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5   MDMA - Ecstasy - XTC - Adam

 

 

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Mitte 1984 erreichte die Welt die Kunde von einer neuen Wunderdroge: Unter dem werbewirksamen Phantasienamen Ecstasy — modisch abgekürzt: XTC — wurde das schon längst bekannte MDMA auf den Markt gebracht. 

MDMA wurden Eigenschaften zugeschrieben, die — wären sie wahr — wahrhaftig ans Wunder­same grenzten. Nun lebt der Mensch durchaus auch von Einbildung und kann sich alles Mögliche suggerieren. Und so glaubten tatsächlich viele User die zauberhaften Wirkungen zu verspüren, die Ecstasy zugeschrieben werden.

Ecstasy - so behaupteten nicht nur die Drogen-Köche und -Dealer, sondern auch Institutionen, die für gewöhnlich besser informiert sind - sei ein Tiefen­entspanner, so etwas wie eine psychologische Massage. Dabei würde die Droge noch nicht einmal Symptome verdecken, wie die traditionelle Medizin, sondern tatsächlich heilen: Ungerechtfertigte Unzufriedenheiten, Ängste und Sorgen würden durch die Einnahme von XTC gewissermaßen ausradiert; für die gerechtfertigten Sorgen verleihe XTC seinen Konsumenten Kraft und Kreativität, um an die Lösung dieser Probleme zu gehen.

Doch auch vieles andere, was ein Psychiater im Rahmen langjähriger Behandlungen kaum fertigbringt, sollte XTC schon mit wenigen Trips bewirken können: Sexuelle Hemmungen und Verspannungen, wie auch alle anderen Blockaden, an denen ein Mensch irgend leiden kann, würden sehr bald aufgehoben, Alkohol- und andere Süchte würden geheilt, und überhaupt erlange der Mensch die Ruhe und Ausgeglichenheit, die er brauche, um ein wirklich glücklicher Mensch zu werden.

 

Ich habe XTC zweimal ausprobiert: Das erste Mal hatte ich sehr viel Angst, es könnte irgend etwas Schlimmes passieren: Prompt hatte ich Horror-Halluzinationen, bei denen kein Alptraum, kein Horror-Film dieser Welt mitkommt: Auf dem Buchregal liefen kleine Menschen umher, denen nach irgendwelcher Gesetz­mäßigkeit die Köpfe explodierten. Es war schrecklich, aber wenn ich die Augen geschlossen habe, damit das aufhört, habe ich ganz einfach dasselbe mit geschlossenen Augen gesehen. 

Alles was ich machen konnte, war abwarten, bis der Spuk vorbei ist — und das dauerte ein paar Stunden, die mir vorkamen wie ein paar Jahre. 

Daß ich mich traute, das Zeug kaum vier Wochen später nochmal einzunehmen, wundert mich selbst. Diesmal verlief der Trip ruhiger: Andererseits muß ich sagen, daß ich den Unterschied zu Speed nicht sehe; für mich war das ein ganz normaler Speed-Trip. 

Vielleicht war das auch nur Speed und kein XTC. Bei diesen neuen Drogen hat man ja eigentlich überhaupt keinen Einblick, was man da kriegt und womit es verschnitten ist.  

Nancy, gelegentliche Konsumentin, 38 Jahre

 

Ecstasy alias XTC alias "Adam" ist Medizinern, Forschern und auch einigen Drogen-Köchen, wenn auch nicht unter diesem Namen, seit mindestens 1960 bekannt. Allerdings ist diese Droge, die eigentlich MDMA heißt, schon zu Beginn unseres Jahrhunderts gewonnen worden: Es handelt sich dabei um den synthetisierten Wirkstoff der Muskatnuß.

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In den ersten sechzig Jahren dieses Jahrhunderts sprach niemand von MDMA. Der Grund: Die Droge galt nicht als psychedelischer Trip, sondern schlicht als Medikament; sogar als Appetit-Zügler wurde MDMA ohne Erfolg eingesetzt. Dann aber, in den 60er Jahren, als die Gegenkultur auf LSD und innere Mystik abfuhr, entdeckte man MDMA aufs neue — und in anderer Funktion. Doch galt die Droge unter sogenannten "Acid Heads", den Konsumenten halluzinogener Drogen, als zu unfreundlich und wurde eigentlich nur dann konsumiert, wenn es kein LSD gab.

