Marinetti
Am
20.2.1909 publizierte der junge italienische Jurist Filippo Marinetti
in der französischen Zeitung <Le Figaro> sein <Futuristisches
Manifest> und begründete damit die futuristische Bewegung.
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Wir
wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und
Verwegenheit.
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Mut,
Kühnheit und Auflehnung werden die Wesenselemente unserer Dichtung
sein.
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Bis
heute hat die Literatur die gedankenschwere Unbeweglichkeit, die
Ekstase und den Schlaf gepriesen. Wir wollen preisen die
angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den
Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag.
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Wir
erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit
bereichert hat: die Schönheit der
Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre
schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen … ein
aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist
schöner als die Nike von Samothrake.
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Wir
wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die
Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt.
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Der
Dichter muß sich glühend, glanzvoll und freigebig verschwenden, um
die leidenschaftliche Inbrunst der Urelemente zu vermehren.
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Schönheit
gibt es nur noch im Kampf. Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann
kein Meisterwerk sein. Die Dichtung muß aufgefasst werden als ein
heftiger Angriff auf die unbekannten Kräfte, um sie zu zwingen, sich
vor den Menschen zu beugen.
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Wir
stehen auf dem äußersten Vorgebirge der
Jahrhunderte! … Warum sollten wir zurückblicken, wenn wir
die geheimnisvollen Tore des Unmöglichen aufbrechen wollen? Zeit und
Raum sind gestern gestorben. Wir leben bereits im Absoluten, denn wir
haben schon die ewige, allgegenwärtige Geschwindigkeit erschaffen.
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Wir
wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt –
den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der
Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die
Verachtung des Weibes.
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Wir
wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art
zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und jede
Feigheit kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht.
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Wir
werden die großen Menschenmengen besingen, welche die Arbeit, das
Vergnügen oder der Aufruhr erregt; besingen werden wir die
vielfarbige, vielstimmige Flut der Revolution in den modernen
Hauptstädten; besingen werden wir die nächtliche, vibrierende
Glut der Arsenale und Werften, die von grellen elektrischen Monden
erleuchtet werden; die gefräßigen Bahnhöfe, die rauchende
Schlangen verzehren; die Fabriken, die mit ihren sich hochwindenden
Rauchfäden an den Wolken hängen; die Brücken, die wie gigantische
Athleten Flüsse überspannen, die in der Sonne wie Messer aufblitzen;
die abenteuersuchenden Dampfer, die den Horizont wittern; die
breitbrüstigen Lokomotiven, die auf den Schienen wie riesige, mit
Rohren gezäumte Stahlrosse einherstampfen und den gleitenden Flug der
Flugzeuge, deren Propeller wie eine Fahne im Winde knattert und
Beifall zu klatschen scheint wie eine begeisterte Menge …
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Mussolini
1922 wird Benito Mussolini in
einem Italien, das stark geprägt ist von Unsicherheit,
Orientierungslosigkeit und Analphabetismus, vom König zum
Ministerpräsidenten ernannt. Dem Volk verspricht Mussolini eine neue
Gesellschaft, eine bessere, in der auch die einfachen Leute Wohnraum,
Arbeit und Wohlstand haben sollen. Ein neues Italien mit einer neuen
Identität, modern und großartig.
Zur Durchsetzung seiner Ziele
bemächtigt sich Mussolini auch sämtlicher Gebiete des kulturellen
Lebens. Avantgardistische Künstler, Grafiker, Architekten werden in seine
Propaganda integriert, Postkarten in immenser Auflage mit seinem Bild
gedruckt, Filme mit seiner Person gedreht, Uniformen nach seinen
Vorstellungen kreiert, Aufmärsche bis ins Detail choreographiert, ganze
Städte nach seinem Plan entworfen. Mussolini ist omnipräsent in Bildern
und Worten.
Eine gigantische
Propagandamaschinerie mit inszenierten Massenaufmärschen. Wie nie zuvor
triumphierte in der Politik die mitreißende, durch Foto und Film
massenhaft reproduzierte Geste. Dabei schafft Mussolini mit seinen
Masseninszenierungen und Aufmärschen eine Art Modell: Es ist
zugeschnitten auf einen zentralen Darsteller und bietet Staatskunst als
Spektakel. Die Dokumentation zeigt mit einzigartigem Archivmaterial des
Istituto LUCE die Durchdringung von Ästhetik und Faschismus.
Ein Film von Cuini Amelio-Ortiz © 2003, Lizenz MedienKontor
youtube.com/watch?v=E-s0xisHb6E
youtube.com/watch?v=9tLCJ1KgCtY
wikipedia
Mussolini_-_Die_letzten_Tage
wikipedia
Der_gewöhnliche_Faschismus
2019:
dlf
aufbegehren-und-attentate-die-schaurigen-schoenen-70er
+ Audio
mp3
BRradioWissen: Mussolini
- Der Mann und die Masse (30min) |