4 Die Jugend im Sowjetstaate Von A. von Bunge
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Die Hoffnungen
Die Kommunisten haben stets ihre Hoffnung auf die Jugend gesetzt. Sie haben immer die Notwendigkeit erkannt, die Jugend auf ihrer Seite zu haben. "Die Jugend hat die Aufgabe, die kommunistische Gesellschaft aufzubauen. Eine Generation, die unter dem Kapitalismus erzogen wurde, ist im günstigsten Falle fähig, das alte Gebäude niederzureißen; das neue aufzubauen ist die Jugend berufen, welche in neuen, besseren Verhältnissen erzogen ist. Die Jugend muß das Schicksal der Weltrevolution auf unsere Seite lenken."1)
"Von der Stimmung der Jugend hängt das Schicksal des Kommunismus ab."2) Aus diesen Gründen bemühten sich Lenin und seine Mitarbeiter von Anfang ihrer Herrschaft an auf jede Weise, die Jugend auf ihre Seite zu bringen und sie in ihrem Sinne zu erziehen und zu belehren.
Der Komsomol, seine Aufgaben und sein Erfolg
Als der Komsomol (der Kommunistische Jugendbund) gegründet wurde, war er als Vorschule des Kommunismus gedacht. "Die Aufgaben der Komsomolzen bestehen darin, den Kommunismus zu erlernen. Es ist erforderlich, daß der Komsomol seine Lehre und Erziehung mit der Arbeit der Bauern und Arbeiter vereinigt", sagte Lenin auf demselben Kongreß des Komsomol im Jahre 1920.
Im Komsomol sollte die Jugend sich zu künftiger staatlicher, parteilicher und öffentlicher Arbeit vorbereiten. Der Komsomol ist gewissermaßen ein "Reservoir der neuen Kräfte", "ein Treibhaus für die Ablösung der alten kommunistischen Generation". Die Komsomolzen waren berufen — Träger der kommunistischen Kultur, der fortschrittliche, aktive und vorbildliche Repräsentant derselben zu sein. Der Komsomol hatte sofort großen Zulauf. Ungezählte Jugendmassen strömten ihm zu.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein großer Teil der russischen ungebildeten und halbgebildeten Jugend in den ersten Jahren der Revolution vom Bolschewismus sehr eingenommen war. Sie glaubte an das* Mythos der sozialen Revolution und des Kommunismus selbst, an den Sieg der Gerechtigkeit, an die Notwendigkeit der allgemeinen Nivellierung. Diese Ideen fanden in den träumerischen, unberührten Seelen der russischen Jugend einen sehr dankbaren Nährboden.
* (d-2010:) so im Original - das Mythos 1) Lenin auf dem III. Kongresse des Komsomol.
2) Inprekor, Januar 1925, S. 29. ("Internationale Presse-Korrespondenz", verlegt von den Kommunisten.)
Doch bestanden auch noch andere Gründe, die den Erfolg des Komsomols erklären. So sagte auf dem XII. Kongreß der Kommunistischen Partei Bucharin: "Man tritt in den Komsomol ein: a) aus jugendlichem Enthusiasmus, b) um möglichst schnell eine Anstellung zu bekommen und sich in ihr zu verbarrikadieren, und c) wegen einer Reihe ergänzender Vergnügungen".3)
Der Komsomol wurde auch gewissermaßen zu einem "politischen Fegefeuer" für die bürgerliche Jugend, in dem sie sich von den "bürgerlichen Sünden" ihrer Väter "läutern" konnte. Kinder der Geistlichen, der Edelleute, der Beamten und anderer verfolgter Stände, denen alle Türen verschlossen waren, denen es verboten war zu lernen und zu dienen, und die nirgends Unterkunft fanden — für diese wurde der Komsomol zum einzigen Ausweg aus der Not. Der Eintritt in den Komsomol vertuschte die Vergangenheit, entkräftete die "Schuld" einer "nichtproletarischen Abstammung", gab die Möglichkeit zu lernen und zu existieren, — bis zur ersten Säuberungsaktion. Aus diesen Gründen wandte sich auch ein Teil der bürgerlichen Jugend dem Komsomol zu. Sie fälschte die Personalien und führte falsche Zeugen vor um sich nur eintragen zu dürfen.
Im ganzen ist es nicht verwunderlich, daß am Ende des zweiten Jahres seit der Gründung des Komsomol bereits über eine Million Mitglieder vorhanden waren, daß "Zellen" und "Klubs" der Komsomolzy in allen Städten und mehrere tausend solcher "Dorfzellen", auf dem flachen Lande verstreut, bestanden. Der Komsomol begann ein "intensives Leben". Es wurden ununterbrochen Sitzungen, Besprechungen, "Feldzüge" gegen die Religion, gegen Gott, Kirche, Geistlichkeit, gegen das Analphabetentum, mit einem Wort "gegen alle Übel des Staatslebens" veranstaltet.