In den siebziger Jahren, als LSD auch für therapeutische-psycholytische Zwecke nicht mehr eingesetzt werden durfte, wichen viele Analytiker und Therapeuten für die Psycholyse auf das damals noch legale MDMA aus. Aber noch ahnte niemand etwas davon, daß diese "heftige, ungewöhnliche Droge", wie Malcolm X sie einmal nannte, in anderen Zeiten unter dem Namen XTC zu einem Liebling des Schwarzmarktes werden würde. Dann aber, als die Ära der Designer-Drogen angebrochen war, war Ecstasy plötzlich da — inzwischen illegalisiert, aber auf dem besten Weg, eine der marktbeherrschenden Drogen zu werden.

 

Mein Sohn schenkte mir zwei Portionen; er hat eine Zeitlang mit XTC gedealt. Ich nahm also dieses weiße Pulver mit Wasser ein, und das erste, was ich spürte, war, daß meine Kiefer wie mit einem Sicherheitsschloß verschlossen waren. Ich konnte buchstäblich den Mund nicht mehr aufmachen! Dann wurde ich irgendwie ganz komisch müde und verfiel in eine Art Dämmerzustand mit reger Traumarbeit.

Nach etwa drei, eher vier Stunden war dann alles vorbei. Es blieb eine nicht unangenehme Mattigkeit; und am nächsten Morgen hatte ich leichte Probleme, richtig wach zu werden. Aber ich muß schon sagen: Mein Zeug ist das nicht! Wirklich nicht! Wenn schon Halluzinationen, dann lobe ich mir LSD und DMT, meinetwegen auch gern Meskalin oder Psilocybin. 

Da ist man unter Kontrolle, obwohl man halluziniert, und vor allem: Da kann man seine Halluzinationen kontrollieren, ja, regelrecht lenken, und ist nicht diesem prähypnotischen Scheiß ausgeliefert. Für mich ist XTC keine richtige Droge, vielmehr ein zweck­entfremdetes Medikament, das wahrscheinlich auch ganz schön schädlich ist, wenn man es längere Zeit nimmt. Ich habe dann meine zweite Portion einem befreundeten Kollegen geschenkt.   

G.J.R., Schauspieler, 44 Jahre

 

Den Wirkstoff der Muskatnuß für halluzinogene Räusche zu nutzen ist nichts Neues. Bereits 1576 schrieb der Universalgelehrte Lobelius recht ausführlich, wenn auch teilweise sehr mystifizierend über die berauschende Wirkung der Muskatnuß; 1829 beschrieb der Biologe Purkinje die visuellen, akustischen und Körperhalluzinationen, die durch das Schlucken frisch geriebener Muskatnüsse verursacht werden, und verglich die Wirkung mit der von Cannabis.

MDMA, einerlei ob aus der Muskatnuß oder aus Petersilie deriviert oder vollsynthetisch im Labor hergestellt, ist eine psychoaktive Droge mit amphetamin­ergischen und halluzinogenen Eigenschaften. Die chemische Struktur (3,4-Methylendioxy-methamphetamin) ist sehr ähnlich der molekularen Struktur des MDA, des Methamphetamin (Speed), und nicht unähnlich der des Meskalins.

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Wahrscheinlich ist XTC schon suchterzeugend. Nur ist der Rausch, was ich mir habe erzählen lassen, so wenig angenehm, daß man nicht in Versuchung kommt, sie so oft zu nehmen, bis man festhängt. Meiner Beobachtung nach war XTC nur in Mode, als vor ein paar Jahren alle Zeitungen darüber schrieben. Inzwischen, glaube ich, nehmen das nur noch die Hard-Core-Psychedelic-Freaks. Ich meine, auf einem Halluzinogen zu sein und von dem Halluzinogen kotzen zu müssen, das ist schon hart: Das ist ja schon selbst Grund genug für einen Horror-Trip. Und: Daß das Zeug heute nicht mehr als XTC verkauft, sondern als LSD ausgegeben wird, das spricht ja auch für sich.

Ray, LSD-Freak, 35 Jahre

 

Die Underground-Literatur mit ihrer werbewirksamen Legendenbildung berichtet, daß MDMA von dem Toxikologen Alexander Shulgin im Auftrag des CIA als Wahrheitsdroge entwickelt wurde. Tatsache ist, daß Shulgin, spezialisiert auf Meskalinforschung, STP synthetisiert hat. Tatsache ist auch, daß er eine dem MDMA sehr ähnliche Droge, nämlich MMDA entwickelt hat. 

