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26.  Der drohende Tod und die Erweiterung der Tiefenpsychologischen 
Basis-Therapie zur Human-Biologischen Ganzheits-Medizin (HBGM)

Kapitel   27 

226-233

In meiner elterlichen Familie gibt es eine genetisch bedingte diabetische Belastung, die von meiner Großmutter väterlicherseits, die sehr früh starb, in die Familie eingebracht und über meinen Vater an mich vererbt wurde. Die Belastung war nicht so schwerwiegend, daß sie meinen Eltern bereits in meiner Kindheit aufgefallen wäre, doch hatte ich als Kind und als Jugendlicher immer wieder Symptome, die ich im nachhinein als Vorboten meines späteren manifesten Diabetes erkennen kann. 

Ich litt nämlich sehr früh und sehr häufig an Hypoglykämien (Unterzucker), die bekanntlich oft einem manifesten Diabetes vorausgehen. Als ich diese Erscheinungen besser beschreiben konnte und deshalb zum Arzt ging, wurden sie als «vegetative» Symptome im Zusammenhang mit der Pubertät abgetan. Das war meine erste Begegnung mit der Medizin, die mich erst sehr viel später äußerst skeptisch machte gegen «die Ärzte».

Da meine Eltern auf Homöopathie schwörten (mein Großvater mütterlicherseits hatte eine Ausbildung als Heilpraktiker, übte diesen Beruf aber nicht aus) und mich zu einem in meiner Geburtsstadt tätigen Heilpraktiker schickten, der zu derselben Diagnose kam, habe ich später meinerseits auch diesem Berufsstand grundsätzlich keine größere Achtung zollen können. Was mir aber wohl immer zueigen gewesen ist und auf die offene Haltung meines Vaters zurückgeht, ist die unbedingte Achtung vor kritisch denkenden und sorgfältig arbeitenden Menschen, welchem Handwerk oder welcher Zunft auch immer sie angehören.

Ich war noch nicht dreißig Jahre alt, als der Diabetes nicht mehr zu übersehen war und sich als bereits lange bestehend herausstellte. Er wurde als «sehr früher Altersdiabetes» fehl-diagnostiziert und mit oralen antidiabetischen Medikamenten (erst Rastinon, dann Euglucon) fehl-behandelt. Obwohl ich die verschriebene Diät streng befolgte und die Medikamente pünktlich einnahm, verschlechterte sich mein Gesundheitszustand fortlaufend.

Schließlich kam ein Arzt auf die «glorreiche Idee», mir zusätzlich das Medikament Dipar aus der Gruppe der Biguanide zu verordnen. Von dem Zeitpunkt an verfiel ich körperlich ganz rapide und wog, als ich 1975 schließlich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, nur noch ca. 45 kg. Ich verbrachte dann drei Monate im Krankenhaus, wo ich sofort wegen der von dem Medikament Dipar verursachten Übersäuerung an den Tropf gehängt und auf Insulin eingestellt wurde.


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Nicht gerade zu meiner Freude, aber ohne große Überraschung las ich in dieser Zeit in der «Süddeutschen Zeitung», daß das Medikament Dipar aus dem Handel gezogen worden sei, weil es eine lebensgefährliche Übersäuerung erzeuge und daran bisher ca. 50% der betroffenen Diabetiker gestorben seien. Erst sehr viel später, als ich mit einem Münchener Internisten, dem ich viel Vertrauen schenken konnte, «warm» geworden war und ihm über meinen Schock bei der Zeitungslektüre berichtete, meinte er, nicht 50%, sondern mindestens 70 bis 80% der betroffenen Diabetiker seien an der Übersäuerung gestorben. Da fiel mir ein, wie man in Bayern eine solche Überlebens-Erfahrung, wie sie mir zuteil geworden war, ausdrückt: Ich war «dem Boandlkramer von der Schippn ghupft» — dem Tod/dem Totengräber von der Schaufel gesprungen.

Aus dem Krankenhaus kam ich mit einer sehr schweren und schmerzhaften Polyneuropathie, einer die sensiblen Nerven befallenden Entzündung heraus, die mich, in Schüben auftretend, gelegentlich heute noch plagt. Kurze Zeit später entzündete sich meine linke Großzehe, wurde ganz dick, verfärbt und eitrig. Der erwähnte Internist schickte mich sofort zur Operation ins Krankenhaus. Dort riet man mir, die Zehe sofort abnehmen zu lassen. Besser sei es sogar, gleich den ganzen Fuß zu amputieren, da sich die Gangrän, der Fäulnisprozeß, weiter fortsetzen werde.

Nun, ich hatte inzwischen mit Ärzten umzugehen gelernt, und das bezog sich auch auf den Professor, der die chirurgische Abteilung leitete. Ich verweigerte ausdrücklich meine Einwilligung zu jeglicher Amputation; sollte sich die Amputation der Zehe bei dem für den nächsten Tag geplanten chirurgischen Eingriff als notwenig erweisen, so wollte ich vorher noch einmal wach werden und erst dann entscheiden. Als ich nach der kleinen Operation wieder zu mir kam, teilte mir der Professor persönlich mit, daß die Zehe gerettet werden könne. Sie ist heute noch da, nach 20 Jahren!

Inzwischen haben sich im Verlauf der letzten 12 Jahre, meist nach Bergwanderungen, weitere fünf Zehen entzündet und mußten operativ versorgt werden. Die notwendigen Operationen habe ich zum Teil selbst, zum Teil mit Hilfe meiner damaligen Assistentin durchgeführt, größerenteils von meinem Hausarzt ausführen lassen. Und alle Zehen sind, wenn auch nicht ganz unbeschadet, noch an den Füßen. Darüber zu berichten, ist mir äußerst wichtig, weil bei den betreffenden Heilungsvorgängen drei Momente eine große Rolle spielen, die in einem so engen Zusammenhang mit der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie stehen, daß ich daran konkret demonstrieren kann, wie selbst bei einem so schwerwiegenden Erkrankungsprozeß «Heilung» vor sich geht.

Damit kein Mißverständnis entsteht, muß ich dem Bericht zunächst vorausschicken, daß eine organische Heilung an dem eigentlich betroffenen Organ, dem Pankreas (der Bauchspeicheldrüse) nicht mehr möglich war. Dazu war es leider zu spät, weil überhaupt kein regenerationsfähiges Gewebe mehr zu finden war.

Also mußte ich mich von vornherein auf die Sekundärschäden konzentrieren.


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1.  Ja, auf die Konzentration kam es an. Zum Konzentrationspunkt und damit zum «Organisationszentrum» für die Selbstheilungskräfte machte ich die jeweiligen Operationswunden. Da wegen der weitgehend abgestorbenen sensiblen Nerven, außer bei neuropatischen Schüben, kaum Schmerzen vorhanden waren, konzentrierte ich mich fast ausschließlich auf das «Anschauen» der Operationsnarben, nicht mit meinen Augen, sondern ausschließlich mit dem «inneren Auge», mit der «endogenen Wahrnehmung». Auf diese Weise wurden meine Selbstheilungskräfte auf die jeweiligen Wunden gelenkt. Und sie heilten!

Natürlich habe ich mich darauf nicht beschränkt. Ich weiß seit langer Zeit, wie wichtig es ist, dem bio-kybernetischen Selbstheilungssystem nicht durch eine falsche Lebensweise in den Rücken zu fallen, sondern es durch gezielte Maßnahmen zu unterstützen. Dazu gehört für mich nicht nur die Einhaltung einer kohlenhydratarmen Diät. Als alleinige Basistherapie empfinde ich das als eine viel zu einseitige und negative Maßnahme, als bloße Vermeidung. Damit habe ich in meiner Praxis auch keine sehr guten Erfahrungen gemacht, weil dadurch zwangsneurotische Tendenzen der Patienten enorm verstärkt werden: vermeiden — vermeiden — vermeiden! Für sehr viel wichtiger habe ich es immer gehalten, und das hat mir selbst besonders weitergeholfen, mein biokybernetisches Selbstheilungssystem durch gezielte Maßnahmen, z.B. durch ansteigende Fußbäder, und vor allem durch eine zuckerfreie vegetarische Vollwertkost zu unterstützen. In meiner Frau Elisabeth, die sich, von ihrer Ausbildung her, besonders gut in der Chemie auskennt, habe ich in dieser Hinsicht eine sehr gute und kompetente Unterstützung gefunden.

