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Anhang:  Protokoll einer vollständigen Therapiesitzung

 

 

 

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Wir nehmen dieses vollständige Transkript einer wirklichen Therapiesitzung in den Anhang auf, weil sie sehr klar zeigt, was Feeling-Therapie ist: der Patient beginnt mit einem hohen Maß an Stimmigkeit in der Gegenwart zu reden, danach arbeitet er Abwehrformen durch, die seine Gefühle zwischen der Gegenwart und Vergangenheit überbrücken; im Anschluß daran erlebt er eine heftige körperliche Abreaktion; er verwandelt dann seine früheren defensiven Impulse, indem er sich selbst gegenüber dem Therapeuten auf neue Weise zum Ausdruck bringt. 

Sämtliche Grundprozesse — Integration, Gegenaktion, Abreaktion, Proaktion und Reintegration — treten in dieser Sitzung auf.

Wir wissen, daß es bei einer endgültigen Beurteilung der Wirksamkeit der Feeling-Therapie nur zwei grundlegende Beweisformen gibt: was innerhalb einer Sitzung geschieht und was aus einer Sitzung nach draußen getragen wird. Mit diesem Transkript geben wir den bestmöglichen Beweis der ersten Form; wir stehen uneingeschränkt zu dieser Sitzung und meinen: "Das ist das Beste, was wir zur Zeit tun können".

 

P:  Ich hab mich hinlegen müssen, seitdem ich aus Cleveland zurück bin. Vorher ging es mir ganz gut, aber als ich da unten war, kam so viel aus meiner Vergangenheit hoch. Bloß, weißt du, bloß meine Verwandten zu sehen — bloß sie zu sehen. Ich mußte weinen, ich wollte weinen. Ich weinte, nicht, stattdessen war ich eine Woche lang verstört und umnebelt. Ich war einfach ...

T:  Worüber hast du denn weinen wollen?

P:  Ach Gott ... Sie sind da unten wie eine Familie, weißt du. Es ist mir egal, ob sie verrückt sind. Sie sind wie eine Familie. Sie sind eine Familie. Sie versuchen, eine Familie zu sein (seine Stimme bricht). Sie fahren zusammen in Urlaub, und da ist so was wie ein Familiensinn (seine Stimme bricht noch mehr) ... puh ... (schluchzt ... weint). Ich konnte es kaum aufnehmen, was da vor sich ging. Ich hatte das Gefühl, daß sie sich wirklich freuten, mich zu sehen. Weißt du, meine Eltern haben sich irgendwie nie so gefreut, mich zu sehen ... (schluchzt). Es hört sich vielleicht blöd an, aber ... Mir war alles andere egal, außer, daß sie sich so freuten, mich zu sehen. Sie sagten dauernd, oh, du bist mein Neffe ... du bist mein Neffe ... (schluchzt). Wir sind deine Familie. Sie sagten: "Wir sind deine Familie", weißt du, und ich sah meinen Onkel an, und sie waren so groß wie ich, und ich dachte, daß ich mit diesen Leuten verwandt bin ... (schluchzend).


Ich fing an, darüber nachzudenken. Ich bin verwandt ... ich bin verwandt mit diesen Leuten ... ich bin verwandt mit ihnen (schluchzend). Ihre Körper funktionieren wie meiner; ihre Gehirne arbeiten wie meins; ich bin mit ihnen verwandt. Dann sah ich meinen Onkel Carl an, und ich konnte ihn sehe'n, weißt du, und er sieht so aus wie ich, und ich sehe so aus wie er. Er ist groß und schlau und stark und wirklich nett ... (schluchzt).

T:  Hast du mit ihm geredet?

P:  Ja, ich hab ein bißchen mit ihm geredet, aber ich konnte nicht richtig sagen, was ich fühlte, weil ich zu weinen, anfing, weißt du, und ich sagte ihm, daß ich mich sehr gern mit ihm unterhalte. Ich wünschte, ich hätte hier aufwachsen können, aber er ist eben wie ein großer Mann, ein netter Mensch.

T:  Sag jetzt etwas, was du ihm nicht sagen konntest.
P: Carl ... (schluchzt) ... Carl ... (schluchzend) ... Carl ... Ach, du weißt nicht ... du weißt nicht (schluchzend) ... Ich wünschte, ich wünschte ...
T: Sag es.

P: Ich wünschte Carl ... Ich wünschte Carl ... (laut schluchzend) ... oh Carl ... Ich wünschte ... (schluchzend) ... Ich wünschte wirklich ... puh ... (schluchzend) ...

T: Was wünscht du dir?
P: Ich wünschte, er wäre da gewesen, als ich groß wurde.
T: Sag es.

P: Carl ... Es fällt mir schwer, es zu sagen ... Es scheint in meiner Kehle stecken zu bleiben, wenn ich es sage ... ach Gott, Carl ... puh ... Ich denke auch dauernd an meinen Onkel Mike ... mein großartiger Onkel Mike ... (schluchzend) ... Michael ... er ist so nett ... oh Gott ... er ist so nett ... (weinend) ...

T: War er nett zu dir?

P: (schluchzend) ... Michael ... Michael ... oh Michael, Michael, Michael (schluchzend) ... oh Michael ... oh Michael ... oh Michael ... Ich erzählte ihm, ich erzählte ihm, daß ich traurig se-i, wenn ich mit ihm rede ... Ich erzählte ihm, ich sagte, Michael, ich bin traurig, wenn ich mit dir rede ... Ich sagte, daß ich mir ihm gegenüber kl ein vorkomme ... Er ist ein alter Mann, und ich kam mir ihm gegenüber klein vor ... (schluchzend). Ich wollte ihm erzählen, daß ich dieses Gefühl habe ... (schluchzend) ...

T: Erzähl es ihm.

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P:  Ach Michael ... (schluchzend) ... Michael, Michael, Michael ... Erzähl mir, wie es ist, alt zu werden, Michael ... Erzähl mir irgendetwas, Michael ... (schluchzend). Ach, Michael ... (schluchzend) ... Erzähl mir, wie es ist, groß zu werden, Michael ... (schluchzt) ... puh ... oh, Michael ... ach, Michael» Michael ... (schluchzt und ruft eine Zeitlang Michaels Namen aus) ... Ich erzählte ihm einmal -er ist Atheist - und er erzählte mir, daß mein Vater ihm einmal ein Buch gegeben habe, Der Prophet von Kahil Gibran, und er erzählte mir was darüber. Er sagte, daß er Atheist sei, und er fragte mich, woran glaubst du? Ich sagte, weißt du, Michael, als ich achtzehn war, wollte ich nicht mehr zur Kirche gehen. Ich sagte (weinend)', ich erzählte meinem Vater, daß ich nicht mehr zur Kirche gehen würde, und er verprügelte mich ... (schluchzend) ... Michael ... (schluchzt) ... erzählte mir ... er sagte ... dein Vater hat mir dieses Buch gegeben, und da stand drin, daß Kinder wie Pfeile seien, und man müsse sie freilassen und ihre eigene Richtung fliegen lassen. Er sagte ... das war falsch von deinem Vater ... dein Vater hätte mir kein Buch geben sollen, an das er nicht glaubt ... (schluchzt) ~. Michael ... Michael (laut schluchzend) ... ach ... (Michaels Namen schreiend) ... (würgend) ... Michael, Michael, Michael (ruft Michaels Namen und schluchzt) ... Ich mochte, daß du kommst und mich holst ...

