Guntolf Herzberg: Moral extremer Lagen Menschliches Handeln unter Entscheidungsdruck zwischen Leben und Tod 2012, 340 Seiten d-nb.info/1191592219/34 Rezension aus Cottbus Angaben aus der Verlagsmeldung Das Buch überschreitet den traditionellen Rahmen der Ethik und untersucht, ob es in extremen Situationen oder Lagen – die so definiert werden, daß es dabei ausnahmslos um die Alternative Leben oder Tod geht – Regeln oder Normen geben kann, die ein erfolgreiches oder -loses Rettungshandeln rechtfertigen können, wenn dabei Personen zu Schaden kommen. Kann man aber das Handeln in lebensbedrohenden Situationen überhaupt moralisch überzeugend beurteilen? An zahlreichen Beispielen aus der Geschichte, vor allem aber durch eine umfangreiche Auswertung von Handlungen in den Konzentrationslagern, wo Menschen unter lebensbedrohenden Umständen um ihr Überleben kämpfen, werden Verhaltensweisen vorgeführt, die schwer oder sehr kontrovers moralisch zu beurteilen sind. Ausgehend von der Frage „Warum soll man/ich moralisch sein?“ wird an repräsentativer ethischer Literatur gezeigt, daß bisherige Antworten sich nicht auf extreme Lagen anwenden lassen. Dazu wird ein spezielles Entscheidungsmodell vorgelegt, das im Mittelpunkt einer in den Grundzügen erstmals entworfenen fuzzy ethics steht.
„Ganz unabhängig davon, ob man mit Blick auf extreme Lagen überhaupt eine – im strengen Sinn verstandene – Ethik für möglich hält oder nicht, ist die von Herrn Herzberg vorgelegte Untersuchung allein durch das so eindrucksvolle wie niederschmetternde Material. von außerordentlichen Wert. Das Buch verdient die Publikation allein wegen des darin enthaltenen historischen Stoffs.“ (Volker Gerhardt, Berlin)
|
Der Herausgeber Guntolf Herzberg, Jahrgang 1940, Studium der Philosophie, Physik und Geschichte an der Humboldt-Universität; Assistent am Institut für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR und Lehrtätigkeit an der HU und einer künstlerischen Fachschule. Ausschluß aus der SED 1973 und Berufsverbot, 1976 Promotion an der HU; freiberuflicher Lektor und Redakteur, 1976/77 Zusammenarbeit mit Rudolf Bahro bis zu dessen Verhaftung. Vortragstätigkeit im Rahmen kirchlicher Institutionen, ab 1983 aktiv in der unabhängigen Friedensbewegung, 1984 arbeitslos, 1985 Ausreise nach Westberlin, Mitglied der Alternativen Liste (DIE GRÜNEN). Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Menschenrechte der GRÜNEN (mit Petra Kelly), aktiv in der Ost-West-Arbeit der GRÜNEN und des Europäischen Netzwerkes. Mitbegründer des Unabhängigen Historikerverbandes (UHV), 1991 Gründungsmitglied der Partei BÜNDNIS '90. Seit 1994 tätig an der HUB. Gemeinsam mit Kurt Seifert Autor der 2002 erschienenen ersten Bahro-Biographie.
Autor Guntolf Herzberg (*1940):
|