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Anmerkungen zu 542 Tage  

 

 

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1  Funktioniert wie ein Bowdenzug; indem man sie spannt, wird sie gerade. Auf das Stahlseil sind Kugeln gefädelt.

2  Ich führte dann trotzdem ein Tagebuch, wovon meine Vorgesetzten natürlich nichts erfahren durften.

3  Diese Erinnerung habe ich erst etwa ein Jahr später niedergeschrieben. Meine ersten Notizen in der Kaserne machte ich am 27.3.1984. Zuvor hatte ich weder Zeit noch Kraft, um dort ein Tagebuch zu führen.

4  Als Maskenball wurde die Einkleidung am ersten Tag bezeichnet. Innerhalb kürzester Zeit mußten wir jeweils die neuen Uniformen anprobiereil und danach auf dem Flur antreten. Kam jemand etwas später oder fehlte bei jemandem ein Uniformteil oder war nur ein Knopf nicht richtig zugeknöpft, wurde die Hetzerei so lange wiederholt, bis alles stimmte. Am ersten Abend ging der Maskenball bis ca. 24 Uhr.

5  Ein Unteroffizier, der für die Grundausbildung mitverantwortlich war.

6  „Schildkröte": Dem Soldaten wurde an beide Ellenbogen und die Kniegelenke Stahlhelme gebunden. Danach wurde er, auf Knien und Ellenbogen rutschend, über gebohnerte Flure gestoßen.

7  In der Kaserne befand sich ein sogenannter Club, in dem man sich am Abend aufhalten konnte.

8  Während der Militärzeit war es streng verboten, mit Personen westlicher Staaten in Kontakt zu stehen. Deshalb führte ich meine Korrespondenz mit Amerika ausschließlich über die Adresse meiner Eltern.

9  Margret habe ich im März 1983 auf einer Klassenfahrt in Moskau kennengelernt. Sie stammte aus den USA und war damals an einem College in der Schweiz. Wir habe uns viele Jahre lang geschrieben. Ich habe sie jedoch nie wiedergesehen.

10 Lolf war eine Schriftstellerin von fast 80 Jahren mit der ich befreundet war. Im III. Reich saß sie im KZ ein. Sie verstarb 1990.

11  Eine Amerikanerin, die ich ebenfalls auf der Klassenfahrt in Moskau kennengelernt habe.

12  Ein Schulfreund.

13  Im Ausgang durften wir uns normalerweise nur in Bad Kleinen und Wismar aufhalten.

14  Sein Spitzname war „Blitz", weil er an seinem Uniformärmel einen Blitz als militärisches Abzeichen einer Fernmeldeeinheit trug.

15 EU: Erholungsurlaub. Einem Wehrpflichtigen stand ein Erholungsurlaub je Halbjahr zu. Er dauerte normalerweise 5 Tage.

16 EK: Entlassungskandidat in der militärischen Umgangssprache. Wehrpflichtiger im letzten Diensthalbjahr. Die EK's standen in der Hierarchie der Wehrpflichtigen an oberster Stelle und haben nicht selten versucht, die Wehrpflichtigen der unteren Ränge zu schikanieren. Diese Hierarchie trug zur Selbstorganisation der Wehrpflichtigen bei und wurde deshalb von den Vorgesetzten geduldet.

17 Dieses Gedicht schrieb ich aus dem Kopf in mein Tagebuch. Es sind somit durchaus Abweichungen vom Originaltext möglich.

18 Grob übersetzt: Gammelhaufen.

19 KC: Kompaniechef.

20 A-Zug: Ausbildungszug. Grundausbildung in den ersten vier Wochen nach der Einberufung.

21  Das waren meine ersten Aufzeichnungen, die ich in der Kaserne niederschrieb.

22  Mein Freund war Wehrpflichtiger bei der Bereitschaftspolizei in der Nähe von Berlin. Einmal sind zwei russische Soldaten desertiert. Sie hatten sich in einem Waldstück versteckt. Die Bereitschaftspolizei mußte ausrücken, um das Waldstück abzusperren. Danach sind russische Truppen angerückt, und die Bereitschaftspolizei mußte sich zurückziehen. Die beiden Soldaten bekamen keine Chance. Sie wurden erschossen.

23 Chlorzug: Bereitschaft bei Gefahrentransporten der Bahn.

24 Subotnik: Unentgeltlicher Arbeitseinsatz.

25 Gehilfe des Unteroffiziers vom Dienst. Der GUvD war neben dem UvD für die Verteilung der Reinigungsreviere zuständig.

26 Sich mit etwas beschäftigen, um zu verhindern, daß man andere Aufgaben zugeteilt bekommt.

27 Politoffizier.

28 In der Kaserne war es unter Strafe verboten, westliche Sender zu hören oder zu sehen.

29 Margret schloß ihre Briefe immer mit den Worten: „Take care, Love Margret".

30  Zweimal in der Woche kam am frühen Morgen ein Arzt in die Kaserne und hielt eine Sprechstunde ab. Als Sanitäter mußte ich diese Sprechstunden vorbereiten und assistieren.

31 Offiziere und Berufsunteroffizier haben wir als Tagesäcke bezeichnet, da sie bis zur Entlassung einen Sack voll Tage hatten.

32 Meine Tante wohnte in Westdeutschland und durfte mich deshalb nicht besuchen.

33 Minischnapsflaschen.

34 Diener.

35 Schoppeln hieß soviel wie rumgammeln.

36 Offizier vom Dienst.

37 Otto überlebte den Selbstmordversuch ohne bleibende Schäden. Einige Zeit später wurde er vorzeitig entlassen. Ich habe ihn danach nie wieder getroffen.

38 Transportpolizeiamt.

39 Gunnar hat sich für drei Jahre verpflichtet, um einen Studienplatz für Medizin zu bekommen. Nach unserer Militärzeit habe ich ihn noch einmal getroffen. Auf meine Frage, wie er aus der Sache rausgekommen wäre, sagte er mir, daß er es geschafft habe, ohne in eine Abhängigkeit zu geraten, wolle aber sonst nicht darüber reden. Wie ich später erfuhr, hat er sein Medizin-Studium abgebrochen.

40  Einmal monatlich stattfindender „Politunterricht".

41 Am letzten Schultag haben wir unsere Namen in das Backsteinmauerwerk unserer Schule eingekratzt. Zu unserer Schulzeit fanden sich dort schon bis zu zwanzig Jahre alte Graffiti.

42  Jens war der Schreck aller Lehrer und alles andere als ein sozialistischer Musterschüler.

43  Im Sommer 1985 hielt sich Margret für etwa drei Monate bei ihrer Schwester in London auf. Die Erteilung des Visums wurde. von den ostdeutschen Behörden so lange verzögert, daß der Besuch nicht zustande kam. Ich habe sie nie wieder gesehen. Wir hatten noch etwa bis 1990 Kontakt.

44  Zwei Cousins, die in Westdeutschland lebten.

45  Erweiterte Oberschule. Entspricht einem Gymnasium.

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