T: Sag es ihm.

P: Michael ... (schluchzt) ... oh, nein ... oh, mein Körper tut mir weh ... (schluchzt und schluckt). Ich glaube, es wird nie mehr aufhören, weh zu tun ...

T : Sag ihm das.

P: Oh, Michael ... Michael, Michael ... (tiefes Schluchzen) ... Michael ... Michael, mein Körper ... oh, Michael mein Körper tut mir so stark weh, ich glaube, es wird nie mehr aufhören ... (schluchzend) ... oh, Michael ... Ich möchte, daß du kommst und mich holst, Michael ... (weint, schluchzt und ruft eine Zeitlang Michaels Namen aus) ... Ich konnte es einfach nicht glauben, als ich mit ihm redete ... Ich dachte immer, daß mein Leben nur mit meiner Mutter und meinem Vater zusammenhänge ... daß ich da drin gefangen war, und es ist nicht so, ich hätte Michael haben können ... ich hätte Michael haben können ... ich hätte ihn haben können ... ich hätte Michael haben können ... (schluchzt) ... ich hätte Michael haben können ... und als ich dann mit ihm redete ... ging er nicht weg ... er blieb da stehen, er sah mich an und redete mit mir ...> er redete und redete mit mir, die ganze Zeit über ... und ich sah, wie völlig anders mein Vater mit mir geredet hatte, weil mein Vater mit mir geredet hatte, als ob alles ... als ob alles ein Notfall wäre. Doch Michael redete ganz sanft, und er ist schlau, und er redet die ganze Zeit mit mir ... und er ist ... er ist einfach so gut ... (schluchzt)

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T:  Erzähle mir mehr darüber, wie gut er ist.

P: Oh, er ist einfach gut ... er ist einfach gut ... (schluchzend) ... er ist einfach ein guter Mensch ... er erzählte mir, er sagte ... er sagte, daß alles, was er sage, aus seinem Herzen komme ... er nannte das sein Bewußtsein ... er sagte: "Alles, was ich sage, bedeutet mir etwas" ... jedes Wort hat für mich eine Bedeutung ... (schluchzt) ... und er sagte: "Alles, was ich sage, ist wichtig" ... und es ist wichtig für ihn. Es ist nur für ihn wichtig, in seinem Innern, und ich konnte einfach da sitzen und mit ihm reden. Ich sah ihn an, und ich wollte meinen Kopf in seinen Schoß legen (schluchzt). Und ihm erzählen, wie schwer ich es als Kind hatte.

T: Sei jetzt dieser Junge. Und Michael ist hier -

P: Oh, Michael (mit erstickter Stimme).

T: Michael, auf diesem Kissen. Sei einfach dieser Junge und gehe zu ihm ... er ist ein lieber Mann.

P: (schluchzend) ...

T: Sag seinen Namen, wenn du auf ihn zugehst.

P: Ach ... (schluchzend) ... Ich bin gelähmt ... mein Körper ist gelähmt. Ich weiß nicht, wie ich zu jemandem gehen soll, der lieb ist, so lieb wie Michael ... Ich glaube, mein Brustkorb bricht gleich. Puh, puh, puh ... (weinend).

T: Greife mit deinen Händen ... langsam.

P: Es geht nicht. Es fühlt sich an, als wären meine Handgelenke gebrochen ... puh, puh ...

T: Dann tu es mit deinen gebrochenen Handgelenken.

P: Oh Gott ... (weinnd) ...

T: Erzähl Michael, daß sie gebrochen sind.

P: (schluchzend ... stöhnend ... weinend) ... Michael (er hat Mühe, das Wort herauszubringen).

T: So ist s richtig (die ganze Zeit sehr sanft redend).

P: Oh, Michael ... Ich kann meine Hände nicht bewegen ... meine Hände ... Michael, Michael, meine Hände ... ich kann meine Hände nicht bewegen ... (weinend) Ich möchte sie bewegen, Michael, ich möchte sie bewegen. Michael, ich muß sie bewegen ... Oh, Michael, Michael ... (schluchzend und weinend) ... Oh, Michael, bitte hilf mir ... Oh, Michael, bitte hilf mir ... Oh, Michael, ich möchte wieder mit meinen Händen greifen können ... Michael, Michael ... (weinend) ... Michael, ich möchte bei dir sein ... Ich möchte bei dir sein, Michael ... (laut schluchzend) ... Michael ... Michael, es ist wie ein Notfall ... mir kommt alles wie ein Notfall vor ... nur du kommst mir nicht wie ein Notfall vor ... du nicht ... puh, puh ...

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T:  (flüsternd) Geh weiter zu ihm.
P:  Michael ... (weinend) ... Ach Gott, ich kann nicht ... (jammernd) ... Ich gebe auf, ich gebe auf.
T:  Sag ihm, er soll dir helfen.

P: Michael ... bleib hier ... Michael, wirklich, ich brauche dich ... (seine Stimme überschlägt sich, und er schluchzt) ... Ich brauche deine Hilfe ... Michael, ich brauche deine Hilfe, wirklich ... Michael, ich kann deine Hände sehen, Michael. Hilf mir, daß sich ijeine Hände wieder bewegen. Mach, daß sie wieder funktionieren, Michael. Oh, Michael, ich brauche sie, ich brauche sie wirklich, weißt du ... Oh, Michael, 'mein Körper. Michael, mein Körper ... sieh auf meinen Körper, Michael ... Michael, ich kann mich nicht bewegen (schluchzend) Michael, ich weiß nichts mehr. Ich spüre mich nicht ... Michael ... (gebrochenes Schluchzen) ... Michael, Michael ... puh, puh, puh ... Michael, oh Michael, ich möchte, daß du dich um mich kümmerst. Hilf mir ... Michael, hilf mir, Michael ... Ich möchte groß werden, Michael. Ich möchte groß werden, ich möchte groß werden.

T: Was möchtest du, das Michael zu dir sagt?
P: Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Oh, Michael ... (weinend)
T: Was könnte denn ein Mann einem Jungen, der groß wird, Liebes sagen?

P: (leise schluchzend) ... Ich weiß nicht ... Eins weiß ich ... eins weiß ich ... wenn ich verrückte Gedanken habe, sagte er einfach: "Das ist nicht schlimm" ... "Das ist nicht schlimm" ... (weinend) ... das ist nicht schlimm, Michael, Michael ... (zum Therapeuten) Ich hab gerade gehört, daß du hier herüber gekommen bist ... du hast etwas vor ... (weinend) Michael ... Michael, Michael ... (Schweigen ...) Oh, ich dachte gerade an Lee, ich dachte gerade an Lee ... Ich bin gerade innerlich weggegangen ... Ich dachte eben daran, was Michael hätte tun können, wenn meine Eltern schlecht waren ... er hätte ... er hätte sich um mich kümmern können ... er hätte mir erzählen können, wenn sie schlecht waren, damit ich es gewußt hätte. Damit ich es gewußt hätte und nicht ständig mich für schlecht gehalten hätte.