Ich denke mir, daß die Leserinnen und Leser dieses Buches wohl kaum erwarten, daß wir aus der vegetarischen Küche eine Religion machen. Sie tut uns gut, und wir bieten sie unseren Patienten und Hausgästen an, halten uns aber grundsätzlich an einen kleinen Vierzeiler von Nikolaus Huhn, den wir am Anschlagbrett des Therapiezentrums ausgehängt haben:

Zu Protokoll
Im großen und ganzen
mag ich kein Fleisch.
Noch weniger mag ich jedoch
eingefleischte Vegetarier.

2. Ich habe bereits erwähnt, daß die meisten kleinen Operationen von meinem Hausarzt durchgeführt wurden, zu dem ich jeweils anschließend über längere Zeit fast täglich zur Wundversorgung gegangen bin, oft auch samstags und sonntags. Dabei habe ich ganz konkret erlebt und schätzen gelernt, welche ungemein wichtige Funktion in einer konkreten und überschaubaren Bürgergemeinschaft ein tüchtiger «Hausarzt» hat.


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Herrn Dr. med. Wolfgang Fromm, dessen Vater bereits in unserem Ort als praktischer Arzt tätig war, mit dem er jahrelang zusammengearbeitet und dessen Patientenstamm er «geerbt» hat, habe ich als einen praktischen Arzt erlebt, der seine Patienten, deren Familien und deren familiäre Probleme über Generationen hinaus überblickt. Ich schätze an ihm nicht nur, daß er sein «Handwerk» versteht, nüchtern und sachlich ist, dabei sich für jeden seiner Patienten so viel Zeit nimmt, wie wirklich nötig ist, sondern daß er gleichzeitig auch ein offenes Ohr hat für diejenigen Dinge und Zusammenhänge, die nicht unbedingt in seinen Fachbereich fallen. 

Was ich an ihm aber ganz besonders schätze, und das habe ich bisher bei Ärzten leider nur sehr selten erlebt, ist die gegenseitige persönliche Achtung, die gegenseitige fachliche Anerkennung, das gegenseitige Vertrauen und die selbstverständliche Zusammenarbeit zwischen ihm als Arzt und seinen Patienten. Es ist mir wichtig, ihm dafür an dieser Stelle ausdrücklich meine Hochachtung und meinen Dank auszudrücken. Das schließt auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die er offensichtlich sehr sorgfältig aussucht, mit ein.

In diesem Zusammenhang bedauere ich außerordentlich, daß sich, mit Hilfe der von den Krankenkassen ausgegebenen Scheckkarten, der Trend, unter Umgehung des Allgemeinmediziners bzw. Hausarztes, dessen Überweisung nicht mehr benötigt wird, gleich zum «Facharzt» zu gehen, erheblich verstärkt hat. Das bedeutet nämlich die Vollendung der Aufsplitterung des Menschen nicht nur in die drei Seinsebenen, Körper, Seele und Geist, sondern jetzt auch verstärkt in Organbereiche und einzelne Organe. Die kranken Menschen, die ihre Scheckkarten so ausnutzen und gewiß aus Unwissenheit so handeln, ahnen gar nicht, was sie sich damit antun. Der Verlust des ganzheitlichen Denkens in der Medizin schlägt mit dieser Entwicklung nunmehr ungebremst auf die betroffenen Patienten selbst voll durch! 

Ich stimme deshalb der Meinung der AOK zu, daß es wichtig wäre, die Stellung der Hausärzte zu stärken — nicht nur zur Entlastung der Krankenkassen! Ich pflichte aber auch der Meinung eines Pressekommentars bei, daß dafür ein ganz neuer Typ von Hausärzten notwendig sei, zu dessen Ausbildung auch eine Qualifikation in der Psychologie/Psychotherapie (ich würde sagen: besonders in der psychosomatischen Diagnostik!) notwenig sei.

Was das mit der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie zu tun hat? Sehr viel! Ich erinnere hier an einige Ausführungen, die ich zum Thema «Zielvorgabe» gemacht habe:


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«In diesen Zusammenhang gehört auch die persönliche Wirkung des Arztes, Heilpraktikers und Psychotherapeuten. Ein Medikament oder eine andere therapeutische Maßnahme wirkt in der Hand des einen Arztes oder Therapeuten erheblich anders als in der Hand eines anderen. Auf der therapeutischen Seite spielt hier natürlich die «Ausstrahlung» des Behandlers, seine Vertrauenswürdigkeit eine sehr große Rolle. Unser bio-kybernetisches Selbstheilungssystem kann bei einer Therapie nur dann positiv reagieren, wenn gegenüber dem Behandler Vertrauen besteht. ... Vertrauen ist nämlich eine grundsätzlich positive Zielvorgabe, die unser Selbstheilungssystem zu seiner Aktivierung dringend benötigt.»

 

3.  In Kapitel 18, Ziffern 8 und 9 habe ich mich mit dem Phänomen der körpereigenen Energiefelder und ihrer Steuerung befaßt. Sie sind die eigentlichen «Heiler», nämlich die mit der endogenen Wahrnehmung «optisch» kontrollierbaren und steuerbaren Selbstheilungskräfte unseres Organismus. Selbstverständlich habe ich diese bei den Heilungsprozessen meiner Zehen intensiv eingesetzt. Hauptsächlich waren es drei verschiedene Energiefelder, die tätig wurden: ein gold-gelbes, das an den Zehenknochen wirksam wurde, ein grünes, das bei der Wundheilung eine Rolle spielte, und ein tiefrotes, das die Durchblutung verbesserte.

Ich will mich an dieser Stelle bewußt kurz fassen und möchte mich deshalb auf folgenden Hinweis beschränken: Mein Hausarzt, Dr. Fromm, hat Röntgenaufnahmen in der Hand, die eindeutig zeigen, daß sich ein in Auflösung begriffener Zehenknochen nach einer gewissen Zeit wieder regeneriert hat. Dasselbe gilt für einen weiteren Zehenknochen, für den die röntgenologisch begründete Diagnose lautete: «Der Knochen hat sich wolkig aufgelöst». Von dem nachfolgenden Heilungsprozeß war nicht nur mein Hausarzt überrascht. Der Röntgenologe sagte, so etwas habe er noch nie gesehen.

Zwei Momente haben mich dazu veranlaßt, mich selbst mehr und mehr mit der Medizin zu befassen, was schließlich zu einer Erweiterung der Tiefen­psychologischen Basis-Therapie zur Human-Biologischen Ganzheits-Medizin (HBGM) führte: Zum einen die vielen negativen Erfahrungen, die ich über lange Zeit hinweg im Zusammenhang mit meinem Diabetes gemacht habe, aber auch die nachfolgenden, von mir sehr kritisch begleiteten positiven Erfahrungen mit dem Münchner Internisten, der übrigens ein guter Kenner und Anwender von Naturheilverfahren war, und ganz besonders meine Erfahrungen mit meinem Aschauer Hausarzt und dem ständigen selbstverständlichen Austausch mit ihm. Zum andern die Notwendigkeit, aus rechtlichen Gründen die Heilpraktikerprüfung abzulegen, um als Psychoanalytiker und Psychotherapeut selbständig und unabhängig von Ärzten tätig sein zu können.

Das eine wie das andere hat schließlich dazu geführt, daß ich mir mehr und mehr Gedanken darüber machte, wie bestimmte Heilverfahren und Medikamente im Zusammenhang mit der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie (TBT) wirken. Eines war von Anfang an immer klar gewesen, daß meine Psychotherapiepatienten bei Beginn der Intensivtherapie nicht nur das Rauchen einstellten, sondern, mit extrem wenigen Ausnahmen, auch alle Medikamente absetzten. Ich habe immer wieder erlebt, daß erst dann die TBT wirklich greifen kann, wenn keine Flucht mehr in die «neurotische Hoffnung» auf ein Wundermittel möglich ist.


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Andererseits leuchtete mir aber auch ein, daß von einem bestimmten Entwicklungsstadium des therapeutischen Prozesses an, wenn sowieso keine zudeckenden Medikamente oder Maßnahmen mehr helfen konnten, weiterführende Konzepte für den Heilungsprozeß förderlich sein könnten.

