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4  - Vom Arbeiterdichter zum politischen Gefangenen

Siegmar Faust     

Aretz-1997

 

Der junge Arbeitersohn wollte als Künstler eigentlich »seinen revolutionären Auftrag im Bereich der sozialistischen Kunst erfüllen«. Doch bald begriff er die Realität des wirklichen Sozialismus. Als der Prager Frühling endete, war es auch mit seinem Studium vorbei, und kurz danach wurde er in eine dunkle Einzelzelle verbannt. Kaum entlassen, stellte er einen Ausreise­antrag, der ihn abermals in das Zuchthaus brachte. Nach einem langen Jahr Isolierhaft in einer dunklen und feuchten Zelle war er am Ende. Massive Interventionen aus dem Westen verhalfen ihm zur Freilassung und retteten damit möglicher­weise sein Leben.

Siegmar Faust
auf detopia

 

Pankowbuch 

 

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Der 20. August 1968 veränderte nicht nur für die Menschen in der CSSR die Welt: Auch in der DDR starben mit dem Kettenrasseln der sowjetischen Panzer, die den Prager Frühling niederwalzten, viele Hoffnungen.

Siegmar Faust war damals 24 Jahre alt. In seinem Abiturzeugnis hatte man ihm eine »parteiliche und bewußte Einstellung zum Arbeiter- und Bauernstaat« bescheinigt, er wollte SED-Mitglied werden und durfte an dem renommierten Literaturinstitut »Johannes R. Becher« in Leipzig studieren.

Doch für den Sohn einer sächsischen Arbeiterin und eines Soldaten, der als Zypriot (Grieche) in englischer Uniform in deutsche Gefangenschaft geraten war, geriet mit der gewaltsamen Zerstörung der Demokratisierungsbestrebungen in der CSSR die sozialistische Weltsicht ins Wanken. Der einst begeisterte FDJ-Jungfunktionär glaubte zwar noch immer an den Sozialismus. Doch der junge Faust hatte eigene, unkonventionelle Vorstellungen davon. Wie Johann Wolfgang Goethes Faust suchte er kompromißlos nach Erkenntnis und Aufdeckung der Wahrheit.

Das war in der DDR gefährlich: Weil er das Parteimotto »zurück zur Natur« auch einmal so interpretierte, daß er barfuß und in Jeans in eine Vorlesung kam, erhielt er eine scharfe Rüge von der Universitätsleitung, bald folgt 1966 wegen »unzensierter Lyrik« und anderer »Unbotmäßigkeiten« die Exmatrikulation. Faust mußte zur Bewährung in die Produktion und arbeitete als Viskosewäscher in den Sächsischen Kunstseidenwerken.

Dort tat er sich derart positiv hervor, daß er 1967 das Studium wiederaufnehmen durfte — bis dann im Herbst 68 der Prager Frühling endgültig vorbei war — und für Siegmar Faust das Studium. Denn daß er es wagte, in einem Gedicht eine Anspielung auf den Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 zu machen, war mehr als ein Grund zur Exmatrikulation — es beendete auch die Karriere des Schriftstellers Faust in der DDR, bevor sie richtig angefangen hatte. Von nun an konnte er froh sein, wenn er bei den staatlichen Verlagen überhaupt noch eines Absagebriefes gewürdigt wurde.

Also schrieb er für sich, seine bereits fünfköpfige Familie und seine Freunde, die wie er immer noch an den Sozialismus glaubten. Über Jan Palach etwa, den Prager Studenten, der sich aus Protest gegen die sowjetischen Panzer in Prag selbst verbrannte:

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»... mit Fünfzehn schrie ich für mich selbst: 
Ich will nie gleichgültig sein!
Aber das ist lange her
nun bin ich doch im großen Netz der Müdigkeit
verfangen und ich möchte lügen und Ruhe bewahren
aber es geht nicht
nicht hier in meiner Umgebung
wo es tickt
wo es raschelt
wo es rieselt.«

Mit Mühe fand Faust eine Anstellung als Motorbootfahrergehilfe auf einem Stausee bei Leipzig. Dort versuchte die Stasi, den offenen und deshalb gefährlichen jungen Mann mit Verlockungen und Drohungen zum Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) zu gewinnen, denn Faust kannte Schriftsteller aus dem Umfeld Wolf Biermanns. Doch er weigerte sich — und verlor deshalb auch diesen Job. Zusätzlich wurde er polizeilich aus der Stadt Leipzig verwiesen.