T: Was hat er dir über dieses Buch erzählt?

P: Er sagte, ich hätte nichts Falsches getan. Er sagte das (weinend), und ich kam mir schlecht vor. Ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll. Ich kam mir schlecht vor, weil mein Vater mich verprügelte. Ich kam mir einfach schlecht vor. Ich fühlte mich unbehaglich. Und er scheint ... er scheint sich mit allerlei auszukeimen (weinend).

T: Womit? 

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P: Mit Frauen ... er albert über Frauen ... obwohl er schon so alt ist.
T: Was hat er dir erzählt?

P: Er hat herumgealbert, wie scharf die Frauen in Cleveland seien ... und wir unterhielten uns über Frauen und Sex ... und er sagte ... er wisse das, aber er könne es nicht ausprobieren, weil meine Tante das nicht zulasse ... (schluchzt) ... er hat wirklich darüber geredet, weißt du ... er ist nicht so wie mein Vater, der bei allem lügt. Mein Vater hat sich nie mit mir über Frauen unterhalten; er hat überhaupt über nichts mit mir geredet.

T: Du wolltest vorhin deinen Kopf in Michaels Schoß legen. Was war damit?
P: Was soll damit sein (mit trauriger Stimme)?
T: Michael ist noch da drüben am Bett.
P: Ich gehe innerlich weg. Ich vergesse, was ich getan habe.
T: Was passiert, wenn du dorthin gehst?

P: Oh, ich ... (schniefend) ... ich werde traurig. Und mein Körper fängt an, weh zu tun ... (Schweigen) ... Ich bin gerade weggegangen ... Ich hab gerade an die Therapie mit Dominic gedacht, und ich vergesse dauernd, weißt du, ich vergesse dauernd.

T: Sag ihm, daß du dauernd vergißt.
P: Michael, Michael ... Ich vergesse dauernd, Michael. Ich vergesse dauernd ... (schnieft und weint leise) ...
T: Was ist los?

P: Ich vergesse dauernd, ich vergesse dauernd, ich vergesse dauernd. Ich vergesse, ich vergesse. Ich weiß nicht, wie ich es anpacken soll ... puh ... (schluckt) ... Ich glaube, es ist unmöglich.

T: Dann sag weiter all diese verrückten Gedanken.

P: Das ist unmöglich ... es ist unmöglich ... es ist unmöglich ... es wird sich niemals was ändern, niemals ... Ich werde immer so sein. Eines Tages werde ich verrückt werden, und sie werden mich in ein Irrenhaus sperren ... es ist unmöglich ... Ich weiß nicht, was mit mir los ist ... Ich weiß es nicht ... Eines Tages wird sich ein Schleier um mich legen,und ich werde für immer umnebelt sein (mit trauriger Stimme). Ich dachte gerade daran, wie ich als Kind war. Früher war es bei mir so, weißt du, ich ... (weinend) ... ich war so einsam, ich, ich war, ich war so einsam. Ich war so einsam ... (weinend) ...

T:  Wurde das jemals anders?
P:  Nein, ich war so einsam ...
T:  Einsam für jemanden wie Michael.

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P: Ja ... uh, uh, uh (schluchzt) ... (rülpst) ... uh, uh ... (schnieft).

T: Was ist los?

P: Ich weiß nicht, ich war weg. Ich dachte daran, wissenschaftlich zu forschen. Ich hab mir Sorgen wegen Geld gemacht, nicht genug Geld zu haben ... Aber ich hab über etwas anderes gesprochen, eh, bevor ich ... erzählte, daß ich einsam bin.

T: Richtig.

P: Mir kam der Gedanke, daß ich ein Pennbruder bin, ein verrückter alter Straßenpenner. Ich meine, ich dachte daran, wie ich früher als Kind herumirrte, weißt du. Ich war so einsam. Es war so öde, wo ich war. Es war ... es gab niemanden weit und breit ... Onkel Michael war nicht da ... Ich weiß das. Es gab niemanden mit Herz, niemanden. Es gab niemanden mit Herz, niemanden, der Zeit hatte, einfach nichts zu tun ... Ich wollte in das Restaurant von Michael gehen. Er besaß ein Restaurant. Ich wünschte, ich hätte zu ihm gehen und mit ihm reden können, als ich kleiner war. Und ich hab gerade angefangen, ihm zu erzählen, wie ich mich fühlte und daß es mir nicht so gut ging, daß ich einsam war (schluckt und weint), über so was zum Beispiel hätte ich mit ihm reden können. Doch ich war einsam, als ob ich ... ich hatte das Gefühl, einen grauen Schleier um mich zu haben oder umnebelt zu sein. Ich erinnere mich an jeden Tag ... (seine Stimme bricht) ... alles ist ganz klar. Ich erinnere mich, wie ich von einem Tag in den nächsten lebte ... zur Schule ging ... High School ... Grade School ... College ... sehe genau, wie leer die Zeit damals war. Daß es wie in einem Nebel war. Es gab niemanden, der ihn hätte durchschneiden können ... (weint) ... uh, uh, uh ... Ich erinnere mich, daß ich verstört herumlief, richtig benebelt, die Arbeit erledigte, aber nie was verstand ... Ich weiß nicht, wie ich mit der Schule zurechtkam; irgendwie kam ich zurecht und machte stupide meine Arbeit. Doch verstanden hab ich nie etwas. Ich war irgendwie benebelt ... Ich fing an, ans Essen zu denken und malte mir irgendwelche Gerichte aus.

T: Kannst du dich im Moment an irgendeinen dieser Schleier erinnern?

P: Er ist da. Er fängt an, sich wieder um mich zu legen, urid dann bin ich weg.

T: Fühlst du das, wenn du über Michael sprichst?

P: Nein ... ach, Gott, es fällt mir so schwer. Ich weiß nicht, warum es mir schwer fällt ... mit Michael zu reden. Es fällt mir schwer, mit ihm zu reden ... scheint schwer zu sein, mit ihm zu reden ... uh, uh ... (schnappt nach Luft)

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T: Rede mit ihm darüber.

P: Michael ... es fällt mir schwer, zu reden ... Es verwirrt mich, Michael ... Es verwirrt mich ... Ich kann nicht reden. Ich kann nicht aufwachen ... Ich hab das Gefühl, die ganze Zeit schlafen gehen zu wollen. Ich bin verwirrt. Die meiste Zeit über bin ich verwirrt, und ich, eh, mochte aufwachen, Michael. Ich möchte aufwachen ... Ich bin gerade wieder weggegangen.

T: Rede mit ihm darüber.