Ja, die Komsomolzy begannen in das Staatsleben einzugreifen. Es wurden Kampf-Abteilungen, sogenannte "leichte Kavallerie", geschaffen, denen zur Aufgabe gemacht war, die Arbeit der Regierung und der Parteiorganisationen zu kontrollieren, sich in alle Angelegenheiten des staatlichen und wirtschaftlichen Lebens einzumischen, dabei weder vor der Autorität der alten Kommunisten, noch vor der Macht der von ihnen kontrollierten Behörden halt zu machen. "Man wird die Komsomolzy nirgends los", klagten die alten Kommunisten.
Der Komsomolez wurde zu einer der markantesten Erscheinungen des Sowjetlebens, gleichsam zur Leibgarde der herrschenden Clique. Die Komsomolzen waren überlastet mit Aufgaben und Anträgen. Kaum war eine "Bürde" erledigt, begann sofort eine neue. Die Komsomolzen hatten nicht einmal Zeit, sich zu erholen, sich umzusehen, um die geschichtlichen Geschehnisse zu verstehen.
3) Stenogr. Bericht des XII. Kommun. Kongresses, S. 147.
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Sie wurden zu mechanischen Ausführern, die bis zur physischen und geistigen Ermattung überlastet waren. Und bald erlitt der Komsomol das Los aller kommunistischer Organisationen: hinter den großsprecherischen agitatorischen Phrasen machten sich Anzeichen einer Verflachung und eines Absterbens jeglicher politischer Ideen bemerkbar.
Die Zahl der Komsomolzy
Das rasche Anwachsen des Komsomol hörte bald auf. Laut den Mitteilungen auf dem Komsomolkongreß wurden am 1. Juni 1929 im ganzen 2.250.000 Mitglieder gezählt, was ungefähr nur 7 Prozent der gesamten Jugend in der USSR. ausmacht. Nach den Berechnungen der Sowjetpresse haben sich mehr als 40 Prozent der Arbeiterjugend im Komsomol-Verband eintragen lassen; dagegen entsandte die Bauernjugend nur 4 Prozent ihres Bestandes in den Komsomol. Auf dem gesamten Territorium der Sowjet-Union, auf dem sich ungefähr 600.000 Dörfer und Ansiedlungen befinden, gab es nur 40.000 Komsomol-Dorfzellen. Wie schwer es ist, Propaganda für den Eintritt in den Komsomol aufdemLandezu führen, schildert der Korrespondent der "Prawda" in seiner Erzählung über seine Propaganda-Reise in Südrußland. Seine Vorschläge, in den Komsomol einzutreten, fanden folgende Entgegnungen: "In die Partei und in den Komsomol treten nur Lotterbuben und Narren ein", "Tragt Ochsen und Büffel in euren Komsomol ein". Ein junges Mädchen sagte ihm: "Ich kann nicht in den Komsomol eintreten; man würde mich dann für eine Verlorene ansehen, und niemand, nicht einmal ein Komsomolez, würde mich heiraten". Der Korrespondent bemerkte auch, daß junge Ochsen sehr oft Komsomolzy genannt werden.4)
Das Komsomolleben
Die Sowjet-Presse, die das Entstehen des Komsomol mit Lobgesängen gefeiert hatte, begann bald über das Benehmen der Komsomolzy zu klagen. Die Unverantwortlichkeit, die privilegierte Stellung trugen den Keim der Zersetzung in den Komsomol. Roheit, Trunksucht, Aberglaube, Rowdytum sind typisch für den Komsomolez.5) "Trunksucht, ungebührliches Betragen den Mädchen gegenüber, Klatschereien und Unzucht kommen sehr häufig bei den Komsomolzy vor."6) "In den Fabriken trinken, stehlen, vergewaltigen sie; sie schlafen während der Arbeit an den Maschinen und spielen während der Arbeitszeit Ping-Pong."7) "Was Versäumnisse, Schlägereien und Skandale, Eigenwillen und Disziplinlosigkeit anbelangt, so nehmen hierin die Komsomolzy die erste Stelle ein."8) "Der Komsomol", erklärte Bucharin auf dem XIII. Parteikongreß, "verbreitet einen ekelhaften Geruch."
4) Prawda, 17. Sept. 1929.
5) Komsomolskaja Prawda, 1928, Nr. 187. e) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 17.
7) Torgowo-Promyschlennaja Gaseta, 12. März 1929.
8) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 58.
