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Teil 3   Geburtstrauma und Bewußtseinsbildung

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   Einleitung  

Ich habe darauf hingewiesen, daß die schmerzhaften Erlebnisse der neonatalen und pränatalen Periode in den tiefsten Schichten des Gehirns und des Nerven­systems festgehalten werden. Jede Bewußtseinsebene, die den drei Hauptebenen der Gehirn­entwicklung entspricht, mobilisiert sich gegen das Aufsteigen dieser tiefliegenden Urschmerzen.

Diese Mobilisierung der Blut-, Muskel- und Gehirnsysteme wird Energie genannt. Energie ist eine biochem­ische und elektrische Kraft, die objektiv gemessen werden kann. Sie ist etwas Reales und Materielles. Solange die Einprägung des Geburtstraumas zurückbleibt, werden eine oder mehrere Bewußtseinsebenen auf irgendeine Weise aktiviert, um diesen Schmerz zu bewältigen. Das bedeutet, daß sich das System fortwährend in einem Mobilisierungszustand befindet, um die Energie für die Verdrängung zu liefern. Verdrängung ist buchstäblich ein energieverbrauchender Prozeß.

Während aber der Schmerz der Prägung auf der ersten Ebene verdrängt wird, kann die Energie-Komponente nicht verdrängt werden. Diese Energie wird von jeder Bewußtseinsebene auf eine eigene Weise entladen. Die Entladung von Primärenergie in Form von Symptomen und Verhaltensweisen stellt die Implikationen des Geburtstraumas auf den drei Bewußtseinsebenen dar: die körperlichen (ersten), emotionalen und psychischen (zweiten) und intellektuellen (dritten) Verarbeitungen des verdrängten Urschmerzes.

Wir haben gesehen, daß die körperlichen Wirkungen des Geburtstraumas aufgrund des Niveaus der Gehirn­entwicklung des Säuglings als erste verarbeitet werden. Diese körperlichen Wirkungen dauern an bis ins Erwachsenenalter und umfassen die somatischen Symptome, die störenden Empfindungen und die sexuellen Probleme der Neurose.

Wenn die zweite Gehirnebene im Alter von ein bis zwei Jahren aktiv wird, kann die Energie emotional und psychisch entladen werden. Beim Kind führt das zu Wut- und Schreianfällen, Weinerlichkeit und zahllosen Verhaltens­problemen. Beim Erwachsenen bestimmt sie Merkmale der Gesamtpersönlichkeit und die emotionale Stimmungslage.

Wenn schließlich der Intellekt voll wirksam wird (etwa im Alter von sechs Jahren), spielt er seine Rolle bei der Umwandlung der aus dem gespeicherten Urschmerz erster Ebene stammenden Energie in Ideen. 

Diese Ideen können die typischerweise mit der Neurose assoziierten zwanghaften und manischen sein, oder sie können »akzeptablere« Ideen sein, die sich zu philosophischen und intellektuellen Denksystemen erweitern. In jedem Fall stellt die Ideenbildung die intellektuelle Verarbeitung des frühen Schmerzes dar.

Es ist tatsächlich keine Übertreibung zu sagen, daß die Gedanken, die uns quälen, wenn wir mit fünfzig Jahren einzuschlafen versuchen, die Emotionen, die uns davon abhalten, uns auf unsere Arbeit in der Schule zu konzentrieren, der manische Gedankenstrom, der unsere Konzentration selbst auf das Vergnügen verhindert — daß sie alle ihren Ursprung in etwas haben können, was geschah, bevor wir zum erstenmal auf dieser Welt die Augen öffneten.

Ein Patient veranschaulichte sehr gut, wie er Implikationen seiner Geburt auf allen drei Bewußtseinsebenen erlebte. Er schrieb:

»Seitdem ich zum erstenmal Geburts-Feelings erlebte, bin ich mir weiterer Symbolismen bewußt geworden, die darauf Bezug zu haben scheinen:
Ich träume oft davon, daß ich in einem unterirdischen Kanalsystem eingeschlossen bin, das zu eng ist, um durchzukommen. Oft kann ich meine Füße nicht bewegen.
Wenn ich wach bin, habe ich Angst vor kleinen Räumen und Orten, in denen ich eingeschlossen werden kann. Meine Sprache ist voll von Ausdrücken wie >ich bin steckengeblieben<, >ich fühle mich wie in einer Falle<, >es gibt keinen Ausweg< und so weiter.«

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Die Verwandlung von Energie der ersten Ebene in emotionale Reaktionen der zweiten und Ideen der dritten Ebene geht langsam und auf gewundenen Wegen vor sich. Alles, was uns nach der Verwandlung bleibt, sind emotionale Ausbrüche, manische Ideen, Phobien und somalische Störungen: wir beginnen dann sogar zu denken, daß die Symptome oder Manifestationen »Dinge an sich« seien. Sie sind es nicht. Sie stammen aus einer eindeutigen, aber tief vergrabenen Quelle: dem fortwährenden, hartnäckigen, aber unbeendeten intrauterinen Dialog mit der Mutter.

Sobald die Funktionen des Nervensystems aufgrund der Primärkraft beschleunigt worden sind, kann sie keine Maßnahme, keine Technik und kein »Ventil« permanent verlangsamen, es sei denn, man findet den Zugang zu genau den eingeprägten Kräften, die die Beschleunigung verursachten. Ohne diesen Zugang wird der Betroffene Mittel finden müssen, die Beschleunigung unter Kontrolle zu halten — durch Medikamente und Alkohol, Überarbeitung, zwanghaftes Verhalten, fanatische Hingabe an eine Sache oder was immer es sein mag.

Diese Ventile lassen Kräfte abströmen, die für uns gewöhnlich ein vollkommenes Geheimnis sind, obwohl sie sich knapp unter der Ebene bewußter Wahrnehmung befinden. Die Kräfte bleiben unzugänglich, weil die Ventile, wenn sie »erfolgreich« sind, als Blocker der ersten Ebene funktionieren, indem sie unsere eigenen inneren Schmerzstiller auslösen. Diese Schmerzstiller (die Endorphine) halten die Einprägung dem Bewußtsein fern, schützen ihre wohlverborgene Position und sichern die Kontinuität des Schmerzes fürs Leben.

Wir werden sehen, wie jede Bewußtseinsebene durch das Geburtstrauma verändert wird, und welche Implikationen sich aus diesen Veränderungen auf jeder Ebene ergeben. Um das Material darzustellen, müssen wir jede Ebene einzeln betrachten, dabei aber bedenken, daß durch verdrängten Urschmerz der ganze Mensch verändert und jede Bewußtseinsebene mit einbezogen wird.

Die Menschen unterscheiden sich außerordentlich hinsichtlich der Art, wie sie die Implikationen ihres Geburtstraumas »verteilen«. Manche manifestieren das Trauma auf allen Bewußtseinsebenen: sie haben somalische Symptome (erste Ebene), emotionale Probleme (zweite Ebene) und intellektuelle oder fanatische Obsessionen (dritte Ebene). Andere manifestieren die Symptome vorwiegend auf einer Ebene. Zum Beispiel kann ein Kind mit großen intellektuellen Fähigkeiten die Implikationen des Geburtstraumas vorwiegend auf der dritten Bewußtseinsebene aus-leben: es kann ein sehr zurückgezogener Gelehrter werden, der sich hinter der Mauer seiner Ideen verbarrikadiert. Das bedeutet nicht, daß die anderen Ebenen nicht betroffen seien. Sie sind es. Aber es zeigt sich, daß für viele Menschen die eine oder andere Ebene als das vorherrschende Medium der Deutung und des Ausdrucks des Geburtstraumas dient.

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6.  Der Balance-Akt des Lebens:
Physische Implikationen des Geburtstraumas

 

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Primärschmerz ist keine Abstraktion. Er ist vor allem eine Empfindung. Die Geburtsempfindungen bleiben als physische Tendenzen zurück, die sich unter späterem Streß manifestieren. Wenn die Empfindungen chronisch oder stark genug sind, können sie zu Symptomen und Krankheit, zu sexuellen Zwängen und Störungen und zu wiederholten Alpträumen führen.

Das Geburtstrauma ist nicht ein vages Erlebnis. Im Gegenteil, es schmerzt körperlich und an bestimmten Stellen: für manche bedeutet es ein Gefühl der Enge in der Brust und das Bedürfnis zu husten. Andere können nicht Atem holen, wieder andere spüren ein enges Band um den Kopf. Und es gibt Menschen, die ein Spannungs- oder Druckgefühl im Nacken und in den Schultern haben. Die Empfindungen können viele Formen annehmen: Magenkrämpfe, Herz jagen, ein Gefühl quer über das Gesicht und die Stirn.

Später im Leben wird jeder Streß, der stark genug ist, um das Abwehrsystem zu stören, als erstes diese Tendenzen auslösen. Sie sind die Grundtendenzen, aus denen spätere Emotionen und Ideen heraus­entwickelt werden. Die Tendenzen oder Empfindungen werden erlebt, lange bevor man zum Urschmerz selbst vordringen kann. Und die meisten von uns erleben sie immer und immer wieder, ohne jemals zu diesem ursprünglichen Schmerz vorzudringen. Das kommt daher, daß die Empfindungen durch Verdrängung vom Bewußtsein abgekoppelt worden sind. Man fühlt nicht das ganze überwältigende Erlebnis der Geburt, sondern nur bruchstückhafte Empfindungen. Primais stellen die Verknüpfung dieser einzelnen Empfindungen mit dem Bewußtsein her.

Körperliche Schmerzen und Verletzungen bei und im Zusammenhang mit der Geburt haben die Eigenschaft, buchstäblich die Stelle zu kennzeichnen, an der sie auftraten, und zwar fürs Leben. Tatsächlich ist eines der wichtigsten Beweisstücke für die physische Einprägung der Geburt die Wiederkehr von Geburtsmalen und Blutergüssen bei Patienten, die ihre Geburt wieder­erleben.


