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Beeindruckendes Buch Ein Leser aus Heilbronn 18.3.2001
Wenn man wie ich im Westen aufgewachsen ist und nach der Wende im Osten sein Zuhause gefunden hat, läßt es sich nur schwer vorstellen, was sich zu DDR-Zeiten hinter der Mauer abgespielt hat. Daß die Mentalität der Menschen im Osten eine andere ist, merkt man auch heute noch. Aber nie hatte ich bisher erfahren können, warum. Nach dem Lesen von Spreu und Weizen hat sich das geändert.
Denn die Geschichte des Max Steinert läßt einen auf so anrührende Weise am Leben in der ehemaligen Ostzone teilnehmen, daß man das Gefühl bekommt, als befände man sich mittendrin. Das ist manchmal ganz lustig, vor allem dann, wenn die eigenen Jugendstreiche in Erinnerung kommen. Dann wieder erscheint es unfaßbar, daß Stasi und Parteigenossen eine solche Macht über die Menschen hatten. Oft mußte ich mich fragen, ob ich ein solches Leben ausgehalten hätte. Frank Ewalds "Spreu und Weizen" ist eine ergreifende und spannende Erzählung über die Menschen im Osten, die jeder im Westen einmal lesen sollte, der die andere Seite von Deutschland verstehen will.
Spannend, autobiographisch und keineswegs humorlos Karsten aus Salzwedel 11.3.2001
Da läuft es einem schon kalt den Rücken runter, wenn man beim Lesen eines Buches das Gefühl bekommt, sich in seiner eigenen Jugend wiederzufinden. So erging es mir jedenfalls bei dieser Geschichte um Max, der nach der Schule das Elternhaus und die altmärkische Kleinstadt verläßt um "Bauer" zu werden, anschließend in Berlin landet und sich dort im Labyrinth der Stasi zurechtfinden muß, und am Ende wieder in der Heimatstadt landet. Ein wohl typischer Weg eines jungen Menschen in der DDR.
Der Autor erzählt anschaulich und authentisch vom Leben eines Jugendlichen in der DDR, der auf dem Weg zum Erwachsen werden erkennt, daß sich "Spreu und Weizen" trennen, wird er zum Mitläufer oder nicht. Schön an dieser Geschichte ist, daß die Hauptfigur nicht zum Helden hochstilisiert wird, der stets und ständig die Konfrontation mit Partei und Staat sucht, sondern die Möglichkeiten gezeigt werden, wie es auch unter den Gegebenheiten der DDR möglich war Kompromisse einzugehen zwischen Unterwürfigkeit und Aufrichtigkeit. Dies wird spannend erzählt, die autobiographischen Züge werden deutlich, und der Humor kommt dabei keineswegs zu kurz. So ist Platz für Zwischenmenschliches wie die erste Liebe ebenso wie für Szenen, in denen sich Parteigenossen lächerlich machen, die mich an Ausschnitte in Filmen wie "Spur der Steine" erinnern.
Insofern ist dieses Buch wirklich bemerkenswert, denn es ist sowohl für den "Ost-Leser" als auch den "West-Leser" interessant. In diesem Buch gibt es wenig Schwarzweißmalerei, also auch nicht die Frage nach Schuld oder Unschuld und so kann der eine, wie ich, seine eigene Biographie wiederfinden, ohne Anklagen oder Verklärtheit, und der andere kann sich fragen :"Wie hätte ich mich verhalten?" . Dieser Stoff kann zu gegenseitigem und Selbstverständnis außerordentlich beitragen und ich meine sogar das man daraus eine sehr authentische Verfilmung machen könnte.
