Das Sachbuch

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Das Sachbuch ist im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Medien geworden, mit dem sich die Wissensgesellschaft breiten- und tiefenwirksam auf dem Laufenden hält. Im Sachbuch werden fortlaufend die "großen Erzählungen" über die politische, biologische, ästhetische, moralische, wirtschaftliche, religiöse, psychologische, ökologische Entwicklung der Kultur geschrieben. Sachbücher nehmen dafür wie kaum ein anderes Medium den Zeitgeist auf. Und gerade weil sie sich nicht an die Fachleser wenden, sondern Wissen popularisieren, prägen sie die Zeit, in der sie gelesen werden, auf entscheidende Weise mit.

Allerdings gibt es nicht das Sachbuch. Als Erfolgsmedium hat es ein äußerst breites Spektrum an Schreibweisen und eine Vielfalt an Formen ausgebildet, die selbst wiederum nichts weniger als den Zeitgeist verkörpern und Auskunft über den jeweiligen kulturellen Stand der Dinge geben.

Eigenartig ist, dass das Sachbuch trotz dieses Erfolgs ein Schattendasein führt. Für die Kultur-, Medien- und Geisteswissenschaften spielt es bis heute allenfalls Nebenrollen. Beschäftigt wird sich mit dem Sachbuch weder im Hinblick auf seine kulturelle Prägekraft noch im Hinblick die Möglichkeiten, aktuelle Forschungsergebnisse in Umlauf zu bringen. Kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Untersuchungen widmen sich stattdessen lieber den etablierten Gegenständen: der akademisch legitimierten Wissenschaft, der avancierten Theoriebildung und nicht zuletzt der echten Literatur. Das Sachbuch erscheint aus dieser Perspektive als minderwertiges, unverlässliches Hybrid- oder Bastardmedium, mit dem sich nicht recht arbeiten lässt und von dem man sich keine Erkenntnisse verspricht.