Diese Male treten an genau derselben Stelle auf, an der sie sich zum erstenmal zeigten.1 Körperliche Verletzungen und Empfindungen bei der Geburt bleiben zweifellos physisch im System kodiert als latente Reaktionstendenzen und manifestieren sich unter den richtigen (das heißt hinlänglich streßhaften) Bedingungen.

Tatsächlich verhält es sich so, daß wir die Nähe des Urschmerzes erkennen, wenn die Symptome oder Empfindungen bei einem Patienten anhaltend auftreten — dauernder Husten, ein ständiges Würgen im Hals, eine Verspannung im Nacken und in den Schultern. Der Durchbruch dieser Empfindungen ist als »Eindringen auf der ersten Ebene« bekannt. Daß dieses Eindringen auf der ersten Ebene (das auf einen Primärdruck der ersten Ebene zurückgeht) wirklich ein physiologischer Druck ist, sehen wir buchstäblich am Ansteigen des Blutdrucks. Wenn sich jemand in einem Primal dem Urschmerz nähert, steigt der Blutdruck kontinuierlich bis manchmal gut über 200 — und das bei einer Person, die ruhig auf dem Rücken liegt und einfach einen sehr, sehr frühen Schmerz wiedererlebt. Das gilt auch für die Hirnwellenmuster. Schmerz ist buchstäblich eine bioelektrische Kraft. Wenn wir verstehen, daß er ein echter physischer Druck ist, eine zeitlich erstarrte Empfindung, ist der Ursprung chronischer Migräneanfälle, chronischen Asthmas oder chronischer Herzleiden kein Geheimnis mehr.

Das Problem bei Symptomen und Empfindungen der ersten Ebene ist gerade, daß sie kritische Organsysteme wie das Herz und die Lungen stören. Die Symptome stressen das Organ fortwährend, so wie das Geburtserlebnis es ursprünglich streßte. Da diese Empfindungen als latente Tendenzen das ganze Leben lang existieren, können sie schließlich ernsthafte Folgen haben. Ein rascher Herzschlag, beispielsweise, ist eine augenblickliche Reaktionstendenz auf den geringsten Streß. Schließlich kann diese Tendenz das Herz schwächen und ein regelrechtes Koronarleiden zur Folge haben. So wird der ursprünglich eingeprägte Stressor zu einem chronischen Stressor, der dann später zu einer ernsthaften Erkrankung führt.

1  Wir haben in anderen Werken Fotografien dieses Phänomens gezeigt. Es ist interessant festzustellen, daß von der Geburt herrührende Blutergüsse bei Patienten wiederkehren, die am wenigsten abgewehrt sind. Sie scheinen einen einfachen, totalen Zugang zu den tiefsten Traumata zu haben. Jemand kann monatelang Geburts-Primals haben, bevor die Blutergüsse erscheinen. Es scheint, daß man zuerst ein gewisses kritisches Niveau der Verwundbarkeit erreichen muß.

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    Empfindungen   

 

Die Geburt ist in zweifacher Hinsicht »sensationell«. Erstens ist sie an sich ein bemerkenswertes Ereignis, um so mehr, wenn man bedenkt, daß sie noch nach Jahrzehnten wiedererlebt werden kann. Zweitens ist sie buchstäblich »sensationell« im Sinne des Restes von Sensationen oder Empfindungen, den sie hinterläßt: eben die Empfindungen, die traumatisch waren und damals nicht integriert werden konnten.

Man spricht in diesem Falle von Residuen der ersten Ebene. Dazu gehören Empfindungen wie Würgen, chronische Müdigkeit, lokalisierte Schmerzen, Benommenheit, Druck, Vernichtungsgefühle und Ersticken. Diese Empfindungen werden später auf höheren Bewußtseinsebenen verarbeitet, aber als Empfindungen bleiben sie das ganze Leben lang »rein« erhalten.

Spätere Streßsituationen neigen dazu, die prototypischen Empfindungen zu wecken. Jemand, der sich mit seiner Frau streitet, kann das Gefühl haben zu ersticken oder schwindelig werden. Ein größeres Kind, das einen Streit seiner Eltern miterlebt, kann an Erstickungsgefühlen leiden, die keine organische Ursache haben. Oder die Empfindungen können auch in chronischer Form weiterbestehen, zum Beispiel als eine Art von ständiger Müdigkeit, wobei die Müdigkeit das Ergebnis einer qualvoll langen Geburt ist, die zu einem eingeprägten Zustand wurde. Unter späterem Streß wird die erste Reaktion eines solchen Menschen überwältigende Müdigkeit sein.

Der »Hysteriker« Freuds ist wahrscheinlich jemand, der mehr Durchbrüche von Empfindungen der ersten Ebene erlebt als andere. Im Angstzustand fühlt er sich unter Druck, benommen, ermüdet, erstickt. Er würgt und hat lokalisierte Schmerzen. Die Reaktionen erscheinen sehr dramatisch und zeigen keinerlei Zusammen­hang mit der Wirklichkeit, nichtsdestoweniger sind sie echte Empfindungen aus einer weit zurückliegenden Wirklichkeit. Sie sind später in schwierigen Situationen oft die ersten und primären Reaktionen, weil sie am Beginn des Lebens die ersten und primären Reaktionen waren. Ihre Valenz verleiht ihnen die Vorherrschaft über jede andere Art von Reaktion.

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Auf der Evolutionsskala sind Empfindungen primär: sie sind die zuerst entwickelte und grundlegende Ebene der Lebensprozesse. Beim Menschen werden sie aber bald von der zweiten und dritten Bewußtseinsebene verarbeitet. So wird etwa die Empfindung, bei der Geburt erdrückt zu werden, durch Darstellungen auf höherer Ebene wie die emotionale Situation des Gefühls, durch eine dominierende Person »erdrückt« zu werden, oder später durch die bloße Idee des Erdrücktwerdens ausgelöst. Die beiden höheren Bewußtseinsebenen spielen bei diesen Empfindungen eine Rolle. Was wir einmal nur als metaphorische Beschreibungen auffaßten — »ich fühle mich so aufgedreht«, »diese Bemerkung hat mich niedergeschmettert« —, hat, wie sich nun zeigt, präzise und wörtlich zu nehmende Ursprünge. Jemand, der das Gefühl hat, von anderen erdrückt zu werden, kann alle Geburtsempfindungen erster Ebene des buchstäblichen Erdrücktwerdens auf seine späteren Beziehungen zu anderen Menschen projiziert haben. (Wir werden in einem späteren Kapitel noch sehen, wie tatsächlich viele unserer täglichen Redewendungen von spezifischen primären Geburtsempfindungen abgeleitet sind.)

Die Natur der Empfindung, die erlebt wird, sagt uns viel über die Art des Geburtstraumas und hilft uns, einen Patienten zu ihm hinzuführen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Ich erinnere mich, daß eine Patientin rief: »Ich werde verrückt — ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist, alles scheint auf dem Kopf zu stehen!« Die Wiederholung dieses »Alles scheint auf dem Kopf zu stehen« gab uns einen Hinweis auf das, was geschehen mußte. Sie hatte ein Geburts-Primal, bei dem sie die Empfindung wiedererlebte, vom Arzt mit dem Kopf nach unten gehalten und geschlagen zu werden — eine Empfindung, die damals überwältigend war und für das ganze Leben eingeprägt wurde. Als sie in das Bewußtsein einzudringen begann, stellte sie die ursprüngliche Desorientierung wieder her, und damit kam auch das Gefühl, »verrückt zu werden«. Das Gefühl der Verrücktheit war nichts anderes als die Abkoppelung eines überwältigenden Urschmerzes, der mit Worten oder Bildern nicht geschildert werden konnte.

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Man kann tatsächlich sehen, daß Worte bei diesen frühen Erlebnissen von geringem Nutzen sind, weil sie registriert wurden, als wir noch lange nicht imstande waren, Wörter und Begriffe zu bilden — lange bevor wir die Empfindungen benennen und begreifen konnten. Empfindungen können nicht wirklich mitgeteilt werden; sie müssen im Körper gespürt werden, um verstanden zu werden.

Die prototypischen Geburtsempfindungen mögen nicht stark genug sein, um sich zu Symptomen zu entwickeln, die ärztliche Behandlung erfordern, aber sie belasten das System dennoch auf signifikante Weise.

 

Nervöser Magen

Manche Menschen verspüren unter Streß einfach nur ein Kribbeln im Magen — eine leichte, aber vollkommen viszerale Reaktion. Auch das kann aber eine eingravierte Empfindung von Geburtsangst sein. Bei anderen ist dieser Zustand chronisch: ein gereizter Magen wird zu einem Dauerzustand, an den sich der Betroffene anpaßt, bis etwas Ernstes wie Magengeschwüre oder eine Kolitis daraus wird.

Ertrinken

Die Empfindung des Ertrinkens bei der Geburt ist sehr weit verbreitet. Viele von uns ertranken beinahe tatsächlich im Fruchtwasser. Die aus dieser prototypischen Drohung des Ertrinkens stammende große Angst wird zu einer allgemeinen Angst, die auf beinahe jede Situation projiziert werden kann. Gewöhnlich konzentriert sie sich jedoch auf Situationen, in denen Wasser eine Rolle spielt. Interessanterweise bleibt diese mit der frühen Empfindung des Ertrinkens assoziierte Angst auch bestehen, wenn sich der Betroffene nie in die Nähe von Wasser begibt. Sie kann, zum Beispiel, bei Erwachsenen ausgelöst werden, deren Mund und Nase aus irgendeinem Grund für ganz kurze Zeit zugedeckt werden.

Viele unserer Patienten hatten eine panische Angst vor Wasser, vor allem davor, den Kopf ins Wasser zu tauchen. Sobald das Trauma wiedererlebt worden ist, verschwindet diese Angst, und sie können endlich schwimmen lernen.

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Generalisierte körperliche Erlebnisse

Manche Menschen erleben die traumatischen Geburtsempfindungen auf eine generalisierte und chronische Weise — sie fühlen sich einfach körperlich nicht wohl, sie sind chronisch gespannt und leicht überlastet. Ein Patient schrieb:

»Mein Körper hat sich immer schwach und gespannt und müde gefühlt. Ich habe das Gefühl, ich stecke ständig in Geburts-Feelings fest und habe keine Energie mehr für irgend etwas anderes. Ich wurde nach sehr langen Wehen durch einen Kaiserschnitt herausgeholt. Mein Körper schmerzt sehr leicht und erholt sich nur sehr langsam von physischem Streß. (Vielleicht habe ich mich nie ganz davon erholt, geboren zu werden.)