Überzeugend durch Authentizität Hans Herbst aus Berlin 21.2.2001
Das Buch überzeugt durch seine Authentizität und ist eine Ausnahmeerscheinung im mittlerweile schwer durchdringbaren Dschungel von Ost-Literatur. Durch die sehr persönliche Erzählung einer Jugendgeschichte gewährt Ewald tiefsten Einblick in die Binnenstrukturen der ehemaligen DDR-Gesellschaft, die auch andernorts auffindbar sind. Dadurch wird deutlich, wie Privates und Politisches ineinander verzahnt sind, ja mehr noch: daß beide Sphären eine untrennbare Einheit bilden. Ich würde mir mehr davon wünschen, weit weg von Nostalgie und Verklärung einerseits und Verurteilung und Abwertung auf der anderen Seite. Mehr von dem, was Ewalds Buch auszeichnet: Authentizität, Ehrlichkeit, ungeschmückte Darstellung gelebter Geschichte.
Eine humorvolle und spannende Erzählung Ein Leser aus Stendal , 20. Februar 2001
Der Autor zeigt die Erlebnisse, des in der DDR aufwachsenden Max Steinert, dabei schildert er das perfide System der Staatssicherheit, ohne sich der Schwarzweißmalerei zu bedienen, weder glorifiziert noch unterschätzt er die Vorgehensweise der Stasi-Mitarbeiter. Auf seine Fragen erhält Max Steinert keine Antworten, er fühlt sich mitunter an den Rand seiner Kräfte angelangt, er sucht Freunde und findet sie, die ihn wiederum verraten. Max hat die Abgründe der Gefühle kennengelernt und kann kaum Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen. Diese Geschichte, wird amüsant und unkonventionell erzählt, und läßt auch die vergangene Zeit lebendig werden. Alles in allem also eine lesbare und lesenswerte Erzählung.
Für mich eine Befreiung aus sozio-psychologischer Enge joachim_gruber aus Hamburg 19.2.2001
"Spreu und Weizen" ist eine Darstellung des Alltagslebens der DDR, wie ich (Westdeutscher) bisher noch keine gelesen habe. Frank Ewalds Beobachtungsgabe, die Offenlegung des Gesehenen und die sich daraus entwickelnden Gedanken und Gefühle gaben mir die Möglichkeit, mich sehr in die Lage eines Heranwachsenden jenseits der Mauer zu versetzen. Die Geschichte der Hauptfigur Max Steinert ist mit solcher Ehrlichkeit erzahlt, zeigt so viele der Freuden, Nöte und Ängste eines Jugendlichen -und auch die gesellschaftlichen Bedingungen in der DDR.
Dankbar bin ich, weil ich aus dem Buch lernen konnte, auf welchem Hintergrund die ostdeutsche menschliche Waerme entstanden ist. Die Philosophin Susan Neiman, (amerikanische) Direktorin des Einstein-Forums in Potsdam, hat in ihrem autobiographischen Buch "Slow Fire" geschrieben:
"Die Leute in Ostberlin schienen warmherziger als die in Westberlin. Nicht nur freundlicher zu Amerikanern: Das waere leicht zu erklaeren. Sie erschienen netter zueinander. Weniger formal. Weniger aengstlich und weniger angsterregend.Alle, zu denen ich darueber sprach, bestaetigten meinen Eindruck: Es war, so sagten sie, eine bekannte Tatsache.... (Wir) sprachen (dort) mit mehr Waerme, Humor, Verstand, Klugkeit und Weitsicht als ich in ganz Westberlin angetroffen hatte. ... Die schlaefrige glatte Kultiviertheit und Grossartigkeit, so charakterisitisch fuer Westberlin, fehlte, und an ihrer Stelle stand eine aufnahmebereite, offene, frische Intensitaet, die mir -ganz eigenartig- als ziemlich amerikanisch erschien. "
Dies stimmt interessanterweise mit der Aussage J. Robert Oppenheimers ueberein, des wissenschaftlichen Leiters des Los Alamos Scientific Laboratory während des 2. Weltkriegs. Er lebte einige Jahre in Goettingen und charakterisierte die Deutschen von damals als "aergerlich, bitter, unterschwellig aggressiv und unzufrieden".