Die verschiedenen in der Heilpraktikerausbildung angebotenen und eingeübten «Naturheilverfahren», die organisch wie technisch sehr unterschiedlich ansetzten, boten mir zunächst nur sehr wenig Hilfe. Viele von ihnen habe ich ausprobiert, erkannte sie auch als weniger belastend, aber keineswegs als weniger zudeckend als die Medikamente und anderen Maßnahmen der sogenannten «Schulmedizin» und deshalb als Begleitung des Regressionsprozesses in der TBT für absolut ungeeignet. Da ergab sich, durch «Zufall» (?), ganz überraschend eine völlig neue Situation:

Anfang November 1982 erhielt ich den Auftrag, bei einer Rheuma-Fachtagung in Bad Salzschlirf als Vertreter für die psychosomatischen Aspekte an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. Am Abend dieses Tages stellte der in Italien arbeitende, in Deutschland geborene amerikanische Chiropraktiker Dr. Hans Greissing die von der Italienerin Adriana Zillo-Monti entdeckte und in Zusammenarbeit mit ihm entwickelte orthopädische Schmerztherapie vor, die nach den Anfangssilben beider Namen «ZILGREI» benannt ist. Ich habe dieses therapeutische Selbstheilungssystem inzwischen schon mehrfach erwähnt.

Als Hans Greissing die ZILGREI-Therapie erstmals in Deutschland vorstellte, leuchtete mir spontan ein, warum sie wirken konnte, ja wirksam sein mußte. Ich arbeitete damals bereits seit langer Zeit mit der psychoanalytisch orientierten Regressionstherapie, bei der ich die physiologische Zwerchfell-Atmung, wie mehrfach erwähnt, gezielt als Therapeutikum einsetzte, um verdrängte Angstinhalte wieder erlebbar zu machen und psychosomatische Erkrankungen zu behandeln. Deshalb stand mein Entschluß, die erste in Deutschland angebotene Ausbildungsmöglichkeit in der ZILGREI-Therapie wahrzunehmen, sofort fest. Mir war klar, daß diese Art der Schmerz- und Blockade-Therapie sich hervorragend in das psychotherapeutische Konzept einfügen würde und für die Behandlung solcher psychosomatischer Erkrankungen eignen müßte, die mit muskulären Verspannungen einhergehen.

Der erste Ausbildungskurs für Ärzte und Heilpraktiker fand dann Anfang 1983 in Leonberg unter der Leitung von Hans Greissing statt. Seitdem setze ich ZILGREI bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen ein, wenn das indiziert ist. Meine anfänglichen positiven Erwartungen sind nicht enttäuscht, sie sind eher noch übertroffen worden.


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Sehr viele psychosomatische Erkrankungen, schwere Neurosen und Psychosen, darauf habe ich mehrfach hingewiesen, gehen ihrer Ätiologie nach auf pränatale, perinatale und frühe postnatale Traumata zurück, also auf Schädigungen, die vor, während oder kurz nach der Geburt eingetreten sind. Weil die betroffenen Kinder diese aber nicht verarbeiten konnten, wurden sie verdrängt, haben dabei jedoch massive muskuläre Verspannungen und Skelettschäden hinterlassen. Die psychophysische Bewußtwerdung der Traumata und die Auflösung der Symptome wird durch die therapeutische Regression ermöglicht, die u.a. durch eine ruhige Zwerchfell-Tiefatmung erreicht wird.

Wie wir gesehen haben, stellen sich eine Reihe von muskulären Verspannungen als «Ausdruckssymptome», schwerwiegendere Verspannungen und Skelettschäden jedoch meist als «Erinnerungssymptome» dar, als direkte Körpererinnerung an erlittene frühe Traumata. Zu den orthopädischen Erkrankungen, deren Ätiologie in so frühe Zeit zurückreicht, sind vor allem die weitaus meisten Skoliosen zu zählen, sehr viele Zervikobrachialsyndrome (Schulter-Arm-Schmerzen), bestimmte Formen von Hüftgelenksdeformationen, Kiel- und Trichterbrust (soweit diese nicht rachitischen Ursprungs sind), sowie allgemein persistierende (anhaltende) oder rezidivierende (sich wiederholende) Muskelverspannungen, wo immer diese auftreten.

Dazu gehören aber auch einige Innenohrerkrankungen wie der «idiopathische» Hörsturz, die Menieresche Krankheit und Tinnitus (Ohrgeräusche). Deren in einem traumatischen Geburtsgeschehen wurzelnde letzte Ursachen habe ich in meinem Buch «Streik im Innenohr» dargelegt und dabei auch den Einsatz von gezielten ZILGREI-Therapien und ZILGREI-Selbsttherapien im Rahmen der psychosomatischen Behandlung dieser Erkrankungen empfohlen.

Bei der psychosomatischen Behandlung aller hier genannten Erkrankungen leistet ZILGREI unschätzbare Dienste, indem es dem Patienten die Funktionalität seiner Symptomatik erfahrbar macht und eine neue und heilsame Antwort auf das primäre traumatische Geschehen ermöglicht. Eine wirkliche Ausheilung mit Hilfe der ZILGREI-Therapie ist allerdings erst dann möglich, wenn die primäre traumatische Situation in einer Regressionstherapie physisch, psychisch und geistig durchlebt und verarbeitet worden ist.

ZILGREI ist natürlich nicht das einzige Naturheilverfahren, das sich fugenlos in die Tiefenpsychologische Basis-Therapie einordnen und in ihrem Zusammenhang durchführen läßt, aber es ist das weitaus wichtigste. Geeignet sind auch die Ernährungstherapie, verschiedene Bäder, besonders die ansteigenden Fußbäder, die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, die Homöopathie, die Organo-Therapie, Reiz-Therapien über die Head-Zonen, verschiedene Ausleitungsverfahren, Entspannungsmassagen und schließlich die Fußreflexzonen-Massage.


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Diese Zusammenstellung von Tiefenpsychologischer Basis-Therapie (TBT) mit einer Hand voll Naturheilverfahren ist natürlich nicht «die» Human-Biologische Ganzheits-Medizin (HBGM). Ich habe in diesem Kapitel nur aufzeigen wollen, warum und auf welche Weise sich für mich ganz persönlich die TBT zur HBGM ausgeweitet hat. Fast jedes psychologische oder medizinische Verfahren «kann» Teil der Human-Biologischen Ganzheits-Medizin sein, wenn es in entsprechender Weise und Absicht eingesetzt wird. Die Kriterien, an denen sich ein Heilverfahren als humanbiologisch und ganzheitlich ausweisen muß, habe ich in Teil I, Kapitel 2 genannt. Ich will die grundlegendem Aussagen zur Human-Biologischen Ganzheits-Medizin zum Abschluß dieses Kapitels kurz wiederholen:

1. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «ökologische» Medizin.

2. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «biologische» Medizin.

3. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «genetisch» orientierte Medizin.

4. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist im Wesentlichen ein «Selbstheilungssystem».

5. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine das «Humanuni» integrierende Medizin.

6. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «prozessuale» Medizin.

7. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «dialogische» Medizin.

8. Die Human-Biologische Ganzheits-Medizin ist eine «transpersonale» Medizin.

Nur dasjenige Heilverfahren, das diese acht Kriterien erfüllt, kann ich mit gutem Gewissen im Sinne der Human-Biologischen Ganzheits-Medizin als ganzheits-medizinisch betrachten.

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27. Der letzte Entwicklungsstand und wie es weitergehen soll

 

 

Während in der Anfangszeit der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie kriegsbedingte Neurosen, Psychosen und Psychosomatosen, die «Kellerkinder», ganz im Vordergrund meiner Arbeit standen, traten danach mehr und mehr die Folgen von zerrütteten Ehen, von Abtreibungsversuchen, von Vernachlässigungen durch alleinerziehende und arbeitende Mütter u.a. ins Blickfeld. Das ist auch heute noch nicht anders. 

Im Verlauf der letzten sieben Jahre haben sich schließlich zwei weitere Schwerpunkte herausgebildet: die Arbeit mit noch ungeborenen Kindern, mit Säuglingen und Kleinkindern, sowie die Behandlungen von Menschen aller Altersstufen, die von Innenohr-Erkrankungen geplagt sind: von Hörstürzen oder allmählicher Ertaubung, von Tinnitus (Ohrgeräuschen) oder Morbus Meniere.

