Richard David Precht

Liebe — Ein unordentliches Gefühl 

 

  

2009

400 Seiten

DNB.Buch 

Bing.Buch   Goog.Buch

 

detopia

Precht Start

 

Aus der Amazon.de-Redaktion:  

Richard D. Precht ist inzwischen zu einem Medienphänomen geworden. Telegen und auf zurückhaltende Art medienkompatibel, dürfte er der einzige deutsche Philosoph sein, der ein breites, auch fachfremdes Publikum erreicht. Nach dem Überraschungserfolg von Wer bin ich — und wenn ja wie viele? hat er nun einen weiteren furiosen Streifzug durch die Wissenschaftsgeschichte unternommen. Diesmal geht es um das vielleicht älteste Thema, das den Menschen bewegt: die Liebe.

Precht führt über die biologischen und kulturellen Grundlagen zum Kern der menschlichen Liebesbeziehungen und prüft gängige Thesen z. B. aus Psychologie, Evolution oder Neurologie auf ihre Belastbarkeit hin. Dabei wird auch so manche Theorie des Mainstreams infrage gestellt. Der abschließende Teil ist eng an den heutigen Lebens- und Liebesrealitäten orientiert und befasst sich etwa mit „Romantik als Konsum“ oder der Frage, was von der Liebe übrig bleibt, wenn der Nachwuchs kommt.

Und natürlich geht es auch um Sex. Als durchaus erklärungsbedürftig bezeichnet Precht den Befund, dass einerseits Sex nie allgegenwärtiger war als heute (als Fantasie, Kaufanreiz, Wettkampf, Anspruch…), gleichzeitig seine faktische Bedeutung stark abnimmt. Hier kommt kein Kulturpessimismus konservativer Prägung zum Tragen – vielmehr wird eine Schieflage, die wohl kaum jemandem entgangen sein dürfte, einer nüchternen Analyse zugeführt.

Wie schon im Vorgängerband hat Precht hier keine kryptische wissenschaftliche Abhandlung verfasst. Vielmehr begeistert und unterhält er den Leser mit eleganter Leichtigkeit – und dies mit durchaus grundsätzlichen Gedanken über die Entwicklung des Menschen, die eigene Geschichte und das Zusammenleben mit dem Partner.

 


15 Amazon-Leser jedoch meinen: 


 

Das dümmste Buch des Jahres
15.7.2009    Von Plotin aus Bochum 

Richard David Precht versucht mit selbstverliebtem Sarkasmus und humoristischen Seitenhieben gegen die evolutionäre Deutung der menschlichen Sexualität vorzugehen, wobei seine Entgegenstellungen so lächerlich und unüberlegt sind, dass mir noch jetzt die Haare zu Berge stehen. 
Weil aber Precht sich selbst so ernst nimmt, ist das Buch nicht einmal gut, um sich darüber lustig zu machen.

 


 

Überheblich    9.9.2009    Von Ulrich Renz aus Lübeck 

Ich bin selber Autor und falle deshalb nicht über Kollegen her. Nur — bei diesem Buch ist mir der Hut hochgegangen. Wer so selbstherrlich über andere herzieht, von deren Arbeit er aber ganz offensichtlich nicht das Geringste verstanden hat — wie das Precht mit Hamilton und Trivers tut — hat die gelbe Karte verdient. 

Alle, die sich bisher intellektuell mit Liebe beschäftigt haben, sind grenzdebil, so viel weiß man schon auf den ersten Seiten. Nur, was kommt dann? Es hätte mich besänftigt, wenn er dann wenigstens EINEN originellen eigenen Gedanken zum Thema beigetragen hätte ... — Fehlanzeige. 

Eigentlich ist das Buch eine Zettelsammlung zum Thema Liebe, die sich wohl im Lauf der Jahre angesammelt hat und jetzt eben auf den Markt musste, wo die Marke Precht Konjunktur hat. 

 


 

Was will er uns sagen?      5. Mai 2009   Von Lina 

Es tut mir leid, ich verstehe nicht, was der Autor will. Ziemlich verwirrend, wie man mit einer offenbar willkürlichen Mischung von Zitaten, Begriffen aus allen möglichen Lebens- und Wissenschaftsbereichen, Daten, Beispielen, halbfertig gedachten Schlussfolgerungen und ganz persönlicher Meinung von Herrn Precht bombardiert wird.

