Entgegen dem gesunden Menschenverstand wies Stalin unseren Antrag zurück und erließ den Befehl, die Operation zur Einkreisung Charkows fortzusetzen, obwohl zu jener Zeit über vielen Gruppierungen der Armee bereits die reale Gefahr schwebte, eingekesselt und vernichtet zu werden.
Ich rufe also Wassilewski61 an und bitte ihn inständig:
»Alexander Michailowitsch (Genosse Wassilewski ist hier anwesend), nehmen Sie die Landkarte und zeigen Sie Genossen Stalin, welche Lage entstanden ist.« Und man muß dabei anmerken, daß Stalin die Operationen anhand eines Globus plante.
So ist es, Genossen, er nahm den Globus und zeichnete auf ihm die Frontlinien an. Ich sage also zu Gen. Wassilewski: »Zeigen Sie auf der Landkarte die Lage, denn unter diesen Bedingungen kann man doch nicht die anfangs geplante Operation fortsetzen. Zum Nutzen der Sache muß die frühere Entscheidung geändert werden.«
Wassilewski antwortete mir darauf, daß Stalin dieses Problem schon erörtert habe und daß er, Wassilewski, nicht mehr mit dieser Angelegenheit zu Stalin gehen würde, denn jener wolle keinerlei Argumente mehr zum Thema dieser Operation hören.
Nach dem Gespräch mit Wassilewski rief ich Stalin in seiner Villa an. Doch Stalin kam nicht zum Telefon, den Hörer hob Malenkow ab. Ich sagte Gen. Malenkow, daß ich von der Front anrufe und persönlich mit Gen. Stalin sprechen wolle. Stalin ließ durch Malenkow ausrichten, daß ich mit Malenkow sprechen solle. Ich erklärte wiederum, daß ich Stalin persönlich über die schwere Lage informieren wolle, die bei uns an der Front entstanden war. Aber Stalin hielt es nicht für angebracht, den Hörer zu nehmen und betonte nochmals, daß ich über Malenkow mit ihm sprechen solle, obwohl es nur ein paar Schritte bis zum Telefon waren.
Nachdem Stalin auf diese Weise unsere Bitte »angehört« hatte, sagte er:
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»Alles so lassen, wie es war!«
Was ergab sich daraus? Das Schlimmste, was wir uns nur vorstellen konnten. Den Deutschen gelang es, unsere Armeegruppierungen einzukesseln, was zur Folge hatte, daß wir Hunderttausende unserer Soldaten verloren. So war das militärische »Genie« Stalin, so teuer ist es uns gekommen.
Während eines Treffens Stalins mit den Mitgliedern des Politbüros irgendwann nach dem Kriege erinnerte Anastas Iwanowitsch Mikojan62 daran, daß Chruschtschow wohl damals recht gehabt habe, als er wegen der Charkower Operation angerufen hat und meinte, es sei schlecht gewesen, daß er damals nicht unterstützt wurde.
Man hätte sehen sollen, wie wütend Stalin wurde! Wie konnte man eingestehen, daß er, Stalin, damals im Unrecht war! Schließlich war er ein »Genie«, und ein Genie kann nicht im Unrecht sein! Jeder kann sich irren, aber Stalin meinte, er irre sich nie, er habe immer recht. Niemals und gegenüber niemandem bekannte er sich zu einem größeren oder kleineren Fehler, wobei er nicht wenige Fehler sowohl in theoretischen Fragen als auch in seinem praktischen Handeln beging. Nach dem Parteitag werden wir höchstwahrscheinlich die Beurteilung vieler Kriegsoperationen revidieren und sie im richtigen Licht darstellen müssen.
Viel Blut kostete uns auch jene Taktik, auf der Stalin, der das Wesen der Führung von Kampfoperationen nicht kannte, bestand, nachdem es gelungen war, den Gegner aufzuhalten und zur Offensive überzugehen.
Die Militärs wissen, daß Stalin bereits von Ende 1941 an forderte, anstelle großer operativer Manöver zur Umgehung des Gegners an den Flanken, zur Schwenkung in seinen Rücken ständige Frontalangriffe zu führen und ein Dorf nach dem anderen zu erobern. Wir erlitten aus diesem Grund gewaltige Verluste, bis es unserer Generalität, auf deren Schultern das gesamte Gewicht der Kriegführung ruhte, gelungen war, die Situation zu ändern und zur Führung beweglicher Operationen überzugehen, was umgehend zu einer ernsthaften Veränderung an den Fronten zu unseren Gunsten führte.
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Um so schändlicher war die Tatsache, daß nach unserem großen Sieg über den Feind, der uns so teuer kam, Stalin viele Heerführer, die keinen geringen Anteil an diesem Sieg hatten, zu vernichten begann, um jegliche Möglichkeit auszuschließen, die an den Fronten errungenen Erfolge irgend jemand anderem als ihm selbst zuzuschreiben.
Stalin interessierte sich sehr für die Beurteilung des Gen. Shukow63 als Heerführer. Er fragte mich oft, welche Meinung ich von Shukow habe. Ich sagte ihm damals: »Ich kenne Shukow seit langem, er ist ein guter General und ein guter Heerführer.«
Nach dem Kriege begann Stalin über Shukow allen möglichen Unsinn zu erzählen, unter anderem sagte er: »Sie haben Shukow gelobt, doch das verdient er nicht. Man sagt, Shukow sei an der Front vor jeder Operation folgendermaßen vorgegangen: Er nahm eine Handvoll Erde,' roch an ihr und sagte, man könne wohl mit dem Angriff beginnen oder aber man könne die geplante Operation nicht durchführen.«
Ich antwortete damals: »Ich weiß nicht, Gen. Stalin, wer sich das ausgedacht hat, doch es ist nicht wahr.«
Wahrscheinlich hatte Stalin selbst solche Dinge ausgedacht, um die Rolle und die militärischen Fähigkeiten Shukows zu vermindern.
Im Zusammenhang damit machte sich Stalin äußerst eifrig als großer Heerführer populär, wobei er mit allen Mitteln die Version ins Bewußtsein der Menschen einflößte, alle vom sowjetischen Volk im Großen Vaterländischen Krieg errungenen Siege seien das Ergebnis des Mutes, der Kühnheit und Genialität von Stalin und von niemand anderem. Ganz so wie Kushma Krjutschkow spießte er mit einem Schlag sieben Mann auf eine Lanze auf.
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Wahrhaftig, nehmen wir doch unsere historischen und Kriegsfilme oder einige literarische Werke, die Brechreiz hervorrufen. Sie alle haben doch den Zweck, gerade eine solche Version zu propagieren, Stalin als genialen Feldherrn zu rühmen. Erinnern wir uns doch an den Film »Der Fall von Berlin«. Dort agiert Stalin allein: Er erläßt Weisungen in einem Saal, in dem leere Stühle stehen und wo nur ein einzelner Mensch an ihn herantritt und ihm etwas meldet - das ist Poskrjobyschew64, sein getreuer Knappe.
Und wo ist die Militärfiihrung? Wo das Politbüro? Wo die Regierung? Was tun sie, und womit befassen sie sich? Sie gibt es in dem Film nicht. Stalin handelte für alle, niemanden beachtend und sich mit niemandem beratend. In einem derart falschen Licht wurde alles dem Volk vorgeführt. Warum? Deshalb, um Stalin mit Ruhm zu umgeben, und das im Gegensatz zu den Tatsachen, im Widerspruch zur historischen Wahrheit.
Es erhebt sich die Frage: Und wo sind unsere Militärs, auf deren Schultern die Schwere des Krieges lastete? Sie gibt es im Film nicht, neben Stalin war für sie kein Platz.
Nicht Stalin, sondern die Partei als Ganzes, die sowjetische Regierung, unsere heldenhafte Armee, ihre talentierten Kommandeure und tapferen Soldaten, das ganze sowjetische Volk - das ist es, was den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gewährleistete.
Die Mitglieder des ZK, die Minister, unsere Wirtschaftsfunktionäre, die Aktivisten der sowjetischen Kultur, die Leiter der territorialen Partei- und Sowjetorganisationen, Ingenieure und Techniker - jeder stand auf seinem Platz und gab selbstlos seine Kraft und sein Wissen zur Sicherung des Sieges über den Feind.
Außergewöhnliches Heldentum zeigte unser Hinterland -die ruhmreiche Arbeiterklasse, unsere Kolchosbauernschaft, die Sowjetintelligenz, die allesamt unter der Führung der Parteiorganisationen alle ihre Kräfte der Sache der Verteidigung der Heimat widmeten, wobei sie die unerhörten Schwierigkeiten und Entbehrungen der Kriegszeit ertrugen.
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Gewaltige Heldentaten vollbrachten während des Krieges unsere sowjetischen Frauen, die das riesige Gewicht der Produktionsarbeit in den Fabriken und Kolchosen, an verschiedenen Abschnitten der Wirtschaft und Kultur auf sich nahmen; viele Frauen nahmen unmittelbar an den Fronten des Großen Vaterländischen Krieges teil; unsere mutige Jugend, die an allen Abschnitten der Front und des Hinterlandes ihren unschätzbaren Beitrag zur Verteidigung der sowjetischen Heimat, zur Zerschlagung des Feindes leistete.