 

A)  Zur Therapie mit Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern: Ich hatte bereits erwähnt, daß ich bei meiner ersten Lehranalytikerin eine Ausbildung in der psychoanalytischen Kinder-Psychotherapie absolviert und damit immer wieder einmal Kinder behandelt habe. Unter dem Einfluß der Primärtherapie von Arthur Janov änderte sich 1972 das ursprüngliche therapeutische Konzept radikal, besonders durch den «Fall Daniela», über den ich in meinem Buch «Was verborgen ist im Menschen» ausführlich berichtet habe. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie unten in Teil VI, Kapitel 28.

Die weitere Entwicklung der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie, vor allem die zunehmenden Kenntnisse über die Zusammenhänge von normaler und vorübergehender Identität zwischen Mutter und Kind, von unerträglicher Einsamkeit, von Angst und notvoller Identifikation mit der Mutter, von Identifikation mit dem Aggressor und von der normalen und pathologischen Ich-Entwicklung haben es möglich gemacht, ein ungeborenes Kind im Leib seiner Mutter zu behandeln. Voraussetzung dazu ist natürlich die Therapie der Mutter selbst. Und sie ist dann auch die eigentliche Behandlerin ihres Kindes. Ich werde in Kapitel 37 ausführlich über «Doris, Armin und ihr behindertes Kind» berichten, auch über die Schwangerschaft von Doris mit ihrem dritten Kind. Deshalb möchte ich mich hier auf wenige grundsätzliche Bemerkungen beschränken.

Entscheidend ist, wie erwähnt, die Therapie der werdenden Mutter, wobei es natürlich besonders günstig ist, wenn auch der Vater voll in den therapeutischen Prozeß durch seine eigene Therapie mit einbezogen werden kann. Das hat allerdings recht wenig mit der Familientherapie nach dem Modell von Horst-Eberhard Richter, und noch viel weniger mit der Partner-, Kommunikations- und Verhaltenstherapie von Karl Herbert Mandel und anderen zu tun. 

Die Therapie der beteiligten Eltern wird in jedem Fall als Regressions-Therapie durchgeführt, in der sich Mutter und Vater in ihrer eigenen vorgeburtlichen Zeit, während ihrer Geburt, in der ersten Zeit danach mit ihren Nöten und Ängsten, in ihrem Verhältnis zu den eigenen Eltern und bei der Entwicklung ihrer Abwehrstrategien wiedererleben. Dadurch ändert sich im günstigen Fall die Einstellung zu ihrem ungeborenen Kind grundlegend.


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Und das ungeborene Kind? Da die Mutter ihre eigenen ungelösten Kindheitsprobleme nicht mehr unerkannt, d.h. von Unbewußt zu Unbewußt, an ihr Kind weitergibt, sondern ihr selbst die Probleme faßbar werden, kann auch der Fötus sie klarer von sich selbst abtrennen. Mit steigender Ich-Entwicklung tritt er der Mutter gegenüber mehr und mehr in eine Ich-Du-Beziehung ein, in der er zwischen den Erinnerungen seiner Mutter und seiner eigenen Lage immer deutlicher unterscheiden und dadurch eine neurotische Entwicklung verhindern kann.

Genau dasselbe geschieht in einer Therapie mit «auffälligen» Säuglingen und Kleinkindern, bei der die Therapie der Mutter, am besten zusätzlich die des Vaters, die Grundlage bildet. Was ich als «Auffälligkeiten» bezeichne, sind neurotische, psychotische oder psychosomatische Entwicklungen der Kinder, die auf pränatale, perinatale und/oder postnatale Beziehungsprobleme der Kinder mit der Mutter oder mit beiden Eltern zurückgehen. Da ich dafür bereits eine ganze Reihe von Beispielen gebracht habe und noch weitere bringen werde, beschränken wir uns hier wieder auf die grundsätzlichen Momente.

Pränatal, perinatal und postnatal geschädigte Säuglinge und Kleinkinder können ihre Ängste und Schmerzen nur dann zulassen, wenn sie spüren, daß sich ihre Eltern in ihrer Einstellung zu sich selbst wie zu ihnen als ihren Kindern radikal ändern. Nur dann können sie ihre Abwehrstrategien, ihre verschiedenen Abwehrmechanismen Schritt für Schritt aufgeben. Das verlangt von den kleinen Kindern viel Mut, weil sie ja von ihren Eltern noch total abhängig sind, und deshalb sehr viel mehr Mut, als die Erwachsenen brauchen, um wahrnehmend und einsichtig zu werden. Es ist für den Therapeuten, der aktiv an der therapeutischen Dynamik zwischen Mutter, Kind und Vater teilnimmt, eine ungemein dankbare Aufgabe, immer wieder anregen und beobachten zu dürfen, wie sich das Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern und der Kinder zu ihren Eltern zusehends entkrampft und neu gestaltet.

Ein therapeutisches Problem eigener Art stellen spastisch gelähmte und von Krampfanfällen bedrohte Kinder dar. Die Therapie auch mit diesen Kindern hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Spastische Lähmungen und Krampfanfälle, einschließlich epileptischer Anfälle, gehen bei Kindern (und Erwachsenen) fast immer auf Schädigungen während des Geburtsgeschehens, sehr viel seltener auf pränatale Traumata, gelegentlich auf spätere Unfälle zurück. Mit der Psychoanalytischen Regressions-Therapie kann die Ätiologie der Lähmungen und Anfälle nicht nur aufgedeckt, sondern die Symptomatik in vielen Fällen sogar beendet, zumindest aber gebessert werden. Je früher die Therapie beginnen kann, desto größer sind die Chancen für Besserung oder Heilung.


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B)  Zu den Innenohr-Erkrankungen: Mit den drei verschiedenen und zugleich sehr eng miteinander verbundenen «idiopathischen» Innenohrerkrankungen Hörsturz, Tinnitus und Morbus Meniere bin ich in meiner Praxis sehr früh konfrontiert worden. Der Forderung des Freud-Schülers Ferenczi entsprechend, dem ich mich in vielerlei Hinsicht verbunden fühle: «Wenn ein Patient bereit ist, regelmäßig zur Analyse zu kommen, so muß der Analytiker Methoden erfinden, um ihm zu helfen», habe ich diese Innenohrerkrankungen als eine ungeheure Herausforderung empfunden und im Rahmen der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie therapeutisch zu beantworten versucht. Das ist mir zu einem beträchtlichen Teil auch gelungen. Meine ersten diesbezüglichen therapeutischen Erfahrungen habe ich in meinem Büchlein «Streik im Innenohr» 1989 veröffentlicht. Weitere Erkenntnisse und Erfahrungen dazu finden sich in meinem Buch «Was verborgen ist im Menschen». Aber die Entwicklung der Therapie ist auch dabei keineswegs stehengeblieben.

Grundlegend war die Erkenntnis, daß die meisten dieser Erkrankungen ihrer Ätiologie (ihrem Ursprung) nach auf Ohrquetschungen während des Geburtsgeschehens zurückgehen, also Erinnerungssymptome darstellen, die sich in der Gegenwart unter aktuellen Streßsituationen, die an den «Geburtsstreß» erinnern, aktualisieren. Die Ohrquetschungen können sowohl durch ein während der Geburt erfolgtes Steckenbleiben im kleinen Becken der Mutter, als auch durch Zangengeburten bzw. durch beides geschehen. Zusätzlich finden sich unter den Patienten mit Hörsturz, Tinnitus und Morbus Meniere ganz besonders häufig solche, die mit einer Nabelschnurumwicklung geboren wurden.

In fast allen Fällen dieser drei eng miteinander verwandten Erkrankungsprozesse finden wir zusätzlich ganz charakteristische andere Symptome, die ätiologisch (ihrem Ursprung nach) zusammenhängen: Schmerzen in Hals- und Lendenwirbelsäule, etwas seltener in der Brustwirbelsäule, Nackenschmerzen, Schmerzen im Schultergürtel, ein Schulter-Arm-Syndrom, Schmerzen in den Kiefergelenken, oft Kiefer-Schiefstellungen, nächtliches Zähneknirschen, einen Beckenschiefstand, eine Skoliose (seitliche Verbiegun-gen der Wirbelsäule) und ein (scheinbar) kürzeres Bein, manchmal auch einen Knie- oder Hüftgelenksschaden. Alle diese Symptome haben eine gemeinsame Ätiologie, gehen auf die falsche und viel zu lange andauernde Lage vor und zu Beginn des Geburtsgeschehens zurück. Die drei genannten Innenohrerkrankungen betreffen niemals nur das Hörorgan, sondern immer den ganzen Organismus, soweit er an dem vorgeburtlichen pathologischen Geschehen beteiligt war, und den ganzen an seiner Geburt beteiligten Menschen nach Leib, Seele und Geist.