Ich bin durchaus akademisch gebildet und literarisch wie auch wissenschaftlich an neuem interessiert, aber das, was hier serviert wird, ruft bei mir Widerwillen und viele Fragezeichen hervor. 

 


 

Wenig fundiert und außerdem langatmig
16.5.2009    Von Björn Günzel   

Meine erste Rezension wurde leider ohne Angaben von Gründen nicht veröffentlicht, daher versuche ich mich möglichst vorsichtig auszudrücken: Das Buch scheint mir sehr oberflächlich zu sein und lässt wenig echte Auseinandersetzung des Autors mit der Evolutionstheorie zu erkennen. Theorien anerkannter Evolutionsforscher werden mit süffisanten Bemerkungen beiseite gewischt. Ich fand es ärgerlich, dass ein Buch voll mit so vielen Fehlinformationen auch noch auf die Bestsellerlisten kommt. Neben der mangelnden Genauigkeit ist es auch noch sehr langatmig geschrieben (für mein Empfinden).

Wer sich für das Thema interessiert, dem seien die Bücher von Jared Diamond ans Herz gelegt. Es gibt ein sehr gutes und absolut seriöses Buch von ihm zum selben Thema — den Titel will ich nicht nennen, da ich fürchte, Amazon's automatischer Filter blockiert sonst auch diese Rezension. Das Buch von Jared Diamond enthält nicht das Wort "Liebe" im Titel, es sollte jedoch leicht zu erkennen sein, welches seiner Bücher ich meine. 

 


Enttäuschend
9.1.2010      Von Ejo (Weimar)  

Ich habe dieses Buch geschenkt bekommen. Ich bin schlichtweg enttäuscht. Als studierte Soziologin und interessierte "Liebes-Theorien-Leserin" war das mit Abstand das schlechteste Buch das ich zu diesem Thema gelesen habe. Fast alle populären Theorien die Precht darstellt waren mir aus erster Hand geläufig und meiner Meinung nach hat jede für sich wenigstens ein Fünkchen Wahrheit inne. 

Precht jedoch verhöhnt all diese Theorien in einer unfassbar arroganten Art, das ich oft kurz davor war das Buch einfach wegzulegen. Besonders stört mich die unbedarfte Art mit der er eigene Meinungen aus dem Hut zaubert — ohne jeden Beweis. Für viele der von ihm verworfenen Theorien wurden Studien mit großen Zahl von untersuchten Fällen gemacht. Doch wo bleiben seine Versuche und Studien? Wo bleiben seine Argumente?

Ein Buch zum Thema Liebe das man getrost auf dem Bestseller-Tisch in der Buchhandlung liegen lassen darf.

 


 

Ich will mein Geld zurück!
13.11.2009    Von Thorsten Krings aus Düsseldorf 

Selten hat ein Buch mich so genervt wie dieses. Precht ist ohne Zweifel ein sehr gebildeter Mensch und unter Wissenschaftsjournalisten auch mit Sicherheit einer der kompetenten. Das Problem ist leider, dass er in diesem Buch dauernd die Angewohnheit hat, einem Exhibitionisten gleich sein Wissen in aller Tiefe und Breite zu präsentieren. Zum einen nervt das unglaublich, weil man dauernd den Eindruck hat, dass er sich selbst auf die Schulter klopft und sich zu seiner Cleverness gratuliert. Zum anderen aber fehlt dem Buch dadurch auch jeglicher Fokus und man fragt sich immer wieder, wohin er argumentativ will. 

Diese intellektuelle Selbstzufriedenheit führt auch dazu, dass er sich seitenweise über Theorien auslässt, um dann zu erklären, dass sie eigentlich totaler Unsinn sind. Warum soll ich mich denn damit auseinandersetzen? Dazu kommt, dass er manchmal zur Schwammigkeit neigt. So grenzt er zwar die Begriffe Gefühl und Emotion voneinander ab, definiert aber nur die Emotion wirklich trennscharf. Das macht es dann schwierig, ihm zu folgen. 

