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Zu Kriegsenkel 

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Zarte und einfühlsame Kurzbiografien    2009 Von ws (Hamburg)

Viele Menschen, die den zweiten Weltkrieg als Kinder erlitten haben, haben wieder Kinder bekommen. "Kriegsenkel" handelt von den Kriegsfolgen auf deren Kindern anhand von vielen Einzelbiografien. "Kriegsenkel" ist angenehm und gut zu lesen, trotz dieses ernsten Themas. Es gibt viel Gelegenheit seiner eigenen Geschichte nachzusinnen immer getragen von der zarten Stärke von Sabine Bode. Die Auswahl der Biografien ist nicht repräsentativ für die heutige Bundesrepublik. Westdeutsche Menschen mit kreativem Hintergrund und Therapie Erfahrung überwiegen. Aber es gibt auch einen therapiefreien Bauingenieur. Die Autorin hat einen stets spürbaren, tiefen Hintergrund im historischen und psychotherapeutischen Denken. Ein wunderbares und wichtiges Buch, dass ich uneingeschränkt empfehlen kann.


Ein wichtiges Buch     2009 Von Fuchs Werner Dr (Zug Schweiz) 

Etwa 18 Jahre alt muss sie gewesen sein, als ihre Nachbarn sich im Keller nicht mehr von der Bank erhoben, weil die Druckwelle des Luftangriffs ihnen die Luft nahm. Aber im Bund Deutscher Mädel sei es schön gewesen. Sehr viel mehr weiß ich nicht über die Kriegsjahre meiner Mutter in München. Ihre Geschichte geht offiziell erst weiter, nachdem sie meinen Vater in einem Auffanglager kennenlernte. Und was sie in die unzähligen Chroniken schrieb, die heute in ihrem Bücherzimmer stehen, werde ich vielleicht nie erfahren. Bei der Lektüre von Sabine Bodes Buch erging es mir offenbar wie vielen, die hier zu Wort kommen. Die Ahnung, man sei von Verschwiegenem stärker betroffen, als man bisher annahm, wird zur Gewissheit.

Sabine Bode hat das Thema nicht gesucht, sondern konnte ihm gar nicht ausweichen. Denn wer sich intensiv mit den Geschichten der Kriegskinder beschäftigt, wird früher oder später mit den Fortsetzungsgeschichten konfrontiert. Aber dass auch eine Generation, die im Wohlstand und Frieden aufwuchs, von den Ereignissen jener schrecklichen Jahre eingeholt wird, war bis vor wenigen Jahren kein Thema. Denn schließlich haben die Eltern gelitten, nicht die Kinder. Und so konnte es zur paradoxen Situation kommen, dass Kinder die geistige Fürsorge für ihre Eltern übernehmen mussten. Unausgesprochen selbstverständlich, was die Sache noch komplizierter macht. Doch im Buch von Sabine Bode geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um das Ermöglichen von Verständnis. Und das ist einer der vielen Gründe für seine hohe Qualität.

Auf nur 34 Seiten führt Sabine Bode ihre Leser in die Thematik ein. Verdichtet, klar und einfühlsam. Danach lässt sie die Kriegsenkel zu Wort kommen. In 18 Geschichten, die sich gegenseitig kommentieren und ergänzen. Diese Biografien sind Einladungen an den Leser, sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen und Verbindungen zu den Geschehnissen von früher und heute zu suchen. Und so wird es noch viel weniger als bei anderen Büchern eine gemeinsame Lesart geben. Das Einzige, was vielleicht für alle Gültigkeit haben mag, ist die Einsicht, dass starke Geschichten ihre Fortsetzung ebenso eigenmächtig wählen wie ihr Ende. Ob wir sie totschweigen, kümmert sie jedenfalls nicht. Und wenn wir ihnen ausweichen, weil wir Schmerzhaftes vermeiden wollen, holen sie uns trotzdem ein. Auch das geht aus den Berichten der Kriegsenkel hervor.

Mein Fazit: Auf der eine Seite das Schweigen der Eltern, auf der andern die historische Dauerberieselung durch Schulen und Medien, dazwischen die Kriegsenkel im Wohlstand und Frieden. Ein mehr als fragiles Gleichgewicht, wie wir schon lange ahnten und durch dieses Buch bestätigt bekommen. Keine moralischen Beichtgeständnisse, keine vernichtenden Schuldzuweisungen, kein akribisches Herumstochern in alten Wunden. Sondern einfach die längst fällige Aufarbeitung von unheilvollen Verstrickungen. Anteil nehmend und erlösend aufklärend. Für viele sicher ein wichtiges Buch.