Unvergänglich sind die Verdienste der Sowjetsoldaten, unserer Befehlshaber und politischen Funktionäre auf allen Ebenen, die bereits in den ersten Monaten des Krieges, nach dem Verlust eines beträchtlichen Teils der Armee, nicht den Kopf verloren, sondern es verstanden, sich in der Bewegung umzugruppieren, im Laufe des Krieges eine mächtige und heroische Armee zu schaffen und nicht nur den Druck eines starken und hinterhältigen Feindes abzuwehren, sondern ihn auch zu zerschlagen.
Die Ruhmestat des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg rettete Hunderte Millionen Menschen in , Ost und West vor der drohenden Gefahr der faschistischen Unterjochung, sie wird Jahrhunderte und Jahrtausende im Gedächtnis einer dankbaren Menschheit weiterleben.
Die Hauptrolle und das Hauptverdienst bei der siegreichen Beendigung des Krieges fallen unserer Kommunistischen Partei, den Streitkräften der Sowjetunion und Dutzenden Millionen von Sowjetmenschen zu, die von der Partei erzogen wurden.
Genossen! Beschäftigen wir uns mit einigen anderen Tatsachen. Die Sowjetunion wird zu Recht als Muster eines multinationalen Staates angesehen, denn bei uns wurden in der Praxis Gleichheit und Freundschaft aller Völker gewährleistet, die unsere große Heimat bewohnen.
Um so ungeheuerlicher sind die Aktionen, deren Initiator Stalin war und die eine brutale Vergewaltigung der grundlegenden Leninschen Prinzipien der Nationalitätenpolitik des Sowjetstaates waren. Die Rede ist von der Massenumsiedlung ganzer Völker aus ihren heimatlichen Orten, darunter auch aller Kommunisten und Komsomolzen ohne jede Ausnahme, wobei derartige Aussiedlungsaktionen durch keinerlei militärische Beweggründe diktiert waren.
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So wurde noch Ende 1943, als an den Fronten des Großen Vaterländischen Krieges ein dauerhafter Umschwung zugunsten der Sowjetunion eingetreten war, der Beschluß über die Aussiedlung aller Karatschaier aus ihrem angestammten Gebiet gefaßt und durchgeführt. Im gleichen Zeitraum, Ende Dezember 1943, traf die gesamte Bevölkerung der Kalmykischen Autonomen Sowjetrepublik das gleiche Schicksal. Im März 1944 wurden Tschetschenen und Inguschen ausgesiedelt, die Tschetschenisch-Inguschische Autonome Republik wurde liquidiert. Im April 1944 wurden alle Balkaren aus der Kabardinisch-Balkarischen Autonomen Republik in entlegene Gebiete ausgesiedelt, die Republik in Autonome Kabardinische Republik umbenannt. Die Ukrainer entgingen diesem Schicksal deshalb, weil sie zu viele sind und es keine Möglichkeit ihrer Umsiedlung gab. Sonst hätte er auch sie ausgesiedelt.
Nicht nur für Marxisten-Leninisten, sondern für jeden vernünftig denkenden Menschen ist es unverständlich, wie man die Verantwortung einzelner Personen oder Gruppen für feindliche Handlungen auf ganze Völker übertragen konnte, Frauen und Kinder, Alte, Kommunisten und Komsomolzen nicht ausgenommen, wie man ihnen gegenüber Massenrepressalien anwenden und sie Entbehrungen und Leiden aussetzen konnte.
Nach Beendigung des Vaterländischen Krieges gedachte das Volk voller Stolz seiner glänzenden Siege, die mit großen Opfern und unermeßlichen Anstrengungen errungen wurden. Das Land durchlebte eine Phase des politischen Enthusiasmus. Die Partei ging aus dem Krieg noch geschlossener hervor, die Parteikader wurden im Feuer des Krieges gestählt. Unter diesen Bedingungen hätte wohl nicht einmal der Gedanke an die Möglichkeit irgendeiner Verschwörung in der Partei bei irgend jemandem aufkommen können.
Und eben zu dieser Zeit kommt plötzlich die sogenannte Leningrader Affäre65 auf. Wie heute inzwischen nachgewiesen, ist dieser Fall fabriziert worden. Unschuldig kamen die Genossen Wosnessenski, Kusnezow, Rodionow, Popkow und andere ums Leben.
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Bekanntlich waren Wosnessenski und Kusnezow hervorragende und talentierte Funktionäre. Zu ihrer Zeit standen sie Stalin nahe. Es genügt zu sagen, daß Stalin Wosnessenski auf den Posten des Ersten Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates stellte und daß Kusnezow zum Sekretär des Zentralkomitees gewählt worden war. Allein die Tatsache, daß Stalin Kusnezow die Aufsicht über die Organe der Staatssicherheit übertrug, zeugt von dem Vertrauen, das er genoß.
Wie kam es, daß diese Leute zu Volksfeinden erklärt und liquidiert wurden?
Die Tatsachen beweisen, daß auch die »Leningrader Affäre« ein Ergebnis der Willkür war, die Stalin gegenüber den Parteikadern ausübte.
Wenn im Zentralkomitee der Partei, im Politbüro des ZK eine normale Situation geherrscht hätte, in der derartige Fragen behandelt worden wären, wie es sich in der Partei gehört, und wenn alle Fakten eingehend beurteilt worden wären, hätte es einen solchen Fall ebensowenig wie andere derartige Fälle gegeben.
Man muß feststellen, daß sich die Situation nach dem Krieg noch mehr komplizierte. Stalin wurde noch launenhafter, gereizter, brutaler, insbesondere wuchs sein Argwohn. Der Verfolgungswahn erreichte unwahrscheinliche Ausmaße. Viele Mitarbeiter wurden in seinen Augen zu Feinden. Nach dem Krieg grenzte Stalin sich noch mehr vom Kollektiv ab. Über alles entschied er allein, ohne irgend jemanden oder irgend etwas zu berücksichtigen.
Den unerhörten Argwohn Stalins nutzte geschickt der elende Provokateur, der schäbige Feind Berija aus, der Tausende Kommunisten, ehrliche Sowjetbürger ermorden ließ. Die Beförderung Wosnessenskis und Kusnezows erschreckte Berija. Wie heute festgestellt werden kann, hat eben Berija gemeinsam mit seinen Untergebenen Materialien in Gestalt von Erklärungen und anonymen Briefen, in der Form von verschiedenen Gerüchten und Gesprächen konstruiert und Stalin »untergeschoben«.
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Das Zentralkomitee hat die sogenannte Leningrader Affäre untersucht, die Personen, die unschuldig gelitten haben, wurden jetzt rehabilitiert, die ruhmreiche Leningrader Parteiorganisation erhielt ihre Ehre zurück. Abakumow66 und andere, die diesen Fall fabrizierten, wurden vor Gericht gestellt, ihr Prozeß fand in Leningrad statt, und sie erhielten, was sie verdienten.
Es stellt sich die Frage: Weshalb konnten wir uns jetzt in dieser Frage orientieren und haben das nicht früher, zu Lebzeiten Stalins getan, um es nicht zum Untergang unschuldiger Menschen kommen zu lassen? Deshalb, weil Stalin selbst die »Leningrader Affäre« leitete und die Mehrheit der Politbüromitglieder jener Periode nicht alle Umstände der Angelegenheit kannten und sich natürlich in sie nicht einmischen konnten.
Sofort, nachdem Stalin von Berija und Abakumow bestimmte Materialien erhalten hatte, befahl er schon, den »Fall« Wosnessenski und Kusnezow zu untersuchen, ohne in das Wesen der Fälschungen einzudringen. Damit war ihr Schicksal schon vorherbestimmt.
Lehrreich ist unter diesem Gesichtspunkt auch die Angelegenheit der »Mingrelischen Nationalistischen Organisation«, die angeblich in Georgien bestanden hat. In dieser Frage wurden bekanntlich im November 1951 und im März 1952 Beschlüsse des ZK der KPdSU gefaßt.67 Diese Beschlüsse wurden ohne Erörterung im Politbüro angenommen. Stalin persönlich hat sie diktiert. Sie erhoben schwere Anklagen gegen viele ehrliche Kommunisten. Auf der Grundlage gefälschter Materialien wurde behauptet, daß in Georgien angeblich eine nationalistische Organisation bestehe, die sich den Sturz der Sowjetmacht in dieser Republik unter Beihilfe imperialistischer Staaten zum Ziel stelle.
Im Zusammenhang damit wurden eine Reihe verantwortlicher Partei- und Sowjetfunktionäre in Georgien verhaftet.
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Wie später festgestellt, war das eine Verleumdung gegenüber der Parteiorganisation Georgiens.
Wir wissen, daß es in Georgien wie in einigen anderen Republiken seinerzeit Erscheinungen von lokalem bürgerlichem Nationalismus gegeben hat. Es erhebt sich die Frage: Vielleicht nahmen in diesem Zeitabschnitt, in dem die erwähnten Beschlüsse gefaßt wurden, nationalistische Tendenzen tatsächlich solche Ausmaße an, daß die Gefahr des Austritts Georgiens aus der Sowjetunion und des Übergangs in den Bestand des türkischen Staates bestand?
Das ist selbstverständlich Unsinn. Man kann sich schwer vorstellen, wie solche Vermutungen jemandem in den Sinn kommen konnten. Allen ist bekannt, wie sich Georgien in den Jahren der Sowjetmacht wirtschaftlich und kulturell entwickelt hat.
Die Industrieproduktion der Georgischen Republik übertrifft die Produktion des vorrevolutionären Georgiens um das 27fache. In der Republik entstanden viele neue Industriezweige, die es dort vor der Revolution nicht gab: Eisenmetallurgie, Erdölindustrie, Maschinenbau und andere. Vor langem schon wurde das Analphabetentum beseitigt, das im vorrevolutionären Georgien 78 Prozent der Bevölkerung betraf.