Beim Punkt Sprache und Gefühle muss man einfach festhalten, dass er da nicht auf der Höhe der Zeit ist. Zum einen fragt man sich, wie er da ohne Saussure auskommen kann (der noch nicht mal sehr aktuell ist) aber andererseits hat die Sprachwissenschaft sich seit dem von ihm zitierten Buch aus dem Jahre 1947 weiterentwickelt. 

Ich will mein Geld zurück!


 

102 von 133 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich: 
Philosoph? — Nein, Germanist und Journalist
16.4.2009    Von Ursula Schwarzer aus Berlin 

Ja, es stimmt, Richard David Precht kann gut formulieren, sein Text glänzt durch die Sprache. Das hat mich zunächst fasziniert. Im Verlauf der Lektüre aber beschlich mich Unbehagen. Je mehr ich las, umso weniger konnte ich einschätzen, was ich da las.

So warf ich einen Blick auf den Klappentext des Buches "Liebe — Ein unordentlichen Gefühl", weil ich Antwort auf die Frage suchte: Was genau ist dieser Mensch eigentlich? Der Klappentext stellt ihn als "Philosoph, Publizist und Autor" vor. Nun ist Publizist und Autor im Prinzip ein und dasselbe. Es bedeutet, dass jemand schreibt. Jeder Journalist tut das und nennt sich auch so. Doch Richard David Precht behauptet, auch Philosoph zu sein. Ein Philosoph gilt als "Freund der Weisheit"; und jeder, der gerne philosophiert, kann sich so nennen. Vom Studium her jedenfalls ist Richard David Precht Germanist — wie ich seiner Wikipedia-Seite entnommen habe —, denn seine Doktorarbeit hat er über Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" geschrieben. Außerdem sagt der Klappentext: "Precht war Fellow bei der Chicago Tribune." Das ist eine Tageszeitung.

Diese Frage hätte ich mir nie gestellt, wenn mich sein Text überzeugt hätte. Dann hätte ich ohne Unterbrechung mit Genuss weiter gelesen. Das Buch besteht aber aus einer Aneinanderreihung von Zusammenfassungen der Bücher anderer Autoren und von Forschungsberichten aus der Biologie, Zoologie, Gen- und Hirnforschung, Ökonomie, Psychologie, Soziologie usw., die Precht dann flott kommentiert. 

Dem Laien aber erschließt sich nicht, ob Precht etwas von der Sache versteht, ja nicht einmal, ob er die Bücher bzw. Studien wirklich zur Kenntnis genommen oder nur ausschnittweise gelesen hat. Dass er sie kaum durchgearbeitet haben wird, meint man schon nach etwa 100 Seiten zu spüren und das Gefühl verstärkt sich im Laufe der Lektüre immer mehr. Schließlich fragt man sich, was einem in Anbetracht dessen das Buch bringt, wenn man nicht alle Originale vorher selbst gelesen hat und seine eigene Meinung dazu mit der von Richard David Prechts vergleichen kann. 

 


 

Echt genervt  
9.8.2009   Von Peter Hundert   (Hamburg)

Ich bekam das Buch geschenkt, habe mit großem Interesse zu lesen begonnen und recht schnell gemerkt, dass mich Herr Precht wirklich nervt: Im Stakkato werden Theorien, Ansätze und Lebenswerke von Wissenschaftlern und Philosophen aller Disziplinen auseinander genommen und abgewertet, schnell kommt aber das Gefühl auf, dass außer zynischem Spott einfach weiter nichts dahinter steht: Der Leser wird in Kenntnis gesetzt, wie naiv, unpassend und blauäugig doch Dieser und Jener sei, aber zum Ausgleich fühlt man sich nach der erfolgten Demontage nirgends von Precht abgeholt: Eigene konstruktive Arbeit bleibt er einfach schuldig. 