Ich machte beinahe jede Nacht mein Bett naß, bis ich 13 Jahre alt war. Ich wurde jedesmal von meiner Mutter ausgeschimpft, aber ich habe nie verstanden, warum ich es tat oder warum sie mich dafür demütigte.

Ich bin überempfindlich gegen körperlichen Streß. Ich erhitze mich sehr leicht. Ich schwitze reichlich und finde es widerlich. Ich habe das Gefühl, daß mein Körper schon hart genug arbeitet, um nur von Tag zu Tag zu leben. Wenn es darum geht, richtige Arbeit zu verrichten, muß ich mich körperlich und geistig überanstrengen, um es mit knapper Not >zu schaffen<.«

Ein anderer Patient berichtet:

»Es fällt mir immer schwer, über meinen Geburtsschmerz zu sprechen, weil es praktisch unmöglich ist, etwas in Worten mitzuteilen, was so lange, bevor ich in Worten dachte, geschah. Die beste Art zu beschreiben, was ich fühle, ist, daß ich gewissermaßen ein Band aus Federstahl habe, wo die Knochen sein sollten - besonders in den Oberarmen und im Rücken. Das Bild eines Stahlbandes ist treffend, denn während es Bewegungen gestattet (und ich kann mich bewegen), bedeutet es doch auch eine Steifheit und

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Starre, die ich fühle. Diese Steifheit tief in mir schränkt jede meiner Tätigkeiten ein und behindert mich bei allem, was ich tue - gleich ob es Racketball, Jogging oder schöpferisches Schreiben ist.

Ich weiß, daß das, was ich fühle, eine Abwehr gegen den schrecklichen Schmerz meiner Geburt ist. Ich war ein Baby von über viereinhalb Kilo, und meine Mutter war eine zart gebaute Frau. Der Kampf, aus dem Schoß hinauszukommen, hinterließ in mir einen Schmerz, den mir niemand nehmen konnte. Niemand konnte mir da drinnen im Schoß helfen oder unmittelbar, nachdem ich draußen war. Vielleicht würde es geholfen haben, wenn ich gleich nach der Geburt gestreichelt worden wäre, aber meine Mutter sagt mir, das sei geschehen. Ich weiß es nicht, weil ich es noch nicht gefühlt habe, und ich weiß nichts über die Art des Kontakts. Jedenfalls kann ich jetzt, wenn ich diesen Schmerz fühle, keinen Sündenbock oder jemanden, dem ich Vorwürfe machen könnte, suchen - es ist eben etwas, was geschehen ist und was ich jetzt durchstehen muß, und zwar ganz, bevor meine Glieder wieder die Geschmeidigkeit erlangen, die ihnen durch die stählernen Abwehren genommen wurde.

Das schlimmste Lebensproblem ist jetzt das, das meine Abwehren Menschen gegenüber verursachen. Menschen scheinen beengend und erstickend zu sein wie meine Geburt. Sie reiben an meinen Abwehren und stellen eine noch größere Last für mich dar. Oft möchte ich einfach allein sein, weil mein Körper müde ist von dem ständigen Kampf, den Schmerz abzuwehren, aber gleichzeitig bin ich einsam, und wenn ich allein bleibe, schaffe ich neuen Schmerz in der Gegenwart. Es ist ein Teufelskreis, aus dem Feeling (langsam und in kleinen Dosen) den einzigen Ausweg bietet.«

Der Bericht einer anderen Patientin zeigt deutlich die Berührungsfläche zwischen den ursprünglichen Geburtsempfindungen und späteren Ausarbeitungen dieser Empfindungen in generalisiertem Körperschmerz, Träumen, Emotionen und Einstellungen:

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»Ich habe meine ersten Geburts-Feelings nach einer Therapie von sieben Monaten. Die Geburts-Feelings scheinen zu kommen nach Perioden, in denen ich starke körperliche Schmerzen im Nacken, in den Schultern und Armen habe, die von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit oder des Totseins begleitet sind.

Als ich das erstemal solche Feelings erlebte, ließ ich mich einfach hineinsinken, und das führte zu der Empfindung, sicher und behaglich im Innern meiner Mutter zu sein. Die Euphorie war aber nur von kurzer Dauer: plötzlich wurde ich mit Gewalt hinausgestoßen. Ich litt große Schmerzen und weinte und schrie verzweifelt. Ich wollte nicht gehen - ich war nicht bereit, aber was konnte ich gegen dieses Schieben tun?

Ich sprach von diesem Erlebnis nach der Gruppensitzung, aber erst am nächsten Tag kam mir eine Einsicht. Es ist mir immer außerordentlich schwergefallen, Menschen zu verlassen, die mir nahestanden. Das war nichts anderes als die schmerzhafte Art, in der ich gezwungen wurde, das gute Gefühl des Schoßes meiner Mutter zu verlassen.

Einige Tage nach der Sitzung wurde ich von weiteren körperlichen Schmerzen gequält, dazu kamen körperliche Schwäche und Gefühle der Hilflosigkeit. Das alles führte zu einem sehr ungewöhnlichen Traum. Ich sprang darin kopfüber in einen Fluß, um auf die andere Seite zu schwimmen, aber anstatt nach oben zu kommen und zu schwimmen, wurde ich von einem Strudel erfaßt. Mein Kopf und mein Körper wurden in einer Drehbewegung nach unten gezogen, während die Füße über mir waren. Im Traum wurde mir klar, daß ich verloren war, wenn ich nicht augenblicklich etwas unternahm — ich war dabei zu ertrinken. Ich strengte mich ungeheuer an und wachte auf!

Im Laufe der nächsten Wochen erlebte ich viele Male Geburts-Feelings. Oft überkamen mich an einem Sonntagnachmittag die körperlichen Symptome dieser Feelings. Ich schätzte meine Wochenenden so sehr, daß ihr Ende und meine Verpflichtung, wieder zu arbeiten, viel Traurigkeit aufkommen ließen. Wenn ich mich die Traurigkeit des vorübergegangenen Wochenendes fühlen ließ, verlor ich wieder die Wärme und Geborgenheit im Schoß meiner Mutter.

Es kam die Zeit, in der ich meinem Freund gegenüber in einer Sache, die mir auf die Nerven ging, offen sein mußte. Ich wußte, daß es ihn verletzen würde, aber es tat mir noch mehr weh, es zurückzuhalten. Ich mußte handeln.

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Ich sprach gerade mit meinem Therapeuten darüber, als ich mich in Geburts-Feelings zurückversetzt fühlte — ohne irgendeine sichtbare Beziehung zu dem Problem mit meinem Freund. Der Schmerz machte mich verrückt, und da ich mich verzweifelt fühlte, hatte ich den Impuls, an den Sandsack zu gehen. Dort in dem kleinen Raum, während ich drauflosschlug, fühlte ich mich wohl.

Später sprach ich über das Erlebnis mit meinem Therapeuten. Mein Kopf war klar, und ich fand leicht einfache Worte. Mein ganzes Leben war ich still und introvertiert gewesen, nie imstande, mich anzustrengen — nie imstande auszudrücken oder zu verlangen, was ich wünschte und brauchte. Dies war der Auslöser für das wichtige Gefühl, meinem Freund gegenüber endlich ehrlich sein zu müssen. Ich erinnerte mich an den Traum mit seinem prophetischen Ende, wo meine einzige Chance, mich zu retten, eine ungeheure Anstrengung gewesen war. Ich dachte damals, daß dieser Traum bedeutsam war, weil ich oft das Gefühl erlebt hatte, etwas tun zu müssen, um nicht <unterzugehen>.

Nun hatte ich die Einsicht, daß meine Geburt so traumatisch gewesen war, daß jedesmal, wenn ich mich in der Gegenwart anstrengen mußte, der alte Schmerz aufkam, der meinen Widerstand brach. Meine Art, mich gegen diesen Schmerz zu wehren, war gewesen, schwach zu sein oder > abzusterben^ Diese Verknüpfung gab mir irgendwie die Freiheit, mich auszudrücken, und zwar ohne großen Kampf. Der große Kampf stammte aus meiner Vergangenheit, und ich erkannte, daß er nicht Teil meiner Gegenwart zu sein brauchte.«

 

Kopf- und Hals-Haltungen

Der eigentliche Schmerz und sein Ort sind nicht immer offenkundig. Manchmal gibt es nur versteckte Hinweise. Ein Beispiel dafür wäre, Kopf und Hals in einer bestimmten Stellung zu halten, um die Schmerz­empfindung zu vermeiden, die sich dort bei der Geburt bemerkbar machte. Auf diese Weise wird die Kopfhaltung — etwa eine leichte Neigung nach links oder rechts — für das Leben fixiert.