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Säuberungsaktion
Zum Kampfe mit diesen Erscheinungen wurden Säuberungsaktionen vorgenommen, über deren Umfang folgende Zahlen einen Begriff geben: Im Jahre 1929 gab es in Smolensk vor der Säuberung 22.580 Komsomolzy. Nach der Säuberung blieben nur 10.800 Mitglieder, d. h. 52,2 Prozent der Gesamtzahl wurden ausgeschlossen. Von der Gesamtzahl der Ausgeschlossenen wurden 21 Prozent wegen Trunksucht und Unzucht, und 22,9 Prozent für "Abirrungen von der Ideologie des Komsomol" eliminiert. In einzelnen Zellen wurden bis 70 Prozent der Mitglieder — fast ausschließlich wegen Trunksucht — ausgeschlossen.8)
Die Massenaustritte aus dem Komsomol und ihre Gründe
Es ist nicht erstaunlich, daß bei einer derartigen Lage der Dinge ein Massenaustritt aus dem Komsomol begann. Diese freiwilligen Austritte wurden so zahlreich, daß es verboten wurde, Berichte über diese Erscheinungen zu veröffentlichen. In den Erklärungen über die Austrittsgründe kam eine tiefe Enttäuschung der Jugend zum Ausdruck: "Es ist langweilig. Man muß immer auf Versammlungen herumlungern.10) "Ich habe den Komsomol verlassen, weil ich dort nichts außer Anrempelungen der Mädchen gesehen habe."11) "Die Jungen wollen nichts. Über allem schwebt eine unerklärliche Schwermut, eine Mißstimmung. Die Jungen leben inhaltlos, und das schlimmste ist, daß niemand ein Ziel hat. Es gibt keine Begeisterung, keinen Enthusiasmus, keine Ideale" — beklagt sich bitterlich das Organ des Komsomol.12) Im Komsomol, in dieser Reserve der Konknunisten, "ist es langweilig, es weht keine frische Luft". "Durch Versammlungen, Sitzungen, Protokolle, Pläne und Resolutionen sind wir gänzlich ermüdet." "Vor lauter Berichten haben wir uns dem Leben entfremdet".
Die Parteiarbeit ist dem Komsomolez nicht nur langweilig geworden, sondern hindert ihn auch beim Lernen. "Je aktiver ein Komsomolez ist, desto weniger hat er Zeit zum Lesen. Früher haben wir sehr viel gelesen, jetzt aber, wo wir uns aktiv an der Parteiarbeit beteiligen, sind wir genötigt, das Lesen gänzlich aufzugeben."13)
Nicht nur zum Lesen, auch zum Lernen fehlt den Komsomolzy die Zeit. Nach den Angaben der statistischen Untersuchung über das Leben der Hochschulen im Jahre 1927 waren Kommunisten und Komsomolzy auf dem ersten Kursus mit 60 Prozent vertreten. Auf dem letzten Kursus dagegen war dieser Prozentsatz auf den fünfzehnten Teil gefallen und betrug nur noch 3,9 Prozent.14)
9) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 85.
10) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 58.
11) Ebendaselbst, 1929, Nr. 126.
12) Ebendaselbst, 1929, Nr. 142.
13) Ebendaselbst, 1929, Nr. 58.
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Die in dieser "Statistischen Rundschau" veröffentlichten Tabellen zeigen die rasche Abnahme der Zahl der kommunistischen Studenten im Laufe der Studienzeit:15)
Kursus 1 2 3 4 5 in Prozenten
Kommunistische Jugend 60,1 42,8 20,2 8,5 3,9
Parteilose 39,9 57,2 79,8 91,5 96,1
Infolge der vielen Ablenkungen, die das Partei- und Verbandsleben mit sich bringt, konnte die kommunistische Jugend, welche nach dem Gebote Lenins "mit jungen Zähnen den harten Stein der Wissenschaft nagen" sollte, mit dieser Aufgabe nicht fertig werden. Auf der Fakultät der sozialen Wissenschaften betrug der Prozentsatz der "nichtnachkommenden" kommunistischen Studenten 80 Prozent. "Außerdem", sagte Bucharin, "kommt es häufig vor, daß der Professor vollständige Ignoranten mit .genügend' zensiert, da es bei uns üblich ist, einen ,sozialen Druck' auf den Professor auszuüben." Hieraus ergibt sich folgendes: "Wenn einer wirklich lernen will, dann hat er keine Zeit für die Parteiarbeit übrig. Wenn er aber andererseits in der Partei arbeitet, dann kann er nicht lernen, und kommt für den Verwendungszweck, für welchen er in die Hochschule gesandt wurde, nicht mehr in Frage."16)
"Es hat sich eine Situation gebildet, wonach ein großer Teil der kommunistischen Jugend (der Parteimitglieder und der Komsomolzy) vor der Aussicht steht, entweder von der Hochschule abgehen, oder aber die Parteiarbeit liegen lassen zu müssen. Es ist allen bekannt, daß der Komsomolez die Parteiarbeit der wissenschaftlichen Arbeit vorzieht. Dies muß zur Folge haben, daß diejenigen, die dem Kommunismus fernstehen oder sich mindestens der kommunistischen Arbeit gegenüber kühl verhalten, über größere Kenntnisse und bessere Vorbereitung verfügen werden."17) Die Komsomolskaja Prawda charakterisiert folgendermaßen den geistigen Durchschnitt der jetzigen Komsomolzy: "Das ständige Herumsitzen auf unzähligen Versammlungen mit unendlichen, oft dreistündigen Referaten und Diskussionen nimmt die ganze -Zeit der Komsomolzy in Anspruch. Sie haben sich vollkommen ent-
14) Statisticeskoje Obosrenije, 1927, Nr. 76, S. 26.