Wie haben es die Menschen in der DDR geschafft, sich im Gegensatz zu uns aus dieser von Oppenheimer geschilderten psycho-sozialen Zwangslage zu befreien? Ich moechte dieses positive Lebensgefuehl kennen, erleben und uebernehmen lernen, und dabei moechte uns wohl Frank Ewald mit "Spreu und Weizen" helfen.Dr. Joachim Gruber, 59, Physiker, Hamburg
joachim_gruber aus Hamburg , 15. Februar 2001
Ein Leben der "3. Generation" der DDR"Spreu und Weizen" ist eine Darstellung des Alltagslebens der "dritten Generation" in der DDR (diese Definition nach Wolfgang Engler charakterisiert die Lebensauffassung, mit der Generation von Ulbricht als erster und der von Honecker als zweiter), wie ich bisher noch keine gelesen habe. Die Beobachtungsgabe, die Offenlegung des Gesehenen und die sich daraus entwickelnden Gedanken und Gefühle gaben mir (Westdeutschen) die Möglichkeit, mich in die Lage eines jenseits der Mauer Heranwachsenden zu versetzen. Die Geschichte der Hauptfigur Max Steinert ist mit grosser Ehrlichkeit erzählt, zeigt so viele Freuden, Nöte und Ängste eines Jugendlichen auf. Es werden dabei natürlich gesellschaftliche Zwänge in der DDR dargestellt und wie Max sie handhabt. Dankbar bin ich, weil ich vieles aus dem Buch lernen konnte: gesellschaftliche Bedingungen in der DDR und vor allem etwas über den Hintergrund, auf dem die attraktive Bescheidenheit, das konstruktive Miteinander und die für mich wohltuende menschliche Wärme wachsen konnten. Damit haben die Menschen in der DDR uns den Weg aus dem Ärger, der Bitterkeit, der latenten Agressivität und der bohrenden Unzufriedenheit gezeigt (Diese 4 Charakteristika der Deutschen nannte J. Robert Oppenheimer, der wissenschaftlichen Leiter des Manhatten-Projekts in Los Alamos, Sohn eines deutschen Einwanderers. Er hatte einige Jahre in Göttingen gelebt.). Ich möchte diese neue, befreiende Lebensfreude, die ich auch in meinen 10 Jahren in den USA empfand, lernen und die damit wiedergewonnene Energie weitergeben können. Dabei hat mir "Spreu und Weizen" geholfen.
Dr. Joachim Gruber Physiker, Hamburg
Authentische und intime Beschreibung eines Heranwachsenden 22. Oktober 2002 Von "psstahl"
Authentische und sehr empfindsame Beschreibung eines Heranwachsenden in der früheren DDR. Ich, die in Westdeutschland aufgewachsen bin und diesen Teil Deutschlands nie kennengelernt habe, konnte mich sehr schnell in das Leben der Hauptperson hineinfinden und -fühlen. Das Buch fesselt einen von der ersten Seite an und konfrontiert den Leser sich mit seiner eigenen Identität, Möglichkeiten und Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Ein sehr gutes Buch, um sich dem Leben der damaligen DDR auf eine ganz intime und gefühlsreiche Art zu nähern.
Authentische Lebensdarstellung aus der ehemaligen DDR , 21. Oktober 2002 Von "psstahl"
Spreu und Weizen ist eine sehr intime und authentische Beschreibung eines Heranwachsenden in der früheren DDR. Ich, die im Westen aufgewachsen bin und mir dieser Teil Deutschlands immer sehr fremd war, konnte mich sehr schnell in die Hauptfigur hineinversetzen und aus dieser Sicht dieses Leben nachempfinden. Das Buch rüttelt einen auf und konfrontiert den Leser damit, sich selbst mit seiner Herkunft, Möglichkeiten und seiner Identität auseinanderzusetzen. Ein sehr gutes Buch, um sich dem Leben der früheren DDR zu nähern und auseinanderzusetzen!