P: Michael, ich bin gerade wieder weggegangen (schneuzt sich). Ich dachte gerade ... Ich hab überhaupt keine Übung, über mich und meine Gefühle zu reden ... Ich hab nur Übung, über Dinge zu reden, die mir nichts bedeuten. Dann lege ich mir eine Theorie zurecht, daß das alles ist, was ich fühle. Oh nein, Michael, ich weiß nicht, ich weiß nicht, was los ist ... Ich weiß nicht, was ich fühlen kann ... Ich weiß nicht, was richtig oder falsch ist. Ich weiß nicht, ob ich verrückt bin oder nicht. Michael, ich weiß nur, daß ich weggehe, das ist alles, was ich weiß, Michael, und ich will nicht mehr weggehen, Michael. Ich fliehe und werde hart und verstört, und ich will nicht mehr fliehen, Michael.

T: Rede weiter so zu ihm.

P: Ich will nicht weggehen, Michael ... (weint) ... (schneuzt sich).

T: Erzähl ihm, in welcher Weise du manchmal innerlich weggegangen bist, seit du wieder hier bist.

P: Oh, ich hab weinen müssen, als ich wieder hier war und konnte es nicht ... Ich legte mich nicht hin, um zu weinen, und ich hatte lauter verrückte Gedanken, verrückte Gedanken, ich war irgendwie weit weg von den Menschen. Ich war da, aber ich war einfach ... Ich wollte keinem zur Last fallen ... Ich wollte keinem zur Last fallen und sah viel Fernsehen. Und ich hab nichts getan. Ich wollte keinem zur Last fallen. Uh, uh, ich bin einfach weggegangen. ... Ich bin einfach weggegangen, Michael. Ich bin einfach wieder weggegangen. Ich weiß nicht warum. Ich bin wieder weggegangen. Ich bin wieder weggegangen, Michael. Wenn ich nicht mit dir rede, gehe ich weg.

T: Richtig.

P: Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Michael ... Ich weiß nicht, welche Worte ich sagen soll. Ich weiß es nicht ... (Schweigen).

T: Rede mit deinem Onkel Michael.

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P: Oh, ich dachte gerade an Tante Anna und Michael ... Ich weiß nicht, mit wem ich reden soll. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Michael. Oder mein Onkel Ken. Ich weiß, daß du dich nicht mit meinem Vater verstanden hast, Onkel Ken, und er hat dich bei mir schlecht zu machen versucht, weil du immer deine Zehen angefaßt hast. Mein Vater hat dich bei mir schlecht zu machen versucht, weil du deine Zehen angefaßt und sie saubergemacht hast und deine Hände nicht gewaschen hast. Weißt du, ich fand gar nichts dabei, aber, er schon. Er "ließ mich denken, daß mit dir irgendetwas nicht stimmt. Und er ... es gab gar nichts, was bei dir nicht stimmt. H'mmmm ... ich dachte gerade an meinen Onkel Ken und ging weg. Ich dachte daran, daß er als junger Bursche nach Kalifornien gegangen ist. Ich bin wieder weggegangen ... ich bin weggegangen ... Ich glaube, es hat keinen Zweck.

T: Was hat keinen Zweck?

P: Zu bleiben, zu reden und meine Gefühle auszusprechen (mit trauriger Stimme). Eigentlich will ich schlafen gehen. Es fällt mir so schwer, so schwer. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es fällt mir so schwer ... (weinend) ... es fällt mir so schwer ... es fällt mir so schwer ... es fällt mir sogar schwer, zu sagen, daß es mir schwer fällt.

T: Erzähl es mir.

P: Es fällt mir schwer ... es fällt mir schwer ... es fällt mir schwer ... (weinend) ... Oh, Joe, Joe ... Ich gehe dauernd weg, und es fällt mir so schwer ... Ich glaube nicht einmal, daß dort jemand ist und daß ich meine Hand ausstrecken- und dich anfassen will, und ich weiß nicht einmal, ob du überhaupt da bist (weinend), und ich- glaube nicht, daß mich jemand sehen oder hören oder fühlen kann ... (weinend), und ich weiß nicht, warum ich jemandem erzählen soll, daß ich mich unbehaglich fühle. Ich weiß nicht warum. Es fällt mir schwer, Joe, es fällt mir schwer, uh, uh, uh, (schluchzt) ... (weint) ... (schnieft) ...

T: Sieh hoch.

P: Ich kann nicht ... ich weiß nur, daß du eine Hand hast, das ist alles, was ich weiß. Sonst weiß ich nichts ... (Schweigen).

T: Versuche, noch etwas zu finden.

P: Ohhhhhhhh, ach, Joe, Joe, Joe, Joe, Joe ... (jammernd) ... oh, Joe, Joe, Joe, Joe .... Ich weiß nicht warum ... alles, was ich weiß, ist, daß ich mich schlecht fühle ...

T: Mehr brauchst du auch nicht zu wissen.

P: Ich fühle mich am ganzen Körper schlecht ... überall ... und ich fühle mich nicht gut, ich fühle mich schlecht ... (weinend) ... (schnieft) ... Oh, Joe, ich fühle mich scheußlich, ich fühle mich ganz scheußlich.

T: Gut. Rede mit mir.
P: Ich fühle mich schlecht (schluchzend) ... Ich fühle mich so schlecht ... (schluchzend) ...

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T:  Gut.
P:  (weinend) Ich fühle mich völlig am Ende ... Mir geht es schlecht ... das ist alles, was ich weiß ... (weinend) ... Mir geht es schlecht, mir geht es schlecht ...
T:  Okay, sieh mich dabei an.
P:  Oh, ich kann nicht, ich kann nicht (jammernd), ich kann nicht, ich kann nicht hinsehen. Du siehst ... du siehst weg. Du siehst an meinem Gesicht vorbei ... (laut schluchzend).
T:  Okay, ich werde hinsehen.

P: (jammernd) Nicht hinsehen, nicht hinsehen, sieh nicht hin, laß mich das tun, laß mich einen kurzen Blick werfen ... (schluchzt) ... Oh nein, da ist ein Mann ... du bist ein Mann, da ist ein Mann ... bist du das?

T: Ja.
P: (traurig) Ich weiß nicht, wie ich hinsehen soll. Sieh du nicht hin.
T: Meine Augen sind zu.
P: Sieh mich nicht an, sieh mich nicht an ... Ich weiß nicht, wie ich hinsehen soll. Ich will nur mal kurz gucken, kurz gucken, kurz gucken ... (frei schluchzend und weinend, während er spricht) ... Ich sehe da drüben deine Hand.

T: Das ist meine Hand.
P: Deine Hand? Aber sieh nicht hin, bitte sieh nicht hin und sei nicht gemein zu mir. Bitte sei nicht gemein.
T: Ich werde hinsehen und nicht gemein sein.
P: (jammernd) Bitte sieh nicht hin, Joe, bitte ... (laut schluchzend, während er spricht).
T: Ich werde hinsehen.
P: Nein, nein, ich will nicht, daß du hinsiehst ... Oh bitte, sieh nicht hin, Joe.
T: Nimm meine Hand.
P: (weinend) ...
T: Na komm.
P: Nein, Joe, bitte nicht ... ach, nein ... (laut jammernd).
T: Na los ... nimm meine Hand.
P: Bitte sieh nicht hin, Joe (traurige Stimme). Bitte sieh nicht hin, Joe.
T: Nimm meine Hand.
P: Bitte sieh nicht hin (weinend) ... bitte sieh nicht hin, Joe.

