Rajan Autze & Frank Müller Steintal-
Geschichten 2000
by Igel Verlag |
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2000 427 Seiten |
Die erste Studie zu Ulrich Horstmann 2000 Von Ein Kunde
Von ihm stammt der Satz von der "Ausrottung der Probleme der Menschheit durch die Ausrottung der Menschheit". Ulrich Horstmann, Kleist-Preisträger des Jahres 1988, ist seit mehr als zwanzig Jahren literarischer Schausteller und Verfasser der apokalyptischen Streitschrift "Das Untier" (1983). Aber wie ernst ist das Rücktrittsgesuch der "Konturen einer Philosophie der Menschenflucht" überhaupt gemeint?
Der von Rajan Autze und Frank Müller mit intellektueller Eloquenz verfaßte Kommentarband bahnt in akribischer Textarbeit erstmals den Zugang zu diesem produktiven Querdenker und seinem vielschichtigen, ebenso komplexen wie heterogenen Werk. Horstmanns Schreiben, so der Befund der Autoren, oszilliert beständig zwischen einer Sprache der Ironie und einer Sprache des Ernstes, ohne dass sich seine Schriften auf eines dieser Idiome festlegen lassen. Landläufig nennt man diese Sprechweise wohl 'schwarzen Humor'.
Untersucht werden neben dem "Untier" folgende Arbeiten: "Nachgedichte", "Steintals Vandalenpark", "Das Glück von OmB'assa", "Patzer", ferner sämtliche Theaterstücke, Hörspiele und Aphorismenbände. In werkgeschichtlicher Perspektive vollzieht sich in diesen Büchern ein Übergang von einer 'harten' apokalyptischen Erfahrungsauslegung zur 'reindividualisierten' Beschäftigung mit Alter, Tod und unaufhebbarer Bionegativität.
Den ebenso ungewöhnlichen wie originellen Einstieg in die Poetik des Untergangs suchen die Autoren über Horstmanns Strohmann und doppelgängerischen Weggefährten: die literarische Kunstfigur Klaus Steintal. Als unverdrossener Praktiker der Apokalypse sucht er das Frühwerk heim, als bekehrter Friedenkämpfer die 'mittlere' Periode und als namenlose Reflexionsfigur das mit "Einfallstor" 'vorgezogene' Spätwerk. Dieser gestandene Band darf im Regal eines Horstmann-Enthusiasten auf keinen Fall fehlen.
Für den Horstmaniac 2001 Von Ein Kunde
Das Buch bietet eine Vielzahl konturierender Analysen, bleibt dabei aber immer eng am Text. Eine hervorragende Ergänzung für jede Horstmann-Bibliothek - schon, weil so dünne Bändchen wie das "Untier" oder die "Nachgedichte" an diesem Backstein aufrecht zu stehen kommen ...
Wälzer für Ulrich Horstmann 2001 Von Ein Kunde
Solche Bücher schreibt man eigentlich, wenn der behandelte Autor schon das Zeitliche gesegnet hat. Oder wenn sich einer so sehr mit dem eigenen Ableben beschäftigt, daß es keinen Unterschied macht, ob die Monografie zu seinem Werk schon zu Lebzeiten oder erst post mortem erscheint. Autzes und Müllers Studie ist äußerst detailliert und schon mangels Konkurrenz ein "Standardwerk". Das Buch geht der Frage nach, in welch vielfältiger Weise sich die Vorstellung der Apokalypse innerhalb der Literatur bricht.
Apokalypse als Literatur 2000 Von Ein Kunde
Irgendwie haben wir es immer geahnt: Horstmanns verstörende Schriften lassen sich als phantastisches Spiel, als literarische Höllenfahrten dechiffrieren. Autze und Müller sind tief in die (Mängel-)Welt Horstmanns eingetaucht und haben den großen Wurf gewagt: sie erklären das umfangreiche Werk als einheitliches Ganzes, wissen aber zugleich auch um die Verschiebungsprozesse, durch die versteckte Ironie Horstmanns zur unverblümten, aber auch zum Kontakt mit der eigenen "Verderblichkeit" sich läutert. Ein nicht immer leicht zu lesender Band, der jedoch von einer äußerst originellen Idee beseelt ist: die Werkgeschichte als "Biografie" der Horstmannschen Kunstfigur Klaus Steintal zu beschreiben.