Sehr empfehlenswert 29.3.2002 Von Stephan Brandt (Berlin)
Endlich einmal eine DDR-Erzählung, die die Sicht der mittleren Generation – der zwischen 1960 und 1970 geborenen - thematisiert. Die prägenden Erlebnisse seiner Jugend – Lehre, erste Liebe, Berufsausbildung und Armeezeit – lässt der Autor Frank Ewald sein alter ego Max Steinert in diesem Buch nochmals erleben. Steinert stolpert mit nahezu kindlicher Naivität durch die fest vom Staat vorgegebenen Stationen seiner Jugend in der DDR der 80-er Jahre. In seiner Begegnung mit verschiedenen Charakteren, die sich alle auf ihre Art mit dem herrschenden System auseinandersetzen, lernt Steinert durch Anpassung, Widerstand, aber auch durch Flucht in die kleinen Nischen seinen Umgang mit dem System.
Man erlebt die Abitur- und Militärzeit des Max Steinke so packend und hautnah, als wäre man selbst dabeigewesen. Um im irrwitzigen System von Anpassung, Gruppenzwang und Leistungsdruck zu bestehen, ist der junge Max nicht selten zu Selbstverleugnung und Opportunismus gezwungen. Dabei ist er alles andere als ein Held. Körperlich eher unscheinbar und auch sonst eher eine sanfte Seele, zwingen ihn die Umstände zu ständiger Härte gegen sich und andere, was ihm eigentlich widerstrebt.
Im Landwirtschaftsschulheim, in der Lehr- und Erntezeit bei der LPG und schliesslich beim Wachregiment erlebt er die Widersprüche zwischen Staatsräson und real existierender Wirklichkeit mit all ihren Tücken, Macken und Schikanen.
Immer wieder sind es Einzelne, die sich im teils unmenschlichen Umfeld durch Menschlichkeit, Redlichkeit und Charakterstärke hervorheben. So lernt Steinert,die Spreu vom Weizen zu trennen.
Sehr angenehm fällt auf, dass dieses Buch ohne die übliche Ironie und grotesken Verzerrungen auskommt, mit der DDR-Aufarbeitungsliteratur zuweilen hantiert. Frank Ewald verfällt nicht ins Klischee, wirkt immer absolut authentisch, niemals anklagend oder belehrend.
Sensibel und mit psychologischem Feinsinn werden die Tücken des Mähdrescherfahrens genauso glaubhaft geschildert wie die grausamen Schikanen der EK-Bewegung während der Militärzeit.
Dieses Buch zeichnet sich aus durch Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit. Dazu kommt eine packende und schlüssige Erzählweise, das zusammen ergibt das Prädikat:
Ost und West - Spreu und Weizen?
, 26. Februar 2002 Von Torsten Stoll (Berlin) - Alle meine Rezensionen ansehen
Ein ehrliches, liebevolles und zugleich spannendes Buch für Ost und West, auch, oder gerade weil es eine Ostgeschichte ist, obwohl es genau genommen keine Rolle spielt. Ewald bringt das Kunststück fertig, ohne Erklärungen die Dinge erklärbar zu machen, ohne eine Lösung alles aufzulösen. Er wirft alles in einen Topf und trennt doch die Spreu vom Weizen. Durch seine hautnahe Erzählweise macht er es dem Leser leicht, sich in den Helden zu versetzen. Gleichzeitig erschwert er einem die Entscheidung, wie man selbst wohl gehandelt, auf wessen Seite man gestanden, ob man eher getrennt oder geerntet hätte. Aber genau das ist ja das Thema, Spreu und Weizen. Dieses bedient der Autor zweifellos ohne einfache Schwarz-Weißmalerei. Daher lohnt es sich allemal, dem Helden zu folgen und sich selbst zu verlieren, auch wenn es dem Autor durch seine ungezügelte Erzählust hin und wieder genauso geht. Aber auf Grund des gekonnten humorvoll-tiefsinnigen Stils tut es dem Buch keinen Abbruch. Am Ende hatte ich zumindest Lust auf mehr.