Können die Georgier, wenn sie die Situation in ihrer Republik mit der schweren Lage der arbeitenden Massen in der Türkei vergleichen, die Angliederung an die Türkei anstreben? Im Jahre 1955 war die Stahlproduktion pro Kopf der Bevölkerung in der Türkei 18mal geringer als in Georgien. Georgien erzeugt 9mal mehr Elektroenergie pro Kopf als die Türkei. Nach der Volkszählung von 1950 waren in der Türkei 65 Prozent der Bevölkerung Analphabeten, von den Frauen um 80 Prozent. In Georgien bestehen 19 Hochschulen, die etwa 39 000 Studenten zählen, das heißt achtmal mehr als in der Türkei (auf 1000 Einwohner gerechnet). In den Jahren der Sowjetmacht ist in Georgien der Wohlstand der Werktätigen unermeßlich gewachsen.
Klar ist, daß im Maße der Entwicklung von Wirtschaft und Kultur, im Maße des Wachstums des sozialistischen Bewußt-
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seins der arbeitenden Massen in Georgien der Boden, aus dem der bürgerliche Nationalismus Nahrung erhält, immer mehr schwindet.
Wie sich in Wirklichkeit herausstellte, gab es in Georgien keinerlei nationalistische Organisation. Tausende unschuldige sowjetische Menschen fielen der Willkür und Gesetzlosigkeit zum Opfer. Und all das vollzog sich unter der »genialen« Führung Stalins - »des großen Sohnes des georgischen Volkes«, wie die Georgier ihren Landsmann zu nennen beliebten.
Die Willkür Stalins trat nicht nur bei der Entscheidung über innenpolitische Fragen des Landes zutage, sondern auch im Bereich der internationalen Beziehungen der Sowjetunion. #
Auf dem Juli-Plenum des ZK68 wurden die Ursachen der Entstehung des Konflikts mit Jugoslawien detailliert erörtert. Dabei wurde die unwürdige Rolle Stalins unterstrichen. Schließlich gab es in der »jugoslawischen Frage« keine solchen Probleme, die man nicht auf dem Wege parteilicher Diskussion unter Genossen hätte lösen können. Es gab keine ernsthaften Grundlagen für das Entstehen dieser »Frage«, es wäre ganz und gar möglich gewesen, es nicht zum Bruch mit diesem Land kommen zu lassen. Das heißt jedoch nicht, daß die jugoslawischen Führer keine Fehler begangen oder keine Mängel gehabt hätten. Aber diese Fehler und Mängel wurden von Stalin ungeheuerlich übertrieben, was zum Bruch der Beziehungen mit einem befreundeten Land führte.
Ich erinnere mich der ersten Tage, als begonnen wurde, den Konflikt zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien künstlich anzufachen.
Als ich einmal von Kiew nach Moskau kam, lud mich Stalin zu sich und fragte unter Hinweis auf die Kopie eines Briefes, der unlängst an Tito69 geschickt worden war:
»Hast Du gelesen?«
Und ohne die Antwort abzuwarten, sagte er:
»Ich schnippe mit dem kleinen Finger - und Tito wird es nicht mehr geben. Er verschwindet...«
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Teuer ist uns dieses »Schnippen mit dem kleinen Finger« gekommen. Diese Äußerung widerspiegelte den Größenwahn Stalins, denn gerade so ging er vor: »Ich schnippe mit dem kleinen Finger - und Kossior ist nicht mehr«; »Ich schnippe noch einmal - und Postyschew gibt es nicht mehr, Tschubar auch nicht«; »Ich schnippe erneut - und Wosnes-senski, Kusnezow und viele andere verschwinden«.
Doch mit Tito geschah das nicht. Wie oft Stalin auch mit dem kleinen Finger schnippte und noch dazu alles ihm Mögliche in Bewegung setzte, Tito wich nicht. Weshalb? Deshalb, weil Tito in diesem Streit einen Staat und ein Volk hinter sich hatte, das eine harte Schule des Kampfes um seine Freiheit und Unabhängigkeit durchlaufen hatte - ein Volk, das seine Führer unterstützte.
Das ist es, wohin Stalins Größenwahn geführt hat. Er hat jedes Realitätsgefühl verloren, verhielt sich voll Argwohn und Hochmut nicht nur gegenüber einzelnen Personen in der UdSSR, sondern auch im Verhältnis zu ganzen Parteien und Ländern.
Jetzt haben wir die Frage Jugoslawien eingehend geprüft und eine richtige Lösung gefunden, die die Völker der Sowjetunion und Jugoslawiens wie auch die werktätigen Massen aller volksdemokratischen Länder, die ganze fortschrittliche Menschheit billigen. Die Beseitigung der unnormalen Beziehungen zu Jugoslawien wurde im Interesse des gesamten sozialistischen Lagers, im Interesse der Stärkung des Weltfriedens vorgenommen.
Man muß auch an den »Fall der Ärzte«70 erinnern. Im Grunde gab es gar keinen »Fall«, abgesehen von der Erklärung der Ärztin Timaschuk, die vielleicht unter irgendwelchem Einfluß oder auf irgend jemandes Weisung (sie war schließlich inoffizielle Mitarbeiterin der Organe der Staatssicherheit) an Stalin einen Brief schrieb, in dem sie erklärte, die Ärzte würden angeblich falsche Therapien anwenden.
Es reichte ein solcher Brief, damit Stalin sofort den Schluß zog, daß es in der Sowjetunion eine Verschwörung von Ärzten gibt, und er erteilte die Weisung, eine Gruppe
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hervorragender Spezialisten der sowjetischen Medizin zu verhaften. Persönlich gab er Anweisungen, wie die Untersuchung zu führen sei, wie man die Verhafteten zu verhören habe. Er sagte: den Akademiker Winogradow in Ketten legen und diesen da schlagen. Anwesend ist hier als Parteitagsdelegierter der frühere Minister für Staatssicherheit, Gen. Ignatjew.71 Stalin sagte ihm geradeheraus:
»Wenn Sie kein Geständnis der Ärzte erreichen, machen wir Sie um einen Kopf kürzer.«
Stalin persönlich berief den Untersuchungsrichter, erteilte ihm Instruktionen, ordnete die Untersuchungsmethoden an, und diese Methoden bestanden in dem einen: schlagen, schlagen und noch einmal schlagen.
Einige Zeit nach der Verhaftung der Ärzte erhielten wir, die Mitglieder des Politbüros, die Protokolle mit dem Schuldbekenntnis der Ärzte. Nachdem er die Protokolle übermittelt hatte, sagte Stalin uns:
»Blind seid ihr wie junge Katzen, was wird nur ohne mich - das Land wird untergehen, wenn ihr es nicht versteht, die Feinde auszumachen.«
Der Fall war auf eine Weise angelegt, daß niemand die Möglichkeit besaß, die Fakten zu prüfen, auf deren Grundlage die Untersuchung geführt wurde. Es war nicht möglich, die Tatsachen durch Kontaktaufnahme mit denjenigen nachzuprüfen, die sich schuldig bekannt hatten.
Wir spürten aber, daß der Fall der Verhaftung der Ärzte unsauber war. Viele dieser Menschen kannten wir gut, sie behandelten uns. Und als wir nach dem Tode Stalins untersuchten, wie dieser »Fall« entstanden war, erkannten wir, daß er von Anfang bis Ende konstruiert worden ist.
Diese schändliche Angelegenheit ist von Stalin konstruiert worden, doch ihm gelang es nicht, sie zu Ende zu führen (nach seiner Vorstellung), und deshalb blieben die Ärzte am Leben. Jetzt wurden alle rehabilitiert, sie arbeiten auf denselben Stellen wie früher, behandeln führende Funktionäre, Mitglieder der Regierung eingeschlossen. Wir schenken ihnen volles Vertrauen, und sie erfüllen ihre Pflichten so redlich wie früher.
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Beim Organisieren verschiedener schmutziger und schmachvoller Fälle spielte der Erzfeind unserer Partei, der Agent eines fremden Geheimdienstes Berija, der sich das Vertrauen Stalins erschlichen hatte, eine nichtswürdige Rolle. Auf welche Weise konnte dieser Provokateur eine solche Stellung in Partei und Staat erlangen, daß er Erster Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der Sowjetunion und Mitglied des Politbüros des ZK geworden ist? Heute ist festzustellen, daß dieser Schuft auf der Staatsleiter über unzählige Leichen aufgestiegen ist.
Gab es Anzeichen dafür, daß Berija ein Parteifeind war? Ja, es gab sie. Schon auf dem ZK-Plenum im Jahre 1937 sagte der ehemalige Volkskommissar für Gesundheitswesen, Kaminski72, daß Berija im Mussawat-Geheimdienst73 gearbeitet hat. Das Plenum war kaum beendet, da wurde Kaminski schon verhaftet und danach erschossen. Hat Stalin die Erklärung Kaminskis geprüft? Nein, denn Stalin glaubte Berija, und das genügte ihm. Und wenn Stalin glaubte, so konnte niemand irgend etwas sagen, was im Widerspruch zu dieser seiner Meinung gestanden hätte; denjenigen, dem es einfiel, Widerspruch zu äußern, hätte das gleiche Schicksal wie Kaminski getroffen.