15) Der Hochschulunterricht in Rußland wird in 4 bzw. 5 Jahren absolviert. Jedes Jahr wird als "Kursus" bezeichnet; ein Kursus besteht aus zwei Semestern: dem Herbstsemester (Sept. bis Dezember) und dem Frühlingssemester (Januar bis April). Die Tabelle gibt Prozentsätze der kommunistischen und der parteilosen Studenten im Verhältnis zur Gesamtzahl der an jedem Kursus immatrikulierten Studenten.
16) Stenogr. Bericht des XII. Kommun. Kongresses, S. 503.
17) Prawda, 25. März 1925.
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wohnt, geistig zu arbeiten. In ihren Köpfen herrscht ein Wirrwarr von alten Losungen, von neuesten Parteiresolutionen und Zeitungszitaten. Und deshalb ist es klar, daß in den Diskussionen die Parteilosen stets die Oberhand über die Kommunisten gewinnen, da die letzteren von nichts eine Ahnung haben, nichts lesen, nichts wissen, da sie Bebel mit Babel und Hegel mit Gogol verwechseln, da sie nichts weiter verstehen, als die eingetrichterte kommunistische Partei-Phraseologie nachzupl appern."18)
Die Prüfungsresultate der kommunistischen Studenten bestätigen in vollem Maße diese Einschätzung ihres Wissens. So finden wir in den Berichten des Kongresses der proletarischen Studenten folgende Antworten auf dem Gebiet des "politischen ABC" (Politgramota), diesem grundlegenden und obligatorischen Fache auf sämtliche Fakultäten, verzeichnet: "Wer ist Diktator in Spanien?" — "Ford". "Wer ist Vorsitzender der Komintern?" — "Hindenburg". "Wer ist Chamber-lain?" — "Ein englischer Prinz". Briand wurde gar zu einem amerikanischen Kaiser erhoben.19)
Die verschiedenen Strömungen im Komsomol
Nicht nur die Enttäuschung bei den Komsomolzy selbst, nicht ihre maßlose Ignoranz macht die alten Kommunisten wegen ihrer Tauglichkeit und Fähigkeit zur "Ablösung der alten Führer" besorgt; bei weitem größere Sorgen bereiten jenen die verschiedenen geistigen Strömungen innerhalb des Komsomol selbst, welche dem kommunistischen Katechismus nicht nur nicht entsprechen, sondern ihm diametral entgegengesetzt sind.
"Der Komsomol verliert seine Ideologie" — behaupten die kommunistischen Theoretiker. Den Komsomolzy ist der Klassenbegriff unbekannt geworden. Sie wissen davon nur noch vom Hörensagen, aus der Propaganda. Die Kapitalisten sind ja vernichtet, ebenso wie die Gutsbesitzer. Die Jugend sieht keinen Klassenfeind mehr vor sich. Sie hat deshalb kein revolutionäres Phatos mehr und kann sich gar nicht mehr begeistern. "Wir können uns doch nicht am Sammeln alten Eisens begeistern", — schreibt einer der Enttäuschten — "wie das die Komsomolskaja Prawda fordert, weil es daran eben im Lande mangelt."
Religiöse Strömungen
Verschiedenartige religiöse Strömungen innerhalb des Komsomol machen der alten kommunistischen Generation ebenfalls große Sorgen. Wie sehr auch in der USSR propagiert wird, daß die Religion nur eine Folge geistiger Rückständigkeit und Unwissenheit sei, nur ein Mittel zur Bekämpfung des Proletariats durch die Bourgeoisie darstelle, wie viele "antireligiöse Feldzüge" der Komsomol auch schon
18) "Vgl. darüber Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 120. 19) Trud. 29. März 1928.