So mußte seine damalige Frau Hanna-Rose Geld verdienen, Faust blieb zu Hause. Dort entstanden hintereinander drei Romane, viele Gedichte und andere Texte — von denen keiner in der DDR je gedruckt werden durfte.

Die Stasi schrieb damals: »Es wird eingeschätzt, daß er eine große Wirksamkeit in der Diskussion auf Studenten erreichen kann, insbesondere aufgrund seiner lyrischen Begabung ist eine erhöhte Ausstrahlung auf künstlerisch interessierte Kreise gegeben«, so hieß es im OV »Literat« der Stasi.

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Schließlich gelang es 1971 doch, eine Genehmigung zum Umzug zurück nach Leipzig zu erhalten. Faust wurde Nachtwächter in der Deutschen Bücherei — und konnte heimlich die »Giftliteratur« aus dem Westen lesen, die an normale Benutzer nicht ausgeliehen werden durfte.

Doch die Stasi kam schnell dahinter, daß er sich illegal Solschenizyn »auslieh«. Im November 1971 wurde er im Raum der verbotenen Bücher ertappt, der Kriminalpolizei übergeben und dort 16 Stunden lang verhört. Derweil wurde seine Wohnung durchsucht, dort fand sich Korrespondenz mit einem westdeutschen Verlag.

Kaum freigelassen, wurde er drei Stunden später von Stasi-Mitarbeitern festgenommen. Nachts aus dem Bett geholt, kam er direkt in die Leipziger Untersuchungshaftanstalt. Einem Haftrichter wurde er unter Bruch der DDR-Strafprozeßordnung erst nach 36 Stunden vorgeführt, und der erklärte ihn für verhaftet, weil auf »staatsfeindliche Hetze« mindestens zwei Jahre Haft stehen.

Elf Monate Untersuchungshaft, fünf davon in einer Einzelzelle, folgten. Einen Verteidiger bekam er nicht, und so protestierte er zwar und verweigerte seine Unterschrift unter die Vernehmungsprotokolle, aber wie Einspruch zu erheben sei, das erfuhr er nicht.

Sieben Tage absoluter Isolierhaft folgten, dann erst die erste Vernehmung. Dann folgten drei Monate »dumpfer Einzelhaft«. Nicht weniger als zehn Beschwerdebriefe an den Staatsanwalt blieben ohne Reaktion. Dafür wurde er in Handschellen gelegt, weil die Gefängnisleitung gegen seinen Willen aus »hygienischen Gründen« seinen Vollbart abrasieren wollte.

Hygienisch waren die verdreckten Haftzellen, in die nie ein Sonnenstrahl drang, wirklich nicht. Die Matratzen völlig verschmutzt, Belüftung und Beleuchtung ungenügend, erinnert sich Faust. Und der »Freihof« für den Ausgang war 2 mal 6 Meter »groß«.

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Das Essen war ungesund, und dennoch wurde seine Frau am monatlichen Besuchstag mit den für ihn mitgebrachten Eiern, den Haferflocken und dem Beutel Milch wieder zurückgeschickt. Die politischen Häftlinge sollten leiden.

Der Untersuchungsgefangene Siegmar Faust erhielt weder einen Verteidiger zugestanden, noch die DDR-Verfassung, das Strafgesetzbuch oder die Strafprozeßordnung ausgehändigt. Begründung: Das stehe in der DDR dem Beschuldigten erst nach Erhalt der Anklageschrift zu.

Dem Literaten wurde erst recht nicht gestattet, Goethe, aktuelle Reclam-Heftchen oder auch Marx in der Zelle zu lesen. Statt dessen erhielt er wöchentlich ein Buch nach Wahl des »Erziehers«, meist Propagandaliteratur der SED — »ideologischen Schund«, wie er sich erinnert.