Die Reise zurück, 18. Dezember 2001 Von Ein Kunde
Alles ist festgelegt. Der Lebensweg in Zeiten unter der Ährenkranzflagge ließ nicht viel Spielraum. Um so schöner zu lesen, wie bunt und launenhaft das Alltägliche unter diesem Guß aussehen konnte. Bildhaft gelingt es dem Autor, Gefühle und Konflikte seiner Jugend nachzuvollziehen, unbeschönigt und der damaligen Naivität bewußt. Keine Rechtfertigung- warum auch- keine Verzerrung. Die Sprache schafft den Sprung in die Phantasie, man sieht Gestalten und Orte vor sich, empfindet Erregung und Enttäuschung mit dem Helden. Ein kurzweiliges Buch mit vielen Passagen zum Lachen und Besinnen.
Wieder was verstanden 4.12.2001 Von Stefan Born (Berlin)
Ich kann mich den positiven Reaktionen auf das Buch nur ausdrücklich anschließen. Das Buch beschreibt eine Jugend in den letzten Jahren der DDR, ohne die Figur wissen zu lassen, dass es die letzten Jahre sind. Frank Ewald lässt niemanden in der Erzählung wissen, was wir heute wissen. Der "Held" zieht seine Schlüsse und schließt seine Kompromisse ausschließlich aus den Informationen, die ihm damals zur Verfügung gestanden hätten. Dadurch wird es möglich, Verhaltensweisen zu verstehen, die heute, da man alles besser weiß (oder schon immer wusste...), nicht mehr so einfach nachzuvollziehen sind. Und das alles noch unterhaltsam, humorvoll und sogar erotisch. - Tolles Buch!
Drahtseilakt zwischen Böhnshausen, Ernteschlacht und Wachreg 25.10.2001 Von Ein Kunde
Ein sehr persönliche Buch hat Frank Ewald (37) vorgelegt und doch eine sehr typische Erzählung aus dem letzte Jahrzehnt der DDR und ihrer Menschen. Max Steinert ist kein Held, aber doch jemand, der sich zuweilen auflehnt, der sich mit den ungeschriebenen Spielregeln nicht abfinden will. Ewald schildert in seinem kürzlich erschienenen Buch "Spreu und Weizen³ einen sehr wesentlichen, prägenden Lebensabschnitt, fast ist es der Roman einer Jugend. Die Bilder und Episoden sprechen oft für sich. Und doch wird all das nicht ausgespart, was an Verrenkungen im realen Sozialismus nötig oder üblich war, um sich eine Nische in der Gesellschaft zu ergattern. Der aus gutem Hause kommende Max, Eltern Ärzte, der Vater hatte irgendwann mal als Militärarzt gedient und will mit der Stasi nichts zu tun haben, schafft nicht den Sprung auf die EOS und bekommt prompt einen Lehrplatz als Bauer mit Abitur.
Danach werde der Papi schon dran drehen, dass es weiter gehe. So führen die Wege des Max aus der Altmark nach Böhnshausen und Derenburg. Der aufmerksame Halberstädter Leser wird fast der gesamten Lehrerschaft der damaligen BBS in Ewalds Werk ein mehr oder minder schmeichelhaftes Denkmal gesetzt finden. Das Motiv von Spreu und Weizen begleitet die Hauptfigur durch das ganze Buch. Im Internat, wo das schmale Bürschchen unter den starken, blauäugigen Bauernburschen seinen Platz sucht und eher bei den weniger Bäuerischen findet,beim Ernteeinsatz vor der altmärkischen Haustür, wo die Bauern gegen die Parteiniks die Ernte einbringen oder später während seines dreijährigen Ehrendienst bei den bewaffneten Organen.Ewalds Erzählung ruft die Zerrissenheit zwischen Persönlichem und Erwartetem, den Opportunismus, schließlich zieht er trotz massiver Abneigung drei Jahre für Frieden und Sozialismus auf Wacht, Gruppendruck und Liberalismus ins Gedächtnis. Frank Ewald verfügt über eine gute Beobachtungsgabe, versteht es, bildhaft und (auf jeden Fall für gelernte DDR-Bürger) nachvollziehbar das Leben zu beschreiben. Das in der ländlichen