In Wirklichkeit wurde MDMA erstmals 1914 von der deutschen pharmazeutischen Firma Merck (bei Darmstadt) synthetisiert und als Appetit-Zügler getestet. Allerdings kam die Droge als Medikament in dieser Funktion nie auf den Markt, man fand sie nicht geeignet für die Zwecke, denen sie dienen sollte.

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Die Homosexuellen-Szene fährt auf XTC ab. Ich kann das nicht verstehen: Die Schwulen nehmen die härtesten und schädlichsten Halluzinogene — und gehen dann noch in die Disco tanzen! Eine Zeitlang war es bei den Schwulen gang und gäbe, XTC und Speed zu mischen: Das gibt dann einen Rausch, der sowohl halluzinogen als auch stimulierend ist. Bisweilen kam es dann zu üblen synergistischen Auswirkungen: Da sind Leute ausgeflippt, die dann, auch nach ausgiebigster Behandlung, nie wieder die alten wurden. 

Wayne, Narcotic Detective der DEA

 

MDMA wurde erst 1970 verboten mit der Begründung, daß es keine akzeptable medizinische Verwendbarkeit, dafür aber ein hohes Mißbrauchs­potential biete. Vorher war die Droge als Schwarzmarkt wäre nicht aufgefallen. Der größte bislang bekannt gewordene Hersteller von MDMA war ein Laboratorium in Marin County, Kalifornien. Es wird angenommen, daß man hier Mitte der siebziger Jahre gut 500.000 Portionen MDMA monatlich produzierte — und diese auch von hier aus vertrieb. 

Von diesem "Lab", wie größere Drogen-Küchen genannt werden, stammt auch die Benennung "Ecstasy". Zuvor soll "Empathy" als möglicher Name diskutiert, aber für zu schwierig und zu wenig verkäuflich erachtet worden sein. 

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Alles in allem scheint dieses Lab von wirklichen Profis oder von den einzigen gewissenhaften Menschen auf der Drogen-Szene geführt worden zu sein: In einem Informationspapier, das jeder einzelnen Portion XTC beilag, wurde der Konsument sehr genau informiert, womit er zu rechnen, was er zu beachten und was er zu unterlassen habe, und vor allem, daß er die Droge auf keinen Fall mit anderen Rauschmitteln kombiniert einnehmen sollte, um synergistische Wirkungen zu vermeiden. Für "Fans", die mehr wissen wollten, gab das Lab sogar ein kleines Büchlein heraus: <Ecstasy: 21st Century Entheogen> ist wahr­scheinlich das umfassendste Werk zum Thema MDMA. 

Auch MDMA kam erst richtig in Mode und endgültig auf den Markt, nachdem einige der größten amerikanischen Zeitschriften über seinen möglichen Nutzen in psychotherapeutischen Behandlungen geschrieben hatten. Dr. Mark Gold vom Fair Oaks Hospital in New Jersey, einer mehr oder weniger gänzlich auf Drogen-(un)fälle spezialisierten Klinik, berichtet, daß er zu jener Zeit häufig von Leuten angerufen wurde, die wissen wollten, wo sie Ecstasy kaufen könnten. Die Polizei berichtet, daß zur selben Zeit alles Mögliche — von Coffein über Ephedrin bis zum LSD — als MDMA verkauft wurde, bis eine neue Generation von Drogenköchen so weit war, den Schwarzmarkt mit ausreichenden Mengen XTC zu versorgen.

 

Wir haben Freunde, ein Ehepaar, das jedes Wochenende XTC nimmt. Die beiden fühlen sich dann unglaublich cool — im übrigen glauben sie, daß man ihnen nichts anmerkt. Tatsache ist, daß sie bisweilen ganz schön unzusammenhängendes Zeug erzählen, ohne es zu merken. Und auch, daß sie sich an nichts wieder erinnern, was sie einem paar Tage vorher — unter XTC — erzählt haben, finde ich, ist ein ziemlich schlechtes Zeichen.