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Da der Ort der Schmerzempfindung gewöhnlich der Brennpunkt für späteren verstärkten Streß ist, deutet die Haltung des Kopfes und des Halses oft direkt auf den ursprünglichen Geburtsschmerz hin, der buchstäblich örtlich fixiert wurde. Ein deutliches Beispiel dafür ist das »Schwanenhals« genannte Syndrom, bei dem der Hals überlang gestreckt ist. Das kann oft eine schmerzhafte Haltung sein, und sie verschwindet mit dem Wiedererleben der groben Drehung und Überdehnung, die manchmal von Ärzten bei der Geburt verursacht wird. Ein Patient schrieb:

»Nach einigen Wochen eines Geburts-Primals, bei dem ich außerordentlich starke Schmerzen im Hinterkopf und in den Schultern wiedererlebte, begann ich eine ungeheure Lösung der ganzen physischen Spannung zu spüren, die ich dort mein Leben lang eingefroren hatte. Es war, als hätte man ein riesiges Gewicht von meinem Körper - und meiner Psyche genommen. Die Muskeln und Sehnen um mein Genick herum schienen auf wunderbare Weise von einer lebenslangen Konstriktion befreit worden zu sein. Ich hatte als Folge all dessen ein neues Gefühl: ich fühlte mich zum erstenmal >in meiner Haut<.«

Und ein anderer Patient schrieb:

»Bei meinen Geburts-Primals habe ich immer sehr viel Schmerz in meinem Gesicht gespürt. Und im Schlaf ist ebenfalls das Gesicht der Schmerzbereich. Ich habe ein Gefühl, als wäre die rechte Seite nach außen gedrückt. Ich fragte meine Mutter über meine Geburt aus, und sie sagte, es gab während der Entbindung einen völligen Stillstand, und danach kam ich >mit sichtbar zusammengedrücktem Gesicht, vor allem über der Nase< heraus. Das paßt zu dem, was ich immer im Gesicht gespürt habe - was ich im Geburtskanal wahrgenommen haben muß, als die Komplikationen eintraten. Mein Gesicht wurde zusammengedrückt, und ich fühlte Gefahr.«

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Impulsivität

Der impulsive Mensch läßt ebenfalls eine Geburtssequenz ablaufen. Warum tut jemand etwas, gleich, wie er dafür bestraft wird und wie sehr er sich dessen bewußt ist, daß er es nicht tun soll? 

Weil er seine Impulse nicht beherrschen kann — buchstäblich elektrische Nervenimpulse. Sie sind die Primärkräfte, die das System erregen. Der impulsive Mensch ist ein Opfer dieser Kräfte, die schon lange vor der Verbalisierung entstanden. Kräfte der ersten Ebene sind physische Triebe, gegen die der Neurotiker nur Ideen aufbieten kann. Und diese Kräfte sind stärker als alle Ideen, die sie beherrschen sollen. Tatsächlich sind die Ideen (»Ich weiß, ich sollte nicht essen, trinken, mich zur Schau stellen, den Telefonanruf machen, zu lange aufbleiben, das und das zu dem und dem sagen, meine Stellung aufgeben, die Schule verlassen, diesen oder jenen Freund besuchen) gewöhnlich zu schwach, um die Impulse zu unterdrücken. Das kommt daher, daß Ideen eine spätere Entwicklung sind; sie kommen lange nach dem Handeln.

Die Kräfte der ersten Ebene sind es, die den Körper zu impulsiven Handlungen verleiten. Daher handelt der impulsive Mensch zuerst und denkt später. Und genauso entwickelt sich das Gehirn: zuerst kommt der Impuls, dann das Denken. Der impulsive Mensch ist buchstäblich jemand, der unter den Impulsen des Geburtstraumas leidet.

Ein primärer Impuls bei der Geburt ist der, sich vorwärtszubewegen. Ein Teil des späteren Bedürfnisses, vorwärtszudrängen, ohne auf die Folgen zu achten - ohne zu denken -, ist darauf zurückzuführen, daß nicht vorwärtszudrängen das Trauma des nahen Todes aufgrund eines Stillstands des natürlichen Geburts­vorgangs in Erinnerung bringen kann. Daher stürzt sich ein impulsiver Mensch in jede Situation, wo er sozusagen nur eine Öffnung sieht. Er ist bereit, etwas zu tun, was er bei gründlicher Überlegung gar nicht tun möchte. Er kauft beispielsweise plötzlich etwas, was er gar nicht wirklich wünscht oder braucht.

Vorwärtszudrängen ohne nachzudenken ist eine Art von Geburtsanalogie. Aus dem einen oder anderen Grunde war es für das Kind notwendig, einen letzten verzweifelten Versuch zu unternehmen, um heraus­zukommen, und jede mögliche Öffnung wurde instinktiv erprobt. Bei einer nichttraumatischen Geburt gleitet das Kind unbehindert durch den Geburtskanal. Bei der traumatischen Geburt kann die Empfindung des Drängens ein eingeprägter Prototyp werden. Aber obwohl es das Kind rettete, dient es dem Erwachsenen nicht.

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Die Impulsivität des Verhaltens muß nicht alle Bereiche umfassen. Man kann auf einem Gebiet impulsiver sein als auf einem anderen. Man kann vorsichtig im Beruf und impulsiv in der Liebe sein oder sexuell gehemmt und großzügig-impulsiv beim Geldausgeben und so fort.

Das Entscheidende an der Impulsivität ist, daß eine Geburtssequenz von einem Zeitpunkt an abläuft, zu dem es noch kein Denken gab. Die gesamte eingekapselte Sequenz ist beinahe intakt in eine Erwachsenensituation übertragen worden; geändert hat sich nur der Kontext. Obwohl der auf Bewährung entlassene Kriminelle weiß, daß die Strafe auf jede Verletzung des Gesetzes folgt, läßt er sich, zum Beispiel, auf Schlägereien ein, die ihn wieder ins Gefängnis zurückbringen können. Und so offensichtlich es auch für den Übergewichtigen ist, daß diese Torte die Sache nur noch schlimmer macht, er wird sie trotzdem essen.

Übelkeit

Übelkeit ist ein Beispiel für eine Empfindung, die während der Geburt aus verschiedenen Gründen aufgetreten sein kann, nicht zuletzt durch die Einführung von Medikamenten in das System der Mutter. Später kann dann Übelkeit eine primäre Reaktion auf eine emotionale oder sogar intellektuelle Streßsituation sein. Ein Mensch, der oft von sich selbst sagt, daß ihm bei diesem und jenem »übel« wird, oder der Situationen »übelkeiterregend« findet, kann Übelkeit als prototypisches Reaktionsmuster haben. Die emotionale Reaktion des Ekels gründet sich ebenfalls auf Übelkeit. Die angeekelte Person sieht aus, als wäre ihr übel, und Übelkeit wird zum Prototyp für spätere psychologische Situationen.

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Rauchen und tiefes Inhalieren

Ein Patient erkannte den Grund seines starken Rauchens und tiefen Inhalierens nach einem Geburts-Primal, in dem er lange Zeit nicht atmen konnte. Er holte schließlich tief Luft und begann wieder zu atmen. Er hatte das Gefühl, daß sein Bedürfnis, tief zu inhalieren, eine Art war, den Schmerz seines allerersten Atemzugs nachzuschaffen. Für ihn war er ein Zeichen des Lebens, denn dieser erste Atemzug — so schmerzhaft er auch war — bedeutete das Ende des katastrophalen Traumas, überhaupt nicht atmen zu können.

 

»Steckenbleiben« auf der ersten Ebene

Das Gefühl steckenzubleiben ist eine physische Empfindung, die oft aus dem Geburtserlebnis herstammt. Auch sie reicht hinauf in die zweite und dritte Bewußtseinsebene, so daß jede Situation, in der ein Mensch das Gefühl hat, »steckengeblieben« zu sein — im Beruf, in einer menschlichen Beziehung, einer Ehe oder auch einfach nur intellektuell mit einem Problem —, eine ungewöhnliche Reaktion auslösen kann aufgrund der körperlichen bedrohlichen Empfindung, bei der Geburt steckengeblieben zu sein.

 

Ersticken

Die Angst vor dem Ersticken ist weit verbreitet. Sie ist eine Komponente mehrerer Phobien und Symptome. In der milderen Form kann sich der Mensch lediglich unbehaglich und reizbar fühlen in Situationen, in denen es möglicherweise zu einem Ersticken kommen könnte — in Aufzügen, Kellern, Tunnels, Höhlen.

Oft geht die Furcht vor dem Ersticken auf ein tatsächliches Geburtserlebnis zurück, bei dem Perioden eines leichten Erstickens durch vorübergehenden Sauerstoffmangel eintraten. Diese Art von Erlebnis kann, wenn sie unbewußt bleibt, die Grundlage für völlig irrationale — und scheinbar weit hergeholte — Ängste bilden. Einer unserer Patienten fürchtete den Anblick von allem, was einem tiefen Loch ähnelte. Er stellte sich vor, wenn jemand wirklich wütend auf ihn wäre, würde er ihn fesseln und mit dem Kopf voran in ein Loch stecken, bis er erstickte. Er hatte offenbar nicht die geringste Ahnung, woher eine solche Furcht tatsächlich kam.

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Schwindel

Die Haltung, der Gang, das ganze kinästhetische Gefühl eines Menschen können auch direkt mit der Geburt in Verbindung stehen, und sie ändern sich je nach spezifischen Arten von Geburts-Primals. Eine Patientin, zum Beispiel, hatte die Empfindung ständigen Schwindels - das Gefühl, »vom Rand der Erde hinunterzufallen«, wie sie es ausdrückte. Sie mußte sich oft auf den Boden werfen und ihren Kopf ins Gras oder gegen das Pflaster drücken, um Stabilität zu erlangen und über ihren Schwindel Herr zu werden. In einem Geburts-Primal erlebte sie den Ursprung dieser Empfindung wieder: eine falsche Lage im Uterus, derzufolge sie (als Säugling) ein Gefühl völliger Desorientierung hatte, das später unter Streß wieder ausgelöst wurde. Da sie nicht wußte, was die Empfindung wirklich bedeutete, konnte sie sie nur als ein Gefühl, »vom Rand der Erde hinunterzufallen«, beschreiben — aus der Perspektive eines Neugeborenen keine so ungenaue Analogie.

Ein anderer Patient hatte ein annähernd ähnliches Problem:

»Ich arbeitete einmal in einem sehr hohen Bürogebäude mit ungefähr dreißig Stockwerken und hatte oft Botengänge in andere Stockwerke zu erledigen, wobei ich die Fahrstühle benutzte. Ich hatte mich im Laufe meines Lebens von Zeit zu Zeit in Fahrstühlen unbehaglich gefühlt, aber nun wurde dieses Gefühl überwältigend. Ich stellte mir immer den Schacht voll dunkler Luft unter dem Fahrstuhl vor und hatte Angst, ich könnte irgendwie hinunterstürzen. Oder ich stellte mir vor, daß der Fahrstuhl versagte, und mir wurde dann sehr schwindelig und übel und ich mußte mich an den Wänden des Fahrstuhls festhalten. Ich hatte auch Alpträume, in denen ich in einem Fahrstuhl war, der unten auf dem Boden zerschmettert wurde.