Provinz zwischen Böhnshausen und Salzwedel, aber auch das etwas andere in der Hauptstadt. Seine Figuren charakterisiert er bereits mit dem Namen, womit er sie aber gelegentlich in ihren engen Handlungsgrenzen zementiert: Mogel und Tollrant, Traum, Scharf und Buhlert, Sänger, Jünger und Knikke. Ihm gelingt es diese Personen schlaglichtartig zu charakterisieren, ihnen ein Gesicht zugeben zwischen vielen Gesichtslosen in seinem Tagwerk.In dem Buch treffen sich Härte und Zartheit, der Knochenjob auf dem Feld und die Sehnsucht nach Liebe bei Helena und Maria, das Zurückziehen in die Abgeschiedenheit seiner Kinderoase "Großer Moritz³, der er am Ende entwachsen scheint und die nun von der neuen Straße zerschnitten wird, und das Ausgeliefertsein bei der militärischen Ausbildung.Gerade dem Alltag in Uniform widmet er mehr als die Hälfte der 348 Seiten. Die 1096 Tage offenbaren die Zerissenheit in seiner Persönlichkeit zwischen Bauernschläue, Resignation und gefährlicher Konfrontation. Der neue Aspekt des tausendfach Gehörten und Erlittenem zwischen EK-Bewegung und Chargendenken ist, dass dieser Max Steinert nicht irgendein NVA-Längerdiener ist. Er verbringt seine Zeit in gutem Tuch und priveligiert, aber nicht zwangsläufig besser, beim Wachregiment: Drei Jahre stupides Obachtgeben auf Stasiobjekte oder Sondereinrichtungen. Dabei entwirft er ein vielschichtiges Bild zwischen Militärischem und Geheimem, versucht aus der Sicht eines seine drei Jahre Abdienenden einen Blick auf Strukturen, die eigentlich niemand erkenne sollte, und die ihn selber in ein Spannungsfeld platzieren. Dabei findet er jedoch immer wieder zu seinem Handlungsfaden zurück. Der wird zuweilen zu einem Drahtseil, auf dem Max balanciert. Ewald lässt ihn nie wirklich abstürzen.
Gelungene Beschreibung eines Landes und deren Menschen 27.8.2001 Von Ein Kunde
Das Buch schafft es, daß durch die Identifikation mit dem Helden, die Erinnerungen an eigene Siege und Niederlagen, Stärken und Schwächen wachgerufen werden. Des weiteren wird ein Land und dessen Zustände beschrieben, ohne zu erklären. Dieser hilfreiche Verzicht und Frank Ewalds Fähigkeit zu erzählen, bewirkten bei mir ein Verstehen, warum es war, wie es war und warum die Menschen waren, wie sie waren. Und das auf eine angenehme und lesenswerte Art und Weise.
5.7.2001 Von Ein Kunde
Keine ParodieDer Autor versteht es in den ersten Seiten dem Leser einen kleinen Eindruck von der Tragik des Gesamtbuches zu vermitteln. Es ist für mich eine ganz neue Geschichte, da ich zwar im Ostteil der Republik aufgewachsen bin, jedoch noch zu jung war ,um die meisten Zusammenhänge zu begreifen. Umso interessanter ist es natürlich, einen kleinen Einblick in das Leben des Max Steinert zu gewinnen. Im Verlauf der Erzählung wird die humanistische Einstellung der Hauptfigur deutlich, was ja dem Anspruch der sozialistischen Idee voll entspräche. Durch des Autors literarisches Geschick, enthüllt sich eben gerade der Gegensatz zwischen jener Idee und der praktizierten Wirklichkeit. Eine tragische Erkenntniss, nicht nur für M. Steinert. Der spezielle Humor des Autors läßt die Geschichte trotzdem nicht ins Drama abgleiten, vielmehr bleibt die Ernsthaftigkeit der Situation seiner Romanfigur erhalten und man kann keineswegs behaupten, es wäre eine Parodie. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß es sich bei der Erzählung "Spreu und Weizen" um ein romantisch, politisch bewegtes Einzelschicksal handelt, was mit Sicherheit kein Einzelfall war.
