Probst Heino FalckeErfurt
Freiheitsrede
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wikipe Autor
*1929 DNB.person DNB.nummer (28) ( DNB.name ) detopia: Ökumenischer Rat Konziliarer Prozess |
Vordenker, Mahner, Seelsorger Festschrift für Heino Falcke zum 90. Geburtstag Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und Evangelischer Kirchenkreis Erfurt (Hrsg.) 2019 272 Seiten
Inhalt
Vorwort 5 Bodo Ramelow: Ein unbeugsamer Geist 13 Heinrich Bedford-Strohm: Was ist Heimat? 15 Für Heino Falcke zum 90. Geburtstag Elfriede Teresa Begrich: Wegbereiter und Wegbegleiter 25 Heino Falcke zum 90. Geburtstag Michael Beintker: Zwischen Reformation und Kirchenreform 31 Einige Gedanken zu den Reformprozessen in der evangelischen Kirche Almuth Berger und Hans-Jürgen Fischbeck: Vordenker in kritischer Zeit 45 Begegnungen und Erfahrungen mit Heino Falcke Christoph Demke: Mit Gott Schritt halten 49 Ulrich Duchrow: Bündnisse zwischen Ökumene, Papst Franziskus und den sozialen Bewegungen zur Überwindung des Götzen Kapital ... 53 Für Heino Falcke zum 90. Geburtstag
Dietrich Ehrenwerth
Joachim Garstecki Conrad Erasmus Neubert: Mein Weg aus der Not der Versorgung (139) Ehrhart Neubert: Eine Festschrift für Heino Falcke vor 30 Jahren (153) Hildigund Neubert: Die Bibel im Dorf (159)
Axel Noack Paul Oestreicher: 1955-1989: Im Krieg gegen den Kalten Krieg 175 Siebenundsiebzigmal bei den Christen in der DDR - Einsichten eines Kirchendiplomaten Elisabeth Raiser: Brief an einen Freund 185 Konrad Raiser: Umkehr in den Schalom 189 Heino Falcke und der konziliare Prozess
Gerhard Rein Bärbel Wartenberg-Potter: Baut Archen! 239 Öko-theologische Entdeckungen bei der Relectura biblischer Texte Bernd Winkelmann: Politische Spiritualität 253 Heino Falcke als Inspirator und väterlicher Begleiter Autorenverzeichnis 263 |
Audio: 2007 Über die "Freiheitsrede" (1972) in Dresden 28min 2009 zum Film Mutig gegen Marx und Mielke. dlf 4min 2014 Ernnerungen und Porträt im MDR 24min Video: 2009 Dokfilm Mutig gegen Marx und Mielke wmv
aus wikipedia-2021 Leben und politische Initiativen Heino Falcke studierte evangelischen Theologie in Berlin, Göttingen und Basel, dort war er auch einige Zeit als studentische Hilfskraft von Karl Barth. 1958 erfolgte die Promotion und 1961 die Habilitation an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Von 1963 bis 1973 war Falcke Direktor des Predigerseminars Gnadau der Evangelischen Kirche der Union. Von 1973 bis 1994 leitete er als Propst den Propstsprengel Erfurt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. 1974 bis 1987 war er Vorsitzender des Ausschusses für Kirche und Gesellschaft des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, seit 1975 Mitglied im gleichnamigen Ausschuss beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. Auf der VI. Vollversammlung des ÖRK 1983 in Vancouver brachte er den Antrag für die Vorbereitung eines Friedenskonzils ein. 1988/89 war er stellvertretender Vorsitzender der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR. Die Themen, an denen er vorrangig arbeitete, waren christliche Existenz im sozialistischen Staat, Sicherung des Friedens und Erhaltung der Umwelt. Im Januar 1997 gehörte er zu den Erstunterzeichnern der „Erfurter Erklärung“, die unter dem Motto „Aufstehen für eine andere Politik“ zu einem Politik- und Regierungswechsel in Deutschland aufriefen. Die Initiative setzte sich dafür ein, die Koalition von CDU und FDP unter Kanzler Helmut Kohl abzuwählen und durch ein Bündnis aus SPD, Grünen und PDS zu ersetzen. Ebenfalls als Erstunterzeichner trat Falcke am 31. Oktober 2008 (neben Frank Crüsemann, Ulrich Duchrow, Christian Felber, Kuno Füssel, Detlef Hensche, Siegfried Katterle, Arne Manzeschke, Silke Niemeyer, Franz Segbers, Ton Veerkamp und Karl Georg Zinn) mit dem Aufruf Frieden mit dem Kapital? Ein Aufruf wider die Anpassung der Evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft in Erscheinung.
Der Vortrag „Christus befreit – darum Kirche für andere“ von 1972 Aufsehen erregte Falckes Hauptvortrag „Christus befreit – darum Kirche für andere“ bei der Synode der evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) vom 30. Juni bis 4. Juli 1972 in Dresden. Die Rede stellte einen Widerspruch gegen jede staatliche Vereinnahmung und ein Plädoyer für politische Freiheit und gesellschaftliche Mündigkeit dar. Falcke sprach von der „Hoffnung eines verbesserlichen Sozialismus“ und führte drei Bereiche an, in denen die Kirche politische Mitverantwortung zur Verbesserung des Sozialismus habe: Erstens sei die DDR ein Industriestaat, der Unfreiheit produziere, zu deren Überwindung die Kirche beitragen müsse. Zweitens müssten die Ideologie und die sozialistische Praxis in der DDR überprüft werden, ob sie die Freiheit des Einzelnen ermöglichten. Und drittens sei die Freiheit des Individuums und die Mündigkeit des Bürgers einzufordern und in der Kirche zu praktizieren. Die SED versuchte mit aller Macht, den Vortrag zu verhindern. Auch bei zahlreichen Vertretern der DDR-Kirchen stieß Falckes Vortrag auf Ablehnung, und auf zusätzlichen staatlichen Druck wurde der Vortrag nicht als offizielles Synodenpapier verabschiedet. In einer polemischen Kampagne wurde die Rede anschließend in Staatspresse und christlicher Presse der DDR diffamiert, während die Verbreitung von der SED engagiert bekämpft wurde. Dennoch oder gerade wegen der Art und Weise, wie die SED gegen die Veröffentlichung vorging, fand die Freiheitsrede auch in der DDR große Verbreitung, und ältere Kirchenführer wie Altbischof Johannes Jänicke und der ehemalige Bischofsverweser Günter Jacob stimmten Falcke zu. Durch seinen Vortrag wurde Falcke zum prominenten Kritiker des SED-Regimes, das ihn als „feindlich-negativ“ von der Stasi im OV „Milan“ überwachte.
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