Ein Freund versicherte mir, daß es Sicherheitsvorkehrungen gab, die das, was ich befürchtete, so gut wie unmöglich machten, und ich bekam allmählich das Gefühl, daß die Angst anderswoher kam.

Eines Tages in der Gruppe fühlte ich mich sehr allein. Ich erinnerte mich, wie vollkommen allein und verrückt ich mich gefühlt hatte, als mich mein Vater, ich war damals zwanzig, in einer Nerven­heilanstalt zurückgelassen hatte.

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 Ich ging mit dem Feeling mit, und plötzlich war ich ein Baby und weinte und schrie vor Entsetzen. Mein Körper wurde steif und gespannt, so als drückte auch er die schreckliche Angst aus. Dann begann ich das Gefühl zu haben, daß ich rückwärts in eine schwarze Leere fiel. Das war die furchterregendste Empfindung, die ich jemals hatte. Mir wurde schwindelig, und ich war so desorientiert, daß ich Übelkeit empfand. Ich weinte und schrie die ganze Zeit. Meine Beine hoben sich über den Kopf und gingen die halbe Wand hinauf, so daß ich beinahe auf dem Kopf stand. Ich war sicher, was für ein Gefühl das war. Nachdem ich geboren worden war, hatte mich jemand mit dem Kopf nach unten gehalten. Ich stellte auch eine Verknüpfung zu meiner Furcht im Fahrstuhl her - es war dasselbe Feeling.

Ich habe manchmal noch leichte Schwindelgefühle, aber jetzt weiß ich, was es mit ihnen auf sich hat. Ich weiß auch, daß einige dieser Feelings der ersten Ebene nicht über Nacht weggefühlt werden können, daß ich aber jedesmal, wenn ich sie ein wenig mehr fühle, ein wenig mehr von dem Symptom verliere. Ich weiß außerdem, daß dieses Schwindelgefühl hochkam, als ich in die Heilanstalt gebracht wurde, und daß es mich sehr verrückt machte, es nicht verknüpfen und im richtigen Kontext fühlen zu können.«

 

Symptome, Syndrome und Krankheiten: Die Pathologie der Geburt

Die Geburtsempfindungen bleiben chronisch, sie werden Streßherde und verwandeln sich schließlich in Symptome. Diese Symptome äußern sich gewöhnlich in der Mittellinie des Körpers — im Magen und Dickdarm —, aber auch das Herz und die Atmungswege sind übliche Ziele. Im allgemeinen gilt: je tiefer im Körper sich ein Symptom manifestiert, desto tiefer im Gehirn liegt die verursachende Einprägung und desto unbewußter ist seine Bedeutung. Eine schwere Kolitis, zum Beispiel, zeigt im großen ganzen sehr frühe Ursprünge an.

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Es gibt eine Zeittafel der Symptome, ein Schema, das vorschreibt, welche Reaktionen für primäre Verletzungen aufgezeichnet werden. Das Neugeborene beherrscht seine Gesichtsmuskeln noch nicht so weit, um zu grimassieren oder die Stirn zu runzeln oder besonders wütend oder traurig auszusehen. Dafür ist erst die zweite Bewußtseinsebene zuständig. Aber das Neugeborene ist imstande, intestinale oder digestive Störungen zu manifestieren.

Symptome entsprechen im allgemeinen der Menge des zugrunde liegenden Urschmerzes. Chronische Kopfschmerzen und Migräneanfälle, die einen um den Verstand bringen, sind die Folgen einer Kraft - einer Kraft, die nicht mit ihrer Quelle verknüpft ist und daher Abflußkanäle finden muß. Aber das ist noch nicht die ganze Geschichte.

Wir wissen jetzt, daß jeder von uns eine »Morphin-Fabrik« ist. Wir alle scheiden spezifische Arten und Mengen von Endorphin (einer morphinähnlichen Substanz) aus, um Streß zu bewältigen. Dabei besteht eine Übereinstimmung: je größer der Streß ist, desto mehr Endorphin produzieren wir. Anders gesagt, die Menge des Schmerzes, die wir erleiden, bestimmt die Menge und Wirkungskraft des Endorphins, das wir produzieren. Die Tatsache, daß manche der in unserem System hergestellten Endorphine tausendmal stärker wirken als kommerziell hergestelltes Morphin, sagt uns etwas über die enorme Kraft mancher Schmerzen, denen wir ausgesetzt sind. Ich behaupte, daß zu diesen Schmerzen von katastrophaler Valenz das Geburtstrauma gehört.

Im Kampf gegen den Schmerz werden also Endorphine verbraucht. Bei einer Untersuchung Anselmis zeigte es sich, daß Menschen, die zu Migräne neigen, niedrigere Endorphinspiegel während ihrer Anfälle hatten, als wenn sie schmerzfrei waren.2 Wenn die Anfälle vorüber waren, stieg ihr Endorphinspiegel wieder. Bei einer anderen Untersuchung stellte man fest, daß Ratten, die ständig in den Schwanz gekniffen wurden, erhöhte Endorphinspiegel hatten. Sie begannen, zwanghaft zu fressen, bis man ihnen Naloxon gab, einen Opiat-Antagonisten, der die schmerzstillende Wirkung der Endorphine blockierte. In diesem Augenblick hörten die Ratten auf, zu viel zu fressen.

2 Anselnu, Bruno, Universität Florenz, »Endorphines: Down with Migraine Headaches«, in: Science Newa, Vol. 111, 21. Juni 1980, S. 390.

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Mit anderen Worten, mit einem hohen Spiegel von schmerzstillenden Substanzen entwickelten die Tiere das Symptom des Überfressens; sobald aber die schmerzbetäubenden Mittel blockiert wurden, verschwand das Symptom. Zwischen Symptomen und Endor-phinen besteht eine eindeutige Beziehung: es ist nicht nur der Schmerz, der ein Symptom hervorbringt, sondern ebenso auch seine Blockierung durch das System selbst. Schmerz produziert seine eigenen Opiate, seine eigene Gegenkraft. Daher besteht eine der Methoden, die Schmerzmenge zu messen, darin, die Menge dieser Gegenkräfte, das heißt der Endorphine, zu messen. Symptome zeigen an, daß unser Endorphinvorrat erschöpft ist.

Alle Streßreaktionen, die allein mit einem erhöhten Endorphinausstoß vor sich gehen, sind von der Natur wahrscheinlich dazu bestimmt, auf vorübergehener Basis zu wirken, sozusagen für situationsbedingten Streß. Sobald aber eine Einprägung vorhanden ist, müssen diese Streßsysteme unaufhörlich arbeiten, denn die Einprägung erweckt den Eindruck, daß die ursprüngliche Situation (wie, zum Beispiel, die Geburt) noch immer gegenwärtig sei. Deshalb agieren wir die Geburtsanalogie ein Leben lang aus — weil sie gegenwärtig ist. Wir agieren aus, um die Kraft zu entladen und das Trauma zu meistern. Aber wenn diese Bemeisterung symbolisch ist und nicht verknüpft, sind wir gezwungen, sie immer und immer wieder zu vollziehen.

Bei größerem Streß kommt es zu einem Überschuß des Streßhormons ACTH und damit zu einer starken Stimulierung im Magenbereich. Die Überpoduktion von Säften ist ein Teil des Mobilisierungsprozesses des Körpers gegen Gefahr; und Gefahr ist in diesem Fall das Aufsteigen des Urschmerzes ins Bewußtsein. Die Gefahr kommt nun von innen, und es gibt keine Möglichkeit, vor ihr davonzulaufen - außer einer: so zu tun, als wäre sie nicht da. Man kann Ideen entwickeln, die ihre Existenz leugnen. Tatsächlich zwingt uns der Schmerz, genau das zu tun, denn sonst würden wir die Gefahr ständig fühlen. Aber der Körper verarbeitet das Ereignis weiter, und später wird man das Opfer eines Symptoms oder einer Krankheit, scheinbar ohne Ursache. Und die Einprägung ist immer eine Gefahr, bis der Körper imstande ist, ihre Kraft systematisch zu integrieren.

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Wenn katastrophaler Schmerz früh im Leben eingespeichert wird, ist der Grund für starke Abwehren gelegt. Arbeitet das Abwehrsystem gut, so entwickelt sich eine Art von Symptom. Ist es mangelhaft oder überlastet, erscheint ein anderes Symptom. Großer Schmerz und starke Verdrängung können zu hohem Blutdruck und verspannten Muskeln führen - Zeichen, daß der Druck vorhanden ist, aber beherrscht wird. Entweicht der Druck, so kann es zu Migräne- oder Asthma-Anfällen kommen. Ist der Schmerz sehr groß und der Endorphinspiegel im Blut niedrig, kann eine Kolitis auftreten. Bei völliger Überlastung des Systems können Krebs (oder jede andere Art von katastrophaler Systemerkrankung) oder Epilepsie die Folge sein. Die Schwere der Krankheit spiegelt die Stärke des zugrunde liegenden Schmerzes ebenso wider wie die Unzulänglichkeit der Abwehrmechanismen.

Wenn jemand direkt mit seinem Urschmerz konfrontiert wird, verschwinden die Symptome. Wir haben die Wahl: die Abwehren ausbauen und das Symptom nur zeitweise mildern oder uns mit dem Schmerz auseinandersetzen und das System von den Ursachen dieses Symptoms befreien. Symptome, ich möchte das noch einmal ausdrücklich sagen, entstehen, weil jemand eine kritische Energiemenge blockiert hat, die sich irgendwo entladen muß. Überschüssige Endorphinproduktion zwingt das System zu chronischen Reaktionen außerhalb des normalen biologischen Rahmens. Schmerz ist ein Eindringling, der es dem System nicht gestattet, normal zu funktionieren. Das hat es ursprünglich nicht getan und wird es auch jetzt nicht tun, weil es noch derselbe Schmerz mit denselben Funktionsstörungen ist.