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durchgeführt oder mitgemacht hat, — dennoch ist es in seinen Reihen mit der Religion nicht zu Ende. Z.B. sind 30 Prozent der mohamedanischen Komsomolzen den religiösen Feiertagen und Sitten treu geblieben; in Turkestan hat der Sekretär des Komsomol gemeinsam mit dem Sekretär der kommunistischen Zelle für den Bau einer Moschee gesammelt; in Wjasniki (Gouv. Wladimir) erklärten 35 Prozent der aus dem Komsomol Ausgetretenen ihren Austritt mit religiösen Bedenken. Ferner muß festgestellt werden, daß von den insgesamt 2.250.000 Komsomolzy dem Bund der Gottlosen nur 100.000 als Mitglieder angehörten.20)
Sehr stark verbreitet ist bei den Kosomolzy das Interesse am Sektantentum; es wird ebenso wie selbst der Eintritt in die Sekten durch das abstoßend grobe Milieu des Komsomol erklärt. "Ich bin zu den Sektanten übergetreten", — erklärt ein junges Mädchen, ein aktiv arbeitendes Mitglied des Komsomol, "weil ich dort viel mehr ideal veranlagte Menschen als bei meinen Genossen gefunden habe. Dort finde ich ein Suchen nach Wahrheit und Gutem."21) "Im Komsomol herrschen Schmutz, Schimpfen, Trunksucht usw., dagegen bei den Baptisten — Ordnung und Sauberkeit. Wir versammeln uns, wir singen, hören gute Musik — niemals würde ich von dort fortgehen."22)
Die "Prawda" schreibt aufgeregt, daß die Religion auf tausend verschiedenen Wegen in das Bewußtsein der heranwachsenden Jugend, auch der Kommunisten, eindringt. "Es ist vollkommen klar, daß auf dieser Front nicht unsere, sondern eine geradezu feindliche Ablösung heranwächst."23) Auch nationale Bestrebungen sind unter den Komsomolzy im Anwachsen begriffen. Die russische Jugend, die in einzelnen Republiken der USSR. gar zu Parias gestempelt worden ist, beginnt von starkem russischen Nationalgefühl, welches zuweilen an Chauvinismus grenzt, durchdrungen zu werden. Als z. B. in Turkestan bei einem Vortrage verlangt wurde, man müsse denselben in die örtliche Sprache übersetzen, erklärten die russischen Komsomolzy: "Wozu diese Uebersetzung? Was sind das für Herrschaften? Alle müssen russisch lernen!"24) Die Mädchen aus dem Komsomol weigern sich mit Fremdstämmigen zu tanzen und nehmen nur Russen. Der Antisemitismus ist unter den Komsomolzy, besonders in der letzten Zeit, auch im Wachsen begriffen. Im Jahre 1928 wurden allein durch die Moskauer Gerichte 32 Komsomolzy wegen Antisemitismus verurteilt.25)
20) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 52. 21) Ebendaselbst, 1929, Nr. 142. 22) Ebendaselbst, 1929, Nr. 26.
23) Prawda, 23. Dezember 1928. 24) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 26. 25) Trud, 1928, Nr. 229.
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In Orjol, wo sich in den Reihen des Komsomol einige Juden befanden, traten die anderen aus. Im Pädagogischen Technikum wurde eine Reihe von Komsomolzy wegen Judenhetze ausgeschlossen.26) Die Sowjetpresse klagt, daß die Arbeiter-Komsomolzy in den Fabriken zu solchen Fragestellungen kommen: "Man sieht keine Juden in der Armee, warum sollen sie denn auf den Fabriken arbeiten dürfen?";27) oder: "Warum mißbrauchen die Juden Christenblut?"28) Es werden auch Flugblätter verbreitet mit der Aufschrift: "Wo du auch sein mögest, vertreibe die Juden." Von Zeit zu Zeit nimmt dieser Antisemitismus grobe und grausame Formen an. In der letzten Zeit fanden in Weißrußland, in Smolensk und anderen Orten, häufig Prozesse wegen Auftretens gegen die Juden, Verhöhnung und Verprügelung derselben usw. statt. Der Komsomolez Trofimof, der unlängst einen Juden, Bolsche-mennikof, erschlagen hatte, erklärte seine Tat nur damit, "daß der Ermordete ein Jude war, und er, der Mörder, dagegen ein Russe" . . .
Geschäftsleute
Die Sowjetpresse verzeichnet noch einen Typus aus den Reihen des Komsomol, nämlich den des Geschäftsmannes, des "Amerikaners". Das sind junge Leute, die sich nicht mit Theorien beschäftigen. Sie stehen jeder Politik fern, und alle ihre Interessen haben sich auf die Praxis konzentriert.
