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Teil 2    Streit am Himmel:

Vorderasiatisches Altertum

 Inder       Perser  

Den Ger warf Odin ins Gegnerheer: der erste Krieg [fólkvig] kam in die Welt;
es brach der Bordwall der Burg der Asen, es stampften Wanen streitkühn die Flur. (21)

36-49

Die ersten Kriege, von denen Menschen berichten, sind in mythisches Dunkel gehüllt. In den ältesten Sagen und Mythen stampfen die Helden und Völker bereits waffenstarrend daher, doch ihre Schutz- und Trutzwaffen sind niemals die Ursachen der Kriege und Kämpfe. Die Ursachen liegen zu Anfang stets bei den Göttern, die ihre geistigen Kämpfe austragen.  Der Mensch tritt ihnen zunächst nur helfend zur Seite oder wird von ihnen zum Kampf veranlaßt.

Später, im Sinne einer relativen Chronologie, setzen sich die Menschen auch aus eigenem Antrieb bewaffnet auseinander, die Götter greifen dann lenkend, Rat erteilend und durch ihr Urteil den Ausschlag gebend ein. Die Esoterik kennt den »Streit am Himmel«, den Kampf zwischen den fort­geschrittenen und den zurückgebliebenen Mächten mit Beginn der dritten planetarischen Entwicklungsstufe, wobei es sich um gewaltige Geisteskämpfe handelte. Die Lehre vom Streit am Himmel enthält das Urgeheimnis über die Entstehung des Bösen.22

Nach Rudolf Steiner sind die Planetoiden, die sich zwischen Mars und Jupiter befinden, die Trümmer des großen Schlachtfeldes, auf dem der Kampf zwischen diesen fortgeschritteneren und den zurückgebliebenen Mächten stattfand.23

Von Kämpfen in der geistigen Welt, die von höheren Wesenheiten ausgefochten werden, spricht Rudolf Steiner noch im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1914. Daß es sich dabei nicht um Kämpfe mit materiellen Waffen handelt, braucht nicht besonders betont zu werden. Sie bedeuten »ein Zusammenwirken zur Ausgestaltung eines Fruchtbaren«.24) 

Vom gewaltigsten aller Kämpfe in der geistigen Welt berichtet die Offenbarung des Johannes 12,7-9: 

»Und es erhub sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, und siegeten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführet, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.« (Übersetzung nach Martin Luther) 

Und Emil Bock übersetzt: 

»Und es entbrannte ein Streit in der Himmelswelt. Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte inmitten seiner Engel. Aber seine Kraft versagte, und so fand sich für seine Schar im Himmel keine Wirkensstätte mehr. Es ward gestürzt der große Drache, die Schlange vom Urbeginn, die zugleich diabolischer und satanischer Natur ist, der Verführer der ganzen Menschheit.«

Alle Völker berichten in ihren Sagen und Mythen von diesen Götterkämpfen in der geistigen Welt. Sie als Volkspoesie oder kindliche Phantasien abzutun, konnte nur dem materialistischen Geist des 19. und 20. Jahrhunderts einfallen. Zum Teil handelt es sich bei ihnen um uraltes Wissen von dem Streit am Himmel oder um Urerinnerungen an die atlantische Zeit;25 das muß aber in Einzeluntersuchungen einer jeden Sage und eines jeden Mythos geprüft werden, die nicht hierher gehören. Für unseren Zweck genügt es, einzelne Beispiele anzuführen. 

Vom Wanen- und Asenkrieg der Germanen wurde schon im ersten Kapitel gesprochen. Bei den Griechen wurde der Urvater des ganzen Göttergeschlechts von seinem jüngsten Sohn Chronos, dem Vater der Zeit, entmannt und vom Thron gestoßen. Chronos heiratete seine Schwester Rhea, verschlang aber die Kinder, die sie gebar, bis Rhea ihren dritten Sohn, Zeus, seinen Nachstellungen entzog, indem sie ihn in einer Höhle verbarg. Zeus aber entfesselte den Krieg und zerschmetterte Chronos mit seinem Blitz. 

Vom »Streit am Himmel« berichten die Perser, bei denen die »Söhne des Lichtes« unter Führung des Ahuramazda gegen die »Herren der Finsternis« unter Führung des Ahnman im ersten Krieg kämpfen. Dabei »verdreifachte« sich Ahuramazda, entfernte sich so weit von der Sonne, wie diese von der Erde entfernt ist, schmückte den Himmel mit Sternen und setzte über sie den Sirius. Darauf tat er 28 von ihm erschaffene Götter in ein »Ei«, womit er ein anderes, mit den Wesen des Ahriman bemanntes Ei durchbohrte. So ist das Böse auf die Erde gekommen. Doch es sollte sich die Schicksalszeit nahen, in der Ahriman Pest und Hungersnöte über die Menschen bringt. Das gerät dann auch zu seinem eigenen Untergang.26