Ich stelle mir wiederholt und immer dringender die Frage, woher Herr Precht all die Weisheit und Kompetenz bezieht, sich simultan mit Dutzenden klugen Spezialisten derart anzulegen. Ich will mal zusammen fassen: Wer Lust auf jede Menge blasierte Überheblichkeit hat und mal so richtig in Selbstmitleid und schlecht aufgestellter Pauschalkritik schwelgen möchte, wird bei Herrn Precht sicher auf seine Kosten kommen. Ich für meinen Teil muss dieses Buch nicht bis zum vermutlich bitteren Ende lesen und schreibe lieber meine aller erste Amazon-Rezension, um mich im Anschluss mit sortierteren und positiveren Büchern zu befassen. Grrrr! 

 


 

30 von 41 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich: 
Eine unordentliche Checkliste
20.8.2009   Von Tienchen  

Zuerst: Ich studierte weder Psychologie, Philosophie oder sonstige Geisteswissenschaften, ich bin lediglich ein interessierter Leser. Ich bekam das Buch geschenkt und ging mit einiger Erwartung auch an das Buch heran, schließlich ist Richard David Precht kein unbekannter Autor mehr — und habe mich wieder nur bestätigt gefühlt nach dem Lesen von Liebe — Ein unordentliches Gefühl, dass gerade die Talkshow-Dauergäste zu meiden sind.  

Aber alles der Reihe nach.

Auf dem Klappentext steht unverblümt: Richard David Precht bringt Ordnung in dieses unordentlichste der Gefühle. Anscheinend hat der Verfasser des Klappentextes das Buch selbst nicht gelesen, denn von Ordnung fehlt jede Spur. Mag es auf den ersten Seiten des etwa 360 Seiten umfassenden Werkes dem Autor noch recht gut gelungen zu sein in das Thema Liebe einzuführen, verstrickt er sich auf den 300 folgenden Seiten nur noch.

Es wird praktisch jedes Werk so ziemlich jedes evolutionären Psychologen vorgestellt, in Zweifel gezogen um danach es mit Sarkasmus zu überhäufen. Mag es anfangs noch halbwegs lustig sein (man denke an den Grauen Würger) wird es irgendwann nach der zehnten vorgestellten Tierart und ihrer sexuellen Eigenheiten nur noch albern. Man möchte nach hundert Seiten eigentlich nur noch wissen, wann endlich der Autor aufhört empirische Psychologen zu zitieren und Tiere und ihr Sexualleben vorzustellen, um sie danach mit Weisheiten á la Menschen sind ohne Zweifel in ihrem Leben sehr viel länger prägbar als Pferde" (S. 135) niederzumachen. Zudem erscheint es mir sehr schleierhaft, wieso jeder vorgestellte Psychologe und sonstige Wissenschaftler bevor überhaupt dessen Werk vorgestellt wird erst einmal sein Lebenslauf genüsslich zerrissen wird, was nur in den seltensten Fällen überhaupt im Entferntesten mit dem Thema Liebe" zu tun hat. Wie die Bemerkung, dass Allan Pease mit zehn Jahren Gummischwämme an Haustüren" (S. 100) verscherbelte. Und solche Episoden gibt es reichlich, doch eher sind diese unfreiwillig komisch als gewollt.

Einen besonders guten Schreibstil des Autors kann ich nicht entdecken, wie ihn einige der Rezensenten bemerkt haben mögen. Es ist normale Sprache, nicht besonders leicht oder schwer, es ist auch nichts daran auszusetzen, und wie in populärwissenschaftlichen Büchern nun einmal üblich auch mit den dazugehörigen Fachbegriffen gespickt, damit der Leser auch den Eindruck hat, etwas wissenschaftlich Angehauchtes vor sich zu sehen.

Doch leider Gottes bekommt man außer dem Herunterleiern von Studien, dem generellen Infrage stellen von so ziemlich allem was man als wissenschaftlich in diesem Sektor bezeichnen könnte und irgendwelche Halbwahrheiten, die sich der Autor einmal selbst zusammengereimt hat ohne jeglicher Beweise und eigentlich nur mit der Wortwahl und einiger Stilmittel wie Sarkasmus und jeder Menge Fragen, die entweder rhetorisch sind oder als Frage im Raum stehen bleiben, ohne — außer mit dem erneuten Ausgraben einer wissenschaftlichen Studie und deren Wiederlegung — jemals sinnvoll beantwortet zu werden.