Es gab auch andere Anzeichen. Interessant ist die Erklärung des Gen. Snegow74, die dieser im Zentralkomitee abgegeben hat (beiläufig gesagt, ist er ebenfalls vor kurzem nach 17 Jahren Lagerhaft rehabilitiert worden). In der Erklärung schreibt Snegow:
»Im Zusammenhang mit der Vorlage der Frage der Rehabilitierung des ehemaligen ZK-Mitglieds Kartwelischwili-Lawrentjew75 habe ich zu Händen des Vertreters des Komitees für Staatssicherheit detaillierte Aussagen über die Rolle Berijas bei der Abrechnung mit Kartwelischwili und über die verbrecherischen Motive gemacht, von denen sich Berija leiten ließ.
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Ich sehe es als unerläßlich an, eine wichtige Tatsache in diesem Fall anzuführen und das ZK davon zu informieren, weil ich es für nicht angebracht gehalten hatte, sie in den Untersuchungsdokumenten unterzubringen.
Am 30.10.1931 gab der Sekretär des Transkaukasischen Regionskomitees, Kartwelischwili, auf der Sitzung des Organisationsbüros des ZK der KPdSU(B) einen Bericht. Anwesend waren alle Mitglieder des Büros des Regionskomitees, von denen nur noch ich allein am Leben bin. Auf dieser Sitzung stellte J. W. Stalin am Ende seiner Rede den Antrag, das Sekretariat des Regionskomitees in folgender Zusammensetzung zu bilden: erster Sekretär - Kartwelischwili, zweiter - Berija (damals wurde zum erstenmal in der Geschichte unserer Partei der Name Berijas als Kandidat für eine Parteifunktion erwähnt). Kartwelischwili antwortete umgehend, daß er Berija gut kenne und deshalb eine Zusammenarbeit mit ihm kategorisch ablehne. Daraufhin schlug J. W. Stalin vor, die Frage offenzulassen und sie in der Praxis zu entscheiden. Zwei Tage später fiel die Entscheidung über die Beförderung Berijas auf den Parteiposten und über den Abgang von Kartwelischwili aus Transkaukasien.
Bestätigen können das die Genossen Mikojan und Kaganowitsch, die auf dieser Sitzung zugegen waren.
Die langjährigen feindlichen Beziehungen zwischen Kartwelischwili und Berija waren weitbekannt: Sie datieren von dem Einsatz des Gen. Sergo76 in Transkaukasien, weil Kartwelischwili der nächste Mitarbeiter von Gen. Sergo war. Und eben das veranlaßte Berija, den >Fall< gegen Kartwelischwili zu konstruieren.
Es ist charakteristisch, daß in diesem >Fall< Kartwelischwili wegen eines terroristischen Aktes gegen Berija angeklagt wurde.«
Im Anklageakt gegen Berija wurden seine Verbrechen detailliert behandelt. Gewisse Dinge sind es aber wert, daß man an sie erinnert, um so mehr, als - vielleicht - nicht alle Parteitagsdelegierte dieses Dokument gelesen haben. Ich möchte hier an die bestialische Abrechnung Berijas mit Ke-drow77, Golubew und der Pflegemutter Golubews, Baturina,
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erinnern, die versucht hatten, das ZK über die verräterische Tätigkeit Berijas zu informieren. Sie wurden ohne Gerichtsverhandlung erschossen, und das Urteil wurde im nachhinein ausgefertigt.
Folgendes schrieb der Altkommunist Gen. Kedrow78 an das Zentralkomitee zu Händen von Gen. Andrejew79 (Genosse Andrejew war damals ZK-Sekretär):
»Aus der dunklen Zelle des Gefängnisses Lefortowo rufe ich Sie um Hilfe an. Hören Sie den Entsetzensschrei, bleiben Sie nicht taub, treten Sie für mich ein, helfen Sie, den Alptraum der Verhöre zu beenden, den Fehler aufzudecken.
Ich leide unschuldig. Glauben Sie es. Die Zeit wird die Wahrheit beweisen. Ich bin kein >Agent provocateur der zaristischen Ochrana, bin kein Spion, kein Mitglied einer antisowjetischen Organisation, weswegen ich, gestützt auf verleumderische Berichte, angeklagt bin. Ich habe auch keine anderen Verbrechen gegen die Partei und die Regierung begangen. Ich bin ein alter Bolschewik, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, der (fast) vierzig Jahre ehrlich in den Reihen der Partei für das Wohl und Glück des Volkes gekämpft hat.
, ... Heute drohen mir, einem 62jährigen alten Mann, die Untersuchungsrichter mit noch grausameren und erniedri-genderen Mitteln physischer Einwirkung. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich ihres Fehlers bewußt zu werden und anzuerkennen, daß ihr Vorgehen mir gegenüber ungesetzlich und unzulässig ist. Sie versuchen diese Mittel zu rechtfertigen, indem sie mich als grimmigen und hartnäckigen Feind hinstellen und eine Verstärkung der Repressalien verlangen. Doch die Partei soll wissen, daß ich unschuldig-bin und daß es mit keinerlei Mitteln gelingen wird, einen treuen Sohn der Partei, der ihr bis zum letzten Atemzug ergeben ist, in einen Feind zu verwandeln.
Mir bleibt allerdings kein Ausweg. Ich habe keine Kraft, die drohenden neuen schweren Schläge von mir abzuwenden.
Alles hat jedoch Grenzen. Ich bin bis zum Äußersten ge-
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martert worden. Meine Gesundheit ist zerrüttet, meine Kraft und Energie sind erschöpft, das Ende naht. In einem sowjetischen Gefängnis mit dem Brandmal eines elenden Vaterlandsverräters zu sterben - was kann schrecklicher sein für einen ehrlichen Menschen. Wie ungeheuerlich ist das! Grenzenlose Enttäuschung und Schmerz ergreifen das Herz. Nein, nein! Das wird nicht geschehen, das darf nicht geschehen - schreie ich. Sowohl die Partei als auch die Sowjetregierung und der Volkskommissar L. P. Berija werden nicht zulassen, daß es zu einer so grausamen, irreversiblen Ungerechtigkeit kommt.
Ich bin überzeugt, daß es bei einer ruhigen, unvoreingenommenen Erörterung, ohne schändliche Beschimpfungen, ohne Zorn, ohne schreckliche Mißhandlungen leicht sein wird, die Gegenstandslosigkeit der Anklagen festzustellen. Ich glaube fest, daß die Wahrheit und Gerechtigkeit triumphieren werden. Ich glaube, glaube.«
Der Altbolschewik Gen. Kedrow wurde vom Militärkollegium für unschuldig erklärt. Trotzdem wurde er auf Befehl Berijas erschossen.
Berija rechnete ebenfalls grausam mit der Familie des Gen. Ordshonikidse ab. Weshalb? Deshalb, weil Ordshonikidse Berija bei der Verwirklichung seiner üblen Pläne behinderte. Berija bahnte sich den Weg, in dem er sich aller Menschen entledigte, die ihm hätten schaden können. Ordshonikidse war stets ein Gegner Berijas, worüber er mit Stalin sprach. Anstatt die Angelegenheit zu überprüfen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, ließ es Stalin zur Liquidierung des Bruders von Ordshonikidse kommen, und Ordshonikidse selbst trieb er in einen solchen Zustand, daß er gezwungen war, sich zu erschießen. So also war Berija.
Berija wurde vom Zentralkomitee kurz nach dem Tode Stalins entlarvt. Im Ergebnis eines eingehenden Gerichtsverfahrens wurden Berijas ungeheuerliche Verbrechen festgestellt, und Berija wurde erschossen.
Die Frage erhebt sich, weshalb Berija, der Zehntausende Partei- und Sowjetfunktionäre liquidierte, nicht zu Lebzeiten Stalins entlarvt wurde. Er wurde nicht früher entlarvt, weil er geschickt die schwachen Seiten Stalins ausnutzte, in ihm den Argwohn nährte, in allem Stalin zustimmte und mit seiner Unterstützung agierte.
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Genossen!
Der Personenkult nahm hauptsächlich deshalb so ungeheuerliche Ausmaße an, weil Stalin selbst mit allen Mitteln die Glorifizierung seiner Person betrieb und unterstützte. Davon zeugen viele Tatsachen. Eines der kennzeichnendsten Beispiele für die Selbstbeweihräucherung und den Mangel elementarer Bescheidenheit Stalins ist die Herausgabe seiner »Kurzen Lebensbeschreibung«, die 1948 erschien.80
Dieses Buch ist Ausdruck der zügellosesten Lobhudelei, ein Muster dafür, wie man aus einem Menschen einen Gott macht und ihn in einen unfehlbaren Weisen verwandelt, den »größten Führer«, »unübertrefflichen Strategen aller Zeiten und Völker«. Es sind wohl keine anderen Worte mehr zu finden, um Stalin noch mehr in den Himmel zu heben.
Es besteht kein Grund, hier die widerlichen Lobhudeleien zu zitieren, von denen es in diesem Buch wimmelt. Es gilt nur zu unterstreichen, daß sie alle von Stalin persönlich gebilligt und redigiert wurden und einige davon eigenhändig von ihm in die Korrektur des Buches hineingeschrieben worden sind.
Was betrachtete Stalin als unerläßliche Ergänzungen zu diesem Buch? Vielleicht wollte er den Eifer der Schmeichler abkühlen, die seine »Kurze Lebensbeschreibung« verfaßt hatten? Nein. Er baute die Stellen aus, von denen er meinte, daß das Lob für seine Verdienste unzureichend sei.