Das Sibyllinische Orakel berichtet vom »Krieg der Gestirne«:

37


Einer glänzenden Sonne Drohung unter den Sternen sah ich und eines Mondes schrecklichen Zorn in Blitzen.
Die Sterne waren Kampf gebärend, Gott ließ sie kämpfen.
Anstelle der Sonne lange Flammen fuhren durcheinander.
Der Morgenstern lenkte die Schlacht, indem er den Rücken des Löwen bestieg.
Des Mondes zweigehörnte Trauergestalt änderte sich.
Der Steinbock stieß zurück des jungen Stiers Nacken;
Der Stier aber raubte dem Steinbock den Tag der Heimkehr.
Und die Waage verdrängte den Orion, so daß sie nicht mehr blieb.
Die Jungfrau tauschte sich im Widder das Los der Zwillinge ein.
Die Pleiade schien nicht mehr.
Der Drache verleugnete den Gürtel.
Die Fische verkrochen sich gegenüber dem Gürtel des Löwen.
Der Krebs hielt nicht stand, denn er fürchtete den Orion.
Der Skorpion geht auf den Schwanz des schrecklichen Löwen los.
Und der Hund glitt ab infolge der Flamme der Sonne.
Der Wassermann aber entzündete die Macht des starken Leuchtenden.
Es erhob sich Uranus selbst, bis er die Kämpfer erschütterte, erzürnt sie vorn über zur Erde hinabschleuderte.
Jählings also hinabgestürzt zu des Okeanos Bart, entzündeten sie das ganze Land. 
Es blieb sternlos der Äther.
27

 

Bei den Madagassen, außerhalb des europäischen Kulturraums, brach der erste Krieg bei der Trennung des Himmels von der Erde aus, beim Streit der Götter des Oben und des Unten, die einander mit Feuerstürmen und Meteoritenregen bekämpften.28 Auch die um 2300 v.Chr. ins Licht der Geschichte tretenden Hethiter berichten im »Gesang des Ullikummi« vom ersten Krieg als einem Streit der Götter, der zur Trennung von Himmel und Erde führte.29 Ebenso ist bei den Chinesen die Trennung des Himmels von der Erde der Anlaß zum ersten Krieg. Darin besiegt der dem persischen Ahuramazda vergleichbare Gott Fu-hsi das fliegende gehörnte Ungeheuer Kung-kung, das dem Ahriman vergleichbar ist. Auch hier entsteht durch den Kampf des feindlichen Brüderpaares der Gegensatz zwischen Gut und Böse.30

Es wurde schon erwähnt, daß es sich bei diesen Göttern nicht immer um ganz hohe geistige Wesenheiten handelte, wie das deutlich etwa beim Streit am Himmel, dem geschilderten Götterkampf bei den Chinesen und dem Streit Ahuramazdas gegen Ahriman der Fall war: Sehr oft liegen auch atlantische Erinnerungen vor: 

38


»Nicht allein Griechen und Germanen, europäische Zweige der weißen Rasse, erinnerten sich mythenseherisch der atlantischen Urzeiten, da die Götter als Geisteslehrer und Priesterkönige unter den Menschen wandelten, - sondern ebenso deutlich die Indianerstämme Mittelamerikas, gleichsam am anderen Ende der Atlantis. Und das Allermerk­würdigste ist, daß den Germanen wie den Indianern gleichermaßen höchst heilig war, eine gottmenschliche Heroen-Gestalt der Urzeit mit Namen – Votan, die im Luftwesen der Erde und im Atem der Seele erlebt wurde.

Alexander von Humboldt war einer der ersten, die dies mit Staunen bemerkten. Je gründlicher man in der Folgezeit die heiligen Schriften der Maya- und Quiche-Indianer studierte, desto besser lernte man den mittelamerikanischen >Votan< kennen! Donnelly, der so viele wichtige Daten zusammengetragen hat, erwähnt auch den sehr bedeutsamen Ausspruch Humboldts: >Wir haben die besondere Aufmerksamkeit des Lesers auf diesen Votan oder Wodan gelenkt, einen Amerikaner, der desselben Stammes zu sein scheint, wie die Wods oder Odins der Goten und Kelten. Nachdem Odin und Buddha höchstwahrscheinlich dieselbe Person gewesen ist, so ist es bemerkenswert, daß in Indien, Skandinavien und Mexiko die Namen »Bondvar« und »Wodansdag« gleichzeitig den Namen eines kleinen Zeitabschnittes bedeuten.<«31

Dieses Beispiel sollte angeführt werden, um die ungeheure Verbreitung dieser Vorstellungen und dieses Wissens zu belegen.

