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Ilko-Sascha_Kowalczuk 2024
Ilko-Sascha Kowalczuk ist ein deutscher Historiker und Publizist mit dem
Schwerpunkt Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Leben
Kowalczuk wuchs in Berlin-Friedrichshagen in einem DDR-staatstreuen
Elternhaus auf. Sein Großvater, dessen Familiennamen er trägt, war
Ukrainer.[1] In seinem fünfzehnten Lebensjahr kam es zum Bruch mit
Elternhaus und Schule und dem Staat DDR. Kowalczuk hatte im Alter von zwölf
Jahren erklärt, er wolle Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR werden,
nun aber darauf bestanden, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Statt
des Abiturs machte er von 1983 bis 1985 eine Ausbildung zum Baufacharbeiter
und arbeitete von 1986 bis 1988 als Pförtner an einem Fischereiinstitut. Das
Abitur holte Kowalczuk 1988 auf der Abendschule nach. Nach dem Ende der
SED-Herrschaft in der DDR konnte er 1990 ein Geschichtsstudium an der
Humboldt-Universität zu Berlin aufnehmen, das er 1995 abschloss.
Kowalczuk gehörte dem Unabhängigen Historikerverband (UHV) seit seiner
Gründung im Jahr 1990 an. Von 1995 bis 1998 war er ehrenamtliches
sachverständiges Mitglied in der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von
Geschichte und Folgen der SED-Diktatur“ des Deutschen Bundestages. Von 1998
bis 2000 arbeitete er als wissenschaftlicher Referent in der Bundesstiftung
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Seit 2001 ist er Wissenschaftlicher
Mitarbeiter und Projektleiter in der Abteilung Bildung und Forschung beim
Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der
ehemaligen DDR[4] und zudem assoziierter Forscher bei der
Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin.
Promoviert wurde er 2002 bei Christoph
Kleßmann an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam. Stipendien
erhielt er von der Hans-Böckler-Stiftung und der Fazit-Stiftung. Im Frühjahr
2018 wurde er beurlaubt, um eine Biografie über Walter Ulbricht zu
schreiben.[5] Dafür erhielt er ein Stipendium der Hamburger Stiftung zur
Förderung von Wissenschaft und Kultur. Im Frühjahr 2019 berief ihn die
Bundesregierung in die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und
Deutsche Einheit“.
Forschung und publizistische Tätigkeit
Kowalczuk war an vielen wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten
über die DDR und ihre Folgen beteiligt, so zum Beispiel in den Diskussionen
über die Geschichtswissenschaft in der DDR, den Aufstand vom 17. Juni 1953,
die Revolution 1989 und den Transformationsprozess. Exemplarisch zu nennen
sind auch die Debatten über die Gegenwart Ostdeutschlands, die
Staatssicherheit, den Unrechtsstaat oder die Rolle von Opposition und
Widerstand in der DDR, die im Zusammenhang mit Jan-Hendrik Olbertz, Andrej
Holm, Hubertus Knabe oder Holger Friedrich[7] geführt wurden. Er ist
regelmäßiger Interviewpartner zu zeithistorischen Themen und zu Fragen der
Aufarbeitung. Er berät seit 1999 zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme mit
zeitgeschichtlichen Themen, darunter beispielsweise die erfolgreichen und
vielfach preisgekrönten TV-Serien Weissensee, Tannbach – Schicksal eines
Dorfes, Unsere wunderbaren Jahre, Preis der Freiheit, ZERV – Zeit der
Abrechnung, Honecker und der Pastor, Zwei Tage Hoffnung und viele andere.
Auch Ausstellungen und Projekte wie Comics oder Projekte in den Neuen Medien
berät er, so erarbeitete er die inhaltliche Grundkonzeption für die
erfolgreiche Open-Air-Ausstellung Friedliche Revolution 2009/10 auf dem
Alexanderplatz, die ihn als Fachberater ausweist.
Im Juli 2023 legte Kowalczuk den ersten von zwei Teilen einer umfangreichen
Biografie über Walter Ulbricht vor. Der Band behandelt die Zeit bis
einschließlich 1945. Anlässlich der Bucherscheinung sagte Kowalczuk über den
Portraitierten im Interview mit der Zeit: „Er war der erfolgreichste
Kommunist in der deutschen Geschichte, eine der prägendsten deutschen
Figuren des 20. Jahrhunderts.“[8] Ebenfalls in der Zeit urteilte Alexander
Cammann in seiner Rezension der Neuerscheinung: „Kowalczuks Ulbricht ist ein
Glücksfall für die Geschichtsschreibung: minutiöse Rekonstruktion,
unverzerrte Deutung, spannende Erzählung.“[9] Nicht zuletzt ermögliche das
gut 1000-seitige Buch Erkenntnisse darüber, so Daniel Siemens in einer
Rezension vom 14. Juli 2023 für die Süddeutsche Zeitung, warum die
Demokratisierung Deutschlands nach 1918 nicht dauerhaft erfolgreich war.[10]
Der zweite Band der Ulbricht-Biografie erschien im März 2024. Henry Bernhard
befand im Deutschlandfunk, die Biografie „wird für Jahre, eher Jahrzehnte
den Maßstab setzen“.