Vor allem sind sie bemüht, eine "Qualifikation" zu erhalten. Nachdem sie dies erreicht haben, werfen sie die ganze Parteiarbeit auf den Plunderhaufen. "Diese Geschäftsleute verachten wie die Politik, so auch den Klassenkampf vollständig. Es sind Leute mit einer riesigen amerikanischen Brille, durch deren Gläser sie nur die Technik sehen."29) Sie werden gänzlich von Amerika, diesem Lande der Initiative, der fabelhaften Karrieren und der unbegrenzten Möglichkeiten geblendet. Ihr Lieblingsheld ist Ford.
"Wenn der Arbeiter bei dem Bourgeois Ford in einem eigenen Auto zur Arbeit fährt und nur 5 Tage in der Woche zu arbeiten braucht — warum ist denn das kein Sozialismus?" Diese "Geschäftsleute" sind bemüht, sich aus der Komsomolmasse hervorzutun und gewissermaßen eine Fabrik-Aristokratie zu bilden. Sie wollen alles nur irgend Mögliche dem Leben abringen, und sehen das Leben als eine rein persönliche Angelegenheit an. "Sich mit einer sozialen Arbeit beschäftigen, würde heißen — eine Arbeitsstunde täglich verlieren. Wenn man von mir eine Arbeit verlangt, so soll man mich dafür auch bezahlen. Ich verdiene pro Stunde über einen Rubel; weshalb soll ich für diejenigen arbeiten, die nicht einmal 30 Kopeken pro Stunde verdienen können."30)
26) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 42. -7) Ebendaselbst, 1929, Nr. 53.
28) Ebendaselbst, Nr. 54. 29) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr 139.
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Die Zeitschrift "Der Jungkommunist"* charakterisiert folgendermaßen diesen "Geschäftsmann":
"Im Komsomol wächst ein ganz neuer Typus heran, der sogenannte Geschäftsmann. Feindlich steht er allen Phrasen, Diskussionen und Theorien gegenüber. Gewöhnlich ist es ein junger Arbeiter, der vollkommen von einer kleinbürgerlichen, antikommunistischen Ideologie durchsetzt ist. Auf allen Parteiversammlungen glänzt er durch Abwesenheit. Die Zeitungen langweilen ihn. Sein Grundprinzip und Lebensbekenntnis besteht darin, daß ein sattes, ruhiges Leben besser als jede Politik ist. Ihr langweilt mich mit eurer Politik, ich habe meine Qualifikation erhalten, wozu brauche ich jetzt noch euren Komsomol? — und dergleichen bringen sie vor."31
Dies ist das bunte Bild der heutigen Stimmungen und Strömungen im Komsomol. Man muß der Zeitschrift "Der junge Bolschewik" zustimmen, wenn sie sagt: "Der Komsomol macht eine schwere Krise durch. Wir kommen nicht vom Fleck. Es gibt keine Bewegung. Ein Abflauen des Interesses an der Politik, an den Geboten des Kommunismus, an der Parteiarbeit — liegt auf der Hand. Die bessere Jugend gehl nicht zum Komsomol. Dort melden sich nur schlechtqualifizierte Halbwüchsige, welche Karriere machen wollen, oder in eine Lehranstalt aufgenommen werden oder vom Lande in die Stadt kommen wollen."32)
Die Gesundheit der Komsomolzy
Auch in körperlicher Beziehung sieht es mit den Komsomolzy nicht rosig aus. Nach einer medizinischen Untersuchung ergab es sich, daß von den Komsomolzy der chemischen Industrie 57,2 Proz. über mangelnde Gesundheit verfügen. Bei den Metallarbeitern erreicht dieser Prozentsatz sogar 70 Prozent. Der Volkskommissar für Gesundheitswesen (Nar-komsdraw), Semaschko, teilt folgendes Resultat der Untersuchungen der in den Universitäten befindlichen Komsomolzy mit:33)
"Bei der Pokrowsky-Volksuniversität waren:
Lehrkursus 1 2 3
gesund 57,9 27,7 19,3
krank 42,1 72,5 80,7"
Der sowjetamtliche Sachverständige für alle psycho-neurologischen Fragen, Dr. A. Salkind, malt ein sehr beunruhigendes Bild des Nervenzustandes des jungen Nachwuchses:
30) Ebendaselbst, 1929, Nr. 73. 31) lunij Kommunist, 1928, Nr. 28.
32) Junij Bolschewik, 1928, Nr. 11. Die Sperrung stammt vom Verfasser. 33) Iswestija, 28. August 1929.
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"Die heroische Periode der Revolution, der NÖP (neuökonomische Politik), der sozialistische Aufbau, das über die Kräfte der Jugend gehende <Büffeln>, die Gefahren und Schwierigkeiten des heutigen Lebens in der Sowjetrepublik — haben das Nervensystem der aktiven Komsomolzy vollständig zugrunde gerichtet."