Aus dem Streit am Himmel wurde somit spätestens in atlantischer Zeit der Krieg auf Erden, in dem die Menschen an der Seite ihrer Götter, die ja ihre Priesterkönige und Geistesführer waren, in den Kampf eingegriffen. Ihre Begabung zur Kriegführung erhielten die Germanen, wie die »Edda« berichtet, von den Äsen, vornehmlich von Wotan, der bedeutungsreich auch der Gott der Sprache und damit der Trennung der einzelnen Völker ist. So läßt sich auch durch ihre Hingabe an die Götter und ihre geistigen Führer das Fehlen der Todesfurcht, ja bei den Germanen geradezu eine Todessehnsucht, erklären, ein erstrebtes Sterben, um in Walhall die Wiedervereinigung mit den Göttern zu erleben. Darüber hinaus war die Verkörperung bei ihnen wie bei allen alten Völkern jener Zeit vor dem Einbruch des Kali Yuga so locker, daß sie auch während des Erdenlebens ein gewisses Bewußtsein von der Welt hatten, in der die Toten leben. Dadurch konnten sie ohne erhebliche Todesfurcht sterben.32

Erst im Lauf des 2. vorchristlichen Jahrtausends kommt es, zunächst bei einigen Hochkulturen wie etwa den Hethitern, allmählich dazu, daß das blinde Vertrauen in die Götter, das eine solche Furchtlosigkeit voraussetzt, schwindet. Dafür wird der menschliche Egoismus stärker, der materielle Vorteil wichtiger und das Anrufen der Götter bei Aufständen und Schlachten zu einer Scheinhandlung.

39


Die Sagen von Kriegen zwischen Göttern und Titanen, Riesen, Cyklopen und ähnlichen Wesenheiten sollen hier nicht behandelt werden, weil sie zum Teil, wie etwa Thors Kampf gegen die Thursen und Jöten, Kämpfe schildern, die sich nicht in der geistigen Welt oder auf dem irdischen Plan, sondern im Innern des Einzelmenschen vollziehen. Betont werden soll nur noch, daß der Krieg bereits in der atlantischen Zeit auf der Erde herrschte.

Diese Tatsache sowie in der Folge Sklaverei, Auswanderungen und Kolonisationen hatten auch die durchaus positive Wirkung einer starken Mischung der Menschengruppen untereinander. Auch der feststellbare Blutdurst, der bis kurz nach der Zeitenwende die Kriege kennzeichnete, in denen ohne Mitleid und Erbarmen der besiegte Gegner, wenn er nicht als Sklave taugte, getötet wurde, kann vor dem Hintergrund gesehen werden, daß in der frühen Zeit die jungen siegreichen Völker das Positive aus den Blutskräften der besiegten alten aufnahmen.33

Noch einmal wenden wir unseren Blick zur alten Atlantis zurück. Zum mindesten seit dem von den Tolteken beherrschten dritten Zeitalter kann dort von kriegerischen Verwicklungen gesprochen werden, nannten sich doch die Tolteken selbst nach einem uralten Gedicht Chichimeken, das sind die Bogenschützen.34 Mit der vierten atlantischen Unterrasse, in der die Urturanier, Ugrer und Türken entstehen sollten, tauchten die Menschenseelen immer tiefer in den Leib ein, wobei die sinnlichen Triebe des Blutes das Nervensinnesleben durchsetzten.

Die dadurch entstehende und ständig wachsende Selbstsucht führte zum Mißbrauch der Mysterienweisheit und zur Magie. Diese Turanier wurden immer mehr vom ahrimanischen Kriegsdämon erfaßt. Scott-Elliot schildert sie wie folgt: »Jeder Häuptling war auf seinem Gebiete unumschränkt, und der König war nur der Erste unter Gleichen. Die Häuptlinge, die seinen Rat bildeten, ermordeten gelegentlich ihren König und setzten einen der ihren auf den Thron. Die Turanier waren eine unruhige und gesetzlose Rasse — roh und grausam. 

Die Tatsache, daß zu gewissen Zeiten ihrer Geschichte Regimenter von Frauen mit in den Krieg zogen, ist für die letztgenannten Charakterzüge bezeichnend.«35 Der Egoismus war in ihnen so mächtig geworden, daß sie nicht mehr für das Gute kämpfend eintraten, sondern sich ganz dem Machtstreben und damit den satanischen Mächten auslieferten.

In seinem berühmten Bericht über die Atlantis schildert platon den Krieg der Atlantier gegen die vorindo­germanische Bevölkerung des Mittelmeerbeckens. Zum ersten Mal wird dabei auch die Bewaffnung letzterer erwähnt, die aus Speer und Schild bestand.36 Dieser Krieg endete mit einer Niederlage der Atlantier und leitete ihren Untergang im 10. Jahrtausend v.Chr. ein, der schließlich durch riesige Wasser­katastrophen besiegelt wurde, zu einer Zeit, der in Europa die letzte Eiszeit entspricht.