Aber woher wissen wir, daß das Aufsteigen des Geburtstraumas ins Bewußtsein die Gefahr ist? Weil alle vitalen Funktionen sprunghaft ansteigen, wenn ein Mensch sich diesem Erlebnis nähert, und, was noch wichtiger ist, weil sich, sobald es im Bewußtsein angekommen ist, das System in seinen vielen Funktionen normalisiert und die Symptome ausgeschaltet werden. Das Gehirn scheint seine Feinde zu kennen und tut, was in seiner Macht steht, um sie im Zaum zu halten.

Es gibt eindeutig nicht so etwas wie eine gesunde Abwehr. Wir werden krank von unseren Abwehren, auch wenn sie uns vor noch schwereren Krankheiten bewahren. Der Körper reagiert immer auf seine Umwelt, und was wir erkennen müssen, ist, daß eine frühe Umwelt — auch eine Umwelt, die im Mutterschoß existierte — im System weiterlebt. Alle ursprünglichen Laute, Gerüche, Gefühle und Empfindungen leben und regen sich in unserem Körper.

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Es ist ein großer Sprung von der Einklemmung der Nabelschnur im Alter von minus einer Stunde bis zur Entwicklung einer Kolitis im Alter von vierzig Jahren. Die einzige Möglichkeit, eine Verbindungsbrücke zu finden, ist, am Nervensystem entlang hinunterzugehen und diese Verbindung selbst zu fühlen. Durch die Entfernung des Traumas aus dem System sehen wir, was mit dem Symptom geschieht. Wir wissen dann, was uns wirklich schmerzte. Aber niemand kann diese Verbindung für einen anderen herstellen, und niemand kann einem anderen den Schmerz nehmen.

Betrachten wir einige spezifische Symptome und ihre Beziehung zu spezifischen Geburtstraumata.

 

Angina pectoris

Ein Arzt, den wir als Patienten behandelten, kam mit Angina pectoris zu uns. Nach einer Therapie von mehreren Monaten beschrieb er Empfindungen, die er in seinen Primais auf der ersten Ebene hatte: eine gewisse Atemnot, eine Neigung, periodisch mit der Atmung auszusetzen, eine Beengtheit in der Brust und im mittleren Bauchraum (die ausstrahlte und sich in der ganzen Brust ausbreitete), ein schraubstockartiges Gefühl, das ihn am Atmen hinderte, einen sehr niedrigen Puls, ein Gefühl der Lethargie und ein allgemeines Gefühl des Sterbens. Er hatte keine akuten Schmerzen, sondern nur das unheilvolle Gefühl, daß alles aufs Ende zuging. Die Angina pectoris dieses Patienten war eine Summierung all dieser einzelnen Empfindungen, eine Zusammenfassung zu einem einzigen Symptom — einer bestimmten Form von Herzkrankheit.

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Asthma

Viele spezifische Geburtserlebnisse können die Voraussetzung für späteres chronisches Asthma schaffen. Eines davon ist das zeitweilige Ertrinken im Fruchtwasser, ein anderes ist die Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr durch eine verdrehte Nabelschnur, wieder ein anderes ist eine zu starke Narkotisierung, um außerhalb des Geburtskanals den ersten Atemzug zu tun.

Es kann auch viele nichtspezifische - pränatale und natale - Traumata geben, die zu dieser Krankheit beitragen. Wissenschaftler stellen es immer wieder fest. In einem Bericht äußerte einer die Ansicht, daß »manche Kinder offenbar schon in utero eine Allergie gegen gewisse Nahrungsmittel entwickeln«. Bei einer anderen Untersuchung, die an der Pediatric Allergy Clinic des New York Hospital durchgeführt wurde, zeigte es sich, daß asthmatische Kinder zweimal soviel neonatale Komplikationen haben wie nichtasthmatische Kinder. Der Wissenschaftler schloß: »Diese Studie zeigt eindeutig, daß eine streßhafte Geburt die Gefahren der Erkrankung eines Kindes an Asthma erhöht.«3

Unsere Patienten haben viele Verbindungen zwischen ihrer Geburt und ihrem lebenslangen Asthma hergestellt. Einer drückte es so aus: »Ich konnte bei der Geburt nicht atmen, und im Laufe meines Lebens hatte ich Asthma, das die gleiche Empfindung des Nichtatmenkönnens reproduziert: ich behielt das Feeling, daß ich nicht atmen konnte, bei und erinnerte mich an das Trauma, das ich durchgemacht hatte.« Ein anderer Patient, der seit seiner sehr frühen Kindheit von Asthma gequält worden war, machte im Laufe seiner Therapie einen Besuch zu Hause. Während dieser Zeit begann er die ursprüngliche Quelle dieses lebenslangen Symptoms wiederzuerleben.

Es folgt ein Bericht, der die direkte Verbindung zwischen seiner Geburt und seinem Asthma zeigt, ebenso aber auch, wie tatsächliche physische Geburtsempfindungen ihren Weg in seine Träume und Alpträume fanden, manchmal durch Symbolisierung des Traumas, manchmal aber auch durch den direkten Hinweis darauf:

3) Über beide Studien wird in einem Artikel von Johnstone in <Annals of Allergy>, 9/12/77, berichtet.

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»Ich habe vom Alter von drei Jahren an an chronischem Asthma gelitten. Während meiner Adoleszenz ließen die Anfälle so weit nach, daß ich dachte, ich hätte es überstanden, aber als ich dreiundzwanzig war, hatten die Anfälle wieder mit voller Stärke eingesetzt. Um diese Zeit war ich mit meinen Eltern wieder zurück nach Hause übersiedelt und hatte mit dem Medizinstudium begonnen. Während des ersten Studienjahres war ich nur im Winter krank, aber allmählich wurde es schlimmer. Als ich vier Jahre später mit der Therapie begann, hatte ich unabhängig von der Jahreszeit jede Nacht einen Asthma-Anfall.

Ich hatte nur wenige Anfälle zwischen der Zeit meiner Ankunft in Los Angeles im Oktober 1979 (vier Monate vor Beginn der Therapie) und dem Ende des ersten halben Jahres der Therapie. Aber dann wurde es immer schlimmer. Im Oktober 1980 bot mir mein Vater eine Reise nach Hause an. Ich war so glücklich bei dem Gedanken, nach einem Jahr in Los Angeles nach Frankreich zurückzukehren, daß ich mich sofort auf den Weg machte, um mein Flugticket zu besorgen und mir einen Flug Anfang Dezember reservieren zu lassen.

In den zwei Monaten, die meinem Flug vorausgingen, bekam ich wieder Angst davor, meine Eltern wiederzusehen. Ich war im Alter von 27 Jahren buchstäblich von daheim fortgelaufen, weil ich nicht imstande war, sie mit meinem Wunsch zu konfrontieren, mich einer Therapie zu unterziehen, ganz zu schweigen von meinen Gefühlen der Einsamkeit, der Verzweiflung und der äußersten Hoffnungslosigkeit, die meinen Entschluß zugunsten einer Therapie motiviert hatten. Ich war in bezug auf meine Eltern so wütend und verbittert, daß ich fürchtete, entweder zusammenzubrechen oder zu explodieren, wenn ich die Therapie erwähnte.

Als der Dezember näherkam, begann ich furchterregende Phantasien der Art zu haben, daß ich mit meinen Eltern nicht fertig werden, daß ich in Volltrunkenheit schreien, daß ich wie rasend ihre Köpfe gegen die Wand schlagen würde. Die schlimmste Phantasie war eine, in der meine Eltern alle davon überzeugten, daß ich wahnsinnig sei, und mich in eine Nervenheilanstalt steckten, wo ich mit Drogen behandelt und eingesperrt würde, um nie wieder herauszukommen. Das alles machte mir große Sorgen, und ich verbrachte viel Zeit damit, mir Mittel auszudenken, um mit meiner nur allzu realen Furcht fertig zu werden.

Eines Nachts, kurz bevor ich nach Frankreich fliegen sollte, hatte ich einen sehr klaren Traum von der ganzen Situation. Ich war auf meiner Reise in Paris angekommen und wollte mir eine Eisenbahnfahrkarte kaufen, um zu meinen Eltern zu fahren. 

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Auf dem Weg zum Bahnhof besuchte ich einen Freund, der im 10. Stockwerk eines Gebäudes wohnt. Wir standen in seinem Wohnzimmer und sahen uns an. Ich hatte den Rücken seinem Balkon zugewandt, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf das Panorama von Paris hat. Ich sagte zu ihm: >Ich habe Angst davor, meine Eltern wiederzusehen. Ich fürchte, sie werden versuchen, mich zu vernichten. Ich fürchte, sie werden mich davon überzeugen, daß ich wahnsinnig bin; sie werden mich packen und in ein dunkles Loch stecken, und mein Verstand wird zu benommen sein, als daß ich entkommen könnte. Ich weiß, daß das meine Geburt ist, und ich muß das hinter mich bringen, bevor es mir besser gehen kann.<

In demselben Augenblick wurde ich im Traum gewahr, daß ich mich immer davor gefürchtet hatte, auf seinen Balkon hinauszugehen, und zwar vor Angst, daß ich über das Geländer klettern und hinunterspringen oder auch einfach hinunterfallen würde, denn das Geländer war nicht hoch genug, um mich zu schützen. (Tatsächlich reichte es mir bis zu den Schultern. Als ich dann wirklich hinkam und meinen Freund besuchte, ging ich auf seinen Balkon hinaus und sah die zehn Stockwerke hinunter bis auf die Straße. Meine Beine fingen an zu zittern, ich fühlte mich schwach und hatte Angst und ging einfach wieder hinein.)

Mein Flugzeug sollte am Samstag um 22 Uhr starten. Um 15 Uhr an diesem Samstag hatte ich meinen Koffer noch nicht gepackt, ich hatte noch einiges zu waschen und anderes zu tun, und ich fühlte mich zu ausgehöhlt, um mich auf irgend etwas zu konzentrieren. Ich ging in den Supermarkt, schob meinen Wagen umher und fühlte mich scheußlich. Mein Verstand war völlig benommen. Ich habe dieses Gefühl öfter in hellerleuchteten Supermärkten mit dem ständigen Summen um mich herum. Der Raum war sehr groß, und all die bunten Dinge in den Regalen schienen vor meinen Augen zu tanzen. Mein Kopf schmerzte - ein Druck oben und in der Mitte. Ich spürte eine Einschnürung um den Nacken und einen ungeheuren Druck innen im Kopf. Alles um mich her summte. Meine Beine waren schwach und zittrig. Ich hatte den entschiedenen Eindruck, daß ich dieses Flugzeug nie erreichen würde. Aber ich mußte es unbedingt und um jeden Preis erreichen.