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T:  Nimm meine Hand.
P:  Aber ich habe Angst, daß du mir weh tust.
T:  Nimm meine Hand. Ich werde dir nicht weh tun.
P: Bitte sieh' nicht hin ... (schluchzend) ... bitte nicht.
T: Los.
P: Mein Körper tut mir weh ... Ich will nicht, daß du hinsiehst ... bitte ... bitte.
T: Nimm sie.
P: (weinend) Aber ich will nicht, daß du hinsiehst ... (schneuzt sich) .
T: Ich werde hinsehen und dir nicht weh tun. Aber du mußt das selbst feststellen.
P: Ich weiß nicht (traurig).
T: Na los. Zuerst werde ich deine Hand betrachten, wenn du mich berührst.
P: Neiiiiin ... keiner, keiner hat mich angesehen (jammernd) Ich will nicht, daß du hinsiehst.
T: Los.
P: (weinend und schniebend) Bitte sieh nicht hin, Joe ... okay?
T: Beim ersten Mal werde ich nicht hinsehen.
P:  Okay, (mit Tränen) Ich werde einen ganz kurzen Blick werfen ... oh, bitte sieh nicht hin ... Ich hab gerade deine Finger berührt, und sie sind wirklich da ...
T: Das ist gut.
P: Oh, mein ganzer Körper tut weh, wenn ich dich berühre. Mein Körper tut mir weh ... Mein Körper tut mir weh, wenn ich dich berühre ... (schluckend und weinend) ...

T: Jetzt werde ich deinen ganzen Körper betrachten. Ich betrachte deinen ganzen Körper.

P: (laut jammernd) Neiiiiiiin, das tust du nicht, das tust du nicht, nein.

T: Ich betrachte deinen ganzen Körper.
P: Nein, nein, das tust du nicht. Denn ich bin weit weg. Ich bin weit weg. Und ich fühle mich weit weg ... (weinend) . Ich bin ein paar hundert Kilometer weit weg. Ich bin ein paar hundert Kilometer weit weg (schluchzend).
T: Ich sehe deine Socken.
P: Ich hab gar keine Socken an. Ich bin ein paar hundert Kilometer weit weg.
T: Bist du sicher? 

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P:  Ich dachte gerade, daß ich vielleicht doch möchte, daß du mich ansiehst ... (laut schluchzend).
T: Ich weiß, daß du es möchtest (sanft).
P: (laut und lang schluchzend) ... (würgend, schluchzend, sich schneuzend) ... Ich glaube, daß ich es wirklich will.
T: Du willst es.
P: (schluchzend) ... sag, was du vorhin gesagt hast.. Du hast etwas gesagt.
T: Ich weiß, daß du es möchtest ...
P: (hört zu schluchzen auf) ... Ja, genau ... (jammert) ... woher weißt du das?
T: Weil du weh tust.
P: Bist du ein Mann, der das weiß ... ein Mann?
T: H' m.
P: (schluchzt und jammert) ... und du weißt alles übers Erwachsenwerden und so?
T: Ein paar Sachen weiß ich.
P: (schluchzend) ...
T: Ich sehe dich jetzt gerade an.
P: Ohhhh ... weiß nicht, ob ich das möchte ... (schneuzt sich)
T: Ich sehe, wie du dich schneuzt ... mach es ruhig weiter ... Ich sehe einfach hin.
P: Nein ... Ich sehe nicht hin.
T: H m, ich weiß.
P: Ich werde nicht hinsehen.
T: Hast du Angst?
P: Ich habe wirklich Angst vor dir (mit jammernder Stimme). Ich habe Angst, hinzusehen, -uh, uh, immer wenn ich hingesehen habe, war da ein Mann ... (weinend).
T: Ich werde nicht so mit dir umgehen. Ich werde überhaupt nicht so mit dir umgehen.

P: Es war schlimm ... (lautes, jammerndes Schluchzen) ...
T: Erzähl mir, wie es war.
P: (schluchzend) ...
T: Erinnere dich an die schlimmen Blicke ...
P: Ich hab nur gesehen ... (laut schluchzend) ... es waren böse Blicke.
T: Wann hat man dir böse Blicke zugeworfen? 
P: Immer.

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T: Immer?

P: Uh ... ich erhielt so viele böse Blicke ... nach einer Weile wurde ich ... verwirrt, und -ich wußte nicht, ob mich jemand böse oder nicht böse ansah. Ich wußte nicht, was passierte ... ich wußte nur, daß mir die bösen Blicke nicht so viel ausmachten, (mit weinender Stimme) Ich erinnere mich.

T: War das die Verwirrung?
P: (jammern'd) ... Ohhhh ... Ich sehe einen bösen Blick von meiner Schwester ...
T: Du sagst, das ist ein böser Blick ...
P: Das ist ein böser Blick ... Ich fühle mich schlecht ... (schluchzt) ... Ich möchte ganz schnell wegrennen ... aber ich weiß nicht wohin.
T: Du mußt einen guten Blick entdecken.

P: Du ... ich werde dich ganz kurz ansehen ... Ich möchte einen guten Blick sehen ... Ouuuuu du siehst nett aus ... du siehst nett aus ... (weint) ... sie sahen wie Monsters aus, sie waren so schlimm ... (weinend) ...

T: Ich betrachte deinen Rücken.
P: Was siehst du?

T: Ich sehe einen kräftigen Rücken.
P.. Einen kräftigen Rücken? ... (mit trauriger Stimme) ... du siehst keinem schlechten Rücken?

T: Nein ... ich sehe einen kräftigen Rücken.
P: Uh ... ich glaube, er ist schlecht ... ich glaube, jemand sieht einen schlechten Rücken ...'(weint) ...

T: Ich sehe einen kraftigen Rücken ... Jetzt bleib da ... icn gehe ganz um dich herum ... Ich sage dir dann, was ich sehe ...

P: (schreiend) ... oooooh Neiiiiiin ... (schluchzend). 
T: Ich kann deinen Ellbogen sehen. 
P: Meine Ellbogen.
T: Ich kann nur einen sehen. Laß mich deinen Ellbogen sehen. Beweg dich so, daß ich mehr sehen kann. Los.

P: (weinend) ... 
T: Gut. 
P: Ich will wegrennen (mit trauriger Stimme).
T: Das ist dein Ellbogen.
P: Das ist mein Ellbogen.

