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Teil 8    Worüber «man» nicht gern spricht: sexueller Mißbrauch von Kindern

 

 

53.  Kindesmißbrauch als gesellschaftliches Problem  

 

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In den letzten Jahren hat es einige wenige Prozesse gegeben, in denen Männer angeklagt waren, die ihre eigenen Kinder und/oder Kinder aus der näheren Verwandtschaft oder Bekanntschaft sexuell mißbraucht hatten. Die Familienverhältnisse dieser Männer waren nachweislich zerrüttet; gerade dadurch waren die sexuellen Orgien überhaupt erst bekannt geworden. Als ich gerade an diesem Kapitel schreibe, berichten die Medien über den Prozeß gegen eine Mutter, die ihre Kinder zum sexuellen Mißbrauch «vermietet» hat, und gegen die daran beteiligten Männer; ferner über den Prozeß gegen einen türkischen Vater, der seine Tochter jahrelang mißbraucht haben soll. 

Mir geht es im folgenden gerade nicht um diese Skandale. Durch die entsprechenden Pressemitteilungen beginnt allerdings die Öffentlichkeit erstmals auch in unserem Lande, dieser Problematik eine gewisse Aufmerksamkeit zu schenken.

Was aber bis zum heutigen Tag nicht ins Bewußtsein unserer Staatsbürger eingedrungen ist: Der sexuelle Mißbrauch von Kindern, besonders von kleinen Mädchen, und zwar bereits im Säuglingsalter, ist sehr viel verbreiteter, als die strafrechtlich erfaßten Fälle ahnen lassen. Auf kaum einem anderen Gebiet ist die Dunkelziffer so groß wie auf diesem. Was bekannt wurde, ist lediglich die berühmt-berüchtigte «Spitze des Eisbergs». Wie wenig dieses Thema wirklich ernstgenommen wird, erlebte ich kürzlich in einer Talkshow.

Zunächst muß ich allerdings sagen, daß ich es durchaus begrüße, wenn ein solches «heißes Eisen» öffentlich, auch und gerade in einer Talkshow, angefaßt wird. Mit dem Thema «Gewalt gegen Frauen» ist das glücklicherweise schon vor Jahren geschehen und hat inzwischen nicht nur zu Unterkünften für bedrängte Frauen, sondern auch zu ersten gesetzlichen Maßnahmen geführt. 

Frauen können sich allerdings in jedem Fall noch sehr viel besser wehren als Kinder, nicht nur, weil sie erwachsen sind, sondern auch deswegen, weil unsere Gesellschaft auf allen Gebieten mehr und mehr von Frauen mitbestimmt


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