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Ich hatte so viele Perioden eines beinahe wahnsinnigen Heimwehs erlebt, in denen ich Tag und Nacht an das Leben in Paris dachte, aber es schien keine Hoffnung zu geben, jemals zurückzukehren. Ich hatte das Gefühl, daß dort kein Platz für mich war. Ich hatte nun dieses Flugticket schon zwei Monate und wartete, und plötzlich machte ich mich auf den Weg. Der Gedanke, der mir durch den Kopf schoß, war: Hier bin ich, 10.000 km von daheim entfernt, so weit, daß es manchmal nur in meinen Tagträumen zu existieren scheint; und in wenigen Stunden werde ich einfach in ein Flugzeug steigen, das mich nur neun Stunden später in einer anderen, so weit entfernten, Welt absetzen wird.

Dann geschah es plötzlich. Ich wurde geboren. Ich mußte hinaus und wurde passiv in eine andere Welt hinaus­befördert, die ich nicht kannte. Es geschah einfach mit mir, und ich konnte nichts unternehmen - ich war außerstande, mich hinauszustoßen oder nach innen zurückzukehren. Ich fühlte, wie ich mit dem Kopf nach unten hing, mein Kopf stieß gegen etwas und kam nicht weiter, und mein ganzer Körper stieß gegen >es<. Das ganze Blut war in meinem Kopf (was den Druck erklärt, den ich oft darin spüre, und ebenso auch die Enge um meinen Nacken, da das Blut nicht zurück zu meinem Herzen zirkulieren konnte). Sobald ich diese Verknüpfung gemacht hatte, fühlte ich mich wohl - meine Kopfschmerzen ließen nach, das Blut floß aus meinem Kopf hinunter, und ich hatte keine Angst mehr vor der Reise. Ich beendete meinen Einkauf, erledigte meine Wäsche und packte und war die ganze Zeit glücklich bei dem Gedanken, daß ich in weniger als zwölf Stunden zu Hause sein würde.

Als ich in Frankreich ankam, wohnte ich zuerst bei einem Vetter in Paris. Hier hatte ich wieder einen Geburtstraum. In diesem Traum war ich vollständig eingegipst, und mein Kopf drehte sich so schnell, daß ich jede Orientierung verlor. Ich kämpfte wie ein Fisch, um aus einem sehr engen Durchgang herauszukommen. Bald begannen meine Augen ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Meine Sicht war noch verschwommen, aber mein Verstand wurde klar, und ich hatte deutlich das Gefühl, auf der rechten Seite zu liegen. In diesem Augenblick wurde mir klar, daß ich, völlig zerdrückt, aus dem Geburtskanal kam.

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Einige Tage später kam ich im Haus meiner Eltern an, um mit ihnen die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Ich hatte sie anderthalb Jahre lang nicht gesehen. Meine Mutter und ich blieben bei einer Flasche Wein ziemlich lange auf. Als ich zu Bett ging, fühlte ich mich ein wenig beschwipst - ich vertrage Alkohol nicht gut. Sobald ich mich ins Bett gelegt hatte, war ich unfähig zu atmen. Vier Tage lang litt ich so sehr an Asthma, daß ich nicht einmal vor dem Fernsehgerät sitzen konnte. Ich brauchte mehrere Cortison-spritzen, bis der Anfall nachließ.

Am Tag vor meiner Abreise begann ich mich ein wenig besser zu fühlen, bis mich die oppressive Atmosphäre meiner Familie bedrückte. Ich erkannte, daß es keine Fröhlichkeit und kein Lachen gab. Mein Vater ist immer so ernst und still - ich habe ihn nie richtig laut auflachen gesehen. Meine Mutter ist immer außerordentlich gespannt, ja regelrecht verängstigt in seiner Gegenwart. Ich fühlte mich immer erdrückt unter dem Gewicht des Ernstes der beiden - erstickt und in ein Loch eingesperrt, aus dem ich nie herauskomme.

Seit damals habe ich an mir eine entschiedene Neigung entdeckt, gerade genug Wein zu trinken, um mich in einen Zustand leichter Betäubung zu versetzen, den ich dann abzuwehren versuche - ich tue wirklich mein Bestes, um daraus aufzuwachen. Ich habe auch bemerkt, daß ich, wenn ich mich in diesem Zustand leichten Schwindels befinde, unvermeidlich einen Asthma-Anfall bekomme. Ich habe auch Asthma-Anfälle, wenn ich diese erdrückende Verzweiflung spüre, dieses Gefühl, nie imstande zu sein zu überleben, nie imstande zu sein, aus diesem bodenlosen Loch herauszukommen, in dem ich mich gefangen fühle, und das Gefühl, so zerdrückt und niedergetreten zu sein, daß ich nicht einmal den kleinen Finger heben kann, um mich zu verteidigen.

Im Jahre 1974, ein Jahr, bevor ich mit dem Medizinstudium begann, machte mein Vater in Paris halt, um mich zu besuchen und die Pläne für mein Studium mit mir zu besprechen. Sein Plan war einfach. Ich konnte Unterkunft und Verpflegung haben, wenn ich wieder zu ihnen zog, und im übrigen müßte ich mich selbst durchschlagen. Ich lehnte entschieden ab - wieder ihre ständigen Streitigkeiten mitanzusehen, das war das letzte, was ich wollte. Außerdem hatte ich mich in ihrem Haus immer unsicher gefühlt. Mein Vater verließ Paris, und ich fühlte mich hilflos in der Falle zwischen zwei Alternativen: in ihrem steifen und kalten Haushalt leben oder mich selbst durchschlagen.

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Wie konnte ich das Geld auftreiben, um Medizin zu studieren? Es schien keinen Hoffnungsstrahl, keinen Ausweg zu geben. Ich würde immer nichts sein, verloren inmitten von nirgendwo, Meilen von der übrigen Menschheit entfernt. Einige Tage darauf hatte ich einen Asthma-Anfall.

Ich beginne, eine Beziehung zwischen Alkohol und Asthma und Alkohol und Geburt zu sehen, die mich zu der Annahme führt, daß mein Asthma mit meiner Geburt begann.

Ich wurde nach vollen neun Monaten geboren. Meine Mutter kam morgens um 5 Uhr 30 in der Gebärklinik an, und ich wurde um 9 Uhr 30 geboren. Sie bekam eine Anästhesie, und zwar >im letzten Augenblick< (ihre eigenen Worte). Ich nehme an, in dem Augenblick, in dem mein Kopf durch den Gebärmutterhals kam. Um 18 Uhr, am Tag meiner Geburt, bekam ich plötzlich keine Luft mehr und wurde völlig blau. Meine Mutter rief die Hebamme, die mich in den Operationssaal brachte, um mir Sauerstoff zu geben. Als sie mich zurückbrachte, sagte sie meiner Mutter, daß sie einen großen Schleimpfropfen aus meiner Rachenhöhle entfernt hatte. Derselbe Zwischenfall ereignete sich noch einmal vierundzwanzig Stunden später. Es ist sehr gut möglich, daß ich mit Asthma geboren wurde und daß dies das Ende meines ersten Anfalls war, der durch das Anästhetikum ausgelöst wurde (so wie er jetzt durch Alkohol ausgelöst wird), das ich bekam, während ich aus dem Geburtskanal kam.«

*

 

Kolitis

Kolitis ist ein ausgezeichnetes Beispiel für ein Trauma, das sich körperlich manifestiert, Spasmen des Kolons, des Hauptanteils des Dickdarms, sind einige der wenigen Möglichkeiten des Neugeborenen, auf Streß zu reagieren. Kommt während der Kindheit genug Verstärkung hinzu, um diese Spasmen zu reaktivieren, so ist die Folge ein reizbares Kolon, und es kann eine chronische Kolitis entstehen.

Die Kolitis ist eine schwer zu behandelnde Krankheit, denn die Neigung dazu wird sehr früh eingeprägt, und der damit verbundene Urschmerz ist so gut wie unzugänglich. Kolitis ist buchstäblich ein inneres Zermahlen. Sie ist das Ergebnis der Reibung zwischen den Kräften der Expression (des Ausdrucks) und der .Repression (der Verdrängung).

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Sie ist dem Zähneknirschen analog, einer Tendenz, die später einsetzt und mehr mit einem Trauma der zweiten Ebene assoziiert ist. Spasmen werden für den auf der ersten Ebene Lebenden prototypisch und können sich später mit einem Persönlichkeitstyp verbinden, der »alles in sich behält«.

Dieses Trauma hat nichts mit Worten zu tun. Es gibt nichts auszudrücken außer Schmerz. Es gibt nichts zu sagen, was helfen kann. Aber die quälenden Laute, die aus dem Erlebnis des Traumas resultieren, das zu diesen Spasmen führte, können helfen, die Tendenz aufzulösen; nicht ein Laut, sondern viele, denn Schmerzen der ersten Ebene werden nie in einer einzigen Sitzung aufgelöst. Dazu ist die Valenz des Schmerzes zu groß. Bei der Arbeit mit Kolitis-Patienten wissen wir, daß Urschmerz der ersten Ebene auftritt, wenn ihre Kolitis wirklich durchbricht; in diesem Augenblick treten die Patienten beinahe immer direkt in ein Geburts-Primal ein.