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Besonders wichtig ist deshalb auch die Erkenntnis, daß die mit diesen Innenohrerkrankungen verbundenen Ängste und Depressionen weniger eine Folge der gegenwärtigen akuten Erkrankungen, sondern in erster Linie mit dem Geburtsgeschehen selbst verbundene Erscheinungen sind, die beim akuten Erkrankungsausbruch mit in die Gegenwart transportiert werden. Das gilt auch für die häufig zu beobachtenden Schlafstörungen. Sie sind keineswegs nur die Folge eines besonders aufdringlichen Tinnitus, sondern hängen als Erinnerungssymptom direkt mit der pränatalen (vorgeburtlichen) bzw. perinatalen (geburtsbedingten) Schädigung selbst zusammen.

Wenn sich die Schlafstörungen weniger als Einschlafprobleme, sondern mehr als spontane Lageveränderungen während des Schlafes, z.B. als Drehungen in die Querlage oder in die Kopf-zum-Fußende-Lage erweisen, verbunden mit zunehmender Unruhe, unerklärlicher Angst, Alpträumen und Katastrophenängsten, so handelt es sich meist um erste spontane Anzeichen einer beginnenden Dekompensation, die eine besonders gute Voraussetzung für eine erfolgversprechende Therapie bildet.

Um den gegenwärtigen Stand der therapeutischen Erkenntnisse und Möglichkeiten bezüglich der drei Erkrankungsprozesse zu charakterisieren, beginne ich bei der schwersten Form, nämlich bei Morbus Meniere. Bei dieser Erkrankung liegen, fast ausschließlich beim Geburtsgeschehen erfolgte, schwerwiegende Quetschungen des Innenohrs vor, die nicht nur das eigentliche Hörorgan, die Cochlea (Schnecke) und die in ihr befindlichen Zilien (Sinneshaare), sondern darüber hinaus, oder sogar in erster Linie, die drei Bogengänge des Gleichgewichtsorgans im Labyrinth geschädigt haben.

Die drei Bogengänge entsprechen unseren möglichen Bewegungsrichtungen: der sagitalen (nach vorn und hinten), der frontalen (nach rechts und links), der vertikalen (nach oben und unten), sowie einer Kombination aus allen, der horizontalen Bewegungsebene (der Drehbewegung). Je nachdem, welche Bogengänge bei der Geburt durch Quetschung geschädigt worden sind, treten bei den betroffenen Patienten unterschiedliche Schwindelgefühle auf. Von Morbus Meniere wird gesprochen, wenn es zu der Erscheinung des Drehschwindels kommt, der oft mit einem Zubodenstürzen und mit Übelkeit und Erbrechen verbunden ist. In dem Fall ist mindestens einer der senkrecht stehenden Bogengänge und der liegende Bogengang von der geburtsbedingten Schädigung betroffen.

Die anderen Formen dieser Erkrankung, bei denen nur ein oder zwei senkrecht stehende Bogengänge betroffen sind, die auch mit (unterschiedlichen) Schwindelgefühlen, aber nicht mit Drehschwindel verbunden sind, gehören ihrer Ätiologie (ihrem Ursprung) nach selbstverständlich in dieselbe Kategorie von Erkrankungsprozessen hinein, werden aber, da sie nicht in das enge Schema des «Morbus Meniere» hineinpassen, von HNO-Ärzten oft «als nicht einzuordnen» nicht ganz ernstgenommen und für «psychisch» oder gar «hysterisch» abgetan.


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Letztlich aber kommen die konservativ, nach starren «Krankheitsbildern» diagnostizierenden und therapierenden HNO-Ärzte, weder mit dieser einen noch mit den anderen Innenohr-Erkrankungsprozessen therapeutisch wirklich zurecht! Die von ihnen versuchte Therapie mit Gaben von durchblutungsfördernden Mitteln erweist sich in den weitaus meisten Fällen als völlig nutzlos oder als nur vorübergehend wirksam. Die tatsächlich vorhandene aber meist nicht eingestandene Hilflosigkeit der HNO-Ärzte bei der Behandlung dieser Erkrankungs-Trias erschüttert mich immer wieder zutiefst. Ohne sich mit der Ätiologie (dem ersten Ursprung) dieser miteinander sehr eng verwandten Erkrankungsprozesse ernsthaft auseinanderzusetzen, werden sie mit ihren hilflosen therapeutischen Versuchen auch kaum weiterkommen.

Der Erkrankungsprozeß «Morbus Meniere ist, das mag vielleicht erstaunlich klingen, mit der therapeutischen Methode der Psychoanalytischen Regressions-Therapie (PRT) am leichtesten zu behandeln. Das hängt mit der anfallsweise auftretenden Symptomatik zusammen. In jeder Art von akutem Anfallsgeschehen, das gilt in vielen Fällen auch für die Epilepsie, sind die Patienten der Erinnerung an die Ätiologie (den Ursprung) ihrer Erkrankung ganz besonders nahe und deshalb auch besonders leicht in die therapeutische Regression zu bringen. Das aber ist, wie wir gesehen haben, die wichtigste Voraussetzung für den Heilungsprozeß. Was die klassische Medizin als «schwer heilbar» oder gar als «unheilbar» bezeichnet, ist für die TBT absolut kein Kriterium! Für uns gilt in erster Linie, wie nahe die Patienten ihren verdrängten Erinnerungen, Gefühlen und Schmerzen sind bzw. wie bereit sie sind, sich darauf einzulassen. Bei den verschiedenartigen Anfallsgeschehen, das gilt nicht nur für Morbus Meniere, finde ich meist eine wesentlich erhöhte Bereitschaft dazu.

Was ich für Morbus Meniere festgestellt habe, gilt in ähnlicher Weise auch für den plötzlichen Hörverlust, den wir als «Hörsturz» bezeichnen. Auch er ist ein Anfallsgeschehen, das sich mehrfach wiederholen kann, oft aber zu fortschreitendem Gehörverlust bis hin zur Taubheit führt. Auch dieses Erkrankungsgeschehen geht seiner Ätiologie nach in den weitaus meisten Fällen auf eine Ohrquetschung während des Geburtsgeschehens zurück, dessen Auslöser durch gegenwärtige Streßsituationen hervorgerufen wird, die auf verschiedene Weise an den erlebten und verdrängten «Geburtsstreß» erinnern.

Es gibt gegenwärtig eine ganze Reihe von besonders «stressigen» Berufen, in denen sich die Hörstürze geradezu häufen. Nicht ohne Grund hat man Hörsturz und Tinnitus oft als die charakteristische «Managerkrankheit» bezeichnet. Neben den Vertretern dieses Berufes scheinen ganz besonders auch Lehrerinnen und Lehrer davon betroffen zu sein. Aber: Kein Manager, keine Lehrerin, kein Lehrer bekommt allein deshalb einen Hörsturz, weil sie/er sich im Beruf überfordert fühlt. Voraussetzung ist immer, daß in der frühesten Lebensgeschichte eine Ohrschädigung, wie ich sie angedeutet habe und im folgenden noch eingehender beschreiben werde, stattgefunden hat. Nicht der Streß als solcher macht den Hörsturz. Es gibt Manager und Lehrer, die mehr damit belastet sind als andere und trotzdem keinen Hörsturz erleiden!