»O diese Wut, die da manchmal aufschäumte! Und nicht einmal einen Goethe ausgehändigt bekommen. Angst haben die. Vor jeder Größe. Und Goethe ist nun mal das Größte, was es gibt.«

Schließlich begann Siegmar Faust einen Hungerstreik. Daraufhin war der Staatsanwalt bereit, mit ihm zu sprechen, doch dessen Zusagen wurden nicht eingehalten. Und auf die neuen Beschwerdebriefe Fausts, darunter eine Eingabe an den Staatsrat der DDR, reagierte die Haftanstalt mit einem totalen Schreibverbot: die letzte Verteidigungsmöglichkeit war ihm monatelang entzogen, daran änderte auch ein weiterer Hungerstreik nichts.

Wegen eines Amnestie-Beschlusses kam er Ende Oktober 1972 frei — da es so zu keinem Gerichtsverfahren kam, erfuhr er nie, warum er eigentlich inhaftiert worden war.

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Wieder in der DDR-»Freiheit«, blickte Faust mit 28 Jahren auf einen Scherbenhaufen: Die früh geschlossene erste Ehe war inzwischen geschieden, das Arbeitsverhältnis mit der Bibliothek von der Stasi rechtswidrig aufgelöst, nach Leipzig durfte er nicht mehr zurück. Und seine West-Bücher, die Manuskripte und Gedichte waren von der Stasi konfisziert.

Sollte er resignieren und versuchen, in den Westen zu kommen?

Zusammen mit seinen literarischen Freunden Gert Neumann, Wolfgang Hilbig, Andreas Reimann und Volker Braun stand er auf dem Standpunkt, »seine« DDR nicht freiwillig denen zu überlassen, die es mit feudal­sozialistischen Methoden regierten.

Doch nach zwei frustrierenden Jahren stellte Faust, inzwischen wieder verheiratet, dennoch den ersten Antrag auf Ausreise nach Westdeutschland: als Hilfsarbeiter mit 480 Mark Monatseinkommen zwangsverpflichtet, fühlte er sich »abgestoßen an den Rand der Gesellschaft«. Ohne Chance, sein Studium zu beenden, publiziert zu werden oder wenigstens wieder eine vernünftige Arbeit zu bekommen, war er nach den erlittenen Erniedrigungen nun entschlossen, die DDR auf legalem Wege zu verlassen.

»Nach dem Entzug der elementarsten Rechte (besonders des Rechts auf Verteidigung), ja sogar körperlichen Mißhandlungen gibt es für mich keine Versöhnung mehr mit jenen meiner Meinung nach militaristisch-stalinistisch regierenden Kräften, die alle Parteitagsbeschlüsse und sozialistischen Grundsätze der Arbeiterbewegung zur Farce werden lassen und über das Schicksal von Menschen verfügen dürfen«, schrieb er dem Rat des Kreises Pirna. 

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»Ich erhoffe hier in der DDR für mich persönlich überhaupt nichts mehr. Ich bin nicht länger bereit, all die mir von berufsmäßigen Gesinnungsschnüfflern und machtkokettierenden Beamtenseelen zugefügten seelischen Wunden, Diskriminierungen und Benachteiligungen gefallen zu lassen.«

Die Anträge wurden ohne Begründung abgelehnt. In der Papierfabrik, in der Faust arbeiten mußte, konnte er zusammen mit anderen Arbeitern im September 1973 verhindern, daß vom Zoll beschlagnahmte West-Bücher eingestampft wurden. Dafür erhielt er vom VEB Vereinigte Papierfabriken Heidenau einen strengen schriftlichen Verweis.

Faust kam auf die Idee, Heinrich Böll darüber zu berichten, daß er auch zwei seiner Bücher retten konnte. Und weil Böll in einem Deutschlandfunk-Interview gesagt hatte, ihm seien zwar für Intellektuelle bedrängende Verhältnisse in der Sowjetunion und der CSSR bekannt, nicht aber in der DDR, schrieb Faust dem berühmten Schriftsteller im Westen über seine Situation.