Und das 360 Seiten lang. Ein Autor der sich über Allan & Barbara Pease: Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken auslässt, selbst aber auf demselben Niveau bleibt, nur dass er eben zig, wenn nicht hunderte Studien und Tierarten vorstellt. Am Ende wird man so sehr überflutet von Informationen, welche im Eiltempo abgehandelt werden, in ein paar Sätzen zunichte gemacht werden um sofort das nächste wieder herzuholen, dass einem Hören und Sehen vergeht, leider auch der Überblick.

Und das ist das Schlimmste an dem Buch: Versprochen wird — ich zitiere nochmals: "R. D. Precht bringt Ordnung in dieses unordentlichste der Gefühle" — nein, mit Sicherheit wir dieses Versprechen nicht gehalten. Man weiß allenfalls, dass empirische Psychologie Teufelszeug ist, dass Darwin sowieso schon immer Unrecht hatte, wissenschaftliche Studien jeglicher Art nichts taugen und populärwissenschaftliche Bücher nur zum Geldverdienen geschrieben werden.

Mehr nicht, über Liebe steht in dem Buch leider wenig bis gar nichts.

Das mag verblüffen? Ja, 360 Seiten wird Liebe behandelt, doch nur das, was man eh schon weiß mit gesunden Menschenverstand und ein wenig Allgemeinwissen. Eine Checkliste worauf so ziemlich die gesamten Bücher, Personen und Studien stehen die mit dem Thema Liebe, empirische Psychologie (in all der Hektik hat der Autor wohl vergessen, dass es auch noch Psychologie ohne Empirismus gibt) und Zoologie zu tun hatten kann man vor sich haben und abhaken, jeder Haken heißt taugt nichts". 

Die Überheblichkeit und der (misslungene) Versuch ein witziges und zugleich lehrreiches Fachbuch zu schreiben eines Autors, der sich selbst als Philosoph bezeichnet aber dabei gar keiner ist, braucht man dabei nicht. Wenn ich Sarkasmus mag dann sehe ich mir lieber einen Sketch mit Gerhard Polt an, da lerne ich mehr über Psychologie als nach dem Lesen dieser 360 Seiten.

 


 

Unterirdisch inkompetent und überheblich
9.8.2009   Von clarity  

Extrem inkompetent, überheblich und immer mit persönlich-biografischem Schlamm werfend: Man muss Richard David Precht als Symptom einer kranken Medienkultur betrachten — einer Kultur, in der, solange nur die Oberfläche passt und der Auftritt überaus selbstsicher ist, jeder noch so Ahnungslose die Bestsellerlisten und Talkshows erobern kann.

Der Literaturwissenschaftler Precht besitzt von den Fächern, über die er schreibt — gerade der Evolutionsbiologie — nicht einmal das Wissen eines durchschnittlichen Proseminarstudenten. Das Popniveau seiner Kritiken in diesem Buch ist unfreiwillig komisch. Dasselbe gilt für seine eigenen, völlig konfusen Ideen zur Evolution der Liebe, die irgendwann schließlich auch einmal im Buch auftauchen.

Seine am Buchende versammelten Verweise auf Literatur, die er angesichts seiner elementaren Verständnisprobleme offensichtlich nicht gelesen hat, sind reines Blendwerk für die Precht-Fans: für jene, die immer gespürt haben, ihnen fehle es an wissenschaftlich-philosophischer Bildung und die nun ernsthaft glauben, ihnen könne jemand für ein paar Euro in ein paar hübschen Sätzen die Welt erklären.

Precht, der den Alleskenner im Hinblick auf Biologie, Psychologie, Philosophie und Soziologie mimt, hat auch noch den Nerv, die wissenschaftlichen Biografien von Forschern heranzuziehen, wann immer ihm ihre Aussagen nicht passen und — als Literaturwissenschaftler! — über vermeintlich mangelhafte Qualifikationen zu spötteln (im übrigen praktisch immer völlig grundlos). Da hat jemand, um es noch höflich zu sagen, vollkommen den Kontakt zur Realität verloren. 