384


T: H'm ... und ich kann ihn sehen.
P: Das ist mein Ellbogen, und du kannst ihn sehen ... (weinend) ... ist er schlecht?
T: Eh, eh ... es ist dein Ellbogen. 
P: Es ist mein Ellbogen 
T: Und ich kann ihn sehen.
P: Nun, könntest du nicht alle kleinen Körperteile von mir betrachten ... Ich meine, alle solche (mit trauriger Stimme).
T: H'm, h'm. Ich kann deine Schulter sehen.
P: Diese? (berührt die Schulter).
T: H'm, h'm. Deine rechte Schulter.
P: (weinend) ...
T: Kannst du sie fühlen?
P: Ja, wenn du davon sprichst, kann ich sie fühlen.
T: Aha ...
P: Vergiß nicht meine Hand. Vergiß nicht meine Hand.
T: Ich kann deine rechte Hand sehen. Kannst du sie fühlen?
P: Ja, wenn du davon sprichst, spüre ich sie ... Vergiß nicht diese Hand. Vergiß nicht diese Hand hier.
T: Ich kann deine rechte Hand sehe,n. Du mußt sie*so bewegen, daß ich sie besser sehen kann ...
P: (schluchzend) ... Ich möchte, Öaß du mich siehst ...
T: H'm.
P: Wirklich, ich möchte, daß du mich siehst ... (schniefend).
T: Willst du diese Körperteile spüren, während ich sie benenne ... ?
P: Ich ... fasse sie mit meiner Hand an?
T: H'm ... und du kannst sie auch innerlich spüren. Siehst du deine Finger?
P: Welche?
T: Deine rechten Finger. 
P: Diese Finger... (weinend). 
T: Ich sehe dein Handgelenk ..... dein rechtes Handgelenk. Ich sehe deinen Unterarm.
P: Diesen?
T: H'm ... das ist dein Unterarm. 
P: (weinend) ... puh ... (schniefend)
....

385


T: Ich sehe deine linken Finger. 
P: Diese? 
T: Ja.
P: (weinend) ... uh ... Ich dachte gerade daran, daß sie mich sehen. Ich will nicht, daß sie mich sehen ... Ich will nicht, daß sie mich sehen.
T: Willst du, daß ich dich sehe?
P: Jaaa ... (leicht jammernd).
T: Ich sehe dich ... ich sehe dein linkes Knie.
P: Das linke Knie?
T: Ja.
P: (weinend) ... es ist kalt.
T: Faß es an.
P: Ich möchte meine Augen nicht öffnen, ohne meine Hände davorzuhalten.
T: H'm.

P: Ich werde auf mein linkes Knie sehen ... aber nur mit einem Auge. Ich will nicht mit beiden Augen hinsehen, weil du dann vielleicht meine Augen siehst.

T: Ich möchte, daß du weißt, daß wir beide auf deine Knie sehen.

P: Ja, wir sehen beide hin ... Tag für Tag, jede Kleinigkeit tat mir weh. Es gab nichts, für das ich nicht verletzt wurde. Und alles tat mir nach einer Weile weh. Wenn meine Mutter mir auftrug, den Müll wegzuräumen - das tat weh. Wenn ich den Hundemist wegräumen sollte - es tat mir weh. Wenn ich den Gartenweg fegen sollte - es tat mir weh. Alles schien mir nach einer Weile weh zu tun.

T: Was ist mit deinen Augen passiert?

P: Ich weiß nicht ... (jammernd) ... Ich hab aufgehört, sie zu gebrauchen ... Ich hab aufgehört, jemanden anzusehen ... mich hat niemand angesehen, außer meiner Mutter, wenn sie wütend auf mich war und mich innerlich verletzen wollte. Wenn sie mich innerlich verletzen wollte, sah sie mich an, und ich konnte ihre Augen sehen ... oh Gott, es war, als wollte sie meine Aug,en ausbrennen (schneuzt sich laut).

T: Ich werde ein klein wenig meine Augen öffnen. P: Ich werde meine schließen.

T: Denke daran, daß ich dich sehen kann, wenn meine Augen auf sind. Alles von dir.

P: Aber du wirst dich nicht in mich hineinbrennen wie meine Mutter?

386


T: Nein.
P: Das hat sie nämlich getan ... sie hat sich immer durch mich hindurchgebrannt. Michael hat das auch nicht getan, er hat mich ganz sanft angesehen, ganz sanft, doch meine Mutter hat mich immer zu packen versucht. Sie hat sich so durch mich hindurchgebrannt. Sie ... (weinend).

T: Warum wirfst du nicht einen kleinen Blick auf mich, während meine Augen auf sind.
P: Ich werde rasch meine Hände öffnen. 
T: Gut. Jetzt kann ich deine Hände sehen.
P: Wirklich? Ich bin hinter ihnen ... (jammert) ... Ich bin hinter meinen Händen ... (jammert) ... (schnieft) ... (schneuzt sich).

T: Jetzt kann ich mehr von deinem Gesicht sehen ... Ich kann eine kleine Träne auf deiner Nase erkennen.

P: (weint) ... Mein Gesicht fühlt sich ganz klein an ... (weint und schnappt nach Luft).

T: Sieh mich noch einmal kurz an und denke dabei daran, daß ich dich sehen kann und du mich sehen kannst.

P: Das ist so fremd für mich ... Ich weiß nicht, wie ich hinsehen soll ... aber ich will hinsehen ... Hast du dich gerade bewegt?

T: Ich habe meine Füße bewegt.
P: Oh.
T: Wenn du willst, kannst du hinsehen und es feststellen.
P: Oh, ich dachte, du würdest hier herüber kommen. Du hast deine Füße bewegt.
T: H'm, h'm.
P: Uhu (weint).
T: Ich warte, daß du zu mir kommst.
P: H'm?

T: Ich warte, daß du zu mir kommst.

P: H'm?

T: Weil ich weiß, daß du zuviel Angst hast, daß ich zu dir gehe.

P: Ja. (schluchzt) .._. es ist entsetzlich für mich ...(schniebt) ... Ich möchte einen Blick werfen ... ich möchte einen kleinen Blick auf dich werfen ...
T: Worauf wartest du ... Tue es.
P: Ich weiß nicht, ob ich nur ganz kurz hinsehen soll oder nicht ... Ich glaube nicht ... Ich glaube nicht, daß ich immer nur kurze Blicke werfen will ... Das habe ich früher die ganze Zeit getan,

387


T: H'm.
P: Möchte einen kleinen Blick werfen.
T: H'm ... du kannst mich auch so sehen.
P: (schluchzend) ... es fällt mir schwer, meine Augen zu öffnen ... oh, es ist furchtbar.
T: Sieh zuerst auf meine Füße ... das ist nicht ganz so entsetzlich.
P: ja ... es ist fürchterlich ... Ich möchte nicht, daß du ... (jammernd) ... wenn ich meine Augen öffne, darfst du mir nicht weh tun. Ich habe das Gefühl, daß du mich innerlich tief verletzen könntest.
T: H'm ... nun, dann sag mir, daß ich es nicht soll. 
P: Sie nahmen eine Fliegenpatsche ...
T: Sag mir, daß ich dir nicht weh tun soll, wenn du deine Augen aufmachst.
P: Du darfst mir nicht weh tun.
T: Okay, jedesmali, wenn du beim Augenaufmachen ein bißchen Angst bekommst, sag bloß, tu mir nicht weh.
P: (weinend) Tu mir nicht weh ... Ich sehe deine Hand. 
T: Ich kann nur schlecht deine Augen sehen ...
P: Ich weiß, ich gucke nach unten ... (weinend) ... oh, sieh nicht auf meine Augen ...
T: "Tu mir nicht weh".
P: Tu mir nicht weh ... (weint) ... (schnieft) ... uh, uh ...
T: Ich weiß, daß du hinsehen willst.
P: Ja. Aber es ist so furchtbar für mich, dir ins Gesicht zu sehen.
T: H'm. "Tu mir nicht weh".