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Daß Hörsturz und fortschreitende Ertaubung mit der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie zumindest gestoppt werden können, mag das folgende Beispiel zeigen:

Ingrid hat eine ganz schreckliche Geburt erlebt. Im Verlauf von 30 Berufsjahren war es für mich eine der stärksten Herausforderungen, diese Patientin durch das 'Wiedererleben ihrer Geburt, ihrer Nachgeburtszeit und ihres späteren Lebens zu begleiten. Die Mutter hatte während der Schwangerschaft mehrere Abtreibungs- und Selbstmordversuche gemacht. Sie wollte die Geburt ihres Kindes nicht erleben und das Kind mit in den Tod nehmen. Sie starb während des Geburtsgeschehens. Das Kind konnte nur mit großer Mühe und mit Hilfe von vier Ärzten gerettet werde. Seine Ohren waren sowohl vorgeburtlich durch die ständigen Verkrampfungen der Mutter wie beim Geburtsgeschehen selbst durch den harten Zugriff der Geburtszange stark geschädigt worden. In ihrem Berufsleben, von dem sie völlig überfordert war, sie war Lehrerin, erlitt sie einen Hörsturz, in dessen Folge sich eine zunehmende Ertaubung entwickelte. Die untersuchenden Arzte stellten fest, daß sie spätestens binnen einem halben Jahr ein Hörgerät tragen müsse und ihren Beruf nicht mehr ausüben könne. Nachdem Ingrid in der Regressions-Therapie die wichtigsten Teile ihres Geburtsgeschehens wiedererlebt und aufgearbeitet hatte, besserte sich ihr Gehör so weit, daß sie ihren Beruf - ohne größere Gehörprobleme und ohne Hörgerät! — bis zu ihrer Pensionierung fortsetzen konnte.

Von dieser Art des Erinnerungsgeschehens müssen wir allerdings zwei andere Arten unterscheiden, die mir im Verlauf der späteren Jahre aufgefallen sind. Die erste Art stellt ein sich meist mit plötzlichem Hörsturz, gelegentlich sich aber auch schleichend einstellendes Erinnerungssymptom an ein vorgeburtlich und/oder nachgeburtlich erlittenes Knalltrauma dar, z.B. im Zusammenhang mit Bombenexplosionen während des Krieges, das einen dauerhaften Schaden an den Gehörorganen oder ausschließlich eine verdrängte schockartige Erinnerung an das traumatische Ereignis hinterlassen hat. In diesen Fällen kann die Psychoanalytische Regressions-Therapie, die zum Wiedererleben der traumatischen Ereignisse führt, in manchen Fällen zur völligen Genesung, zumindest aber zum Stoppen des Ertaubungsprozesses führen.

Die zweite Art von Hörminderung, die meist mit einem Tinnitus verbunden ist, stellt eine Kombination aus Erinnerungs- und Ausdruckssymptomatik dar, die einer sehr gründlichen Diagnose und Therapie bedarf, aber durchaus gute Heilungschancen hat. Sie entsteht in den meisten Fällen lange vor der Geburt und geht auf Uterus-Verkrampfungen im Zusammenhang mit akuten oder andauernden Ängsten der Mutter zurück. Dadurch kommt es zu vorübergehenden oder andauernden Druckbelastungen der Ohren des Fötus, oft gerade während entscheidender Wachstumsphasen des Hörorgans.


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Die darauf zurückgehende Symptomatik ist zunächst als Erinnerungssymptom zu werten. Aber was bei jeder Art von Hörschädigung grundsätzlich eine Rolle spielt, tritt bei dieser frühen Schädigung besonders stark ins Gesichtsfeld, nämlich daß sich meist sehr früh, vor- oder nachgeburtlich, ein Ausdruckssymptom anschließt nach dem Motto: «Ich will das nicht mehr hören — ich kann das nicht mehr hören!» Das hängt damit zusammen, daß die Ohren durch diese besonders frühe Belastung ungemein empfindlich geworden und geblieben sind, so daß z.B. Streitigkeiten der Eltern oder andere akustisch unangenehm in den Uterus eindringende Geräusche vom Fötus nicht ertragen und nicht verarbeitet werden können. Symptom-auslösende Ereignisse in der Gegenwart sind dementsprechend sehr häufig Streitigkeiten in Partnerbeziehungen und in beruflichen Situationen, in denen es zu lautstarken Auseinandersetzungen kommt.

Die therapeutische Situation in der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie ist dann günstig, wenn ein betroffener Patient nicht nur bereit ist, in der Regression die primäre Schädigung wiederzuerleben, sondern auch seine gegenwärtigen Konflikte voll in den therapeutischen Prozeß einzubringen.

Vom «spontanen» («idiopathischen») Hörsturz müssen wir, ihrer Ätiologie nach, grundsätzlich drei andere Formen unterscheiden: den Hörverlust durch ein akutes (gegenwärtiges) Knalltrauma, was bei Explosionen eintreten kann, den allmählich zunehmenden Hörverlust bei akustischer Dauerbelastung in der Nähe von lärmenden Maschinen oder in Diskotheken, sowie denjenigen durch einen Tumor am Hörnerv. In den beiden ersten Fällen kann die Therapie nur dann erfolgversprechend sein, wenn die Dauerbelastung sofort gestoppt wird.

Im Fall eines akuten Knalltraumas wird heute meist die Sauerstoff-Überdruck-Therapie angewandt. Sie müßte, meiner Erfahrung nach, unbedingt durch eine Regressionstherapie ergänzt werden, die sich auf die akute Situation bezieht. Bei einem gegenwärtigen Knalltrauma liegt immer ein psycho-physischer Schock vor, der mit starken Muskelverspannungen verbunden ist. Das gilt auch für solche Fälle, die bereits vorgeburtlich oder kurze Zeit danach erfolgt sind. In der Regressionstherapie, in der dieses Schockerlebnis lösend wiedererlebt wird, verbunden etwa mit der ZILGREI-Therapie, einer orthopädischen Selbst-Therapie, kann der verdrängte Schock mitsamt seinen Folgen aufgelöst werden.

Im dritten Fall kann unter Umständen, allerdings nicht unbedingt, eine Operation notwendig werden. Doch das kann erst eine gründliche therapeutische Regression im Zusammenhang mit einer exakten Selbstdiagnose des betroffenen Patienten endgültig abklären!


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Bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) können außerordentlich viele und vielfältige ätiologische Momente eine Rolle spielen. Die weitaus meisten dieser Erkrankungsprozesse gehen jedoch ebenfalls auf geburtsbedingte Ohrquetschungen zurück. Darauf kann man sich grundsätzlich dann verlassen, wenn der Tinnitus im Zusammenhang mit Morbus Meniere auftritt, und man kann sich im allgemeinen darauf verlassen, wenn er sich bei oder unmittelbar nach einem Hörsturz bemerkbar macht. Aber es gibt, wie wir bereits gesehen haben, auch andere vorgeburtliche Situationen, z.B. frühe angstbedingte Uterus-Verkrampfungen einer Mutter, die zu späterem Tinnitus führen können. Ich muß zusätzlich erwähnen, daß u.a. die EPH-Gestose, eine mit erhöhtem Blut-und Fruchtwasserdruck verbundene Schwangerschaftserkrankung der Mutter, besonders wenn sie mit einer Eklampsie (mit Krämpfen und wesentlich erhöhtem Fruchtwasserdruck) verbunden ist, beim späteren Erwachsenen zu besonders lautem und schwer erträglichem Tinnitus führen kann.

Da EPH-Gestose und Eklampsie, wie wir später an praktischen Beispielen aus der Therapie noch sehen werden, mit einer sehr schweren Depression der Mutter zusammenhängen und beim Kind unerträgliche Drucksituationen hervorrufen, die mit Todesängsten verbunden sind, wird verständlich, daß Tinnitus-Erkrankungen, die auf solche vorgeburtliche Situationen zurückzuführen sind, manchmal, aber nicht unbedingt, mit Hörminderungen, in jedem Fall aber mit fortdauernden Ängsten und vor allem mit mehr oder weniger schweren Depressionen der betroffenen Patienten verbunden sind.