Als sich mehr als vierzig Menschen aus Heidenau und Umgebung in einer öffentlichen Petition an die Behörden wandten, um die Ausreisebemühungen der Familie Faust und der Familie Hauptmann zu unterstützen, schlug die Stasi abermals zu: Am 10. Mai 1974 wurde Faust am Arbeitsplatz verhaftet. Er habe mit seinen öffentlichen Ausreisebemühungen abermals gegen den Paragraphen 106 (staatsfeindliche Hetze) verstoßen. 200 Bücher und viele Manuskripte wurden beschlagnahmt, zehn davon wurden schließlich konfisziert. In der Untersuchungshaft wurde Faust in den ersten drei Monaten jeder Brief- und Sprechkontakt zu seiner Frau und seinen Freunden verweigert.

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Im Herbst 1974 die Gerichtsverhandlung, wie fast immer hinter verschlossenen Türen. Wie von der Staatsanwältin Vogel beantragt, wurde Faust zu viereinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt - weil er sein Recht auf Ausreise wahrnehmen wollte.

In Cottbus kam er in düstere Zellen, die aus dem vorigen Jahrhundert stammten. Dreischicht-Betrieb an der Drehbank, Zwangsarbeit. Faust wehrte sich auf seine Art: Er produziert eine handgeschriebene Häftlingszeitung, die er als Parodie auf die SED-Zeitung »Neues Deutschland« nun »Armes Deutschland« nannte.

Bald wanderte er für ein Jahr und einen Monat in eine ungeheizte, muffige Kerkerzelle, in der das Wasser die Wände hinunter lief. Exakt 401 endlose Tage lang wurde ihm Sonnenlicht und frische Luft ebenso wie gesunde Ernährung und medizinische Behandlung vorenthalten.

Faust beschwerte sich in einem Schreiben an den »Stasi-Verbindungsoffizier« über die »permanente Mißachtung seiner Menschenwürde« und über die Verstöße gegen alle UNO-Deklarationen. Nichts passierte. Auch die Briefe an seine Frau wurden vom »Erzieher« nicht weitergeleitet, Besuche wurden verweigert.

Siegmar Faust wurde in dieser Kerkerzeit liebloser behandelt als Schlachtvieh. Mittags gab es Brot, 10 Gramm Butter, 15 Gramm Margarine, eine Scheibe Wurst und einen halben Löffel Marmelade. Selten gab es Milch, Obst oder Gemüse, Pakete mit Nahrungsmitteln durfte der Gefangene nicht entgegennehmen. Also waren Eiweiß-Mangel und Vitaminmangel unausweichlich. Der Körper magerte langsam ab. Angesichts der Schikanen, Nötigungen und täglichen Erniedrigungen durch die Gefängnisaufseher trat eine völlige physische Erschöpfung ein.

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»Warum läßt sich hier in Cottbus nicht die Menschen-rechts-Kommission der Vereinten Nationen sehen?« fragten Siegmar Faust, Helmut Berger und Harald Schreiber in einem im Februar 1976 aus dem Zuchthaus geschmuggelten Manifest der »Bürger- und Menschenrechtskämpfer des Zuchthauses Cottbus«.

»An alle Menschen guten Willens« ging ihr Hilferuf, ihre Forderung nach Freiheit für alle politischen Gefangenen. Die reale Lage der politischen Häftlinge in den licht- und luftlosen Folterzellen von Cottbus war in der Tat schrecklich. Einige der ebenfalls jungen Mitgefangenen fertigten dort ihr Testament an, weil sie sich dem Tode nahe fühlten.