P: Tu mir nicht weh ... scheint wirklich schwer zu sein, meinen Kopf zu heben und dich anzusehen ... oh, es fällt mir schwer ... Ich möchte noch immer, daß du deine Augen schließt ... aber ich möchte dich ansehen ... tu mir nicht weh.
T: Du sagst das ... jedesmal, wenn du Angst hast.
P: Tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh.
T: H'm.
P: Tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh.
T:  Schließ' deine Augen. Du darfst nichts überstürzen.
P: (schniefend) ...

388


T: Ich möchte, daß du weißt, daß du hinsehen kannst und danach kannst du nach unten schauen. Du kannst hinsehen und dann zur Seite wegsehen. Du kannst hinsehen und dann sagen, tu mir nicht weh. 'Warum versuchst du das nicht einmal?

P: Tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh ... tur mir nicht weh ... (weinend) ... Feh glaubte dir, als du das sagtest ... Ich habe gern etwas Sanftes. Ich dachte gerade an meine Mutter und meinen Vater. Sie haben das nie zu mir gesagt, ich werde dir nicht weh tun ... ich werde dir nicht weh tun. Meine Mutter sagte höchstens: "Ich will dich umbringen".

T: H'm.

P: Meine Augen brennen ... tu mir nicht weh ... tu mir nicht weh.

T: Deine Augen sehen ein wenig gerötet aus. P: Tu mir nicht weh ... (weinend) ... uh, uh. T: Riggs, ich werde dir nicht weh tun.

P: Schon dieser Name jagt mir Angst ein ... (mit trauriger Stimme).

T: Ri ggs .
P: Oh, immer, wenn ich diesen Namen höre, höre ich es kreischen .
T: H'm ... komm zurück .* . wenn du zu lange dein Gesicht verbirgst, wirst du verstört.
P: Oh nein ... (laut schluchzend) ... Oh nein ... Ich will dich ansehen.
T: Ich kann dich sehen.
P: Ich weiß ... und ich bekomme Angst.

T: Erzähl es mir.
P: Oh, Joe, ich bekomme Angst.
T: Es ist nicht schlimm, Angst zu haben.
P: Uh, uh, uh ... (schluchzend) ... es ist nur dann nicht schlimm, wenn ich weiß, daß du mir nicht weh tun wirst.
T: Ich werde dir nicht weh tun.
P: Das weiß ich ... ich spüre es ... ich weiß es ... ich weiß, daß du mir nicht weh tun wirst.
T: H'm ... aber trotzdem hast du Angst. Das ist in Ordnung.
P: Ja ... ich stelle mir meine Mutter vor, wie ich sie angesehen habe, und ich konnte es nicht, weil sie mir weh getan hat.
T: H'm ... aber ich werde dir nicht weh tun.

389


P: Ich weiß ... (schluchzend) ...
T: Jetzt schau weiter hin ... ich werde mich bewegen ... sieh hin.
P: Ich bekam Angst ... geh langsam ... (schluchzend) ... du drehst dich herum.
T: Beobachtest du mich?
P: Ja, du bist gerade zurückgegangen ... Ich habe Angst, Joe ... Ich habe Angst ... (schluchzend) ...
T: Ich kann dein Gesicht sehen.
P: Ja ... Ich habe Angst, Joe ... Ich habe Angst, wenn du dich umdrehst ... uh, uh, uh.
T: Ich möchte, daß du jetzt deine Augen schließt ... schließe deine Augen ... schließ deine Augen ...
P: Ja, packst du mich, wenn ich sie zumache?
T: Nein.
P: Nein ... (schluchzend).
T: Schließ sie ... jetzt öffne sie wieder.
P: Es ist, als klebten sie fest.
T: Gut. Und was passierte danach?
P: Oh, ich wollte meine Haare anfassen, und ich dachte, du würdest wütend auf mich ... (weint).
T: Faß deine Haare n und beobachte dich dabei.
P: Oh, ich dachte gerade r.. ich faßte sie an, und sie wurden wütend auf mich ... sie wurden wütend auf mich, als ob ich mich am Po oder irgendwo kratzte oder in der Nase bohrte oder mich an den Haaren kratzte. Du liegst da drüben ...

T: H'm.

P: Das habe ich gedacht, und als ich dich da drüben liegen sah, erinnerte es mich daran, wie ich früher mit meiner Familie Fernsehen sah, und ich wußte nicht, was sie vorhatten, ich wußte nicht, was sie vorhatten ... (jammert) ... und ich dachte an diese Frau in Cleveland, die ziemlich gemein zu mir war, und sie bewegte sich sehr schnell, und sie warf mir Gemeinheiten an den Kopf, und ich wußte, daß sie in der Art, wie sie sich bewegte, Gemeinheiten sagte.

T: An wen hat sie dich erinnert?

P: An meine Mutter und meine Schwester. Sie mag meine Mutter, meinen Vater mag sie nicht, und sie bewegte sich schnell und versuchte, gemein zu mir zu sein. Und ... und ... ich bekam Angst, und ich versuchte, auch gemein zu sein, obwohl ich es gar nicht wollte. Ich wollte nicht, daß sie mir weh tut, weißt du, damit ich richtig groß sein konnte. Ich tat so, als ob ich richtig groß wäre.

390


T: Du siehst jetzt nicht sehr groß aus.
P: Ich fühle mich auch nicht so ... Ich bin nur traurig.
T: Richtig ... du siehst nicht so aus, als ob du etwas vortäuschen müßtest.
P: Nein ... (mit trauriger Stimme) ... Ich weiß, daß du mir nicht mit diesen Händen weh tun wirst.
T: Stimmt ... Ich kann dich sehen.
P: Ja ... meine Schwester Gretchen kratzte und trat mich immer ... (schluchzt) ... und ich bekam Angst, mich zu bewegen ... wenn Leute sich bewegten ... und meine Mutter schlug mich mit einer Fliegenpatsche. Sie schlug mich immer wieder ... sie zerbrach einen Teller auf meinem Kopf.

T: Das ist wirklich angstmachend.
P: Ja ... (weint) ... und meine Mutter jagte mich einmal mit einer Knallbüchse. Sie sagte, sie wolle mich damit schlagen. Sie jagte mich mit einem Besen. Sie bespritzte mich mit einem Schlauch.
T: Kannst du die kleine Bewegung fühlen, die du gerade machst?

P: In meinem Fuß?
T: Ja.
P: Ja, ich berühre meinen Fuß.
T: Richtig, und ich sehe dich dabei gleichzeitig an. Und ich kann sehen, daß du das tust.

P: Ja, nach einer Weile, wenn meine Mutter mich mit dem Besen oder dem Schlauch zu schlagen versuchte, wurde ich gemein und packte den Besen und versuchte, sie herumzustoßen ... ich hatte wirklich Angst. Aber oft rannte ich so schnell ich konnte aus dem Haus, doch ich konnte nirgendwo hingehen ... (schluchzt).