Chrissie, Hausfrau, 42 Jahre

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Mit dem Verbot wurde MDMA begehrter und teurer. Der Preis verdrei- bis vervierfachte sich binnen kürzester Frist: In den USA kostete eine Portion (etwa 15 Milligramm, wenn man die Verschnittstoffe außer acht läßt) nun um die 35 Dollar, in Deutschland, das sein XTC größtenteils aus Holland bezieht, um die 50 Mark.

XTC, ein weißlich-gelbes Pulver, bisweilen aber auch in gepreßter Form als Tablette erhältlich, ist in Dosierungen unter 50 Milligramm eine verhältnismäßig milde, psychoaktive Droge, die das Innenleben und die Gedanken stimuliert, ohne toxisch zu sein: Etwa 45 Minuten nach der Einnahme setzt eine ungewöhnliche seelische Ausgeglichenheit ein, einhergehend mit geistiger Klarheit und erhöhter Konzentration bei gleichzeitiger Plastizität der Gedanken und Bildlichkeit des inneren Erlebens. 

Toxische Effekte setzen ab 100 bis 200 Milligramm ein: Überstarke Halluzinationen, Muskelkrämpfe, innere Kälte, Brechreiz und Übergeben, Ruhelosigkeit, Angst und gefährlicher Wasserverlust können die Folgen einer Überdosis Ecstasy sein. Ansonsten ist MDMA, auch in kleinen Dosierungen, gefährlich für Personen, die Neigungen zu Herzschwäche, Diabetes, Epilepsie, Glaukom und psychotischen Reaktionen haben.

 

Mann, ich habe schon Halluzinogene genommen, von denen ahnt der Mann von der Straße noch nicht einmal etwas. Ich spreche nicht von LSD, STP, DMT und DOM; ich spreche von Fliegenpilzen, Stechapfel, Tollkirsche. Ich kenne mich sehr gut aus in der Jenseits-Welt. Und ich sage: Keine Droge führt Dich so sanft und so folgerichtig durch das Labyrinth Deiner Psyche. Alle paar Tage einmal XTC nehmen, Mann, das erspart Dir die Kosten für den Scheiß-Psychiater — und ist ungleich angenehmer, Mann.

Anonymer Drogen-User, 39 Jahre

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Nach Dr. Ronald Siegel, Professor für Psychopharmakologie an der UCLA (University of California, Los Angeles), ist Ecstasy nur deshalb verhältnismäßig ungefährlich, weil es traditionell in kleinsten Dosierungen genommen wird. Wollte man damit Wirkungen erzielen wie beim LSD- oder Psilocybin-Rausch, müßte man toxische Mengen nehmen. Dr. Siegel behauptet, daß sowohl LSD als auch Psilocybin weniger gesundheitsschädlich sind als XTC. Ecstasy zirkuliert bedeutend länger im Organismus, weil es komplizierter abzubauen ist. Der Abbau kann gefährliche physische Reaktionen auslösen, die die zuvor angeführten Halluzinogene nicht bewirken können.

Mit LSD und Psilocybin gemeinsam hat MDMA einige psychische Eigenschaften, die den früheren gelegentlichen therapeutisch-psycholytischen Einsatz der Droge erklären: Das Abwehrverhalten gegen unterdrückte Erinnerungen und Verdrängtes läßt nach; irrationale Gefühle und Gedanken werden leichter wahrgenommen und verbalisiert; es werden Einsichten ins Un- und Unterbewußte möglich. XTC läßt dem User im Rausch ein reflektierendes Rest-Ego, das ihm ermöglicht, sein Innenleben zu beobachten und unmittelbar zu reflektieren.

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Wenn Du nicht ins Theater willst, weil Dein Abo ausgelaufen ist, wenn Du keinen Bock hast, ins Kino zu gehen, weil dort ohnehin nur Scheiße gezeigt wird, dann tu' Dir doch den Gefallen, erfüll' Dir doch den Wunsch und geh' auf XTC.

Graffito an einer Mauer in Alphabet City,  New York City

 

Über die Neurotoxizität, die Gehirnschädlichkeit, von MDMA hat es bereits viele Spekulationen gegeben, da die Droge in ihrer molekularen Struktur dem MDA und dem Methamphetamin überaus ähnlich ist und diese nachweislich neurotoxisch, hirnschädlich, sind. MDA zum Beispiel, wenn mehrmals genommen, zerstört die Serotonin-produzierenden Zellen des Gehirns. Diese Zellen spielen eine nicht unerhebliche Rolle in der Regulierung von Aggressionen, Stimmungen, Schlaf und sexuellem Verlangen.

