Theodor Fuchs
Vom
Götterstreit zum
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1987 500+44 Seiten dnb Person *1919 detopia: |
Ergänzung US-General Buttler: Anti-Atom-Rede 1999 Toynbee - Krieg und Kultur 1950 Dollinger Schwarzbuch-W-Geschichte Jaynes-1976 zum religiösen Aspekt der Kriegslust Anthro Solovjev: Anti-Christ (1900) Ernst: Das Schicksal... (1976) Die Anthroposophen (Spiegel-Buch, 1986) |
detopia-2024: Ich will auch eine Kriegsgeschichte
bei "Umweltbuch" einordnen, weil Krieg eben großen und langen Einfluss auf
Umweltgestaltung, Umweltkenntnis und Umweltbewusstsein hat.
Dieses Buch ist für den Überblick geeignet. Zuerst hat mich das
anthroposophische Gebimmel gestört. Heute sehe ich das auch als positiv an,
damit es nicht zu militaristisch wird.
Oft geht der Autor auch über das Militärische hinaus und erklärt geostrategische
und volkspolitische Zusammenhänge.
Zum Autor:
Aufgrund seiner Erfahrungen als Soldat und seiner militärgeschichtlichen Forschungen, die er in vielen Veröffentlichungen vorgelegt hat, gibt er eine historische Beschreibung, die sich das Verstehen-Wollen zum Grundsatz macht. Geschichte des europäischen Kriegswesens - Von Theodor Fuchs d-nb.info/540024201
detopia-2014:
Der Autor schrieb uns eine kompakte, kleine Welt-Kriegsgeschichte, die den einfachen Menschen nicht vergißt, Soldat und Zivilist - aber auch reichlich Militaria enthält und fundierte Was-wäre-wenn-Vermutungen.
Eine Kriegsgeschichte vor anthroposophischen Hintergrund. Allerdings auch etwas 'rechts' - eben von einem Berufsoffizier (schon bei Adolf, das prägt) ... aber einer, der sich in alten Sprachen auskennt - Und: Die Anthroposophie selbst ist ja auch nicht gerade 'links'.
Jedenfalls deutet und bewertet der Autor die Geschichte - und das gefällt mir - und: Zivilisationsgeschichte ist leider auch Kriegsgeschichte. Ich bin kein Fan der Gewaltgeschichte der Menschheit und deshalb genügt mir diese knappe Darstellung. Aufgefallen ist mir, dass der der Autor ziemlich wagemutige Thesen zur Jetztzeit vertritt. |
Verlagstext Wenn es zwischen Furcht und Stolz, Angst und Selbstbehauptung, Frieden und Rüstung zu entscheiden gilt (und wer bezöge dazu, auch ohne Vorwissen, keinen Standpunkt?), dann geht es immer um Auffassungen vom Krieg. Auch wenn wir vom Frieden sprechen, so verbindet sich mit den Hoffnungen und Wünschen die Frage: Was ist der Krieg? Die Geschichtsbücher konstatieren ihn, behaften ihn mit Daten und Namen, reihen seine Folgen an eine Kette wie unumgängliche, unbefragbare Ereignisse, an denen sich Veränderungen und Stadien der Geschichte erkennen lassen. Wer aber waren die, die ihn führten, die ihn wollten, die ihn austrugen und – nicht zuletzt – erlitten, in wessen Auftrag und Namen? Darüber haben sich nicht nur Fürsten und Feldherren geäußert, sondern auch die Teilnehmer, die ihn Erleidenden – Stämme, Völker und Nationen. In frühen Zeiten haben sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen in ihren Göttersagen verankert. Welche Vorstellungen und Bewußtseinsinhalte also verbanden sich mit dem Krieg, wie wandelten sie sich, wie also standen die Menschen und können wir heute zu ihm stehen? Vielleicht waren die Kriege der Vor- und Frühzeit gar nicht so sehr Kriege zwischen Menschen als vielmehr zwischen ihren Göttern, in deren Namen und unter deren Zeichen die Recken antraten, in gottgeweihter Absicht, bereit, ihrem Urteil sich zu fügen. So jedenfalls bekunden es die Mythen. In Anerkennung so geschaffener Tatsachen lag den Kriegen Wahrheit zugrunde, die sich weisheitsvoll zeigt: die Behauptung der Griechen gegen die Perser und damit des Griechischen als einer europäischen Kulturgrundlage, die Hellenisierung des Vorderen Orients durch die Alexanderzüge, die »Europäisierung« durch das Römische Reich, der Fortbestand der germanischen Stämme durch den Sieg im Teutoburger Wald usw. Wie aber mußte das Vertrauen in das Gottesurteil während des Mittelalters erschüttert werden, in einer Zeit, in der aus dem Krieg der Glaubenskrieg wurde – der verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen gegeneinander, dieser gegen die Ketzer und aller gegen die Heiden – und in der aus dem Kämpfer der ethisch motivierte Ritter hervorging, wie also konnte in den Kreuzzügen das Gottesurteil zugunsten der Heiden ausfallen? Mit dem Glauben daran hatte sich auch schon diese Form der Auseinandersetzung überlebt, und der Krieg wurde zu einem der Staaten und Souveräne untereinander, zum Rechtsstreit, zu einem Geschöpf des Intellekts, der Kriegsmaschine. Mit der Demokratisierung auch des Krieges zwischen den Nationen und Ideologien war auch schon die Wurzel zu seiner Totalisierung gelegt. |
Vorwort von Theodor Fuchs - München, 1986 (7-8)
Dieses Buch hat in erster Linie nicht Kriegs- oder Militärgeschichte zum Inhalt, auch nicht das Kriegswesen an sich, obwohl alle diese Dinge erwähnt werden.