T: Wohin hättest du gern wollen?
P: Zum Beispiel zu Michael ... zum Beispiel zu Michael ... (weinend).
T: Bedecke jetzt, wieder deine Augen ... so wie vorhin ... mach es ein paar Mal.
P: So? ... (schluchzt).
T: Was ist das für ein Gefühl?
P: Nicht schön ... noch angstmachender ... (mit trauriger Stimme).
T: Wirklich?
P: Ja ... ich weiß nicht, was dann vorgeht, wenn ich sie bedecke .-.. gefällt mir besser, wenn ich dich ansehe.
T: Okay, dann sieh mich an.

391


P: Ich dachte gerade an meine Lehrer in der Schule. Ich hatte Angst, daß sie mich ansehen würden, und sie sahen mich richtig gemein an ... und ... (weint ... schneuzt sich)

T: Mach all diese kleinen Bewegungen ... dreh dich herum, damit ich dich sehen kann.
P: Was soll ich machen?
T: Irgendeine kleine Bewegung.
P: Ich hab ein Kleenex genommen.
T: Du hast gezögert, oder?
P: Ja ... (weinend).
T: Hat dir das Angst gemacht?
P: Ich hatte Angst, es zu tun.
T: Es macht Angst, das zu tun ... es macht Angst.
P: Ich hatte Angst zu rülpsen.
T: H'm.
P: Ich durfte es nicht, weißt du. Ich durfte nicht rülpsen. Sie waren immer gemein zu mir ... oder furzen ... dann waren sie auch grob zu mir ...
T: Was war das?
P: Das war angenehm ... es war angenehm, meine Hand dahin zu 1egen.
T: H'm.
P: Ich hab grad Angst bekommen ... lächelst du?
T: Ja, du siehst lieb aus.
P: (lacht ein bißchen) ... Ich krieg' Angst.
T: H'm.
P: Ich habe Angst, weil wir soweit auseinander sind.

T: Möchtest du gern näher sein?
P: Ja ... ich werde mich langsam bewegen ... ich werde dich mit meinem Fuß berühren ...
T: H'm, sieh dabei hin.
P: Ich habe Angst ... (weint) ... Ich habe Angst ... (weint).
T: Sieh hin.
P: Uh, uh, uh ... du berührst meine Füße ... (weint).
T: Ich betrachte deine Beine ... deine Beine sehen kräftig aus.
P: H'm ... Ich habe schöne Beine?

392


T: H'm. Sag es.  
P: Ich habe Angst.  
T: So kannst du hierbleiben.  
P: Zuerst, als ich begann, herüber zu kommen, hatte ich den verrückten Gedanken, daß ich dich treten würde oder dir an die Kehle springen würde, und das ist auch nicht wahr.  
T: Richtig.  
P: Weil, als du meine Füße berührtest, wollte ich das. Es ist nur dann, wenn ich Angst habe ... (weinend) ... daß ich etwas tun will ... um keine Angst mehr zu haben.  
T: H'm. Richtig. 
P: Aber ich krieg' Angst. 
T: Das ist nicht schlimm.  
P: Wirklich nicht? Auch nicht, einen solchen Gedanken zu haben?  
T: H'm, auch das ist nicht schlimm. 
P: (weinend) Das ist meine Hand. 
T: Eine schöne, starke Hand.  
P: Als ich gerade meine Hand bewegte ... dachte ich, es sei schlimm, weißt du, meine Hand zu bewegen. 
T: Das ist es nicht. 
P: Nein, und es ist ... ich kenne keine Bewegungen, außer schlimmen Bewegungen. 
T: Ich glaube nicht, daß es irgendwelche schlimmen Bewegungen gibt, weil alle deine Bewegungen gute Bewegungen sind.
P: Das wußte ich nicht. 
T: Sieh mich an.
P: Ja, ich wollte schon wieder weggehen ... es fällt mir schwer, hierzubleiben.
T: Ich möchte, daß du jetzt nur übst, hinzusehen, dich zu bewegen, es zu sagen und auch bloß wegzusehen. Damit Wegsehen nicht Weggehen bedeutet.
P: (schniefend) ...
T: Was ist ... übst du? 
P: H'm ... ist die Lampe noch kaputt?
(Hier bezieht sich der Patient gegenüber dem Therapeuten auf eine andere Sitzung, in der der Therapeut Patient war und die Deckenbeleuchtung zerbrach.)

T: Das stimmt.

393


P: Hast du die Lampe kaputt gemacht?
T: Ja, das hat mir richtig gut getan.
P: (schnieft) ...
T: Was denkst du?
P: An's Essen. Ich habe mich entschlossen, eine kleine Diät zu machen, um ein bißchen abzunehmen, und seither habe ich gehungert.
T: (lacht leise).
P: Ich hab' jetzt wirklich Hunger auf eine Menge Sachen ... geht dir das auch so?
T: Ja, nicht immer, aber manchmal ... manchmal nehme ich mir vor, bestimmte Sachen nicht zu essen, und dann denke ich auch nicht daran ... manchmal denke ich dann aber auch sofort an Schokoladen.
P: Ich dachte gerade an Eiscreme und an Süßigkeiten und an Lebkuchen und an gefüllte Pasteten und an Cornflakes und an Milch und Brot und Toast.
T: Solche Gedanken sind okay.
P: H'm ... ich dachte gerade daran, daß ich ein paar Eier essen möchte.
T: Deine Augen scheinen mich anzusehen.
P: Ja ... ich habe dich angesehen ... ich sehe dich gern an.
T: Ich sehe dich auch gern an.

P: Du weißt, daß ich wie weggetreten war. Die ganze letzte Woche über mußte ich mich fangen ... Ich sagte mir, du mußt irgendetwas tun ... wirklich etwas tun. Daher ging ich zum Volleyball spielen ... und gestern abend habe ich wirklich hart gearbeitet ... ich sagte mir, du mußt etwas tun ... heute morgen arbeitete ich hart und blieb beim Thema, und aufgrund dessen fühlte ich mich besser. Ich war wie im Nebel; mir ging es so schlecht. Ich konnte da nicht raus.
T: Ich möchte, daß du folgendes tust, wenn du anfängst, wegzutreten: ich möchte, daß du dich anschauen läßt. Geh einfach zu irgendjemandem und sage, mir geht es nicht gut.
P: Ja, das tue ich nicht sehr oft.
T: Dann läßt du dich offen sein ... "Mir geht es nicht gut ... Ich fange an, wegzutreten" ... dann wirst du da rauskommen. 
P: Ja ... das glaube ich ... meist denke ich, es ist zu schwer, da rauszukommen.
T: Es war zu schwer.
P: Ich hatte gerade Angst und dachte, hoffentlich stimmt es ... es ist mehr als das, denn ich dachte, oh, er weiß, wie er mich aus der Betäubung herausholen kann.  
T: H'm. 
P: Und deshalb hatte ich Angst.  
T: H'm.  
P: Gut, daß ich es jetzt weiß ... danke.  
T: Du siehst wirklich gut aus ...

394-395

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