Faust schrieb in einem Kassiber an seine Frau, das erstaunlicherweise aus dem Kerker herausgeschmuggelt werden konnte:

»Tina! Wenn mich nicht bald etwas rettet, kratze ich ab. Ich möchte mit jedem Polithäftling Chiles oder Spaniens tauschen*. Terror, Folterungen, Repressalien, Schikanen werden immer schlimmer. Warum läßt sich hier keine UNO-Kommission sehen? Laßt alle Glocken läuten! Ich friere, muß hungern, habe Seh-, Herz-, Kreislauf- und Schlafstörungen und verblöde langsam, aber sicher. Habe ja nun schon über 23 Monate Einzelhaft und 63 Tage Folterarrest kennengelernt. Wenn Ihr mir wenigstens Mut machen könntet! Tina, es geht um mein Leben und um unsere Zukunft. Haltet alle zusammen und entreißt mich diesen Meuchelmördern!«

* Faust spielt damit auf die Kampagnen der DDR-Medien gegen die Haftbedingungen politischer Häftlinge in diesen damals nicht demokratischen Staaten an.

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Wolf Biermann veröffentlichte daraufhin die »Ballade vom Aal räuchern«, in der es heißt:

»Beim ersten Biß und beim letzten Biß
Denk ich an Siggi Faust, den Freund
ein Landeskind, das jetzt, wo hier munter
Der Aal schwimmt und der Westwind jault
In Cottbus im »VEB-Knast« verfault
Mit fließend Wasser (die Wände runter!)
Ein kranker Mann im Kellerloch
Mit Krätze, mit Hunger und Haß im Magen
Zum Krüppel vom Meister im Knüppelschlagen
Gemacht! - Sitzt viereinhalb Jahre ab.
Und nicht, weil er Aale geräuchert hat.«

 

Im Westen setzten sich mittlerweile viele für Faust ein: die <Arbeitsgemeinschaft 13. August>, die <Internationale Gesellschaft für Menschenrechte>, <amnesty international> und andere. Die WELT berichtete groß über sein Schicksal, der Berliner Tagesspiegel berichtete über seinen Mithäftling Wolfgang Dietrich.

Wie in fast allen Fällen hatte die Publizität im Westen Wirkung: am 22. März 1976 wurde Faust überraschend aus seinem Keller-Verlies geholt. Der Staatsanwalt, der eigens aus Ost-Berlin angereist war, teilte ihm mit, er sei wegen »guter Führung« aus der Haft entlassen.

Auch Robert Havemann hatte sich bei der DDR-Führung für Faust eingesetzt: Ein geheimer Text, mit Zuckerwasser auf die Rückseite eines Briefes geschrieben, veranlaßte ihn, bei Erich Honecker, mit dem er in der Nazi-Zeit zusammen eingesperrt war, zu intervenieren.

Zunächst in die DDR entlassen, konnte Faust dann am »Weltfriedenstag«, dem 1. September 1976, endlich die DDR verlassen — allerdings ohne seine Privatsachen.

»Isolde Arnold, Christine und Wolf Biermann, Lilo und Jürgen Fuchs, Eva-Maria Hagen, Sibylle, Katja und Robert Havemann, Volker Braun und Stefan Heym konnten nur sehr enttäuscht von mir sein, als ich diesen Staat freiwillig verließ und somit weitere Solidarität ausschlug. Was meine linken Freunde und Förderer damals als reparable Fehler und Mängel des Systems hinstellten, hatte sich mir allzudeutlich als grundsätzliches Verbrechen offenbart«, schreibt Faust 1983 in seiner Erinnerung <Ich will hier raus!>. »Ironie der Geschichte darf man es wohl nennen, daß sie mir fast alle kurze Zeit darauf in den Westen folgten, wenn auch mehr oder weniger unfreiwillig.«

 

Siegmar Faust wurde 1979, bald nach seiner Übersiedlung, in Westdeutschland durch seine ZDF-Filmserie <Freiheit, die ich meine> bekannt. Er arbeitete als freier Schriftsteller, Drehbuchautor, vor allem aber als Referent über die politische Situation in der DDR. Von 1987 bis 1990 war er Chefredakteur der von der IGFM herausgegebenen Zeitschrift <DDR heute> sowie Mitherausgeber der Zeitschrift des Brüsewitz-Zentrums <Christen drüben>. Im Mai 1996 wurde er von der Mehrheit des sächsischen Landtags zum Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gewählt. 

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