Ben-Alexander Bohnke

 

Die Kunst, sich 

richtig zu ärgern

 

 

2002 by Herder, Freiburg 

 

Ben-Alexander Bohnke :  Die Kunst, sich richtig zu ärgern   ( 2002 )         - 

2002   155 (157) Seiten  

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Peale: Positives Denken  

 

Amazon Leser Rezension 2002 von Buschrose  aus O-hausen 

Wenn ich ein Buch lese, arbeite ich mit verschiedenen Farbstiften, streiche damit an oder unterstreiche, je nach Inhalt oder Gewichtung der Aussage. Bei sehr gewichtigen Sätzen oder Passagen benutze ich den Rotstift. So müssten jetzt eigentlich alle Sätze bzw. der gesamte Text meiner Ausgabe des Buches „Die Kunst, sich richtig zu ärgern" von dem Psychologen, Philosophen, Soziologen, Linguisten, Humanisten und Menschenkenner Ben-Alexander Bohnke rot unterstrichen sein. Doch nach den ersten Seiten gab ich das Anstreichen aus obigem Grund auf. Es ist jedes Wort wichtig und wenn mich die Lektüre da oder dort zum Widerspruch anregte, wurde dieser im nachfolgenden Text vom Autor gleich relativiert.

Wir leben in einer sinnentleerten Welt. Die Religion wurde durch den Mammon ersetzt. Unser Glaubensbekenntnis heißt Leistung und unser erster Guru ist der Konsum. Konsequent ausgedrückt heißt dies: Ellenbogen versus Liebe, Wettbewerb versus Zufriedenheit, Sicherheit versus Geborgenheit. Hier kann es nur Gewinner und Verlierer geben. Die Starken dominieren die Schwachen. Doch sind die Starken wirklich stark und sind die Schwachen wirklich schwach? Und wo ist die Liebe geblieben? Das ist doch zum schwarz ärgern, sagen Sie und ballen die Faust? Da muß man sich halt anpassen und mitmachen, sagen andere.

Auch unser Autor unterscheidet zwischen den von ihm sogenannten Konfliktmenschen einerseits und den von ihm so benannten Harmoniemenschen andererseits. Was die einen zum Explodieren bringt, bringt die anderen zum verstummen. Hier setzt das Konzept des Buches an: Der überaggressive und ultrakonfliktbereite Mensch kann wieder lernen, auf gesundes Mittelmaß herunterzufahren. Der überangepasst-ängstliche Harmoniemensch hingegen kann seine unterdrückte Wut wieder lernen neu zu erfahren, um sich gegen die Widrigkeiten des Alltags erfolgreich zur Wehr zu setzen, denn bei beiden ist die Harmonie sprichwörtlich aus dem Ruder gelaufen.

Es geht darum, in der Dualität des Lebens die Einheit hinter den Gegensätzen wiederzufinden. Leicht gesagt, aber wer sich wirklich auf das Buch einlässt, wird mit Erfolg belohnt. Den Ärger weder aufbauschen noch verdrängen, sondern einfach zulassen, zuerst kommen lassen wie eine Sache, die einem nichts angeht, beobachtend, neugierig, wie wird der Ärger sich weiterentwickeln, neben sich stehend, während der Ärger agiert und dann den Ärger behandeln wie einen alten Freund, der dann und wann an unser Haus klopft: das mag wahre Lebenskunst sein, für den emotional Zornigen wie für den intuitiv Vermeidenden. Die zwei Seiten der Goldmünze des Lebens wiedererkennen und gleichgewichtig vereinen, das ist das Geheimnis, Yin und Yang wieder zusammenführen, wie der Weise östlicher Kultur sagt.

Hermann Hesse schrieb einmal über den seelischen Schmerz, dass es ihm eine Befreiung war, den Schmerz nicht wegzudrängen, sondern ihn zuzulassen. Irgendwann wird dann der Schmerz seinen tiefsten Punkt erreicht haben und kann nur noch nachlassen. Aber er schrieb auch, dass man schwierige Bücher mehrmals lesen sollte, um sie zu verstehen und lieben zu lernen. 

Bohnkes Buch ist leichtverständlich geschrieben, sollte aber in der Tat immer wieder gelesen werden, um die heilenden Strategien zu verinnerlichen. Es ist es wert, zumal es auch gleichzeitig unterschwellig einen Einblick in die Kunst der Psychoanalyse mit vielen Namen und Quellen, die bis auf den Gründervater Freud zurückgehen, gibt. Ohne Frage fünf Sterne mit einem dicken Plus. 

 

 

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