Hier einige Abschnitte, die Stalins Tätigkeit charakterisieren und die von Stalin eigenhändig hinzugefügt wurden:
»In diesem Kampfe gegen die Kleingläubigen und Kapitulanten, die Trotzkisten und Sinowjewleute, die Bucharin und Kamenew, formte sich, nachdem Lenin aus den Kampfreihen geschieden war, endgültig jener leitende Kern unserer Partei..., der das große Banner Lenins hochhielt, die Partei
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um das Vermächtnis Lenins zusammenschloß und das Sowjetvolk auf den breiten Weg der Industrialisierung des Landes und der Kollektivierung der Landwirtschaft geführt hat. Der Leiter dieses Kerntrupps und die führende Kraft der Partei und des Staates war Genosse Stalin.«81
Und das schreibt Stalin selbst! Und er fügt hinzu:
»Stalin, der in meisterhafter Weise den Aufgaben eines Führers der Partei und des Volkes gerecht wird und die volle Unterstützung des ganzen Sowjetvolkes genießt, hat in seiner Tätigkeit niemals auch nur einen Schatten von Eigendünkel, Überheblichkeit, Selbstlob an den Tag gelegt.«82
Wo überhaupt und wann hat sich ein Funktionär derart selbst rühmen können? Schickt sich das für einen Funktionär marxistisch-leninistischen Typs? Nein. Eben gerade dagegen sind Marx und Engels so entschieden aufgetreten. Eben das hat Lenin immer so scharf verurteilt.
Im Korrekturexemplar des Buches stand folgender Satz: »Stalin - das ist der Lenin von heute.«83 Dieser Satz erschien Stalin offenbar unzureichend, und so hat er ihn eigenhändig wie folgt umgearbeitet: »Stalin ist der würdige Fortsetzer des Werkes Lenins oder wie man in unserer Partei zu sagen pflegt: Stalin - das ist der Lenin von heute.« Sehen Sie, wie eindrucksvoll das gesagt ist, nur nicht vom Volk, sondern von Stalin selbst.
Man kann eine Menge ähnlicher Fälle von Eigenlob anführen, die von Stalins Hand in die Korrektur des Buches eingefügt wurden. Besonders freigebig warf er mit Lobpreisungen seiner selbst wegen seiner militärischen Genialität und seiner strategischen Talente um sich.
Ich gestatte mir, noch eine von Stalin geschriebene Einfügung zum Thema der Stalinschen militärischen Genialität anzuführen.
»Genosse Stalin hat auch die fortgeschrittene sowjetische Kriegswissenschaft weiterentwickelt«, schreibt er. »Genosse Stalin hat die Lehre von den ständig wirkenden Faktoren ausgearbeitet, die für das Schicksal des Krieges entscheidend sind, ferner die Lehre von der aktiven Verteidigung und den
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Gesetzen der Gegenoffensive und der Offensive, von dem Zusammenwirken der verschiedenen Waffengattungen und der technischen Kampfmittel unter den Bedingungen des modernen Krieges, von der Rolle großer Panzer- und Flugzeugmassen im modernen Krieg, die Lehre von der Artillerie als der mächtigsten Waffengattung. In den verschiedensten Stadien des Krieges fand das Genie Stalins die richtigen Lösungen, die allen Besonderheiten der entstandenen Lage Rechnung trugen.«84
Und weiter schreibt Stalin:
»Die Stalinsche Kriegskunst trat sowohl bei der Verteidigung als auch beim Angriff in Erscheinung ... Mit genialem Scharfblick durchschaute Genosse Stalin die Pläne des Feindes und durchkreuzte sie. Die Schlachten, in denen Genosse Stalin die Leitung der Sowjettruppen innehatte, sind hervorragende Musterbeispiele operativer Kriegskunst.«85)
Auf diese Art wurde Stalin als Stratege gerühmt. Wer tat das? Stalin selbst, nur, daß er nicht in der Rolle des Strategen, sondern in der eines Autors bzw. Redakteurs auftrat, eines der Hauptschöpfer seines von Eigenlob geprägten Lebenslaufes.
So sind die Tatsachen, Genossen. Man muß geradeheraus sagen - die schmachvollen Tatsachen.
Und noch ein Fakt aus ebendieser »Kurzen Lebensbeschreibung« Stalins. Bekanntlich arbeitete an der Herausgabe des »Kurzen Lehrgangs der Geschichte der KPdSU(B)« eine Kommission des Zentralkomitees der Partei. Dieses -offen gesagt - ebenfalls vom Personenkult durchtränkte Buch ist von einem Autorenkollektiv ausgearbeitet worden. Das fand seine Widerspiegelung in der folgenden, im Umbruchexemplar der »Kurzen Lebensbeschreibung« Stalins enthaltenen Formulierung:
»Eine Kommission des Zentralkomitees der KPdSU(B) unter Leitung des Genossen Stalin und seiner aktivsten persönlichen Teilnahme schuf den >Kurzen Lehrgang der Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki).<«86
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Diese Formulierung jedoch konnte Stalin nicht zufriedenstellen: in der »Kurzen Lebensbeschreibung« wurde sie durch folgenden Satz ersetzt:
»1938 erschien das Buch >Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki), Kurzer Lehrgang^ das von Genossen Stalin verfaßt und von einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU(B) bestätigt wurde.«87 Was kann man hier weiter hinzufügen?
Wie Sie sehen, trat hier eine erstaunliche Metamorphose einer von einer Gruppe geschaffenen Arbeit in ein von Stalin geschriebenes Buch ein. Nicht nötig zu sagen, auf welche Weise und warum die Metamorphose vorgenommen wurde.
Es erhebt sich die begründete Frage: Wenn Stalin der Autor dieses Buches ist, weshalb brauchte er ein solches Lobpreisen der Person Stalins, und weshalb wurde aus der gesamten nachrevolutionären Periode der Geschichte unserer ruhmvollen Kommunistischen Partei nichts weiter als der Hintergrund für das Handeln des »Stalinschen Genius« gemacht?
Haben in dem Buch die Anstrengungen der Partei auf dem Gebiet der sozialistischen Umgestaltung des Landes, des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft, der Industrialisierung und Kollektivierung des Landes sowie andere von der Partei unternommene Schritte ihre Widerspiegelung erfahren, das Vorgehen der Partei auf dem von Lenin abgesteckten Weg? Dieses Buch spricht vorwiegend über Stalin, über seine Reden, seine Referate. Alles ohne die geringste Ausnahme ist mit seinem Namen verbunden.
Und wenn Stalin selbst erklärt, eben er habe den »Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU(B)« geschrieben, so muß das zumindest Verwunderung auslösen. Kann denn ein Marxist-Leninist so über sich schreiben, daß er die eigene Person in den Himmel hebt?
Oder nehmen wir die Stalin-Orden.88 Sogar die Zaren haben keine Preise gestiftet, die sie mit eigenem Namen bezeichnet hätten.
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Stalin selbst erachtete jenen Text der Staatshymne der UdSSR für den besten, in dem kein einziges Wort über die Kommunistische Partei vorkommt, dafür aber die folgende beispiellose Lobpreisung Stalins:
»Uns hat Stalin zur Treue gegenüber dem Volk erzogen.
Zu großen Mühen und Taten hat er uns angespornt.«In diesen Versen der Hymne ist die gesamte erzieherische, leitende und inspirierende Tätigkeit der großen Leninschen Partei Stalin zugeschrieben worden. Das ist natürlich ein offenes Abgehen vom Marxismus-Leninismus, eine offene Herabsetzung und Schmälerung der Rolle der Partei. Zu Ihrer Information sei hinzugefügt, daß das Präsidium des ZK bereits einen Beschluß zur Erarbeitung eines neuen Textes für die Hymne gefaßt hat, in dem die Rolle des Volkes, die Rolle der Partei ihre Widerspiegelung finden.
Und wurde Stalins Name vielen Großbetrieben und Städten ohne sein Wissen gegeben, oder wurden ohne sein Wissen im ganzen Land Stalin-Denkmäler errichtet - diese »Denkmäler zu Lebzeiten«? Schließlich ist es Tatsache, daß Stalin selbst am 2. Juli 1951 den Beschluß des Ministerrates der UdSSR zur Frage des Baus eines monumentalen Stalin-Denkmals am Wolga-Don-Kanal unterzeichnete, und am 4. September desselben Jahres erließ er die Verfügung, 33 Tonnen Kupfer für den Bau dieses Monuments bereitzustellen. Wer auch immer in der Umgebung von Stalingrad war, konnte sehen, welch riesiges Standbild sich dort erhebt, und das an einem Ort, wo wenig Menschen leben. Doch für seinen Bau wurden gewaltige Summen ausgegeben - und das in einer Periode, als unsere Menschen in diesem Gebiet nach dem Krieg noch in Lehmhütten wohnten. Urteilen Sie selbst, ob Stalin in seinem Lebenslauf zu Recht geschrieben hat, er habe »niemals auch nur einen Schatten von Eigendünkel, Überheblichkeit, Selbstlob an den Tag gelegt«.89
Gleichzeitig ließ Stalin es an Achtung gegenüber dem Andenken Lenins mangeln. Es ist sicher kein Zufall, daß der Sowjetpalast90, dessen Bau als ein Denkmal für Lenin vor gut dreißig Jahren beschlossen wurde, nicht gebaut worden ist, daß seine Errichtung ständig verschoben, dem Vergessen anheimgegeben wurde. Man muß das korrigieren und ein solches Denkmal für Lenin errichten.