beeindruckendes Buch, 18. März 2001 Von Ein Kunde
Wenn man wie ich im Westen aufgewachsen ist und nach der Wende im Osten sein Zuhause gefunden hat, läßt es sich nur schwer vorstellen, was sich zu DDR-Zeiten hinter der Mauer abgespielt hat. Daß die Mentalität der Menschen im Osten eine andere ist, merkt man auch heute noch. Aber nie hatte ich bisher erfahren können,warum. Nach dem Lesen von Spreu und Weizen hat sich das geändert. Den die Geschichte des Max Steinert läßt einen auf so anrührende Weise am Leben in der ehemaligen Ostzone teilnahmen, daß man das Gefühl bekommt, als befände man sich mittendrin. Das ist manchmal ganz lustig,vor allem dann, wenn die eigenen Jugendstreiche in Erinnerung kommen. Dann wieder erscheint es unfaßbar, daß Stasi und Parteigenossen eine solche Macht über die Menschen hatten. Oft mußte ich mich fragen, ob ich ein solches Leben ausgehalten hätte. Frank Ewalds Spreu und Weizen ist eine ergreifende und spannende Erzählung über die Menschen im Osten, die jeder im Westen einmal lesen sollte,der die andere Seite von Deutschland verstehen will.
spannend, autobiographisch und keineswegs humorlos, 12. März 2001 Von Ein Kunde
Da läuft es einem schon kalt den Rücken runter, wenn man beim Lesen eines Buches das Gefühl bekommt, sich in seiner eigenen Jugend wiederzufinden. So erging es mir jedenfalls bei dieser Geschichte um Max, der nach der Schule das Elternhaus und die altmärkische Kleinstadt verläßt um "Bauer" zu werden, anschließend in Berlin landet und sich dort im Labyrinth der Stasi zurechtfinden muß, und am Ende wieder in der Heimatstadt landet. Ein wohl typischer Weg eines jungen Menschen in der DDR. Der Autor erzählt anschaulich und authentisch vom Leben eines Jugendlichen in der DDR, der auf dem Weg zum Erwachsen werden erkennt, daß sich "Spreu und Weizen" trennen, wird er zum Mitläufer oder nicht. Schön an dieser Geschichte ist, daß die Hauptfigur nicht zum Helden hochstilisiert wird, der stets und ständig die Konfrontation mit Partei und Staat sucht, sondern die Möglichkeiten gezeigt werden, wie es auch unter den Gegebenheiten der DDR möglich war Kompromisse einzugehen zwischen Unterwürfigkeit und Aufrichtigkeit. Dies wird spannend erzählt, die autobiographischen Züge werden deutlich, und der Humor kommt dabei keineswegs zu kurz. So ist Platz für Zwischenmenschliches wie die erste Liebe ebenso wie für Szenen, in denen sich Parteigenossen lächerlich machen, die mich an Ausschnitte in Filmen wie "Spur der Steine" erinnern. Insofern ist dieses Buch wirklich bemerkenswert, denn es ist sowohl für den "Ost-Leser" als auch den "West-Leser" interessant. In diesem Buch gibt es wenig Schwarzweißmalerei, also auch nicht die Frage nach Schuld oder Unschuld und so kann der eine, wie ich, seine eigene Biographie wiederfinden, ohne Anklagen oder Verklärtheit, und der andere kann sich fragen :"Wie hätte ich mich verhalten?" . Dieser Stoff kann zu gegenseitigem und Selbstverständnis außerordentlich beitragen und ich meine sogar das man daraus eine sehr authentische Verfilmung machen könnte. Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen War diese Rezension für Sie hilfreich? Rezension unzumutbar? | Kommentar als Link Kommentar
Überzeugend durch Authentizität, 22. Februar 2001 Von Ein Kunde
