 [Staatsfeindliche Verbindungen] und 219 des StGB [Ungesetzliche Verbindungsaufnahme]. Die Ergebnisse... sind im Operativ-Vorgang als Beweismittel zu dokumentieren...
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Für... weitere... Kandidaten mit Perspektive, als IM an der Vorgangsperson zu arbeiten, werden geprüft:
1. Bibliothekarin [Name ausradiert]
2. Kapellmeister [Name ausradiert, aber noch lesbar]
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Gera, den 8.3.1974
Inoffiziell wurde... bekannt, daß der CSSR-Bürger Vaclav B... [es folgen Geburtsdatum, Anschrift, Beruf und Arbeitsstelle] im Besitz eines Reclam-Heftes mit Gedichten von Kunze ist... Auf eine... Frage nach den persönlichen Beziehungen ... zu Kunze antwortete er... ausweichend: »So eine Beziehung ist nicht gut. Ich habe beim Dolmetschen von Vertretern der Bezirksparteischule Bad Blankenburg... erfahren, daß K. sehr in Ungnade gefallen sei und man sich schäme, einen solchen Schriftsteller im Bezirk zu haben.«
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Karl-Marx-Stadt, 10.7.1974
Inoffiziell wurde bekannt, daß die B..., Sabine [es folgen Geburtsdatum, Anschrift, Nr. des Personalausweises], Bibliothekarin, 2 Bücher von Kunze besitzt, davon eines mit persönlicher Widmung (siehe Anlage). Sie ist mit Kunze in der Berliner Evangelischen Studentengemeinde zusammengetroffen und besitzt da[von]... ein Foto.
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Gera, den 12. August 1974
... In Zusammenarbeit mit der Abteilung 26 ist zu prüfen, inwieweit die Maßnahme B [Einbau einer Abhöranlage] unter Einhaltung der strengsten Konspiration eingeleitet werden kann...
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Die... operativen Maßnahmen werden über Genossen L..., Ministerium für Kultur, nach Absprache durch die Hauptabteilung XX eingeleitet bzw. in ihren Etappen veranlaßt.
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Eisenhüttenstadt, 15. Aug. 1974
Inoffiziell wurde bekannt, daß die... Person Günther, Burkhard, ... Ingenieur..., Verbindung zu dem... Schriftsteller Kunze, Reiner, unterhält. Bei dem G. handelt es sich um eine Person mit negativer Grundeinstellung... G. berichtete gegenüber einem IM,... K. verfasse Gedichte, die genau auf der ideologischen Linie Solschenizyns liegen sollen. [Burkhard Günther wurde am 26. August 1977 verhaftet und am 27. September 1978 zu 6 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. »Der Briefwechsel mit... Reiner Kunze, mit Ludvik Kundera sowie 42 Tagebücher und Exzerpte wurden eingezogen.« Anwaltsschreiben]
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Greiz, den 7.11.74
Am 1.11.1974 beabsichtigte ich, mit Frau Dr. Kunze unter Verwendung einer glaubhaften Begründung in ihrer Zahnklinik Kontakt aufzunehmen... Bei diesem Gespräch sagte Frau K., daß ihr Mann... eine Gastprofessur in den USA angeboten bekommen hätte. Auf meinen Einwurf, bei dieser Gastprofessur könnte er doch drüben bleiben, ... antwortete sie, daß er daran gar nicht denke, denn wenn er das wollte, hätte er davon schon Gebrauch machen können, als sie in der BRD waren. (»L.«)
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Rostock, den 13.12.74
M. H... hat in einem... in der BRD veröffentlichten... Gedichtband zu Reiner Kunze eine Stellungnahme abgegeben, indem sie in einem Vierzeiler sehr... präzise formulierte, ... daß ein Mann der DDR sich zur DDR bekennen muß und deshalb logischerweise, wenn er das nicht tut und... sich an den Westen verkauft, sich nicht wundern darf, wenn er von seinen eigenen Landsleuten... angegriffen wird.. .M. H. wohnt in S... [Bundesrepublik Deutschland], hat dort eine kleine Villa... und einen Dichterkreis, junge, fortschrittliche Dichter... Wenn ich nicht falsch unterrichtet bin, wohnen auch einige junge Leute bei ihr, die z.T. zu linksradikalen Gruppen gehörten. Weitere Informationen werden genutzt...
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Gera, den 18.2.1975
In einem Gespräch am 29.1.1975 äußerte Peter V..., Greiz..., daß es mit R. Kunze große Schwierigkeiten gäbe... V. sagte wörtlich, daß »die Partei es sich überlegen werde, ob man Kunze nicht ausweist«.
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Gera, den 20. Februar 1975
Kunze... sagt: »... ich gehe so vorsichtig wie möglich zuwege, um gewissen Kräften, falls es sie noch geben sollte, den Rük-ken dadurch zu stärken, daß die anderen mangels Anlässen in ihrem Begehren nach >Säuberung< aushungern.« ... Weiterhin wurde... bekannt, daß am 19.2.1975 gegen 17.00 Uhr ein Pkw der Ständigen Vertretung der BRD in Berlin in der Nähe des Wohnhauses des Reiner Kunze parkte.
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Protokoll (Gera, den 24. Februar 1975)
— Es gibt keinen Grund, dem K. die Einbeziehung in die Öffentlichkeit der DDR zu erleichtern...
— Es wird keine 3. Auflage des K.-Lyrik-Bandes geben...
— Keine öffentlichen Lesungen im Kulturbund, [in] Bibliotheken usw. Wenn er selbst von sich aus kommt, dann mit Vorlage des Programms, kleiner Kreis (30 Pers.) und Auseinandersetzung mit ihm.
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[Handschriftlicher Brief; Privatbesitz: Leipzig, am 8.11.74 Reiner Kunze!
Weil mir das rechte Wort für eine andere Anrede fehlt, bitte ich, diese anzunehmen.
Zu mir ist folgendes zu sagen: Ch. U..., geb... 1943, und seit August 1974 Schauspieler am Theater... in Leipzig. Ich schreibe, weil ich Sie besuchen möchte. Durch den Abschluß des Studiums an der Schauspielschule aus dem unmittelbaren Leben der Katholischen Studentengemeinde Leipzig heraus, beabsichtige ich... folgendes. Mit kleinen literarisch-musikalischen Programmen will ich gern weiter am Leben der Studentengemeinden teilnehmen ...
Heute bitte ich um ein Gespräch... zu dem, was der »Brief mit blauem Siegel« beinhaltet.]
Leipzig, 8.4.1975
Das Programm wurde zum erstenmal am 18.2.1975 von mir und meiner Sprecherzieherin... zur Aufführung gebracht. Die Aufführung erfolgte im Rahmen... der Katholischen und Evangelischen Studentengemeinden Leipzig... Anwesend waren etwa 250 Personen, darunter R. Kunze und Frau...
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