 

Kopfschmerzen und Migräne

Ein Beispiel für eine Empfindung der ersten Ebene, die im späteren Leben als Symptom auftritt, ist das Druckgefühl im Kopf, das sich bei Erregung bemerkbar macht. Diese Empfindung im oder auf dem Kopf kann die Geburtssituation replizieren, in der der Kopf des Fetus tatsächlich stundenlang gegen den Schambogen der Mutter stieß. Die Folge ist eine bleibende Anfälligkeit für Kopfdruck. Wir beobachten, wie Patienten während einer Monate dauernden Therapie immer wieder stundenlang mechanisch mit dem Kopf gegen eine gepolsterte Wand stoßen, wenn sie das endlose Stoßen bei der Geburt wiedererleben. Und übersehen wir nicht die Tatsache, daß Säuglinge in der Wiege oft die Gewohnheit haben, mit dem Kopf gegen die Wand zu stoßen. Diese Art von Trauma führt häufiger zu Druck- oder Spannungskopfschmerz als zu Migräne. Der Druckkopfschmerz ist heute so weit verbreitet, daß er als ein unangenehmer, aber unvermeidlicher Teil des Lebens hingenommen wird. Die Fernsehwerbung für Tabletten gegen Kopfschmerzen deutet darauf hin, daß sie universell sind.

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Was aber wirklich universell ist, scheint dieser Kampf zu sein, dieses Stoßen gegen den Schambogen. Ich bezweifle, daß es so viel Kopfschmerzen geben würde, wenn man eine natürliche Geburt einführte. Bei denjenigen unter uns, die diesen Kampf hinter sich haben, kann beinahe jede Art von Streß diese Geburts­empfindung von gespannten Muskeln, einem Kopf druck und/oder Kopfschmerzen auslösen.

Migräne-Anfälle unterscheiden sich von Druckkopfschmerzen dadurch, daß sie oft die Folge eines Sauerstoffmangels bei der Geburt in Verbindung mit dem entsprechenden Überschuß an Kohlendioxid sind. Die Zielorgane sind in diesem Fall nicht die Muskeln, sondern die Blutgefäße. Das überschüssige Kohlendioxid erweitert die Blutgefäße stark, und diese Erweiterung macht im wesentlichen die Migräne aus. Streß im Erwachsenenalter erinnert an diesen ursprünglichen Sauerstoffmangel mit allen schmerzhaften Folgen.

Der Druckkopfschmerz ist häufiger und weniger stark. Ein Patient erklärte seinen Spannungskopfschmerz wie folgt: »Der lange körperliche Kampf bei der Geburt machte mich steif mit Schmerzen im Nacken und in den Schultern, und so bin ich seither. Mein Kopf war deformiert, und ich kam mit Quetschungen zur Welt. Meine Kopfschmerzen beginnen immer hinter den Augen.« Seine Geburts-Primals halfen, diesen chronischen Spannungsherd und den Beginn seiner Schmerzen in den Augen zu erklären. Während eines Primais fühlte er, wie sich Finger in seine Augenhöhlen drückten, um ihn herauszuziehen. Der Druck in den Augen blieb als Erinnerung zurück. Der Streß, der die verwundbaren Stellen zuerst angreift, begann immer in den Augen zu wirken und kündete den kommenden Kopfschmerz an.

 

Gelenkschmerzen

Ein anderes Beispiel für eingeprägten körperlichen Schmerz lieferte ein Patient, der im Alter von vierunddreißig Jahren an rheumatoider Arthritis (Gelenkrheumatismus) litt. Während seiner Geburts-Primals fühlte er die lange und schmerzhafte Verkrampfung, die er durchgemacht hatte, und er verstand, daß seine Gelenke von Geburt an als verwundbare Stellen gekennzeichnet waren.

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Die Spannung konzentrierte sich dort und verursachte einen ständigen Schmerz in seinen Beinen und Kniegelenken. Dieser Schmerz war in Wirklichkeit eine Erinnerung. Jeder Versuch, die Gelenke zu massieren oder anderswie zu behandeln, war eine vergebliche Bemühung, an dieser Erinnerung herumzudoktern. Wenn die Massage auch kurzfristig Erleichterung bringen konnte, so gewann doch zuletzt die schmerzhafte Erinnerung, und der Urschmerz kehrte zurück:

»Meine Mutter sagte mir, daß sie den Blasensprung an dem Morgen hatte, an dem ich geboren werden sollte. Dann setzten alle Wehen bis ungefähr 18 Uhr abends aus; als sie wieder einsetzten, kam ich etwa zwei Stunden später zur Welt.

Während eines Primais fühlte ich, daß ich eine abnormale Lage hatte. Als ich bereit war herauszukommen, befanden sich meine Beine von den Knien bis zu den Füßen hinter dem Rücken. Daher hatte ich große Schmerzen in den Knien, und zu einem gewissen Zeitpunkt glaubte ich sterben zu müssen, weil meine Knie gleich brechen würden. In diesem kritischen Augenblick streckten sich meine Beine gerade aus, und ich wurde geboren. Unglücklicherweise hielt mich der Arzt an den Knien in die Höhe (statt wie üblich an den Fesseln), und dieser Stelle wurde noch mehr Schmerz zugefügt. Nach einem der Geburts-Primals erschienen Blutergüsse auf beiden Seiten meiner Knie.

Als ich noch ein Junge war, sagte man mir, ich hätte <Wachstumsschmerzen>, wenn ich über Schmerzen in den Knien und Beinen klagte. Mit einundzwanzig, nach der Geburt meines ersten Sohnes, ging ich eine Klinik für rheumatoide Arthritis, und dort sagte man mir, mir fehle nichts. Sie konnten den Schmerz nicht erklären. Ich habe jetzt als Ergebnis meiner Geburts-Primals keine Schmerzen mehr in den Beinen und Knien.«

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Schilddrüsenstörungen

Wir haben gesehen, daß eine Schilddrüsenerkrankung der Mutter während der Schwangerschaft an den Fetus weitergegeben werden kann. Wir haben auch festgestellt, daß das Geburtstrauma selbst eine Veränderung der Schilddrüsenfunktion auslösen kann, selbst wenn die Schilddrüse der Mutter während der Schwangerschaft normal war. Ein Nachlassen der Mobilisierung des ganzen Körpers des Kindes, um Energie bei der Geburt zu sparen und sich durch Nichtkämpfen zu retten, kann mit einem Nachlassen der mobilisierenden Hormone — in diesem Falle des Thyroxins — Hand in Hand gehen. Später kann dann ein Mangel an Thyroxin (eine Schilddrüsenunterfunktion) ernsthafte Folgen für die allgemeine Gesundheit haben und, unter anderem, die Beschaffenheit des Haars, das allgemeine Energieniveau, den Haut-Tonus, die Entwicklung der Knochen und die Zunahme und Verteilung des Gewichts beeinflussen.

Krankheiten der oberen Luftwege

Der Ursprung chronischer Krankheiten wie Bronchitis, Nebenhöhlen- und Halsentzündung kann im Geburtserlebnis zu suchen sein. Der folgende Bericht einer Patientin beschreibt ihre Entdeckung, daß dies tatsächlich der Fall war:

»Durch meine Geburts-Feelings habe ich den Ursprung mehrerer Symptome entdeckt, die mich mein Leben lang gequält hatten: eine verstopfte Nase, Bronchitis und Halsentzündungen. Bevor ich die Geburtsverknüpfung mit diesen Symptomen fühlte, entwickelte ich eine so große geschwollene Halsdrüse, daß ich zur Behandlung ein Ambulatorium aufsuchen mußte. Der Arzt wußte nicht, was sie verursacht hatte. Ungefähr eine Woche später hatte ich ein Primal, in dem ich ein kleines Baby mit etwas Flüssigkeit im Hals war, die mich zu ersticken drohte. Im Feeling weinte ich und erbrach mich. Es war etwas in meinem Hals, was nicht da sein sollte, und ich bin sicher, daß der mysteriöse Klumpen ein Vorläufer des Feelings war. Ich mußte dieses Feeling sehr oft haben, und es ist noch nicht vollständig verschwunden.

Vor diesen Primais sammelt sich Schleim in meinen Nasengängen, und ich versuche ständig, meine Kehle freizuräuspern. Um das Feeling zu haben, muß ich auf der Seite liegen — ich habe wirklich Schleim im Hals, jetzt, in der Gegenwart, und ich könnte in der Gegenwart ersticken, wenn ich auf dem Rücken liegen bliebe.

Ich schreie wild, stoße Laute aus, die wie >oh, oh, oh< klingen, und mit jedem >Oh< versuche ich, mehr von der fremden Flüssigkeit herauszustoßen. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod. Er verbraucht meine ganze Energie und endet manchmal mit einem furchtbaren Schrei.

Nach diesen Feelings ist meine Nase rein, und ich kann zum erstenmal im Leben frei atmen. Eines Morgens lag ich im Bett und atmete nur — genoß nur die Empfindung, wie die Luft unbehindert in meine Lungen strömte. Ich bin überzeugt, daß diese mein Leben lang <verstopfte Nase> bei meinem Geburtserlebnis entstand.

Es leuchtet mir auch ein, daß ich später im Leben, sooft etwas Unangenehmes geschah — als mein Bruder starb und mein Vater die Familie verließ —, jedesmal eine Bronchitis bekam. (Bei meiner medizinischen Behandlung mußte ich auf dem Bauch liegen und so viel Schleim wie möglich heraufhusten.) Diese Zeiten extremen Stresses lösten Erinnerungen an meine Geburt aus und produzierten ein Geburtstrauma-Symptom — den Versuch, nicht an Flüssigkeit in meiner Luftröhre zu sterben.

Dann nahm das Feeling eine etwas andere Wendung. Bevor ich jedoch eine Verknüpfung herstellte, hatte ich eine Halsentzündung. In meinem Primal war ich ein kleines Baby und weinte wegen der Halsschmerzen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt während des Primais spürte ich, wie etwas meine Kehle hinunterfuhr und sie kratzte. Was immer es war, es tat sehr weh. Ich weiß es nicht genau, aber ich halte es für wahrscheinlich, daß man, da ich Flüssigkeit in der Luftröhre hatte, versuchte, sie mit einer Art von Instrument zu beseitigen. Ich kann nicht hundertprozentig sicher sein, aber wahrscheinlich kommen daher meine häufigen Halsentzündungen. Ich hoffe es, denn dann würde ich nicht mehr unter ihnen leiden müssen, wenn ich das Feeling oft genug hätte.«

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