Das Buch überzeugt durch seine Authentizität und ist eine Ausnahmeerscheinung im mittlerweile schwer durchdringbaren Dschungel von Ost-Literatur. Durch die sehr persönliche Erzählung einer Jugendgeschichte gewährt Ewald tiefsten Einblick in die Binnenstrukturen der ehemaligen DDR-Gesellschaft, die auch andernorts auffindbar sind. Dadurch wird deutlich, wie Privates und Politisches ineinander verzahnt sind, ja mehr noch: daß beide Sphären eine untrennbare Einheit bilden. Ich würde mir mehr davon wünschen, weit weg von Nostalgie und Verklärung einerseits und Verurteilung und Abwertung auf der anderen Seite. Mehr von dem, was Ewalds Buch auszeichnet: Authentizität, Ehrlichkeit, ungeschmückte Darstellung gelebter Geschichte. Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen War diese Rezension für Sie hilfreich? Rezension unzumutbar? | Kommentar als Link Kommentar
Eine humorvolle und spannende Erzählung, 20. Februar 2001 Von Ein Kunde
Der Autor zeigt die Erlebnisse, des in der DDR aufwachsenden Max Steinert, dabei schildert er das perfide System der Staatssicherheit, ohne sich der Schwarzweißmalerei zu bedienen, weder glorifiziert noch unterschätzt er die Vorgehensweise der Stasi-Mitarbeiter. Auf seine Fragen erhält Max Steinert keine Anworten, er fühlt sich mitunter an den Rand seiner Kräfte angelangt, er sucht Freunde und findet sie, die ihn wiederum verraten. Max hat die Abgründe der Gefühle kennengelernt und kann kaum Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen. Diese Geschichte, wird amüsant und unkonventionell erzählt, und läßt auch die vergangene Zeit lebendig werden. Alles in allem also eine lesbare und lesenswerte Erzählung. Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen War diese Rezension für Sie hilfreich? Rezension unzumutbar? | Kommentar als Link Kommentar
Ein Leben der "3. Generation" der DDR, 16. Februar 2001 Von Joachim Gruber "Physiker" (Berlin, Deutschland) - Alle meine Rezensionen ansehen
"Spreu und Weizen" ist eine Darstellung des Alltagslebens der "dritten Generation" in der DDR (diese Definition nach Wolfgang Engler charakterisiert die Lebensauffassung, mit der Generation von Ulbricht als erster und der von Honecker als zweiter), wie ich bisher noch keine gelesen habe. Die Beobachtungsgabe, die Offenlegung des Gesehenen und die sich daraus entwickelnden Gedanken und Gefühle gaben mir (Westdeutschen) die Möglichkeit, mich in die Lage eines jenseits der Mauer Heranwachsenden zu versetzen. Die Geschichte der Hauptfigur Max Steinert ist mit grosser Ehrlichkeit erzählt, zeigt so viele Freuden, Nöte und Ängste eines Jugendlichen auf. Es werden dabei natürlich gesellschaftliche Zwänge in der DDR dargestellt und wie Max sie handhabt. Dankbar bin ich, weil ich vieles aus dem Buch lernen konnte: gesellschaftliche Bedingungen in der DDR und vor allem etwas über den Hintergrund, auf dem die attraktive Bescheidenheit, das konstruktive Miteinander und die für mich wohltuende menschliche Wärme wachsen konnten. Damit haben die Menschen in der DDR uns den Weg aus dem Ärger, der Bitterkeit, der latenten Agressivität und der bohrenden Unzufriedenheit gezeigt (Diese 4 Charakteristika der Deutschen nannte J. Robert Oppenheimer, der wissenschaftlichen Leiter des Manhatten-Projekts in Los Alamos, Sohn eines deutschen Einwanderers. Er hatte einige Jahre in Göttingen gelebt.). Ich möchte diese neue, befreiende Lebensfreude, die ich auch in meinen 10 Jahren in den USA empfand, lernen und die damit wiedergewonnene Energie weitergeben können. Dabei hat mir "Spreu und Weizen" geholfen.