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Wenden wir uns nach dieser grauesten Vorzeit in einigen Beispielen den nachatlantischen Völkern zu, was in unserem Rahmen wiederum nur in Schlaglichtern geschehen kann. Dabei wird das Bild von den Kriegen und den kämpfenden Menschen immer plastischer. Nach dem Streit am Himmel, dem Kampf des Guten gegen das Böse, wird der Mensch immer mehr auf die materielle Ebene herabgezogen. Nur so sollte es ihm möglich werden, seine volle persönliche Freiheit zu erringen. Im Wesen dieser Freiheit aber liegt es auch, daß er aus allem sowohl Gutes als auch Schlechtes machen kann, meistens bewirkt er mit seinen Taten beides.

In unserem, dem nachatlantischen Zeitalter durchläuft die Menschheit Epochen, die in gewisser Weise in den verschiedenen Epochen der atlantischen Zeit wurzeln und diese unter jeweils anderem Vorzeichen wiederholen. Die dargestellte egoistische Lebensweise der Urturanier mit ihrem nach Macht strebenden »bolschewistischen« Staat und dessen Kriegswesen ist dafür ein beredtes Beispiel.

  

    Inder  

 

Bei den Indern beginnen die Kämpfe im zweiten der vier Weltzeitalter; sie steigern sich im Lauf des darauf­folgenden dritten, bis das Kali Yuga, das finstere Zeitalter, anbricht. Im »Vishnupurâna«, dessen Kern vielleicht bis in den Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. zurückverlegt werden kann, wird das Kali Yuga wie folgt geschildert: 

»Während des letzten Zeitalters regieren Barbaren und andere Leute niedrigster Herkunft sowohl an den Ufern der fünf Ströme und in Kashmir als auch sonst überall auf Erden. Das sind Menschen ohne jede Kultur, gewalttätig, voller Arglist und anderer Schlechtigkeiten; sie töten mitleidlos Frauen, Kinder und die heiligen Kühe, rauben, was anderen gehört, doch haben sie nur wenig Kraft; rasch steigen sie empor, um desto schneller gestürzt zu werden. Ihr Leben währt nur kurz; um so größer ist ihre Gier. Und sie glauben nicht an die Götter. Indem sich die Völker mit ihnen mischen, nehmen sie barbarische Sitten an, geraten in Unordnung und gehen zugrunde. Mit dem von Tag zu Tag fortschreitenden Verfall von Wohlstand, Sitte und Gesetz taumelt die Menschheit ihrem unabwendbaren Ende entgegen. Der Wert eines Menschen wird nun nach seinem Besitz bemessen, seine Frömmigkeit nach dem äußeren Schein. Das Verhältnis zwischen Mann und Weib beruht nur mehr auf reiner Sexualität, Erfolg vor Gericht, auf der Kunst zu lügen.

41


Allein um ihres Körpers willen werden Frauen geliebt, die Erde ihrer Bodenschätze wegen. Auf Ehrlosigkeit beruht die Existenz, des Lebens Sicherheit auf Schwäche. Das Studium besteht in Einschüchterungs­versuchen und Anmaßungen, die Religion in dünkelhafter Erfüllung leerer Formen, die Ehe als Interessen­gemeinschaft, die Würde im Tragen eleganter Kleider ... Wenn nun alle Moral und Frömmigkeit, wie sie in den Schriften gelehrt werden, dahin sind und das Kali Yuga zu Ende geht, wird Brahma, der Weltenherr, in seiner Verkörperung als Kalki auf der Erde erscheinen ... Und alle Barbaren, Bösewichter und Gewalttätigkeiten durch die Macht seines Geistes vernichten. Danach erst bricht das Goldene Zeitalter an.«37  

Ist damit unsere Zeit nicht zutreffend geschildert?

Doch auch bei den Indern ist der Krieg auf Erden eine materielle Folge des »Michaelskampfes«. In den »Veden« wird geschildert, wie Indra seinen »mit falben Rossen bespannten Wagen« besteigt und an der Spitze der Maruts, der Sturmgötter, durch den verdüsterten Himmel jagt, um die Daityas und Asuras, die Feinde seiner irdischen Schützlinge, zu bekämpfen und den furchtbaren Himmelsdrachen Virtra zu vernichten, der alles Leben auf der Erde erstickt. Im »Rigveda«, das mit Sicherheit bis auf das Jahr 1200 v.Chr. zurückgeht, wahrscheinlich aber noch weit früher verfaßt wurde, beten die Krieger vor der Schlacht zu ihrem Schirmherrn Indra:

Ein Herrscher bist du, gewaltig und hehr, 
ein Vertilger der Feinde, dem niemand gleicht, 
besiegt und erschlagen wird nimmermehr, 
wem du in Gnaden dich zugeneigt.

Ein Stammesfürst, der das Heil uns schafft, 
der den Drachen tötet, den Feind bezwingt, 
Geh uns, Indra, voran ein Stier an Kraft, 
der die Furcht verscheucht und den Soma trinkt.

Den schrecklichen Unhold jage hinaus 
und, Indra, des Drachen Kiefer zerbrich, 
und den Grimm, du Drachentöter, treib aus 
dem Widersacher, das bitten wir dich.