 


 

33 von 46 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich: 
Ein unordentliches und ärgerliches Buch,
30.5.2009    Von Occam 

Der Germanist Precht dilettiert in diesem Buch auch in den Naturwissenschaften herum, für die aber offenbar weder seine Liebe noch sein Lernen gereicht hat. Seine Interpretation von Darwin und der Evolution entspricht trotz aller Wortklauberei in keiner Weise dem Stand der wissenschaftlichen Diskussion. Und obwohl er in Interviews bekundet er sei ein Darwinist, zeigt er sich dem auch nicht einmal annähernd gewachsen. 

Der Stil seiner Auseinandersetzung etwa mit Richard Dawkins (oder der modernen Evolutionsbiologie) ist verleumderisch und mit einem ideologischen Unterton versetzt, den man für gewöhnlich sonst nur bei religiösen Eiferern oder Kreationisten findet. Für ihn aber offenbar nur ein Mittel um seine Ansichten zum Thema an die Stelle seines rudimentären naturwissenschaftlichen Weltbilds zu setzen. Das Buch entwertet sich in diesen Passagen fortgesetzt und was am Ende der Lektüre bleibt, ist der Eindruck, dass man auf den Erfolg des letzten Buches rasch ein zweites Buch folgen lassen wollte. Leider hat sich der Autor dabei kräftig verhoben, so dass, was bleibt, einfach nur ein Ärgernis ist.

 


 

Pseudo
5.9.2009   Von Simone  (Bodensee)

Ich mag Prechts Schreibe und auch seine kritische Distanz zu seinem eigenen Fach, der Philosophie. Sein Buch "Liebe — ein unordentliches Gefühl" hat mich aber sehr enttäuscht. In den ersten 5 Kapiteln versucht Precht, die Ansätze der evolutionären Psychologie, ja überhaupt der Evolutionsbiologie generell in Misskredit zu bringen, indem er immer wieder Meinungen einzelner Vertreter dieses Wissenschaftszweiges lächerlich macht. Oft übrigens zurecht — aber mit dieser Strategie lässt sich doch nicht der Stab über ein ganzes Wissenschaftsgebiet brechen! Das wäre genauso unredlich, wie wenn man die ganze Philosophie in die Tonne treten würde, nur weil manche Philosophen kompletten Unsinn von sich geben (Precht selbst nennt ja immer wieder Beispiele)!

In meiner Enttäuschung habe ich einmal genauer hingeschaut, wie ernst Precht es wirklich mit der Naturwissenschaft nimmt, die er immer wieder kommentiert. Da war ich doch sehr erstaunt, dass oft die Grundlagen nicht sauber dargestellt werden: das Grundprinzip der Evolution, die Selektion, hat nichts mit einem Kampf der Arten untereinander zu tun (wie auf Seite 29 behauptet), die Selektion wirkt auf der Ebene der Individuen, allenfalls — bei in Sozialverbänden lebenden Tierarten — auch auf der Ebene der Gruppe. 

Die Thornhill-Hypothese (Seite 85) ist falsch dargestellt — kein Wunder dass Precht sie dann als "grotesk" bewertet. Der Vorfahr Lucy war ein Australopithecus afarensis (nicht afrarensis), und dass sich Verhaltensweisen, beispielsweise über die sexuelle Selektion durchaus auch genetisch niederschlagen können ist ist nicht "Allmanns Geheimnis", sondern ein von keinem ernst zu nehmenden Biologen bezweifelter evolutionärer Mechanismus (manche physiologischen Korrelate von Verhaltensprädispositionen wie etwa die Transmittersysteme des Gehirns beschreibt Precht selbst in seinem Buch "Wer bin ich"). 

Dass die Busengröße der Frau dagegen auf deren Fleischkonsum zurückzuführen sei ("Fleischessen regt bekanntlich die Hormonproduktion an") führt ein doch ziemlich folkloristisches Niveau in die Diskussion ein, das meines Erachtens eine seriöse Auseinandersetzung mit bestehenden Theorien der Evolutionsbiologie nicht ersetzen kann oder sollte.