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Man kann auch nicht an dem am 14. August 1925 gefaßten Beschluß der Sowjetregierung »Über die Stiftung von Leninpreisen für wissenschaftliche Arbeiten« vorübergehen. Dieser Beschluß wurde in der Presse veröffentlicht, doch bisher gibt es keine Leninpreise. Diese Angelegenheit muß man ebenfalls korrigieren.
Zu Lebzeiten Stalins wurden dank der bekannten Methoden, von denen ich im Zusammenhang mit einigen Fakten aus der Entstehungsgeschichte der »Kurzen Lebensbeschreibung« Stalins sprach, alle Ereignisse so beleuchtet, als ob Lenin sogar während der Sozialistischen Oktoberrevolution eine zweitrangige Rolle gespielt habe. In vielen Filmen, in vielen literarischen Werken wurde die Gestalt Lenins unrichtig beleuchtet, in unzulässiger Weise herabgesetzt.
Stalin sah sich sehr gern den Film »Das unvergeßliche Jahr 1919« an, in dem er auf den Trittbrettern eines Panzerzuges gezeigt wird und fast mit dem Säbel die Feinde berührt. Möge Kliment Jefremowitsch (Woroschilow), unser teurer Freund, Mut fassen und die Wahrheit über Stalin schreiben, denn schließlich weiß er, wie Stalin Krieg führte. Dem Gen. Woroschilow91 wird es gewiß schwerfallen, sich an diese Arbeit zu machen, aber es wäre gut, wenn er es täte. Alle werden das gutheißen, das Volk wie die Partei. Und die Enkel werden ihm dafür dankbar sein.
Bei der Behandlung der mit der Oktoberrevolution und dem Bürgerkrieg verbundenen Ereignisse wurde die Sache in vielen Fällen so dargestellt, als ob die Hauptrolle überall Stalin zugefallen sei, als ob Stalin immer und überall Lenin suggeriert habe, was er wie zu tun habe. Aber das ist doch eine Verleumdung Lenins!
Ich gehe sicher nicht fehl, wenn ich sage, daß 99 Prozent der hier Anwesenden wenig über Stalin vor 1924 gewußt und gehört haben, und Lenin kannten alle im Land, ihn kannte die ganze Partei, das ganze Volk, vom Kind bis zum Greis.
All das ist gründlich zu revidieren, damit die Rolle Lenins, die großen Taten unserer Kommunistischen Partei und des Sowjetvolkes, eines schöpferischen Volkes, in Geschichte, Literatur und Kunstwerken die richtige Widerspiegelung finden.
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Genossen! Der Personenkult trug dazu bei, im Parteiaufbau und in der wirtschaftlichen Tätigkeit fehlerhafte Methoden zu verbreiten, er bewirkte die brutale Verletzung der innerparteilichen und Sowjetdemokratie, nacktes Administrieren, verschiedenartige Verzerrungen, das Vertuschen von Fehlern, das Schönfärben der Realität. Es wimmelte bei uns von Speichelleckern, Lobhudlern und Betrügern.
Man darf auch nicht daran vorbeisehen, daß infolge der zahlreichen Verhaftungen von Partei-, Sowjet- und Wirtschaftsfunktionären viele unserer Mitarbeiter ängstlich zu arbeiten begannen, übermäßige Vorsicht an den Tag legten, sich vor allem Neuen, ja vor dem eigenen Schatten fürchteten, daß sie weniger Initiative in der Arbeit zu zeigen begannen.
Und nehmen wir die Beschlüsse der Partei- und Sowjetorgane. Man begann sie nach einer Schablone anzufertigen, häufig ohne Berücksichtigung der konkreten Situation. Es kam dazu, daß Partei- und andere Funktionäre auf den kleinsten Sitzungen und Beratungen in allen Fragen ihre Reden abzulesen begannen. All das beschwor die Gefahr der Schaffung einer Beamtenpartei, der Bürokratisierung des Apparates herauf.
Stalins Lebensfremdheit, seine Unkenntnis der wirklichen Lage an der Basis kann am Beispiel der Leitung der Landwirtschaft gut aufgezeigt werden.
Alle, die sich auch nur etwas für die Lage im Lande interessierten, sahen die schwierige Situation in der Landwirtschaft, doch Stalin nahm diese nicht wahr.
Haben wir darüber zu Stalin gesprochen?
Ja, wir haben, doch er unterstützte uns nicht. Warum geschah das? Deshalb, weil Stalin nie ins Land reiste, sich nicht mit Arbeitern und Kolchosbauern traf und die tatsächliche Lage im Territorium nicht kannte.
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Das Land und die Landwirtschaft kannte er nur aus Filmen. Und die Filme beschönigten, lackierten den Zustand in der Landwirtschaft. In vielen Filmen wurde das Kolchosleben so dargestellt, daß die Tische sich unter den Truthähnen und Gänsen bogen. Offensichtlich meinte Stalin, daß es so in Wirklichkeit sei.
Wladimir Iljitsch Lenin sah anders auf das Leben; er war stets eng mit dem Volk verbunden; er empfing Bauerndelegierte bei sich, häufig sprach er auf Versammlungen in Fabriken, er fuhr aufs Dorf, sprach mit den Bauern.
Stalin grenzte sich vom Volk ab, niemals fuhr er irgendwohin. Und das ging so über Dutzende von Jahren. Das letzte Mal fuhr er im Januar 1928 aufs Land, und zwar nach Sibirien wegen der Getreidelieferangen. Woher konnte er denn die Lage auf dem Dorf kennen?
Und als während eines Gesprächs Stalin gesagt wurde, daß die Lage in der Landwirtschaft schwer sei, daß es besonders schlecht um die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Produkten stehe, wurde eine Kommission eingesetzt, die beauftragt wurde, einen Beschlußentwurf »Über Maßnahmen zur weiteren Entwicklung der Viehzucht in den Kolchosen und Sowchosen« vorzubereiten. Wir haben einen solchen Entwurf erarbeitet.
Selbstverständlich umfaßten unsere damaligen Vorschläge nicht alle Möglichkeiten, doch es wurden Wege zur Erhöhung der Viehzucht in den Kollektivwirtschaften und Staatsgütern aufgezeigt. Damals wurde vorgeschlagen, die Aufkaufpreise für tierische Erzeugnisse zu erhöhen, um das materielle Interesse der Genossenschaftsbauern, der Mitarbeiter der Maschinen-Traktoren-Stationen und Staatsgüter an der Entwicklung der Viehzucht zu erweitern. Aber das von uns ausgearbeitete Projekt wurde nicht angenommen, und im Februar 1953 wurde es beiseite gelegt.
Mehr noch, bei der Erörterung dieses Entwurfs schlug Stalin vor, die von den Kolchosen und Kolchosbauern gezahlte Steuer um weitere 40 Milliarden Rubel zu erhöhen, weil es den Bauern nach seiner Ansicht gut ginge und ein Kolchosbauer, der nur ein Huhn verkaufe, völlig die Staatssteuer aufbringen könne.
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Überlegen Sie nur, was das bedeutet hätte. Denn 40 Milliarden Rubel sind eine Summe, die die Bauern nicht einmal für die Gesamtmenge der dem Staat gelieferten Produkte erhielten. Im Jahre 1952 erhielten zum Beispiel die Kolchose und Kolchosbauern für die gesamte an den Staat gelieferte und verkaufte Produktion 26 Milliarden 280 Millionen Rubel.
Stützte sich ein solcher Vorschlag Stalins auf irgendwelche Angaben? Natürlich nicht. In solchen Fällen interessierten ihn Fakten und Zahlen nicht. Wenn Stalin etwas sagte, bedeutete das, daß es so war - denn schließlich war er ein »Genie«, und ein Genie muß nicht rechnen, es reichte, wenn es die Sache betrachtete und bestimmte, wie es zu sein habe. Er äußerte seine Ansicht, und danach mußten alle sie wiederholen und von seiner Weisheit begeistert sein.
Doch was war weise an dem Vorschlag der Steuererhöhung um 40 Milliarden Rubel? Nichts, überhaupt nichts, weil sich dieser Vorschlag nicht auf die reale Bewertung der Wirklichkeit stützte, sondern auf die Hirngespinste eines vom Leben abgeschnittenen Menschen.
Heute beginnen wir in der Landwirtschaft, uns etwas aus der schwierigen Situation herauszuwinden. Die Reden der Delegierten auf dem XX. Parteitag erfreuen jeden von uns; wir freuen uns, wenn viele Delegierte sagen, daß alle Voraussetzungen bestehen, um die Aufgaben des 6. Fünfjahrplans im Bereich der wichtigsten tierischen Erzeugnisse nicht in fünf, sondern im Verlauf von zwei bis drei Jahren zu erfüllen. Wir sind überzeugt, daß die Aufgaben des neuen Fünfjahrplans erfolgreich erfüllt werden.
Genossen!
Wenn wir heute scharf gegen den Personenkult auftreten, der sich zu Stalins Lebzeiten umfassend verbreitet hatte, und wenn wir über viele negative Erscheinungen sprechen, die aus diesem, dem Geist des Marxismus-Leninismus fremden Kult resultieren, kann bei einzelnen Menschen die
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Frage auftauchen: Was soll das, schließlich stand Stalin 30 Jahre lang an der Spitze der Partei und des Landes, und zu seinen Lebzeiten wurden große Siege errungen; kann man das denn abstreiten? Ich meine, so können nur verblendete und vom Personenkult hoffnungslos hypnotisierte Personen fragen, die das Wesen der Revolution und des Sowjetstaates nicht begreifen, die nicht auf Leninsche Art die Rolle der Partei und des Volkes bei der Entwicklung der Sowjetgesellschaft verstehen.