Von Gegnern, Indra, mache uns frei, 
den feindlichen Streiter schlag' aus dem Land, 
und wer uns bedroht und verfolgt, der sei 
ins tiefste Dunkel von dir gebannt.

42/43

Vor dem Hasse des Feindes schaffe uns Ruh, 
daß, Indra, sein Hieb uns nicht treffen mag, 
vor seinem Grimme beschirme uns du 
und lenke weit ab von uns seinen Schlag.38

 

Näheres über die Kriegführung der Inder selbst erfahren wir dann aus der »Bhagavad-gitâ«, »der vom Erhabenen [Bhagavad] in gebundener Sprache vorgetragenen Rede [gitâ]«, deren Entstehungszeit vielleicht bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. angesetzt werden kann, obwohl der Text im Lauf der Zeit noch manche Veränderung erfahren haben wird. Sie umfaßt die Gesänge 25-42 des 6. Buches im Heldenepos »Mahäbhärata«. Es wird der Kampf zwischen den beiden nah verwandten Fürstenfamilien der Kauravas und der Pändavas geschildert. Die Heere der beiden Parteien stehen einander kampfbereit auf dem Kuru-Feld in der Gegend des heutigen Delhi gegenüber. 

Da erblickt der Pändu-Prinz arjuna (j-j engl. John) auf der feindlichen Seite seine Verwandten und Lehrer. Er zögert, den Kampf zu beginnen. Die enge Bindung des Kampfgeschehens an das Göttliche stellt ihm nun der Lenker seines Streitwagens Krishna dar, der ihn an seine Kriegerpflicht erinnert und ihm klarmacht, daß er unbekümmert um die durch den tragischen Kampf hervorgerufenen Folgen kämpfen müsse. Nur die Leiber tötet der Held, nicht aber das Geistige in ihnen. Auf dem Höhepunkt seiner Darlegung der verschiedensten ethischen und metaphysischen Probleme offenbart sich Krishna dem arjuna in seiner göttlichen Gestalt als Vishnu, der alles hervorbringt und nach seinem Willen wieder vernichtet. Schließlich erklärt arjuna, alle seine Zweifel seien nun geschwunden und er werde den Befehl Krishnas erfüllen. So beginnt die große Schlacht, die mit dem Untergang der meisten Helden endet. Das »Mahâbhârata« schildert dann im einzelnen, wie sich das kriegerische Geschehen vollzog, dem Opfer und magische Anrufungen vorausgingen. Auch hier zeigt sich die Verbindung der bewaffneten Auseinandersetzung mit der göttlichen Welt.

Vor dem Beginn der Schlacht setzte man bestimmte Regeln fest, die eine Kampfführung im ritterlichen Geist gewährleisten sollten. Wie sie aussahen, das zeigt sich im Folgenden, zugleich auch die Rolle des Zweikampfes als Gottesurteil. Auffällig dabei ist, daß der Gott die eine Seite, nämlich die arjunas, von Anfang an begünstigt und damit zum Sieger bestimmt. Aus dem Erscheinen des Gottes als Wagenlenker des arjuna geht aber hervor, daß der alte Inder sein Schicksal noch völlig in der Hand des Gottes geborgen wußte, wie es auch noch dem Bewußtseinszustand zur Zeit der Abfassung des Heldenepos entsprach. Und noch ein Zweites: Die eigentlich Handelnden im Epos sind allein die Helden, die von ihrem Streitwagen aus den Kampf entscheiden.

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 Noch steht der Fürst als Ich-Träger für die ihm blutsverwandte Sippe und für seinen Stamm.

Im regelrechten Kampf, der jetzt entbrannt ist, laßt uns kämpfen auch, 
allein auf ritterliche Art, wie es von alters her Gebrauch.

Wer nur mit Worten kämpft, der soll bekämpft nur werden mit dem Wort, 
und niemals darf man töten den, der aus dem Kampf gegangen fort.

Ein Reiter kämpft mit Reitern nur, Fußvolk mit Fußvolk, Elefant mit Elefant, 
im Wagenkampf hält Wagen gegen Wagen stand.

Es kämpft mit Kraft, wie er's vermag und angestrengt, ein rechter Mann, 
nie greift er den erschöpften Feind, nie greift er ohne Anruf an,

Den, der in einem Zweikampf steht, der achtlos abgewandt sich hat, 
kein Schwert führt, keinen Panzer trägt, ihn töten, wäre Freveltat.

Zugtiere und jedweden, der den Wagen lenkt, die Waffen trägt, 
die Pauke schlägt, die Muschel bläst, man nie verletzt und niederschlägt.