Privates
Kowalczuk ist mit der Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt verheiratet.
Das Ehepaar hat vier gemeinsame Kinder. Er lebt in Berlin und Bayreuth.
2014 erkrankte Kowalczuk an der chronischen Krankheit ME/CFS. Zusammen mit
anderen Betroffenen setzt er sich für die Erforschung der Krankheit
ein.
wikipedia Myalgische_Enzephalomyelitis/Chronisches_Fatigue-Syndrom
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Die Myalgische Enzephalomyelitis/das
Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine chronische
Multisystemerkrankung. Das Leitsymptom ist eine nach Belastung
einsetzende starke Zustandsverschlechterung, die als post-exertionelle
Malaise (PEM) bezeichnet wird. Sie kann durch körperliche oder geistige
Anstrengung sowie durch Überreizung (z. B. durch Licht oder Geräusche)
ausgelöst werden.
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Die Zustandsverschlechterung ist durch
eine oft (um Stunden oder Tage) zeitversetzt eintretende Verstärkung der
weiteren Symptome gekennzeichnet. Zu diesen zählen Fatigue (eine
ausgeprägte Entkräftung), Störungen des Schlafs, autonomer
Körperfunktionen und der geistigen Leistungsfähigkeit sowie Schmerzen
und infektartige Krankheitserscheinungen. Die Symptome führen zu
erheblichen Einschränkungen im Alltag und in schweren Fällen zu einem
hohen Grad an Behinderung. Die medizinische und soziale
Versorgungssituation der Betroffenen gilt als problematisch.
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ME/CFS tritt meist infolge viraler
Infektionskrankheiten wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber, der echten
Grippe und COVID-19 auf. Die genauen Mechanismen, die die Entstehung und
Entwicklung der Krankheit bewirken, sind unbekannt. Beschrieben werden
vor allem Störungen des Immunsystems, des Stoffwechsels, des
Nervensystems und der Durchblutung. Bei einem Teil der Long- und
Post-COVID-Betroffenen wird ME/CFS diagnostiziert.
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ME/CFS wird anhand der Symptome
diagnostiziert. Eine ursächliche Therapie gibt es nicht, manche Symptome
können jedoch mit Medikamenten gelindert werden. Betroffenen wird ein
individuelles Energiemanagement (Pacing) empfohlen.
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Zur Verbreitung gibt es
unterschiedliche Schätzungen. Die Krankheit betrifft Erwachsene sowie
Kinder und Jugendliche. Sie tritt bei Frauen häufiger auf als bei
Männern.
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Legitimation eines neuen Staates. Parteiarbeiter an der historischen
Front. Geschichtswissenschaft in der SBZ/DDR 1945 bis 1961. Links
1997
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Die Niederschlagung der Opposition an der Veterinärmedizinischen
Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in der Krise 1956/57.
Dokumentation einer Pressekonferenz des Ministeriums für
Staatssicherheit im Mai 1957 (= Schriftenreihe des Berliner LStU.
Band 6). Berliner LStU, Berlin 1997
-
Roter Stern über Deutschland. Sowjetische Truppen in der DDR. Mit
Stefan Wolle. Links 2001
-
Geist im Dienste der Macht. Hochschulpolitik in der SBZ/DDR 1945 bis
1961. Links 2003
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Das bewegte Jahrzehnt. Geschichte der DDR von 1949 bis 1961 (=
Zeitbilder. Band 13). Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
2003
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17. Juni 1953 – Volksaufstand in der DDR. Mit einem Vorwort von
Marianne Birthler. Edition Temmen, Bremen 2003
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Die verdrängte Revolution. Der Platz des 17. Juni 1953 in der
deutschen Geschichte. Mit Bernd Eisenfeld, Ehrhart Neubert. Edition
Temmen, Bremen 2004
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Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR. Beck-2009
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Die 101 wichtigsten Fragen – DDR. Beck-2009
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Stasi konkret. Überwachung und Repression in der DDR. Beck-2013
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17. Juni 1953. Geschichte eines Aufstands. Beck-2013
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Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde.
Beck-2019
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End Game. The 1989 Revolution in East Germany. Berghahn, New York, Oxford 2022
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Walter Ulbricht. Der deutsche Kommunist (1893–1945). 2., durchgesehene Auflage.
Beck-2023
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Walter Ulbricht. Der kommunistische Diktator (1945–1973). Beck-2024
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Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands seit 1989.
Beck-2024