Karl Kollmann im Februar 2014
Der verlorene Kampf gegen den Klimawandel
Wir haben es so gewollt. Die Bürger wollen nicht, die politischen Eliten ebenfalls nicht und die Unternehmen schon gar nicht.
Eine ernsthafte Klimapolitik wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Das Scheitern vernünftiger Klimapolitik ist mittlerweile evident, der Weltklimagipfel in Warschau 2013 war nur ein Markierungspunkt dafür. Die Menschen können ihr selbstverursachtes Klimaproblem nicht mehr lösen, denn das hieße für den Westen Suffizienz: Schonung, etwas Konsumverzicht. Erinnert sei da an die Bücher von Jorgen Randers („2052. Der neue Bericht an den Club of Rome“) oder Stephen Emmott („Zehn Milliarden“). Bürger, Verbraucher, Politiker, Medien und Wirtschaft sind auf Wachstum, also auf das Gegenteil von Schonung und Konsumverzicht, programmiert. Aus dieser Sackgasse kommen sie nicht heraus, und das hat weitere Gründe: Umweltfragen kommunizieren mit allen anderen Krisen dieser Gesellschaft unterirdisch. Die politischen Eliten versagen Die politischen Eliten sind zu sehr in ihrer parteipolitischen, auf Machterhalt orientierten Denke verfangen, um überhaupt noch langfristig Vernünftiges zustande zu bringen. Das haben sie selbst verschuldet: sie wollten keine partizipative Demokratie, die korrigierend eingreifen könnte. Sie wollen nur Selbstmarketing – aber dieses vom Wähler bezahlt. Demokratie als Auswahlverfahren zwischen Milka- und Ritter-Schokolade sozusagen. Die breitenwirksamen Medien sind nicht mehr imstande, der verstörten res publica zur Hilfe zu kommen: die haben sich zu sehr schon in das Geschäft aus Werbung und flacher Publikumsorientierung eingenistet, um eine vermittelnde Vierte Macht sein zu können. Nicht Sach- sondern Quotenorientierung ist der unterliegende Themengeber in kommerziellen Medien-Haifischbecken. Dazu kommt: Wirtschaft, Politik und Medien sind mittlerweile verseucht von einem aufgeblähten eindimensionalen Beratungsfilz (als hätte es nie in der Welt Sachverstand außerhalb der Berater gegeben), der alles nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen einschlichten will und mit der Arroganz der eben gegebenen Verhältnisse auf Menschen, Unternehmen und Institutionen niederprasselt. Domestizierte Bildung Bildung, Wissenschaft und Kunst sind heute ökonomischen Interessen untergeordnet. Statt klassischer Humboldtscher und Kantscher Bildung für des Menschen Menschenwürde, Individualität und Autonomie: Ausbildung für eine industrielle Verwertung, inklusive Zurichtung durch permanente Audits und Zielvorgaben. Eine akademische Landschaft ist entstanden, die von Uni-CEOs und deren Aufsichtsräten nach betriebswirtschaftlichen Kriterien mit industrieller Drittmittelfinanzierung geführt wird und deren Vorschulen PISA-deformiert sind. Daneben steht ein Kunstbetrieb, der auf der einen Seite Massenarmut und auf der anderen monetären Größenwahnsinn fördert, dazu ein Kuratoren- und PR-Unwesen schafft, die Kunst als Unterhaltung designen. Zwei der ganz wesentlichen Angelegenheiten für ein demokratisches und ökologisch verantwortliches Gemeinwesen, nämlich über politische Bildung und über ausreichend Zeit zu verfügen, sind ebenfalls seit Jahren obsolet geworden. Klar: Menschen, die seit den Diktaturen im letzten Jahrhundert nicht gelernt haben, ihre Meinung und ihre Vorstellungen zu äußern, benötigten aufmunternde Bildung, die klarmacht, dass Bürger selbst gestaltend und durchsetzungsfähig sein können.
Und
Zeit? |
von Karl Kollmann 03.02.2014
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