 

Außerordentlich lebendig schildern die folgenden Verse den Auszug der beiden Heere:

Die Nacht versank, aufdämmerte der helle Morgen, da. begann
gewalt'ger Lärm, es riefen laut die Könige: »Spannt an, spannt an.«

Der Muschelhörner Klang, Geschrei der Schlacht, der Pauken dumpf Getön,
der Rosse Wiehern und Gestampf, der Wagen rasselndes Gedröhn,
der Elefanten wildes Schrei'n, dazu der Kämpfer lauter Ruf,
all das im Durcheinanderklang ein mächtiges Getöse schuf.
O König, sichtbar werden nun die Pändus und die Söhne dein,
mit unabwehrbarem Geschoß im Panzer- und im Schwerterschein.

Der Deinen Heer, der Feinde Heer, in Wehr und Waffen starrend ganz,
jetzt sind sie sichtbar auf dem Feld, im hellen Morgensonnenglanz.
Die Elefanten und dazu Streitwagen, die an Goldschmuck reich,
den Donnerwolken draus der Blitz aufsprühend, zuckt und leuchtet gleich,
die Wagenzüge sind zu sehen als reihte Stadt an Stadt sich dicht,
dein Vater aber strahlte dort, so wie der Mond in vollem Licht.

Mit Bogen, Speeren, Schwert und Spieß und Keulen stellte sich der Hauf'
im Schmuck der Waffen schimmernd hell zur Schlacht in langen Reihen auf.
Die Elefanten, Pferdetrupps, die Wagen und der Kämpfer Schar, 
sie standen dort zu Tausenden, als ob ein Netz gebreitet war.

Ein jedes Heer ein Ozean – im Ozean ein Schlangenheer –
und fetzt wie beim Weltuntergang, stürzt urgewaltig Meer in Meer.
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44


In diesen Versen sind deutlich Waffengattungen, Bewaffnung und Kräftegliederung eines Heeres mit seinen Versorgungsteilen zu erkennen. Weitere Einzelheiten gehen aus dem »Arthashästra« des Kauulya, einem Handbuch der Politik und Staatsverwaltung, hervor, das dem berühmten Kanzler des Kaisers candragupta (ca. 322-298 v.Chr.) zugeschrieben wird. Neben Anweisungen für das Anlegen von Fluchtburgen zum Schutz des Landes und der Bevölkerung beschreibt ein ganzes Kapitel das Heer, das aus vier »Gliedern« besteht: den Elefantenkämpfern, den Wagenfahrern, den Reitern und dem Fußvolk: 

»Gegen ein Elefantenheer ist als Gegenheer am Platze ein Heer, das Elefanten, Kriegsmaschinen und Karren enthält und ausgerüstet ist mit Lanzen, Wurfspeeren, Bambusstangen und Spießen. Dasselbe Heer, hauptsächlich ausgerüstet mit Steinen, Knütteln, Schutzmitteln, Haken und Haarergreifern, ist das richtige Gegenheer gegen ein Wagenkämpferheer. Gegen Reiterei dasselbe Gegenheer, oder auch gepanzerte Elefantenkämpfer oder gepanzerte Reiter. Geharnischte Wagenkämpfer und Reiter und mit Abwehrmitteln ausgestattete Fußsoldaten sind die Gegentruppen gegen ein vierteiliges Heer (das aus Elefanten, Wagen, Pferden und Fußvolk besteht).« 

Über die Eigenschaften eines guten Heeres heißt es im gleichen Buch: »Die Vollkommenheit der Streitmacht ist diese: von Vater und Großvater vererbt, nicht wechselnd, gehorsam; die Kinder und die Frauen der Soldaten sind zufrieden; bei Kriegszügen in fremdes Land enttäuschen sie nicht; nirgends zurückgeschlagen; schmerzertragend; erprobt in vielen Schlachten; erfahren in der Wissenschaft aller Kampfwaffen; treu, weil ihr eigener Gewinn und Verlust mit dem des Herrschers zusammenfällt; hauptsächlich aus Kshatriyas bestehend.«40

Daraus ist zu erkennen, daß die altindischen Heere nicht nur aus Kriegern bestanden, die der Kshatriya-Kaste entstammten, sondern auch aus Soldaten anderer Kasten wie der der Brahmanen, Vaishyas und Shüdras. Außerdem werden Stammtruppen, die aus dem eigenen Lande stammen, und Hilfstruppen aus anderen Gegenden erwähnt. Die verschiedenen Dienstgrade werden vom Feldherrn über die Offiziersränge bis hinab zu den Unteroffizieren, die eine Gruppe von zehn Mann führen, beschrieben.

Eine sehr wichtige alte Weisheit der Kriegführung, die sich nur aus langer Erfahrung ergeben haben kann und selbst in der Zukunft noch gültig sein dürfte, enthält schon das Gesetzbuch des Yäjnavalkya, das etwa ins 3. Jahrhundert v. Chr. gehört. Darin heißt es als Anweisung für den König: Bündnis, Krieg, Feldzug, Haltmachen, Schutzsuchen, Teilung des Heeres, alle diese Hilfsmittel soll er zweckmäßig anwenden.