Kurz gesagt — inzwischen habe ich (in der naturwissenschaftlichen Forschung tätig) den Verdacht, dass sich Precht einfach nicht genug in die naturwissenschaftliche Seite seiner Themen einarbeitet und deshalb immer wieder gut klingende aber eben auch falsche Behauptungen aufstellt. Das Bild des Universalwissenschaftlers, das Precht gerne von sich zeichnet, jedenfalls sehe ich inzwischen sehr kritisch (das heisst nicht, dass Prechts Bücher nicht auch sehr aufschlussreiche Ansätze enthalten — auffallenderweise aber vor allem dort, wo er sich nicht allzuweit vom Boden seines eigenen Fachgebietes entfernt). 

 


 

Das Lesen ist eher Zeitverschwendung
14.1.2010    Von Noilly   (München)

Ich habe mir das Buch gekauft, nachdem ich Precht in einer Talkrunde im Fernsehen gesehen habe. Da war er irgendwie sympathisch und seine Aussagen klangen irgendwie schlüssig. Leider ist dieses Buch ziemlich unerträglich und ich breche nach etwa der Hälfte das Lesen ab — ich kann meine Zeit sicher sinnvoller nutzen.

Warum ist es unerträglich? Weniger wegen der Aussage des Buches — die kann ich durchaus teilen. Aber Precht schreibt die ganze Zeit über Sachen, von denen er offensichtlich überhaupt keine Ahnung hat und zerreißt eine nach der anderen wissenschaftliche Theorie in der Luft. Das Ganze in einem Stil, als hätte er als Einziger auf der ganzen Welt die Weisheit mit Löffeln...

Nur ein Beispiel S.145 über den Nutzen von sexueller Fortpflanzung: "... In diesem Sinne — so die Idee — sei die sexuelle Fortpflanzung ein Vorteil: Sie reagiert besser auf veränderte Umweltbedingungen, ... Wäre diese Überlegung richtig, so wäre die sexuelle Fortpflanzung tatsächlich von Vorteil. Leider aber ist sie nicht plausibel, denn sie beschönigt das Bild doch stark... Genetische Veränderungen sind gefährlich, denn die meisten Lebewesen sind so, wie sie sind, weil sie damit durchaus sehr erfolgreich sind."

Herr Precht hat wohl kaum in langjähriger Forschung die Theorie wiederlegt, sondern er hält es einfach für nicht plausibel, ganz offensichtlich ohne auch nur Grundlagentexte zu lesen. Ich würde ihm das Original empfehlen, auf das er im Kapiteltitel referenziert: Charles Darwin, On the origin of species. Da hat man wenigstens den Spaß mitzuerleben, wie ein echter Forscher sich in unbekanntes Terrain vortastet.

Und das war nur ein Beispiel... es ist einfach unerträglich... sonst schreibe ich nur Rezensionen über Bücher, die ich vollständig gelesen habe, aber hier geht es einfach nicht...

 


 

Ein wenig ordentliches Buch, das an etlichen wichtigen Stellen vor Verleumdungen nicht zurückschreckt 
4.5.2009     Von Dr. Horst Wolfgang Boger    Berlin-Potsdam

Richard David Prechts Buch Wer bin ich — und wenn ja wie viele?: Eine philosophische Reise hat mir ganz gut gefallen. Es war — zumindest teilweise — amüsant, und manche Stellen haben mich angenehm belehrt. Dementsprechend war ich durchaus positiv voreingenommen, als ich seine neueste Veröffentlichung aufgeschlagen habe.

Aber was ich dann zu lesen bekommen habe, hat mich weder amüsiert noch mich klüger gemacht.

Sinngemäß schreibt er auf S. 28, von Darwin nach Dachau sei nur ein kleiner Schritt. Diese These kennen wir aus Weikarts üblem Pamphlet From Darwin to Hitler: Evolutionary Ethics, Eugenics, and Racism in Germany und aus Bauers Das kooperative Gen: Abschied vom Darwinismus. Durch Wiederholung wird diese These nicht wahrer.

Im Folgenden zitiere ich einige Sätze oder Ausdrücke aus dem Buch und kommentiere sie kurz.

"Auf gleichsam alttestamentlicher Weise versucht er [Dawkins; HWB] die Welt davon zu überzeugen, dass er einen besseren und stärkeren Gott hat als das Christentum oder der Islam, nämlich einen Gott in den Genen. Sie sind allmächtig, allgewaltig und für alles verantwortlich. [...] Ihr Wille geschehe, wie im Tierreich so im Menschen." (S. 51)

Es dürfte schwierig sein, dies in Dawkins' Texten zu belegen.