Nach Salkinds Meinung sind die Haupttypen unter ihnen der "Phantast", der "Nervöse Nörgler" und der "Jäger nach Leichtem, Genußvollem und Leerem".34)
So stellt sich auf Grund der Sowjetnachrichten der Gesundheitszustand der heutigen Komsomolzy dar. Dieses Bild kann bei den Bolschewiken nur wenig Freude erregen. Mit der Frage des Nachwuchses und der Ablösung steht es nicht gut. Schlecht vorbereitet, mit nur sehr geringem Wissen, ohne Enthusiasmus, durch Zweifel zersetzt, nervös und physisch geschwächt, — so sieht derjenige Teil der Komsomolzy aus, der an der kommunistischen Bewegung noch hängt. Gleichzeitig erscheinen in den Reihen der Kommunisten immer häufiger andere Elemente, die sogenannten Geschäftsleute, die typische Vertreter desjenigen Kleinbürgertums sind, in welchem die Bolschewiken ihren Hauptfeind erblicken. Nach Erreichung ihres persönlichen Zieles werfen sie den Kommunismus als eine Last von sich.
Dieser Nachwuchs wird nach menschlicher Berechnung keinen Sozialismus aufbauen wollen und das kommunistische Ideal nicht ins Leben rufen können.
Die Jugend außerhalb des Komsomol
Der Komsomol ist jedoch nur ein kleiner Teil der russischen Jugend. Er umfaßt nicht mehr als 7 Prozent der Gesamtjugend. Was stellt nun dieser andere Teil der Jugend vor, der, nach der Meinung der bolschewistischen Presse selbst, den besten Teil der russischen Jugend darstellt? Ueber diesen Teil ist viel weniger bekannt; denn in Sowjetrußland gibt es nur eine Stimme, die laut werden darf — die der Kommunisten. Leute, die anders geartet sind, müssen sehr still sein und am besten gänzlich schweigen. Es gibt keine Zeitschrift, keine Organisation, welche die Möglichkeit hätte, die Anschauungen der nichtkommunistischen Jugend zum Ausdruck zu bringen. Nur nach einzelnen Aeußerungen der kommunistischen Presse oder der kommunistischen Führer ist es möglich, sich ein Bild über die Vorgänge und Stimmungen in den Reihen der parteilosen Jugend zu machen.
Wir sahen, daß die Stimmung der parteilosen Jugend die Kommunisten sehr beunruhigt, und daß die Sowjetpresse immer wieder auf diese Fragen zurückkommt. Wir sehen, daß in dieser Jugend eine rege Zusammenschlußbewegung vor sich
34) Iswestija, 20. Februar 1927.
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geht. Ueberall werden ins geheime die verschiedensten Klubs, Ligas, Vereinigungen geschaffen. Welche Ziele diese Vereinigungen verfolgen und worin ihre Tätigkeit besteht, ist nicht genau bekannt. Jedoch die von der Sowjetpresse mitgeteilten Benennungen solcher Vereinigungen, wie z. B. "Der Klub der Idealisten", "Der Klub der Anhänger der bürgerlichen Wissenschaft", "Der Bund zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Böses", "Die Parteilose Jugend", "Fascisten", "Die schwarze Bluse", "Der junge Kämpfer für Freiheit" usw. sind an sich schon bezeichnend genug. Es wird berichtet, "daß in Urjupino (am Don) die Schüler der älteren Klassen die Nationalhymne sangen",35) "daß die Wände der Schulen mit antikommunistischen Losungen beschrieben sind". "In vielen Lehranstalten ist die Jugend zu einer ultrawissenschaftlichen Strömung, zu einem Akademismus", übergegangen und "will nichts von Politik und Parteiwesen hören."36)
"Es ist leicht, bei allen diesen Vereinigungen einen einheitlichen Zug zu finden, und zwar ist das der Haß gegen die Sowjet-Macht. Dieser Haß hat sie alle zu einem festen Block zusammengeschweißt."37
"Bei der Jugend wachsen und werden immer stärker antisowjetistische Stimmungen".38) "Wir sind unversöhnliche Feinde der Sowjetregierung auf dem Gebiete der Ideologie", wurde auf einer Versammlung der evangelischen Jugend festgestellt.39)
Sehr verbreitet sind bei der parteilosen Jugend religiöse Strömungen. Zwei Millionen Jugendliche werden in den einzelnen Sekten gezählt. Wenn man zu diesen die Anhänger des christlichen, des jüdischen und des mohamedanischen Glaubensbekenntnisses hinzurechnet, so erhält man eine Anzahl, die die Mitgliederzahl des Komsomol bei weitem übersteigt. An einzelnen, allerdings nicht zahlreichen Orten beteiligen sich ungefähr 90 Prozent der Gesamtjugend an verschiedenen jugendlich-religiösen Vereinigungen.