Am wichtigsten aber ist dabei die Regel, die wörtlich angeführt werden soll: »Wenn das Reich des Feindes mit Getreide und Hilfsmitteln versehen ist, dann ziehe er aus, und wenn der Feind schwach ist, er selbst aber Lasttiere und rüstige Männer hat.«41 Modern ausgedrückt bedeutet das, daß man denjenigen angreifen soll, der abgerüstet hat. Nach dieser Regel haben alle großen Mächte später verfahren, wie noch gezeigt werden wird.

In seiner Einleitung zur »Bhagavadgitä« sagt der moderne indische Kommentator S. Radhakrishnan, Arjuna hätte eine pazifistische Haltung eingenommen und sich deshalb geweigert, an einem Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit teilzunehmen. Der Ausdruck »pazifistisch« scheint hier unangebracht, denn, wie Radhakrishnan selbst zugibt, der entscheidende Punkt liegt nicht in der Anwendung von Gewalt oder in der Gewaltlosigkeit, sondern in der Gewaltanwendung gegen die eigenen Freunde, mehr noch gegen die eigene Sippe, die eigenen Verwandten, was zur damaligen Zeit einen schweren Verstoß gegen die Blutsbande darstellte. Wohl besteht das Ideal der »Gita« in »ahimsä«, der Gewaltlosigkeit, wie es aus der Beschreibung des Vollkommenheits­zustandes von Geist, Rede und Körper in Kapitel 7 und aus der Beschreibung des Geistes eines Frommen in Kapitel 12 hervorgeht. 

Da die Welt jedoch so ist, wie sie ist, rät Krishna dem arjuna, ohne Leidenschaft, Böswilligkeit und Zorn gegen die eigene Sippe und ohne Anhänglichkeit an die Verwandten zu kämpfen. Durch diese Geisteshaltung werde die Gewalt zunichte. Sicher muß das Böse bekämpft werden, doch dieser Kampf führt zur eigenen geistigen Niederlage, wenn er von Haß geleitet wird. Die Vollendung ist nur zu erreichen, wenn man seine Pflicht, so bitter sie auch sein mag, erfüllt. Dies sagt Krishna dem arjuna fast wörtlich. Ganz richtig aber verweist Radhakrishnan darauf, daß, wenn wir im Geiste der Gita in Nichtanhäng­lichkeit und Opferbereitschaft handeln und sogar unsere Feinde lieben, wir dazu beitragen werden, die Welt von Kriegen zu befreien. Und zur Bestärkung seiner Aussage führt er das vedische Gebet an: »Möge all das, was da abscheulich, grausam und sündig ist, gestillt, möge alles gut und friedvoll für uns werden.«42

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    Perser und Turanier  

 

Wenden wir uns weniger ausführlich den Anschauungen der Perser und Turanier über den Krieg zu. Schon mehrfach wurde der Kampf der »Söhne des Lichtes« gegen die »Söhne der Finsternis« oder Ahuramazdas gegen Ahriman (Angra Main-yu), des Guten gegen das Böse, der Wahrheit gegen die Lüge, erwähnt, in dem schließlich Ahuramazda im Weltgericht den Sieg erringt. Diese Lehre hatte Zarathustra den Iraniern verkündet, dem Volk, aus dem später die Bhaktrer und Sogder, die Meder und Perser hervorgingen.

Ab 1500 v. Chr. wanderten diese Iranier in zwei Wellen in die Hochebene zwischen den alten Hochkultur­gebieten im Irak und Panschab ein, die etwa dem Bereich des heutigen Iran entspricht. Nach persischer Tradition lebte Zarathustra etwa um 630 v.Chr. Die Griechen besaßen jedoch die sagenhafte Kunde, daß er bereits 5000 Jahre vor dem Trojanischen Krieg, etwa um 6200 v. Chr., gelebt habe. Die erst nach dem späteren Zarathustra in Avesta niedergeschriebenen 16 Gathas oder Hymnen sind noch ein letzter Rest der eigentlichen Lehre des ersten Zarathustra. Er hatte damit das dualistische Weltprinzip aufgestellt, das zum Sittengesetz der Perser werden sollte.43

Obwohl die Lehre Zarathustras unter den Achaimeniden (521-330 v. Chr.) noch nicht offizielle Staatsreligion war – sie wurde es erst unter den Sassaniden (226-651 n. Chr.) –, mißbrauchte sie schon der persische Großkönig dareios I. (521-486 v.Chr.) zum Mittel seiner Politik. Er erklärte sich selbst zum Groß- und Gottkönig, zum Vertreter des Wahren und seine Gegner zu Lügnern. Zum ersten Mal in der Geschichte der Kriege kommt es damit zur politisch-ideologischen Kriegführung, bei der die Religionen der unterworfenen oder sich unterwerfenden Völker jedoch noch toleriert wurden.