Wer Näheres darüber, d.h. über Strategie, operative Kunst, Taktik, Gliederung, Bewaffnung, Versorgung im Wandel der Zeiten, erfahren möchte, greife lieber zur »Geschichte des Kriegswesens im Rahmen der politischen Geschichte« von Hans Delbrück oder zu einem der anderen einschlägigen Werke, vielleicht auch zu meinem eigenen Buch »Geschichte des europäischen Kriegswesens«, Teil I-III, München 1972, 1974 und 1977.
Das vorliegende Buch dagegen stellt den Menschen in den Mittelpunkt des geschichtlichen Geschehens, wobei seine Anschauungen über den Krieg, sein Verhältnis zu ihm und die Wandlungen seines Bewußtseins in bezug auf das kriegerische Geschehen in den Vordergrund treten.
Dabei wird ein für eine historische Beschreibung ungewöhnlicher Weg beschritten. Abgesehen von den üblichen Quellen, den Zitaten von Aussprüchen großer Heerführer, Politiker oder Philosophen, wie sie auch die anderen Autoren, die sich mit diesem Thema befaßt haben, mit vollem Recht heranziehen, wird auch solchen historisch belegten Aussagen Quellenwert zugemessen – Aussagen vornehmlich aus der Antike und dem Mittelalter, aber auch aus späteren Zeiten –, die bisher als erfundene Geschichten, Phantastereien, »religiöse Märchen« oder gar Propagandatricks beurteilt worden sind. Der Autor dieses Buches dagegen nimmt sie ernst.
Mit aller Bescheidenheit gegenüber dem großen Namen Schliemann, der es wagte, Homers <Ilias> nicht nur als Sage und große Dichtung, sondern auch als genaue Beschreibung eines historischen Geschehens aufzufassen, und dadurch Troja fand, benutzen wir die gleiche Methode in bezug auf Aussagen über Dinge, die sich, das Kriegsgeschehen oder Schlachtgeschehen berührend oder entscheidend, im geistigen Bereich abspielten.
Dadurch eröffnen sich ganz neue Aspekte, die ihren Ursprung im Bewußtseinswandel der jeweils führenden Menschengruppen und Völker in einer Kulturepoche haben. Beachtet man sie nicht oder tut man sie gar leichtfertig ab, so verschüttet man sich selbst den Weg zum Verständnis dessen, was sich an geistiger Haltung gegenüber dem Phänomen Krieg gerade in unserem Jahrhundert gewandelt hat und noch immer wandelt. Dabei nimmt der Verfasser einen engagierten Standpunkt ein, der durch seine Erfahrungen in Krieg und Frieden, durch sein Studium und seine langjährige Beschäftigung mit diesen Problemen geprägt ist.
Der Leser soll jedoch wissen, daß über eine Aufklärung der geschichtlichen und aktuellen Verhältnisse hinaus seine eigenen Entschlüsse in völliger Freiheit gefällt werden müssen; sie zu beeinflussen oder gar vorwegzunehmen ist an keiner Stelle des Buches beabsichtigt.
Dieses Buch ist allen Soldaten gewidmet, gleich welchem Volk und welcher Zeit sie angehören mögen, die in echter Opferbereitschaft ihr Leben gaben oder für das, was sie für wahr und richtig hielten, kämpften, sowie allen denjenigen, die in solchem Geist die Uniform tragen oder vor der Frage stehen, ob sie sich für den Wehrdienst oder den Zivildienst entscheiden sollen.
Hier ist es nur billig festzustellen, daß der Gedanke, ein solches Buch zu schreiben, nicht vom Autor selbst, sondern vom Leiter des Verlages Urachhaus, J. Mayer, ausging.