Sehr verbreitet ist auch die Abstinenzbewegung. Ueberall gibt es "Kränzchen", Bruderschaften, Abstinenzvereine. In der kommunistischen Propaganda heißt es immerfort, daß die Enthaltsamkeit vom Alkohol und reines Verhalten zwischen Mann und Frau — bürgerlicher Aberglauben und ein Merkzeichen der "Kulaken-Ideologie" seien. Nichtsdestoweniger besteht ein ausgesprochener Hang unter der Jugend zu einem stillen, reinen Leben.
35) Komsomolskaja Prawda, 25. Juli 1929. 36) Ebendaselbst, 27. April 1929. 37) Ebendaselbst, 1929, Nr. 97.
38) Trud, 1929, Nr. 134. 39) Komsomolskaja Prawda, 1929, Nr. 60.
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Neben dem Zynismus, der Roheit und der Unzucht des einen Teiles der Jugend macht sich auf der anderen Seite ein Hang zum geistigen, zum höheren Leben bemerkbar. Sehr groß ist das Interesse für Philosophie und religiöse Fragen, obgleich es sehr schwer ist, diesem Verlangen gerecht zu werden. Der Eintritt in die Klöster und in die verschiedenen religiösen Gemeinden nimmt beständig zu. Zahlreich sind die, die auf ihre Bräutigame in der Emigration und auf verschollene Geliebte warten und deshalb nicht heiraten. Solche werden von den Sowjetbehörden verdächtigt und zur Zahl der Konterrevolutionäre gerechnet. An einzelnen Orten wird ihnen sogar das Stimmrecht genommen unter dem Vorwande, sie seien Nonnen.
Wie bei den Komsomolzy, so ist auch bei den Parteilosen ein Drang zu den realen Wissenschaften, besonders zu technischer Bildung, sehr rege. Sehr verbreitet ist bei der Jugend der Sinn für Privateigentum, das Streben nach Individuellem, nach Wohlstand. "Das Leben hat uns sehr viel genommen; wir wollen auch etwas vom Leben haben" — sagt diese Jugend, die alle Schrecken des Bürgerkrieges, den Terror der GPU., den Hunger und die Kälte während des Kriegskommunismus und alle übrigen Lebensschwierigkeiten in Sowjetrußland überstanden hat. Sehr bezeichnend für die Stimmung der Bevölkerung ist auch die Art der Lektüre.
Nach Mitteilungen der Vorsteher von Fabrik- und Dorfbibliotheken will die Jugend die neuen Schriftsteller nicht lesen. Die neuen Bücher werden häufig ungelesen zurückgegeben. "Hier finde ich solche Worte, die ich täglich zu Hause höre." Die Sympathien des größten Teils der Jugend befinden sich auf Seiten der alten Schriftsteller. Die Klassiker (Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Turgenjeff) sind immer vergriffen. Bücher über soziale Fragen werden überhaupt nicht gelesen. "Dies alles ist uns langweilig geworden."40
Kurzum, in Sowjetrußland wächst eine neue, ganz eigenartige Jugend heran.
Die Bedingungen, unter denen ihre Entwicklung und ihr Wachstum vor sich geht, sind vollständig unverständlich für Menschen, die das Sowjetleben nicht kennen. Die Jugend in Sowjetrußland wächst gleichsam in einer kulturellen Wüste heran. Durch eine chinesische Mauer ist sie von der übrigen Welt getrennt. Das ganze Leben wird ihr vom Standpunkt einer engen Theorie aus erklärt, die ganze Wissenschaft von demselben alles verflachenden Standpunkt aus gelehrt.
Diese Jugend hat keine unmittelbare Vergangenheit. Alles ist vernichtet, verspottet und geschändet. Diese Jugend ist gezwungen, sich ihre Ideale selbst zu schaffen; und sie tut es, indem sie das Gegenteil ihres realen Lebens für ideal ansieht.
Es ist wohl möglich, daß sie häufig nicht weiß, wen sie eigentlich zu achten hat; jedoch weiß sie bestimmt, wen sie haßt — und wofür... Sie ist enttäuscht durch alle "planetarischen Umwälzungen", in allem Suchen nach "Beglückung der Menschheit". Sie ist genötigt, sich ihren Lebensweg ausschließlich durch eigene Arbeit zu bahnen. Sie ist unendlich einfacher und unendlich nüchterner als die frühere Jugend Rußlands, dafür aber vielleicht geschäftiger als es diese war.
Es ist schwer vorauszusagen, was für eine Staatsform, welche Formen des öffentlichen Lebens überhaupt sie schaffen wird. Eins scheint indes festzustehen: den kommunistischen Idealstaat wird sie nicht aufbauen.
499-500
40) Komsomolskaja Pravda, 1929, Nr. 60.
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