Die sozialistische Revolution hat die Arbeiterklasse im Bündnis mit der armen Bauernschaft und mit Unterstützung der Mittelbauern vollbracht, sie wurde vom Volk unter Führung der bolschewistischen Partei durchgeführt. Das große Verdienst Lenins beruht darauf, daß er eine Kampfpartei der Arbeiterklasse schuf, sie mit dem marxistischen Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklungsgesetze ausrüstete, mit der Lehre vom Sieg des Proletariats im Kampf gegen den Kapitalismus, daß er die Partei im Feuer der revolutionären Schlachten der Volksmassen stählte. Im Laufe dieses Kampfes verteidigte die Partei konsequent die Interessen des Volkes, wurde seine erprobte Führerin, führte sie die werktätigen Massen zur Macht, zur Errichtung des ersten sozialistischen Staates auf der Welt.
Denken Sie an die klugen Worte Lenins, daß der Sowjetstaat stark ist durch das Bewußtsein der Massen, daß heutzutage Millionen, Dutzende Millionen Menschen Geschichte machen.
Unsere historischen Siege verdanken wir der organisatorischen Arbeit der Partei, ihren zahlreichen territorialen Organisationen, der opfervollen Arbeit unseres großen Volkes. Diese Siege - sie sind das Ergebnis der in ihrem Ausmaß riesigen Tätigkeit des Volkes und der Partei als Ganzes; sie sind überhaupt nicht die Frucht der Führung nur durch den einen Stalin, wie es in der Blütezeit des Personenkults versucht wurde darzustellen.
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Wenn man auf marxistische, auf Leninsche Art an diese Frage herangeht, muß man geradeheraus erklären, daß die Praxis der Führung, wie sie sich während der letzten Lebensjahre Stalins herausformte, zu einem ernsthaften Hemmnis auf dem Wege der Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft geworden ist.
Stalin hat sich über lange Monate nicht mit wichtigen und keinen Aufschub duldenden Problemen des Lebens der Partei und des Landes beschäftigt. Zu Zeiten der Führung Stalins waren unsere friedlichen Beziehungen zu anderen Ländern häufig gefährdet, weil seine selbstherrlichen Entscheidungen große Komplikationen auslösen konnten und manchmal auch auslösten.
In den letzten Jahren, seit wir uns von der schädlichen Praxis des Personenkults befreiten und eine Reihe verantwortungsvoller Schritte im Bereich der Innen- und Außenpolitik unternahmen, sehen alle, wie unter ihren Augen die Aktivität zusehends wächst, wie sich die schöpferische Initiative der breiten arbeitenden Massen entwickelt, wie wohltuend all das auf die Ergebnisse unseres ökonomischen und kulturellen Aufbaus Einfluß zu nehmen beginnt.
Einige Genossen können fragen: Wo waren denn die Mitglieder des Politbüros des ZK, weshalb sind sie nicht rechtzeitig gegen den Personenkult aufgetreten und tun das erst in letzter Zeit?
Man muß vor allem die Tatsache berücksichtigen, daß die Mitglieder des Politbüros diese Fragen in verschiedenen Perioden unterschiedlich betrachteten. Anfangs unterstützten viele von ihnen aktiv Stalin, weil Stalin einer der stärksten Marxisten war und seine Logik, seine Kraft und sein Willen auf die Kader, die Parteiarbeit großen Einfluß ausübten.
Es ist bekannt, daß Stalin nach dem Tode Lenins, vor allem in den ersten Jahren, aktiv für den Leninismus gegen die Feinde der Leninschen Lehre und diejenigen, die sie entstellten, kämpfte. Die Partei, die die Leninsche Lehre zum Ausgangspunkt nahm, entfaltete mit dem Zentralkomitee an ihrer Spitze die Arbeit zur sozialistischen Industrialisierung des Landes, zur Kollektivierung der Landwirtschaft und zur Verwirklichung der Kulturrevolution. In jener Zeit erwarb sich Stalin Popularität, Sympathie und Unterstützung.
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Die Partei mußte gegen jene kämpfen, die versuchten, das Land vom einzig richtigen, dem Leninschen Weg abzubringen, sie mußte gegen Trotzkisten, Sinowjewleute und Rechte, gegen bürgerliche Nationalisten kämpfen. Dieser Kampf war unabdingbar. Später jedoch begann Stalin, der die Macht immer mehr mißbrauchte, mit hervorragenden Funktionären der Partei und des Staates abzurechnen, terroristische Methoden gegenüber ehrlichen sowjetischen Menschen anzuwenden. Wie wir bereits feststellten, verfuhr Stalin gerade so mit den hervorragenden Funktionären unserer Partei und des Staates - mit Kos^ sior, Rudzutaks, Eiche, Postyschew und vielen anderen.
Versuche, gegen unbegründete Verdächtigungen und Anklagen aufzutreten, führten dazu, daß der Protestierende der Repression zum Opfer fiel. In dieser Hinsicht ist der Fall des Gen. Postyschew charakteristisch.
In einem Gespräch äußerte Stalin seine Unzufriedenheit mit Postyschew und stellte ihm die Frage:
»Was für einer sind Sie?«
Postyschew erklärte standhaft:
»Bolschewik bin ich, Genosse Stalin, Bolschewik!«
Und diese Erklärung galt anfangs als Mißachtung Stalins, dann als schädliche Haltung, und in der Konsequenz hatte das die Liquidierung Postyschews zur Folge, der ohne jegliche Grundlagen zum »Volksfeind« deklariert wurde.
Über die Situation, die sich damals herausbildete, habe ich manchmal mit Nikolai Alexandrowitsch Bulganin gesprochen. Als wir einmal zu zweit im Auto fuhren, sagte er mir:
»So geschieht es, daß mancher zu Stalin fährt, zu dem er als Freund eingeladen wurde. Und wenn er bei Stalin sitzt, weiß er nicht, wohin sie ihn bringen: nach Hause oder ins Gefängnis.«
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Es ist klar, daß solche Bedingungen jedes Politbüromitglied in eine äußerst schwierige Situation brachten. Wenn wir darüber hinaus aber die Tatsache berücksichtigen, daß Plenartagungen des ZK in den letzten Jahren faktisch nicht einberufen wurden und Sitzungen des Politbüros nur von Fall zu Fall stattfanden, dann verstehen wir, wie schwierig es für irgendein Politbüromitglied war, sich gegen dieses oder jenes ungerechte oder fehlerhafte Vorgehen auszusprechen, gegen offensichtliche Fehler und Mängel in der Praxis der Führung.
Wie wir schon konstatierten, wurden viele Entscheidungen individuell durch eine Person oder im Umlaufverfahren, unter Umgehung einer kollektiven Erörterung, getroffen.
Allen bekannt ist das traurige Schicksal des Mitglieds des Politbüros Gen. Wosnessenski, der den Repressalien Stalins zum Opfer fiel. Charakteristisch ist, daß der Beschluß, ihn aus dem Politbüro zu entfernen, niemals diskutiert, sondern ohne Kollektiv herbeigeführt wurde. Auf die gleiche Weise sind die Beschlüsse zustande gekommen, die Genossen Kus-nezow und Rodionow aus ihren Funktionen zu entfernen.
Ernsthaft herabgesetzt wurde die Rolle des Politbüros des ZK, wurde dessen Arbeit desorganisiert durch die Schaffung verschiedener Kommissionen innerhalb des Politbüros, der sogenannten Fünfer-, Sechser-, Siebener- und Neunergruppen.
Hier ist zum Beispiel der Beschluß des Politbüros vom 3. Oktober 1946:
»Antrag Gen. Stalins
1. Die Kommission für Auswärtige Angelegenheiten beim Politbüro (Sechsergruppe) ist zu beauftragen, sich in Zukunft neben Fragen der Außenpolitik auch mit Fragen des inneren Aufbaus und der Innenpolitik zu befassen.
2. Die Zusammensetzung der Sechsergruppe um den Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission der UdSSR, Gen. Wosnessenski, ist zu ergänzen und die Sechsergruppe künftig Siebenergruppe zu nennen.
Sekretär des ZK - J. Stalin.«
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Was ist das für eine Kartenspieler-Terminologie! Es ist klar, daß die Schaffung derartiger Kommissionen innerhalb des Politbüros - »Fünfer«, »Sechser«, »Siebener« und »Neuner« - das Prinzip der kollektiven Führung untergrub. Im Ergebnis waren einige Mitglieder des Politbüros auf diese Weise von der Entscheidung wichtiger Staatsangelegenheiten ausgeschlossen.
Unter unmöglichen Bedingungen befand sich eines der ältesten Mitglieder unserer Partei - Kliment Jefremowitsch Woroschilow. Im Verlaufe einer Reihe von Jahren wurde er faktisch des Rechts der Teilnahme an der Arbeit des Politbüros beraubt. Stalin verbot ihm, zu den Sitzungen des Politbüros zu kommen, und er untersagte es, ihm Dokumente zu schicken. Wenn das Politbüro tagte und Genosse Woroschilow davon erfuhr, rief er jedesmal aü und fragte, ob er zur Sitzung kommen dürfe. Manchmal gestattete Stalin es ihm, doch immer brachte er seine Unzufriedenheit zum Ausdruck. Infolge seines extremen Mißtrauens und Argwohns verstieg sich Stalin bis zu einem so unsinnigen und lächerlichen Verdacht, Woroschilow sei ein englischer Agent. So ist es, ein englischer Agent. Und bei ihm zu Hause wurde ein Spezialapparat zum Abhören seiner Gespräche installiert.