2009 Von lunitaka

Es muss schwer gewesen sein, für das Unfassbare, das Unsichtbare der Schwierigkeiten einer Generation Worte zu finden und für die Worte den angemessenen Tonfall, der nicht anklagt, aber doch schonungslos benennt, was ist. Beides ist gelungen! Als Angehöriger der Kriegsenkelgeneration bin ich dankbar für diesen Wurf. Und froh, dass es zusätzlich so viele Belege/Zitate in dem Buch gibt, die aus Fachkreisen der Trauma- oder Bindungsforschung kommen oder aber von anderen Autoritäten. Menschen, die über jeden Zweifel erhaben sind, dass sie sich mit ,Luxusproblemen beschäftigen oder spinnen`. "Was könnte in Friedenszeiten an das Leid von Kriegskindern heranreichen? Das ist das Dilemma, das ist die Tragik vieler Kinder der Kriegskinder", so schreibt Sabine Bode. Dieses Buch macht Mut, sich mit den Schatten der Vergangenheit zu beschäftigen, um das eigene Leid wahrzunehmen, ernst zu nehmen und um schlussendlich doch noch zu seinem eigenen Leben kommen zu können! 


Ein Segen für das Selbstverständnis einer ganzen Generation, 10. März 2009 Von sagittariusblau (München)

Das Buch ist der Hammer. Wer zwischen 1960 und 1975 in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und sich in den Beschreibungen und Geschichten nicht wiedererkennt, der hat seine Kindheit und Jugend offensichtlich verschlafen. Die bleierne Stimmung, die in den Elternhäusern der "geburtenstarken Jahrgänge" oft die Atmosphäre prägte, hier wird sie wieder greifbar und verständlich in einen lebendigen zeitgeschichtlichen Zusammenhang gestellt. Das Thema kann ein echter Schlüssel für das Lebensgefühl und das Selbstverständnis der heute 35 bis 50jährigen sein. Echte Pflichtlektüre für die Angehörigen der Generation der Babyboomer!

 


 

 

 

 

 

 


mdr.de/presse/hoerfunk/1205256.html    

mdr.de/artour/archiv/1929418.html 

mdr.de/kriegskinder  

kriegskind.de  

kriegskindheit.de  

besatzungskinder.de 

 


 

Der erste Kongress 

zum Thema Langzeitfolgen, Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung 

bei Kriegskindern fand vom 14. bis 16. April 2005 an der Universität in Frankfurt/Main statt.

http://www.mdr.de/artour/archiv/1929418.html  

Traumatische Kriegserinnerungen bei Kindern In Deutschland seien Schätzungen zufolge etwa 2,5 Millionen Kriegskinder als Halbwaisen und noch einmal bis zu 200.000 als Vollwaisen groß geworden. Wenn sich im Mai des Jahres 2005 das Ende des II. Weltkriegs in Deutschland zum 60. Mal jährt, dann ist bei vielen Menschen keineswegs schon ein innerer, ein seelischer Friede eingekehrt. Dies dürfte in besonderer Weise für die zwischen 1930 und 1945 Geborenen gelten, die heute zwischen 60 und 75 Jahre alt sind. Diese Jahrgänge haben ihre Kindheit, teils auch ihre ersten Jugendjahre, während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren verbracht und großenteils sehr belastende Erfahrungen machen müssen: Die Erfahrungen passiver und aktiver Gewalt, Trennung und Verluste wichtiger Bezugspersonen sowie der Verlust von Heimat, Sicherheit und Geborgenheit. Bei den meisten sei es jedoch kein einzelnes Ereignis, sondern eine Kombination aus mehreren. 

Diese Erfahrungen konnten im weiteren Lebensverlauf oft nicht abgeschüttelt werden; sie bedrängen und ängstigen viele Angehörige dieser Jahrgänge bis heute.

Der Verlust von Heimat wirkte bei Kriegskindern besonders nachhaltig Erster Kongress Die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Eliten bestehen zu einem beträchtlichen Anteil aus Angehörigen dieser Jahrgänge. Diese haben mit ihren bedrückenden kindlichen Kriegserfahrungen im Gepäck die Geschichte der letzten drei bis vier Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Mediziner, Psychotherapeuten, Psychoanalytiker, Zeithistoriker, Geschichtsdidaktiker, Soziologen, Kindheitsforscher, Kultur- und Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker referierten und diskutierten in Frankfurt / Main (14. bis 16. April 2005) auf dem ersten Kongress zum Thema Kriegskindheit, deren Langzeitfolgen, Erinnerungskultur, Vergangenheitsbewältigung und Vergangenheitsverdrängung. "artour" berichtet. 


 

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