Was bei Tinnitus aber eine ganz besonders große Rolle spielt, sehr viel mehr, als das bei den anderen Innenohrerkrankungen der Fall ist, sind zwei Momente, die eine Therapie erheblich erschweren, gegebenenfalls sogar verhindern können:

1. Tinnitus ist meist nicht ausschließlich ein Erinnerungssymptom, sondern sehr oft gleichzeitig ein Ausdruckssymptom, das einen innerseelischen und einen gegenwärtigen zwischenmenschlichen Konflikt ausdrückt (vergleiche dazu Teil III, Kapitel 8). Damit ragt der Tinnitus über die frühe primäre Situation nicht nur zeitlich hinaus, sondern setzt in der Gegenwart einen nie aufgegebenen Kampf fort. Das heißt mit andern Worten: Der Tinnitus-kranke kann seine Symptomatik dazu benutzen, auf der Übertragungsebene «gegen Gott und die Welt» anzukämpfen, um sich auf diese Weise «gute (Ersatz-) Eltern» zu schaffen und damit das unerkannt bleibende primäre Trauma zu verstecken, es «ungeschehen» zu machen. Die deutlich spürbare Kampfhaltung wird von den Mitmenschen allerdings gespürt und nur ganz selten belohnt; im Gegenteil: sie führt zu neuen Konflikten und zum Rückzug. Das aber wertet der an seiner Kampfhaltung festhaltende Tinnitus-Kranke als Bestätigung dafür, daß seine Symptomatik eine Folge der ablehnenden Haltung seiner nächsten Mitmenschen sei. Und damit steht nun die ganze Geschichte endgültig auf dem Kopf und macht eine Therapie von vornherein illusorisch.


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2. Viele Tinnitus-Kranke «erjammern» sich einen erheblichen «sekundären Krankheitsgewinn», ohne das bewußt zu wollen und zur Kenntnis zu nehmen. Einen so hohen sekundären Krankheitsgewinn wie bei einigen Tinnitus-Kranken habe ich sonst eigentlich nur noch bei krebskranken Patienten gefunden. Der «Gewinn» wird in diesem Fall allerdings sehr viel weniger in der Partnerschaft gesucht und gefunden, weil Partner auf das fortgesetzte Gejammer meist mit Aggression und Rückzug reagieren, sondern in der ärztlich verordneten Schonhaltung und der meist bald nachfolgenden Bestätigung der «Berufsunfähigkeit». Wenn diese weit verbreitete Grundhaltung in der Therapie nicht rasch durchschaut und aufgegeben wird, werden die Chancen zur Besserung oder gar zur Ausheilung von vornherein vertan.

Sowohl in der Fachliteratur wie in den von Fachleuten bzw. Autoren, die sich dafür halten, verfaßten Aufklärungsbüchern und Heften für Betroffene werden die vielen bereits genannten Symptome, die im Zusammenhang mit einem Tinnitus auftreten können, stereotyp als «Ursachen» bezeichnet. Im einen Fall soll die Halswirbelsäule, im anderen die Kieferstellung, im dritten eine verschleppte Infektion, im vierten der «Streß» die «Ursache» des Tinnitus sein. Zu jedem der genannten Aspekte finden sich entsprechende Hinweise, aber niemals wird der zugehörige Zusammenhang gesehen, ja nicht einmal geahnt bzw. nicht zur Kenntnis genommen! Wie heißt es bei Goethe so schön: «Hat er die Teile in seiner Hand, fehlt leider! nur das geistige Band.» Kürzlich hat sich ein Autor sogar mit «Störfeldern» infolge von Pockenschutzimpfungen als Ursache für Tinnitus beschäftigt, ohne jedoch anzugeben, ja ohne angeben zu können, warum nicht jede (Pocken-) Narbe ein Störfeld darstellt. Der gleiche Autor zieht übrigens erstmals auch die Iliosacralgelenke mit in Betracht — mit genau derselben Unwissenheit (siehe oben: «scheinbar kürzeres Bein»!), wo denn eigentlich der Zusammenhang zu suchen ist. Wenn ich mir dieses Sammelsurium von Erkenntnissplittern sekundärer Art anschaue, so finde ich darin ein erschütterndes «Leipziger Allerlei», aber weder eine konsequente Linie noch so etwas wie wissenschaftliche Redlichkeit.

Die Tiefenpsychologische Basis-Therapie ist keineswegs nur eine «alternative Heilmethode», das zwar auch, in erster Linie jedoch ist sie eine nachweisbare und damit «wissenschaftliche» Methode der Diagnostik. Ich habe nicht nur Hunderte von Videofilmen über Diagnosen und Therapien von Innenohr-Erkrankungen aufgenommen, sondern auch sehr viele Bestätigungen meiner Ergebnisse erhalten.

Wenn ich das mit den Ergebissen der HNO-Medizin vergleiche, muß ich zu meinem Bedauern feststellen, daß sich mir deren «Ergebnisse» hinsichtlich der angeblichen «Ursachen» der in Frage stehenden Trias der Innenohr-Erkrankungen als reine Vermutungen präsentieren! «Auslöser» sind nun einmal keine «Ursachen»! Nach der «Ätiologie», und nur da haben wir es in


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jedem Fall mit den wirklichen Ursachen zu tun, wird - vorsichtshalber - gar nicht mehr gefragt. Da beibt es meist bei der resignierten Feststellung: «Ätiologie unbekannt»! In diesem teuflischen Spiel, das die Betroffenen letztlich in die Irre führen muß, offenbart sich nicht «Wissenschaft», sondern Ignoranz!

Grundsätzlich ist zur Tinnitus-Therapie mit der Technik der Psychoanalytischen Regressions-Therapie festzustellen, daß die Heilungschancen um so größer sind, je früher die Patienten nach dem ersten Auftreten eines Tinnitus ihre Therapie beginnen. Aber selbst in den (meist recht alten) Fällen, in denen sich bei den Ohrgeräuschen ggf. nur relativ wenig bewegt, ist es möglich, die Ängste und die Depression, die die Lebensqualität besonders stark einschränken und jeden Tinnitus noch schlimmer machen, als er so schon ist, gänzlich aufzulösen. Und ich meine, daß sich das in jedem Fall lohnt!

 

Abschließen möchte ich diesen Teil mit dem protokollarischen Therapiebericht meiner Patientin Erika, den sie sowohl mir wie der Deutschen Tinnitus-Liga (als Leserbrief) zur Verfügung gestellt hat:

«An die Deutsche Tinnitus-Liga e.V., Wuppertal

Leserinnenbrief zum Bericht von W.H. Hollweg über die «Tiefenpsychologische Basis-Therapie»

Mit Freude habe ich gelesen, daß Sie in Ihrer Zeitschrift den 1. Teil eines Berichts über die therapeutische Arbeit von Herrn W.H. Hollweg im Gesundheitszentrum Aschau abgedruckt haben; erfreut deshalb, weil ich selbst erfahren darf, wie segens-und hilfreich, letztendlich heilend, diese Therapie für Menschen ist, die an einer scheinbar unheilbaren, bestenfalls zu lindernden Krankheit leiden.

Als mich in der Silvesternacht 90/91 ein Hörsturz jäh mit mir selbst konfrontierte, veränderte sich mein Leben schlagartig. Der Hörsturz wiederholte sich zweimal. Meniere-Anfälle häuften sich, der Tinnitus beschlagnahmte beide Ohren.

Ich hatte das Glück, von einer Arztin begleitet zu werden, die als Homöopathin mit ihrem ganzheitlichen Verständnis gleich zu Anfang sagte: «Ihr Ohr will Ihnen etwas sagen. Wir werden versuchen, es zu verstehen. Decken Sie die Symptome nicht mit Medikamenten zu.» Auch mein HNO-Arzt nahm meine Auseinandersetzung sehr ernst und vertraute zunehmend auf meine Selbstheilungskräfte. Daß der Weg dennoch oftmals hoffnungslos schien, hat mir durch die kompetente Begleitung meiner Arztin mein Vertrauen letztendlich nicht nehmen können. Ich lernte immer mehr, meinen Körper und seine Botschaften zu verstehen.

Mein Vertrauen in die Schulmedizin allerdings verschwand endgültig bei einer klinischen Untersuchung. Ich mußte auf den «Schwindelstuhl», damit mein Schwindel «offiziell bestätigt» werden konnte. Das war Körperverletzung! Danach hatte ich wochenlang schlimme Meniere-Anfälle.

Die Art der homöopathischen Therapie veränderte mein Weltbild. Ich konnte und wollte nichts mehr zudecken. Trotz aller Weiterentwicklung und Reduzierung der Meniere-Anfälle kam ich jedoch immer wieder an eine Grenze. Irgend etwas konnte ich nicht erkennen.


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Als ich das Buch von W.H. Hollweg «Streik im Innenohr» gelesen hatte, machte ich mich gemeinsam mit meiner Arztin auf, Herrn Hollweg und seine therapeutische Arbeit kennenzulernen. Meine Arztin nahm an der Diagnose- und Probesitzungsauswertung teil. Sie bestätigte und ermutigte mich zu der Entscheidung, diese Therapie zu beginnen, ebenso mein HNO-Arzt.

