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Das Ozonloch

 

   Ein Schutzschild wird zerstört   

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Was ist eigentlich Ozon? Zunächst einmal nichts anderes als Sauerstoff. Im Gegensatz zu dem gewöhnlichen, chemisch recht stabilen Sauerstoff in unserer Atemluft, dessen Moleküle aus zwei Atomen bestehen (O2), ist ein Ozonmolekül jedoch aus drei Atomen zusammengesetzt (O3). Diese Verbindung ist sehr unbeständig, Ozon spaltet sich leicht auf, und die dabei frei werdenden, sehr aggressiven Sauerstoffatome reagieren leicht mit anderen Stoffen.

Ozon ist ein natürlicher, gasförmiger Bestandteil der Erdatmosphäre, der in den verschiedenen Luftschichten in sehr unterschiedlichen, jedoch immer nur winzigen Konzentrationen vorkommt. Je nachdem, wo es sich befindet, hat Ozon ganz verschiedene Bedeutungen für das Leben auf der Erde: In der Atemluft wirkt es aufgrund seiner Reaktionsfreudigkeit als Reizgas und kann bei zu hoher Konzentration zu einer Schädigung der Atemwege führen. In der Stratosphäre dagegen, der Luftschicht zwischen etwa zehn und fünfzig Kilometern Höhe, bildet es einen Schutzschild gegen die zerstörerische ultraviolette Strahlung der Sonne. 

In einer Natur ohne die kräftige Handschrift des Industriemenschen bildet sich im bodennahen Bereich nur wenig Ozon, dagegen wird in der Stratosphäre ständig neues Ozon produziert, das verbrauchte Mengen ersetzt: ein Regelkreis, der optimale Lebensbedingungen ermöglicht. Heute steht der Mensch im Begriff, dieses Verhältnis umzukehren. Durch die Einwirkung industrieller Prozesse steigt die Ozonkonzentration am Boden in gefährlichem Ausmaß an, während zugleich die schützende stratosphärische Ozonschicht geschädigt wird. Wenn also heute auf der einen Seite das Ozonloch am Himmel Schlagzeilen macht und zugleich von den Gefahren zu hoher Ozonkonzentration in der Atemluft die Rede ist, so besteht hier nur scheinbar ein Widerspruch. Beide Entwicklungen sind gefährlich, und beide sind sie vom Menschen gemacht.

Wir werden in diesem Kapitel auch auf die Problematik des bodennahen Ozons eingehen, vor allem interessiert uns aber der Abbau des Ozons in den höheren Luftschichten. 


Bereits 1971 gab es einen ersten Hinweis, daß Stickoxide aus Flugzeugen die schützende Ozonschicht gefährden. Doch erst die Warnungen der amerikanischen Wissenschaftler Rowland und Molina, die 1974 einen Ozonabbau durch die sogenannten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) feststellten, fanden international große Beachtung. In den folgenden Jahren gab es eine Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Konferenzen und Disputen über die tatsächliche Gefährdung, die letztlich von der Schwierigkeit dominiert waren, Ozonveränderungen zu messen und Modell voraussagen über künftige Veränderungen zu machen. 

Dies änderte sich schlagartig, als 1984 die Existenz des sogenannten <Ozonlochs> über die Antarktis bekannt wurde, das von keinem der Wissenschaftler vorausgesagt worden war. Die drastischen Ozonverluste über der Antarktis waren zwar schon vorher jahrelang von einem Satelliten aus gemessen worden; da diese Messungen jedoch in keines der vorliegenden Erklärungsmuster und Rechenmodelle hineinpaßten, hatte man sie zunächst als Fehlmessungen eingestuft und ignoriert.

1984 nun ließ sich das Ozonloch nicht mehr hinweginterpretieren, die Belege waren eindeutig. Daraufhin wurden die langjährigen Ozonmeßreihen überprüft und neu bewertet. Mehrere amerikanische und internationale Institutionen riefen dazu 1986 eine Kommission ins Leben (Ozone Trends Panel), die zwei Jahre später einen ausführlichen Bericht vorlegte, der die schlimmsten Befürchtungen übertraf. Die Ergebnisse wurden von der Enquete-Kommission <Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre> des Deutschen Bundestages wie folgt zusammengefaßt:

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