Mit einer allein von ihm getroffenen Entscheidung schloß Stalin noch ein anderes Politbüromitglied von der Arbeit des Politbüros aus, Andrej Andrejewitsch Andrejew.
Das war zügelloseste Willkür.
Und nehmen wir das erste ZK-Plenum nach dem XIX. Parteitag, als Stalin das Wort ergriff und auf dem Plenum Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow und Anastas Iwanowitsch Mikojan charakterisierte, wobei er gegen diese alten Funktionäre unserer Partei durch nichts begründete Anklagen erhob.
Wenn Stalin noch einige Monate länger am Steuer der Macht geblieben wäre, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß die Genossen Molotow und Mikojan auf unserem Parteitag nicht mehr hätten reden können.
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Stalin hatte offensichtlich seine Pläne, mit alten Mitgliedern des Politbüros abzurechnen. Manchmal sprach er davon, daß die Mitglieder des Politbüros auszuwechseln seien. Sein Antrag nach dem XIX. Parteitag über die Wahl von 25 Personen in das Präsidium des ZK hatte die Beseitigung der alten Mitglieder des Politbüros und die Besetzung durch weniger erfahrene Genossen zum Ziel, damit diese ihn auf jegliche Weise lobpriesen. Man darf sogar vermuten, daß dies mit der Absicht erdacht worden war, später die alten Mitglieder des Politbüros auszuschalten und auf diese Weise die Spuren jener schmutzigen Handlungen Stalins zu verwischen, über die wir jetzt berichten.
Genossen! Um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, tritt das Zentralkomitee entschieden gegen den Personenkult auf. Wir meinen, daß Stalin über jedes Maß herausgehoben wurde. Zweifellos hatte Stalin in der Vergangenheit große Verdienste gegenüber der Partei, der Arbeiterklasse und der internationalen Arbeiterbewegung.
Kompliziert wird die Frage durch den Umstand, daß all das, worüber an dieser Stelle gesprochen wurde, zu Zeiten Stalins unter seiner Führung und mit seinem Einverständnis begangen wurde, wobei Stalin überzeugt war, daß dies zur Verteidigung der Interessen der werktätigen Massen gegenüber den Umtrieben der Feinde und den Attacken des imperialistischen Lagers unerläßlich sei. All das betrachtete er von der Position der Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse, der Interessen des arbeitenden Volkes, der Interessen des Sieges des Sozialismus und Kommunismus. Man kann nicht sagen, daß die Taten Stalins die eines gedankenlosen Despoten waren. Er meinte, daß man im Interesse der Partei, der werktätigen Massen, um der Verteidigung der revolutionären Errungenschaften willen so handeln müßte. Darin liegt die wirkliche Tragödie!
Genossen! Lenin unterstrich wiederholt, daß Bescheidenheit eine unverzichtbare Eigenschaft für einen echten Bolschewiken ist. Lenin selbst war die lebendige Verkörperung der größten Bescheidenheit. Man kann nicht sagen, daß wir in jeder Hinsicht diesem Leninschen Beispiel gefolgt sind. Es genügt wohl festzustellen, daß viele Städte, Fabriken und Industriebetriebe, Kolchose und Staatsgüter, Sowjet- und Kultureinrichtungen gewissermaßen, wenn man so sagen darf, Privateigentum geworden sind, indem ihnen die Namen dieser oder jener Staats- und Parteifunktionäre gegeben wurden, die sich noch einer guten Gesundheit erfreuen. An der Namensverleihung an Städte, Rayons, Betriebe, Kolchose haben viele von uns teilgenommen. Das muß man korrigieren.
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Doch das muß vernünftig, ohne Eile getan werden. Das Zentralkomitee wird diese Angelegenheit besprechen und genau bedenken, daß keinerlei Fehler und Überspitzungen zugelassen werden. Ich erinnere mich, wie man in der Ukraine von der Verhaftung Kossiors erfuhr. Der Kiewer Rundfunk begann seine Sendungen gewöhnlich so: »Hier spricht Radio Kossior«. Und eines Tages begannen die Sendungen ohne die Erwähnung Kossiors. Alle, errieten, daß mit Kossior etwas passiert war, daß er sicher verhaftet worden war.
Wenn wir jetzt also überall beginnen, Schilder abzunehmen und Bezeichnungen zu ändern, können die Menschen denken, daß mit diesen Genossen, deren Namen die jeweiligen Betriebe, Kolchose oder Städte tragen, offensichtlich etwas geschehen ist, daß bestimmt auch sie festgenommen worden sind.
Woran wird bei uns manchmal Autorität und Bedeutung dieses oder jenes Führers gemessen? Daran, daß soundso viele Städte, Industriebetriebe und Fabriken, so viele Kolchose und Sowchose nach ihm benannt wurden. Ist es nicht an der Zeit, mit diesem »Privateigentum« Schluß zu machen und die Fabriken und Industriebetriebe, die Kolchose und Sowchose zu »nationalisieren«? Das wird unserer Sache nutzen. Schließlich findet der Personenkult auch in derartigen Fakten seinen Ausdruck.
Wir müssen uns der Frage des Personenkults mit ganzem Ernst widmen. Wir dürfen diese Frage nicht aus der Partei heraustragen, noch weniger in die Spalten der Presse. Ebendeshalb referieren wir sie auf einer geschlossenen Sitzung des Parteitages. Man muß das Maß kennen, den Feinden keine Nahrung geben, ihnen nicht unsere Blößen enthüllen.
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Ich glaube, daß die Parteitagsdelegierten all diese Maßnahmen richtig verstehen und beurteilen werden.
Genossen! Wir müssen den Personenkult entschlossen ein für allemal beseitigen, entsprechende Konsequenzen sowohl in der ideologisch-theoretischen wie auch in der praktischen Arbeit ziehen.
Zu diesem Zweck ist es erforderlich:
Erstens, auf bolschewistische Art den Personenkult zu verurteilen und auszurotten, der dem Geist des Marxismus-Leninismus fremd ist und mit den Prinzipien der Führung der Partei und den Normen des Parteilebens unvereinbar ist, unbarmherzig jegliche Versuche zu bekämpfen, ihn in dieser oder jener Gestalt zu verankern.
In unserer ideologischen Arbeit die wichtigen Thesen der Lehre des Marxismus-Leninismus über das Volk als den Schöpfer der Geschichte, als Schöpfer aller materiellen und geistigen Güter der Menschheit, über die entscheidende Rolle der marxistischen Partei im revolutionären Kampf um die Veränderung der Gesellschaft, für den Sieg des Kommunismus wiederherzustellen und konsequent zu verwirklichen.
Im Zusammenhang damit werden wir eine große Arbeit vollbringen müssen, um von der Position des Marxismus-Leninismus aus kritisch die weitverbreiteten fehlerhaften Ansichten einzuschätzen und zu korrigieren, die mit dem Personenkult in Geschichte, Philosophie, Ökonomie und anderen Wissenschaften wie auch in Literatur und Kunst verbunden sind. Insbesondere ist in nächster Zeit ein vollwertiges, mit wissenschaftlicher Objektivität verfaßtes marxistisches Lehrbuch zur Geschichte unserer Partei auszuarbeiten, desgleichen Lehrbücher zur Geschichte der Sowjetgesell-schaft und Bücher, die die Geschichte des Bürgerkrieges und les Großen Vaterländischen Krieges betreffen.
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Zweitens, konsequent und ausdauernd die in den letzten Jahren vom Zentralkomitee der Partei unternommene Arbeit fortzusetzen, die gekennzeichnet ist durch genaueste Einhaltung der Leninschen Prinzipien der Führung der Partei in allen Parteiorganisationen, von oben bis unten, und vor allem des Hauptprinzips, der Kollektivität der Leitung, durch die Einhaltung der Normen des Parteilebens, die im Statut unserer Partei verankert sind, durch die Entwicklung von Kritik und Selbstkritik.
Drittens, die Leninschen Prinzipien der sowjetischen sozialistischen Demokratie voll wiederherzustellen, wie sie in der Verfassung der Sowjetunion ausgedrückt sind, die Willkür von Personen zu bekämpfen, die die Macht mißbrauchen. Bis zum Ende ist das Übel auszuräumen, das durch die Akte der Vergewaltigung der revolutionären sozialistischen Gesetzlichkeit bewirkt wurde und das sich über längere Zeit infolge der negativen Folgen des Personenkults angesammelt hat.
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Genossen!
Der XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion manifestierte mit neuer Kraft die unverbrüchliche Einheit unserer Partei, ihre Geschlossenheit um das Zentralkomitee, ihren entschlossenen Willen, die großen Aufgaben des kommunistischen Aufbaus zu erfüllen. Und die Tatsache, daß wir heute die grundlegenden Probleme der Überwindung des mit dem Marxismus-Leninismus unvereinbaren Personenkults sowie der Beseitigung seiner schwerwiegenden Folgen in ganzem Umfang aufwerfen, zeugt von der großen moralischen und politischen Kraft unserer Partei.
Wir sind vollkommen überzeugt, daß unsere Partei, die mit den historischen Beschlüssen ihres XX. Parteitages ausgerüstet ist, das sowjetische Volk auf dem Leninschen Wege zu neuen Erfolgen, zu neuen Siegen führen wird.
Es lebe das siegreiche Banner unserer Partei - der Leninismus!
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Ende