Fast nahtlos ging meine Therapie weiter. Der «verstellte Blick um die Ecke» (ein Ausdruck meiner Arztin) löste sich gleich zu Anfang in der Regressionssituation auf. Ich erkannte, daß meine Erkrankung mich nicht so einfach überfallen hatte, sondern daß ich die Symptome ein lebenlang als Erinnerung in meinem Körper mitgetragen hatte. Ich konnte bei dem Wiedererleben meiner Geburtssituation feststellen, daß sich mein Körper alles gemerkt hatte, was damals geschehen war. Ich erlebte schmerzhaft die ursächliche Verletzung meines Ohrs durch den vergeblichen Einsatz der Saugglocke im viel zu engen Geburtskanal und schließlich die Zangengeburt als letzte Lösung. Ich erlebte meine verzweifelte Situation, gezogen und dabei gleichzeitig immer mehr stranguliert zu werden durch die Nabelschnurumwicklung. Das Gefühl: «was ich auch tue, ich schaffe es nicht», war die Grundlage für meine lebenslange Depression.

In der Regressionstherapie erfasse ich mich als meine eigene Heilerin zunehmend als ganzen Menschen mit meiner Lebensgeschichte. Der Therapeut begleitet und ermutigt alle meine Schritte, die mein Unbewußtes mir zeigt. Zunehmend spüre ich Kraft in mir. Meine Hoffnung auf vollständige Heilung stellte sich relativ rasch nach dem Beginn der Therapie ein, als ich mich einen ganzen Tag lang völlig symptomfrei erlebte — ohne Schmerzen, ohne Hörminderung, ohne Tinnitus und ohne Schwindelgefühle. Seitdem haben die Symptome für mich jeden Schrecken verloren. Ich kann sie ohne Angst wahrnehmen und bin ihnen für ihr Auftauchen als Signale mehr und mehr dankbar. Sie werden durch den therapeutischen Prozeß Stück für Stück überflüssiger. Ich erlebe das, was ich unter Heilung verstehe: ein Loslassen von erinnerten Symptomen durch ein Verstehen ihrer Sprache, ein Durchleben des Entstehungsschmerzes, der einmal da war und abgespalten werden mußte, um mir das Überleben zu ermöglichen.

Dieser Prozeß ist schmerzhaft und anstrengend. Einmal begonnen, wirkt er unaufhaltsam weiter. Ich bin stolz, mich nicht «zur Heilung abgegeben zu haben», sondern immer mehr meine eigene Heilerin geworden zu sein. Und ich wünsche, daß all die Menschen, die an dieser scheinbar unheilbaren Innenohrerkrankung leiden, diese Chance bekommen, die ich wahrnehmen darf.

ASCHAU im Chiemgau, am 25. Oktober 1994.»

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Dieser von der Deutschen Tinnitus-Liga bisher leider nicht veröffentlichte (!) Leserinnenbrief zeigt auf, wie wesentlich im Einzelfall (und nur mit Einzelfällen haben wir es grundsätzlich in Medizin und Psychotherapie zu tun!) die Einstellung der beteiligten Ärzte ist. Eine Medizin, die weder von ihren Patienten noch von sogenanntem Außenseitern, zu denen der Autor dieses Buches gern gerechnet wird, um ihn nicht ernstnehmen zu müssen, zu lernen bereit ist, macht sich der versäumten (möglichen) Hilfeleistung schuldig!


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C) Zu den zukünftigen Schwerpunkten meiner Arbeit: Über die selbstverständliche Fortsetzung meiner bisherigen Arbeit hinaus, die sicher auch in Zukunft neue Aspekte eröffnen wird, sehe ich drei Schwerpunkte, denen ich mich zunehmend widmen muß:

1. «Kein Mensch lebt ewig» — diese banale «Weisheit» bedeutet für meine eigene Praxis, daß ich in absehbarer Zeit einen Therapeuten finden muß, der meine Arbeit an Ort und Stelle fortzusetzen willens und in der Lage ist. Aber es geht beiweitem nicht nur um meine eigene Praxis, das ist nur das vordergründige Problem, sondern sehr viel mehr um die Fortsetzung und Weiterentwicklung dieser therapeutischen Methode überhaupt.

Anläßlich von Informationstagungen in unserem Hause über die TBT zeigen sich Arzte, Heilpraktiker, Psychoanalytiker und Psychotherapeuten von den Möglichkeiten der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie und ihren therapeutischen Techniken oft sehr beeindruckt, ja geradezu fasziniert. Aber diese Faszination zerschmilzt zu einem Nichts, wenn sie sich darüber klar werden, daß die Grundlage einer Ausbildung in dieser Methode eine sehr gründliche therapeutische Selbsterfahrung in der TBT bedeutet.

Die Hemmnisse sind bei den einzelnen Berufsgruppen durchaus unterschiedlich. Ärztliche und nicht-ärztliche Psychoanalytiker und Psychotherapeuten halten sich aufgrund ihrer unter anderem auf Selbsterfahrung beruhenden Ausbildung (Lehranalyse!) meist für «fertig» und haben dementsprechend Schwierigkeiten, sich noch einmal in eine sehr viel tiefergreifende Selbsterfahrung, die manches bisher Erfahrene und Erlernte infrage stellen könnte, einzulassen. Sie machen sich nicht gern klar, daß sich hinter ihrer rationalen Argumentation Ängste verbergen, die sie nicht sehr gern aufdecken möchten. Und gerade um diese nach wie vor verborgenen Ängste, die meist pränataler oder perinataler Natur sind, geht es in der Selbsterfahrung der TBT und ihren therapeutischen Techniken!

Heilpraktiker und Naturheilärzte, die für «Ganzheitsmedizin» grundsätzlich aufgeschlossen sind, haben da ganz andere Probleme. Einmal können sie sich nur sehr schwer vorstellen, daß ihre Art von «Ganzheitsmedizin» sehr viel mehr nur ganz-körperlich als ganzheitlich im Sinne von psycho-physisch-mental ist, wie das von der «Human-Biologischen Ganzheits-Medizin» und der ihr zugehörigen Tiefenpsychologischen Basis-Therapie gefordert wird, andererseits sind sie es - leider! — gewöhnt, neue «Heilverfahren» in wenigen Wochenendkursen zu «erlernen». Das ist bei der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie natürlich eine Unmöglichkeit. Ich darf hier auf das Kapitel 20 verweisen, das sich mit den Voraussetzungen für Therapeuten beschäftigt hat.

2. So muß ich denn weiterhin auf den «Zufall» hoffen, daß sich in absehbarer Zeit jemand findet, der für sich selber die Möglichkeiten der Tiefenpsychologischen Basis-Therapie entdeckt und ausprobiert und nicht weniger ernsthaft und engagiert meine Arbeit fortsetzen kann und will. Vielleicht kann dieses Buch durch seine Öffentlichkeitswirkung dazu beitragen.

3. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, über die mehrfach erwähnte «Internationale Studiengemeinschaft für Pränatale und Perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM)» in Vorträgen und Veröffentlichungen zwei Grundelemente der TBT bekannt zu machen: die grundlegende Bedeutung der Ätiologie (des Ursprungs) von Erkrankungsprozessen für ihre mögliche Heilung, und die Bedeutung der Prophylaxe (Vorbeugung) für die Verhütung von Neurosen, Psychosen, psychosomatischen und anderen chronischen Erkrankungen. Damit werde ich mich im letzten Teil dieses Buches noch eingehend befassen.

Am Schluß von Kapitel 25 habe ich geäußert, daß für mich inzwischen die Frage, welche Bedeutung die ISPPM für die Tiefenpsychologische Basis-Therapie hat, hinter der, welche Bedeutung die TBT für die ISPPM haben könnte und haben müßte, zurückgetreten ist. Diese Organisation ist schließlich das einzige kompetente Gremium, das nicht nur das theoretische Wissen über die Bedeutung pränataler, perinataler und postnataler Schädigungen vermitteln, sondern auch eine eigens dafür entwickelte und langjährig bewährte Therapie wie die TBT stützen, fördern, den Kolleginnen und Kollegen anempfehlen und der Öffentlichkeit bekannt machen kann.

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