Ist die Serotonin-Produktion erst einmal gestört, dann sind auch all diese genannten Funktionen des menschlichen Lebens gestört — oder aber der Konsument muß weiterhin und immer größere Mengen MDA nehmen, damit diese Funktionen aufrechterhalten bleiben, was einer Sucht sehr nahe kommt, obwohl MDA streng genommen nicht-addiktiv, also nicht suchterregend ist. 

Methamphetamin hingegen, Speed genannt, ist durchaus und recht schnell suchterregend (durch Unterdrückung der körpereigenen Dopamin-Produktion) und zerstört nachweislich aktive Hirnzellen. Da nun MDA und Speed beide von MDMA abgeleitet sind, liegt die Frage nahe, wie gefährlich und wie sucht­erzeugend MDMA ist.

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In der Drogenszene hat XTC den Ruf, nicht suchterzeugend und kaum schädlich zu sein; doch daß die Szene der Drogen-User die Kunst beherrscht, ihre geliebten Gifte zu verharmlosen, ist ja nun bekannt. Dr. Darryl Inaba, der weltweit zu den größten Kennern von Drogen im allgemeinen und DD im besonderen gezählt wird, sieht das anders: "Ich glaube kaum, daß zwischen diesen Drogen ein nennenswerter Unterschied besteht, schließlich sind sie nur eine Methyl-Gruppe voneinander entfernt. Ich würde sagen, daß sie, wenn identisch dosiert und gleichermaßen häufig konsumiert, gleichermaßen schädlich, neurotoxisch und addiktiv sind." Mit anderen Worten: XTC ist, wie schon zuvor gesagt, nur deshalb einigermaßen verträglich, weil es traditionell in extrem kleinen Dosierungen genommen wird.

 

Ich würde nicht wagen zu behaupten, daß XTC unschädlich ist: Ich meine, immerhin hat es in Amerika allein schon etwa 500 Todesfälle gegeben, die mit XTC in Verbindung stehen, und ansonsten einige tausend sehr ernste Fälle für die Psychiatrie. O.k., ich weiß, es war nicht das XTC selbst, ich weiß, es waren nur die toxischen Abfallstoffe und die giftigen Verschnittstoffe. Aber, mein Gott, eine Droge, bei der so schnell toxische Abfallstoffe entstehen und der man zudem noch giftige Verschnittstoffe hinzufügt, ist doch keine unschädliche Droge, oder? Oder?

Bruce, Toxikologe und freier Mitarbeiter der DEA

 

Doch auch bei diesen vorsichtigen Portionierungen ist die (Langzeit-) Wirkung von MDMA alias Ecstasy (XTC) alias ADAM nicht zu unterschätzen: Konsumenten, die ein paar Dutzend XTC-Trips hinter sich haben, stellen bald fest, daß sich alles Mögliche in ihrem Leben ändert: Der Appetit läßt merklich nach, ebenso der Sexualtrieb; die Grundtendenz ist meist deprimiert bis depressiv, weil normale Dinge und Begebenheiten keinen Genuß mehr bieten, und bisweilen kommt es zu ausgewachsenen Depressionen mit starken Neigungen zum Suizid; der Schlaf entwickelt eigene Gesetzmäßigkeiten, die sich mit denen des sozialen Alltags nicht vertragen; die Energie läßt ungeheuer nach, und der User bringt kaum Motivation auf, etwas zu beginnen, und wird sehr schnell müde.

 

Suchterzeugend? Weiß ich nicht! Glaub' ich nicht! Aber ansonsten ist das eine Horror-Droge. Nur MDA ist schlimmer als MDMA: Ich habe es oft genug ausprobiert, dieses idiotische XTC, wie die das nennen; und das einzige, was ich davon hatte, waren Paranoia, Depressionen, neurotische und psychotische Reaktionen — und einen flauen Kopf am anderen Tag. Von Ekstase keine Spur, oder aber ich habe einen ziemlich falschen Begriff von Ekstase, Mann! Wenn ich Horror haben will, schaue ich mir den neuen John Carpenter-Film an! Ich sage: Nein, danke. 

Tim, LSD-Freak, 19 Jahre

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