Doch kehren wir zunächst noch einmal in die Zeit des ersten Zarathustra, ins 7. Jahrtausend v.Chr., zurück. Diese Zeit nennt auch Rudolf Steiner als die des echten Religionsstifters Zarathustra, der dort unter dem Schutz des iranischen Königs Guschtasb lebte. Dieser verbreitete die großen Inspirationen des Zarathustra über weite Gebiete. Zwischen Guschtasb und Ardschasb, zwischen Iraniern und Turaniern, entbrannte ein Krieg, der Jahrhunderte dauerte.44 

Es wurde bereits von den Urturaniern, der vierten atlantischen Unterrasse, gesprochen, die unaufhörliche Kriege führte und sogar Frauenregimenter dazu einsetzte. Nach der Auswanderung aus der Atlantis saßen sie als Nomaden-Völkergruppen im Norden Vorderasiens bis nach Sibirien hinein. Nach Rudolf Steiner waren sie der Zauberei niederer Art und schwarzer Magie verfallen.45

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Während es den Iraniern gelang, eine Hochkultur zu begründen, blieben die Turanier auf einer nomadenhaften Kulturstufe stehen. Ihre Nachfolger sind die Mongolen und heutigen Turkvölker. In dem zwischen guschtasb und ardschasb entbrannten jahrhundertelangen Krieg stand noch in ursprünglicher Weise das Gute gegen das Böse.

Wie sehr auch noch in erheblich späterer Zeit die Kriegführung der Iranier an religiöse Vorstellungen gebunden war, zeigt z.B. die Schlacht, die Kyaxares (625-585 v.Chr.), der Begründer der modischen Großmacht, am Halys, der Grenze seines Reiches in Kleinasien, gegen alyattes, den König von Lydien, am 28. Mai 585 schlug. Dieser brach den bis dahin unentschiedenen Kampf ab, weil Thales von Milet eine Sonnenfinsternis vorausgesagt hatte. Auch die Kriege des späteren Perserreiches gegen Griechenland, auf die noch zurückzukommen ist, sind, wenn auch politisch pervertiert, von dem Gedanken der Eroberung der Welt für das Gute und damit der Strafexpedition gegen das Böse bestimmt.

Verteidigung und Verbreitung des Guten in Krieg und Frieden zwangen folgerichtig die Perser zur Aufstellung des ersten stehenden Heeres der Weltgeschichte. Dieses konnte wiederum nur durch ein gut funktionierendes Verwaltungs-, Post- und Währungssystem unterhalten werden. Im übrigen war die Vorstellung von der Bewahrung des Guten zum ersten Mal in der Weltgeschichte Grundlage einer toleranten Haltung gegenüber den unterworfenen Völkern. Darüber hinaus benötigte ein solches Heer, das rasch von einem Ende des Riesenreiches zum ändern bewegt werden mußte, ein vorzüglich ausgebautes Straßennetz. Alle späteren Militärvölker sind bis in die Neuzeit hinein diesem Beispiel gefolgt. 

Die Kerntruppen dieses Heeres bestanden aus Persern und Medern, die als Reiter dienten. Als Hauptbewaffnung führten sie den Bogen, eine Waffe, die nur der richtig zu führen vermag, der sehr viel Zeit für seine Ausbildung aufbringen kann. Es ist die typische Waffe des Einzelkämpfers. Auch das steht wieder in engem Zusammenhang nicht nur mit den Erfahrungen, die die Perser im Kampf mit ihren nomadischen Feinden gemacht hatten, sondern auch mit der Lehre des Zarathustra, daß jeder Einzelne sich für das Gute oder Böse entscheiden muß. Das mußte zwangsläufig zur Heranbildung des Einzelkämpfers führen, obwohl sich bald zeigen sollte, daß zu jener Zeit, bis zur Einführung der Feuerwaffen, der mit Fernwaffen Kämpfende dem im geschlossenen Gewalthaufen stehenden und mit Nahkampf­waffen ausgerüsteten Krieger unterlegen war. 

Ein besonderes Korps der Perser waren »die 10.000 Unsterblichen«, die im Kampf als Elitetruppe dienten, im Frieden aber eine Art Adelsgarde des Großkönigs bildeten. In den bis heute erhaltenen Ruinen der Hauptstadt Persepolis sind diese Soldaten der Leibwache auf strahlend farbigen Reliefs aus glasierten Ziegeln dargestellt.

Die Vorstellung vom Großkönig als dem Vertreter Ahuramazdas führte bereits unter xerxes I. (486-465 v. Chr.) dazu, daß das persische Reich, die erste indoeuropäische Großmacht, zu einer orientalischen Despotie mit orientalischem Hofzeremoniell wurde, zu dem die Proskynese, der Fußfall mit Küssen des Bodens vor dem Herrscher, gehörte. Die Reichsuntertanen hatten dabei die Stellung von Sklaven, eine Gesellschaftsordnung, die schließlich auch den Untergang dieses Reiches besiegelte. 

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