"Hamilton schrieb seine Doktorarbeit an der London School of Economics and Political Science" (S. 52 f.)

Precht schrieb seine germanistische Doktorarbeit "Die gleitende Logik der Seele. Ästhetische Selbstreflexivität in Robert Musils <Der Mann ohne Eigenschaften>" an der Universität Köln.

"Genau genommen ging es Hamilton in seiner neuen Umgebung unter Wirtschaftswissenschaftlern also nicht nur um eine biologische Theorie, sondern um eine Wirtschaftstheorie der Vererbung." (S. 53)

Abgesehen davon, dass die Formulierung "Wirtschaftstheorie der Vererbung" die Hervorbringung eines Germanisten ist, muss es offenbar besonders verwerflich sein, in der Biologie auch ökonomische Ideen zu verwenden.

"Der Prediger vom göttlichen Gen, des Allmächtigen und Allwissenden" (S. 56; gemeint ist Hamilton)

Dazu fällt mir nichts ein.

"Gen-Mystik" (S. 56)

Dito.

"Der Traum von einer Professur freilich blieb ihm [Dawkins; HWB] versagt. 25 Jahre lang bekleidete er lediglich eine Dozentenstelle am New College, obwohl er in der Öffentlichkeit inzwischen Weltruhm genoss." (S. 57)

Dawkins war 'lecturer'. Dieses Amt ist von einem deutschen Professor kaum zu unterscheiden. Und: Selbst wenn er nur Dozent gewesen wäre, spräche dies nicht gegen seine Qualifikation.

"Die Botschaft dahinter ist unmissverständlich: Du bist nichts, deine Gene sind alles!" (S. 58)

Dies soll wohl an den Nazi-Spruch "Du bist nichts, dein Volk ist alles" erinnern. Infamer geht es wohl nicht.

"Eine Flut von populärer Literatur entstand in Dawkins' Gefolge und freute sich an dem Spiel, den Menschen umzudeuten zu einer Gen-Bestie." (S. 58)

Das Wort "Gen-Bestie" soll wohl besonders geistreich sein.

"Dawkinswahn" (S. 58)

Dieses Wort ist offensichtlich eine Anspielung auf Dawkins' Buch "Der Gotteswahn".

"William Hamiltons Doktorarbeit an einer Wirtschaftsuniversität" (S. 64)

An einer "Wirtschaftsuniversität" zu promovieren ist in Prechts Sicht offenbar ähnlich kontaminiert wie an einer Nazi-Universität seinen Doktorgrad zu erwerben.

"Natürlich waren Allen und Barbara [Pease; HWB] keine Psychologen, Anthropologen oder Neurowissenschaftler. Sie waren Geschäftsleute." (S. 100)

Natürlich ist Richard David Precht kein Psychologe, Anthropologe, Evolutionsbiologe oder Neurowissenschaftler. Er ist Germanist und Geschäftsmann.

"Aber kein Anzeichen spricht dafür, dass er [Darwin; HWB] sie auf mathematische Formeln bringen wollte wie Hamilton oder das Erbgut mystifizieren wie Trivers und Dawkins." (S. 151)

Der Germanist Precht findet es augenscheinlich besonders verwerflich, in den Biowissenschaften Mathematik zu verwenden.

"... ist die evolutionäre Psychologie eigentlich auch keine Psychologie" (S. 152)

Der Germanist und Geschäftsmann Precht meint zu wissen, was eigentlich Psychologie ist.

Schlussbemerkung 1: Ein umfassendes und gründliches Lehrbuch der Evolutionsbiologie, wie etwa Mark Ridleys Evolution oder Evolution von Nicholas Barton et al., scheint Precht nicht gelesen zu haben.

Schlussbemerkung 2: Es handelt sich um das unordentliche Buch eines unordentlichen Autors, der sich als Philosoph und Metawissenschaftler missversteht. Es ist zu befürchten, dass es ein Bestseller wird und von Leuten ernst genommen wird, die die Originalliteratur nicht kennen. 

 


Top